8 Der geheime Krieg in Spanien In Spanien wurde die Schlacht der militanten Rechten gegen die Kommunisten und die Linken nicht heimlich ausgetragen, sondern als offener und brutaler Krieg, der drei Jah re lang dauerte und insgesamt 600.000 Opfer forderte, in etwa so viel, wie der gesamte amerikanische Bürgerkrieg. Der Historiker Victor Kiernan stellte weise fest, daß eine Armee, die eigentlich Beschützer eines Landes sein sollte, tatsächlich ein Wach hund sein kann, der darauf trainiert ist, einige seiner Schutzbefohlenen zu beißen.
Kiernan hätte offensichtlich von den geheimen Stay-behind-Armeen sprechen können. Doch machte er die Bemerkung, als er den Anfang des Spanischen Bürgerkriegs be schrieb, der am 17. Juli 1936 begann, als eine Gruppe von Verschwörern in der Armee versuchte, die Macht in die eigenen Hände zu nehmen, da spanische Generäle, die, wie ihre südamerikanischen Cousins, die Gewohnheit hatten, sich beharrlich in die Politik einzumischen.1
Der Militärputsch von General Franco und seinen Verbündeten kam, nachdem eine linksgerichtete reformerische Regierung unter Manuel Azana die Wahlen vom 16. Fe bruar 1936 gewonnen und zahlreiche Projekte begonnen hatte, von denen die schwächs ten Mitglieder der Gesellschaft profitierten. Doch nach Ansicht der schlecht kontrollier ten mächtigen Armee rutschte Spanien in die Umarmung von Sozialisten, Kommunis ten, Anarchisten und Kirchenfeinden. Viele innerhalb der Armee waren überzeugt, daß sie die Nation vor der roten Bedrohung des Kommunismus retten müßten, der zur sel ben Zeit unter Stalin in Rußland zu Schauprozessen und der Ermordung von Hundert tausenden führte. Historiker, auch Kiernan, waren bei ihrer Beurteilung des Beginns des spanischen Bürgerkriegs weniger großzügig. Für sie konnte das Richtige und das Falsche nicht deutlicher gewesen sein Es gab in Spanien eine klassische Einfachheit. Eine demokratisch gewählte Regierung wur de durch die Armee gestürzt. Die Fronten waren klar. Auf einer Seite standen die Armen und auf der anderen die Faschisten, die Großindustriellen, die Landbesit zer und die Kirche.2
Während der Militärputsch in Griechenland von 1967 die Macht der Truppen in weniger als 24 Stunden etablierte, war die zivile Opposition in Spanien im Juli 1936 gegen den Militärputsch so gravierend, daß die Republik drei Jahre lang kämpfte, bis die Militär diktatur unter Franco errichtet war. Die Schlacht war lang und intensiv, nicht nur weil große Teile der spanischen Bevölkerung gegen das spanische Militär zu den Waffen griffen, sondern auch, weil sich ganz spontan zwölf sogenannte Internationale Brigaden formierten, um den republikanischen Widerstand gegen Franco zu verstärken. Idealisti sche junge Männer und Frauen, die aus mehr als 50 Ländern kamen, traten in einem ein maligen Augenblick in der Kriegsgeschichte freiwillig den Internationalen Brigaden bei, die etwa 30.000 bis 40.000 Mitglieder zählten. Die meisten von ihnen waren Arbeiter, aber auch Lehrer, Krankenschwestern, Studenten und Schriftsteller machten sich auf den Weg nach Spanien. »Es war unbedingt notwendig, hier zu sein«, urteilte eine 1919 geborene Krankenschwester aus Großbritannien 60 Jahre später: »Ich wollte an der Weltgeschichte teilnehmen – und helfen. Es war der wichtigste Teil meines Lebens.« Der Stuckateur Robert James Peters, geboren im Jahr 1914, gab zu Protokoll: »Wenn ich in meinem Leben jemals etwas Nützliches getan habe, dann war es dies.«3 Letztlich waren die spanischen Sozialisten und Kommunisten zusammen mit den idealis tischen Internationalen Brigaden nicht in der Lage, den Putsch zu stoppen, weil Hitler und Mussolini den faschistischen General unterstützten, während die Regierungen von Groß britannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten sich nicht einmischten. Sie fürchteten den Kommunismus mehr als einen faschistischen spanischen Diktator und sprachen da
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