Jugendsession 2011 Session des jeunes Sessione dei giovani
Intro
Edito
Inhalt
Die Jugendsession feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Und nicht nur die runde Zahl bietet Anlass zum Fest: Der Andrang und das Engagement der Jugendlichen sind ungebrochen, noch immer schauen die hohen Politiker vorbei, noch immer berichten die Medien – dieses Jahr sogar mit einem Live-Stream. Die Jugendsession erarbeitete sich im Verlauf der Jahre einen festen Platz in der Bundeshaus-Agenda. Anlässlich des Jubiläums blicken wir von Tink.ch auf die Anfänge zurück und stellen fest: Dem war nicht immer so. Die erste Session vor 20 Jahren war noch als vorläufig einmaliger, eintägiger Anlass geplant. Seither hat sich einiges getan. Erinnerungen und Anekdoten aus diesen vergangenen 20 Jahren zusammengetragen, finden sich im Mittelteil dieses Hefts. Die Entwicklung geht weiter. Zum ersten Mal ging die Jugendsession auf die Strasse. Am PolitBuskers debattierten die Politiker von heute und morgen für einmal an der freien Luft. Die Zuschauer machten es sich auf den Pflastersteinen gemütlich, hörten zu, applaudierten und buhten. Dieser Wandel muss sein, denn jede Generation drückt der Jugendsession ihren eigenen Stempel auf. Wenn wir 2031 das 40-jährige Jubiläum begehen, werden neue Gesichter die Vorbereitungen treffen, Forderungen erarbeiten und in diesem Magazin darüber berichten. Das ist auch richtig so. Schliesslich ist die Session das Sprachrohr der heutigen Schweizer Jugend, nicht der gestrigen. Von der Vergangenheit über die Zukunft wieder in die Gegenwart: Vor dir liegt die Ausgabe 2011 des Magazins zur Jugendsession. Ich wünsche dir im Namen von Tink.ch viel Vergnügen beim Lesen! André Müller, Tink.ch
002 Editorial | Inhaltsverzeichnis 003 Prix Jeunesse
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004 PolitBuskers 006 Interview Simonetta Sommaruga 008 Die Themen der Session 011 Plurilinguitad
013 20 Jahre Jugendsession 014 Interview avec Ruth Dreifuss 016 Umwelt, Drogen, Europa 017 Bonjour, Grüezi, Buongiorno oder Bien di?
018 Zeitraffer
020 Lukas Reimann im Gespräch 023 Forum Jugendsession 025 égalité des chances dans la formation
027 Nouveaux médias 028 Giovani nella polarizzazione politica 030 Porträt Oliver Felix, Youth Rep
032 Petitionen 034 Teamseite 035 Impressum
Prix Jeunesse
Nur Mut, liebe Jugendliche! Lasst euch nicht entmutigen, so lautet die Botschaft von Luc Barthassat an die Jugendlichen. Der Prix Jeunesse ging dieses Jahr an den 51-Jährigen Nationalrat, der sich unter anderem für Sans Papiers einsetzt. Text: Céline Graf
Einem harten Kreuzverhör mussten sich die drei Kandidaten für den Prix Jeunesse 2011 an der Jugendsession nicht stellen. Sogar ein Geburtstagsständchen ertönte beim Podium auf dem Rathausplatz. Das Publikum sang für Luc Barthassat, den Genfer CVP-Nationalrat. Er gehörte neben den Zürcher Nationalrätinnen Doris Fiala (FDP) und Jacqueline Fehr (SP) zu den Nominierten und feierte am Tag der Podiumsdiskussion seinen 51. Geburtstag. Prix Jeunesse – Vertrauensbeweis und Wahlkampfhilfe «Schon nur heute hier zu sein, ist ein wunderbares Geschenk», freute sich Barthassat. Es berühre ihn, dass die Jugendlichen Interesse an seiner Politik zeigten. Dabei sein ist alles? Das dann auch wieder nicht. Er wäre schon ein bisschen enttäuscht, nicht zu gewinnen, gestand er. Diese Sorge war umsonst. Mit 68 Stimmen liess Barthassat seine Konkurrentinnen deutlich hinter sich. Für die Jungen werde er sich aber weiterhin in der Politik einsetzen – ob mit oder ohne Preis. Was auch Fehr und Fiala versicherten. Sans Papiers eine Lehre ermöglichen, Prostitution von Minderjährigen in der Schweiz verbieten, Strafen bezüglich Kinderpornografie erhöhen, Verbotsflut gegen Jugendliche stoppen. Keine Frage, mit solchen Forderungen haben Barthassat, Fiala und Fehr auf politischer Ebene bisher viel für die Jugendlichen getan. Die Politiker machten aber auch kein Geheimnis daraus, dass der Prix Jeunesse förderlich ist für den Wahlkampf.
Denn Barthassat, Fehr und Fiala wollen diesen Herbst ihre Sitze im Nationalrat verteidigen. Die Parolen am PolitBuskers waren daher natürlich ebenso an potentielle Wähler gerichtet. Jacqueline Fehr, Präsidentin der Stiftung Kinderschutz Schweiz, sagte etwa: Es sei Aufgabe der Politik, den Jugendlichen Raum zu geben, ihre Ideen zu verwirklichen. Doris Fiala, die unter anderem in der Beratung bei Pro Juventute tätig ist, punktete beim jungen Publikum mit der Aussage, sie habe mit 16 Jahren nichts für ihre Generation getan, sondern «Party gemacht». Auch Fehr verriet: «Mit 16 ging ich manchmal zur Schule.» Mit Arbeit ans Ziel Luc Barthassat zeigt sich beeindruckt von der Professionalität, mit der junge Leute Projekte anpacken. «Man sieht immer nur, was schief läuft, dabei haben die Jugendlichen so viel Potential.» Er selber sei in bäuerlichen Verhältnissen aufgewachsen und habe mit harter Arbeit den Sprung in die Politik geschafft. Deshalb laute seine Botschaft an die Jugendlichen: «Ne vous laissez pas decourager! Il faut oser, il faut aller avec sa tête, ses idées. Et je pense qu’il y a des chances pour tout le monde.» Authentizität, Spontanität, Humor, echtes Interesse am Austausch zwischen den Generationen und ein Gespür für Themen, die junge Leute beschäftigen. Bringt ein Politiker diese Dinge mit, hat er gute Chancen auf den Prix Jeunesse 2012. Der Punkt auf dem i ist vermutlich – in einer zunehmend personalisierten Schweizer Politik – die Sympathie.
Luc Barthassat, Gewinner des Prix Jeunesse: «Heute hier zu sein, ist ein wunderbares Geschenk.» Foto: Marc Deriaz
Info Prix Jeunesse Mit Taten und nicht nur mit Worten setzen sich die Preisträger des Prix Jeunesse für die Jugendlichen und ihre Anliegen ein. Seit 2008 wird der Preis jährlich verliehen. Ein Gremium aus Mitgliedern des Forums Jugendsession, Journalisten und ehemaligen Preisträgern wählt die Kandidaten aus. Den Entscheid treffen schliesslich die 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendsession. Luc Barthassats Vorgänger sind Pascale Bruderer, Otto Ineichen und Roger Nordmann. cgr 003
PolitBuskers
Politik statt Marzilibad: Das PolitBuskers weckt das Interesse der Bernerinnen und Berner. Foto: Marc Deriaz
Debatten, Applaus und Buhrufe Politik auf die Strasse bringen – was kann man unter dem Slogan des PolitBuskers verstehen? Unser Reporter hat Teilnehmende und Zuschauer befragt und sich selbst ein Bild gemacht. Es zeigt sich: Das PolitBuskers ist mehr als eine Arena unter freiem Himmel. Text: Rowan Siegenthaler
Es ist kurz nach 13 Uhr. Zirka 150 Jugendliche und eine Hand voll Erwachsener aller Couleur sind auf dem Berner Rathausplatz versammelt – dort, wo an diesem Samstagnachmittag die Bühne 3 des PolitBuskers steht. Hier propagiert Erich Hess, einer von vier ambitionierten Jungpolitikern in der ersten Talk-runde: «Liebe Zuhörer, die Schweiz hat riesige Probleme. Und diese können nur gelöst werden, wenn ihr alle der JSVP oder der SVP beitretet!» Es ist ein sonniger Nachmittag, an dem im Rahmen der Jugendession 2011 das PolitBuskers stattfindet. Die Idee ist dem Strassenmusikfestival «Buskers» nachempfunden: Auf insgesamt drei Bühnen in der Berner Altstadt finden Debatten, Duelle und Gesprächsrunden zu aktuellen politischen Fragen statt. Als 004
Redner eingeladen sind hauptsächlich Jungpolitiker. Ich folge der ersten Viererdiskussion. Mit dabei sind Martin Neukom (JG), Michael Köpfli (JGLP), Patricia Mattle (JCVP) und Erich Hess (JSVP). Vor allem Letzterer scheint Publikum anzulocken, auch wenn er sich mit seinen Statements grösstenteils Buhrufe einheimst. Die restlichen Politiker auf der Bühne verhalten sich ruhig. Schmunzeln viel. Machen mit einer Mischung aus Sticheleien und Argumentation in Richtung Hess darauf aufmerksam, dass sie «keine Mauer um die Schweiz herum» aufbauen wollen. Und das Publikum kommentiert, vorwiegend mit Beifall. «Politik betrifft den Menschen auf der Strasse, nicht nur den im Parlament.» – Eskoç Beyazagül, Zuschauer
Das Motto des PolitBuskers lautet: «PolitBuskers bringt die Politik zurück auf die Strasse!». Ich frage einige Besucher nach ihrer Interpretation dieses Slogans. Grösstenteils entstehen daraus kleine Interviews, teils aber auch Gespräche über Gott und die Welt. Vorwiegend über die Welt. Etwa eine halbe Stunde später begebe ich mich zur Bühne 2. Dort findet ein Duell zur Sicherheitspolitik zwischen Fabian Bader (JSVP) und Jonas Zürcher (JUSO) statt – eine angeheizte, aber durchwegs zivilisierte Diskussion zweier Menschen, deren Ansichten unterschiedlicher nicht sein könnten. Fabian Bader ist ein Berufsunteroffizier der Schweizer Armee. Jonas Zürcher Sekretär der Gsoa. Man hört in Diätportionen dosierte Buhrufe und häufigeren
Applaus, beides von einer Hand voll vorwiegend junger Menschen. Es ergeben sich auch unter den Zuschauern Diskussionen, inspiriert von den Aussagen der Politiker auf der Bühne. Die Moderatoren loben die rege Beteiligung des Publikums. Und die Tatsache, dass es doch tatsächlich Menschen gibt, die in der Hitze eines Spätsommernachmittags lieber Politikern beim Debattieren zuhören, als in der nahe gelegenen Aare schwimmen zu gehen.
«Ich sehe jemanden, der an der Hausecke steht und politisiert, mit einer Traube von Menschen, die sich um ihn herum versammelt hat. Und andere Menschen im Hintergrund, die teilweise kopfschüttelnd weitergehen, oder die die Rede vielleicht nicht interessiert.» – Patrik Locher, JEVPRedner, von Autor Rowan Siegenthaler nach dem ersten Bild befragt, das ihm beim Hören des Slogans in den Sinn kommt.
«Die Leute auf der Strasse sollen hier ‹politisiert› werden.» – Silas Arn, Gruppenleiter «Gleichstellung» bei der Jugendsession
Um etwa 14 Uhr werden auf der Hauptbühne die Nominierten des Prix Jeunesse 2011 vorgestellt. Dieser wird für besondere Leistungen zugunsten von Kindern und Jugendlichen jährlich während der Jugendsession vergeben. Präsentiert ein Redner gerade seine Ansichten, ist das Publikum still. Nur die bereits erwähnten Mini-Diskussionen erklingen hie und da als Raunen. Anders verhält sich die Lage, wenn eine Fragerunde deklariert wird: Meist reicht die Zeit nicht für alle Fragen, die sowohl in der Thematik als auch im Niveau stark variieren. Es wird viel gelacht und geklatscht, die Stimmung ist gut.
Rund fünfzehn Minuten später geht es auf derselben Bühne mit drei Einzelstatements zum Thema Energiepolitik weiter. Obschon sie aus sehr unterschiedlichen Lagern stammen, ist die Message der Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker – Nadine Masshardt (JUSO), David Egger (JGLP) und Patrik Locher (JEVP) – grundsätzlich dieselbe: Die Schweiz muss aus der Atomkraft aussteigen. Überhaupt scheinen die Exoten am PolitBuskers 2011 die Redner der SVP oder ihrer Jungpartei zu sein. Und noch viel mehr ihre Anhänger, von deren Seite ab und zu nach entsprechenden SVP-Statements ein einsames Klatschen durch eine Prärie aus geschlossenen Mündern und reglosen Händen hallt. Sofern es die vermehrt auftretenden Buhrufe übertönt, versteht sich. Eine überwältigende Mehrheit der Besucher scheint tendenziell linken, vor allem aber grünen Ansichten gesonnen zu sein. PolitBuskers bringt die Politik wieder auf die Strasse. Ein Motto, das problemlos aus einem politischen Pamphlet aus vergangenen Zeiten früher stammen könnte. Oder, je nach Sichtweise, aus einem bernischen Gemälde, das die perfekte Dekoration für das Interieur eines jeden «Altstadt-Beizli» wäre.
