Foto: Johannes Dietschi
Parlamentarische Gruppe Jugend
Die Politik sollte immer am Ball bleiben Rund 50 Parlamentsmitglieder stellten am 29. Juni ihre Jugendlichkeit unter Beweis Von Martin Sturzenegger An diesem Montagmorgen standen ungewöhnlich viele Leute auf der Rathausbrücke. Sie unterhielten sich bei Kaffee und Gipfeli und lachten der Morgensonne entgegen. Einige übten sich im Jonglieren mit Bällen, andere balancierten kleine Sandsäcke – sogenannte Footbags – auf ihren Füssen. Von weitem betrachtet vermutete man kaum, dass es sich bei dieser Menschenansammlung um die Parlamentarier des Zürcher Kantonsrats handelte. Sie versammelten sich in der Sitzungspause
aus einem speziellen Grund: Die parlamentarische Gruppe Jugend organisierte eine Infoveranstaltung, um über ihre Anliegen zu informieren und damit vielleicht ein paar neue Mitglieder zu gewinnen. Mit Erfolg. Seit letztem Montag sind sechs neue Mitglieder zur Gruppe gestossen, womit sich der Kreis auf 30 junggebliebene Politiker erweitert hat. Crashkurs im Footbaggen Insgesamt bot sich dem Kantonsrat eine Sitzungspause der besonderen Art. Nebst der Möglichkeit, sich
über die Gruppe Jugend zu informieren, konnten sich die Politiker und Politikerinnen die Beine bei einem Crashkurs im Footbaggen mit der Vize-Schweizermeisterin Nazly Safarzadeh vertreten. Auf Seite 3 finden Sie eine Bildergalerie mit den besten Schnappschüssen, sowie den Expertenkommentar von Parlamentarier-Coach Safarzadeh. Doch nicht nur Beinarbeit war gefragt: Die Reporter des Onlinemagazins Tink.ch prüften in einem nicht ganz ernst gemeinten Wissenstest die „Jugendlichkeit“ der versammelten Kantonsräte. Die Gewinner werden auf der nächsten Seite gekürt.
Die Parlamentarier im Jugendcheck Beim Jugendlichkeits-Check, den Tink.ch mit 20 Parlamentsmitgliedern durchführte, kam Überraschendes zum Vorschein. Älter auf dem Papier bedeutet nicht zwingend alt im Kopf: FDPKantonsrat Gaston Guex, mit 65 Jahren der älteste Umfrageteilnehmer, überflügelte die jüngere Konkurrenz bei weitem. Politiker sprechen Jugendslang Auf dem Weg zu seinem souveränen Resultat von 18 Punkten (maximal 20 Punkte), wusste er beispielsweise, dass die Abkürzung „lol“ in der Jugend-SMS-Sprache mit „laughing out loud“ übersetzt wird, das Slangwort „Elektrozaunpinkler“ eigentlich für „harter Typ“ steht oder der Anteil der Jugendbevölkerung (0 - 19 Jahre) im Kanton Zürich bei 20 Prozent liegt. Wir gratulieren Gaston Guex zum Titel des «jugendlichs-
ten Parlamentmitglieds»! Ebenfalls ein gutes Resultat erzielte der um 30 Jahre jüngere SPPolitiker Andreas Burger (Rang
2 mit 15 Punkten). Die 41-jährige CVP-Politikerin Nicole Barandun rettete die Ehre der Frauen (Rang 3 mit 14 Punkten).
Knutschen, Zelten und Familienidylle Die Parlamentarier erinnern sich an ihre besten Jugenderlebnisse. „Als ich erstmals alleine mit Kollegen nach Südfrankreich in die Zeltferien fuhr, waren alle ständig betrunken - nur ich nicht, ich trinke bis heute keinen Alkohol.“ Andreas Burger (SP) „Die Zeltlager in der Natur“, Philipp Kutter (CVP) „Einmal fräste ich mit meinem Töffli bis nach Schaffhausen, nur um mit meinen Freunden in einem Jugendkeller zu feiern“, Susanna Rusca (SP) “Ganz klar das CEVI-PfiLa 1974 - da lernte ich meine Frau kennen. Wir sind seit dreissig Jahren verheiratet.” Hans Fahrni (EVP) „Das Knutschen auf dem Pausenplatz.“ Katrin Meier, Renate Büchi (SP)
Schweizer Jugendfilmtage
Schtifti
„Ich bin auf einem Bauernhof mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Die Nachbarsfamilie hatte ebenfalls 6 Kinder. Es war eng mit so vielen Menschen, gleichzeitig aber eine grosse Freiheit! Peter Uhlmann (SVP)
crashkurs im footbaggen
Nachgefragt beim Coach Du bist Vize-Schweizermeisterin im Footbaggen. Wie kamst du zu dieser Sportart? Früher übte ich auf dem Pausenhof bei jeder Gelegenheit mit dem kleinen Sandsack. Bald entwickelte sich daraus eine Passion. Im Footbaggen gibt es verschiedene Disziplinen. Zum Beispiel als Mannschaftssportart mit einem Volleyballnetz oder als Freestyle, wie ich es praktiziere. Auf welchem Niveau „footbagten“ die Parlamentarier? Sie hielten sich wacker und waren motiviert etwas Neues zu lernen. Einige kannten das Spiel schon aus ihrer Jugendzeit. Wobei die Frauen experimentierfreudiger waren als die Männer, die sich eher zurückhielten. Vielleicht hatten sie Hemmungen, sich etwas von einer jungen Frau beibringen zu lassen (lacht). Nazly Safarzadeh (26) footbagt seit zehn Jahren. Gemeinsam mit der Schtifti, Stiftung für soziale Jugendprojekte, führt sie Footbagkurse in der ganzen Schweiz und in Luxemburg durch.
