FESTLICHE OPERNGALA
theater-vorpommern.de
Festliche Operngala Solist*innen:
Katharina Constanti, Sopran Soobhin Kim, Sopran Bassem Alkhouri, Tenor Alexandru Constantinescu, Bariton Maciej Kozłowski, Bariton Thomas Rettensteiner, Bariton Jovan Koščica, Bass Philharmonisches Orchester Vorpommern GMD Florian Csizmadia, Dirigent
Sa 11.11.2023, So 17.12.2023 & Fr 08.03.2024, Stralsund: Großes Haus Fr 08.12.2023 & Do 11.01.2024, Greifswald: Stadthalle / Kaisersaal Di 12.12.2023, Theater Putbus
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Das Theater Vorpommern wird getragen durch die Hansestadt Stralsund, die Universitäts- und Hansestadt Greifswald und den Landkreis Vorpommern-Rügen.
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Es wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und EU-Angelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Programm Wolfgang Amadeus Mozart „Le nozze di Figaro“ (1756 – 1791) Ouvertüre Wolfgang Amadeus Mozart „Le nozze di Figaro“ Arie des Grafen Almaviva: „Hai già vinta la causa“ Maciej Kozłowski Wolfgang Amadeus Mozart „Don Giovanni“ Arie des Leporello: „Madamina, il catalogo è questo“ Jovan Koščica Richard Wagner „Der fliegende Holländer“ (1813 – 1883) Monolog des Holländers: „Die Frist ist um“ Thomas Rettensteiner Antonín Dvořák „Rusalka“ (1841 – 1904) Duett Rusalka / Wassermann: „Hastrmánku, tatíčku / Sem často přichází“ Katharina Constanti & Maciej Kozłowski Antonín Dvořák „Rusalka“ Lied an den Mond: „Měsíčku na nebi hlubokém“ Katharina Constanti – Pause –
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Amilcare Ponchielli „La Gioconda“ (1834 – 1886) Arie des Alvise: „Sì! Morir ella deʼ!“ Jovan Koščica Umberto Giordano „Andrea Chénier“ (1867 – 1948) Arie des Gérard: „Compiacente aʼ colloqui“ Alexandru Constantinescu Georges Bizet „Carmen“ (1838 – 1875) Arie des Don José: „La fleur que tu mʼavais jetée“ Bassem Alkhouri Giuseppe Verdi „Rigoletto“ (1813 – 1901) Arie der Gilda: „Caro nome“ Soobhin Kim Gaetano Donizetti „L’elisir d’amore“ (1797 – 1848) Arie des Belcore: „Come Paride vezzoso“ Alexandru Constantinescu Gaetano Donizetti „Lucia di Lammermoor“ Duett Edgardo / Ashton: „Orrida è questa notte“ Bassem Alkhouri & Maciej Kozłowski
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„Ekstatische Zustände lassen sich nicht mit Worten beschreiben: Sie sind wie Musik.“ Mark Twain
Hinein ins pralle Opernleben! Schon nach wenigen wuselnden Achtelketten der Streicher und Fagotte schwingt sich Mozarts Ouvertüre zu Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro) auf zu einem D-Dur-Jubel, der allerdings kaum Zeit hat, in aller Pracht zu strahlen. Denn schon geht es weiter, achtelgetrieben durch eine Partitur voller Witz, scharfer Akzente und einer nie versiegenden Dynamik, die gegen Ende in einem großen Crescendo auf ihren Höhepunkt zusteuert, um dann nach den obligatorischen Schlussakkorden attacca in die Bühnenhandlung überzugehen. Und eines macht die Musik jetzt schon klar: Bei dieser Oper handelt es sich um ein virtuoses Ränkespiel, in deren Zentrum Figaro, das gewitzte Faktotum aus Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais’ Dramen-Trilogie steht. Ein Held ganz nach Mozarts Geschmack, der alle Regeln infrage stellt, vor allem die jahrhundertealten standesrechtlichen wie das „ius primae noctis“, das der Graf Almaviva an Figaros Verlobter Susanna gerne wiederbeleben möchte. Doch der Graf wird den Kürzeren ziehen. Auch wenn er sich bisweilen siegessicher glaubt und koloraturenreich jubiliert, wird es am Ende Figaro sein, der hier Hochzeit hält. Mozart hatte für diese Oper mit Lorenzo da Ponte als Librettisten zusammengearbeitet. Auch die nächste Oper, Don Giovanni, ist der erfolgreichen Kooperation dieser beiden zu verdanken. Und auch hier steht ein baritonales Männerduo im Zentrum. Hatten sich der Graf Almaviva und der gewitzte Figaro als Konkurrenten gegenübergestanden, so treten nun Don Giovanni und Leporello als scheinbar unzertrennliches Gespann in Erscheinung: der Herr und sein loyaler Diener. Beinahe wirken sie wie zwei Seiten derselben Medaille, bloß dass der eine, Leporello, der Fleischeslust eher auf kulinarische Weise frönt, während Don Giovanni ihr eher in Liebesaffären nachgeht. Jedoch dem verführerischen Ruf, der dem legendären Don Giovanni seit Tirso de Molinas Roman „Don Juan“ vorauseilt, wird er in dieser Oper nicht mehr gerecht. Bei Mozart gelingt es ihm kein einziges Mal mehr, hier auf der Bühne wirklich zum Zuge zu kommen. Umso wichtiger wird daher die Auflistung seiner Eroberungen aus vergangenen Zeiten. Leporello hat sie buchhaltermäßig alle aufgeschrieben und ein Register erstellt, das er nun der staunenden Zuhörerschaft präsentiert. Und die Liste ist lang – und vielfach gefaltet – ein echter Leporello halt. Unter lautem Theaterdonner wird Don Giovanni am Ende von Mozarts Oper zur Hölle fahren. Richard Wagners fliegender Holländer kann sich Selbiges nur wünschen, denn er ist verdammt, ein unsterbliches Dasein auf den Meeren zu fristen. Ewig getrieben von Ebbe und Flut, hadert er mit seinem Schicksal, das ihm nur alle sieben Jahre einmal die Möglichkeit zur Erlösung bietet. Doch der Frieden, den die Sterblichkeit ihm bringen würde, scheint unerreichbar. Und doch baut er alle sieben Jahre erneut auf die verschwindend geringe Hoffnung, bei seinem einzigen Landgang den Fluch durch Liebe brechen zu können, sodass es nicht die Hoffnung sein möge, die zuletzt stirbt, sondern er selbst. 6
Auch die Nixe Rusalka gäbe vieles hin, um sterblich, um menschlich zu werden und sich nur einmal in das Gefühl der Liebe versenken zu können. Die Wasserhexe Ježibaba hätte die Macht dazu, Rusalka ein menschliches Aussehen zu verleihen und ihr Beine und Füße zu schenken – allerdings im Austausch gegen Rusalkas Stimme. Der Wassermann, Rusalkas Vater, warnt sie mit beinahe Wagnerscher Eindringlichkeit vor diesen unumkehrbaren Schritten. Doch Rusalkas Entschluss steht längst fest. Das Gefühl hat über die Vernunft gesiegt. Rusalka gibt sich ganz ihrer Sehnsucht hin. An diesem Punkt malt Antonín Dvořák aus Mondenschein, der glitzernden Wasseroberfläche und einem sehnsuchtsvollen Wasserwesen ein musikalisches Nachtbild in den zartesten Farben, das „Lied an den Mond“.