«Freiheit lohnt sich.» – Bundesrat Johann Schneider-Ammann während seiner Rede. Die Rede von Bundesrat SchneiderAmmann gehört zu den Highlights des Tages. Sie ist auch der einzige Anlass, der zwischen 14:30 und 15:00 auf dem Programm steht, was entsprechend viel Publikum anlockt – rund 200 Besucher haben sich vor Bühne 3 versammelt. Hauptthema ist politisches Engagement: Dasjenige der anwesenden Jugendlichen, die ihre allgemeinen Interessen einbringen sollen, und Schneider-Ammanns eigenes Engagement, was die Arbeit am zu starken Franken betrifft. Der Zusammenhang scheint vielleicht etwas weit hergeholt, ist in einigen Abschnitten jedoch sehr eingängig.
«Der Slogan erinnert mich an Bilder von Demonstrationen, zum Beispiel am 1. Mai.» – Rodî Tyben, Teilnehmer der Jugendsession, interpretiert den Slogan des PolitBuskers wiederum völlig anders als Patrik Locher. 16 Uhr. Nach einer halbstündigen Antwortrunde bei Bühne 3 geht der Tag seinem Finale entgegen. Die letzte Veranstaltung ist eine Talkrunde mit den jüngsten Parlamentariern: Evi Allemann (SP), Christian Wasserfallen (FDP), Anna Meister (JUSO – Sie hat ein Voting auf Facebook gewonnen und dadurch einen Platz in dieser Runde erhalten) und Thomas Fuchs (SVP), der die Vertretung für den kurzfristig ausgefallenen Lukas Reimann übernimmt. Hier herrscht eine fast versöhnliche Atmosphäre – die Sonne zieht sich langsam etwas zurück, «gwundrige» Passanten gesellen sich zu den hartgesottenen und sonnengebadeten Zuhörern erster Stunde und auf der Bühne herrscht eine humorvolle, lockere Diskussion. Auch hier gibt es zwar hin und wieder Reibereien, doch diese sind bei dieser Konstellation vorprogrammiert und eigentlich so minimal, dass die Talkrunde – geleitet von «Arena»-Moderator Urs Wiedmer – den Tag perfekt abrundet. Am Sonntag wird im Rahmen der Jugendsession 2011 wieder im Bundeshaus weiterpolitisiert. Das PolitBuskers war ein einmaliger Anlass. Einmalig einerseits, weil dort eine Stimmung herrschte, die man nicht alle Tage erlebt – der Teenager, den man sich sonst fernsehschauend auf dem Sofa vorstellt, sitzt plötzlich auf den Pflastersteinen der Berner Altstadt und hört gespannt politischen Diskussionen zu. Einmalig andererseits, weil das PolitBuskers das Erste seiner Art ist und zur Feier des 20. Jubiläums der Jugendsession stattfindet. Ob es eine Fortsetzung geben wird, ist fraglich – aber durchaus wünschenswert. 005
Interview
Politik braucht Geduld Bundesrätin Simonetta Sommaruga eröffnete die 20. Ausgabe der Jugendsession. Nachdem sie im Plenum Rede und Antwort stand, fand sie auch noch für ein Interview Zeit. Über ihren Werdegang und die Gewalt unter Jugendlichen, die ihr Departement Justiz und Polizei betrifft, hat sie breitwillig Auskunft gegeben. Interview: Pascal Spycher und Luzia Tschirky
Wann begannen Sie sich als Kind für Politik zu interessieren? Simonetta Sommaruga: Ich fing schon früh an Zeitung zu lesen, doch verstand ich anfangs noch nicht so viel. Mit 14 Jahren fing ich an intensiver Zeitung zu lesen und dadurch wurde auch mein Interesse an der Politik geweckt. Daneben machte ich als Kind sehr viel Musik. Was war Ihr Berufswunsch als kleines Kind? In der fünften Klasse schrieb ich einen Aufsatz darüber, dass ich gerne Chirurgin werden wollte. Heute habe ich das Gefühl, dass ich in Ohnmacht fallen würde, wenn ich eine Person operieren müsste. Aber vielleicht war es das Analysieren, welches mich damals an diesem Beruf so faszinierte. Erst später, als ich viel Musik machte, wollte ich Pianistin werden. Konnten Sie sich als Jugendliche vorstellen eines Tages Bundesrätin zu sein? Nein, ich glaube ich wusste lange nicht genau, was ein Bundesrat ist. Ich wuchs in einer sehr katholischen Gegend auf, dort war der Papst die wahrscheinlich wichtigste Person. Ich denke, in meiner Kindheit spielte das katholische Kirchenoberhaupt eine grössere Rolle als die Bundesräte. Wie wird man von der Pianistin zur Bundesrätin? Als ich noch Klavier unterrichtete und 006
Konzerte gab, habe ich nachts im Haus für geschlagene Frauen in Freiburg gearbeitet. Dort bin ich wahrscheinlich politisiert worden. Ich sah, dass gesellschaftliche Probleme vorhanden waren und viele Menschen, denen man eine Stimme geben sollte. Nachher ging ich zum Konsumentenschutz, dort merkte ich, dass es jemanden braucht, der sich für die Schwächeren in der Gesellschaft einsetzt. Das war mein Weg in die Politik. Danach kam ich in den Gemeinderat, Nationalrat und Ständerat. Dies war eine ziemlich lange Entwicklung, über welche ich froh bin. Denn die gemachten Erfahrungen helfen mir nun auch im Bundesrat. Wie sehen Sie die Gewalt unter den Jugendlichen? Ich höre immer wieder, dass dieses Thema Jugendliche beschäftigt. Vor allem im Ausgang. Vielleicht ist die grösste Angst, dass man von jemandem grundlos zusammengeschlagen oder angegriffen wird. Ich finde, die Sicherheit im öffentlichen Raum ist etwas Wichtiges. Wenn sich Jugendliche oder Bürger aus dem Land in öffentlichen Räumen nicht sicher fühlen, muss dieses Problem ernst genommen werden. Ich glaube aber nicht, dass man bei Jugendlichen generell sagen kann, dass sie gewalttätiger sind als früher. Wo sehen Sie die Ursachen für die Gewalt unter den Jugendlichen?
Ich denke, es gibt verschiedene Gründe. Man weiss, dass die Gewalt auch immer einen sozialen Hintergrund hat. Menschen, die sich verbal weniger äussern oder wehren können, tendieren stärker dazu Gewalt anzuwenden. Zum Teil sind es auch kulturelle Prägungen, welche dazu führen, dass man sich schneller mittels Gewalt ausdrückt. Was für Massnahmen unternehmen Sie zur Eindämmung von Gewalt? Der Bund alleine kann nicht sehr viel ausrichten, da die Polizei den Kan-
«Gebt nicht auf, wenn ihr mit einem Vorschlag scheitert!» Foto: Thinh-Lay Tong
tonen untergeordnet ist. Es gibt die Möglichkeit, dass man in den Schulen und im Elternhaus früh klar macht, was toleriert und was nicht toleriert wird und wo die Grenzen sind. Grenzen zu setzen ist etwas Wichtiges. Die Schweiz hat ein sehr fortschrittliches Jugendstrafrecht, bei dem darauf geschaut wird, dass bei straffällig gewordenen Jugendlichen auf Integration gesetzt wird. Es gibt in der Schweiz eine tiefe Rückfallquote, was auch für unser Strafsystem spricht. Die Jugendsession zeigt, dass Jugendliche Forderungen an die Gesellschaft haben und viele Inputs geben,
die wir ernst nehmen müssen. Ihre Vorgängerin Eveline WidmerSchlumpf war als Hardlinerin bekannt. Werden Sie ihre Politik fortsetzen? Ich glaube, alle Mitglieder des Bundesrates haben die Aufgabe Probleme zu finden und Lösungen vorzuschlagen, über die nachher im Parlament entschieden wird. Wir können in die Jugend sehr viel investieren, indem wir sie unterstützen und ihnen eine Perspektive geben. Das ist auch ein Beitrag zur Verminderung der Jugendgewalt.
Haben Sie in Ihrem Leben etwas gelernt, dass sie den Jugendlichen gerne mitgeben wollen? Die Jugendlichen, die an der Session teilnehmen, wissen sehr genau, was sie brauchen. Ich will diese dazu ermuntern auf ihrem Weg zu bleiben, kritisch zu sein und Forderungen zu stellen. Gebt nicht auf, wenn ihr zum ersten Mal an einem Vorschlag scheitert, sondern probiert es mit einem zweiten Anlauf, denn in der Schweizer Politik klappt nicht alles immer auf Anhieb. Man braucht viel Geduld und Hartnäckigkeit um seine Forderungen durchzubringen. 007
HinterGrund
Was ihr wollt Gleiche Bildung für alle, zur Umwelt Sorge tragen, Integration stärken, Jugendgewalt eindämmen: der Ruf nach mehr Mit- statt Gegeneinander wurde an der Jugendsession 2011 laut. Im Plenum ging dann doch der «Kantönligeist» um. Hie und da machte sich auch der Wahlkampf bemerkbar. Text: Céline Graf
Ja zu einer Lenkungsabgabe auf nichterneuerbare Energien, Ja zu obligatorischen Integrationskursen, Ja zum Ausbau des Zivildienstes. Ja zu fast allem sagte das Plenum an der Jugendsession 2011. 11 von 12 Forderungen wurden angenommen. Die Papiere vorbereitet hatten die Teilnehmer an regionalen Sessionen in Freiburg, Basel, Zürich und Bellinzona. Dort standen Umwelt und Energie, Ausländerpolitik, Arbeit und Bildung zuoberst auf der politischen Agenda. Themen aus 20 Jahren Jugendsession, bunt zusammengewürfelt. In den Arbeitsgruppen zeigte sich, was die Wähler von morgen am meisten beschäftigt: Aktuelle Fragen der Schweizer Politik, das persönliche Umfeld – und die Schlagzeilen in den Medien. Für Lenkungsabgabe, gegen Informationskampagne Mit Brandaktuellem befasste sich die Gruppe «Energie». Sie forderte eine Preiserhöhung in Form einer Lenkungsabgabe auf Strom aus nicht erneuerbaren Energiequellen. Zwar plant der Bundesrat den mittelfristigen Atomausstieg bis 2034, sagte einer der Initianten der Petition, «wir werden jedoch grosse Probleme in der Umsetzung haben». Eine Lenkungsabgabe, wie sie etwa bereits der Kanton Basel Stadt kennt, soll die erneuerbaren Energien konkurrenzfähig machen auf dem Markt. Auf politischer Ebene ist die Jugendsession im Bereich der Energie kein unbeschriebenes Blatt. Zum Beispiel hat der Bund entschieden, die Energieetikette auf weitere Gerätekategorien 008
auszudehnen, was auf eine Forderung der Jugendsession 2007 zurückgeht. Eine andere Motion zur Förderung von Minergiebauten scheiterte 2008 am Votum des Ständerats. Den Handlungsbedarf beim Umweltschutz stellt weiterhin niemand infrage. Dennoch wurde die Petition der Gruppe «Umwelt» abgelehnt: Also keine bundesweite Informationskampagne zu privaten Cleantech-Anlagen samt Studie zur wirtschaftlichen Attraktivität. Ob es nicht schon genügend Informationen von Beratungsstellen, Schulen und Medien gebe, wendeten die Gegner ein. Man wolle mit der Kampagne vor allem an die Eigenverantwortung appellieren, erwiderten die Befürworter. Tatsächlich könnte hier das individuelle Problembewusstsein noch gefördert werden. So nennen im Jugendbarometer 2011* nur rund ein Drittel der Schweizer Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren Umweltschutz als eines der wichtigsten Probleme des Landes.
staat»). Man würde lediglich nationale Rahmenbedingungen schaffen, entgegneten die Befürworter. Die Ausgestaltung der Regeln läge immer noch bei den Kantonen. Gleiche Chancen für alle, lautete das Credo auch für eine Arbeitsgruppe, die Gesamtarbeitsverträge für Lehrlinge einführen wollte. Ein vergleichsweise angestaubtes Problem hatte sich die Gruppe «Gleichstellung» ausgesucht. Kein Wunder, wurde deren Forderung, man solle die Lohngleichheit umsetzen, mit grosser Mehrheit angenommen. Denn dass für gleiche Arbeit gleicher Lohn bezahlt werden muss, war für die meisten jungen Frauen und Männer im Saal ohnehin selbstverständlich. So drehte sich die teils hitzige Diskussion vor allem um die Frage, ob der Gesetzgeber hier noch mehr tun müsse: die einen hielten die gesetzliche Verankerung in BV Art. 8 Abs. 3 für ausreichend, die anderen wünschte sich ein Umdenken, vor allem bei den Unternehmen.
