Jugendsession 2010 Session des jeunes Sessione dei giovani
intro
Edito
Inhalt
Kurz vor ihrem Jubiläum hat sich die Eidgenössische Jugendsession von ihrer besten Seite gezeigt. Prominenz, pointierte Petitionen und ein rappelvoller Nationalratssaal prägten die 19. Ausgabe. 200 junge Leute aus der ganzen Schweiz debattierten engagiert vom 19. - 21. November 2010 im Bundeshaus in Bern.
002 Editorial | Inhaltsverzeichnis 003 Otto Ineichen – ein Politiker für die Jugend 004 Recht auf Zukunft
Ce qui est aussi susceptible de battre un record c'est la clarté avec laquelle bon nombre des pétitions ont été acceptées lors du plénum final. Les participants ont adopté 11 des 14 projets et cela souvent avec une majorité supérieure à deux tiers. En particulier l'exigence faite à la Confédération que les mineurs étrangers non-accompagnés sont à favoriser lors de la procédure de demande d'asile devrait entrer dans l'histoire. Etant donné que cette dernière a été acceptée à l'unanimité. Per finir han era pliras politicras e plirs politichers visità la sessiun da giuvenils. Sco emprim l'anteriur cusseglier federal Adolf Ogi e l'anteriura cussegliera federala Ruth Dreifuss, ch'en stads preschents a l'avertura. Lura la presidenta dal cussegl naziunal Pascal Bruderer ch'ha avert il plenum e Doris Leuthard, ch'ha serrà quest la saira. Quests ed er auters han fatg cler a las giuvnas ed als giuvens: As engaschai. Esser politicra e politicher è grondius! Anche lavorare nel mondo della comunicazione è bello. 34 giovani reporter, fotografi, moderatori radiofonici e grafici hanno seguito la sessione dei giovani. Il risultato? Una copertura giornalistica multimediale in internet sul sito di tink.ch, alla radio stadtfilter e sulla carta stampata con questa rivista. Buona lettura. Janosch Szabo, Tink.ch 002
006 Un avenir incertain 009 Poker – Jugend geht All-In für ihre Interessen 010 Pädophile in Chatrooms – Aufklärung gefordert
013 Pédophilie sur internet 014 Art of Politics – una serata creativa 016 Il meglier argument quenta
017 Über Gott und die Schule 018 L'aide au développement de la jeunesse 020 Porträt von jenem, der die VIP's begrüsst 022 Round Table – Generationen in der Politik
025 Familie geht alle an 026 Ogis Funken – ein Interview mit Schwung 029 Alles verloren? – die gescheiterten Petitionen
030 Discussiuns excitantas 034 La politique c'est cool 034 Die höchste Schweizerin auf Trab – Pascale Bruderer
036 Jeden Platz wollen zwei 037 Politiker sein ist toll – freche Kampagne 039 Die Organisatoren – OK und Forum 041 Die angenommenen Vorstösse im Überblick
042 Petition auf der Spur 043 Impressum
auftakt
«Nächstes Jahr alle im Bundeshaus» FDP-Nationalrat Otto Ineichen ist «Prix de Jeunesse»-Gewinner, Politiker des Jahres 2010 und Gründer der Ladenkette Otto’s Warenposten. Der 69-jährige Luzerner vertraut der Jugend die Zukunft an und macht grosse Versprechen. «Ich werde ganz oben anklopfen», sagt er. Interview Elia Blülle und Miriam Hetzel | Bild Katharina Good
Herr Ineichen, was hat der «Prix de Jeunesse» bei Ihnen ausgelöst? Er hat mich sehr gefreut und mich zu noch mehr Engagement in der Stiftung Speranza bewogen, einer Organisation, die neue Lehrstellen schafft. Vor allem aber möchte ich euch danken. Was ihr hier macht, ist einmalig.
Bildung hat viele Projekte realisiert. Wir starten im Dezember ein wichtiges Programm, 2011 möchten wir keine Schulabgänger ohne Anschlusslösung mehr. Man soll diese an die Hand nehmen und begleiten. Jeder Jugendliche, der ein Jahr zuhause sitzt, ist eine Katastrophe für die Sozialmärkte.
Sie sind bald 70 Jahre alt. Wieso setzen sie sich so für die Jugend ein? Ich will den Jugendlichen eine intakte Welt hinterlassen. Darum setze ich mich für alternative Energien und Bildung ein. Die heutige Jugend ist unser Rohstoff.
Was ist negativ an der Jugend? Leider gibt es zu viele Junge, die sich verweigern. Ich sage immer: ein Jugendlicher muss drei Dinge erfüllen: Er muss leisten, Anstand haben und arbeiten wollen. Es gibt zu viele, bei denen das nicht der Fall ist. Und die bringen auch den aktiven Jugendlichen Probleme. Das ist der Grund, weshalb wir zu einer Kultur verkommen, die alles vereinfacht, wie das die SVP macht. Das ist gefährlich.
Warum denken Sie, haben Sie im letzten Jahr den Preis gewonnen? Wahrscheinlich ist es wegen meinem Engagement für Speranza und meiner parteiübergreifenden Arbeit. Ich bin einer, der um Kompromisse ringt, und ich setze mich dafür in meiner eigenen Partei in die Nesseln. Wir sind Weltenbürger, müssen uns zum Konsens zusammenschliessen und Lösungen für die Zukunft erarbeiten. Fantastisch hat das auch die Nationalratspräsidentin und «Prix de Jeunesse»-Preisträgerin 2008 Pascale Bruderer gemacht. Die Jugendsession soll auch für den nächsten Preis jemanden wählen, der pragmatisch denkt. Mit dem Preis wurde Ihnen auch eine Aufgabe aufgetragen. Denken Sie, dass Sie diese erfüllt haben? Ja, ich denke schon. Mich hat das zusätzlich angespornt. Das Institut für
Was würden Sie am «Prix de Jeunesse» verrändern? Nichts. Ich möchte mehr Jugendliche ermuntern, sich zu engagieren. Was sich die Teilnehmenden der Jugendsession sicher sein können: Sie werden im nächsten Jahr nicht mehr in zehn verschiedenen über die Stadt verstreuten Räumen arbeiten. Das kann nicht sein. Ich werde ganz oben anklopfen. Im nächsten Jahr sitzt ihr alle im Bundeshaus! Weiter möchte ich meinen aktiven Beitrag zu den angenommenen Petitionen leisten. Wo steht bei Ihnen der Preis? Das ist doch klar! Auf meinem Bürotisch.
Otto Ineichen setzt sich ein.
Info Stiftung Speranza Seit April 2006 engagiert sich eine Gruppe von Unternehmern rund um FDP-Nationalrat Otto Ineichen für Jugendliche, die es auf dem Lehrstellenmarkt besonders schwer haben. Durch die Schaffung von zusätzlichen Lehrstellen soll Schulabgängern mit Lerndefiziten oder sozialen Schwierigkeiten eine neue berufliche Perspektive geboten werden. Bereits wurden in dieser Zeit über 8000 neue Ausbildungsplätze geschaffen und mehr als 250 Jugendliche in eigenen Projekten und Integrationsmassnahmen nachhaltig in die Berufsbildung integriert. 003
miGration
Recht auf Zukunft Wertvolle Arbeitskräfte und kulturelle Bereicherung? Oder schamlose Kriminelle und Zerstörer der einheimischen Traditionen? Einwandernde sind in der Schweizer Politik immer und immer wieder ein heftig diskutiertes Thema. An der Jugendsession lag der Fokus auf Kindern und Jugendlichen, die unbegleitet und minderjährig über die Grenzen kommen. Text Eva Hirschi | Bild Forum 3
Wer sich mit Migration auseinandersetzt, kommt am Begriff «MNA» nicht vorbei. Die französische Abkürzung steht für «mineurs étrangers non accompagnés», auf Deutsch «unbegleitete minderjährige Migranten». Gemeint sind mit diesem Begriff alle Personen unter 18 Jahren, die ohne Begleitung der Eltern aus dem Ausland in die Schweiz kommen. Flucht ins westliche «Eldorado» Es gibt verschiedene Gründe für Migration. Gewalt im Heimatland ist einer der Hauptantriebe zu gehen. Aber auch soziale und wirtschaftliche Probleme spielen eine wichtige Rolle. Bei Kindern entstehen Flucht-Gedanken vor allem, wenn Perspektiven fehlen. Im Hoffen auf ein besseres Leben kommen viele Flüchtlinge nach Europa. Das Bild vom Westen, das sie dabei antreibt, entspricht jedoch weniger der Realität als vielmehr Vorstellungen eines Paradieses. Zudem werden Jugendliche oft nach Europa geschickt, damit sie dort studieren, arbeiten, und so die Daheimgebliebenen finanziell unterstützen. Verschärftes Asylrecht Tatsache ist aber, dass rein wirtschaftliche Gründe, also beispielsweise bessere Arbeitsverhältnisse, nicht geltend gemacht werden können, um in der Schweiz Asyl zu erhalten. Leben oder Freiheit müssen ernsthaft gefährdet sein - die genauen Bestimmungen stehen in Artikel 3 des Asylgesetzes. Das 004
Schweizer Asylrecht wurde in den letzten Jahren immer wieder verschärft. Dieser Trend zeigt sich auch in anderen Ländern Europas. Die Grenzen werden zunehmend geschlossen. Flüchtlingskinder Laut dem Bundesamt für Migration ist die Mehrheit der unbegleiteten minderjährigen Migranten zwischen 15 und 18 Jahren alt und kommt vorwiegend aus Asien und Afrika. Unter den Herkunftsländern findet man nebst Somalia und Sri Lanka aber auch den Irak und Afghanistan, um nur einige Beispiele zu nennen. Aussagen zur Anzahl der jungen Migranten zu machen, ist jedoch schwierig. Offiziell gibt es nur Angaben zu jenen Jugendlichen, die einen Antrag für Asyl gestellt haben. Anzunehmen ist jedoch, dass längst nicht alle Einwanderer ein Gesuch stellen. In der Schweiz erhalten die minderjährigen Migrantinnen und Migranten einen speziellen Schutz. Die UNKinderrechtskonvention, die 1997 in der Schweiz in Kraft getreten ist, hält Grundsätze wie zum Beispiel das Diskriminierungsverbot oder die Vorrangigkeit des Interesses des Kindes und das Recht auf Mitbestimmung fest. Das Asylgesetz schreibt ausserdem vor, dass Anträge von Minderjährigen prioritär behandelt werden müssen. Migrationsland Schweiz Zuerst kommen die Flüchtlingskinder wie alle Asylsuchenden in ein Emp-
Das Schweizerische Asylgesetz schreibt vo
fangszentrum. Von dort aus werden sie einem Kanton zugewiesen. Dabei kommt es vor, dass die jungen Migrantinnen und Migranten in einen Kanton gelangen, in dem sie die Sprache nicht beherrschen. Viele Afrikaner verstehen zwar Französisch, doch gibt es in der Schweiz nur sieben französischsprachige Kantone, weshalb sich die Migranten dann doch oft mit der Deutschen Sprache konfrontiert sehen. Je nach Alter und Vorgeschichte werden die Jugendlichen in einer Gastfamilie oder in einem Zentrum für Asylbewerber untergebracht. Das Kind erhält einen Vormund oder Beistand, der als Vertrauensperson den Minderjährigen begleitet und seine Interessen vertritt.
Einigkeit im Saal So etwas gab es an der Eidgenössischen Jugendsession schon lange nicht mehr. Die Petition der deutschsprachigen Arbeitsgruppe «Unbegleitete minderjährige Migranten» wurde ohne eine einzige Gegenstimme angenommen. Text Eva Hirschi
or, dass Anträge von Minderjährigen prioritär behandelt werden.
Es existieren Zentren ausdrücklich für Flüchtlingskinder, doch nicht alle Kantone verfügen über solche spezialisierten Strukturen. Laut einem Bericht der Nichtregierungsorganisation Terre des Hommes kommt es vor, dass sich Kinder mit Erwachsenen ein Zimmer teilen müssen, manchmal sogar mit jemanden aus einem anderen Land. «Bin ich morgen noch hier?» Und das sind noch nicht alle Konflikte, mit denen die jungen Migranten konfrontiert sind. Schwierigkeiten in der Schule, fehlende Freizeitbeschäftigungen und die geringen Chancen auf eine Lehre bilden eine zusätzliche psychologische Belastung. Durch die oftmals langjährigen Asylverfahren schwebt
ausserdem ihre Zukunft immer im Ungewissen. Sie wissen nicht, ob sie am nächsten Tag noch in der Schweiz sein dürfen oder gehen müssen. Die Debatte in der Politik ist hochaktuell. Während die einen den Schwerpunkt auf die Innenpolitik legen und den Ausbau von Integrationsmöglichkeiten fördern wollen, unterstreichen die anderen die Probleme mit kriminellen Migranten und sehen eine repressive Politik vor, um die Zahl der Einwanderer zu senken. Klar ist: Die Schweiz hat nicht die Kapazitäten, alle Flüchtlinge aufzunehmen, die gerne kommen würden. Kindern und Jugendlichen stehen aufgrund ihrer Minderjährigkeit jedoch spezielle Rechte zu.
