PGH _ M-o(z)art²

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M-O(Z)ART²

Ballett von Andreas Heise

Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

theater-vorpommern.de

Ballett von Andreas Heise

Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

Uraufführung

1. Das Wunderkind

Andante C-Dur KV 6 1a: Jemina Bowring / Allegro C-Dur KV 6 1b: Vitor Oliveira Pires / Allegro F-Dur KV 6 1c: Jemina Bowring, Vitor Oliveira Pires / Menuett F-Dur KV 6 1d: Cristina Dora Serrano Sánchez / Menuett G-Dur KV 6 1e: Jemina Bowring, Cristina Dora Serrano Sánchez, Lucas

Praetorius / Menuett C-Dur KV 6 1f: Stefano Fossat, Juul van Helvoirt, Lucas Praetorius

3. Der Verliebte

Zwölf Variationen über das französische Lied „Ah, vous dirai-je, maman“

KV 265: Cristina Dora Serrano Sánchez, Armen Khachatryan

Streichquartett Nr. 19 C-Dur, KV 465 „Dissonanzenquartett“, 2. Satz: Andante

Cantabile: Mario Salas Maya, Tali Elman, Jemina Bowring

4. Intermezzo

Menuett F-Dur KV

2: Mario Salas Maya, Armen Khachatryan

Allegro B-Dur KV 3: Lucas Praetorius & Armen Khachatryan, Jemina Bowring & Juul van Helvoirt, Cristina Dora Serrano

Sánchez & Mario Salas Maya, Vitor

Oliveira Pires & Stefano Fossat

Menuett F-Dur KV 4: Stefano Fossat, Lucas Praetorius, Jemina Bowring, Mario

Salas Maya, Armen Khachatryan, Juul van Helvoirt, Vitor Oliveira Pires, Cristina

Dora Serrano Sánchez

Menuett F-Dur KV 5: Stefano Fossat, Lucas Praetorius, Jemina Bowring, Mario

Salas Maya, Armen Khachatryan, Juul van Helvoirt, Vitor Oliveira Pires, Cristina Dora Serrano Sánchez

2. Der Spieler

Der Schauspieldirektor KV 486, Ouvertüre: Stefano Fossat, Lucas

Praetorius, Jemina Bowring, Mario Salas

Maya, Armen Khachatryan, Juul van Helvoirt, Vitor Oliveira Pires, Cristina Dora Serrano Sánchez

„Caro bell’idol mio“ KV 562: Vitor Oliveira

Pires, Avah Painter, Tali Elman, Bárbara Flora

Thamos, König in Ägypten KV 345, Nr. 5

Entr’acte: Ensemble

Musik zu einer Pantomime KV 446, Adagio: Mario Salas Maya

5. Der Genius

Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur KV 271

„Jeunehomme“, 2. Satz: Andantino: Juul van Helvoirt, Tali Elman, Cristina Dora Serrano Sánchez

– Pause –

6. Der Sohn

Miserere KV 85: Bárbara Flora und Ensemble

Klaviersonate Nr. 8 a-Moll KV 310: Mario Salas Maya, Stefano Fossat, Bárbara Flora, Avah Painter

7. Der Ehemann

Adagio und Fuge c-Moll KV 546: Juul van Helvoirt, Vitor Oliveira Pires

8. Der Göttliche

Große Messe in c-Moll KV 427 „Et Incarnatus Est“: Ensemble

9. Der Maßlose

Kanon „Leck mich im Arsch“ KV 231: Tali Elman

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M-o(z)art²

Inszenierung & Choreographie Andreas Heise

Bühne & Kostüme Sascha Thomsen

Licht Kirsten Heitmann

Dramaturgie Barbara Buck

Choreographische

Assistenz Adonai Luna, Gisela F. Galea

Inspizienz Nadim Hussain

BallettVorpommern Jemina Bowring, Tali Elman, Bárbara Flora, Stefano Fossat, Juul van Helvoirt, Armen Khachatryan, Vitor Oliveira Pires, Avah Painter, Lucas Praetorius, Mario Salas Maya, Cristina Dora Serrano Sánchez, Carlos Tostado Serván