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„Die Musik hat eine wunderbare Kraft, in einer unbestimmten Art und Weise die starken Gemütserregungen in uns wieder wachzurufen, welche vor längst vergangenen Zeiten gefühlt wurden.“ Charles Darwin Die gleichermaßen erhabene wie morbide Kulisse der Stadt Venedig ist der Schauplatz, vor dem sich das tragische Beziehungsgeflecht von Amilcare Ponchiellis Oper La Gioconda entspinnt. Vielleicht ist es das venezianische Lokalkolorit, das es mit sich bringt, dass sich diese Oper auf italienischen Bühnen ungebrochener Beliebtheit erfreut, während sich hierzulande eigentlich nur eine einzige Nummer in die Herzen der Opernkenner*innen geschlichen hat: der „Tanz der Stunden“. Sei es bei Konzert- als auch Ballettabenden, in der Fernsehwerbung oder als Filmmusik, überall ist das instrumentale Intermezzo präsent, doch nur die Wenigsten wissen, dass sich während dieser heiteren Ballettnummer in der Oper höchst Tragisches ereignet: Auf Befehl des Alvise Badoero, eines der führenden venezianischen Inquisitoren, soll sich dessen Ehefrau Laura selbst vergiften – ungesehen, hinter der Szene, während auf der Bühne der „Tanz der Stunden“ getanzt wird. Lauras Vergehen war es, in den ersten beiden Akten der Oper vorrangig ihrem Herzen anstatt den ehelichen Pflichten zu folgen. Und so eröffnet der dritte Akt dem Publikum nicht nur die prachtvollen Räumlichkeiten des Ca’ d’Oro (des „Goldenen Hauses“) in Venedig, sondern lässt die Zuhörer*innen unmittelbar Ohrenzeugen des perfiden (Selbst-)Mordplanes des Alvise werden. Eine bravouröse Bass-Arie – denn die Rolle des Liebhabers ist operngemäß dem Tenor vorbehalten. Ein anderes „goldenes Haus“ ist Ausgangsort der dramatischen Ent- und Verwicklungen um den französischen Dichter und Revolutionär Andrea Chénier. In der „Casa dorata“ (!), dem Landsitz der Gräfin von Coigny unweit der Pariser Metropole, herrscht eifrige Geschäftigkeit. Am Abend soll der Dichter auf einer Gesellschaft seine Werke vortragen. Doch schnell trübt sich das zunächst musikalisch heitere Bild ein, denn Komponist Umberto Giordano lenkt das Augenmerk weg vom Glanz des Hauses auf einen Angestellten: Charles Gérard, dessen kranker, betagter Vater hier ein ärmliches Dasein als Gärtner fristet. Indem Gérard dem alten Mann zur Hand geht, erwacht in ihm der Widerstandsgeist: gegen die Knechtschaft, die Ungleichheit, den Adel. Selten wurde der Vorabend der Französischen Revolution derart komprimiert in einer einzigen Arie sinnfällig vor Ohren geführt. Bereits im zweiten Akt wird Gérard nicht mehr Angestellter, sondern Revolutionsführer sein. Und der Adel wird feststellen, dass die „Casa dorata“ kein wehrhafter venezianischer Palast, sondern ein Glashaus ist. „Blumenarie“ wird Don Josés Liebeserklärung aus dem zweiten Akt von Georges Bizets Oper Carmen meist genannt. Doch schon die einleitenden Takte geben der blumigen Bezeichnung einen tragischen Beigeschmack. Es ist eben keine frische, duftende Blüte, die als Symbol für die Liebe zwischen Don José und Carmen 8
herhalten soll, sondern eine getrocknete, die der junge Sergeant während seiner Gefängnishaft eifersüchtig hütet. Doch eben darin liegt die Tragik des Moments und dieser Liebe: Getrocknet ist diese Blume nichts weiter als der Versuch, einen Duft zu konservieren, der sich nur in voller Blüte verströmt. Der Wunsch, eine Geliebte an sich binden zu wollen, der Freiheit über alles geht, muss scheitern. Doch diese Erkenntnis wird für Don José zu spät kommen und für Carmen zur tragischen Falle werden. Aus dem Spannungsfeld zwischen Liebe, Bindung und Freiheit schöpft auch Giuseppe Verdis Oper Rigoletto ihre dramatische Kraft. Gilda, die Tochter des Spaßmachers Rigoletto, der am Hofe des promiskuitiven Herzogs von Mantua dient, wird von ihrem Vater ängstlich bewacht. Als Klosterschülerin bislang von Liebeserfahrungen ferngehalten, verliert sie ihr Herz das erste – und einzige – Mal ausgerechnet an einen verführerischen Studenten, der niemand anderes ist als der verkleidete Herzog, der sich unter dem Namen Gualtier Maldè in ihre Arie schleicht. Hier ist die Liebe kein rebellischer Vogel mehr, wie bei Carmen, sondern sie verwandelt Gilda selbst in ein zartgeflügeltes Wesen, das sich mit der Leichtigkeit einer Lerche in die höchsten Koloraturhöhen erhebt. In Gildas Vorstellung duftet die Liebe noch. Enden wird sie ebenso tödlich wie die toxische Beziehung zwischen Carmen und Don José. Weniger um Liebe als vielmehr um Eroberungen geht es Belcore in Donizettis L’elisir d’amore (Der Liebestrank). Schon sein Name macht deutlich, wen wir hier vor uns haben: Belcore, dieser Mann ist überaus schön und ganz Herz. Er wirbt um die junge Gutsbesitzerin Adina, ebenso wie der schüchterne kleine Niemand „Nemorino“ – auch hier ist der Name Programm. Doch zunächst ist Belcore am Zug. Selbstbewusst vergleicht er sich mit dem antiken Mann aller Männer, dem trojanischen Königssohn Paris. Doch damit nicht genug: Einen Strauß Blumen in der Hand, rezitiert er aufgeplustert seine Liebesverse. Und was wäre Belcore ohne eine gehörige Portion Belcanto?! Bliebe noch anzumerken, dass es am Ende der Oper der schüchterne Nemorino sein wird, der sowohl Adinas Herz als auch ihre Hand erhält. Drei Jahre nach diesem italienischen Spaß wendet sich Donizetti einem Stoff zu, der im modisch düsteren Schottland beheimatet ist. In der Oper Lucia di Lammermoor, die auf einer Romanvorlage von Sir Walter Scott fußt, steht erneut eine Frau, in diesem Fall die Titelheldin, zwischen zwei Männern. Im Gegensatz zu Adina bleibt ihr aber nicht die Wahl, sich für einen der beiden zu entscheiden. Ganz im Gegenteil: Lucia wird zum Spielball männlichen Machtgehabes. Bei so viel Testosteron auf der Bühne ist ein Duell nie weit. Und so treffen Lucias Bruder Enrico und ihr Geliebter Edgardo alle Vorkehrungen für einen morgendlichen Waffengang – während sie sich musikalisch im schönsten Terzabstand „duellieren“. Manchmal vermag die Oper eben, dort Harmonie zu schaffen, wo sie niemand mehr vermutet. Katja Pfeifer
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DIE TEXTE ARIE DES GRAFEN ALMAVIVA „Hai già vinta la causa!“ Cosa sento! In qual laccio io cadea? Perfidi! Io voglio di tal modo punirvi. A piacer mio la sentenza sarà. Ma sʼei pagasse la vecchia pretendente? Pagarla! In qual maniera! E poi vʼè Antonio, che a un incognito Figaro ricusa di dare una nipote in matrimonio. Coltivando lʼorgoglio di questo mentecatto ... Tutto giova a un raggiro ... il colpo è fatto.