«Kein Zentralstaat» Höhere Priorität hat gemäss Jugendbarometer die Arbeitslosigkeit (39 %). Jugend und Arbeit sowie das Schweizer Bildungssystem waren denn auch Thema an der Jugendsession, wieder einmal. Diesmal stand besonders eine Frage im Zentrum: Wer hält die Fäden in der Hand? Der Bund, ginge es nach der Gruppe «Bildungssystem». Sie forderte einheitliche Aufnahmekriterien an Mittelschulen. Davon zeigten sich die Vertreter des «Kantönligeists» nicht begeistert («Angriff auf den Föderalismus», «Wir wollen keinen Zentral-
Migrationsthematik hoch im Kurs Mitten in die Schlagzeilen sowie in die Herbstsession des Nationalrats hinein katapultierten uns die Gruppen «Einbürgerungspolitik» und «Migration». Beide nahmen sich der Integration an. Während die einen definierten, wann jemand laut Bürgerrechtsgesetz als «in die Gesellschaft eingegliedert» gelten sollte, lieferten die anderen die Massnahme, wie Migranten diesen Zustand erreichen könnten: durch obligatorische Integrationskurse. Heute können die Kantone selbst entscheiden, ob sie Integrationskurse an-
Nur ein Drittel der Jugendlichen zählen den Umweltschutz zu den wichtigsten Problemen der Schweiz. Foto: Amandine Massart bieten möchten beziehungsweise ob diese Bedingung sind für die Einbürgerung. So will es das Bundesgesetz über Ausländerinnen und Ausländer. Seit 2007 haben sich einzelne Kantone in Integrationsverträgen zu solchen Kursen verpflichtet. Integration und Einbürgerung nach präzisen Kriterien – dies fordert unter anderem die FDP. Ein Hinweis darauf, dass Parteien und ihre Programme heute einen stärkeren Einfluss auf die Jugendsession ausüben dürfte als noch vor 20 Jahren. Nicht zufällig befinden sich unter den Teilnehmern jährlich immer mehr Vertreter von Jungparteien. Nichts vermag zurzeit die öffentliche Aufmerksamkeit derart auf sich zu ziehen wie die Migrationsthematik, auch da der «Fukushima-Effekt» deutlich nachgelassen hat. Ausländerinnen und Ausländer, Integration und Personenfreizügigkeit zählen laut Ju-
gendbarometer für 45 Prozent der Jugendlichen zu den wichtigsten Problemen der Schweiz. Das sieht auch die Mehrheit der Wahlberechtigten so. Zu diesem Resultat kommt das Meinungsforschungsinstitut gfs.bern in seinem Anfang September publizierten Wahlbarometer**. Darin steht bei den Schweizer Wahlberechtigten die Migration unverändert auf Platz eins der dringendsten Probleme der eidgenössischen Politik. Vielgehörte Formel Erfahrungen aus dem eigenen Umfeld fliessen naturgemäss in die politischen Forderungen der Jugendsession mit ein. Sie war schon immer ein Pulsmesser der, eben, Jugend. Auf offene Ohren stiess bei den Jugendlichen erwartungsgemäss die Idee, den Zivildienst im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit zu fördern. Denn, so die Be-
fürworter, die Bereitschaft, Zivildienst zu absolvieren, nehme weiter zu. In der Politik als auch bei der zuständigen Behörde ZIVI geht es momentan aber eher in die andere Richtung; nämlich weniger Anreize für den Zivildiensteinsatz zu schaffen. Eine weitere kreative Projektidee legte die Gruppe «Jugendgewalt» vor. An der Wirksamkeit des Pakets aus Prävention (Schulprojekttag) und Repression (Arbeitstherapielager) wurden jedoch Zweifel geäussert. Ob das Geld nicht besser anderswo investiert werden sollte, fragte ein Teilnehmer. Zum Beispiel in Therapieprogramme von Gefängnissen. Die Berichterstattung über Gewalttaten betrachtete die Arbeitsgruppe «Rassismus». Sie war der Meinung, dass Medien persönliche Angaben wie Nationalität oder Ethnie von «in Straftaten involvierten Personen ohne deren Einverständnis» nicht mehr veröffentlichen sollten. Das an letzten Jugendsessionen beliebte Thema der neuen Medien blieb dieses Mal aussen vor, selbst bei der Arbeitsgruppe «Zukunft der direkten Demokratie». Diese forderte stattdessen in Anlehnung an die Ausschaffungsinitiative und an einen Bericht des Bundesrates, dass das Stimmvolk über «mögliche zukünftige Konflikte zwischen geltendem Recht und Volksinitiative» aufgeklärt werden sollte. Mehr Demokratie. Eine Formel, die an der Jugendsession 2011 sowohl Bundesrätin Simonetta Sommaruga als auch der ehemalige Preisträger des Prix Jeunesse Roger Nordmann in ihren Reden beschworen. Als wäre den jungen Politik-Interessierten nicht schon längst klar: sie tragen das politische System der Schweiz mit. * Jugendbarometer der Crédit Suisse, erstellt in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut gfs.bern, August 2011. ** Wahlbarometer 06/2011 des gfs.bern, erstellt im Auftrag der SRG SSR, August 2011.
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36. SCHWEIZER
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PlurilinGuitad
«Dar al rumantsch ina fatscha» Durant la sessiun vegn translatà la discussiun en talian, franzos e tudestg. Ma nua è il rumantsch? A la tscherca... Text: Clau Dermont
Bun 0.5 pertschent da la populaziun Svizra pledan in dals tschintg idioms rumantschs sursilvan, sutsilvan, surmira, putér u vallader. Tut tenor quint èn quai be trenta fin sisontamilli carst-
gauns. Tuttina èn els preschents - en la constituziun, il mintgadi u la politica. Era a la sessiun da giuvenils: Andreia Bezzola da Pontresina ha lavurà en la gruppa che ha sa fatschentà cun il futur da la democrazia en la Svizra. El as vesa bain svess sco ambassadur da la minoritad rumantscha: «Jau sun cuntaints da rapreschentar il rumantsch a la sessiun», di il giuven da 20 onns. El haja uschia la pussaivladad da rispunder a las bleras dumandas ch’ils auters hajan e da dar al rumantsch ina fatscha. La sessiun da giuvenils è per Andreia Bezzola l’unic lieu nua che la glieud giuvna da tut ils differents avis pon s’inscuntrar. I saja preschent in grond
spectrum d’ideas ed opiniuns. I fiss era meglier d’avair preschent dapli rumantschs: «Jau na poss betg rapreschentar tuts», declara Andreia Bezzola. D’ina vart datti differenzas tranter ils idioms, da la’autra vart dettia er giuvens e giuvnas, che pledan pli stedi il rumantsch. La sessiun da giuvenils n’è betg mo politicamain in lieu d’inscunter. Il scomi tranter ils lungatgs, la diversitad vegn vivida – ed il contact cun la Rumantschia è la pussaivladad, d’er emprender d’enconuscher la pli pitschna part da la Svizra.
«Rätoromanisch ein Gesicht geben» Die Jugendsession hat Live-Übersetzungen in Italienisch, Französisch und Deutsch. Aber wo ist das Rätoromanische? Auf der Suche... Text: Clau Dermont
Gut 0.5 Prozent der Schweizer Bevölkerung sprechen einen der fünf rätoromanischen Idiome Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Putér oder Vallader. Je nach Berechnung sind das nur dreissig- bis sechzigtausend Menschen. Trotzdem sind sie präsent – in der Verfassung, im Alltag und in der Politik. Auch an der Jugendsession: Andreia Bezzola aus Pontresina hat in der Gruppe «Zukunft der Demokratie» mitgearbeitet. Er sieht sich selber schon auch als Botschafter der rätoromanischen Minderheit: «Mir gefällt es, das Rätoromanische an der Jugendsession zu repräsentieren», sagt der 20-Jährige. Auf die vielen Fragen der
«anderen» könne er so antworten und dem Rätoromanischen ein Gesicht geben. Die Jugendsession ist für Andreia Bezzola der einzige Ort, wo junge Menschen aller Ansichten sich treffen können, und es sei ein grosses Spektrum an Meinungen anwesend. Mehr Rätoromanen wäre auch besser: «Ich kann nicht alle vertreten», erklärt Andreia Bezzola. Einerseits gibt es unterschiedliche Idiome, andererseits gäbe es auch junge Menschen, die das Rätoromanische öfters brauchen als er. Die Jugendsession ist nicht nur politisch ein Ort der Begegnung. Der Austausch zwischen den Sprachen, die
Vielfalt wird gelebt – und der Kontakt mit der «Rumantschia» ist die Möglichkeit, auch den kleinsten Teil der Schweiz kennenzulernen.
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20 Jahre JuGendsession
Gli albori della Sessione dei giovani La Sessione Federale dei giovani fu fondata in tempo di giubileo. Nel 1991, infatti, la Svizzera festeggiava i 700 anni della Confederazione. Non tutti, però, avevano lo spirito giusto per festeggiare spensieratamente. Il consigliere nazionale Roland Wiederkehr sollevò la questione: «La gioventù è sottorappresentata in Parlamento». Testo: André Müller - Photo: Archivo
Per questo motivo Wiederkehr iniziò un gruppo parlamentare con l’intento di realizzare una conferenza giovanile a Palazzo Federale. Già nel Dicembre 1989 domandò alla Federazione Svizzera delle Associazioni Giovanili (FSAG) se fosse disposta a organizzare l’evento e la cosa andò in porto, poiché la FSAG aveva già sviluppato idee simili. Inizialmente la Sessione dei giovani fu ideata come evento unico, della durata di un giorno, in occasione dei festeggiamenti del 700o anno della Confederazione e avrebbe dovuto svolgersi durante la sessione autunnale dell’Assemblea federale. L’idea era di creare un primo dialogo tra giovani e politici durante un pranzo in comune e nel pomeriggio i politici avrebbero dovuto seguire il plenum dalle tribune della Sala del Consiglio nazionale. Critica a Palazzo Federale si temeva una «profanazione» della Sala del Consiglio nazionale dovuta alle decorazioni. Forse proprio perché gli organizzatori avevano intenzione di proiettare nella Sala una montagna di rifiuti sul Lago dei Quattro Cantoni di Giron. Inoltre, alcuni parlamentari dubitavano che i loro colleghi e colleghe si sarebbero interessati alla Sessione dei giovani, se lo stesso giorno non fossero stati chiamati loro stessi a Palazzo Federale.
Istituzionalizzazione I rappresentanti della FSAG nel frattempo abbracci- arono con veemenza un’istituzionalizzazione della Sessione e l’obbligo da parte dei Consigli, di considerare le petizioni dei giovani. Tuttavia, già la Commissione parlamentare, la quale si occupava della Sessione dei giovani, sdrammatizzò la questione: si volevano valutare le proposte avanzate dai giovani, prima di decidere come portarle in Parlamento. Non si voleva, insomma, creare un Parlamento parallelo, sosteneva Jean Cavadini. Successo e futuro Malgrado, o forse proprio a causa delle accese discussioni preliminari, la prima edizione della Sessione dei giovani fu un successo: oltre 600 giovani si annunciarono, 246 di loro potevano partecipare e tutte le regioni e entrambi i sessi furono equamente rappresentati. 80 parlamentari seguirono la Sessione dei giovani dalle tribune della Sala del Consiglio nazionale. Tutto questo, probabilmente, anche grazie alle telecamere della televisione e all’incombente autunno elettorale. Divenne subito chiaro che un giorno non sarebbe bastato per elaborare petizioni sensate su tutti i temi trattati. Per questo motivo, Wiederkehr e la FSAG formularono il piano di realizzare, dal 1993 via, una Sessione dei giovani che potesse durare più giorni. 013
20 Jahre JuGendsession
«J’ai confiance en les jeunes» Invitée à participer à la 19ème Session des jeunes en novembre dernier, Ruth Dreifuss est une habituée des lieux. Retour sur le parcours de cette ancienne conseillère fédérale qui depuis toujours est à l’écoute des jeunes et de leurs préoccupations. Interview : Juliette Ivanez - Photo : Michael Dolensek
A quand remonte votre première implication au sein de la Session des jeunes? C'est en tant que Conseillère fédérale que j'ai été invitée à participer à ma première Session des jeunes. Le Département fédéral de l'Intérieur a en effet un rôle important à jouer en matière de promotion de la jeunesse et nous considérions, dès le début, que la Session des jeunes est une bonne façon de faire entendre la voix des premiers concernés. Comment vous êtes-vous engagée? J'ai poursuivi la politique que mon prédécesseur, Flavio Cotti, avait déjà initiée. A la session elle-même, mon rôle se limitait à une allocution et à des rencontres bien intéressantes dans les coulisses du Palais. Mais il m'appartenait aussi de porter les résolutions et les pétitions devant les commissions parlementaires qui devaient en prendre connaissance et y donner suite, autant que possible. Il m'a aussi fallu, une fois ou l'autre, défendre le budget attribué à la Session des jeunes, et la défendre contre celles et ceux qui lui reprochaient d'être dominée par des militants de gauche. Y a-t-il des projets au sein de la Session des jeunes qui vous ont tenu à cœur, que vous avez particulièrement défendus? Comme j'étais également, pendant cinq ans, responsable de la politique de l'environnement et du climat, le soutien que les jeunes y apportaient m'ont aidée et m'ont fourni l'argument choc: ce sont les jeunes qui subiront les conséquences «Certains parlementaires ont des erreurs et des omissiappris à prendre les jeunes ons que nous faisons. Je me au sérieux.»– Ruth Dreifuss souviens aussi avec émotion 014
de la volonté de dialogue intergénérationnel qui animait certaines sessions: lorsqu'on est en charge de la politique sociale, cette compréhension mutuelle et ce soutien réciproque est particulièrement important. Les questions liées à l'éducation et à la formation étaient aussi, pour moi, essentielles. Etiez-vous politiquement engagée quand vous étiez jeune? Avez-vous participé dans votre jeunesse à des évènements similaires à la Session des jeunes? J'ai l'impression d'avoir été, dès l'enfance, intéressée par la politique. A l'adolescence, j'ai d'abord milité contre le racisme, pour l'indépendance et l'autodétermination des peuples colonisés, pour les droits humains, la paix et le développement du tiers monde. Peu à peu, mon engagement est devenu plus concret, il s'est davantage focalisé sur la Suisse, la situation des travailleurs étrangers, la politique sociale, l'égalité entre femmes et hommes, etc. J'avais 24 ans, lorsque je suis entrée au Parti socialiste et peu après au syndicat. C'est à travers eux et à travers diverses associations que j'ai eu l'occasion de rencontrer d'autres jeunes et de travailler avec eux. Quel est selon vous l’impact de la Session des jeunes et pensez-vous qu’elle peut réellement changer les choses? Si on examine les suites données à des résolutions ou à des pétitions, l'impact est relativement faible. Par contre, en ce qui concerne l'impact sur les participants, leur implication immédiate et future dans le débat politique, le caractère formateur d'un tel exercice ou encore l'écho médiatique donné à certaines revendications, l'utilité est à la hauteur des attentes. Plutôt que de changer, à court terme, les choses, les sessions des jeunes ont changé les gens... et même certains parlementaires, qui ont appris à prendre les jeunes au sérieux. Quel est votre point de vue sur les jeunes d’aujourd’hui? J'ai confiance en eux! Ils sont peut-être plus réalistes que nous l'étions, ils se font moins d'illusions et sont plus réfractaires aux idéologies. Mais il suffit de penser à la jeunesse des pays arabes, aux "indignés" d'Espagne, pour voir qu'ils exigent de la politique qu'elle résolve les problèmes concrets, ce qui implique aussi plus de démocratie et plus de respect de la dignité.