Premiere in Stralsund am 4. Februar 2023

Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde 30 Minuten, eine Pause

Ausstattungsleiterin: Eva Humburg / Technischer Direktor: Christof Schaaf / Beleuchtungseinrichtung: Kirsten Heitmann / Bühnentechnische Einrichtung: Michael Maluche/ Toneinrichtung: Hagen Währ, Samuel Zinnecker/ Leitung Bühnentechnik: Michael Schmidt / Leitung Beleuchtung: Kirsten Heitmann

Leitung Ton: Daniel Kelm / Leitung Requisite: Alexander Baki-Jewitsch, Christian Porm

Bühne & Werkstätten: Produktionsleiterin: Eva Humburg / Tischlerei: Stefan Schaldach, Bernd Dahlmann, Kristin Loleit / Schlosserei: Michael Treichel, Ingolf Burmeister / Malsaal: Anja Miranowitsch, Fernando Casas Garcia, Sven Greiner / Dekoration: Frank Metzner

Kostüm & Werkstätten: Leiter der Kostümabteilung: Peter Plaschek / Gewandmeister: Annegret Päßler, Tatiana Tarwitz / Modisterei: Elke Kricheldorf / Ankleiderinnen: Ute Schröder, Petra Westphal

Leiterin der Maskenabteilung: Andrea Steinbrück, Antje Kwiatkowski (Stv.)

Liebe Gäste, wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen aus urheberrechtlichen Gründen untersagt sind. Vielen Dank.

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Das Theater Vorpommern wird getragen durch die Hansestadt Stralsund, die Universitäts- und Hansestadt Greifswald und den Landkreis Vorpommern-Rügen. Es wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und EU-Angelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Frage:

Was fällt uns als erstes ein, wenn wir an Mozart denken?

Was verbinden wir mit Mozart?

„Eher Bilder als Musik“

„Brauner Raum, rote Jacke“

„Mathematik und Göttlichkeit“

„Mozartkugel“

„Lautes Lachen“

„Requiem“

„Begabung“

„Weiße Perücke“

„Wunderkind“

„Hofmanieren“

„Galanterie“

„Frauenschwarm“

Choreograph Andreas Heise ist von Kindesbeinen an Mozartverehrer. Für die Entstehung seines Ballettstückes hat er sich vorgenommen, unterschiedliche Facetten von Mozarts Persönlichkeit tiefer zu ergründen; oder vielmehr zu erforschen, denn nicht umsonst hat er sein Stück M-o(z)art² genannt. Als Forscher will er vorgehen, er will diese „Formel“ entziffern, ausprobieren, auseinandernehmen, ein „Mozart-Labor“ betreiben. Andreas Heise ist überzeugt: In Mozarts Musik liegt der Schlüssel – viele Facetten der Persönlichkeit des großen klassischen Meisters klingen in seiner Musik mit.

Nebenher begann auch ich zu recherchieren und konnte ziemlich bald, überfrachtet von unzähliger Mozartliteratur, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Ich brauchte eine Empfehlung und wandte mich an meine Kollegin, Musiktheaterdramaturgin und Expertin in Sachen Musik Katja Pfeifer. „Wenn Biografie, dann bitte die von Hildesheimer“ sagte sie mir. Also nahm ich sie zur Hand und siehe da, schon auf den ersten Seiten fand ich eine bemerkenswerte Aussage des Autors:

„Mozarts Reaktionen auf seine Lebensumstände und Seelenzustände, wie sie sich uns dokumentarisch darbieten, werden durch sein Werk nicht beleuchtet. Sie werden, im Gegenteil, und zwar mitunter von ihm selbst, unbewußt, aber systematisch, verdunkelt. Dies ist eine These meines Versuches und gleichzeitig ein Fazit.“

Hildesheimer ist also der Meinung, dass wir aus der Musik nicht viel über den Menschen Mozart erfahren können. Gut, dachte ich, vielleicht zeichnet sich aber parallel im „Labor Ballettsaal“ ein anderes Bild ab. Beim nächsten Probenbesuch, noch im November 2022, musste ich staunen, wie viel die subtilere Forschung mit Körper und Musik über Mozart verrät, und ich war fasziniert. Das ist mit Sicherheit der unmittelbarere und damit vielleicht der sinnvollere Weg, sich diesem großen Komponisten zu nähern!