Es ist ein «Gefühl von Einigkeit», das Rodî Tyber, Teilnehmer der Gruppe MNA, gleich nach dem Sieg verspürt. Das Plenum hat Ja gesagt. Ja zu einer Petition, die vom Bund eine Bevorzugung von unbegleiteten, minderjährigen Migrantinnen und Migranten im Asylverfahren fordert (siehe auch Seite 41) Das Resultat ist überwältigend: 181:0. Für Ueli Galli aus dem Aargau ist die Überraschung gross. Auch er war Teil der Gruppe, die sich zwei Tage lang intensiv mit dem Thema befasst hatte. «Im Anfangsstadium war es ein regelrechtes Ping-Pong-Spiel», erzählt er: «Der Ball wurde von ganz links bis ganz rechts gespielt. Es gab heisse Diskussionen.» Doch der Abstimmung am Sonntag sah er positiv entgegen. Denn: «Wir haben einen Konsens gefunden. Was unsere Petition so speziell macht ist, dass sie die Ideen von links bis rechts vereint. Die, die normalerweise hier im Nationalratssaal sitzen, können sich ruhig eine grosse Scheibe davon abschneiden!», sagt der 21-Jährige. Irian Nathan derweil ist überzeugt, dass die Präsenz zweier unbegleiteter minderjähriger Migranten in der Gruppe geholfen hat. «Sie haben zwar nicht ihre Meinung gesagt, aber lange erzählt, was sie erlebt haben. Wir waren alle sehr betroffen», so der 17-jährige Basler. 005
Portrait
Le poids d’un avenir incertain Dans le groupe de travail sur les «mineurs étrangers non accompagnés» (MNA) les participants discutent de la situation des jeunes migrants en Suisse. Un sujet sensible, surtout parce que trois MNA sont présents dans ce groupe. L’un est venu avec un message particulier et nous raconte son histoire. Texte Juliette Ivanez | Photo Katharina Good
«Je m’appelle Sadou Kane. Je viens de la Mauritanie, en Afrique de l’ouest, et je suis en Suisse depuis un an et demi. Je suis venu parce que j’avais des problèmes dans mon pays. Je suis orphelin et je vivais dans une famille d’accueil qui n’avait pas la même religion que moi. Je ne pouvais pas avoir les croyances que je voulais et, même si je ne suis pas très pratiquant, les gens avec qui je vivais me considéraient comme quelqu’un d’inférieur. En plus, à cause de ma religion différente, je risquais la mort si quelqu’un me dénonçait. Alors quand une personne de mon entourage m’a expliqué comment venir en Suisse, j’ai décidé de commencer le voyage. On m’a mis dans un bateau et un jour, je suis arrivé en Italie puis on m’a amené à Vallorbe en Suisse. J’ai commencé à apprendre le français car je voulais vraiment m’intégrer. Je suis allé au centre de formation et j’ai fait plusieurs stages. Je vais commencer le troisième en décembre. Ne pas rester silencieux Ma situation n’est pas stable et je ne sais pas ce qui m’attend parce que je n’ai pas encore reçu de réponse à ma demande d’asile. Je ne sais pas si j’aurai une réponse avant mes 18 ans alors en attendant je fais plein d’efforts pour m’intégrer. Je veux travailler dans les soins, comme assistant médical. Je pense que je vais y arriver parce que je suis motivé. Je suis quelqu’un d’attentif et d’engagé. Mais le plus difficile, c’est que ne je sais pas ce qui 006
m’attend. La décision de l’ODM [Office Des Migrations, ndlr] déterminera si je peux continuer ou non ma formation. La procédure peut être vraiment longue et pénible, et c’est pourquoi je veux participer à des actions comme la Session des Jeunes pour m’exprimer et donner mon opinion, pour que les choses avancent. C’est déjà un grand pas que des manifestations comme ça soient organisées. Et je préfère toujours donner mon opinion, même si ça ne change rien au final. De plus, cela me permet de rencontrer des personnes qui sont dans la même situation que moi. Sommes-nous pas tous égaux? Depuis dix mois je vis à Lausanne, dans un foyer pour mineurs non accompagnés. Le foyer est réservé seulement aux mineurs, et je crois que c’est mieux que d’être mélangés avec les adultes. Alors nous ne sommes que des jeunes, mais pourtant je ne peux pas dire que nous sommes mieux encadrés. Nous manquons de beaucoup de choses. L’hébergement est bien car entre jeunes nous vivons tous les mêmes expériences. Mais il y a certains problèmes. Je ne peux pas trop en parler. Vraiment beaucoup de choses nous manquent. On n’a pas les mêmes droits et devoirs que les enfants suisses. Pourtant, nous aussi on est des mineurs! Et selon les droits de l’enfant, on devrait tous être égaux! Par exemple, certains ne vont pas à l’école parce qu’ils ont des problèmes avec la procédure de demande d’asile et ils n’ont pas d’argent pour la pay-
er. Alors ils attendent d’avoir 18 ans. Un jour, ils deviendront majeurs et on leur dira juste «C’est fini.» Ce jour-là, tu n‘auras plus personne pour t’aider, et tu ne sauras pas ce que tu vas devenir. C’est difficile de vivre en sachant que tout peut s’arrêter du jour au lendemain. «C’est si je découvrais la vie ici» Pourtant je pense que je suis mieux ici car la manière dont je vivais làbas était terrible. Les personnes qui m’accueillaient étaient comme des étrangers pour moi. Je ne faisais que du travail domestique, j’étais comme exploité. A l’école, les gens n’étaient pas respectueux. Depuis que je suis arrivé en Suisse, c’est comme si je découvrais la vie. Je n’avais jamais vraiment « vécu » avant! Ça me plait d’être ici. Et surtout je me dis que si je n’avais pas fui, je ne serai peut-être plus en vie aujourd’hui… Pourtant, une seule idée m’obsède. Je sais que demain je peux recevoir une réponse négative pour ma demande d’asile, et alors je serai obligé de tout arrêter. J’essaie de ne pas trop y penser mais parfois je perds le contrôle. J’aurai 18 ans au mois de mars et si la Suisse me met dehors, je ne peux pas imaginer quel sera mon avenir.»
info Dieses Portrait gibt es auch auf Deutsch im Online-Dossier zur 19. Eidgenössischen Jugendsession auf www.tink.ch/juse2010
Sadou Kane, de la Mauritanie: «C'est difficile de vivre en sachant que tout peut s'arrêter du jour au lendemain.» 007
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Poker
Jugend geht All-In für ihre Interessen David gegen Goliath neu aufgelegt: Die tatkräftige Jugend gegen die mächtige Casino Lobby. Ein ungleicher Kampf wird dieser Tage auf dem schweizerischen Politparkett ausgetragen. Es geht um ein Spiel an der Grenze zwischen Glück und Geschicklichkeit. Text Miriam Hetzel | Bild Michael Dolensek
Poker erlebte in den letzten Jahren einen unglaublichen Boom in der Schweiz. Die Zahl der Hobby-Spieler wird auf über 200‘000 geschätzt. Poker-Lounges schossen wie Pilze aus dem Boden. Doch nun geht im ganzen Land die Poker-Szene auf die Barrikaden. Was ist passiert? Der Stein des Anstosses liegt in einer Formalität. Pokern wird nicht mehr als Geschicklichkeits-, sondern als Glücksspiel eingestuft. Dies hat das Bundesgericht in einem Urteil vom Frühjahr 2010 beschlossen. Und weil Glücksspiele mit Geldeinsatz ausserhalb von Casinos, die über entsprechende Konzessionen verfügen, verboten sind, stehen eine Menge Veranstalter von Pokerturnieren nun im Regen. Die neue Regelung des Bundes stösst bei ihnen auf Unverständnis. Ebenso empfinden viele Jungendliche. Deshalb wurde das Thema an der Jugendsession behandelt. Zusammen mit Nationalrat Lukas Reimann erarbeitete eine Gruppe dazu eine parlamentarische Initiative (siehe Seite 41). Einsatz macht den Reiz aus Dass der Bund das Glücksspiel regeln muss, um Geldwäscherei zu verhindern und Spielsüchtige zu schützen, darüber sind sich die Jugendlichen schnell einig. Dass Poker neu zu den Glückspielen gehört, ist für sie aber nicht nachvollziehbar. Ihrer Meinung und Erfahrung nach gehört Geschicklichkeit genau so zum Spiel wie Glück. Viele Poker-Anhänger sprechen davon,
nun in die Illegalität gedrängt zu werden - zu Kriminellen gemacht, wenn sie weiterhin um Geld spielen. Was ist es also, das den Einsatz von Geld beim Pokern so unabdingbar macht? Jugendliche geben an, gelegentlich mit ihren Kollegen in privatem Rahmen um kleine Geldbeträge zu spielen. Es ginge ihnen dabei nicht darum, Geld zu gewinnen, sondern darum, mit Freunden in einer gemütlichen Runde zu spielen. Pokern wäre schon möglich ohne Geld, meinen sie, doch der Einsatz gebe dem Spiel einen zusätzlichen Reiz. Man spiele überlegter, verhaltener.
Bei den Jungen scheint Pokern die Voraussetzungen zu erfüllen, um Jassen als «Volkssport Nr. 1» abzulösen. Viele Ältere hingegen bezeichnen Poker als Einstiegsdroge zur Spielsucht. Wer das bessere Blatt an Argumenten in Händen hält, entscheidet am Ende das Parlament.
Pokern als Volkssport Nur: Durch das neue Gesetz werden solche privaten Pokerrunden gar nicht verboten. Es ist weiterhin erlaubt, gelegentlich im Familien- und Freundeskreis mit Geldeinsätzen zu Pokern. Warum also die ganze Aufregung? Es gehe darum, dass es ungerechtfertigt sei, Poker als Glücksspiel zu definieren, sagen die Jugendlichen. Dieser Entscheid solle rückgängig gemacht werden. Zudem sei Poker mittlerweile so populär, dass man Turniere nicht in Casinos verbannen dürfe. Die Beliebtheit zeigt sich in den Pokerlounges. Scherzhaft weisen die Jugendlichen auf die Parallelen zwischen Pokern und Jassen hin. Man müsse nur die Jassturniere auch in die Casinos verbannen, dann hätte man die Jasser mit im Boot und das Gesetz würde schnell wieder geändert. 009
Gefahr
im internet
«Ich entscheide heute für morgen» In Chatrooms tummeln sich nebst vielen Kindern und Jugendlichen auch Pädophile. Ein Thema, das aktuell überall in den Medien ist. Was tut der Bund dagegen? Eine Gruppe der Jugendsession befasste sich eingehend mit diesem Thema. Text Martin Freiermuth | Bild Forum 3
Die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe «Chatrooms und Pädophilie» sind sich schnell einig: Es muss etwas dagegen getan werden, dass Kinder im Internet sexuell belästigt werden. Nur was? Laut der neuen Strafprozessordnung darf die Polizei ab dem 1. Januar 2011 nicht mehr präventiv verdeckt ermitteln. Die Jugendlichen diskutie010
ren, ob man die Änderung rückgängig machen sollte. Sie verwerfen das jedoch wieder: Etwas aufheben, das neu eingeführt wird, würde lange dauern. Also eher etwas in Richtung Aufklärung. Der Bund solle sich für Präventivangebote in Form von Fachstellen und Kursen für Kinder und Eltern engagieren, befindet die Runde. Ein Be-
wusstsein müsse geschaffen werden für die Gefahr, die von Pädophilen in Chatrooms ausgeht. Klar, dass das kostet. Ein Teilnehmer argumentiert: Entweder koste es Geld oder die Unschuld der Kinder. Und damit wieder zur Ausgestaltung der Präventionsmassnahmen. Auf kei-
mit Pädophilie im Internet. Für Aegler ist es wichtig, dass man den Unterschied zwischen Pädophilie und Pädokriminalität kennt. Pädophilie sei kein Verbrechen, sondern «eine sexuelle Ausrichtung, für die der oder die Betroffene nichts kann», erklärt Aegler. Erst durch den sexuellen Übergriff auf ein Kind werde ein Pädophiler strafbar. Man spreche dann aber nicht mehr von Pädophilie, sondern von Pädokriminalität. Nach wie vor illegal ist es auch, Kinderpornografie zu besitzen. Laut Statistik ist rund ein Prozent aller Männer pädophil. In Chatrooms, so Billaud, würden Kinder durchschnittlich nach spätestens fünf Minuten eindeutig sexuell angemacht. Längst gibt es zum Thema Chat viele Broschüren, aber auch Flyer, Websites und Infoveranstaltungen, die die Problematik behandeln. Chantal Billaud meint jedoch, dass die Angebote noch wenig bekannt seien. Sie selbst von der Kriminalprävention würden nicht aktiv Aufklärung in Schulen betreiben, da dies eigentlich im Lehrplan vorgesehen wäre. Lehrpersonen könnten aber jederzeit Leute von der Fachstelle zu sich in den Unterricht einladen. Häufig, sagt Billaud, meldeten sich die Schulen aber erst nach Vorfällen. nen Fall dürfe es dabei um Verbote gehen, halten die Jugendlichen fest. Diese zu missachten, wäre schliesslich für Kinder attraktiv. «Mein PC ist Privatsache», betont eine Teilnehmerin. Sie möchte nicht, dass ihre Eltern ihren Internetkonsum kontrollieren. «Pädophilie ist kein Verbrechen» Um mit dem genauen Inhalt für die angestrebte Petition voranzukommen, beteiligen sich die Expertinnen Chantal Billaud und Ursula Aegler an der Diskussion. Chantal Billaud ist von der Schweizerischen Kriminalprävention, Ursula Aegler ist Sicherheitsberaterin bei der Kantonspolizei Bern. Beide haben von Berufs wegen Erfahrung
Facebook sicherer machen Von den Eltern derweil könne man keine Info-Vermittlung, so die Expertin weiter. Diese müssten erst selbst lernen, mit dem Medium Internet umzugehen. Das sei wie beim Autofahren: Um Ratschläge für den Strassenverkehr zu geben, muss man erst selbst wissen, wie sich Auto und Verkehr verhalten. Es besteht also Handlungsbedarf, wenn es darum geht, Eltern Medienkompetenz zu vermitteln. Der Umbruch ist bereits in Gange. Je mehr die Eltern den Umgang mit dem Internet lernen, desto mehr begreifen sie, wo sich ihre Kinder im Netz aufhalten und welche persönlichen Daten und
Fotos diese dort hochladen. Für die Expertinnen ist es wichtig, dass besonders diese Inhalte besser kontrolliert und geschützt werden. Zum Beispiel solle bei Facebook standardmässig die Privatsphäre so streng wie möglich geschützt werden, fordern sie. Erst der Nutzer solle diese Einstellungen dann nach Bedarf lockern können. Billaud bezeichnet die aktuellen Standardeinstellungen als «viel zu lasch». Schlimmer noch als Facebook sei Netlog, wo man spezifisch nach jungen Mädchen mit blonden Haaren und blauen Augen suchen könne und die PrivatsphäreEinstellungen noch schwächer seien. Bevor etwas passiert Letztlich sind es solche und andere Plattformen, die auch Pädophile nutzen. Es kommt zu Treffen über den Chatbereich hinaus und zu sexuellen Übergriffen. Und dann sind die Opfer nicht die einzigen, die Betreuung und Behandlung brauchen. Auch deren persönliches Umfeld leidet. Deswegen betonen Aegler und Billaud noch einmal, dass Prävention sehr wichtig sei. Die Kosten, die dadurch entstünden, seien bei Weitem nicht so hoch wie bei einer Tat und deren Folgen. Prävention zum Beispiel auch in Form von Hilfestellungen für die Pädophilen. In Berlin gibt es die Anlaufstelle «Charité». Diese hilft Pädophilen, den Umgang mit ihrer Sexualpräferenz zu erlernen. Dazu gehört, dass sie ihre eigene Sexualstruktur akzeptieren, Risikosituationen schneller wahrnehmen und sich in die Perspektive der Opfer versetzen. Die Expertinnen finden es bedenklich, dass es in der Schweiz keine solchen Angebote für Pädophile gibt. Die Arbeitsgruppe will sich nun für dieses Anliegen einsetzen. Für den Umgang mit dem Internet empfiehlt Aegler den Grundsatz: «Ich entscheide heute für morgen». Ein verantwortungsvoller Surfer denkt auch an die Konsequenzen seines Handelns. 011
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PédoPhilie
sur internet
Comment protéger les enfants? Selon l’Office Fédéral de la Statistique, 94% des 14-19 ans utilisent régulièrement Internet. Les chatrooms deviennent donc la cible privilégiée de délinquants sexuels, qui utilisent ces forums de discussion pour attirer leurs victimes. L’un des groupes de travail a mené une réflexion sur ce thème sensible mais plus que jamais d’actualité. Texte Dorine Venetz et Juliette Ivanez
Comment expliquer la pédophilie? Cette notion bien connue reste difficile à definir. De l’avis général du groupe, la pédophilie est une maladie. Les experts présents exposent toutefois un autre point de vue: selon eux, il s’agit surtout d’une orientation sexuelle. L’un d’eux explique que pour la majorité des pédophiles, il est difficile d’avoir un bon contact avec le monde adulte; ils se sentent affectivement plus proches des enfants. En Suisse, la pédophilie est interdite par la loi; alors souvent, selon les experts, le pédosexuel qui se rend compte de son orientation cherche à se libérer du poids qu’il ressent et se tourne alors vers Internet, car il se sent à l’abri derrière son écran. Il s’engage ainsi dans une spirale qui le poussera à passer à l’acte, en regardant des films à caractère pédophile sur le net, puis en prenant contact avec des enfants via des chatrooms. La prévention avant tout Vient alors la question de la prévention et de la répression de la pédophilie sur le net. Un problème se pose: dès le 1er janvier 2011, la police n’aura plus le droit de procéder à des «enquêtes cachées» pour démasquer les comportements pédophiles dans les chatrooms. Cette méthode avait pourtant prouvé son efficacité: des cyberpoliciers, sous couvert d’une fausse identité virtuelle, se faisaient passer pour des enfants sur les forums de discussion afin de d’appréhender les pédophiles qui sévissent sur la toile.