„Schon ist der Prozess gewonnen!“ Was muss ich hören! In welche Falle bin ich da getappt? Ihr Hinterhältigen! Ich will euch schon bestrafen. Das Urteil soll nach meinem Geschmack ausfallen. Doch wenn sie die Alte bezahlt? Sie bezahlen! Aber wie? Und dann wird Antonio sich weigern, einem unbekannten Figaro seine Nichte zur Frau zu geben. Wenn ich den Stolz dieses Dummkopfes wecke … Alles nützt einer Intrige … Der Plan ist gefasst.
Vedrò mentre io sospiro, felice un servo mio! E un ben chʼinvan desio, ei posseder dovrà? Vedrò per man dʼamore unita a un vile oggetto chi in me destò un affetto che per me poi non ha? Ah no, lasciarti in pace, non voʼ questo contento, tu non nascesti, audace, per dare a me tormento, e forse ancor per ridere di mia infelicità. Già la speranza sola delle vendette mie questʼanima consola, e giubilar mi fa.
Soll etwa, während ich seufze, mein Diener glücklich sein? Soll er ein Gut besitzen, nach dem ich mich vergeblich sehne? Soll ich sie in Liebe vereint mit irgendwem sehen, sie, die erst mein Begehren weckte und es jetzt nicht mit mir teilt? O nein, ich dulde nicht, dich dieses Glück in Frieden genießen zu lassen! Und du, Kühner, wurdest nicht geboren, um mir Qualen zu bereiten oder gar über mein Unglück zu lachen. Schon tröstet die schiere Hoffnung auf Rache meine Seele und lässt mich frohlocken.
ARIE DES LEPORELLO Meine Dame, hier ist das Register der Schönen, die mein Herr geliebt hat. Diese Liste habe ich selbst angefertigt. Schauen Sie und lesen Sie mit mir: In Italien sechshundert und vierzig, in Deutschland zweihundert und einunddreißig, hundert in Frankreich, in der Türkei einundneunzig, aber in Spanien sind es schon tausend und drei.
Madamina, il catalogo è questo delle belle che amò il padron mio. Un catalogo egli è che ho fattʼio. Osservate, leggete con me: In Italia seicento e quaranta, in Almagna duecento e trentuna, cento in Francia, in Turchia novantuna, ma in Ispagna son già mille e tre. 12
Vʼhan fra queste contadine, cameriere, cittadine, vʼhan contesse, baronesse, marchesine, principesse. e vʼhan donne dʼogni grado, dʼogni forma, dʼogni età.
Darunter sind Bäuerinnen, Dienerinnen, Städterinnen, auch Gräfinnen, Baroninnen, Marquisen, Prinzessinnen, einfach Frauen jeden Ranges, jeder Figur und jeden Alters.
Nella bionda egli ha lʼusanza di lodar la gentilezza, nella bruna la costanza, nella bianca la dolcezza. Vuol dʼinverno la grassotta, vuol dʼestate la magrotta. È la grande maestosa, la piccina e ognor vezzosa. Delle vecchie fa conquista pel piacer di porle in lista.
Bei den Blondinen gefällt ihm deren Freundlichkeit, bei den Brünetten die Beständigkeit, bei den Blassen die Süße. Im Winter möchte er Rundliche, im Sommer Schlanke. Die Großen sind majestätisch, die Kleinen sind immer süß. Auch Alte erobert er aus reiner Freude daran, sie auf die Liste zu setzen.
Sua passion predominante è la giovin principiante. Non si picca – se sia ricca, Se sia brutta, se sia bella: Purchè porti la gonnella, voi sapete quel che fa.
Seine Leidenschaft aber gilt der jungen Anfängerin. Ganz gleich, ob sie reich, hässlich oder schön ist: Solange sie einen Rock trägt, wissen Sie, was er tut.
ARIE DES HOLLÄNDER Die Frist ist um, und abermals verstrichen sind sieben Jahrʼ. Voll Überdruss wirft mich das Meer ans Land ... Ha! Stolzer Ozean! In kurzer Frist sollst du mich wieder tragen! Dein Trotz ist beugsam, doch ewig meine Qual! Das Heil, das auf dem Land ich suche, nie werdʼ ich es finden! Euch, des Weltmeers Fluten; bleibʼ ich getreu, bis eure letzte Welle sich bricht, und euer letztes Nass versiegt!
Doch ach! des Meerʼs barbarʼscher Sohn schlägt bang das Kreuz und flieht davon! Wie oft in Meeres tiefsten Schlund stürztʼ ich voll Sehnsucht mich hinab! Da, wo der Schiffe furchtbarʼ Grab, trieb mein Schiff ich im Klippengrund: Nirgends ein Grab! Niemals der Tod! Dies der Verdammnis Schreckgebot. Dich frage ich, gepriesner Engel Gottes, der meines Heils Bedingung mir gewann: War ich Unselʼger Spielwerk deines Spottes, als die Erlösung du mir zeigtest an? Vergebʼne Hoffnung! Furchtbar eitler Wahn! Um ewʼge Treuʼ auf Erden – ist's getan!
Wie oft in Meeres tiefsten Schlund stürztʼ ich voll Sehnsucht mich hinab, doch ach! den Tod, ich fand ihn nicht! Da, wo der Schiffe furchtbarʼ Grab, trieb mein Schiff ich zum Klippengrund; Doch ach! mein Grab, es schloss sich nicht. Verhöhnend drohtʼ ich dem Piraten, in wildem Kampfe erhofftʼ ich Tod. „Hier“, rief ich, „zeige deine Taten, von Schätzen voll ist Schiff und Boot!“
Nur eine Hoffnung soll mir bleiben, nur eine unerschüttert stehʼn: So lang' der Erde Keim' auch treiben, so muss sie doch zugrunde gehʼn! Tag des Gerichtes! Jüngster Tag! Wann brichst du an in meine Nacht? Wann dröhnt er, der Vernichtungsschlag, mit dem die Welt zusammenkracht? 13
Wann alle Toten auferstehʼn. dann werde ich in Nichts vergehʼn.