Er bleibt unbeschreiblich, unergründlich, dieser Mozart, man kann ihn nur bewundern und sich von seiner Musik berühren lassen.

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Wer war…?

Johannes Chrysostomus

Wolfgangus Theophilus

Wolfgango Amadeo

Wolfgang Amadé Mozart

der alte Junge Sauschwanz Wolfgang

Amadé Rosenkranz

Wolfgang in Teütschland

Amadeo in Italien De Mozartini

Edler von hochenthal freünd des Zahlhausens

franz v: Nasenblut

Mozart magnus, corpore parvus

Ritter von Sauschwanz

Wolfgangus Amadeus Mozartus

Obwohl Mozart zu den bekanntesten Komponisten aller Zeiten gehört, wissen wir wenig über ihn als Person. Er war weltoffen und wach, dabei lebte er in einer Zeit, in der man sich dem Pragmatismus und der Disziplin unterwerfen musste, um nicht als Außenseiter zu gelten. Der Widerspruch zwischen unbändiger Kreativität und einer Erziehung zu Fleiß und Tüchtigkeit klingt in seiner wunderbaren Musik mit.

Der Choreograph Andreas Heise will – alle Klischees hinter sich lassend – auf dem Pfad dieser Musik den Menschen Mozart erforschen. Viele Facetten hatte das Wunderkind: Vom Spieler und Lebemann, Liebhaber und Verliebten, vom Sohn und Ehemann bis hin zum Heimatund Maßlosen. Die einzelnen Szenen offenbaren immer wieder neue Seiten und versuchen, uns Mozart näher zu bringen.

Das Wunderkind

„Noch vor seinem fünften Geburtstag konnte Wolfgang mehr als zehn kleine Stücke einwandfrei spielen. In den darauffolgenden Monaten komponierte er mit Hilfe des Vaters sogar selbst.

(…) Wesentlicher waren das enorm schnelle Auffassungsvermögen, ein phänomenales Gedächtnis, aber vor allem das in unbändigem Spiel- und Phantasiertrieb sich manifestierende Ausdrucksbedürfnis.“

Der Spieler

Die Verehrung für die Künstlerinnen, die mit ihm arbeiteten, und auch für seine Schülerinnen ließ Mozart viele zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen, die zwischen Verliebtsein und Idealisierung changierten, die aber auch oft überraschend abbrachen. Das geschah auf einer unbewussten Ebene, da er äußerst fokussiert auf seine Musik war und weniger darauf, sein eigenes Verhalten zu reflektieren.

Der Verliebte

Als sich Mozart in Mannheim in die divenhafte Sopranistin Aloisia Weber verliebte, befahl sein Vater ihm die Abreise. Mozart gehorchte und opferte die Liebe zu Aloisia seiner weiteren Karriere und den Wünschen seines Vaters. Den Kontakt zur Familie Weber brach er aber nie ganz ab und so kam es, dass er sich später in Wien in Aloisias jüngere Schwester Constanze, verliebte, die er dann 1782 schlussendlich gegen den Willen seines Vaters heiratete. Constanze war zwar ruhiger und ausgeglichener als Aloisia, doch Mozart sah vielleicht in der Verbindung mit ihr seine unerfüllte Liebe zu ihrer älteren Schwester verwirklicht.

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Der Genius

„Eine Dimension Mozartschen Genies offenbart sich in der Sensibilität, mit der er traditionelle Formen handhabt; nie wirken sie zusammengezwungen, sondern scheinen sich ihm freiwillig zu fügen.“

„Das eigentliche Komponieren erfolgte aber dennoch größtenteils ohne Papier und Instrument, in der Klangvorstellung. Dann erst kam die Niederschrift des – zumindest bei Instrumentalwerken – oft annähernd druckreifen Notentextes. So gewann Kapellmeister Destouches den Eindruck: ‚Er hat schneller componirt, als die Abschreiber es schreiben konnten‘ (…) Wiederum beiläufig erfahren wir, dass es ihm möglich war, während er ein Stück aufschrieb, bereits das nächste im Kopf zu komponieren. Wir wissen davon, weil er, mit Heiratsplänen beschäftigt, sich bei der Schwester entschuldigt, dass in den mitgeschickten Noten (KV 394/383) nicht, wie es sich gehört, die Fuge dem Präludium folge, ‚das Praeludio gehört vorher, dann folgt die fuge darauf. – die ursache aber war, weil ich die fuge schon gemacht hatte, und sie, unterdessen daß ich das Praeludium ausdachte, abgeschrieben.‘“

Der Sohn

Auf einer Reise nach Paris begleitete ihn zum ersten Mal seine Mutter anstelle des allgegenwärtigen Vaters.