Un autre problème est la procédure beaucoup trop longue engagée par les victimes d’abus sexuels. Le groupe souligne également qu’il manque de centres d’information et d’accueil pour ces victimes, mais aussi pour les pédophiles. Des structures plus nombreuses et plus accessibles pourraient permettre aux personnes à tendance pédosexuelle de parler de leur orientation affective et ainsi de diminuer les risques de passage à l’acte. La priorité est donc l’amélioration de la prévention et de l’accompagnement des victimes. Castration – peine légitime? L’une des grandes questions abordée est celle de la castration. Est-il possible de l’imposer aux pédophiles récidivistes? Les jeunes reconnaissent qu’il s’agit d’une atteinte grave à l’intégrité de la personne. De plus, qu’elle soit physique ou chimique, la castration n’apporte parfois pas une solution définitive aux pulsions sexuelles ressenties par les pédophiles. Il arrive qu’elle ne suffise pas car, si la pulsion physique peut disparaitre avec un tel traitement, l’attirance affective pour les enfants et parfois même le sadisme sont ancrés dans le caractère de la personne. Concernant les mesures de répression, le groupe s’indigne du fait que, dans certains cas, seule une condamnation avec sursis avec une peine pécuniaire est prononcée. De l’avis de tous, il faudrait augmenter la durée des peines et ne plus limiter la peine maximale à cinq ans de prison, tout en instaurant
un suivi psychologique systématique pour les délinquants sexuels. Des revendications concrètes Aux termes des discussions, l’objectif du groupe était de présenter une proposition concrète qui serait soumise au vote lors de la séance plénière de la Session des jeunes. La proposition rédigée demandait ainsi la prolongation de la durée des peines privatives de liberté en cas de pédosexualité, ainsi que la suppression des peines pécuniaires qui se substituent parfois à la prison. Ils estiment aussi que le criminel récidiviste doit choisir entre la castration ou la prison à vie, avec consultation d’un comité d’éthique. L’enjeu est alors de ne pas remettre en liberté les pédosexuels qui présentent un risque élevé de récidive, en procédant à une analyse psychologique systématique pour chaque détenu. Le renforcement de la prévention est un autre pilier du projet rédigé: les jeunes, qui se sont fortement opposés à l’interdiction des «enquêtes cachées», demandent que des moyens soient accordés à la police afin qu’elle mène des actions préventives efficaces. Le dimanche, le projet sur le thème «Chatrooms et pédophilie» a été accepté avec un succès mitigé; saluons tout de même les jeunes qui ont analysé avec beaucoup d’attention ce sujet délicat et complexe à traiter.
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showtime
Art of Politics La versione festiva e creativa delle idee politiche dei giovani. Un show impressionante creato dai giovani: 13 rappresentazioni artistiche, più di 100 giovani sul palco, sketchs, disegni, musica, bricolage… ! Testo Laura Crivelli | Foto Pascal Gähler
Che varietà! È un peccato che i politici adulti non siano invitati ad assistere ad un tal spettacolo, ricco di messaggi espliciti ed impliciti sulle tematiche approfondite dai giovani. Il concetto di «Art of Politics» permette da una parte ai giovani di farsi un’idea di ciò che sarà presentato all’assemblea plenaria l’indomani, ma anche di trasmettere e condividere valori come il rispetto, la solidarietà e la tolleranza. La stimolo del gruppo, il suo sostegno e fiducia, incoraggia i giovani a superare le loro paure, a mettersi in scena, a parlare altre lingue senza vergogna. Le rappresentazioni artistiche delle va-
rie rivendicazioni politiche e la messa in scena da centinaia di giovani hanno dimostrato l’eterogeneità della sessione dei giovani, sia nelle lingue, che nelle idee politiche, che nello stile o l’età dei giovani presenti. La «Gaskessel» è stata illuminata dall’energia positiva e l’atmosfera amichevole di questa serata. I ticinesi hanno convinto il pubblico con la loro rappresentazione sul tema «scuola e religione». Hanno sottolineato l’importanza del dialogo e dell’informazione sulle religioni a scuola e richiamato tre principi fondamentali: libertà, tolleranza e rispetto reciproco.
Il publico decide chi vince. Ogni gruppo riceve un numero. 014
E diventato un crimine giocare a poker con
Non c'è più tempo: Minori non accompagn
n soldi. I giovani dinunciano e dicono: Basta!
nati vengono tenuti alla larga della procedura d'asilo; che commedia!
«Let's do it» Laura Crivelli, autrice del testo a fiancho, e stata rappresentante della gioventù svizzera all’ONU per l’anno 2010. Abbiamo chiesto alla 22enne di farci un piccolo riassunto. Laura Crivelli
«Quante informazioni. Non ce la farò mai!» Ecco quello che ho pensato quando ho assistito alle mie prime sessioni d’introduzione al lavoro di Youth Rep con le mie due collegue. La Federazione Svizzera delle Associazioni Giovanili e il Dipartimento Federale degli Affari Esteri hanno selezionato i nostri successori, ed è il giusto momento per me di ricordare tutto quello che ho realizzato durante quest’anno. Non voglio sembrare vanitosa, ma mi sono resa conto che l’impatto e il coinvolgimento che ho avuto quest’anno è incredibile! La mia strategia per gestire questo mare d’informazioni è stata di porre domande, discutere e ripartire le responsabilità tra colleghe e pianificare i nostri progetti definendo precisamente gli obiettivi e i mezzi per raggiungerli. Essere «proattivi» e perseveranti nella realizzazione delle proprie iniziative è indispensabile per ottenere ciò che si vuole. Quest’anno di mandato è passato molto in fretta, ma ho dato tutto quello che potevo. Ho ancora mille idee da realizzare, progetti da sviluppare, consigli da condividere, energia, motivazione e soprattutto la convinzione che si possano cambiare le cose. Recentemente, ho preso coscienza di quanto sia indispensabile ed efficacie garantire un coaching di qualità ai nostri successori affinché loro possano continuare il lavoro e costruire le loro azioni su delle basi solide. Sei il cambiamento, credici e osa. 015
mittendrin
Il meglier argument quenta Animar ils giuvens ad ina discussiun viva, senza influenzar lur meini. Haver la controlla dil temps, senza da restrenscher els en lur lavur. Sco in manader da gruppa passenta la sessiun da giuvenils. text Clau Dermont | fotografia Katharina Good
Las fatschas da 200 giuvens che spetgan sin la lavur en ina gruppa, nua ch’els enconuschan forsa aunc negin auter. Tuttina ein els ed ellas arrivai per sefatschentar cun tematicas politicas ord ina vesta giuvna. E quei tier tei en gruppa! 13 giuvnas da differentas posiziuns politicas, da differenta vegliadetgna e da differentas situaziuns da veta. Ed ina mischeida che porscha zuolper per envidar ina viva discussiun sur da religiun en scola. Ti has da gidar als giuvens da s’articular: prender il plaid e s’integrar en ina discussiun sur ina tematica, ch’ils biars han forsa aunc mai sefatschentau da rudien. Ti has da tschentar las dumondas che cazgian la discussiun, che duein denton buca influenzar. Perquei che las giuvnas duein sez crear ina pretensiun. Il temps cuorra... Questa sessiun da giuvenils ei mia tschunavla – suenter ina sco partizi-
pont e duas sco commember dil forum la secunda sco menader da gruppa. Mintga sessiun ha aschia purtau in’autra investa en il project dalla sessiun da giuvenils. In project ch’ei adina en svilup – aschia datti mintg’onn autras debattas ed autras circumstanzas ch’influenzeschan las pretensiuns e la lavur. Da princip ei il temps scars – aschia era uonn. La discussiun cun l’expert (anteriur cusseglier grond dalla PPE) e l’experta (meinafatschenta dils liber cartents) drova buca stimulaziun, las participontas surprendan sez il plaid e meinan sez la discussiun. Era la tscherca suenter ina pretensiun adattada e suenter per la formula cun las pli grondas schanzas el plenum pretenda temps per discussiuns. Quei pretenda in bien management da temps per la lavur – buca ch’in ni l’auter aspect mondi a piarder. Deplorablamein vegn il temps era limitaus cun projects sco «Art of Politics», che
pretenda che l’entira gruppa seigi sin cumond creativa. Temps che savess vegnir duvraus meglier per sepreparar sin il plenum, discussiunar la presentaziun da l’atgna gruppa e las pretensiuns dallas autras gruppas. Megliers idols Malgrad munconza da temps e da sien sundel jeu denton adina surstaus, cun tgei premura che las participontas sepresentan la dumengia. Auter che quels che sesan schiglioc sin las sutgas anticas ella sala dil cussegl naziunal ein ils participonts concentrai, suondan alla discussiun e sustegnan pretensiuns tenor arguments, buca mo tenor partida. Era sche la polarisaziun dalla sessiun da giuvenils ei vegnida pli ferma els ultims onns – partida ni posiziun ei buca central tier la sessiun. La discussiun suonda pil pli al «buca sfurzond sforz dil meglier argument». E duess era – buca che gia la politica giuvna setschenta en discussiuns polarisontas che bloccheschan d’anflar schligiaziuns. En tutta cass: quels che prendan en las sessiuns normalas puspei plaz sin quellas sutgas san emprender dalla sessiun da giuvenils. E sch’ei seigi mo da tuttina saver festivar ensemen, era sch’ils arguments ein contradictorics.
info Clau Dermont (sura dretg) cun sia gruppa da lavur. 016
Diesen Bericht gibt es auch auf Deutsch im OnlineDossier zur 19. Jugensession auf www.tink.ch/juse2010
standPunkt
Über Gott und die Schule Die Jugendsession hat eine Petition und ein Statement angenommen, die beide zum Ziel haben, den Respekt zwischen den Glaubensformen und Weltanschauungen zu fördern. Ebenso sollen ethische Werte in einer zunehmend hektischen Gesellschaft verteidigt werden. Text und Zeichnung Katharina Good
Gleich zwei Arbeitsgruppen der Jugendsession haben sich mit dem brandaktuellen Thema «Religion in der Schule» befasst. Die deutsch- wie auch die italienischsprachige Gruppe fordern von den kantonalen Behörden, einen Unterricht einzuführen, der den Jugendlichen verschiedene Religionen und Weltanschauungen objektiv vermittelt, und der für alle obligatorisch ist. Die Landeskirchen haben dann die Möglichkeit, ausserhalb der Schulzeit einen für die Kinder interessanten Unterricht zu organisieren. Gegenseitiges Verständnis Ein solches Fach ist an den Schulen notwendig, um allen Kindern und Jugendlichen wichtige Werte für das friedliche Zusammenleben mitzugeben. Dies sind vor allem christliche und humanistische Werte, wie Nächstenliebe, Toleranz und Hoffnung. Die Kinder und Jugendlichen sollen aber auch die Möglichkeit haben, andere Denkweisen kennenzulernen, um Gemeinsamkeiten zu entdecken, und um schliesslich im Sinne gegenseitigen Verständnisses offen und aufrichtig auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt zuzugehen. Den Unterricht müssen alle anerkennen, seien es tiefgläubige Christen, Einwanderer aus einer anderen Kultur oder überzeugte Atheisten. Sonst zielt er am Ziel vorbei. Es ist eine Tatsache, dass immer mehr Schüler sich vom katholischen oder reformierten Religionsunterricht abmelden lassen, weil auch die Eltern nicht hinter einer dogmatischen Lehre des Christen-
Götterversammlung: So nah zusammengerückt sah man sie noch selten. tums stehen. Es wäre jedoch wichtig, dass Kinder und Jugendliche aus einer anderen Kultur oder Weltanschauung die Tradition der Schweiz kennen lernen, so wie auch Einheimische in einer multikulturellen Welt zurechtkommen müssen. Perspektive für die Zukunft Die Schüler sollen nicht bloss Verse aus der Bibel und anderen Büchern lernen. Viel wichtiger ist es, dass sie verstehen, wieso jemand anders denkt als sie selbst. Sie sollen lernen, sich mit anderen auszutauschen und zu diskutieren.
jüngere Kinder haben viele Fragen, auf die sie oft keine Antworten bekommen. Deshalb soll der Religionsunterricht nicht durch reine Religionskunde ersetzt werden. Es muss ein Fach eingesetzt werden, das den Kindern und Jugendlichen unsere gemeinsamen Werte vermittelt und ihnen ermöglicht, auch in schwierigen Situationen richtig und gut zu handeln. Die Schule muss allen, auch in einer multikulturellen Gesellschaft, eine Perspektive für die Zukunft geben.