Ihr Welten, endet euren Lauf! Ewʼge Vernichtung, nimm mich auf!
DUETT RUSALKA / WASSERMANN RUSALKA: Hastrmánku, tatíčku, než se vody zpění, sečkej se mnou chviličku, ať mi smutno není!
RUSALKA: Wassermann, lieber Vater, bevor ich mich im Wasser zur Ruhe lege, bleib doch noch ein Weilchen bei mir, um mir die Traurigkeit zu nehmen.
VODNÍK: I vida, smutno!
WASSERMANN: Ich sehe deine Sorge.
RUSALKA: Všechno řeknu ti!
RUSALKA: Lass mich dir alles erzählen.
VODNÍK: A dole taky?
WASSERMANN: Bist du auch hier unten traurig?
RUSALKA: Smutno k zalknutí!
RUSALKA: Zum Sterben traurig!
VODNÍK: Dole, kde je samý rej? Není možná! Povídej!
WASSERMANN: Hier unten, wo doch alles so paradiesisch ist? Das kann doch nicht sein! Erklär es mir!
RUSALKA: Chtěla bych od vás, hlubin těch se zbýti, člověkem být a v zlatém slunci žíti!
RUSALKA: Ich möchte diese Tiefen verlassen, um menschlich zu werden und unter der goldenen Sonne zu leben!
VODNÍK: Mohu-li věřit vlastním uším svým? Člověkem býti? Tvorem smrtelným?
WASSERMANN: Darf ich meinen eigenen Ohren trauen? Du möchtest ein Mensch werden? Möchtest sterblich sein?
RUSALKA: Sám vyprávěls ty zvěsti neznámé, že mají duši, které nemáme, a duše lidí, že jde nebi vstříc,
RUSALKA: Du selbst hast mir davon erzählt, dass sie Seelen haben, die wir nicht besitzen, und dass die menschliche Seele in den Himmel aufsteigt, wenn der Mensch stirbt und im Nichts verschwindet.
když člověk zhyne a když znikne v nic! VODNÍK: Dokud rodná kolébá tě vlna, nechtěj duši, ta je hříchu plna.
WASSERMANN: Solange die Wellen dich wiegen, wünsch dir keine Seele, denn Seelen sind voller Sünde.
RUSALKA: A plna lásky!
RUSALKA: Und voller Liebe! 14
VODNÍK: Vodo pravěká – Snad nemiluješ, dítě, člověka?
WASSERMANN: Bei den ewigen Wassern – Liebst du etwa einen Menschen, mein Kind?
RUSALKA: Sem často přichází a v objetí mé stoupá, šat shodí na hrázi a v loktech mých se koupá. Leč pouhou vlnou jsem, mou bytost nesmí zříti ó vím, že člověkem dřív musila bych býti, jak já jej objímám a vinu já jej v ruce, by on mne objal sám a zulíbal mne prudce!
RUSALKA: Er kommt oft her und versenkt sich in meine Umarmung, lässt seine Kleider am Ufer und taucht in meine Arme. Doch weil ich für ihn nur eine Welle bin, weiß er nicht, dass ich existiere. Ich weiß, dass ich ein Mensch werden muss, sodass er mich umfangen kann, so wie ich ihn in meinen Armen halte, und er mich leidenschaftlich küssen kann!
VODNÍK: Dítě, dítě, z noci do noci tvoje sestry budou pro tě plakat – už ti není, není pomoci, člověk-li tě v svou moc dovedʼ zlákat!
WASSERMANN: Kind, mein Kind, Nacht für Nacht werden deine Schwestern dich beweinen, denn es gibt keine Hoffnung mehr für dich, wenn du erst ein menschliches Wesen bist.
RUSALKA: Hastrmánku, mužíčku, on mne musí zočit. Pověz, pověz, tatíčku, co mám, smutná, počít?
RUSALKA: Wassermann, liebster, er muss mich erkennen können. Sag mir, liebster Vater, was ich, Traurige, tun soll?
VODNÍK: Ztracena, ztracena do věků, prodána, prodána, člověku! Marno je lákat tě dolů v rej.
WASSERMANN: Du wirst auf ewig verdammt sein, wenn du dich einem Mann ergibst! Aber ich weiß, dass ich dich nicht in unseren wunderbaren Tiefen halten kann. Daher ist es besser, du suchst die Meerhexe auf, meine arme, bleiche Rusalka! Wehe! Wehe! Wehe!
Ježibabu si zavolej, ubohá Rusalko bledá! Běda! Běda! Běda! RUSALKAS LIED AN DEN MOND Měsíčku na nebi hlubokém Světlo tvé daleko vidí, Po světě bloudíš širokém, Díváš se v příbytky lidí.
Mond am hohen Himmel, dein Licht scheint so weit. Du durchstreifst die weite Welt, schaust in die Häuser der Menschen.
Měsíčku, postůj chvíli Řekni mi, kde je můj milý Řekni mu, stříbrný měsíčku, mé že jej objímá rámě, aby si alespoň chviličku vzpomenul ve snění na mě. Zasviť mu do daleka,
Mond, bleib noch ein Weilchen, sag mir, wo mein Geliebter ist. Sag ihm, silberner Mond, dass ich ihn umarme, damit er wenigstens ein Weilchen im Traum an mich denkt. Scheine ihm von Ferne 15
řekni mu, kdo tu naň čeká! O mne-li duše lidská sní, ať se tou vzpomínkou vzbudí! Měsíčku, nezhasni!
und erzähl ihm, wer hier auf ihn wartet. Wenn seine Menschenseele von mir träumt, dann möge er mit der Erinnerung an mich erwachen. Mond, geh nicht fort!
ARIE DES ALVISE Sì! morir ella deʼ! Sul nome mio scritta lʼinfamia impunemente avrà? Chi un Badoer tradì non può sperar pietà! Se ier non la ghermì nellʼisola fatal questa mia mano, lʼespïazion non fia tremenda meno! Ieri un pugnal le avria squarciato il seno, oggi ... un ferro non è ... sarà un veleno!
Ja, sie muss sterben! Niemand entehrt meinen Namen ungestraft! Wer einen Badoer verrät, darf nicht auf Gnade hoffen! Wenn sie auch gestern auf der Insel meiner Hand entging, so wird die Strafe heute nicht milder sein! Gestern sollte ein Dolch ihr die Brust durchbohren, heute … ist es kein Stahl … ein Gift wird es sein!
Là turbini e farnetichi la gaia baraonda, dellʼagonia col gemito la festa si confonda!