„(…) Mozart hat sich auf dieser Reise um seine Mutter nicht allzuviel gekümmert, weshalb ihm denn auch der Vater in seinen Briefen manchmal bittere Vorwürfe machte. Sie musste wochenlang in dürftigen billigen Wohnungen verbringen, in dunklen und wahrscheinlich sanitär unzureichenden Quartieren, unsauber und im Winter ungenügend geheizt. (…) Wenn sie unsere Bewunderung verdient, so vor allem als stumme oder verstummende Dulderin während langer Wochen, die nicht selten zu einem stillen Martyrium wurden, unter Aufgabe des eigenen Willens – sofern sie einen hatte – und gewohnt, sich zu fügen. (…) In Paris ist sie denn auch gestorben. (…) Übrigens sind keinerlei Liebesbezeugungen des Kindes Wolfgang ihr gegenüber bekannt, im Gegensatz zum Fall des Vaters. Die Stimme der Mutter hat nicht in sein Partitursystem gehört.“

Wie leider bei vielen anderen Eltern hat der Vater Leopold seine eigenen Ideale auf Wolfgang projiziert und nicht mit der Eigenständigkeit seines Sohnes gerechnet.

„Der junge Mozart ist gewiß für sein Alter ein Wunder, und ich liebe ihn unendlich. Der Vater ist – soweit ich sehe – immer und mit allem unzufrieden; inzwischen wird auch hier darüber geklagt. Er vergöttert seinen Sohn etwas zu sehr und tut damit, was er kann, ihn zu verderben. Aber ich habe eine so gute Meinung von dem natürlichen, richtigen Sinn des Knaben, dass ich hoffe, er wird sich aus Ärger über die Lobreden seines Vaters nicht verderben lassen, sondern ein tüchtiger Mensch werden.“

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Der Ehemann

Wolfgang und Constanze führten eine größtenteils glückliche Ehe. Mozart schrieb seiner Frau viele Liebesbriefe, die uns zu dieser Annahme führen. Wie aber in den meisten Ehen gab es auch Zeiten, in denen jeder seine eigenen Wege ging. Letzten Endes lebten sie aber stets mit dem Gefühl der Sicherheit, dass sie als Paar auch unter widrigen Umständen eine Einheit sind.

„(…) In acht Jahren brachte sie sechs Kinder zur Welt. Vier starben im ersten Lebensjahr (…) Vorwürfe der Verantwortungslosigkeit richteten sich naturgemäß gegen die Mutter. Mozarts Briefe aus seinen letzten Jahren deuten auf ein getrübtes Verhältnis. Er rügte sie wegen ihres Betragens, zweifelte an ihrer Liebe und versicherte sie der seinen. Mozarts Genialität und sein durch strenge Disziplin herausgepresstes Arbeitspensum legen nahe, dass Constanze Mozart wie die Ehefrauen anderer Genies an der Seite ihres Mannes gelitten hat.“

Der Göttliche

„So vermutet denn der Theologe Karl Barth, dass die Engel, wenn sie unter sich seien, Mozart spielen, und daß ihnen dann auch der liebe Gott besonders gern zuhöre. (…) Auch Konzertinterpreten haben sich des Gleichnisses mit göttlichen Regionen bedient: ‚Andere mögen manchmal mit ihren Werken den Himmel erreichen. Mozart aber, der kommt von dort, der kommt von dort!‘ Dieser Ausruf (…) unterstützt (Alfred) Einsteins Wort, dass Mozart ‚nur ein Gast auf dieser Erde‘ gewesen sei.“