Schon früh wird auf Schüler Druck ausgeübt, viel zu leisten und besser zu sein als andere. Sie brauchen deshalb auch ein Fach, indem sie Dampf ablassen und über Dinge diskutieren können, die sie beschäftigen. Gerade 017
Jeunesse
L’aide au développement de la jeunesse «Die Jugendförderung» tel est le nom barbare et particulièrement mystérieux qui désigne un atelier d‘apparence très sympatique, dans lequel douze jeunes romands âgés de 16 à 21 ans parlent de politique, apportant leur sensibilité et leur avis sur les suggestions qu’ils pourraient proposer aux «vrais» politiciens. Texte Sophie Cheseaux | Photo Forum 3
La séance s’ouvre par une petite présentation des participants, chacun s’applique à écrire une mini carte d’identité colorée. Tout y passe: nom, âge, domicile, hobbys ainsi qu’une rapide description. Les régions de Suisse romande sont bien représentées: Valais, Jura, Fribourg, Vaud et Neuchâtel ont répondus présents à l’appel. Côté métier le mélange est plutôt homogène, composé aussi bien d’apprentis que d’étudiants.
Certains sont beaucoup plus discrets. L‘un de eux ayant été interrogé plus tard sur la raison de sa présence répondra simplement: «J’ai vu une affiche à l’école et je voulais juste voir à quoi ça ressemblait». Le but de la session des jeunes semble atteint puisque cet athée de la politique est présent à la réunion. D’autant plus que dès la deuxième séance il semble prendre goût à la discussion et commence à intervenir régulièrement.
Très vite, le thème est lancé: il s’agit d’un nouveau projet de loi, déjà très bien accueilli par le Parlement, pour l’encouragement de la jeunesse. L’un des intervenants remarque que si la proposition a été approuvée par des adultes compétents sans qu’il y ai vraiment eu d’opposition, ils n’ont aucunes raisons de s’ériger contre cette loi… Certes, cependant les participants ne sont pas tout à fait au point puisqu’ils n’ont pas vraiment pris le temps de se renseigner de manière approfondie…
Manque de visibilité Durant le début du débat, l’idée qui ressort le plus c’est le désir d’être écouté. En effet, même si les cantons ont tous des institutions dédiées à la jeunesse comme délégués, celles-ci manquent encore de visibilité. Un participant du groupe, Marc-Olivier Domenjoz de Lutry, remarque qu‘il faudrait avoir plusieurs personnes et pas un seul délégué car cela n’est pas suffisant pour s’occuper de tous les projets. Bien souvent les jeunes ne savent pas à qui s’adresser lorsqu’ils cherchent un soutien pour atteindre leur but. D’où l’idée proposée de créer des conseils de jeunes qui joueraient le rôle de relais auprès des cantons et géreraient les subsides accordés.
Des jeunes «pêle-mêle» C’est là qu’interviennent les médiatrices, deux jeunes femmes de 26 et 31 ans. Elles proposent de mettre en avant les côtés de la nouvelle loi qui leur plaisent particulièrement. Il n’en fallait pas plus pour que le débat s’enflamme, bien que les participants aient tendance à s’éloigner du sujet proposé à l’origine. Bientôt les diverses personnalités se détachent. Il y a là plusieurs jeunes très engagés politiquement qui font partie du parlement des jeunes à Neuchâtel ou au Jura. 018
Des grandes idées La pause arrive déjà et il est difficile de faire taire les participants, chacun a encore un mot à ajouter, une idée qui lui vient. C’est finalement l’appel d’une petite douceur au Starbucks du coin qui a raison de leur conscience politique… Après un bon petit café au
lait, on retrouve le futur de la nation en pleine forme et prêt à s’affirmer. Les différences entre l’ancienne loi et celle à venir sont mises en évidences. Jim propose la création d’un office fédéral de la jeunesse (ce qui fait bien rire tout le monde). Les grands débats continuent. «On n’aura jamais d’office de la
Une main sur l'épaule: L'aide au développe
jeunesse» car «il n’y a pas de terreau fertile au niveau de la Confédération» dit Pauline, la médiatrice. Après encore une courte pause, on entame l’étape finale: que va-t-on proposer concrètement? Sur quels points va-t-on travailler? Une «Landsgemeinde» (pour parler local) est mise en place: tous votent pour le soutien de la nouvelle loi. C’est sur ces bonnes paroles que se termine la première journée de travail. De la créativité précise Le lendemain matin, la courte nuit se fait sentir. Les têtes dodelinent, les bouches restent figées, puis s’ouvrent
démesurément dans des bâillements à décrocher la mâchoire. Bref, le réveil est laborieux. Lorsque la rédaction de la pétition commence, la rhétorique pose rapidement problème. Chaque mot est discuté, analysé, décortiqué: il faut être ferme, tout en n’agressant personne, les verbes «devoir» et «exiger» qui sont d’abord utilisés sont rapidement éliminés car trop durs. Les temps posent problème, eux aussi: doit-on utiliser le présent ou le futur? 11 heures, fin de la rédaction. Soulagement dans la salle, tout le monde applaudit. La pétition que le groupe défendra le dimanche matin devant le Parlement est terminée: elle demande
que chaque année les responsables de la jeunesse dans les différents départements se rencontrent pour accorder leurs violons. la politique à dur à cuir Sylvie Perrinjaquet, conseillère nationale libérale de Neuchâtel, vient rencontrer le groupe, au grand bonheur de Léo Kienholz, participant du groupe, qui briefe ses acolytes avant l’arrivée de la politicienne: «alors on est bien d’accords, tous debout lorsqu’elle entre». L’atmosphère est très sympa, on se croirait dans un salon de thé, très engagé, mais un salon quand même. Madame Perrinjaquet aborde librement tous les sujets, de la même manière qu‘elle le ferait avec des parlementaires. Elle parle aussi du manque de reconnaissance dont souffrent de nombreux politiques. Ils sont élus, puis un jour ils ne sont pas retenus et ils disparaissent littéralement de la circulation, un désaveu qui s’avère parfois difficile à gérer. «Il faut être un dur à cuir pour faire de la politique actuellement», dit-elle. La journée se termine par la lecture des pétitions proposées par les autres groupes. Les débats sont raccourcis au maximum, tout le monde commence à fatiguer et l’appel du souper se fait entendre presque aussi fort que l’envie d’argumenter. La pétition sera-t-elle acceptée par le Parlement? La question demeure dans tous les esprits.
ement de la jeunesse il faut aussi dans la politique. 019
Portrait
Er holt die VIPs an Bord Damian Vogt empfängt Bundesräte, telefoniert Parlamentarierinnen nach, organisiert Blumen: Der Koordinator der «Very Important Politicians» an der Jugendsession hat alle Hände voll zu tun. Gefragt sind Fingerspitzengefühl und ein Quäntchen Hartnäckigkeit. Text Céline Graf | Bilder Michael Dolensek
Damian Vogt, 19, weiss, wann es die Politiker anzuschreiben gilt.
Lampenfieber hat er keins. «Ein leichtes ‹Chrüsele› im Bauch aber schon», sagt Damian Vogt mit gedämpfter Stimme. Er wartet im Bundeshaus auf Ständeratspräsidentin Erika Forster, die er in den nächsten Minuten abholen soll. Als VIP-Koordinator sorgt der 19-Jährige an der Jugendsession dafür, dass die Parlamentarier, welche die Arbeitsgruppen besuchen, den Weg in die Sitzungszimmer finden. Von Erfolgen… Vor zwei Jahren mischte der schweizerisch-liechtensteinische Doppelbürger 020
selbst noch als Teilnehmer mit. Seit 2009 ist er Gruppenleiter und zugleich im Organisationskomitee für jenes Ressort verantwortlich, das ihn am meisten interessiert: Politische Kontakte. «Meine Doppelrolle als Gruppenleiter und VIP-Koordinator ist stressig, aber ich mache beides gern. Der Austausch mit den Politikerinnen und Politikern ist interessant, andererseits möchte ich den Kontakt mit den Teilnehmenden nicht missen.» Ob er mit Bundesräten oder Nachwuchspolitikern zu tun hat, Mühe gibt
sich Damian bei allen: «Ich versuche immer, mein Bestes zu geben.» Damian, der eigene Chansons schreibt und noch im Gymnasium seine erste CD herausgegeben hat, ist ein selbstkritischer junger Mann. Er spricht sicher und überlegt. Manchmal, wenn er Kollegen zuwinkt, verwandelt sich sein schüchternes Lächeln in ein richtiges Strahlen. «Wir haben gute Arbeit geleistet», stellt er fest. Über 20 bekannte Namen stehen dieses Jahr im Programmheft. «Eigentlich sind an der Jugendsession die Jugendlichen die VIPs, aber für sie sind es die Politikerinnen und Politiker. Ein Bundesrat, der sich Zeit für sie nimmt, ist ein wichtiges Zeichen.» Und ein Medienmagnet. Mit den Medien allerdings ist Damian noch nicht zufrieden: «Die mediale Aufmerksamkeit könnte grösser sein.» …und Enttäuschungen Im Mai bereits hat er E-Mails mit dem Vermerk ‹Reservieren Sie den Termin jetzt schon› an alle 246 Bundesparlamentarier verschickt. Zu früh, weiss er, dürfe die Einladung nicht rausgehen, sonst gehe sie vergessen. Hartnäckig bleiben, ohne aufdringlich zu werden, ist angesagt, wenn – wie dieses Jahr – weniger als die Hälfte der angefragten Personen antwortet. Diese relativ verhaltene Reaktion des Parlaments findet Damian fragwürdig. «Nachgefragt habe ich aufgrund der vielen Anmeldungen nur bei jenen Personen, die ich persönlich kenne und bei denen ich erstaunt war, keine Antwort erhalten zu haben.» Bundesräten könne er natürlich nicht einfach eine E-Mail schreiben. «Inzwischen habe ich ein Gespür dafür, bei welchem Sekretariat ich mich melden muss.» Damian schätzt es, dass die meisten Politikerinnen und Politiker am Austausch mit den Jugendlichen interessiert sind. «Einige sehen in ihnen aber auch potentielle Wähler.» Er schüttelt den Kopf, als er sagt, er habe schon
Absagen mit der Begründung erhalten, man sei «nicht an einer Viehschau interessiert», wolle «nicht an diesem unwichtigen Anlass mitwirken». Diese Personen frage er nicht mehr an, weil er bei ihnen die Chance auf ein Umdenken als klein erachte. «Oder wenn jemand kurzfristig absagt mit der Entschuldigung, Kinder hüten zu müssen, frage ich mich: Wie gross ist hier der Stellenwert der Jugendsession? Und bin selber auch enttäuscht, weil ich finde: Die Jugendsession ist nicht irgendetwas, sondern wichtig.» Machen, nicht nur reden «Lange dachte ich, selbst in die Politik zu gehen, wäre toll», erzählt er. Diesen Sommer hat er in Zürich die Matura gemacht. Mittlerweile sieht sich Damian eher in einer internationalen Organisation. «Als Politiker bist du zu fokussiert auf die Wiederwahl.» Etwas in Richtung Friedensstiftung würde ihm gefallen. Zurzeit absolviert er den Zivildienst in Genf, wo er mit geistig behinderten Menschen arbeitet. Auf die Leute zugehen, das lernt er auch im Ressort Politische Kontakte. «Ich finde es wichtig, für die Anliegen der Jugend einzustehen, zu zeigen: ‹He, wir machen was›.» Machen, nicht nur reden: So könnte Damians Motto lauten. Er ist überrascht, als «VIP-Koordinator» bezeichnet zu werden. «Ich höre diesen Titel zum ersten Mal. Klingt aufregender als es ist, denn letztlich mache ich auch nur meine Arbeit.» Kommunizieren, Blumen oder Sessions-T-Shirts organisieren, abklären, wer wann wo sein muss, auch mal improvisieren: Eine Herausforderung, die Damian sichtlich mit Freude angeht. Jetzt hallen die Schritte der Ständeratspräsidentin über den Steinboden. Damian begrüsst sie lächelnd, mit festem Händedruck. Dann schleust er die Politikerin zielstrebig durch das Menschengewimmel in der Stadt.
Handshake: Damian Vogt begrüsst Ständeratspräsidentin Erika Forster. 021
round table
Es diskutieren angeregt (von links nach rechts): Brigit Wyss, Janosch Szabo, Ignazio Cassis, Clara Wyss, Laura Crivelli,
«Nur die besten Ideen kommen durch» Politik ist ein hartes Pflaster. Niemand wird von heute auf morgen bekannt. Doch einen Namen braucht, wer gehört werden will. Also gilt es, sich bemerkbar zu machen. Nur wie? Und hören die gestandenen Politikerinnen und Politiker überhaupt den jungen Engagierten zu, wenn diese etwas vorschlagen? Drei Jugendsessions-Teilnehmende, André Perler, Clara Wyss und Marc-Olivier Domenjoz, haben zusammen mit der Solothurner Nationalrätin Brigit Wyss (Grüne) und dem Tessiner Nationalrat Ignazio Cassis (FDP) über Möglichkeiten eines guten Austauschs diskutiert, über den Graben zwischen den Generationen und über Sinn und Unsinn von Parteien. Gespräch Laura Crivelli und Janosch Szabo | Bilder Pascal Gähler
Das Wort geht zuerst an die Jugend: Was habt ihr erwachsenen und erfahrenen Politikern zu bieten? Clara Wyss sagt: «Wir können über Jugendthemen reden. Da wissen wir, um was es geht.» Sie zum Beispiel sei im Jugendrat der Stadt Bern und der habe eine beratende Funktion für den Gemeinderat. Nationalrätin Brigit Wyss reagiert sofort darauf. «Warum denn nicht gleich selber Gemeinderätin werden?», fragt 022
sie provokativ. «Nicht, dass wir nicht auf die Jugendlichen hören, wenn sie uns beraten. Aber authentischer ist es, wenn sie direkt dabei sind.» «Ok», meint die Jugendliche, «aber vielleicht ist der Schritt von ‹ein bisschen in der Schule politisieren› direkt in den Gemeinderat zu gross.» Deshalb gebe es ja die Jugendparlamente, wo man lerne, wie der Hase läuft. Ignazio Cassis meldet sich nun zu Wort: «Für mich sind die Jugendlichen
in diesen Gremien in der Klasse der Anfänger. Sie sind interessiert und sie wollen beginnen. Dann gibt es die Fortgeschrittenen, die die Leitung dieser Gremien übernehmen, und schliesslich die Angefressenen, die sich in die Gemeinderäte wählen lassen.» Es brauche ein wenig von allen. Ein Rätsel sind dem Tessiner Nationalrat allerdings jene rund 80 Prozent der Jugendlichen, die sich nicht engagieren: «Wo sind die?», fragt er in die Runde: «Wie könntet ihr die mo-
Paragraph so so und so. Geht nicht. Paragraph so so und so. Geht auch nicht. Am Schluss bleibt von einer guten Idee manchmal wenig übrig.» Das sei aber eben genau auch für sie Jugendliche das Schwierige, sagt André Perler: «Wenn man uns immer wieder sagt: Nein, das geht nicht und das auch nicht, kommen wir nicht weit.» Ignazio Cassis nickt. Er wisse um diese Frustrationen. Er verstehe sie auch. Und doch müsse man halt akzeptieren, «dass es nicht einfach ist, die Leute zu überzeugen: Manchmal gelingt es, manchmal nicht. Nur die besten Ideen kommen durch.» Zurück nun aber zum Graben zwischen den Generationen. Empfinden die Jugendlichen auch Distanz?