imPressionen Ziel und Zweck der Gruppe Jugend Von Karin Reinhardt Die parlamentarische Gruppe Jugend des Kantonsrats Zürich erachtet die Förderung der Jugend und deren Integration in die Gesellschaft als zentrale gesellschaftliche Aufgabe. Mit ihrer Gründung ermöglicht sie eine breite Diskussion jugendpolitischer Themen und fördert den Kontakt der Parlamentarier mit wichtigen Akteuren der kantonalen Jugendpolitik. Diskussion ankurbeln Mit der parlamentarischen Gruppe Jugend entsteht eine Informations- und Diskussionsplattform zur Jugendpolitik und -förderung im Kantonsrat. Ziel ist dabei, ju-
gendpolitische Themen nicht situativ, sondern in einem umfassenden Kontext zu betrachten. Wichtig ist den Mitgliedern der parlamentarischen Gruppe Jugend insbesondere, dass Kinder und Jugendliche als eigenverantwortliche Persönlichkeiten in die Gesellschaft integriert werden. Das bedeutet, dass sie sich im Kanton Zürich wohl fühlen, gesund sind und die Möglichkeit erhalten, sich partnerschaftlich an der Gestaltung der Gesellschaft zu beteiligen. Zurzeit besteht die parlamentarische Gruppe Jugend aus rund 30 Kantonsräten aller Parteien, wobei die SP mit 12 Mitgliedern am stärksten vertreten ist. Unterstützt werden die Parlamentarier von der okaj zürich, dem Dachverband kantonaler Kinder- und Jugendförderung.
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Melanie Pfändler Martin Sturzenegger
“Die Interessen der Jugend stärker berücksichtigen” Gruppen-Gründer Rolf Steiner ist überzeugt, dass die Sicht der Jugendlichen für die Politik relevant ist. Wie kam die Idee für eine parlamentarische Gruppe Jugend? Im Bundeslager der Pfadi im letzten Sommer wurde die Idee gemeinsam mit Leuten von okaj zürich (kantonale Kinder- und Jugenförderung) geboren. Danach musste ich in den Fraktionen ein Netzwerk schaffen und schauen, dass wir mit dieser Gruppe auf Interesse stossen. Die erste Veranstaltung fand Anfang dieses Jahres statt. Wie ist das Interesse an der Gruppe im Kantonsparlament? Bis heute gibt es im Kantonsrat nur ein halbes Dutzend Interessensgruppen – das sind wenig im Vergleich zum eidgenössischen Parlament,
wo die Lobbyarbeit viel ausgeprägter ist. Der Sport ist die klar stärkste Gruppe, weil er auch attraktiv ist, um Wähleranteile zu gewinnen. Bei Kinder und Jugendlichen gibt es diesbezüglich weniger zu holen. Im Kantonsrat gibt es auch kaum eigentliche Jugendpolitik-Spezialisten. Doch inzwischen zählt die Gruppe schon 30 Mitglieder, was für die kurze Zeit recht gut ist. Was ist das konkrete Ziel der parlamentarischen Gruppe Jugend? Wir wollen die Jugendpolitik als Querschnittpolitik besser verankern. Die Sicht der Jugendlichen und Kinder sollte mehr in die politische Diskussion miteinbezogen werden. Nehmen wir als Beispiel das Thema Raumplanung, wo wir seit längerem eine starke Zersiedelung erleben. Damit verschwin-
den Freiräume. Als ich ein Kind war, konnte ich noch problemlos auf der Strasse Fussball spielen, das ist heute fast nirgends mehr möglich: Der Verkehr dominiert alles. Die Meinungen und Interessen der Kinder und Jugendlichen werden in vielen politischen Diskussionen zu wenig berücksichtigt. Zur Person: Rolf Steiner (SP) ist Vorsitzender der parlamentarischen Gruppe Jugend. Steiner war zehn Jahre Bundesführer der Pfadi und setzt sich in seiner politischen Laufbahn wiederholt für die Interessen von Kinder und Jugendlichen ein. Anmeldung und Fragen zur Mitgliedschaft in der Parlamentarischen Gruppe Jugend unter rolf.steiner@bluewin.ch