Pierre Alain Perren Responsable du projet 1997 – 1998 «Lors des sessions de 1997 et 1998, nous avons organisé des rencontres entre les participants et des élus, lors desquelles les participants pouvaient présenter leur projet de pétition, mais aussi interroger les parlementaires sur leurs préoccupations, leur vie quotidienne ou leur travail. Ces discussions été des occasions uniques pour démystifier la fonction politique. Parmi les thèmes abordés, la légalisation du cannabis était un thème récurrent. Lors de la remise officielle des pétitions en 1997, nous avons offert une plante de cannabis à Mme Ruth Dreifuss. Je ne sais pas ce qu’elle a fait de la plante, mais elle n’a jamais légalisé la consommation du chanvre.»
Adrienne Mattmüller Hungerbühler Projektleiterin 2002 – 2003 «Das Ergebnis zu sehen - die 200 Jugendlichen im Nationalratssaal - das war etwas Besonderes. Darauf haben wir hingearbeitet, auf diesen Austausch von Jugendlichen aus der ganzen Schweiz. Er ist viel wichtiger als der effektive Einfluss der Jugendsession auf die Politik. Ich sah das an mir selbst. In der Klasse war ich mit meinem politischen Interesse allein auf weiter Flur. An der Jugendsession traf ich Gleichgesinnte. Das tat gut. Ab 1996 war ich immer wieder Teilnehmerin, dann im OK und dann Projektleiterin. Es war die Zeit, als das neu eingeführte Forum Jugendsession seine Rolle suchte und die Regionalsessionen diskutiert wurden, weil es an Anmeldungen fehlte.»
Aujourd’hui, Pierre Alain Perren est planificateur en transports pour les CFF, à Lausanne et à Berne.
Heute arbeitet Adrienne Mattmüller als Projektkoordinatorin beim Planungsamt des Kantons Basel-Stadt.
Andy Limacher Projektleiter 1999 und 2001 – 2002 «Die Feste, die sind mir in Erinnerung. Da war immer coole Stimmung, wie hart man vorher auch diskutiert hatte. Überhaupt hat mir das Umfeld mit all den engagierten Leuten sehr gefallen. Meine Berufsschullehrerin hatte mich auf die Jugendsession aufmerksam gemacht. Man konnte etwas mitgestalten. Völlig neue Horizonte taten sich auf. Schliesslich war die Projektleitungsstelle ausgeschrieben. Gleich nach der Lehrabschlussprüfung als Hochbauzeichner zog ich nach Bern, um sie anzutreten. Es war mein Einstieg in den Sozialbereich. Besonders wichtig schien mir schon damals die Partizipation an sich und diese auch sichtbar zu machen.»
Gisela Oreiller Wittwer Projektleiterin 2000
Heute ist Andy Limacher Leiter des Projekts «Jugend Mit Wirkung» von Infoklick.ch, das zum Ziel hat, Jugendliche besser ins Gemeinwesen einzubinden.
Heute ist Gisela Oreiller Wittwer Mutter von drei kleinen Kindern und Advokatin.
«Thematisch stand für unsere Generation besonders eine Frage im Vordergrund: Europa. Dem haben wir eine ganze Jugendsession gewidmet, die viele kontroversen Debatten mit sich brachte. Nebst Erinnerungen an die Themen sind mir ausserdem viele Freundschaften mit Leuten von damals geblieben. Last but not least habe ich an der Jugendsession auch meinen jetzigen Ehemann und Vater meiner Kinder kennengelernt. Wir führen noch heute angeregte politische Diskussionen. Und ich weiss von mindestens einem weiteren Paar, dessen Geschichte mit der Jugendsession begann. Viel Motivation und Selbstbewusstsein werden einem da mitgegeben, nicht nur auf dem politischen Weg.»
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20 Jahre JuGendsession
Umwelt, Drogen, Europa «Die gesamte Themenauswahl soll den Jugendlichen überlassen werden.» Diese Forderung kam vom Grünen Nationalrat Lukas Fierz im Vorfeld der allersten Jugendsession vor 20 Jahren. In der Folge immer wieder ähnliche Themen zur Sprache kamen. Bildung, Arbeitsplätze, Aussenpolitik und Drogenkonsum gehören zu den Meistdiskutierten. Text: Luzia Tschirky - Illustration: Katharina Good
An der allerersten Jugendsession 1991 wurden die Themen «Abfall» und «Die Schweiz in der Welt» diskutiert. Kurz vor der Ablehnung des Beitritts zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) im Jahr 1992 haben sich also auch die Jugendlichen mit der Schweizer Aussenpolitik auseinandergesetzt. Mit der zunehmenden Umweltverschmutzung und der wachsenden Europäischen Union haben diese Themen noch an Brisanz gewonnen. Die Themenwahl und mit ihr die Diskussionen an der Jugendsession waren schon immer beeinflusst durch das aktuelle Geschehen. Dies zeigt sich sehr deutlich, wenn man die beiden ersten Themen durch die Jahre begleitet. Jugend vorausschauend Von der Jugendsession wurde das Thema «erneuerbare Energien» bereits vor vierzehn Jahre aufgegriffen. Eine Mehrheit der Jugendlichen entschied sich damals dafür, dass man Lenkungsabgaben auf nicht erneuerbare Energien einführen wollte, um Sonnen-, Wasser- und Windenergie attraktiver zu machen. Zudem sollten öffentliche Gebäude in Zukunft mit erneuerbaren Energien beheizt werden. Die Jugendlichen bewiesen damit vorausschauendes Denken, in einer Zeit, in der Klimaschutz noch keine Selbstverständlichkeit war. Im amtierenden Parlament hat sich bis heute keine Mehrheit für eine Lenkungsabgabe auf nicht erneuerbare Energien finden lassen - auch nicht im Jahr von Fukushima. Im Jahr 2005 wiederum forderte die Jugendsession eine Reduzierung der Boni für Manager auf maximal 100% des Lohnes. Noch vor der Bankenkrise 2008 erkannten damals die Jugendlichen eine Gefahr in den Lohnstrategien der Wirtschaft. Die eidgenössischen Parlamentarier tun sich schwer mit diesem Thema: Auch drei Jahre nach dem Bankenkollaps ist die sogenannte «Abzockerinitiative» von Thomas Minder im Parlament noch immer hängig. Aktualität im Zentrum Bei der allerersten Jugendsession wurden die Themen von einer Arbeitsgruppe ausgewählt. Damals, im Vorfeld der EWRAbstimmung, fiel der Entscheid auf ein aussenpolitisches Sachgebiet. Nach wie vor beziehen die Organisatoren immer auch aktuelle Themen mit ein. An der Jugendsession selbst kam es 1991 zu einer Abstimmung, ob man dem Beitritt 016
zum EWR, dem Vorgängermodell der Europäischen Union, zustimmen solle. Eine Mehrheit der Jugendlichen entschied sich dafür. In der Nachbesprechung zur damaligen Session bezeichnete der damalige Präsident der Arbeitsgruppe Jugendsession den Entscheid als Schnellschuss. Die Diskussion zuvor sei nicht ausführlich genug geführt worden. Das Beispiel offenbart ein grosses Problem der Jugendsession: Politiker beschäftigen sich intensiv mit ihren Themen, bevor sie Entscheide fällen. Teilnehmende der Jugendsession müssen sich dagegen innerhalb von zwei Tagen in eine Sache einlesen, diskutieren und konstruktive Lösungen vorschlagen.
Bonjour, Grüezi, Buongiorno oder Bien di? 7.8 Millionen Einwohner, 26 Kantone, 7 Bundesräte, 4 Landessprachen – in der föderalistischen Schweiz wird Vielfalt gross geschrieben. Selbstverständlich also, dass die eidgenössische Jugendsession von Beginn an ebenfalls mehrsprachig war und Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Schweiz empfing. Text: Juliette Ivanez et Eva Hirschi
An der eidgenössischen Jugendsession treffen sich Jugendliche aus der ganzen Schweiz – und genau so tönt es auch. Von Französisch über Italienisch zu «Schwizerdüütsch» und sogar Rätoromanisch hört man hier alle vier Landessprachen. Selten wird bei einem Schweizer Projekt derart auf die Sprachenvielfalt geachtet. Per la scelta dei partecipanti, la Sessione dei giovani si avvale dei metodi collaudati dal Consiglio Nazionale. A dipendenza del numero di seggi per Cantone al Consiglio Nazionale, vengono invitati i rispettivi numeri di partecipanti per ogni Cantone. In ordine di regione linguistica, il Ticino è rappresentato in media per il 10-20% alla Sessione dei giovani. La Svizzera occidentale raggiunge il 30-40% dei seggi e il restante 40-70% spetta alla Svizzera tedesca. I partecipanti di lingua romancia sono delle eccezioni alla Sessione dei giovani. «Privileg mit Hindernissen» Damit soll nicht nur die gesamte Schweiz an der Jugendsession vertreten sein, auch der Austausch über die Sprachgrenzen hinweg soll gefördert werden. «Das ist nicht immer einfach», meint Geo Taglioni, bis im Jahr 2011 Projektleiter der Jugendsession. «Es ist eine Herausforderung, drei verschiedene Sprachen und drei verschiedene Kulturen miteinander zu verbinden, aber es ist auch ein Mehrgewinn.» Die Mehrsprachigkeit ist also Privileg und Hindernis zu gleich. Hindernis, weil Dokumente, Einladungen, Werbung, Informationen und Homepage übersetzt werden müssen - was zum Teil gar nicht so einfach ist. «In der Werbung ist es oft schwierig, die gleiche Botschaft in einer anderen Sprache zu vermitteln. Oft sind dann die Slogans nicht mehr lustig», erklärt Taglioni. Aussi bien dans les réunions du Forum qu’au sein du Comité d’organisation plusieurs langues sont utilisées, principalement l’allemand et le français. «Quand tout le monde ne parle pas la même langue, c’est évidemment plus compliqué», constate Céline Staub, responsable du Forum. Mais c’est aussi «un enrichissement personnel», du fait que les autres régions linguistiques sont représentées. «Il y a aussi un bénéfice non négligeable: on peut plus facilement nouer
des contacts avec des politiciennes et politiciens romands et tessinois!». Léonie Manger, du Comité d’organisation, évalue également les avantages et les inconvénients du multilinguisme. «Chacun doit maitriser deux langues, et parfois les problèmes de compréhension retardent un peu les discussions». Et pourtant, même si la charge de travail est plus importante, les organisateurs n’hésitent pas à développer le multilinguisme - «cela fait partie intégrante de la Suisse, du fédéralisme et de la diversité de notre pays!», souligne Taglioni. Deutschschweiz dominiert (noch) Allerdings waren auch im Forum waren die verschiedenen Sprachen nicht immer vertreten. In den letzten Jahren kamen die Mitglieder sogar nur aus der Deutschschweiz. Seit November seien jedoch die Romandie mit drei Personen und das Tessin mit einer Person vertreten, freut sich Céline Staub. Und sie will darauf aufbauen: «In Zukunft werden wir vermehrt darauf achten, dass die Sitzungszeiten und -orte so liegen, dass man aus allen Teilen der Schweiz anreisen kann. Wir hoffen, dass sich nächstes Jahr noch mehr Jugendliche, die nicht aus der Deutschschweiz stammen, im Forum engagieren.» Fest der Sprachen Un team d’interpreti si occupa di garantire la comprensione reciproca durante le sedute, ma anche nel corso di tutta la Sessione dei giovani. Gigliola Bernath è a capo del team di traduzione. »La Sessione dei giovani per noi è sempre un evento fondamentale», afferma gioiosamente. È bello lavorare con i giovani. »È come una grande festa! È bello vedere visi giovani e percepire che apprezzano il nostro sostegno», spiega Bernath. A differenza del Consiglio Nazionale, sarebbero spesso i Ticinesi a ricorrere alle traduzioni, per essere in grado di capire davvero tutto. Per i consiglieri nazionali adulti, invece, si traduce meno, racconta Bernath. Au-delà des contraintes techniques et des soucis de compréhension, la session des jeunes revendique son statut d’évènement fédérateur ; et qu’on les exprime en allemand, en français ou en italien, au final les idéaux politiques restent les mêmes et se partagent, d’où que l’on vienne. 017
20 Jahre JuGendsession
Zeitraffer Dass bei der Organisation der Jugendsession Computer zum Einsatz kommen, ist heute selbstverständlich. Das war nicht immer so. Und dass einer der Mitinitianten des Anlasses später Bundesrat werden würde, hätte er sich vor 25 Jahren wohl ebenfalls kaum zu träumen gewagt. Was veränderte sich sonst noch? Die wichtigsten Stationen aus mehr als 20 Jahren Jugendsessionsgeschichte. Text: Matthias Strasser
1986: Am 19. November treffen sich Vertreter der SAJV, der Stiftung Dialog und verschiedener Parteien, um einen Anlass für Jugendliche im Bundeshaus zu besprechen. Mit dabei ist ein 26-jähriger FDP-Politiker, namens Didier Burkhalter. Aus dem Anlass wird später die Jugendsession.