Marc-Olivier Domenjoz und André Perler.
bilisieren, abstimmen zu gehen?» Es läge ihm viel daran, zu wissen, was die denken, ihre Stimmen zu hören. Von Jugendlichen nämlich nehme er viel auf, sagt Cassis. Begeisterung zum Beispiel, Emotionen und auch eine gewisse Blauäugigkeit. Er erinnere sich dann an seine eigenen Wurzeln und es helfe ihm, sich nicht von parteipolitischen Spielen verderben zu lassen. «Und was wir euch geben können», setzt er gleich noch dazu, «ist Verantwortung, Raum und Vertrauen.» Gerade das mit dem Freiraum sei aber so eine Sache. Die alten Dinosaurier hätten oft Mühe, einfach den Stuhl für Junge freizugeben. «Wie haben Sie eigentlich angefangen mit der Politik?», wirft an dieser Stelle André Perler ein. «Durch persönliche Betroffenheit», antwortet Brigit Wyss prompt. «Ich wollte einen Strassenbau verhindern.
Da war ich 18.» Zehn Jahre habe sie daraufhin politisiert, ohne Lust, richtig einzusteigen, lieber Demos organisierend. Dann entschied sie sich doch für die institutionelle Politik. Wyss hält kurz inne und sagt dann: «Meinem Gefühl nach sind die Generationen heute weiter auseinander, als ich es mit meinen Eltern war. Es gibt Partys für U21 und für Ü81. Es ist alles relativ segmentiert. Hier sind die Jungen, hier die Alten, hier die Blauen, und dort die Dunkelgrünen.» Aber im Grunde habe man doch viele Gemeinsamkeiten, ähnliche Probleme. Als Beispiel nennt sie den CO2-Ausstoss: «Der ist für mich als 50-Jährige ungefähr gleich problematisch, wie für euch 20-Jährige.» Also wäre es interessant, gemeinsam darüber zu sprechen, sagt Wyss. Von den Jugendlichen wünschte sie sich dann, vor allem spritzige Ideen. «Denn wir schleifen unsere Ecken ab. Wenn ich heute an ein Problem herantrete, sehe ich
Marc-Olivier Domenjoz schaltet sich ein und stellt als erstes klar, dass es doch sehr von den Menschen abhänge und man nicht generalisieren könne. Für ihn jedenfalls gelte es, jene Jugendlichen und Erwachsenen in Räten zusammenzubringen, die miteinander diskutieren und einander zuhören wollen. Nur so könne man den Graben zwischen den Generationen schmälern. Bezüglich Jugendräte hat der Romand auch noch etwas anzumerken. Nützlich seien diese nur so lange die Mitglieder nicht an eine Partei gebunden seien, findet er. Denn: «Parteipolitik in einem Jugendrat ist eine Schranke. Man hat dann die Tendenz, nur noch für die Ideen der Partei zu kämpfen und nicht mehr für die eigenen.» Clara Wyss stimmt dem zu: «Das ist ja auch der Grund, warum viele Jugendliche, nicht einer Partei beitreten. Man ist dann fokussiert.» Bei ihnen im Jugendrat übrigens gelte, dass, wer einer Partei beitritt, eigentlich aus dem Jugendrat austreten sollte. 023
round table «Wenn man parteilos bleibt, kann man besser zwischen den Meinungen jonglieren», doppelt nun auch noch André Perler nach. Ignazio Cassis ist irritiert: «Sie haben eine komische Vorstellung von der Partei als ein sehr monolitisches Gebilde, in dem alle, wie in einer Armee funktionieren. Ich sage euch aber: Wir haben bei uns häufig Meinungsverschiedenheiten, und zwar auch grundsätzliche. Es denken nicht immer alle gleich.» Nun aber noch einmal zur intergenerationellen Zusammenarbeit. Es wurde über Jugendparlamente da und Erwachsenenpolitik dort gesprochen und über mögliche Einflussnahmen. Aber reicht denn das? Brigit Wyss zögert: «Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass es bei den
Jugendlichen ein Bedürfnis gibt, unter Ausschluss der Alten zu diskutieren.» In ihrer Partei zum Beispiel hätten die Jungen wohl einen Delegierten in ihren Sitzungen. «Sie wollen aber nicht, dass wir Alten bei ihnen Einsitz nehmen.» Clara Wyss spricht die Schwierigkeit an, sich unter den Erwachsenen bekannt zu machen. Denn das müsse man ja, wenn man in einen Rat gewählt werden wolle. Nur: Wie? «Die Zusammenarbeit müsste besser funktionieren», befindet sie, «damit man Bescheid weiss, wer wer ist.» Im Sinne auch von: «He, ich kenne diesen Jugendlichen, der hat schon gute Sachen gemacht. Den kann man wählen.» Brigit Wyss fügt dem noch bei: «Man ist nicht heute bekannt und auch nicht morgen, übermorgen vielleicht ein bisschen. Es ist eine Aufbauarbeit.»
Eine Aufbauarbeit, die im Grunde weit vor dem richtigen Einstieg in die Politik geschieht, wie André Perler nun feststellt: «Ich bin am Gymnasium und habe dort viel auch mit Leuten zu tun, die nicht die gleiche Meinung haben wie ich. Dann diskutieren wir.» Marc-Olivier Domenjoz streicht vor allem die Gemeinde als wichtiges Lernfeld hervor. Seiner Meinung nach böte diese beste Möglichkeiten für einen Austausch zwischen den Generationen und auch für echte Zusammenarbeit. Was tun jedoch, wenn der Gemeinderat aus im Durchschnitt 50-Jährigen zusammengesetzt und ziemlich verschlossen sei? «Ich würde gerne am Gemeindeleben teilnehmen», sagt Marc-Olivier, «aber die Möglichkeiten sind für mich nicht ersichtlich.» Und dann fragt er: «Warum eigentlich gibt es auf politischer Ebene nicht so etwas wie eine Lehre?» «Es gibt so etwas», sagt Ignazio Cassis. und erzählt von einem MentoringProgramm in seiner Partei, das vor zwei Jahren lanciert worden sei und bei dem jeder Mentee drei Mentoren habe: einen für die nationale Politik, einen für die kantonale Politik und einen für den Bereich Wirtschaft. Nur leider habe man vielen absagen müssen. «Es hatte 67 Interessierte, aber nur 30 Plätze. Ich bedauere das sehr.» Fragt sich: Wäre es möglich, Politiker dazu zu verpflichten, für mindestens eine junge Person Mentor zu sein?
Parteipolitik ja oder nein? Die Runde ist sich in dieser Frage nicht einig. 024
«Nein, das geht nicht. Unter Zwang macht das keinen Sinn», sagt Brigit Wyss, die selbst auch Mentorin ist. Aber wer angefragt werde, stelle sich in der Regel zur Verfügung. Es liege also auch an der Initiative der jungen Leute. Mutig die Hemmungen beiseite legen, lautet die Devise. Wyss sagt: «Die Leute müssen schon auf uns zukommen.»
familienPolitik Wo bleibt die Chancengleichheit, wenn nicht allen Kindern eine «gleich gute» Erziehung zugute kommt? Wo ansetzen? Im Gespräch legen die Jugendlichen den Schwerpunkt auf die Probleme, mit denen Familien in der Schweiz zu kämpfen haben. Da geht es beispielsweise um die frühe Einschulung, die nicht alle Eltern glücklich macht, weil sie ihre Kinder teils mit vier als noch nicht reif genug betrachten. Andere plagen finanzielle Nöte, alleinerziehende Mütter und Väter vor allem. Denn die müssen ihre Kinder wohl oder übel oft zu Arbeitszeiten in Kindertagesstätten geben. Und KiTas kosten. Wo kann man ansetzen? Die Jugendlichen einigen sich darauf, die Forderung zu stellen, Kinderzulagen einkommensabhängig zu machen. Die 200 Franken, die aktuell alle Arbeitnehmer in der Schweiz pro Kind erhalten, müssten das Minimum sein, so ihre Vorstellung. Familien mit kleinem Einkommen sollten mehr Geld erhalten.
Familie geht alle an Ein Thema zum Mitreden und Diskutieren. Ein Thema, das von Problemen und Unzufriedenheit gezeichnet ist. Ein Thema, das alle betrifft. An der Jugendsession haben sich drei Arbeitsgruppen der Familienpolitik gewidmet. Tink.ch hat eine davon zwei Tage bei ihrer Arbeit begleitet. Text Jana Kilchenmann | Bild Janosch Szabo
«Was fällt euch ein, wenn ihr das Wort Familienpolitik hört?», fragt Gruppenleiter Timo Krebs in die Runde und verteilt Zettel an die 16 Jugendlichen. Sie sollen Begriffe aufschreiben. Nicht lange dauert es allerdings bis eine hitzige Diskussion beginnt. «In einer Familie hat der Vater die Hauptverantwortung», legt Daniel Pochetti aus Zürich
gleich mal seinen Standpunkt dar. «Da musst du aufpassen. Frauen werden schnell mal laut, wenn sie so etwas hören», kontert Tania Spörri. Familie geht alle etwas an. Fragen gibt es zuhauf, wie etwa: Kann die Politik Familien überhaupt unterstützen, ohne in die Privatsphäre einzugreifen? Oder:
«Wir müssen uns gut verkaufen» Beim Ausformulieren der Petition merken sie: Es ist nicht einfach, 16 Meinungen zu vereinen. Und die Wortwahl erst. Die Argumente müssen überzeugen. Tania Spörri findet: «Nein, nicht ‹wir denken›, sondern ‹wir wissen›. Wir müssen uns gut verkaufen.» Am Samstag dürfen sie ihre Petition Ständerat René Imoberdorf (VS) und Nationalrat Louis Schelbert (LU) vorstellen. Beide finden die Sache mit den Kinderzulagen an sich gut, sind sich aber auch einig, dass eine Idee, deren Umsetzung kostet, stirbt, bevor sie geboren wird. Davon lassen sich die Jugendlichen aber nicht beirren und treten tags darauf mit ihrer Forderung im Plenum an. Ihre Petition wird mit 126 zu 51 Stimmen angenommen. 025
einblicke
Ogis Funken Für Altbundesrat Adolf Ogi braucht es in der Politik vor allem Herz, Freude und Wille. Mit Tink.ch sprach er über Privilegien, die man als Politiker geniesst, über Kompromisse, die es zu suchen gilt, und über manchmal fehlenden Respekt. Text Eva Hirschi | Bild Michael Dolensek
Herr Ogi, das Motto der diesjährigen Jugendsession lautet «Politiker sein ist toll». Man könne gratis 1. Klasse fahren, hocke in der VIP-Loge, werde von allen begrüsst. Wie wichtig sind solche Privilegien in der Politik? Diese Privilegien dürfen nie im Vordergrund stehen, sie sind nicht wichtig. Wenn man aber Bundesrat ist, hat man sie, und Privilegien öffnen auch Türen. Sie ermöglichen, sich schneller zu erholen, als wenn man mit der Sperrholzklasse fliegen muss. Ich habe die Erfahrung gemacht und weiss, welchen Einsatz es braucht, um in diesem Amt zu bestehen. Da ist es wichtig, gesundheitlich dafür zu sorgen, dass man nicht als Ruine endet. Was war Ihre grösste Motivation, um in die Politik einzusteigen? Ich wollte immer der Gesellschaft dienen, dem Schweizer Volk. Das ist natürlich auch als Mitglied der Schulkommission von Kandersteg möglich. Aber bei mir hat sich die Tür in eine andere Richtung geöffnet: Ich wurde 1979 im ersten Anlauf in den Nationalrat gewählt, 1984 zum Parteipräsidenten und 1987 dann zum Bundesrat – alles ist relativ schnell gegangen. Ich wurde immer ins Wasser geworfen und niemand hat je gefragt: Kannst du schwimmen? Ich musste schwimmen, damit ich nicht untergehe. In letzter Zeit scheint es, als stünden immer mehr die Parteien im Vordergrund anstatt ihre Anliegen. War das schon immer so oder ist das neu? Eine Neuerscheinung ist, dass die poli026
tische Auseinandersetzung – das «Geplänkel» – in den Bundesrat getragen wurde. Entstanden ist das, weil Ruth Metzler und Christoph Blocher nicht wiedergewählt wurden. Das muss aufhören. Der Bundesrat muss führen und vorausgehen. Und das Parlament soll ihn kontrollieren, aber nicht regieren. Das Parlament kann nicht führen. Es hat zu viel Lobby und zu viele Interessenvertreter. Deshalb muss der Bundesrat über diesem Geplänkel stehen und klar sagen, wohin er gehen möchte mit unserem Land. Wie wichtig sind in diesem Kontext die Ansichten der Parteien, und wie wichtig sind die Parteien an sich? Parteien sind wichtig. Was mir Sorgen macht, ist, dass die Parteien untereinander nicht mehr so konsensfähig sind. Als ich noch Parteipräsident war, traf ich mich mit den anderen Präsidenten der SP, der CVP und der FDP regelmässig und versuchte, Kompromisse zu finden. Heute ist man dagegen, weil der andere dafür ist. Das ist nicht gut. Unser Land sollte immer um die besten Lösungen zum richtigen Zeitpunkt ringen. Wir haben über Privilegien gesprochen. Sie waren bei der UNO Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden. Inwiefern sahen Sie diese Aufgabe als Privileg? Es war ein Privileg, für die UNO zu arbeiten. Ich habe nichts verdient, ich war in den ärmsten Ländern, mit dem Schlafsack, oder in Hotels, wo Sie bestimmt nicht absteigen wür-
Adolf Ogi im Interview mit Tink.ch-Reporter
rin Eva Hirschi: «Man muss dynamisch auftreten und die Leute begeistern.»