Soll der ausgelassene Trubel dort wirbeln und toben, der festliche Lärm wird sich bald mit dem Stöhnen des Todeskampfes vermischen!
Ombre di mia prosapia, non arrossite ancor! Tutto la morte vendica, anche il tradito amor!
Die Schatten meiner Ahnen sollen nicht mehr vor Scham erröten! Der Tod rächt alles, auch die verratene Liebe!
Là del patrizio veneto sʼadempia al largo invito, quivi il feral marito provveda al proprio onor!
Dort zeigt sich der venezianische Edelmann freigiebig seinen Gästen, hier stellt der betrogene Ehemann seine Ehre wieder her.
Fremete, o danze, o cantici! È una infedel che muor!
Zittert, ihr Tänze und Gesänge! Es ist eine Untreue, die stirbt!
ARIE DES GÉRARD (allʼazzurro sofà) Compiacente aʼ colloqui del cicisbeo che a dame maturate porgeva qui la mano. Qui il Tacco Rosso al Neo sospirando dicea: „Oritia … o Clori … o Nice … incipriate, vecchiette e imbellettate io vi bramo, ed anzi sol per questo, forse io vʼamo.“ Tal dei tempi è il costume!
(an ein blaues Sofa gerichtet) Gefälliger Kuppler, du verhilfst so manchem Galan und reifem Dämchen ans Ziel verkehrter Wünsche. Hier seufzt der rote Absatz süß zum schwarzen: „Horatia … Chloris … Nike … gepuderte, geschminkte, alte Weiber, ich sehne mich nach euch, und tatsächlich liebe ich euch vielleicht allein aus diesem Grund.“ Denn so ist es heute Sitte!
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(Dal giardino si avanza, trascinandosi penosamente, il vecchio padre di Gérard, curvo sotto il peso di un mobile.) Son sessantʼanni, o vecchio, che tu servi! … Aʼ tuoi protervi arroganti signori hai prodigato fedeltà, sudori, la forza dei tuoi nervi, lʼanima tua, la mente. E quasi non bastasse la tua vita a renderne infinita eternamente lʼorrenda sofferenza, hai dato lʼesistenza dei figli tuoi.
(Gérards alter Vater kommt aus dem Garten, mühsam gebückt ein Möbelstück tragend.)
Hai figliato dei servi! Tʼodio, casa dorata! Lʼimmagin sei dʼun mondo incipriato e vano! Vaghi dami in seta ed in merletti, affrettate, accellerate le gavotte gioconde e i minuetti!
Du hast Sklaven gezeugt! Ich hasse dich, goldenes Haus! Du Abbild einer eitlen, gepuderten Welt. Ihr Gecken in Seide und in Spitzen, hüpft und tanzt nur eure heiteren Gavotten und Menuette!
Fissa è la vostra sorte! Razza leggiadra e rea, figlio di servi, e servo, qui, giudice in livrea, ti grido: È lʼora della morte!
Euer Schicksal ist längst besiegelt! Leichtsinniger und böser Adelsstand, dir rufe ich, ein Sklavensohn und selbst Sklave, hier als Richter in Livree zu: Dies ist deine Todesstunde!
Seit sechzig Jahren, Alter, dienst du! … Deinen anmaßenden, arroganten Herren hast du Treue, Schweiß, deine Nervenstärke, deine Seele, deinen Verstand geopfert. Und als ob dein Leben allein nicht genügte, um deine schreckliche Qual bis in die Ewigkeit zu verlängern, hast du auch das Dasein deiner Kinder geopfert.
ARIE DES DON JOSÉ La fleur que tu mʼavais jetée, Dans ma prison mʼétait restée, Flétrie et sèche, cette fleur Gardait toujours sa douce odeur. Et pendant des heures entières, sur mes yeux fermant mes paupières de cette odeur je mʼenivrais et dans la nuit je te voyais. Je me prenais à te maudire à te détester, à me dire: Pourquoi faut-il que le destin lʼait mise là sur mon chemin? Puis je mʼaccusais de blasphème et je ne sentais en moi-même quʼun seul désir, un seul espoir, te revoir, ô Carmen, oui te revoir!
Die Blume, die du mir zugeworfen hattest, ist mir in meinem Gefängnis geblieben; verwelkt und trocken bewahrte diese Blume stets ihren süßen Duft. Und während dieser Stunden berauschte ich mich an diesem Duft bei geschlossenen Augen, und in der Nacht sah ich dich. Ich begann dich zu verfluchen, dich zu verachten und mir zu sagen: Warum musste das Schicksal sie mir über den Weg schicken? Dann klagte ich mich der Blasphemie an, und ich fühlte in mir nur ein einziges Verlangen, eine einzige Hoffnung, dich, o Carmen, wiederzusehen, ja, dich wiederzusehen! Denn du hattest nur erscheinen, mir nur einen Blick zuwerfen müssen, um mich mit Haut und Haar in Besitz zu nehmen, o meine Carmen. Und ich war ein Teil von dir. Carmen, ich liebe dich!
Car tu nʼavais eu quʼà paraître, quʼà jeter un regard sur moi pour tʼemparer de tout mon être, ô ma Carmen. Et jʼétais une chose à toi. Carmen, je tʼaime! 17
ARIE DER GILDA Gualtier Maldè ... nome di lui sì amato, Ti scolpisci nel core innamorato!
Gualtier Maldè … Name des so Geliebten, präge dich ein in das verliebte Herz!
Caro nome che il mio cor festi primo palpitar. Le delizie dellʼamor mi dei sempre rammentar! Col pensier il mio desir a te sempre volerà, e fin lʼultimo mio sospir, caro nome, tuo sarà. Gualtier Maldè!
Geliebter Name, der du mein Herz zum ersten Male schlagen ließest. Erinnere mich immer an die Freuden der Liebe! In Gedanken soll meine Sehnsucht immer zu dir fliegen, noch mein allerletzter Seufzer soll dir gelten, geliebter Name. Gualtier Maldè!
ARIE DES BELCORE Come Paride vezzoso porse il pomo alla più bella, mia diletta villanella, io ti porgo questi fior. Ma di lui più glorioso, più di lui felice io sono, poichè in premio del mio dono ne riporto il tuo bel cor.
Wie der anmutige Paris den Apfel der Schönsten reichte, so reiche ich dir, meine geliebte Landschönheit, diese Blumen. Bin ich doch noch ruhmreicher und glücklicher als er, weil ich zur Belohnung für mein Geschenk dein schönes Herz erlange.
Veggo chiaro in quel visino chʼio fo breccia nel tuo petto. Non è cosa sorprendente; son galante, e son sergente. Non vʼha bella che resista alla vista dʼun cimiero; cede a Marte, Dio guerriero, fin la madre dellʼAmor.
