16 Der geheime Krieg in Griechenland Unter Benito Mussolinis faschistischem Regime hatten italienische Truppen 1940 im Zweiten Weltkrieg Griechenland angegriffen, stießen aber auf massiven Widerstand der griechischen Bevölkerung und wurden besiegt. Hitler, der die Niederlage Mussolinis mit Unmut verfolgt hatte, schickte 1941 deutschen Truppen, die das Land eroberten und es unter die Kontrolle der Achsen-Mächte brachten. Die Griechen organisierten noch einmal eine gewaltige Widerstandsoperation, und während des gesamten Krieges hatten die deutschen Truppen große Schwierigkeiten, das Land unter Kontrolle zu behalten. Wie in Italien und in Frankreich wurde auch in Griechenland die stärkste Widerstands bewegung von den Kommunisten dominiert. ELAS, die Volksbefreiungsarmee, wurde auf Initiative der griechischen kommunistischen Partei KKE einige Monate nach der deutschen Invasion gegründet. Deren Partisanen reichten aber quer durch das politische Spektrum, und viele Frauen, Priester und sogar einige Erzbischöfe kämpften in ihren Reihen. EAM, der politische Flügel der Volksbefreiungsarmee, wurde ebenfalls von den Kommunisten dominiert. Von sieben Millionen Einwohnern waren bis zu zwei Millio nen Mitglied der EAM, während 50.000 Griechen aktiv in den Reihen der ELAS-Armee kämpften. ELAS war der Dorn im Fleisch der Nazis und rang den deutschen Besatzern das Land buchstäblich wieder aus der Hand. Bei seinen Operationen wurde die ELAS durch die britische Geheimarmee SOE unterstützt, deren Offiziere ELAS auf dem Boden berieten und sie mit Waffen und Munition versorgten. Viele persönliche Freundschaften entwi ckelten sich zwischen den ELAS -Widerstandskämpfern und den britischen Verbin dungsoffizieren. Doch die Waffenbrüder wurden unvermittelt getrennt, als der englische Premierminister Winston Churchill im März 1943 entschied, alle Unterstützung für ELAS einzustellen, weil er befürchtete, daß Griechenland nach der Niederlage der Ach senmächte unter kommunistische Kontrolle geraten könnte. Heimlich schickte Churchill seinen Außenminister Anthony Eden im Oktober 1943 zu Stalin, um die Aufteilung des Balkans zu besprechen. Das Abkommen, das auf Jalta zementiert wurde, gewährte Großbritannien und den USA freie Hand in Griechenland, während Bulgarien und Ru mänien unter den Einfluß der Sowjetunion fallen sollten. Um die Macht der griechischen Kommunisten und Sozialisten zu minimieren, plante London, nach dem Krieg den griechischen König zusammen mit einer rechtsgerichteten Regierung wieder einzusetzen. Die entscheidende Anweisung des britischen Außenmi nisteriums vom 20. März 1943, welche die Wende signalisierte, betonte, daß die »SOE sich immer solchen Gruppen zuwenden sollte, die bereit waren, den griechischen König und die Regierung zu unterstützen, aber auch Druck ausüben sollte auf solche Gruppen, die möglicherweise gegen die Monarchie waren, und diesen klarmachen, daß der grie chische König und die Regierung die volle Unterstützung der englischen Regierung und ihrer Majestät genießen würden«.1 Doch der König war unter vielen Griechen überhaupt nicht beliebt, weil er mit dem faschistischen Diktator Metaxas kooperiert hatte. Ange regt durch Mussolini und Hitler hatte Metaxas während seiner Regierungszeit Ende der 30er Jahre den faschistischen Gruß eingeführt, den steif ausgestreckten rechten Arm, aber auch eine brutale Geheimpolizei. Doch London blieb dabei und forderte eine kon servative Politik, und im Oktober 1943 zog man im Außenministerium sogar eine »Politik in Betracht, die EAM mit allen in unserer Macht stehenden Mitteln anzugreifen und zu schwächen« – ein Konzept, das jedoch aufgeschoben wurde, denn es war »wahr scheinlich, daß damit militärische Vorteile geopfert und die eigenen Absichten gefähr det werden könnten, wenn die EAM [dadurch] politisch gestärkt würde«.2 Die Wende der Briten war für ELAS schockierend, und die Schwierigkeiten nahmen zu, als ehemalige Nazi-Kollaborateure und rechtsgerichtete Spezialeinheiten, wie beispiels weise die faschistischen X-Bands des zypriotischen Soldaten George Grivas, mit briti
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