Der Liedermacher und Sänger Konstantin Wecker in einem Interview für „Zeit Online“: „Ich bin einfach ein unglaublicher Mozart-Liebhaber (…) Schon als junger Mann habe ich gesagt: Wenn ich Mozart höre, brauche ich nicht mehr in eine Kirche zu gehen – dann weiß ich, dass es das Göttliche gibt.“

Der Maßlose

„Sein Schwager Joseph Lange, der ihn gut kannte und als Schauspieler mit der Psyche von Künstlern vertraut war, berichtet: ‚Nie war Mozart weniger in seinen Gesprächen und Handlungen für einen großen Mann zu erkennen, als wenn er gerade mit einem wichtigen Werke beschäftigt war. Dann sprach er nicht nur verwirrt durcheinander, sondern machte mitunter Späße einer Art, die man an ihm nicht gewohnt war, ja er vernachlässigte sich sogar absichtlich in seinem Betragen. (…) Entweder verbarg er vorsetzlich aus nicht zu enthüllenden Ursachen seine innere Anstrengung unter äußerer Frivolität; oder er gefiel sich darin, die göttlichen Ideen seiner Musik mit den Einfällen platter Alltäglichkeit in scharfen Kontrast zu bringen, und durch eine Art Selbst – Ironie sich zu ergetzen.‘“

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KURZINTERVIEW MIT ANDREAS HEISE

Lieber Andreas, der heutige Abend ist nach deinen eigenen Worten eine Liebeserklärung an Mozart. Was fasziniert dich an ihm und wie schöpfst du deine Bewegungen aus seiner Musik?

Soweit ich zurückdenken kann, war Mozarts Musik mein stetiger Begleiter. Während ich bei vielen anderen Komponisten zeitlich begrenzte Phasen der Faszination durchlebe, bleibt Mozart immerfort eine Faszination für mich. Mozart geht immer! Wobei mich die Tiefen und Abgründe in Mozarts Musik mehr interessieren und begeistern als die oft hervorgehobene Heiterkeit und Leichtigkeit. Neben der Musik von Franz Schubert wage ich es zu behaupten, dass ich Mozarts Musik so verinnerlicht habe, dass es mir relativ leicht fällt mich choreografisch dazu auszudrücken. Mozart ist für mich eine Notwendigkeit, sowohl als Künstler als auch als Mensch.

Wie dürfen wir uns die Erarbeitung deiner Choreographie vorstellen?

Wieviel ist schon im Voraus konzipiert und wieviel entsteht im Probenprozess mit den Tänzer*innen?

Mozart bietet mir persönlich so viel Stoff, dass ich wahrscheinlich zehn verschiedene Abende zu seiner Musik kreieren könnte. Für diese Produktion war für mich zuallererst wichtig ein Konzept zu erstellen, welches sich auf den Mozart konzentriert, den ich mein ganzes Leben lang gehört und recherchiert habe. Dabei wurde schnell klar, dass ich dem Publikum nicht vorschreiben will, wer Mozart ist, sondern eine Sprache entwickeln möchte, welche Assoziationen und eigene Interpretationen des Publikums zulässt. Die Auswahl der Musik sollte sich hierbei nicht nur um Mozarts Meisterwerke drehen, sondern auch Stücke hören lassen, die vielleicht nicht so gängig sind. Bevor ich also im Studio mit den Tänzer*innen begonnen habe, gab es ein klares Konzept und eine klare Struktur des Abends. Das Bewegungsmaterial entstand dann ganz spontan im Studio. Ich bereite sehr selten Schrittmaterial im Voraus vor. Im inneren Bilde sehe ich oft Bewegungen, welche ich dann umzusetzen versuche. Ich schätze die individuellen Fähigkeiten der Tänzer*innen im Ensemble des BallettVorpommern sehr und gehe im Moment der Kreation choreografisch auf jede*n Künstler*in ein. Dadurch entsteht für mich ein sehr authentischer und persönlicher Ausdruck, was ich sehr inspirierend finde.

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Wenn du Mozart eine einzige Frage stellen könntest, welche wäre es?

Kurz und knapp: Was inspiriert dich?