1988: Nach der erfolgreichen Durchführung des JuSe-Prototyps will die Stiftung Dialog das Projekt fortführen. Die SAJV stellt jedoch für eine allfällige Mitarbeit die Bedingung, dass eine «offenere Gestaltung der Sessionsstruktur» gesucht wird.
1991: Anlässlich der 700-Jahr-Feier findet im Bundeshaus die erste offizielle Eidgenössische Jugendsession statt. «Hoffentlich findet die nächste Jugendsession nicht erst in 700 Jahren statt», wird als Statement eines Teilnehmers prominent in der Presse wiedergegeben.
geführt. An einem ersten Anlass werden Themen dezentral in acht verschiedenen Städten der Schweiz besprochen. Dank diesem Vorgehen können nun auch jedes Jahr gut 150 Teilnehmende in den Anlass integriert werden, die bis anhin aus Kapazitätsgründen abgewiesen werden mussten.
1998: Im Schlussbericht der Jugendsession 1997/98 ist zu lesen, dass seit der ersten Ausgabe im Jahr 1991 über 1'800 Jugendliche an einer der sechs Ausgaben der Jugendsession teilgenommen haben. Die Zahl der TeilnehmerInnen konnte allein in diesem Jahr verdreifacht werden und liegt nun bei 580.
1998: Der Versuch der Organisatoren, Hillary Clinton an die Jugendsession einzuladen, schlägt fehl. Die amerikanische First Lady besucht stattdessen das Kinderparlament in der Stadt Luzern.
1993:
1999:
Die 2. Eidgenössische Jugendsession fordert im Rahmen der Gewaltprävention per Petition Kurse für Rekruten zum Thema «Wie gehe ich mit meinen Kräften und Bedürfnissen um, wie befriedige ich diese, ohne jemandem Schaden zuzuführen».
Zur Bekämpfung der Desinformation und zur Sensibilisierung fûr die Problematik der Fremdenfeindlichkeit wird der Bund aufgefordert eine «innovative, andauernde und effiziente Informationskampagne zu lancieren». Dazu sollen «originelle Mittel wie z.B. Comics oder Internet» eingesetzt werden.
1994:
1999:
Erstmals werden an der Jugendsession flächendeckend Computer eingesetzt. Fazit: «Es ist unbedingt notwendig, dass auch die folgenden Jugendsessionen nicht vor der Verwendung von Computern zurückschrecken.»
In einer Petition fordert die Jugendsession den Bund auf, eine Jugendplattform im Internet zu schaffen. Die Bundeskanzlei hält in der Antwort fest: «Auch der Bund misst dem Internet grosse Bedeutung bei».
1996:
2000:
Teilnehmerin Petra Röthlisberger fordert in einem persönlichen Vorstoss die Aufhebung der Wehrpflicht zugunsten eines obligatorischen Einsatzes im sozialen oder militärischen Bereich für alle Bürgerinnen und Bürger.
«Die Alten werfen die Jungen aus dem Bundeshaus», titelt der Sonntagsblick am 12.11.2000. «Nationalratspräsident Hanspeter Seiler wurde mit Eiszeitstimmung begrüsst, als er kam, um die Petitionen der Jugendlichen in Empfang zu nehmen.» Der Grund: Die Verwaltungsdelegation der eidgenössischen Räte will ab 2001 keine Bewilligung für eine Jugendsession mehr erteilen.
1997: Zum ersten Mal wird die Jugendsession in zwei Teilen durch018
2000:
2009:
Innerhalb von nur 10 Tagen unterschrieben 12'437 Personen die Petition «Rettet die Jugendsession!» Trotzdem bleiben ein schaler Nachgeschmack und die Frage, wie ernst die Anliegen der Jugendlichen wirklich genommen werden.
Die Neuauflage von «Musicstar»: In Bern wählen die Teilnehmer den Politstar. Der Gewinner heisst Adil Koller und kommt aus Münchenstein. Er überzeugte mit einer witzigen Interpretation der Abschiedsrede von Alt-Bundesrätin Ruth Metzler.
2001: Happy Birthday! Die Jugendsession wird zehnjährig. Im Mai wird das Forum Jugendsession gegründet. Es soll helfen, die Anliegen der Jugendsession besser zu vertreten.
2003:
2010: Gleich zwei ehemalige Regierungsmitglieder erweisen der Jugendsession die Ehre. Neben der vielfachen Juse-Gängerin Ruth Dreifuss ist auch Alt-Bundesrat Adolf Ogi anwesend.
2011:
In einer Petition fordert die Eidgenössische Jugendsession den Bundesrat dazu auf, den Beitrag für Entwicklungshilfe auf Happy Birthday! Nach zwanzig Ausgaben hoffen wir auf weitedie von der UNO geforderten 0,7% des Bruttonationaleinkomre zwanzig Jahre erfolgreiche Jugendpolitik. mens (BNE) anzuheben. «Wir schlagen vor, dass ein Teil, der dafür notwendigen Mittel aus dem Militärbudget finanziert wird», ist in der Petition vermerkt. Anna Petrig Projektleiterin 1997 – 1998 «Alles von Jugendlichen für Jugendliche. Wenn ich so Mit grosser Mehrheit fordert die Jugendsession von den zurückschaue, beeindruckt Kantonen den Stopp des Abbaus von Fächern im musischen mich das am meisten. Es ist und im sportlichen Bereich, sowie finanzielle Unterstützung von nicht selbstverständlich, dass klassenübergreiffenden Projekten zur Förderung der Selbstiniti15- bis 20-Jährige ihre Freiative, Team- und Kommunikationsfähigkeit. zeit dazu nutzen, einen Anlass für andere Jugendliche zu organisieren. Und es ist schon Petition 08 fordert eine Reduzierung der Boni auf maximal eine rechte Leistung, wenn 100% des Lohnes – und dies noch vor der Bankenkrise 2008. Jugendliche einen solchen Danach forderten auch diverse Bundespolitiker, den BoniexzesEvent von A bis Z selber orsen Einhalt zu gebieten. ganisieren. Es erstaunt also nicht, dass man uns auch ab und zu mit Skepsis begegnete, wo wir neu hinkamen. Aber als die Leute sahen, wie wir Weil das Bundeshaus in Bern umgebaut wird, muss die gearbeitet haben, gab es häufig sehr positive Reaktionen. Jugendsession ebenso wie die ordentliche Session umziehen. Ich kann mich noch an unsere Einsatzpläne erinnern, und Beide zieht es ins Bündnerland. Die Jugendsession findet in an einen Staatskanzler, der sehr erstaunt war und meinte, Laax statt. das gehe ja professioneller zu und her als bei ihnen. Es war die Zeit, als die Regionalsessionen eingeführt wurden – eine grosse Herausforderung mit praktisch gleich bleibenZum ersten Mal überhaupt ist die Jugendsession auch von dem Budget, andererseits eine Chance, viel mehr Leute aussen wahrnehmbar. Weil das Parlamentsgebäude noch miteinzubeziehen. Jede regionale Juse hatte an die 100 nicht fertig saniert ist und deshalb nur sonntags zur VerfüTeilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie tagten in Kantonspargung steht, debattieren die Jugendlichen kurzerhand auf dem lamentsgebäuden in verschiedenen Städten und konnten Bundesplatz. sich dann für die Eidgenössische Jugendsession in Bern bewerben.» Nach der abgeschlossenen Renovation fällt die Jugendsession Heute arbeitet Anna Petrig in der Forschung am Max zusammen mit dem Tag der offenen Tür. Auf den Rängen tumPlanck Institut für ausländisches und internationales meln sich zahlreiche Zuschauer und verfolgen das Geschehen Strafrecht in Freiburg im Breisgau. im Nationalratssaal.
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20 Jahre JuGendsession
«Es war ganz klar ein Motivationsschub» Lukas Reimann, seit 2007 jüngster Nationalrat, hat auch einst an der Jugendsession Politikluft geschnuppert. Und die hat ihn in seinem Willen zu Engagement bestärkt. Jetzt blickt der 29-Jährige zurück, sagt, was Jugendliche in der Politik packt und was sie hemmt, tröstet über versandende Petitionen hinweg und findet letztlich: Eigentlich müssten jährlich 10 000 Jugendliche an einer Jugendsession teilnehmen können. Interview: Janosch Szabo
Jugendsession 1998: Ihre erste Teilnahme. Was hat Sie gereizt? Es war die Möglichkeit, Politik einmal hautnah zu erleben, mal im Nationalratssaal zu sitzen und mit Leuten verschiedenster Ansichten aus der ganzen Schweiz zu diskutieren. Hatten Sie schon politische Ambitionen? Ich wollte etwas verändern ja, aber ich wollte nicht ein Amt. Als ich damals dort sass, hätte ich mir nie gedacht, dass ich dereinst als Nationalrat wiederkehren würde. Woher dieses frühe politische Interesse? Ich war 10 Jahre alt, als wir für den Onkel Plakate aufstellen gingen. Politik war immer ein Thema bei uns zu Hause. Und ich wollte bald einmal auch selber mitwirken können, etwas Positives für die Zukunft tun, und nicht nur Beobachter sein. Es gibt spannendere Hobbies für Jugendliche, als zu politisieren. Stimmt, es gibt dutzende andere Möglichkeiten. Dass sie spannender sind als Politik würde ich aber so nicht sagen. Ausserdem kann man ja das Eine tun und das Andere nicht lassen. Ich war auch im Tennisclub und öfters im Ausgang. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe damals. Wie haben eigentlich die anderen jungen Leute um sie herum reagiert? Einige haben es schon heftig gefunden. Überhaupt dass sich da einer politisch engagiert. Und dann erst noch für die SVP. Ich bin an der Kanti immer mal wieder angeeckt und war ziemlich allein auf weiter Flur. Auch heute sind politisch engagierte Jugendliche noch immer Exoten. Ich habe das Gefühl, dass das politische Interesse bei den jungen Leuten zunimmt. Was sie interessiert, sind einzelne Themen, wie Globalisierung, Ausländer oder neue Medien. Da packt man sie, da wollen sie auch mitreden. Ich bin öf020
ters an Schulen und immer wieder überrascht wie viel die Schüler schon über Politik wissen. Das ist aber noch kein Engagement. Richtig. Sobald es um die politischen Institutionen geht, um Parteien und Räte, ist das Interesse der Jungen eher gering. Ein Grund dafür ist sicher, dass sie sich nirgends zuordnen können. Viele Jugendliche sagen mir: Bei dem Thema stimme ich links, bei dem Thema rechts. Das finde ich an sich gut so. Aber sie wollen sich dadurch halt nicht an eine Partei binden und engagieren sich stattdessen lieber in Projekten und Verbänden. Das ist doch auch ein Weg. Ja, sicher. Der Nachteil ist einfach, dass du dann nur auf ein Thema fokussiert bist. In der Partei oder im Parlament kann ich bei jedem Thema mitreden. Das war mir immer sehr wichtig. Über was haben Sie eigentlich damals an Ihrer ersten Jugendsession diskutiert? Es ging in unserer Arbeitsgruppe irgendwie um Entwicklungshilfegelder, und darum, dass man diese aufstockt. Ich war dagegen und habe einen Ergänzungsantrag ausgearbeitet, in dem ich forderte, man müsse genau definieren, wohin die Gelder gehen. Im Plenum ist dann aber der Hauptvorschlag der Gruppe durchgekommen. Wo sassen Sie? Im Sektor ganz rechts, wo ich auch heute sitze. Wir waren eine Gruppe von 20 Bürgerlichen und Jungfreisinnigen und wir haben gleich vor Ort eine jungbürgerliche Vereinigung gegründet. Die gibt es heute nicht mehr, aber ich habe noch immer Kontakt zu einigen Leuten von damals. Was hat die Jugendsession bei Ihnen ausgelöst? Es war ganz klar ein Motivationsschub, echte Politiker kennen zu lernen und mit anderen schon aktiven Jugendlichen zu diskutieren. Es hat mein politisches Engagement auf jeden Fall verstärkt.
«Sobald es um Parteien und Räte geht, ist das Interesse der Jungen eher gering.» Foto: Matthias Rüby
Das andere sind die Petitionen, die ausgearbeitet werden. Die versanden meist irgendwo. Da kann ich nur trösten. Im Nationalrat geht es einem ähnlich. Ich habe in den letzten Jahren 50 Vorstösse gemacht, 20 davon sind gar nie angeschaut worden. Auch die parlamentarische Initiative zu einer Änderung im Spielbankengesetz, die ich letztes Jahr an der Jugendsession mit einer Gruppe ausgearbeitet habe, ist seither nicht mehr aufgetaucht. Das ist frustrierend. Ich kann die Jugendsession in dieser Sache also gut verstehen. Andererseits sehe ich die ganze Flut an Vorstössen, die wir Parlamentarier behandeln sollten. Wir müssten, um damit fertig zu werden, jeden Tag in Bern sein. Aber dafür bräuchte es ein Berufsparlament und das unterstütze ich nicht. Was kann der Jugendsession denn zu mehr Wirkung verhelfen? Der Weg, der jetzt gesucht wird, mit Politikern zusammen parlamentarische Initiativen zu erarbeiten, ist schon der Richtige. Darüber muss dann im Nationalrat abgestimmt werden. Petitionen werden für gewöhnlich zur Kenntnis genommen und abgewunken. Und wie wäre es mit einem direkten Antragsrecht für die Jugendsession? Dann man müsste man Wahlen durchführen, um dem Ganzen eine demokratische Legitimation zu geben. Das wäre sehr umständlich. Sowieso sollte die oberste Priorität der Jugendsession sein, Jugendliche an die Politik heranzuführen. Die Vorstösse braucht es natürlich trotzdem. Es wäre langweilig, wenn die Jugendlichen über nichts debattieren
und abstimmen könnten. Aber mit dem Abschluss des sonntäglichen Plenums ist das Ziel an sich erreicht. Inwiefern? Die Jugendlichen haben gelernt, welche Antragsmöglichkeiten es gibt, haben Einblick in politische Abläufe erhalten und sind selbst im Nationalratssaal gesessen. Wer mal da war, geht sicher immer abstimmen. Deshalb müssten eigentlich jedes Jahr 10 000 Jugendliche an einer Jugendsession teilnehmen können, statt nur 200.