Ich sehe klar in diesem anmutigen Antlitz, dass ich dein Herz erobert habe. Das ist auch nicht überraschend; denn ich bin galant, und ich bin Sergeant. Es gibt keine schöne Frau, die dem Anblick eines blanken Helmes widerstehen kann; Mars, dem Gott des Krieges, gab selbst Amors Mutter nach.
DUETT EDGARDO / ASHTON EDGARDO Orrida è questa notte come il destino mio! Sì, tuona, o cielo, imperversate o fulmini, sconvolto sia lʼ ordin di natura, e pera il mondo … Ma non mʼ inganno! Scalpitar dʼ appresso odo un destrier! Sʼ arresta! Chi mai della tempesta fra le minaccie e lʼira, chi puote a me venirne?
EDGAR Schrecklich ist diese Nacht! Genau wie mein Schicksal! Ja, donnere, o Himmel, wütet ihr Winde, lass die Natur aus den Fugen sein, die Welt untergehen … Aber ich irre mich nicht! Ich höre Hufschlag in der Nähe. Es hält an. Wer kommt hier zu mir Inmitten der Gefahren des wütenden Sturms?
ASTHON Io!
ASHTON Ich!
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EDGARDO Qual ardire! Ashton!
EDGAR Das nenne ich Mut! Ashton!
ASHTON Sì!
ASHTON Ja!
EDGARDO Fra queste mura osi offrirti al mio cospetto?
EDGAR Du wagst es, dich mir innerhalb dieser Mauern zu nähern?
ASTHON Io vi sto per tua sciagura!
ASHTON Es ist zu deinem Schaden, dass ich hier stehe!
EDGARDO Per mia?
EDGAR Zu meinem?
ASTHON Non venisti nel mio tetto?
ASHTON Bist du nicht unter meinem Dach eingekehrt?
EDGARDO Qui del Padre ancor respira Lʼombra inulta, e par che frema! Mortʼ ognʼ aura a te qui spira! Il terren per te qui trema! Nel varcar la soglia orrenda ben dovesti palpitar, Come un uom, che vivo scenda la sua tomba ad albergar.
EDGAR Der Geist meines ungerächten Vaters weilt noch hier und sinnt auf Rache! Jeder Luftzug flüstert deinen Tod! Die Erde bebt deinetwegen! Du hättest vor Angst zittern sollen beim Überschreiten dieser Türschwelle, wie ein Lebender, der gerade die Schwelle zum Tod überschreitet.
ASTHON Fu condotta al sacro rito Quindi al talamo Lucia!
ASHTON Die Hochzeit hat stattgefunden. Lucia ist verheiratet!
EDGARDO (Ei più squarcia il cor ferito, Oh tormento! Oh gelosia!)
EDGAR (Er quält mein verwundetes Herz nur noch mehr. O Schmerz! O Eifersucht!)
ASTHON Ella è al talamo.
ASHTON Sie vollzieht gerade ihre Hochzeitsnacht.
EDGARDO Ebben?
EDGAR Und?
ASTHON Ascolta. Di letizia il mio soggiorno e di plausi ribombava; ma più forte al cor dʼintorno la vendetta mi parlava qui mi trassi, in mezzo a venti la sua voce udia tuttor. E il furor degli elementi rispondeva al mio furor.
ASHTON Höre weiter: Alles feierte ausgelassen und froh, aber mein Herz hörte nur die Stimme der Rache, die unablässig zu mir sprach und mich hierher durch den Sturm führte. Es war, als antworte dieser Aufruhr der Natur auf meinen inneren Aufruhr.
EDGARDO Da me che brami?
EDGAR Was willst du von mir? 19
ASTHON Ascoltami: Onde punir lʼoffesa deʼ miei la spada vindice pende su te sospesa, onde punir lʼoffesa. Ma chʼ altri ti spenga, mai chi dee svenarti, il sai!
ASHTON Hör mir zu: Um dein Verbrechen zu ahnden, hängt schon das Racheschwert meiner Familie über dir. Doch kein anderer als ich soll dich töten. Du weißt, wer dir dein Leben nehmen muss.
EDGARDO So che al paterno cenere giurai strapparti il core.
EDGAR Ich schwor bei den Gebeinen meines Vaters, dass ich dir dein Herz herausreiße.
ASTHON Tu!
ASHTON Du!
EDGARDO Sì! Quando?
EDGAR Ja! Wann?
ASTHON Al primo sorgere del mattutino albore.
ASHTON Bei den ersten Strahlen der Morgendämmerung.
EDGARDO Ove?
EDGAR Wo?
ASHTON Fra lʼurne gelide di Ravenswood.
ASHTON Bei den kalten Gräbern der Ravenswoods.
EDGARDO Si verrò.
EDGAR Ich werde da sein.
ASTHON Ivi a restar preparati.
ASHTON Bereite dich darauf vor, auch da zu bleiben.
EDGARDO Ivi, tʼucciderò.
EDGAR Ich werde dich dort töten.
ASTHON Al primo albore.
ASHTON Beim ersten Morgengrauen.
EDGARDO Al primo albore.
EDGAR Beim ersten Morgengrauen.
A DUE Oʼ sole più ratto a sorger tʼ appresta ti cinga di sangue ghirlanda funesta con quella rischiara lʼorribile gara dʼ un odio mortale, dʼ un cieco furor!
EDGAR UND ASHTON O Sonne, eile dich, aufzugehen und mit einem blutroten Kranz die schicksalhafte Fehde von tödlichem Hass und blinder Wut zu bescheinen! 20
EDGARDO Giura i strapparti il core.
EDGAR Ich schwor, dir das Herz herauszureißen.
ASHTON La spada pende su te.
ASHTON Das Schwert hängt über dir.
EDGARDO Fra lʼurne di Ravenswood.
EDGAR Bei den Gräbern der Ravenswoods.
ASHTON Allʼalba verrò.
ASHTON Ich werde da sein im Morgengrauen.
A DUE Ah! Farà di nostrʼalme atroce governo, gridando vendetta lo spirto dʼAverno, del tuono che mugge, del nembo che rugge più lʼira è tremenda che mʼarde nel core. O sole più ratto risorgi E rischiara dʼun odio mortale Il cieco furor!
EDGAR UND ASHTON Ah! Die Geister der Hölle, werden, nach Rache schreiend, unsere Seelen im Kampf leiten. Die Wut, die in meinem Herzen kocht, ist stärker als das Donnergrollen, mächtiger als das Heulen des Sturmes. O Sonne, erheb dich schneller scheine auf die blinde Wut dieses tödlichen Hasses!