den. Ich habe grosse Armut gesehen, schlimme Krankheiten. Das hat mich geprägt. Ich komme aus einer einfachen aber goldigen Familie, und ich bin zurückgegangen in diese Einfachheit, in die Armut. Ich habe Kinder gesehen, die nicht überleben konnten, weil sie zu wenig zu Essen hatten. Das hat mein Herz fast zerrissen. Im Vergleich zu dieser ungeheuren Armut leben wir hier in der Schweiz paradiesisch. Ich habe versucht, einen kleinen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten - im Auftrag von Kofi Annan. Ihre Arbeit war also ehrenamtlich. Wie wichtig ist solch freiwilliges Engagement, bei den Erwachsenen wie bei den Jugendlichen? In der Politik ist es wichtig, dass man nicht zu einem «Usrüefer» wird. Das sollte man verhindern und sich deshalb in der Politik engagieren. Ich gratuliere und danke all den Jungen, die hier an der Jugendsession sind. Ich hoffe, dass Ruth Dreifuss und ich ein bisschen erzählen konnten, was wir erlebt haben, und dass vielleicht ein Funken übergesprungen ist. Und ich hoffe auf künftige Politiker, die sich anständig miteinander auseinandersetzen, die auch verschiedene Meinungen haben dürfen, aber immer mit Respekt. Welche Voraussetzungen sollten denn die zukünftigen Politiker und Politikerinnen mitbringen? Was für Charaktereigenschaften haben Ihnen in der Politik geholfen? Man muss wollen, man muss Freude haben, man muss begeistert sein. Man muss Herz und Seele einbringen, alles im Interesse unseres Landes, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Dafür braucht es viele Charaktereigenschaften. Man muss dynamisch auftreten, klar sagen, was man möchte, und man muss die Leute begeistern. Alleine kann man nichts erreichen. Deshalb: «Man muss Menschen mögen» – die vier Ms. Das ist wichtig. 027
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abGelehnte Petitionen
Alles verloren? Mit 91 Nein- zu 72 Ja-Stimmen abgelehnt. Arbeit, Herzblut und Engagement hineingesteckt und doch ist nichts dabei herausgekommen. Wie sehen das Teilnehmer der Jugendsession, deren Petitionen am letzten Tag im Plenum abgelehnt wurden? Text Miriam Hetzel
Gewusel, Geschnatter und Blättergeraschel im Nationalratssaal. Heute tagt hier das Plenum der Jugendsession. Das Plenum, das sind 200 Jugendliche, die genau so streng über die ihnen vorgelegten Petitionen und Statements abstimmen, wie die Nationalräte, deren Stühle und Plätze sie an diesem Wochenende einnehmen. Nicht alle Vorstösse ihrer Kolleginnen und Kollegen halten ihrer kritischen Prüfung stand. So kommt es, dass einige abgelehnt werden. Doch wie gehen jene, die daran gefeilt und dafür Argumente geliefert haben, damit um, wenn ihre Petition oder ihr Statement nicht genug Zustimmung findet? Von grosser Enttäuschung ist nichts zu spüren. Die Jugendlichen nehmen es eher sportlich, frei nach dem Motto: «Dabei sein ist alles». Die Worte, die Alt-Bundesrat Adolf Ogi zwei Tage
zuvor in seiner Begrüssungsrede an die Teilnehmenden gerichtet hatte, scheinen Wirkung zu zeigen. Er forderte die Jugendlichen dazu auf, die Politik als eine Art Sport zu betrachten. Man müsse sich einsetzen, für seine Überzeugungen kämpfen, aber seinen Gegner respektieren und lernen, mit Niederlagen umzugehen. Es sei zwar schon ein bisschen schade, meint Melanie Schuler aus Eglisau, die mit der Arbeitsgruppe Verkehrspolitik im Plenum scheiterte. Man habe viel gearbeitet in den letzten beiden Tagen: «Aber letztlich entscheidet die Mehrheit und das ist auch gut so, denn schliesslich baut unsere Demokratie auf dem Wert des Mehrheitsentscheides auf!» Damit kommende «Jugendsessiönler» von ihrer gemachten Erfahrung profi-
tieren können, erzählen ein paar der alten Hasen, welche Lehren sie aus einer gescheiterten Petition gezogen haben. Wichtig sei, dass man nicht vergesse, dass die Präsentation und Diskussion im Plenum fast ebenso entscheidend seien, wie das Erarbeiten der Petition selber, sagt Martin Heldstab aus Davos Glaris. Man müsse sich gut darauf vorbereiten. Denn dort im Plenum habe man die Chance, noch einige Unentschlossene für sich zu gewinnen und Kritiker durch gute und fundierte Argumentation verstummen zu lassen. Von gemachten Erfahrungen profitieren und trotzdem neue Wege gehen. Auch nächstes Jahr werden wieder Petitionen abgelehnt werden. Wünschen wir den Betroffenen ebenfalls die Sportlichkeit, welche dieses Jahr an den Tag gelegt wurde.
info Abgelehnt wurden an der Jugendsession dieses Mal nur gerade drei Vorstösse. Am deutlichsten ein Statement zum Thema freie Schulwahl. Die Verfasserinnen und Verfasser wollten damit eine freie Schulwahl innerhalb der staatlichen Schulen eines Kantons ab dem Eintritt in die Oberstufe fordern. Eine unverbindliche Schuleinteilung werde vorgenommen, eine andere Schule könne jedoch innerhalb einer angemessenen Frist auf Wunsch
des Kindes mit ausdrücklicher Zustimmung der Erziehungsberechtigten gewählt werden, so der Text. Das Plenum war diesem Vorschlag gegenüber jedoch kritisch eingestellt. Endresultat: 111 Nein- zu 38 Ja-Stimmen. Ebenfalls einen schweren Stand hatte die Gruppe Verkehrspolitik 1, die vorschlug, vom Bund die Förderung neuer Technologien im öffentlichen Verkehr zu fordern. Diese sollen die bestehenden öffentlichen Verkehrsmittel
ergänzen und entlasten. Sie dachten dabei beispielsweise an Magnetschwebebahnen. Ihre Petition wurde mit 105 Nein- zu 41 Ja-Stimmen abgeschmettert. Ähnlich ging es der zweiten Gruppe, die sich mit Verkehrspolitik auseinandergesetzt hatte. Der Bund solle eine Online-Mitfahrzentrale unterstützen, schlug sie vor. Am Ende reichten auch viele Argumente nicht. Die Petition wurde mit 91 Nein- zu 72 Ja-Stimmen knapp abgelehnt. 029
Plenum
An la sala ògl do tscherts taimpets da malquietezza, murmagnem e rabgia durant las discussiuns, ma er oters taimpets
Discussiuns excitantas
translaziun. Canal 1: tudestg, canal 2: franzos, canal 3: taliang. E noua resta canal 4: rumantsch?!
baitava e perpart perfign tge parteida tg’el represchentava. Davart igl tema religiun e scola scu er la politica familiara ògl do gronds discurs. En tema fitg actual pigls giovens era igl gi da cletg. Cò è nia represchento igl meini e rachinto da blers scu tgi marscha tar els sezs cun igl gi da poker. Pigls giuvenils èn chels treis deis stos tot spezials ed extraordinaris, tge tg’ins vei ve dallas intervistas, tgi èn neidas raspundadas da tudestgs e plaschevlamaintg er da rumantschs.
An la sala ògl do tscherts taimpets da malquietezza, murmagnem e rabgia durant las discussiuns, ma er oters taimpets, da tensiun gronda, noua tgi era da santeir betg en respeir, scu dantant dalla evaluaziun dallas votaziuns. Ins ò resantia fitg bagn, da tge mang politic tgi en giuvenil era sch’el
Alessandra (16), Igis: «Ia pegl part per l’amprema geda alla sessiun da giuvenils ed igl è per me ensatge total nov e spezial. Igl amplai fitg bagn a me. Ia m’interessesch fitg pigl tema politica. Surtot plaschia ò a me igl venderde seira da gis. Tigl de dad oz saia deir tg’ia va l’impressiun tg’ins seia bler pi
Ainten la sala digl cunsegl naziunal ò davent da l’antschatta rigia en’atmosfera speziala, en’atmosfera plagn tensiun e gost da discutar l’egn cun l’oter. Er en gost da publitgier sies agen meini e represchentar sias ideias. text Floriana Sonder | fotografia Michael Dolensek
La sala digl cunsegl naziunal vign tottanegna fulanada cun en tger sblatgem da baneventaziun scu scumanzamaint dalla discussiun da plenum a la sessiun da giuvenils 2010. Tadlond tiers alla presidenta digl cunsegl naziunal Pascale Bruderer dattigl an îgl, tgi betg tot igls giuvenils on plaz sen las 200 soptgas. Bagnspert era declaro tge tgi corra e marscha totta de e scu tgi la tecnica an chesta sala funcziuna. Vetiers òn tutgia igls apparats da 030
Statements Cos’hai risentito quando hai saputo che la vostra petizione era stata accettata? Qu’as-tu ressenti dès tu as su que votre pétition avait été accepté? Was hast empfunden, als eure Petition angenommen wurde? Laura Crivelli
Felicitas Zoppi, 17, Cham (ZG), Jugendförderung «Ich bin erfreut, da wir während zwei Tagen über die Finanzierung teils heftig debattiert haben. Uns zu einigen, war nicht einfach. Aber wir haben einen Kompromiss gefunden und waren damit auch im Plenum erfolgreich. Ich hoffe, dass unserer Petition im Parlament Beachtung geschenkt wird.»
s, da tensiun gronda, noua tgi era da santeir betg en respeir.
vigl e carschia ainten la sala digl cunsegl naziunal.» Annabarbara (18), Coira: «Ia prend gio part per la 5’avla geda alla sessiun, perchegl tgi amplai a me d’amprender a canoscher tanta gliout. Surtot ins sogl cò represchentar igl sies agen meini politic tgi vign percurschia. Nous ans faschagn betg pertratgs sur da tgossas tgi on ni mangs ni peis. La sessiun da giuvenils è realitad. Siva treis deis vainsa en resultat avant nous e pudagn esser loschs. Gl’è super tgi dat uscheia ensatge, pertge alla fegn finala ò nossa generaziun da veiver cun chella politica.» Tim (19), Flem: «Ia sung incanto dalla sessiun da giuvenils. Mabagn sunga digl meini tgi tot è en po mengia sanester, forsa perchegl tg’igl comite
d’organisaziun è er pitost da vart sanestra. Las dicussiuns èn mintgatant neidas provotgeidas d’enqualtgi meinis, ma chegl è ansasez tot egual. Mintgign ò bung cun mintgign, tuttegna sch’el è ossa pitost dretg ni sanester. Igl bel è dad esser ansemen cun la gliout.» Egn digls puncts fulminonts è sto igl pled dalla presidenta federala Doris Leuthard cun la caschung da dumandar ella davart sia veta e sia carriera. Cun sies deir adia è la sessiun da giuvenils 2010 eida a fegn.
info Diesen Bericht über das Plenum gibt es auch auf Deutsch im Online-Dossier zur Jugendsession 2010 auf www.tink.ch/juse2010
Sabrina Chakori, 18, Origlio (TI), Religione e scuola «Ci siamo sentiti realizzati. È il frutto della nostra volontà di discutere e di trovare un compromesso tra di noi. Mentre scrivevamo la nostra petizione, abbiamo cercato di conservare un certo senso critico e d’identificare i punti deboli delle nostre richieste concrete. Ma vorrei anche menzionare quanto sono felice che la petizione su i giovani migranti non accompagnati sia stata adottata all’unamità. Mostra l’impatto emozionale che possono avere i racconti di esperienze umane.» Xavier Schwitzguébel, 21, Genève (GE), Pédophilie et chatrooms «Je suis très content. C’est la quatrième fois que je participe à la session des jeunes et c’est la première fois que ma commission et l’assemblée générale adoptent une idée de projet plutôt de droite. Notre projet offre des réponses concrètes aux problèmes de récidives qui ont convaincues la majorité.» 031
session des Jeunes
«La politique c’est cool» Un slogan accrocheur, un brin provocateur, tel est le leitmotiv que cherchaient les organisateurs de la session des jeunes au Parlement. Leur trouvaille fait souvent sourire, parfois grincer des dents, mais une chose est sûre: le slogan «la politique c’est cool» ne fait pas l’unanimité, loin de là. Texte Sophie Cheseaux | Illustration Pauline Chablaix
Durant ce week-end les jeunes, plus ou moins politiquement engagés, sont légion autour du Palais du Conseil fédéral. Il suffit de se baisser pour recueillir leurs impressions sur cette petite phrase qui les vise eux en particulier. Car c’est bel et bien la jeunesse la cible de cette opération séduction qui tente, tant bien que mal, d’encourager au maximum l’engagement des jeunes dans la vie publique de notre beau pays. Côté «bling-bling» Le petit groupe de romands perdus dans la capitale bernoise que j’ai rencontré est unanime: on devrait faire plus de publicité pour la session des jeunes, tâcher de la populariser avec des moyens moins réducteurs que des flyers ou des affiches qui mettent en avant uniquement le côté «blingbling» de la politique, faisant miroiter des dîners avec Obama, des voyages en première classe ou encore des places V.I.P pour des matchs de foot. Selon eux cette image ne correspond absolument pas à la réalité. En effet, il faut accéder aux plus hauts postes politiques (Président, conseiller fédéral) pour mener une vie si glamour. Et encore, dans notre petite Confédération perdue dans le vaste monde, les chances de rencontrer les plus grands sont parfois limitées. La polyvalence d’un politicien Léo Kienholz, 15 ans, met en évidence le côté barbant et administratif de 032
l’action publique, bien souvent la seule face du tableau perçu par les citoyens. De nombreux clichés font du tort à la politique en général, comme l’image négative du délégué uniquement attiré par l’argent ou celle d’hommes d’Etat qui mettent en scène leur vie privée. Une bonne partie du groupe prend plutôt le parti de ces élus, comme Adeline Babey qui souligne le fait qu’on dit beaucoup de choses, sans forcément avoir des arguments pour soutenir notre affirmation: «Tout le monde dit que Sarkozy est un con. Mais si on leur demande pourquoi, personne n’est capable de répondre». Jim Sordet, 20 ans, intervient lui aussi en faveur des représentants du peuple, pour lui être politicien c’est presque du bénévolat puisque la responsabilité publique représente beaucoup d’investissement pour un salaire relativement limité. Hobby ou devoir civique? Tous ont leur avis sur la question de la politique, cependant ils sont rares à oser dire ouvertement qu’ils s’y intéressent, qu’elle fait partie de leur vie. Même les plus sûrs de leur opinion, ceux qui osent citer la politique dans leurs hobbys semblent chercher l’approbation de leur interlocuteur, avec le regard du petit enfant qui pense avoir dit une bêtise mais n’en est pas sûr. Jim Sordet, un neuchâtelois très engagé dans la vie publique de son canton, parle de chiffres: si le taux
Le conseil fédéral se refait une jeunesse.