Zur Person Lukas Reimann - wurde am 18. September 1982 geboren - wohnt in Wil im Kanton St. Gallen - war von 2004 bis 2008 Kantonsrat und von 2001 bis 2008 Kantonalpräsident der JSVP St. Gallen - sitzt seit 2007 für die SVP im Nationalrat - studiert zurzeit an der Fernuniversität Schweiz Rechtswissenschaften - arbeitet nebenher als Mitarbeiter in einer Kanzlei 021
20 Jahre JuGendsession Urs Breu Projektleiter 1994 und 1996 «Mein Engagement für die Jugendsession hat mich geprägt und stolz gemacht. Ich habe enorm viel gelernt, damals. Einen kleineren Anlass zu organisieren, ist mir danach leicht gefallen. Die Juse war schon ein grosses Ding. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir im Büro der SAJV Nächte durchgemacht haben, als es ernst galt. Wir waren eine eingeschworene Gruppe von etwa acht Leuten. Einmal haben wir als Dank allen mithelfenden Frauen rote Rosen geschenkt. Die steckten dann überall im Nationalratssaal, auch oben bei den Dolmetscherinnen an den Kabinen. Grossartig übrigens, was diese Frauen geleistet haben, vor allem jene beiden, die alle Petitionen am Abend vor dem Plenum auf Italienisch übersetzen mussten. Die waren oft bis Mitternacht da. Und noch etwas ist mir geblieben: Ein überlebensgrosses Männchen aus Holz. Es ist eines jener drei Figuren aus dem Logo der Jugendsession, das ein Kollege von mir damals entwarf und das bis vor Kurzem Bestand hatte. Es begleitet mich seit Jahren und steht als Wegweiser für Besucher vor meinem Haus.»
Heute ist Urs Breu Schulleiter der Sekundarschule Trogen.
Silvan Meier Projektleiter 2000 «Eins werde ich nie vergessen: Es war am Tag vor der Eröffnung der Jugendsession, als eine parlamentarische Kommission darüber beriet, was bezüglich der vielen externen Anässe im Bundeshaus zu tun sei. Ich hörte, dass sie etwas entschieden hatte und rief gleich am Samstagmorgen einem der Mitglieder der Kommission an. Sie hatten beschlossen, dass die Jugendsession nicht mehr im Bundeshaus stattfinden dürfe. Und dann kam Bundesrat Ogi zur Eröffnung. Und in der Fragerunde habe ich ihn direkt darauf angesprochen, ob er davon gehört habe und ob er sich für den Verbleib der Jugendsession einsetzen könne. Das war medienwirksam. Wenig später kam der Blick auf uns zu und wollte eine grosse Story machen. Wir waren skeptisch, es war heikel, aber wir mussten Druck machen. Der Blick druckte unsere Petitionsbögen ab. Wir bekamen Berge von Post. Innerhalb weniger Tage hatten wir über 10 000 Unterschriften beisammen. Mit noch ein bisschen Lobbying der Jugendkommission des Nationalrats war nach zwei Monaten das Ganze wieder zurechtgebogen.»
Heute ist Silvan Meier Redaktor bei der Neuen Zuger Zeitung.
Christoph Musy Projektleiter 2004 – 2007 «Die Auseinandersetzung mit den ehrenamtlich arbeitenden Jugendlichen im OK war immer sehr intensiv aber auch konstruktiv. Es galt ein Gespür dafür zu bekommen, in welche Richtung sie gehen wollen, um so partizipativ Neues zu gestalten. Mir war es ein Anliegen, dass der Output der Jugendsession breiter gefasst wird, dass nicht nur Petitionen zuhanden der Parlamentarier geschrieben werden, sondern auch Projektideen oder Statements mit einem Unternehmen, einem Wirtschaftsverband oder einem Bundesamt als Adressat. Darin sehe ich noch heute viel Potential. Viel zu reden gab auch, als wir dank externen Partnern langsam das Budget hochfuhren und konsequenter Fundraising betrieben. Die OK-Leute haben diese Entwicklung mit Argusaugen verfolgt und so auch klare Grenzen gesetzt. Aber auch kleine Dinge wurden gross diskutiert. Die Farbe der Staff-T-Shirts zum Beispiel. Einmal stimmte eine knappe Mehrheit für Pink. Die Unterlegenen machte der Gedanke daran ziemlich nervös. Am Schluss waren glücklicherweise nur die Ärmel in Pink.» Heute ist Christoph Musy Co-Geschäftsleiter der ProjektForum AG, spezialisiert auf Kommunikation, Events und Kampagnen. 022
«Im Einsatz für die Petitionen» Seit ihrem Bestehen hat die Jugendsession ein Ziel: Die Jugendlichen sollen in der Politik stärker gehört werden. Damit die Forderungen auch umgesetzt werden, wurde im Jahr 2001 das Forum Jugendsession geschaffen. Seit zehn Jahren setzt es sich für die Anliegen der Jugendlichen ein und sorgt dafür, dass nicht alle Petitionen in einer Schublade verstauben. Text: Luzia Tschirky
Das «Forum Jugendsession» hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Forderungen der Jugendsession zur Umsetzung zu bringen. Nach jeder Jugendsession treffen sich die Mitglieder des Forums, um zu besprechen, welche Forderungen Chancen hätten, im Parlament durchzukommen. Das Problem dabei: Die Behörden sind zwar verpflichtet, von diesen Forderungen Kenntnis zu nehmen, müssen jedoch nicht weiter darauf eingehen. Eine der bekanntesten Teilnehmerinnen der Jugendsession ist die heutige Nationalrätin Evi Allemann. Sie steht den Petitionen kritisch gegenüber: «Für mich ist das bis zu einem gewissen Grad eine Alibiübung, denn es ist schwierig, diese Geschäfte in den Politbetrieb einzubauen.» Wie erfolgreich die Strategie der Jungen ist, kann verschieden aufgefasst werden. Jedoch ist klar: Die Schweizer Politik wird sich nicht den Jugendlichen anpassen. Die Jugendlichen müssen vielmehr versuchen, in den gegebenen Strukturen Wege zu finden, um die eigenen Anliegen einzubringen. Die etwas andere Lobbygruppe Das Forum der Jugendsession ist mit zwei grossen Herausforderungen konfrontiert: «Gravierend für die Lobbyarbeit ist die Fluktuation der Mitglieder. Gerade bei Jugendlichen ändert sich in zwei, drei Jahren viel. Hat man sich in zwei Jahren politisches Wissen erarbeitet, geht das verloren, wenn man das
Forum verlässt», sagt Céline Staub, die aktuelle Co-Präsidentin des Forums. «Wichtige persönliche Beziehungen aufzubauen, braucht Zeit. Zeit, die dem Forum nicht immer bleibt.» Neben dem Zeit- und Erfahrungsmangel ist ein weiterer wichtiger Faktor die Mitgliedermotivation. Diego Bigger, ehemaliger Präsident des Forums, kann davon ein Lied singen: «Mit der Zeit verliert man im Forum ein wenig den Elan, weil man realisieren muss, dass die Mühlen der politischen Realität sehr langsam mahlen.» Das betreffe fast jedes Thema. «Am Anfang hat man als Jugendlicher das Gefühl, man könne von heute auf morgen die Schweiz verändern.» Die Realität ist eine Andere. Wertvolle Arbeit Das sich der Aufwand des Forums aber lohnt, darin sind sich die ehemaligen Präsidentinnen und Präsidenten einig. Céline Staub meint dazu: «Ohne Forum wäre die Jugendsession nicht dort, wo sie heute steht. Viele ParlamentarierInnen hatten im Verlauf der letzten 10 Jahre persönlichen Kontakt mit Forumsmitgliedern. Es sind gute Diskussionen entstanden und die Forderungen der Jugendsession werden besser verstanden.» Für Annina Mathis, ebenfalls ehemalige Präsidentin des Forums, ist klar, dass das Forum alles tut, was möglich sei. Die Situation habe sich, so Mathis, in den letzten Jahren stetig verbessert.
2001: Joseph Deiss, damals Bundesrat, im Gespräch mit dem Forum Jugendsession. Foto: Martin Sigrist 023
20 Jahre JuGendsession Jean-Baptiste Maître Responsable du projet en 2003 «Quand je me remémore ces moments, j’ai l’image de jeunes très engagés pour la société. Lors de mon activité, le thème principal de la Session fédérale des jeunes était «Intégration». Or il y avait naturellement parmi les gens présents, des idées et des intérêts très différents. Mais ce fut très intéressant. Nous avons pu leur proposer une plateforme pour leurs débats et au final nous avons obtenu de bonnes résolutions. A la sortie de mes études, préparer cette session des jeunes fut pour moi une expérience très enrichissante. J’ai beaucoup appris en termes de coordination et de préparation à tout ce qui peut arriver.» Aujourd’hui, Jean-Baptiste Maître est le secrétaire du Parlement jurassien et s’occupe entre autres choses, du Parlement jurassien de la jeunesse.
Cornelia Diethelm Projektleiterin 1995 «Jede neue Projektleiterin wird ins kalte Wasser geschmissen. Das fand ich gut. Ich habe gern organisiert und politisch war ich auch engagiert. Es war eine vielschichtige Aufgabe. Man hat mit Politikern und Medien zu tun, schreibt Communiqués, bezahlt Rechnungen, diskutiert, welche Themen behandelt werden sollen und läuft dabei durchs Bundeshaus, als wärs das eigene Haus. Aber es gab auch eine unangenehme Situation an dieser Jugendsession 1995, als es aus der Jugendherberge plötzlich hiess, es habe zu wenig Betten für die Teilnehmenden. Das stand dann sogar in der NZZ. Eine Matratze hatten aber alle noch bekommen.» Heute ist Cornelia Diethelm Leiterin Issue Management & Nachhaltigkeit bei der Migros.
������������ ������� Das Netzwerk für junge Medienmacherinnen und Medienmacher. www.jungemedien.ch 024
Education
Session des jeunes et égalité des chances dans la formation 76.- CHF, ça vous dit quelque chose ? C’est la différence entre le montant moyen des bourses accordées aux étudiants du Jura et Schaffouse. Injuste ? C’est ce que la session des jeunes 2011 nous fait découvrir dans son thème sur l’harmonisation du système éducatif suisse Texte: Valentin Berclaz et Juliette Ivanez
Présentée samedi par un groupe de réflexion bâlois, la pétition proposée va dans le sens de garantir l’égalité des chances dans le cadre du système de formation en Suisse. La première demande porte sur l’unification des critères d’admission au gymnase et suggère que ceux-ci soient définis au niveau fédéral. La seconde concerne l’harmonisation de la durée du gymnase qui est, par exemple, de 3 ans dans le canton de Vaud et de 5 ans dans le canton du Valais. De plus, le nombre de leçons par discipline devrait lui aussi être unifié. Enfin, la dernière modification souhaitée concerne le système des bourses qui varie grandement d’un canton à l’autre tant au niveau des critères d‘obtention ou dans le montant distribué. L’initiative sur les bourses Selon Hélène De Gautard, doyenne au Gymnase Auguste-Piccard, les maturités sont déjà suffisamment coordonnées; un avis que Jacques Neirynck, conseiller national PDC, ne partage évidemment pas. Il est d’ailleurs là l'origine de l’initiative sur les bourses. Lancée le 25 avril 2010 par l’Union des étudiants de suisse (UNES), l’initiative fédérale pour l'harmonisation les bourses reçoit le soutien du projet d'égalité dans chances dans la formation de la Session des jeunes 2011. Un véritable coup de pub pour les bâtisseurs de ce projet qui souhaitent ainsi uniformiser les critères d’octroi des
Les représentants de la pétition durant leur argumentation. Photo: Valentin Berclaz
bourses sur le plan national et éviter les écarts considérables. L’UNES ne tient pas à se prononcer sur l’existence d’éventuels opposants, mais Monsieur Neirynck s’attend à de vives réactions provenant de la droite, probablement, car cette initiative limiterai la liberté des cantons.
sens ont été acceptées dans certains cantons». Il préférerait aussi «que les cantons soient compétents en matière d’uniformisation de l’éducation » et conclut en indiquant : «[…] l’UNES est plutôt rôdée au lobbysme, donc je pense qu’on peut se préparer à un débat assez intéressant au niveau des chambres fédérales».