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BIOGRAFIEN „Měsíčku, postůj chvíli. Řekni mi, kde je můj milý.“ (Rusalka)
„Mond, bleib noch ein Weilchen. Sag mir, wo mein Liebster ist.“
Die Sopranistin Katharina Constanti studierte Schauspiel, Theatergesang und Sologesang in Gdingen und Danzig. Sie nahm an Meisterkursen bei Paul Esswood, Helen Donath, Janet Williams, Sylvia Koncza und Denis Combe-Castel teil. Von 2005 bis 2011 war sie am Musiktheater Gdingen engagiert. Während ihres Gesangsstudiums in Deutschland erweiterte sie ihr Repertoire um große Opernpartien, ist aber immer auch im Konzertfach tätig. Katharina Constanti ist Stipendiatin des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur und erhielt 2015 den 2. Förderpreis der Stadt Perleberg bei der 18. Lotte Lehmann Woche. Von 2016 bis 2023 war sie Solistin am Theater Vorpommern, wo sie in Partien wie Königin der Nacht (Mozarts „Zauberflöte“), Leonora (Verdis „Il Trovatore“), Musetta (Puccinis „La Boheme“), Morgana (Händels „Alcina“), Schneekönigin (Staerns „Schneekönigin“) und Violetta (Verdis „La Traviata“) zu erleben war.
„E fin l'ultimo mio sospir, caro nome, tuo sarà.“ „Noch mein allerletzter Seufzer soll dir gelten, geliebter Name.“ (Gilda) Die koreanische Sopranistin Soobhin Kim wurde in Seoul geboren. Ihre Leidenschaft für Gesang und Musik führte sie an die Arts High School in Seoul und schließlich an die Universität der Künste Berlin. Mit 16 Jahren begann sie ihr Studium bei Prof. Carola Höhn, das sie im Juli 2021 erfolgreich abschloss. Sie nahm an zahlreichen Meisterkursen teil und arbeitete mit diversen Künstler*innen zusammen, darunter Eric Schneider, Sebastian Stoermer, Klara Hornig, Frank Hilbrich, Isabel Hindersin, Christian Poewe, Bernarda Horres, Peter Nelson, Peter Maus, Errico Fresis und Axel Bauni. Zu ihrem Repertoire zählen u. a. Rollen wie Blonde („Die Entführung aus dem Serail“), Ännchen („Der Freischütz“), Gilda („Rigoletto“), Oscar („Un ballo in maschera“) und Adele („Die Fledermaus“). Nachdem sie in der Spielzeit 2022/23 am Theater Magdeburg umfangreiche Bühnenerfahrungen sammeln konnte, ist Soobhin Kim ab der Spielzeit 2023/24 Mitglied des Norddeutschen Opernstudios und regelmäßig als Solistin am Theater Vorpommern zu erleben. 22
„Et je ne sentais en moi-même qu'un seul désir, un seul espoir, te revoir …!“ „Und ich fühle in mir nur ein einziges Verlangen, eine einzige Hoffnung, dich wiederzusehen …!“ (Don José) Der in Damaskus geborene Tenor Bassem Alkhouri studierte Gesang am Königlichen Konservatorium in Den Haag sowie an der Akademie der Holländischen Nationaloper in Amsterdam. Sein Bühnendebüt als Opernsänger feierte er mit der Partie des Don José in Georges Bizets Oper „Carmen“. Gastengagements führten ihn an verschiedene Opernhäuser in den Niederlanden und in Frankreich sowie nach Syrien in seine Heimatstadt. Zu seinen Rollen gehören u. a. die Partie des Lensky aus Tschaikowskijs „Evgenij Onegin“, Alfred aus Johann Straußʼ „Fledermaus“, Graf Almaviva aus Gioachino Rossinis „Barbiere di Siviglia“, Rodolfo aus Giuseppe Verdis „Luisa Miller“ sowie der Prinz aus Sergej Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen“. Von seinem Festengagement am Staatstheater Kassel wechselte er zunächst in die Freiberuflichkeit. Er ist ein international gefragter Konzertsänger und seit der Spielzeit 2023/24 festes Ensemblemitglied am Theater Vorpommern. „… poiché in premio del mio dono ne riporto il tuo bel cor.“ „... weil ich zur Belohnung für mein Geschenk dein schönes Herz erlange.“ (Belcore) Der Bariton Alexandru Constantinescu wurde 1981 in Craiova (Rumänien) geboren. Mit sechs Jahren erhielt er seinen ersten Klavier- und Geigenunterricht, mit 18 Jahren machte er sein Abitur am „Musiklyzeum Sigismund Toduta“ in Cluj-Napoca mit dem Hauptfach Klavier. Im Juni 2004 schloss er sein Klavierstudium in Paris mit Auszeichnung ab. 2004 bis 2006 studierte er an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Seit 2003 erhält er Gesangsunterricht, zunächst am „Conservatoire International de Paris“ und von 2004 bis 2006 in Hannover bei Elena Dumitrescu-Nentwig, um anschließend ein Gesangsstudium bei Prof. Dr. Peter Anton Ling an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover aufzunehmen, das er 2012 mit Bestnoten abschloss. Während des Studiums war er in verschiedenen Opernproduktionen zu erleben und ist seit der Spielzeit 2012/2013 festes Ensemblemitglied am Theater Vorpommern.
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„Ihr Welten, endet euren Lauf! Ew'ge Vernichtung, nimm mich auf!“ (Holländer) Thomas Rettensteiner, ebenfalls Bariton, wurde im Salzburger Land geboren und studierte Gesang an der Wiener Musikuniversität bei Prof. Franz Donner sowie Liedgesang bei Prof. Charles Spencer. Nach Abschluss des Studiums wurde er 2005 direkt ans Theater Hof engagiert, wo er sieben Spielzeiten lang in zahlreichen großen Baritonpartien zu sehen war. Seit September 2012 ist er fest am Theater Vorpommern engagiert, wo er in der Spielzeit 2012/13 vor allem als Rigoletto, dem Titelhelden der gleichnamigen Verdi-Oper, einen großen Erfolg feiern konnte. Höhepunkte der folgenden Spielzeiten waren u. a. Telramund („Lohengrin“), beide Figaros („Die Hochzeit des Figaro“ und „Der Barbier von Sevilla“) sowie Oberst Ollendorf („Der Bettelstudent“), die Titelpartie in Donizettis komischer Oper „Don Pasquale“, Escamillo in „Carmen“, Renato in Verdis „Ein Maskenball“ und Biterolf in „Tannhäuser“.