d’abstention lors des votations est très élevé (en Suisse on a généralement un taux de participation autour de 40%), la situation est encore plus alarmante chez les jeunes puisque le taux baisse parfois jusqu’à 20%. Les autres surenchérissent, affirmant qu’il s’agit d’un véritable problème de société. Les parents n‘auraient pas le sens du devoir civique ce qui désintéresserait aussi les enfants de la politique. Le problème ne serait donc pas limité à la jeunesse mais concernerait aussi les adultes. Certains soutiennent que la Confédération devrait promouvoir l’action civique, notamment à l’école. Mais, immédiatement, les partisans du libéralisme interviennent pour exprimer le risque que l’Etat ne se substitue aux parents pour l’éducation politique. En effet, les enfants et les jeunes, à plus forte raison, sont encore très influençables et le professeur pourrait facilement ori-
enter ses élèves. La peur de la propagande transparait dans les arguments qui sont lancés. Les jeunes sont l’avenir, mais… Néanmoins la solution du problème réside dans l’éducation, c’est certain. Et si ni l’école, ni les parents ne s’en chargent, qui le fera? Marc-Olivier Domenjoz, originaire de Lutry, lui aussi participant du groupe, parle d’ «une solution locale pour un désordre global» et donne l’exemple de Lausanne qui innove avec la création toute récente d’un conseil des jeunes auquel la ville fournit un certain budget que les membres peuvent investir dans les projets qui leur semblent importants. Il est convaincu de l’utilité de ces conseils et déplore le fait qu’ils ne soient pas suffisament nombreux. Il aimerait que ce concept s’exporte dans les petites villes, qu’il ait plus d’influence au niveau politique.
Chaque canton essaie de créer des insitutions adaptées à la jeunesse, cependant il existe une grande disparité dans le pays. En effet, chacun développe son propre système, et il y a très peu de communication entre les différentes régions. Peut-être qu’il faudrait un peu plus de coordination. La création d’un parlement des jeunes au niveau fédéral aiderait certainement à trouver cette unité qui nous manque encore. Néanmoins y-a-t-il vraiment une volonté politique d’écouter la voix de la jeunesse? Marc-Olivier en doute: «chaque fois que j’entends «vous êtes l’avenir», je comprends «vous êtes l’avenir mais soyez patients, l’avenir sera dans quelques temps, une vingtaine d’années.»
gué comme le représentant de tel ou tel parti, comme le type un peu utopiste qui veut absolument donner son avis, faire changer les choses. C’est pourquoi seule une très faible minorité de personnes s’intéresse à la politique aujourd’hui. Cependant, plusieurs membres du groupes soulignent le fait que faire de la politique ce n’est pas simplement tenir de longs discours ennuyeux et inutiles, mais aussi simplement s’investir dans des actions créatives ou des projets qui ne sont pas à proprement parler «politiques» mais qui servent tout de même le bien commun.
Plus que de longs discours Aujourd’hui faire de la politique lorsqu’on est jeune, c’est prendre le risque d’être «marginalisé» ou catalo033
rePortaGe
Simon Anliker, 17, hat einen Nachmittag lang Pascal Bruderer begleitet.
Motivierend: Die Nationalratspräsidentin b
Die höchste Schweizerin auf Trab Pascale Bruderer ist die jüngste Nationalratspräsidentin der Geschichte. Sie machte innert kürzester Zeit politische Karriere und setzt sich aktiv für die Jugend ein. Der Gewinner des Jugendsession-wettbewerbs Simon Anliker und Tink.ch-Reporter Elia Blülle haben die 33-jährige Aargauerin einen Nachmittag lang begleitet, wenige Wochen vor dem Ende ihres Amtsjahres. Text Elia Blülle|Bilder Elia Blülle, Pascal Gähler
Das neue SP-Parteiprogramm sorgt für rote Köpfe, die Mehrheit der Genossen versteht die Welt nicht mehr. In solchen Zeiten läuft der Computer der Nationalratspräsidentin heiss, sie muss die Wogen glätten. «Momentan überschwemmen 300 Mails meinen Posteingang», stöhnt Pascale Bruderer. Am Vortag ist sie zurück in die Schweiz gekommen. Aus Nepal. Dort half sie der Regierung beim Erstellen einer neuen Verfassung. Jetlag geplagt stürzt sie sich nun in neue Aufgaben. 034
Nervensache Präsidentin An ihrer Seite Simon Anliker. Der 17-jährige KV-Lehrling hat den Wettbewerb der Jugendsession gewonnen und darf die höchste Schweizerin einen Nachmittag lang begleiten. Pascale Bruderer hat mehrere Zeitzonen hinter sich gelassen, wirkt aber dennoch frisch. Umgehend bietet sie das Du an und behandelt uns wie ihresgleichen. Das Programm ist vollgestopft, besser gesagt überfüllt. «Zum Glück finden alle Termine in Bern statt», sagt sie.
Im Hotel National in Bern wird der Tochtertag in den Zukunftstag umbenannt. Wir betreten den Theatersaal. Sämtliche Köpfe drehen sich nach uns um, ein Blitzlichtgewitter bricht aus, der Radioreporter verlangt nach einem Interview und ein überdrehter Lehrer wünscht ein Foto mit Pascale Bruderer und seiner Klasse. Sie kann sich dem Rummel entreissen. An einem Stehtisch überarbeitet sie ein letztes Mal ihre Rede, wird aber unterbrochen vom fluchenden Dolmet-
schichte eingehen werden. Ein spezielles Gefühl.» Simon stellt Fragen. Bald wird eine Diskussion daraus. Er, ein Politisierender mit viel Feingefühl, unterhält sich mit ihr auf hohem Niveau. Beide beteuern, wie wichtig es ist, faire, sachliche Politik zu betreiben. Ruhesessel nie genutzt Die Routinesitzung mit der Assistentin des Generalsekretariats der Parlamentsdienste, in der Post, Termine und Presseartikel durchgeschaut werden, ist entgegen unserer Erwartung alles andere als steif. Der Sitzungstisch ist unaufgeräumt, man macht Witze, und als die Nationalratspräsidentin sich auf der Titelseite der Schweizer Illustrierten sieht, findet sie: «Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, mein Gesicht überall zu sehen.»
bei der Eröffnung des Plenums der 19. Eidgenössischen Jugendsession.
scher, der resigniert seine Techniker zur Schnecke macht, weil die Übertragung auf die Kopfhörer nicht funktioniert. Die fremdsprachigen Besucher tauschen verwirrte Blicke und selbst Pascale Bruderer scheint belustigt. Ihre Rede dann ist makellos, flüssig. Ihrem Ruf als brillante Referentin wird Pascale Bruderer voll und ganz gerecht. Sie ist mit gehörlosen Verwandten aufgewachsen, lernte daher die Gebärdensprache schon als Kind und meint, dass diese Fähigkeit das freie Reden unterstütze. Unter tosendem Applaus verlassen wir den Saal. Sie flüsterte uns zu, dass sie Veranstaltungen nicht gerne frühzeitig verlasse, aber manchmal sei es halt unumgänglich. Wir stürmen zum nächsten Termin. Die erste Ruhepause gönnt uns die Nationalratspräsidentin in der Bundes-
haus-Cafeteria, wo sie spontan ein kurzes Gespräch mit Parteigenosse und Ex-Ständeratspräsident Alain Berset führt. Politischer Klatsch und Tratsch wird ausgetauscht. Schokolade im Bundeshaus Von der Wandelhalle gelangt man direkt in das Büro der höchsten Schweizerin. Mit goldenen Lettern steht über der Tür «Präsidentin». Kaum haben wir den Raum betreten, stürzt sich Pascale Bruderer auf die Schokolade auf ihrem überdimensionierten Schreibtisch. «Um meine Konzentration hochzuhalten, muss ich schwarze Schokolade essen», erklärt sie. Sie bietet uns ein Stück an, während sie ungläubig auf ihren Bildschirm starrt. Die Mailflut dauert an. Sie muss Formulare unterzeichen. «Ich unterschreibe hier Gesetze, die das Parlament verabschiedet hat und nun in die Ge-
Die Karriere von Pascale Bruderer verlief steil. 2002 wurde sie vom Aargauer Volk mit 25 Jahren in den Nationalrat gewählt. Ursprünglich wollte sie die erste Astronautin werden, die auf dem Mars landen würde. Stattdessen ist sie zur jüngsten Vorsteherin der Bundesversammlung gewählt worden. In ihrem Arbeitszimmer steht in einer Ecke ein Polstersessel. Er wäre zum Ausruhen gedacht. Benutzt hat ihn Pascale Bruderer allerdings in ihrem ganzen Amtsjahr nie. Zurücklehnen könne sie nicht. «Ich arbeite oft bis zwei Uhr nachts, ich will damit aber nicht angeben, das ist einfach mein Job», sagt sie. Und auf die Fragen, ob sie Wehmut verspüre so kurz vor Amtsende, antwortet sie: «Nein, momentan nicht, ich habe noch zu viel zu tun, um mir Gedanken darüber zu machen, aber das wird bestimmt noch kommen.» Nach der Sitzung ist unser Besuch vorbei. Pascale Bruderer muss sich ihrer Schreibtischarbeit zuwenden. Die macht den grössten Teil ihres Berufes aus, nicht das Herumreisen. 035
rekordandranG
Jeden Platz wollen zwei So viele Jugendliche haben sich schon seit über zehn Jahren nicht mehr für die Jugendsession beworben: 420 für 200 Plätze. Das stellt die Organisatoren vor neue Herausforderungen. Tink.ch hat nach den Gründen für das grosse Interesse gesucht. Text Ekaterina Karabasheva
Für die Jugendsession 2010 haben sich 420 Jugendliche beworben – eine Rekordzahl seit Ende der 90er-Jahre. Zwischenzeitlich waren die Anmeldungen auf knapp 200 gesunken. Erst die letzten Jahre ging es wieder aufwärts. Warum jetzt so frappant, weiss Geo Taglioni, Projektleiter der Jugendsession, auch nicht recht: «Wir haben keine Statistik, inwieweit die Jugendlichen im Jahr 2010 politischer sind als 2008 und 2009.» Die 30 Prozent mehr Anmeldungen führt er deshalb vor allem darauf zurück, dass die Jugendsession breiter kommuniziert wurde. Man habe mehr Schulen und Lehrinstitute als sonst angeschrieben. Darüber hinaus wirkt Mundpropaganda. Melde sich eine Person an, sei die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich aus dem gleichen Ort oder der gleichen Klasse gleich noch drei oder vier weitere Leute bewerben, so Taglioni. Die sozialen Netzwerke dagegen, glaubt er, seien nicht ausschlaggebend gewesen. Am Tag der Eröffnung der 19. Jugendsession am 19. November waren etwa 310 Leute Fan auf deren Facebook-Seite. Anmeldung mit Motivation Wie auch immer: Das Projektleiterteam, das bis vor zwei Jahren fast auf jede Anmeldung angewiesen war, steht vor einer Herausforderung. »Wenn wir in Zukunft 500 oder 600 Bewerbungen haben, müssen wir uns andere Kriterien und Anmeldeverfahren überlegen», sagt Taglioni. In denen solle auch die Motivation eine Rolle spielen. Momentan erfolgt die Anmeldung nur 036
über ein Formular mit allgemeinen Angaben zur Person. Nach diesen wird selektiert. So werden zum Beispiel so viele Jugendliche pro Kanton ausgewählt, wie dieser Nationalratsmitglieder hat. Es wird geschaut, dass alle Bildungshintergründe vertreten sind. Und eine gerechte Geschlechts- und Altersverteilung sei auch sehr wichtig, sagt Taglioni. Angestrebt werden 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männer, gleichmässig zwischen 14 und 21 Jahren. Tröstende Absage Und was passiert mit den Abgelehnten? Erst einmal kommen sie auf eine Warteliste. Manchmal können bis zu 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen nachrutschen. Ausserdem wird allen Bewerbern eine Liste mit Adressen von Organisationen geschickt, bei denen sie sich sonst noch engagieren können. Die Interessenten werden zudem ermutigt, sich im nächsten Jahr noch einmal zu bewerben. Geo Taglioni sagt: «Die Wahrscheinlichkeit, dass man beim zweiten Mal genommen wird, nachdem man im ersten Jahr eine Absage bekommen hat, ist sehr gross.» Das habe bis jetzt geklappt. Sollten sich aber 700 Leute anmelden, würde das nicht mehr gehen. Und auch die Jugendsession selbst vergrössern, geht laut Taglioni nicht, allein schon der beschränkten Plätze im Nationalratssaal wegen: «Wir können höchstens bis 246 hochgehen, sodass alle Sessel und Bänke besetzt sind. Das wäre gerade noch realisierbar.»
Freches Plakat: Die Agentur Spillmann/Fe
werbunG
Kampagne: Erfolgreich und umstritten Wer würde denn gerne gratis in der 1. Klasse fahren? Und an der Fussball-WM in der VIP-Loge sitzen? Viele bestimmt. Die Werbekampagne für die Jugendsession 2010 hat mit Privilegien des Politikerlebens gespielt und provoziert. Nicht alle fanden es lustig. Text Ekaterina Karabasheva
elser/Leo Burnett war kreativ.
«Am WEF mit Angelina Jolie flirten – Politiker sein ist toll». Mit solchen und anderen frechen Sprüchen lockte die Jugendsession dieses Jahr die Jugendlichen. «Die Idee der Werbekampagne war, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass das Politikerleben vielfältig ist, und nicht nur aus Kommissionssitzungen, Fraktionssitzungen und Geschäften besteht», erklärt Geo Taglioni, Projektleiter der Jugendsession: «Man kann auch spannende Leute kennenlernen, reisen und an Anlässen vorbeischauen.»