Un débat interessant Enfin, le Conseiller aux États PLR, Raphaël Comte, dit être «plutôt favorable à cette harmonisation» et constate que « des motions dans ce 025
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Nouveaux médias
Faire campagne derrière son écran? Elus, candidats, communes et même Etats : la grande majorité des entités politiques alimentent en ligne, sinon un site, au moins une page personnelle. Dans un pays qui vote déjà par Internet, l’utilisation de nouveaux médias sur la scène publique va-t-elle révolutionner l’exercice de la politique et de la citoyenneté ? Texte: Juliette Ivanez - Photo: Manuel Lopez
Que celui qui n’a jamais perdu une nuit à voleter de page web en page web, porté par le flux des nouvelles et images en tout genre, jette la première pierre: les réseaux sociaux, blogs, wikis et autres plates-formes d’échange de contenu ont définitivement trouvé leur place dans nos quotidiens. Les médias sociaux, c’est ainsi qu’on les désigne, ont ouvert il y a quelques années déjà l’ère de l’information à grande vitesse; l’info qui, relayée par des terminaux toujours plus pointus, a fait trois fois le tour du monde avant que vous ayez eu le temps d’ouvrir le journal. Tout un chacun contribue à produire l’actualité, et les nouvelles ne sont plus l’apanage des médias de masse. Mais pourtant, hors de question de gober tout cru une information à la provenance obscure: l’interaction est le maitre mot de ces nouveaux canaux. Certes, les médias sociaux favorisent l’émergence de mouvements informels; mais souvent ils sont aussi le support d’organes étatiques. Ainsi l’Islande a, en juin 2011, ouvert une page Facebook pour soutenir le processus de révision de sa constitution: les articles en projet y ont été publiés afin d’être commentés et critiqués par tous. Les réseaux sociaux apparaissent donc aussi comme un moyen d’accroître la qualité du débat et la transparence sur la scène politique. Popularité virtuelle En Suisse, l’agence digitale RITA recense 4 600 000 utilisateurs de Facebook; et nombreux sont les politiciens qui voient dans ce constat une
opportunité de relayer leur campagne électorale. Selon des chiffres recueillis par le Tages-Anzeiger, 80% des parlementaires possèdent leur propre site web, et plus de la moitié d’entre eux sont actifs sur le célèbre réseau social. Raphaël Comte, jeune Conseiller aux Etats originaire de Neuchâtel, n’a pas hésité à user de supports en ligne pour atteindre ses électeurs: «Une page Facebook est un moyen relativement facile de communiquer: on peut en quelques secondes faire circuler une information, tout en touchant beaucoup de personnes. Les rencontres traditionnelles, où l’on invite tout le village au bistrot du coin, ne sont plus fédératrices». On constate que les médias sociaux séduisent les acteurs politiques en ceci qu’ils permettent, avec un budget restreint, de diffuser très largement des opinions; et de créer des ponts qui, bien que virtuels, sont plus à même d’atteindre certaines fractions de l’électorat. La poignée de main n’est pas morte Le paradoxe d’une campagne électorale en ligne réside dans le fait que le candidat peut occuper la scène politique et entretenir la discussion, tout en n’étant pas physiquement présent sur le terrain. Et à l’instar de ce qu’il s’est passé en Islande, il semble que la possibilité de commenter l’actualité politique en permanence, et de débattre en temps réel, contribue à élever le niveau de démocratie d’un pays. Les médias sociaux favoriseraient donc l’implication citoyenne ? Tous ne s’accordent pas sur ce point.
Depuis 2006 et les premiers succès de Facebook, le taux de participation aux élections fédérales n’a pas significativement augmenté, et reste en dessous de la barre des 50%. Et certains politiciens croient peu à l’intérêt de ces nouveaux outils, qui peuvent rapidement se révéler chronophages; une présence efficace sur les réseaux passe en effet par une régularité et une réactivité sans faille. Alors au final, comme le souligne Monsieur Comte, personne ne rechigne encore à employer aussi les bons vieux modes de campagne: «Il n’est pas question d’abandonner les stands de rue, les rencontres, qui nous permettent de discuter facilement avec l’électorat». A quelques semaines des élections fédérales, la course à la politique 2.0 est d’ores et déjà lancée. Force est de constater que qui n’est pas à la page web risque fort de rester sur le carreau; mais user des médias sociaux avec parcimonie et prudence apparait aussi comme une condition sine qua non au maintien de la crédibilité politique d’un candidat ou d’un parti. Sur l’exemple de certains jeunes politiciens, qui ont été choisis via Facebook pour débattre sur les planches du Politbuskers, les nouveaux outils de communication constituent un tremplin vers la scène publique. Mettre à jour son profil virtuel, tout en continuant à serrer des mains: voici le défi posé par l’utilisation des médias sociaux comme vecteurs de proximité entre citoyens et acteurs politiques. 027
Sessione e Partiti
Giovani nella polarizzazione politica Il numero di giovani votanti è in discesa libera. Al medesimo tempo, sempre più giovani raggiungono i partiti politici: una contraddizione? Tink.ch ha indagato su questo tema alla Sessione dei giovani. I politici in erba ci rispondono critici, ma sempre prudenti. Testo: Laura Crivelli - Photo : Marc Deriaz
na. Till, 15 anni, membro del Partito Popolare Democratico, qualifica il suo partito di «Heimat» perché apprezza particolarmente l’atmosfera simpatica delle loro discussioni. La famiglia e l’ambiente sociale nel quale un giovane si sviluppa, influiscono sulla sua opinione politica. «I miei genitori e i miei nonni sono membri del Partito Popolare Democratico. Essere membri è diventato una cultura di famiglia.»
L’appartenenza a un partito o a un’organizzazione giovanile non è un criterio per partecipare alla Sessione dei giovani.
Negli ultimi anni, la presenza di partiti politici si fa sempre più sentire dai partecipanti e dagli organizzatori alla Sessione dei giovani. «Nei primi anni in cui ho partecipato alla Sessione dei giovani, nessun giovane portava la maglietta del proprio partito. Oggi è diverso. In una mattinata ho già visto due partecipanti indossare la maglietta del loro partito, e diversi segni di appartenenza politica», racconta Umberto Gatti. Quali sono le ragioni? La polarizzazione del panorama politico svizzero o la voglia di mostrare al pubblico che i giovani sono i protagonisti del loro futuro? L’impegno politico Il barometro della Credit Suisse, afferma che per il 13% dei giovani svizzeri è importante essere attivi in politica. Cosa vuole dunque dire essere attivi in politica? Significa forse essere in un 028
partito o basta interessarsi e informarsi riguardo ai dibattiti nella società? Le scienze politiche definiscono l’impegno politico sia come comprensione della sostanza e conoscenza del tema, che come partecipazione politica. La Sessione dei giovani è considerata un impegno politico dai giovani, anche se l’appartenenza a un partito o a un’organizzazione giovanile non è un criterio per partecipare. Uno studio recente dimostra che la partecipazione dei giovani in politica non esclude il loro impegno nella società civile. L'impegno politico dei giovani è molto osservato durante la «fase di transizione dall’adolescente al giovane adulto». L'engagement in politica stimola, infatti, la ricerca della propria identità e l’esperienza personale. Queste supposizioni sono confermate da Julia Meier e Till Haechler di Lucer-
Partecipazione politica Per Julia, 19 anni, è più interessante e convincente creare un parlamento dei giovani nel Canton Lucerna, piuttosto che scegliere una specifica appartenenza politica. «Qualche anno fa, mi ero interessata a diversi partiti politici, ma nessuno mi convinceva in modo definitivo. Il mio impegno per la messa in pratica di un parlamento dei giovani a Lucerna mi convince maggiormente.» Le due ginevrine, Anna Gräbner e Yura Correia, condividono quest’opinione. «I partiti politici attuali non sanno convincere. Mancano di azioni concrete e di una certa ideologia pragmatica, vale a dire la realizzazione delle loro idee attraverso fatti.» L’ideologia pragmatica dei giovani I giovani vogliono una politica pro-attiva; si chiede in sostanza di combattere prima le cause dei problemi con efficacia e di non limitarsi a una riduzione dei danni. È emerso da recenti studi che i giovani svizzeri hanno obiettivi chiari, sono intraprendenti e desiderano partecipare, diventando i protagonisti del loro futuro ed essere riconosciu-
ti e attivi. Forse, l’appartenenza a un partito politico, rinforza il sentimento di essere ed esserci. Si nota una perdita di valori idealistici in favore della concretezza. Lukas Wallimann, capo gruppo alla sessione regionale di Bellinzona, si esprime sul «pragmatismo» dei giovani. «Da una parte, l’approccio pragmatico da parte dei giovani, permette di essere ascoltati con più interesse da certi parlamentari. Dall’altra parte, però, diminuisce l’impatto che i giovani possono avere quando propongono idee che sembrano irrealistiche, ma che sono importanti per scorgere un altro mondo e aspirare ad un miglioramento». libertà d’espressione In cosa consiste l’appartenenza politica a un partito? Anna e Yura menzionano la libertà d’espressione. Pensano che la censura, anche se minima, non dovrebbe esistere alla Sessione dei giovani. «Parfois, lors des discussions dans les groupes de travail, on a l’impression que certains jeunes d’extrême droite se font couper la parole par les modérateurs. Hors, le but de ces discussions en groupe est aussi que chaque participant puisse défendre son opinion, et d’explorer ensemble les options possibles vers un compromis.» Infatti, la Sessione dei giovani funge da piattaforma riconosciuta per le idee della gioventù. Non è un parlamento per le sezioni giovanili dei partiti politici. Certamente la diversità politica in termini di rappresentazioni di partiti politici (PLR, PPD, PS, Gioventù comunista, GISO, LEGA, Giovani UDC) contribuisce alla qualità dei suoi dibattiti. Ciononostante, quando gli argomenti si trasformano in politica di partiti, il dialogo costruttivo è ostacolato. Non tutti dimostrano di saper discutere senza ostacoli e pregiudizi. In un mondo complesso e interdipendente come il nostro, si raccomanda
di riflettere, mettere in dubbio e moderare le proprie posizioni. Adattarsi ai cambiamenti e reagire proponendo soluzioni concrete, diventa indispensabile. Il rischio di una politica di partiti troppo pronunciata è la polarizzazione distruttiva del panorama politico svizzero e l’incapacità di trovare compromessi. Motivare la scelta del proprio partito e conoscere le «essenze» di ogni movimento, permettono di migliorare la capacità d’argomentare e di convincere. Tuttavia, non dovrebbe mai mancare la spiegazione della necessità del compromesso e delle regole per giungere a un accordo. Tra «avversar»politici, il rispetto e la profonda convinzione che insieme si possa lavorare per il bene comune, devono resistere alla tentazione della fama. Anche se su certi temi scottanti, come la politica di naturalizzazione, l’appartenenza politica si fa particolarmente sentire, i politici in erba sostengono che la composizione plurilinguistica dei partiti giovanili svizzeri è importante per garantire una giusta rappresentazione a tutte le regioni e culture del paese. Aderire a un partito, sì o no? I giovani svizzeri si mostrano critici ver-
so la politica dei partiti. Quali sono le ragioni che spingono ragazzi e ragazze ad aderire a un partito politico? Il partito è un mezzo efficace per canalizzare il proprio impegno politico e per portare in Parlamento idee che ci stanno a cuore. Il contatto vero e diretto con gli altri candidati e i potenziali elettori sono importanti per percepire le vere ragioni di un sì, un no o un’astensione. «Inoltre, aderire a un partito è quasi diventato obbligatorio per qualcuno che si candida al Parlamento, poiché il partito lo sostiene», sostiene Julia. Yura, invece, non ritiene necessario appartenere a un partito per essere efficaci in politica. Non desidera, infatti, essere messa in una categoria di persone o dovere seguire un modello d’argomentazione che non sarebbe il suo. In conclusione, l’appartenenza politica dei giovani dà loro l’impressione di avere un impatto più importante sulla politica rispetto allo stare «senza partito». Le posizioni marcate e divergenti tra partiti permettono di alimentare la discussione riguardo a dibattiti molto interessanti. Dall’altro lato, però, la polarizzazione della politica giovanile, mette in pericolo la libertà d’espressione di ogni persona e limita l’esercizio del senso critico.