„Già la speranza sola delle vendette mie quest'anima consola, e giubilar mi fa.“ „Schon tröstet die schiere Hoffnung auf Rache meine bedrängte Seele und lässt mich frohlocken.“ (Graf Almaviva) Der Bariton Maciej Kozłowski, geboren 1989 in Danzig (Polen), begann 2008 sein Gesangsstudium bei Prof. Piotr Kusiewicz an der Musikakademie in Danzig. Bereits während seines Studiums war er als festes Opernchormitglied an der Opera Bałtycka in Danzig engagiert und wirkte bei den Schweriner Schlossfestspielen mit. Im Jahr 2013 kam er als Stipendiat des Erasmus-Programms an die Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Dort studierte er von 2014 bis 2017 in der Gesangsklasse von Prof. Klaus Häger im Masterstudiengang Bühnengesang. Auch im Bereich der Kirchenmusik pflegt er eine regelmäßige Konzerttätigkeit. Seit der Spielzeit 2017/18 ist Maciej Kozłowski festes Ensemblemitglied am Theater Vorpommern. Zu seinen wichtigsten Partien zählen u. a. Moralès („Carmen“), Reinmar von Zweter („Tannhäuser“), Angelotti („Tosca“), Papageno („Die Zauberflöte“), Schaunard („La Bohème“), Cascada („Die lustige Witwe“) und Aeneas („Dido and Aeneas“). 24
„Là del patrizio veneto si compia il largo invito, quivi il feral marito provveda al proprio onor!“ „Dort zeigt sich der venezianische Edelmann freigiebig seinen Gästen, hier stellt der betrogene Ehemann seine Ehre wieder her!“ (Alvise Badoero) Der in Serbien geborene Bass Jovan Koščica war bereits vor Beginn seines Studiums erster Preisträger des Internationalen Gesangswettbewerbs „Lazar Jovanović“ 2010 und des Staatswettbewerbs Serbien 2013. 2014 begann er sein Bachelor-Studium Gesang an der HfK Bremen bei Prof. Thomas Mohr und Prof. Krisztina Laki und schloss es 2021 erfolgreich mit dem Master ab und sammelte vielfältige Erfahrungen im Opern- und Konzertbetrieb. Seit der Spielzeit 2021/22 ist er festes Mitglied im Ensemble am Theater Vorpommern und war dort u. a. bereits als Dottore Grenvil in Giuseppe Verdis „La Traviata“, als Theseus in Benjamin Brittens „Midsummer Night’s Dream“, als Melisso in Georg Friedrich Händels „Alcina“ und als Don Magnifico in Gioachino Rossinis „La Cenerentola“ zu erleben.
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Florian Csizmadia wurde 1976 in Mannheim geboren. Er studierte an der Hochschule für Musik in Dresden Dirigieren bei Prof. Christian Kluttig und Klavier, an der Universität Hamburg promovierte er in Historischer Musikwissenschaft. Über seine dirigentische Tätigkeit hinaus ist Florian Csizmadia intensiv an musikwissenschaftlichen Fragen interessiert und publiziert regelmäßig in Fachzeitschriften und Büchern. Er begann seine berufliche Laufbahn als Chordirektor und Dirigent an der Hamburgischen Staatsoper und Erster Kapellmeister am Staatstheater Mainz. Seit 2017 ist er Generalmusikdirektor am Theater Vorpommern und Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Vorpommern in Stralsund und Greifswald. Im Musiktheater dirigierte er Werke von Händels „Alcina“ bis hin zu Brittens „A Midsummer Night’s Dream“ und ist gleichermaßen im Konzertsaal zu Hause. Schwerpunkte seines Repertoires sind die Werke der austrogermanischen Tradition, Musik britischer Komponisten, darunter besonders das Schaffen von Edward Elgar sowie die Sinfonik von Jean Sibelius.
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Das Philharmonische Orchester Vorpommern entstand 1994 durch die Fusion der Orchester der Theater Greifswald und Stralsund und prägt seitdem das Musikleben in Mecklenburg-Vorpommern. Als Orchester des Theaters Vorpommern ist es ein wesentlicher Bestandteil von Musiktheater und Ballett. Das Repertoire umfasst dabei Oper, Operette und Musical. Als Konzertorchester bestreitet es in jeder Spielzeit neun Philharmonische Konzerte sowie zahlreiche Sonderkonzerte. Um Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Musik zu ermöglichen, besuchen Musiker als „Orchester mobil“ die Schulen, kommen Schüler in Konzertproben und es entstehen gemeinsame Projekte mit Schulen. Darüber hinaus präsentieren sich Mitglieder des Orchesters in diversen Kammermusikveranstaltungen. Im Rahmen von Kooperationsprojekten mit dem Opernorchester Stettin (Polen) und der Neubrandenburger Philharmonie kommen regelmäßig großbesetzte Chor- und Orchesterwerke zur Aufführung. Von 2012 bis 2017 leitete Generalmusikdirektor Golo Berg das Philharmonische Orchester. Sein Nachfolger ist seit der Spielzeit 2017/18 Florian Csizmadia. Zu den Höhepunkten der vergangenen Spielzeiten gehörte eine Aufführungsserie von Brittens „War Requiem“ mit Aufführungen in Greifswald, Stettin, Klaipėda (Litauen) und im Berliner Dom sowie eine Aufführung des Verdi-Requiems. In den letzten Jahren standen in zyklischer Aufführung die Sinfonien Ludwig van Beethovens sowie Jean Sibeliusʼ auf dem Programm der Philharmonischen Konzerte. In jüngster Zeit liegt ein Schwerpunkt auf der verstärkten Beschäftigung mit barockem Repertoire.
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Termine STRALSUND: GROSSES HAUS Sa 11.11.2023, So 17.12.2023 & Fr 08.03.2024 GREIFSWALD: STADTHALLE / KAISERSAAL Fr 08.12.2023 & Do 11.01.2024 THEATER PUTBUS Di 12.12.2023
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Trailer
folgt in Kürze
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Außerdem im Programm
3. PHILHARMONISCHES KONZERT SIBELIUS-ZYKLUS VI WERKE VON JEAN SIBELIUS 15. & 16.11.2023 Stralsund 18.11.2023 Greifswald
4. PHILHARMONISCHES KONZERT WERKE VON MOZART UND AHO 30.01.2024 Greifswald 31.01. & 01.02.2024 Stralsund
3. KAMMERKONZERT MAX REGERS HISTORISCHES KONZERT-PROGRAMM VOM 18.01.1912 IN GREIFSWALD. WERKE FÜR VIOLINE UND KLAVIER VON BACH, BEETHOVEN UND REGER 20.11.2023 Putbus 26.11.2023 Stralsund: Theater/Foyer 09.12.2023 Greifswald: Aula der Universität 4. KAMMERKONZERT WERKE FÜR FLÖTE, VIOLA UND HARFE 19.01.2024 Greifswald: Aula der Universität 28.01.2024 Stralsund: Theater/Foyer
LICHT!: Das neue (interaktive) Spielzeitheft 2023/24
www.theater-vorpommern.de 29
Impressum Herausgeber: Theater Vorpommern GmbH, Stralsund – Greifswald – Putbus, Spielzeit 2023/24 Geschäftsführung: André Kretzschmar
Redaktion: Stephanie Langenberg und Katja Pfeifer Gestaltung: giraffentoast
Textnachweise: Der Text zu den Werken des Programms ist ein Originalbeitrag von Katja Pfeifer für dieses Heft. Die Übersetzungen der Arien- und Duetttexte stammen von Stephanie Langenberg und Katja Pfeifer. Bildnachweise: Die Fotos in diesem Heft entstanden am 8.11.23 bei der Orchesterhauptprobe. Copyright: Peter van Heesen.