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„Es ist meine Liebeserklärung an den Großen Meister der Klassik.“

Lieber Sascha, du hast eine sehr schlichte und klare Ausstattung für diesen Abend entworfen. Auf der Bühne sehen wir einen großen, zum Teil bewegbaren Rahmen. Die Kostüme enganliegend und aus dünnem durchscheinendem Stoff, die Farbe zurückhaltendes Rosa …

Wenn Mozarts Musik gespielt wird und Andreas Heise – ein großer Verehrer seines Schaffens – inszeniert und choreographiert, bedarf es keiner überbordenden Ausstattung. Mit dem sehr klaren und differenzierten Bühnenbild möchte ich im wahrsten Sinne des Wortes einen Rahmen schaffen, wobei der zusätzliche Einsatz der Drehbühne die beiden auf der Bühne verwendeten Rahmen in ein multifunktionales Element verwandelt, das gleichsam Rahmen, Ein- oder Ausblick, Raum, Öffnung und leuchtend-dekoratives Bühnenelement sein kann.

Da Andreas Heise und ich auf jeglichen „Schnickschnack“ verzichten, wurden wir im Zuge der Konzeption vor die Herausforderung gestellt, ein Zitat aus Mozarts Schaffenszeit in die Produktion zu integrieren, ohne auf gängige Klischees zurückzugreifen. Uns war klar, dass es keine barocken Möbel, keine Perücken, kein Habit à la Française (Anzug des Mannes im 18. Jahrhundert, bestehend aus Rock, Kniehose und Weste) oder Reifröcke und Korsagen werden sollen. Die nicht auf den ersten Blick ins Auge springende Farbgebung war schließlich das gestalterische Element, bei dem wir fündig wurden, bestimmten doch Pastelltöne das 18. Jahrhundert in der Mode und in der Einrichtung von Räumen. Das zu dieser Farbpalette gehörende Altrosa der Kostüme ist nicht nur eine schöne Reminiszenz an diese Zeit, sondern lässt die Tänzer:innen auf der Bühne sehr pur und authentisch, ja geradezu nackt erscheinen. Im Entwurf der Kostüme war es mir wichtig, Mozart als ein zeitübergreifendes, noch immer andauerndes Phänomen darzustellen, dem auch mehr als 250 Jahre nach seiner Geburt noch etwas „Heutiges“ anhaftet. Zeitgenössisch und vor allem bequem sollte es sein!

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KURZINTERVIEW MIT SASCHA THOMSEN

Welche Schwerpunkte habt ihr euch in der Vorbereitung für diesen Abend gesetzt?

MUSIK und TANZ ...

Da ich um Andreas Heises sehr intensive Begeisterung für Mozarts Musik bereits seit unserem Kennenlernen vor nunmehr 25 Jahren weiß, war es mir als Ausstatter wichtig, beiden Künstlern einen neutralen Rahmen zu bieten, der es den Zuschauer:innen ermöglicht, den Fokus voll und ganz auf den Tanz und die Musik zu richten.

Der Choreograph Andreas Heise berichtet über eine große Verehrung zu Mozarts Musik. Was bedeutet diese Musik wiederum für dich?

Wolfgang Amadeus Mozart ist bis heute eine Ikone der klassischen Musik, deren Werk ein steter Begleiter für mich ist, seitdem ich denken kann – seien es nun die „Ohrwürmer“ wie Eine kleine Nachtmusik, Arien aus der Zauberflöte oder sein sehr umfangreiches Werk für Streicher und Klavier. Für mich ist seine Musik eng verbunden mit eigenen Gemütszuständen, umfasst sie doch Freude und Trauer, Leichtigkeit und Tiefe sowie ein unsagbares Etwas, das einem stets die Möglichkeit bietet, zu entschwinden …

Kostümentwürfe zu M-o(z)art² von Sascha Thomsen

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Stralsund Großes Haus:

Sa, 04.02.2023 / 19.30 Uhr (Premiere)

So, 26.02.2023 / 18.00 Uhr

Sa, 11.03.2023 / 19.30 Uhr

So, 02.04.2023 / 18.00 Uhr

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Termine Trailer

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Mi, 08.04.2023 / 19.30 Uhr Mi, 29.04.2023 / 19.30 Uhr