Cosa vuole dire essere attivi in politica? Significa essere in un partito o basta interessarsi e informarsi riguardo ai dibattiti nella società. 029
Porträt
National zuhören international gehört werden Oliver Felix verleiht der Schweizer Jugend eine Stimme. Eine Stimme, die dank dem Projekt Youth Rep* bis an die Organisation der Vereinten Nationen gelangt. Dieses Jahr repräsentiert er zusammen mit den zwei anderen Jugenddelegierten Nasma Dasser und Jonas Hertner die Schweizer Jugend an Konferenzen und Treffen der UNO. Daneben macht er Schulbesuche, um die Jugendlichen über die Organisation zu informieren. Für Oliver nicht bloss ein Job, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Text: Joanna Skwarek
Schon bevor ich den 21-Jährigen persönlich kennenlernte, kam er mir sehr sympathisch vor. Dies aufgrund der SMS-Kommunikation, die er mit mir kurz vor dem Treffen führte. Er schrieb: «Ich bin der mit beigen Hosen und hellblauem Oberteil». «Sehr netter Hinweis von ihm» – denke ich mir lächelnd. Ich treffe den aufgestellten, jungen Mann kurz nach der Präsentation des Projekts Youth Rep im Plenum der diesjährigen Jugendession in Bern. Wir setzen uns in die Wandelhalle vor dem Nationalratssaal und sprechen über sein Interesse an der Politik, über die UNO und die heutige Jugend. Faszination Vereinte Nationen Oliver interessiert sich erst seit einigen Jahren für Politik und ist auch bis heute nicht parteipolitisch orientiert. Das politische Geschehen und vor allem die UNO-relevanten Themen verfolgt er aber jeweils mit. Sein Interesse an dieser Organisation wurde geweckt, als er mit 17 eine Amerikareise mit seinem Vater unternahm und die eindrücklichen UNO-Gebäude besuchte. Später, nach einem viermonatigen Aufenthalt in England, begann Oliver sein Studium in Zürich. Er studiert zurzeit Geschichte im Hauptfach und Politik und öffentliches Recht im Nebenfach. Schon zu Beginn seines Studiums wurde er Mitglied des Model United Nations Vereins der Universität Zürich. 030
In dieser Organisation simulieren Studierende UNO-Sitzungen, um die diplomatischen Abläufe auf internationaler Bühne besser kennen zu lernen. Zeigen, wofür die UNO steht «In der Schweiz wird im Unterschied zu anderen Ländern auch über politische Sachthemen abgestimmt. Durch Initiativen wie diejenige zum EU-Beitritt oder zum Bau von Minaretten können die Stimmbürger den Auftritt der Schweiz bei der UNO in New York mit beeinflussen», so Oliver. «Es ist darum wichtig, dass sich die angehenden Stimmbürger bewusst werden, wofür die UNO steht und was die Schweiz und die UNO gemeinsam bewirken können». Momentan sind es weltweit etwa 30 Jugenddelegierte, die meisten aus Europa, die versuchen, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Welcher Aufgabe? Es geht vor allem darum, sich bei der Erarbeitung und den Verhandlungen von UNO-Resolutionen einzubringen und die Stimme der Jugend in die Schlussdokumente zu bringen. Die tun etwas! «Unser Ziel ist es auch, zu vermitteln und zu informieren, was die UNO macht», fügt Oliver hinzu. Das sei insbesondere wichtig, um der pauschalen Kritik, die UNO «bringe sowieso nichts», den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der Youth Representative möchte so auch dazu beitragen, dass
sich die Jugendlichen eine fundierte politische Meinung bilden können, denn: «Politische Verantwortung zeigt sich vor allem in der Weise, wie sich die Jugendlichen engagieren.» «Der Austausch zwischen Jugendlichen und deren Kraft muss genutzt
werden», so Oliver. Die Jugendlichen dürften nicht einfach denken: «Ach, ich bin nur 16 und kann sowieso nichts bewirken, nichts erreichen», betont Oliver. Er fordert ein Umdenken, um diesem Pessimismus zu begegnen, da die Welt mit mehr Beteiligung der Jugend definitiv anders aussehen könnte. Wenn man gute Ideen hat, sollte man diese nicht einfach ins Wasser fallen lassen. Der Glaube daran, dass man etwas verändern kann, ist dabei entscheidend. Im Interesse der Jugend? Die Youth Reps wurden gewählt, um für die Schweizer Jugend wichtige Themen wie Bildung, Arbeitsmarkt und Umwelt zu erarbeiten und international zu vertreten. «Politisches Engagement lohnt sich», betont Oliver. «Das heisst
nicht automatisch, dass man sich parteipolitisch engagieren muss», fügt er dazu an. Auf die Frage, ob sich die von den Youth Reps vertretenen Interessen mit den Interessen oder Ideen der Jugend decken, antwortet er: «Im Austausch mit anderen Jugendlichen, die ich bei Schulbesuchen kennen lerne, erarbeiten wir unsere Schwerpunkt. Erstaunlicherweise decken sie sich meistens mit den Interessen der jungen Leute aus ganz Europa. Es ist aber auch sehr schön zu beobachten, dass die Schülerinnen und Schüler Ideen, Ansätze oder Ansichten haben, auf die ich vorher gar nicht gekommen wäre», erzählt Oliver. Durch die vielen Schulbesuche weiss Oliver mittlerweile recht gut, was den jungen Leuten von heute am Herzen liegt und präsentiert und repräsen-
tiert diese jugendrelevanten Themen in der Form vom Statements an Konferenzen und Treffen der UNO, sei es in Genf oder New York. Auch wenn er als Youth Rep einige Erfahrung auf internationaler Bühne gesammelt hat, ist er kein Besserwisser geworden. Ganz im Gegenteil appelliert er heute mehr denn je an das Politikverständnis der Jugend und daran, dass sie ihre eigene Meinung in den politischen Prozess einbringen sollen. Aus all seinen Worten spricht der Enthusiast: Es lässt sich nicht überhören, dass Oliver von der UNO begeistert ist, und wer ihm eine Weile zuhört, versteht auch, warum. *Youth Rep ist ein Projekt der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV)
Foto: Daniel Pochetti 031
Resultate
Petitionen Zwölf Forderungen hatte das Plenum in diesem Jahr zu behandeln. Die Petitionäre hatten Erfolg: Fast alle Begehren fanden eine Mehrheit im Saal und wurden an Nationalratspräsident Jean-René Germanier weitergegeben. Hier eine Zusammenfassung der diskutierten Forderungen. Text: David Naef
Chancengleichheit im Bildungswesen Um die Chancengleichheit im Schweizer Bildungssystem gewährleisten zu können fordern wir: Eine bundesweit einheitliche Regelung der Aufnahmekriterien an Mittelschulen. Die dafür nötigen Anforderungen sollen durch bundesweit vereinheitlichte Richtlinien geregelt werden. Dass die Schuldauer auf Mittelschulebene harmonisiert wird. Dabei soll auch die gleiche Anzahl Lektionen pro Fach gelten. Neben der durch die «Stipendieninitiative» angestrebten Harmonisierung des Stipendienwesens auf Tertiärer Stufe auch die nationale Regelung im Sekundarbildungsbereich. Ja 99 | Nein 39 Lenkungsabgabe auf nichterneuerbare Energien Wir fordern vom Bund eine Preiserhöhung in Form einer Lenkungsabgabe auf Strom aus nicht erneuerbaren Energiequellen. Ja 122 | Nein 35 Medien und Ethnie bzw. Nationalität Wir fordern vom Bund Massnahmen, die verhindern, dass persönliche Angaben, wie Herkunft, Religion, Nationalität und Ethnie von in Straftaten involvierten Personen ohne deren Einverständnis in den Medien veröffentlicht werden. Ja 81 | Nein 59 Campagna informativa per le energie rinnovabili Chiediamo al Gruppo parlamentare per le energie rinnovabili di impegnarsi nel032
la realizzazione di un’efficace campagna informativa a livello federale, per quel che riguarda i vantaggi, economici e non, derivanti dall’installazione di un impianto basato su tecnologie di sfruttamento di energie rinnovabili. Proponiamo inoltre di condurre uno studio che rivaluti l’idoneità delle risorse messe a disposizione di chi intenda usufruirne affinché ci sia una convenienza finanziaria. Si 50 | No 79 Precisare la legge sulla cittadinanza Riteniamo necessario precisare le lettere a e c dell’art. 14 LCit. Riguardo la lettera a proponiamo di definire meglio il termine integrato. Si è integrato nella comunità svizzera. È integrato colui che: Conosce almeno una lingua del cantone di residenza; Svolge un’attività costante nella società (lavoro, formazione, volontariato, tempo libero, ecc.); Ha delle conoscenze basilari in geografia e storia svizzera; Possiede delle conoscenze civiche atte a esercitare il diritto di voto; Dispone di mezzi di sostentamento sicuri. Per quanto concerne la lettera c proponiamo la seguente modifica: c. si è conformato all’ordine giuridico svizzero. Si 92 | No 54 C Iniziative popolari e diritto internazionale Chiediamo che la Confederazione, che il Dipartimento di federale di giustizia e polizia e la Direzione per il diritto in-
ternazionale intraprendano un esame preliminare delle iniziative popolari prima dell’inizio della raccolta delle firme. Gli uffici federali menzionati dovrebbero valutare la compatibilità dell’iniziativa popolare con i diritti fondamentali e le norme del diritto internazionale cogente. Il risultato dell’esame dovrebbe essere notato sui formulari di raccolte delle firme. Si 88 | No 60 Protéger les intérêts des apprentis La session des jeunes demande aux cantons d’obliger tous les corps de métier à disposer d’une convention collective de travail (CCT) visant à protéger les intérêts des apprentis. Oui 105 | Non 37 Cours d’intégration obligatoires Nous sollicitons chaque canton à rendre les cours d’intégration obligatoires et mettre à disposition des cours optionnels pour tous les immigrés arrivant sur le territoire. Ceci dans le but de renforcer l’intégration. Les cours obligatoires comprendront l’apprentissage d’une des langues nationales et de citoyenneté (Histoire, politique et droit suisse). Des délais de participation ainsi qu’une présence régulière seront exigés. Sans quoi des sanctions, d’abord économique (diminution de prestations financières ou amendes), puis administratives (remise en question du statut de séjour) pourraient intervenir. Des cours optionnels seront également mis à disposition à titre social ou de placement, ce qui à notre avis favoriserait notamment un mélange culturel, ainsi qu’un
échange mutuel et réciproque de valeurs. Oui 88 | Non 37 Remettre les CFF entre les mains de l'Etat Ayant conclu que la semi-privatisation des CFF n’a pas porté ses fruits, nous demandons à la Confédération de remettre cette institution entre les mains de l’Etat. Nous désirons ainsi rétablir un service de qualité des transports dans l’ensemble de la Suisse à un prix acceptable pour les usagers. Oui 89 | Non 54 Jugendgewalt: Prävention und Repression Die momentane Situation der Prävention gegen Jugendgewalt ist unübersichtlich. Sie ist unstrukturiert und unterschiedliche Projektansätze sind vorhanden. Für die Jugendlichen ist es wichtig, dass klare Richtlinien vorhanden sind. Daher wollen wir einen
Ansatz präsentieren, welcher die Prävention und die Repression beinhaltet.
ausgebildete Betreuungspersonen. Ja 91 | Nein 49
Prävention: In der 4. Primarklasse findet schweizweit ein Projekttag statt, an dem externe Experten die Schülerinnen und Schüler geschlechtergetrennt auf die Konsequenzen für Täter und Opfer bei physischer Gewaltanwendung hinweisen. Der Unterricht sollte mit interaktiven Elementen gestaltet werden. Beim Erkennen erhöhter Gewaltbereitschaft kann die Lehrschaft/Schulleitung bzw. der/die externe Experte/ Expertin einen erneuten Projekttag anordnen.
Zivildienst und Entwicklungszusammenarbeit Wir fordern vom Bund die Förderung des Zivildienstes im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit: Das Angebot solcher Zivildienststellen ist massiv auszubauen und von der DEZA zu koordinieren. Der Einsatz ist im Durchdienermodell während 300 Tagen in einem Entwicklungsland zu leisten. Ja 167 | Nein 1
Repression: Bei Straffälligkeit sollten die Jugendlichen in einem betreuten Arbeitstherapielager die Energie in eine sinnvolle, fordernde Arbeit, in der sie sich anpassen müssen, aber auch Erfolgserlebnisse haben, investieren können. Die Begleitung erfolgt durch
Durchsetzung der Lohngleichheit Wir fordern, dass die Kompetenzen des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) erweitert werden, um die Durchsetzung der Lohngleichheit gemäss BV Art. 8 Abs. 3 gewährleisten zu können. Ja 132 | Nein 24
Elf von zwölf Forderungen überreichte die Jugendsession schliesslich Nationalratspräsident Jean-René Germanier. Foto: Marc Deriaz 033
Teamseite
Forum Marcel Neininger I Céline Staub I Samuele Barbera I Adrian Denz I Nicole Glaus I Servan Grüninger I Michael Küng Michael Stöckli I Luzia Tschirky I Arjan Werren I Alessandra Willi I Niklas Zimmermann I Jasmine Herrera I Sabrina Chakori Michelle Stirnimann I Cathrine Liechti I Xavier Schwitzguébel I René Torres (Nicht alle sind abgebildet.)
OK Lisa Hurter I Léonie Manger I Stefan Brader I Joshua Keller I Nicolas Chachereau I Zeno Schumacher I Damian Vogt Katja Fischer I Saara Strang I Christos Glaros I Hanna Keller I Liron Kaufman I Sükran Aldemir I Anea Schmidlin I Marco Brunner I Mattia Zanazzi Photos: Pascal Gähler
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Impressum
Zum Geburtstag Mit 20 Jahren ist man eindeutig erwachsen. Mit 20 tritt man aus dem Schatten der «Grossen», man ist dann selber «gross». Mit 20 hat man aber auch mehr Verpflichtungen als die «Kleinen». Böse Zugen behaupten gar, ab 20 gehe es nur noch abwärts. Andere wiederum behaupten, erst mit 20 verfüge man über die nötige Erfahrung, um selbst zu entscheiden. Und wieder anderen ist der 20. Geburtstag gar nicht so wichtig. Sei‘s drum: Die Redaktion von Tink.ch wünscht der Jugendsession alles Gute zum Jubiläum und hofft auf viele weitere gemeinsame Anlässe im Bundeshaus.
Herausgeber
Pascal Spycher, Matthias Strasser,
Tink.ch
Janosch Szabo, Luzia Tschirky.
Sandstrasse 5
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CH-3302 Moosseedorf
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Valentin Berclaz, Marc Deriaz, Michael
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Dolensek, Pascal Gähler, Adam Keel,
Tel +41 31 838 31 31
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Manuel Lopez, Amandine Massart,
www.typoart.ch
www.tink.ch
Daniel Pochetti, Martin Sigrist, Janosch
Redaktionsleitung
Szabo, Thinh-Lay Tong, Matthias Rüby,
Ausgabe
Katharina Good
Nummer 29
André Müller
26. September 2011
Matthias Strasser
Korrektorat
Luzia Tschirky
Claudia Colombo
Auflage
Joëlle Misson
1000 Exemplare
Texte
Janosch Szabo
Valentin Berclaz, Laura Crivelli, Clau
Felix Unholz
Dermont, Céline Graf, Eva Hirschi,
Partner Der Druck wurde ermöglicht durch die
Juliette Ivanez, André Müller, David Naef,
Layout
Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der
Rowan Siegenthaler, Joanna Skwarek,
Diana Messina
Jugendverbände (SAJV)
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Er wird schätzen, was die Post für die Umwelt tut. Lukas, 10-jährig
Das kann er, weil wir uns nachhaltig engagieren. Die Post ist auch für kommende Generationen da. Wir minimieren die Umweltbelastung, die bei unserer Geschäftstätigkeit entsteht. Und mit neuen Lösungen ermöglichen wir Ihnen, sich mit uns für die Umwelt zu engagieren: Gegen einen geringen Aufpreis versenden wir Ihre Briefe, Pakete und Güter klimaneutral. «pro clima». Für die anspruchsvollsten Kunden der Welt.