Ironie missverstanden Bei manchen Leuten allerdings kam die Kampagne nicht so an, wie erwartet. Einige verstanden die Ironie nicht, sondern meinten, dass die Jugendsession die Jugendlichen motivieren wolle, Politik zu betreiben, nur um von den Privilegien zu profitieren. Bei den Projektleitern ging eine handvoll Briefe ein – sowohl von Schulleiterinnen und Schulleitern, als auch von Leuten, die die Plakate auf der Strasse gesehen hatten und sich nun auf diesem Weg beschwerten.
Entgegen biederem Image Entwickelt hat die Kampagne wie schon in den Vorjahren die Zürcher Werbeagentur Spillmann/Felser/Leo Burnett. Laut Fiona Gottwald, Beraterin bei SFLB, war man für die diesjährige Kampagne schon in der ersten Kundenpräsentation von der Idee überzeugt. Es sei darum gegangen, auf eine humorvolle Art und Weise viele Jugendliche zu erreichen und zu motivieren, politisch aktiv zu werden.
Darüber hinaus gab es Anmerkungen, dass zuerst nur von «Politiker» gesprochen wurde und nicht von «Politikerin». Dies wurde darauf hin angepasst. Zum Beispiel mit dem Spruch: «Am Uno-Treffen mit Obama schäkern – Politikerin sein ist toll». Auf sämtliche kritische Reaktionen hat das Projektleiterteam entsprechend reagiert und erklärt, was mit den Sprüchen auf den Plakaten gemeint war. Und: «Wir hatten auch Reaktionen von Leuten, die gesagt haben: ‹Das finden wir jetzt toll›», ergänzt Taglioni. Die Rekordzahl der Anmeldungen in diesem Jahr (siehe Text nebenan) zeugt davon – selbst wenn umstritten, so war die Werbekampagne doch erfolgreich.
Die Werbung wurde gedruckt und online verbreitet – neben einer eigenen Homepage mit Wettbewerb, Spielen und Infos wurden Plakate, Postkarten und Flyer gedruckt. «Die provokativen Botschaften haben sich gerade deshalb angeboten, weil man damit auf überspitzte Art dem bei Jugendlichen biederen Image der Politik entgegenwirken konnte», sagt Gottwald. «Wer sich aufgrund der Plakate auf die Homepage begibt, dem wird aber die Ernsthaftigkeit der Politik nicht vorenthalten.»
Neues Jahr, neue Ideen Ob die Werbeagentur weiter auf solch provokative Aussagen setzt, ist nicht klar. «Es ist einfach wichtig, dass man das Zielpublikum überraschend abholen kann», sagt Fiona Gottwald. «Nächstes Jahr beginnt die Ideensuche aufs Neue.» 037
inserate 3. Juli – 20. August 2011 Sprachferien für Jugendliche in der Region Fribourg
Herzlich willkommen bei fRilingue
Bist du eher der Beachtyp oder die Abenteurerin? Liebst du Kultur und Geschichte oder doch eher Discos und Feiern? So oder so. fRilingue wird auch deine Sommerferien zu einem einmaligen Erlebnis machen. Bei fRilingue lernst du auf spielerische Weise und mit viel Freude Französisch oder Englisch. Aber bei fRilingue geht es nicht nur um Sprachen, sondern noch vielmehr um Kommunikation und noch mehr um Begegnung.
OK Jugendsession 2010 Lisa Hurter (Präsidium) Léonie Manger (Präsidium) Joshua Keller Nicolas Chachereau Stefanie Fröhlich Tobias Seidler Zeno Schumacher Damian Vogt Katja Fischer Stefan Brader Alex Fischer Saara Strang Helen Bänninger Scarlett Hürlimann Peter Thalmann Forum Jugendsession 2010
3 Sprachen 5 Camps 3 mal Fun
Französisch, Englisch, Deutsch Estavayer, Fribourg, Cudrefin, Schwarzsee, Oxford Ausflüge, Workshops, Abendprogramm
Anmeldung und weitere Infos unter www.fRilingue.ch
Ilona Meier (Präsidium) Marcel Neininger (Präsidium) Céline Staub (Präsidium) Samuele Barbera Adrian Denz Nicole Glaus Servan Grüninger Sabrina Jäger Luisa Jakob Michael Küng Elias Maier Rafael Seeh Michael Stöckli Luzia Tschirky Arjan Werren Alessandra Willi Niklas Zimmermann Selina Bruderer Projektleitung SAJV Geo Taglioni Céline Minder Sekretariat SAJV - Jugendsession Gerechtigkeitsgasse 12 3000 Bern 8 031 326 29 29 www.jugendsession.ch
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teamseite
Mitglieder des OK Jugendsession im Nationalratssaal.
Das Team vom Forum Jugendsession.
info Organisiert wird die Jugendsession durch drei Gremien. Erstens das Organisationskomitee, bestehend aus ehemaligen Teilnehmenden vorgängiger Sessionen. Die Arbeit im OK wird auf Ressorts aufgeteilt. Die Mitglieder der einzelnen Ressorts arbeiten unab-
hängig auf ihr jeweiliges Ziel hin; die Ergebnisse werden monatlich an OK-Sitzungen besprochen. Zweitens das Forum, das die Petitionen nach den Sessionen weiterverfolgt und dabei oft mit verschiedenen Gremien, Institutionen und Politikern zusammenarbeitet.
Und drittens schliesslich die Projektleitung, zu deren Hauptaufgaben die Leitung und Unterstützung des OK Jugendsession, aber auch die Begleitung der Arbeiten des Forum Jugendsession gehören. Sie sieht sich als Pool aller Informationen, die die Jugendsession betreffen. 039
forum 3
Alles rollt, fragt sich nur worauf und wohin. Das zu steuern, ist Sache der Politik.
info
Wohin soll der Weg denn gehen? 040
«Wir wollen nicht einfach dokumentieren. Wir wollen die Themen, die hier diskutiert werden, auf eine kreative Art und Weise zeigen.» Dies nahmen sich Lukas Frommenwiler, langjähriger Gruppenleiter, Fotograf Luiz Buzzini und Grafikerin Yvonne Knapheide vor und realisierten an der 19. Eidgenössischen Jugendsession ein ausdrucksstarkes Fotoprojekt. Forum 3 nennt sich das Team. Tink.ch zeigt in diesem Magazin einige ihrer Bilder, zum Beispiel jene auf dieser Seite zum Thema Verkehrspolitik und zum Thema freie Schulwahl. Die ganze Reihe ist auf www.forum3.ch zu finden.
resultate
Angenommene Vorstösse An der Jugendsession 2010 hat das Plenum elf Petitionen, Parlamentarische Initiativen, Statements und projektideen gutgeheissen. Hier sind sie in Kurzfassung in der Übersicht. Begründungen und Details dazu finden sich auf der Internetseite www.jugendsession.ch
Chatrooms und Pädophilie (de) Wir fordern von den Unispitälern Einrichtungen zur Therapierung hilfesuchender Pädophiler. Ja 164 | Nein 14 Chatrooms et pédophilie (fr) La Session des jeunes invite le Parlement et le Conseil Fédéral à s’investir à propos de la question de la pédophilie. La Session des jeunes désire plus de sévérité à l’encontre des pédosexuels, permettant de limiter les récidives et de dissuader les pédophiles à passer à l’acte. Oui 90 | Non 83 Schule und Religion (de) Die Jugendsession fordert von den Kantonen eine Ersetzung des heutigen Religionsunterrichts durch ein obligatorisches Fach, das u.a. Religionskunde und Ethik beinhaltet. Dieses Fach soll die Weltreligionen und andere Glaubensformen sowie Nichtglaubensformen gleichberechtigt, stufengerecht und objektiv behandeln. Ja 116 | Nein 59 Scuola e religione (it) È necessario che i giovani abbiano maggiori possibilità di avere conoscenze di base delle culture religiose con le quali si trovano a confronto, per stimolare il rispetto reciproco. Ci rivolgiamo alla Conferenza Svizzera dei Direttori Cantonali della Pubblica Educazione. Pertanto chiediamo alla conferenza di elaborare un progetto di sensibilizzazione e di informazione rivolto agli studenti sul tema della religiosità. Si 129 | No 45
Familienpolitik I (de) Wir fordern vom Bund die Einführung eines kostenneutralen Vaterschaftsurlaubs von mindestens zwei Arbeitswochen (zehn Werktage). Die durch die erwartete Reduktion der Dienstpflicht freigewordenen Mittel der Erwerbsersatzordnung (EO) sollen ihn finanzieren. Ja 109 | Nein 53
Unbegleitete Minderjährige (de) Wir fordern vom Bund eine Bevorzugung von unbegleiteten, minderjährigen Migrantinnen und Migranten im Asylverfahren. Dies muss zu einer Verkürzung des Asylverfahrens, insbesondere der Wartezeiten, führen, ohne dass die Qualität des Verfahrens beeinträchtigt wird. Ja 181 | Nein 0
Familienpolitik II (de) Wir fordern vom Bund eine nationale einkommensabhängige Regelung der Mindestansätze für Kinderzulagen. Die entstehende Mehrbelastung der Arbeitgeber wird durch Ausgleichszahlungen des Bundes und/oder der Kantone übernommen. Ja 126 | Nein 51
Mineurs non accompagnés (fr) Nous demandons de garantir des centres séparés spécifiques aux mineurs non-accompagnés (MNA) afin de leur offrir des conditions de vie adéquates, pour assurer leur sécurité tant physique que psychologique. Ja 144 | Nein 22
Jugendförderung (de) Wir fordern vom Bund die Ausarbeitung von bundesweit einheitlichen, minimalen Rahmenbedingungen für die Umsetzung des neuen KJFG. Ja 116 | Nein 43 Promotion de la jeunesse (fr) Nous soutenons en tous points le projet de la Loi sur l’encouragement de l’enfance et de la jeunesse (LEEJ) que nous jugeons en phase avec la réalité. Cependant, afin d’améliorer la coordination entre les offices fédéraux traitant des questions de jeunesse, nous demandons la mise en place d’une conférence annuelle réunissant les fonctionnaires fédéraux de ces offices, à l’image de la Conférence des délégués cantonaux à la jeunesse. oui 138 | Non 28
Glücksspiele (de) Gestützt auf Artikel 160 Absatz 1 der Bundesverfassung und Artikel 107 des Parlamentsgesetzes reiche ich folgende parlamentarische Initiative ein, um das Spielbankengesetz wie folgt zu ändern: Artikel 4 Absatz 3 (neu) Ausgenommen von dieser Regelung sind Kartenspiele, welche durch Geschicklichkeit und Glück entschieden werden, nicht kommerziell betrieben werden und einen maximalen Einsatz von CHF 200.- haben. Artikel 8 Absatz 3 (neu) Kartenspiellokale dürfen, sofern sie die übrigen Voraussetzungen dieses Gesetzes (Art. 10 ff.) erfüllen, nur Kartenspiele anbieten, welche durch Geschicklichkeit und Glück entschieden werden (Konzession C). Ja 144 | Nein 12 041
schlussPunkt
Auf den Spuren einer Petition Jedes Jahr treffen sich 200 Jugendliche an der Jugendsession, um etwas mehr als ein Dutzend Petitionen auszuarbeiten. Davon wird auch ein Teil vom Plenum angenommen. Aber was passiert eigentlich danach? Wer kümmert sich darum? Und wo befinden sich die Petitionen jetzt? Text Moïra Schmidlin | Bild Forum 3
Nach dem Plenum werden die angenommenen Petitionen der Bundeskanzlei übergeben, die sie dann an die verantwortlichen Stellen weiterleitet. Dass sie dort nicht vergessen oder ignoriert werden, darum kümmert sich das Forum Jugendsession. Es sucht Politiker und Politikerinnen, die die Anliegen der Jugendlichen teilen und die Petitionen vorwärts bringen. Der erste Erfolg Der erste grosse Erfolg des Forums Jugendsession war die Durchsetzung des schweizweiten Verbots jeglicher Symbole, die extremistische und rassistische Bewegungen verherrlichen, und dass entgegengehendes Verhalten bestraft wird. 2003 hatte das
Plenum der Jugendsession eine entsprechende Petition angenommen und weitergeleitet. 2005 wurde sie dann durch die Kommission für Rechtsfragen eingereicht und noch im selben Jahr von National- und Ständerat angenommen. Und wo sind die Vorstösse der letzten fünf Jahre? Was ist mit ihnen passiert? Jede Petition muss bearbeitet werden. Dafür kommen sie zuerst einmal in die Kommissionen, wo entschieden wird, ob sie weiterverfolgt werden. Die Mitglieder des Forums Jugendsession versuchen schon an diesem Punkt anzusetzen und sich bemerkbar zu machen, indem sie mit den Verantwortlichen der Kommissionen
telefonieren oder ihnen Briefe schreiben. Kommt viel zurück, entscheidet das Forum, was, auf die Aktualität bezogen, Potenzial hat, weiterverfolgt zu werden. Daraufhin wird besprochen, was man weiter machen kann. Eine Podiumsdiskussion organisieren zum Beispiel, einen Politiker oder eine Politikerin versuchen zu überzeugen, eine Motion einzureichen, oder Stellen und Verbände suchen, die vielleicht auch etwas verändern könnten, um dem entsprechenden Anliegen der Jugendlichen Rechnung zu tragen. Ein Beispiel Im Jahr 2009 nahm das Plenum der Jugendsession die Petition für eine elektronische Stimmabgabe an. In dieser Petition geht es darum, dass es jedem stimmberechtigten Bürger möglich sein soll, über das Internet abzustimmen. Dies, um jedem das Abstimmen leicht zu machen. Nach der Jugendsession nahm das Forum Jugendsession diesbezüglich mit der Sektion politische Rechte Kontakt auf. Diese teilte dann mit, dass dies ein Thema sei, das auf kantonaler Ebene behandelt werde. Die Kantone entscheiden, wie abzustimmen ist.
Hat dieses Jahr die Petitionen abgeholt: Bundespräsidentin Doris Leuthard 042
Das Forum hat diese Petition also vorläufig beiseitegelegt, ohne sie aber zu vergessen. Sollte das Thema einst auf nationaler Ebene diskutiert werden, wird sich das Forum Jugendsession wieder einschalten, Stellung beziehen und sich für das formulierte Anliegen der Jugendlichen engagieren.
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Und wer sitzt nächstes Jahr hier? 4 jours au palais fédéral à Bern 20ma Sessione dei Giovani 01.09 - 04.09.2011