Gilgamesch

M-o(z)art² im Gespräch

mit Barbara Buck (Drammaturgie) und Andreas Heise (Choreographie)

Weiterhin im Programm

Wie weiter? (Arbeitstitel)

María de Buenos Aires

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Herausgeber: Theater Vorpommern GmbH, Stralsund – Greifswald – Putbus, Spielzeit 2022/23

Geschäftsführung:

Ralf Dörnen, Intendant Peter van Slooten, Verwaltungsdirektor

Literaturnachweise:

Impressum

Texte, Interviews, Redaktion: Barbara Buck

Gestaltung: giraffentoast

Das Wunderkind: Aus: Mozart. Sein Leben und seine Zeit in Texten und Bildern. Hrsg. von Max Becker. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1991; S. 253 | Der Genius: Aus: Mozart. Sein Leben und seine Zeit in Texten und Bildern. Hrsg. von Max Becker. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1991; S. 208 / 210 | Der Sohn: Aus: Mozart. Wolfgang Hildesheimer, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1977; S. 80 ff. & Mozart. Sein Leben und seine Zeit in Texten und Bildern. Hrsg. von Max Becker. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1991; S. 60 (Zitat von Johann Adolf Hasse, 23. März 1771) | Der Ehemann: Aus: Mozart. Sein Leben und seine Zeit in Texten und Bildern. Hrsg. von Max Becker. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1991; S. 141 | Der Göttliche: Aus: Mozart. Wolfgang Hildesheimer, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1977; S. 20 | www.zeit.de/news/2021-06/19/konstantin-wecker-sieht-in-mozart-dasgoettliche [letzter Zugriff: 17.01.2023] Der Maßlose: Aus: Mozart. Sein Leben und seine Zeit in Texten und Bildern. Hrsg. von Max Becker. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1991; S. 55f.

Musiknachweise:

Andante C-Dur KV6 1a / Allegro C-Dur KV6 1b / Allegro F-Dur KV6 1c / Menuett F-Dur

KV6 1d / Menuett G-Dur KV6 1e / Menuett C-Dur KV6 1f / Menuett F-Dur KV 2 / Allegro B-Dur KV 3 / Menuett F-Dur KV 4 / Menuett F-Dur KV 5: Nannerl Notenbuch –Alessandro Deljavan; Der Schauspieldirektor, K.486: Ouvertüre: Mozart Overtures – La Cetra Barockorchester Basel, Andrea Marcon; Caro bell’idol mio, K.562: Libertà! Mozart & the Opera, Pygmalion, Raphael Pichon – Sabine Devieilhe, Siobhan Stagg, Serena Malfi, Ensemble Pygmalion, Raphael Pichon; Thamos, König in Aegypten K. 345: No 5 Entr’acte: Mozart the Weber sisters Sabine Devieilhe Raphael Pichon Pygmalion; 12 Variations on „Ah, vous dirai-je maman“ in C Major, K.265 (Excerpt): Mozart the Weber sisters Sabine Devieilhe Raphael Pichon Pygmalion; String Quartet No. 19 in C Major, K.465 „Dissonance“: 2.Andante cantabile: Mozart the string quartets, Hagen Quartett; Musik for the Pantomime Pantalon and Columbine, K. 446: Adagio: Mozart the Weber sisters Sabine Devieilhe Raphael Pichon Pygmalion; Piano Concerto No.9 in E-Flat Major K.271 „Jeune homme“: II. Andantino: Edna Stern, piano / Arie van Beek, direction / Orchestre d’Auvergne; Miserere in A Minor, K.85: Mozart complete sacred music – MDR Rundfunkchor Leipzig, MDR- Sinfonieorchester, Herbert Kegel, Michael Christfried Winkler; Piano Sonata No. 8 in A Minor, K.310: Mozart The Piano Sonatas András Schiff; Adagio and Fugue in C minor, K546: Mozart the string quartets, Hagen Quartett, Roberto Di Ronza; Mass in C minor, K. 427: „Et incarnatus est“ – Album: Mozart the Weber sisters Sabine Devieilhe Raphael Pichon Pygmalion

Bildnachweise:

© Peter van Heesen © Sascha Thomsen S.15

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