Michael Simon – FERTIG gibt’s nicht. Bühnenbild. Prozesse

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VORAB Wozu ein Buch über die eigene Theaterarbeit? Theater ist doch live. Das Buch zeigt nur Fotos, Momentaufnahmen. Kann es mehr sein als ein Rückblick? Kann man damit auch nach vorne schauen? Einen offenen Prozess zeigen? Mit solchen und ähnlichen Fragen kam eines Tages Michael Simon, vom Verlag Theater der Zeit auf die Idee gebracht, auf mich zu: Ob ich Lust hätte, mich an einem Buch über seine Bühnenbilder als dramaturgischer Mitarbeiter bzw. Herausgeber zu beteiligen. Ja, hatte ich. Aber zunächst mussten wir Antworten auf seine Fragen finden – oder besser: uns an die Antworten herantasten. Also machten wir, was wir schon öfter für Inszenierungen gemacht haben: Spazieren gehen, die Landschaft anschauen, uns über Gott und die Welt unterhalten, erste Gedanken austauschen, Wein trinken, dabei jeden Druck vermeidend, um in einen Zustand von Kreativität zu kommen. Michael ist ein Meister darin, im besten Fall entspannt fokussiert zu sein und die Dinge kommen zu lassen. Er ist bereit, auch erst mal gut funktionierende Lösungen für Bühnenbild- bzw. Inszenierungsfragen zu verwerfen, wenn sie seinem künstlerischen Instinkt oder seinen Ansprüchen nicht genügen. Seit unserer ersten Zusammenarbeit bei Jelineks „Prinzessinnendramen“ 2005 in Karlsruhe habe ich selten jemanden erlebt, der so offen, sich selbst hinterfragend, prozesshaft und teamorientiert arbeitet wie er und dabei die künstlerischen Energien aller Beteiligten freisetzen kann.

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Für das Buch kristallisierte sich allmählich eine Idee heraus: Es sollte eine Art Arbeitsbuch werden, das in seiner Form den Prozess des künstlerischen Arbeitens von Michael widerspiegelt. Und das nicht nur Highlights, sondern auch Umwege und Irrtümer

dokumentiert, um zu vermitteln, dass das prozesshafte Arbeiten nie endet: Fertig gibt’s nicht. Der Titel stand, der Rest ein vager Plan. Für diese Art von Buch ist die Form, das Layout entscheidend. Dafür kam schon früh die Grafikerin und Bühnenbildnerin Simone Manthey ins Team, die nicht nur grafisch, sondern auch inhaltlich wichtige Impulse einbrachte. Im Laufe eines Jahres trafen wir uns immer wieder, sprachen über einzelne Produktionen, machten Sprachaufnahmen unserer Unterhaltungen und verschriftlichten die Gespräche. Schließlich kristallisierte sich eine Struktur heraus, die tauglich schien. Im Mittelpunkt stehen Michaels zentrale Arbeitswerkzeuge, seine Gedanken-Räume werden zu Kapiteln: Licht, Bewegung, Worte, Konstruktion/ Dekonstruktion, Video und Material(ität). Diese Einteilung hebt Teilaspekte in den einzelnen Produktionen heraus. Es gibt Überschneidungen, Gedankensprünge und Parallelen, auf die verwiesen wird, im Text und grafisch durch Pfeile. Eine Frage blieb: Wie können die Abbildungen, die im Buch ja statisch sind und die Bewegung und den Wechsel der Szenarien nicht wiedergeben können, lebendig werden? Leila Mekacher entwickelte eine App, die die Bühnenbildfotos im Buch mit Videoclips verlinkt. Das lässt die Bilder tanzen, das Buch lebt. Die ursprüngliche Gesprächssituation sollte im Buch keine Rolle mehr spielen, sondern als Gerüst für Michaels eigenen Text und persönliche Schwerpunkte dienen. So entstand eine „Erzählung“, die die künstlerischen Prozesse transparent macht. Im zweiten Drittel der Arbeit am Buch stieß noch Stephan Wetzel dazu, der das Entstandene mit Kritik und Vorschlägen ergänzte.


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