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Isole Eolie – Äolische Inseln Alicudi · Filicudi · Lipari · Panarea · Salina · Stromboli · Vulcano Ein Reiseverführer von Ulrich van Stipriaan 1


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Inhalt Bilderteil 2 Alicudi 5 Filicudi 6 Lipari 7 Panarea 8 Salina 9 Stromboli 10 Vulcano 11

Alicudi 12 Alicudi-Kalenderblatt 14 Die Insel der Treppen 16 Restaurant mit famoser Aussicht 18 K端sten-Berg-Wanderung auf Alicudi 20 Der Aussteigertest 26 Beim Willi von Alicudi 30 Die Treppenmetro von Alicudi 32

Filicudi 34 Filicudi-Kalenderblatt 36 Pecorini a Mare 38 Capo Graziano 42 Lipari 46 Lipari: Marina Corta 48 Per pedes unterwegs 50 Quattro Occhi auf Lipari 52 Zwischen Bims und Kaolin 54 Italienisch einkaufen (Teil 1) 56 Italienisch einkaufen (Teil 2) 58 An der Marina Corta in Lipari 60 Der Barbier von Lipari 62 Leben im Bus 64 Die Kreuzfahrer kommen! 65 Vom Fisch, der beinahe eine Kuh wurde 66 Panarea 68 Panarea-Kalenderblatt 70 Rund um und 端ber die Insel 72 Punta Milazzese, Strandbar, Aperitivo 78

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Salina 84 Salina-Kalenderblatt 86 “Wir machen Wein und Malvasia!” 88 Genuss für alle Sinne 92 Schattig rauf und rutschig runter 96 Die Saline von Salina 108 Stromboli 114 Stromboli-Kalenderblatt 116 Die Fischer von Stromboli 118 Rrrummsfauchkrabumm 120 Vulcano 122 Vulcano-Kalenderblatt 124 Begegnung mit dem Bullen 126 Luigi e Luigi 130 Einfach Küche mit Geschmack 132 Wandern auf der Antica Via Reale 134 Mediterranes mit einem Hauch Indien 146 Gelso – ein Fischerdorf mit Atmosphäre 148 Trattoria da Pina: Mut zum Geschmack 154

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Isole Eolie Text und Bilder von Ulrich van Stipriaan · www.stipvisiten.de

Impressum

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STIPvisiten von Ulrich van Stipriaan Reiseberichte aus den Jahren 2007, 2011 und 2014 (Texte und Bilder) Alicudi · Filicudi · Lipari · Panarea · Salina · Stromboli · Vulcano Band 7: Isole Eolie Alle Texte auch auf http://stipvisiten.de | uvs@stipvisiten.de


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Alicudi

Maiblatt des Kalenders 2014 Herz und Mittelpunkt der Welt liegen anderswo. Alicudi, die westlichste und zweitkleinste der Liparischen Inseln, hinkt dem Trubel touristischer Ziele ein wenig hinterher, weswegen die Insel durchaus Freunde hat. Es gibt keine Straßen, sondern Treppen. Und statt Autos hat man Maulesel für den Transport. Das erspart einem die Abgase von Benzin oder Diesel, bietet aber ersatzweise zahlreiche Möglichkeiten, in so etwas Ähnliches wie Fettnäpfchen zu treten. Strom und Telefon aber gibt es, wenn auch erst seit 1990. Die Sache mit der Ruhe muss man mögen. „Il bar e` chiuso“ ist ja nun ein Schild, das wir nicht gerne lesen. Der Betreiber werkelte drinnen herum, aber Wein gab’s noch nicht

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und das Bier ist warm. Das einzige Hotel der Insel öffnet nur von Juni bis September – hat also korrekterweise im Mai geschlossen. Geöffnet hat das „da Rosina alla Mimosa“, ein bed & breakfast mit angeschlossenem Restaurant. Nach Voranmeldung kann man da auch als Nicht-Hotelgast abends essen – mit garantiertem Fußweg nach Hause, denn Straßen mit Taxi oder Bus gibt’s ja nicht! Zum Wandern ist die Insel natürlich ein Traum, wenn auch mit eingeschränkten Möglichkeiten, weil man irgendwann alle Wege abgegangen ist. Unterwegs gibt es zum Beispiel die Chiesa di San Bartolo, aber hauptsächlich: Natur, bestellte Felder, weite Blicke übers Meer mit Endpunkt Horizont oder eine andere der Inseln des Archipels.


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Die Insel der Treppen Man kennt sich auf Alicudi… Unzählige Treppen gäbe es auf Alicudi, steht im Reiseführer (Peter Amann, Liparische Inseln, Iwanowski 2010:141). Ungezählte wäre wahrscheinlich richtiger, denn es sind zwar viele, aber durchaus noch weniger als die größte bislang bekannte Primzahl. Straßenbeleuchtung gibt es auch keine – und warum? Ganz einfach: Es gibt keine Straßen auf der westlichsten der Äolischen Inseln! Das einzige Hotel der Insel öffnet erst im Juni, das Bed&Breakfast da Rosina alla Mimosa hatte zwar geöffnet, aber schon eine Wandergruppe zu Gast und war damit voll. Aber von dort gab’s beim Reservierungsversuch eine Empfehlung für eine Privatunterkunft: Signora Conchetta würde sich freuen, uns zu beherbergen! Sie würde, so wir wollten, auch für uns kochen – aber natürlich seien wir im Restaurant von La Mimosa abends auch willkommen, nach Voranmeldung. OMG, ist das aufregend! Signora Conchetta hat es nicht schwer, uns am Hafen zu identifzieren: Bis nach Alicudi hatte sich die Fähre von Lipari immer mehr entleert bei den Stopps auf Salina und Filicudi. Wir waren die einzigen verbliebenen Passagiere an Bord – abgesehen von einer Matratze nebst Bett auf einem Kleintransporter! Es fahren natürlich nicht nur die (langsamen) Fähren nach Alicudi, sondern 16

auch Tragflächenboote – aber Inselhopping im Innenraum eines Schnelltaxis macht doch keinen Spaß! Also genießen wir die gemächliche Überfahrt inklusive der Anund Ablege­manöver in Santa Marina Salina, ­Rinella und Filicudi und sind für die 72 Kilometer gerne fünf Stunden unterwegs. Nichts geht über SlowTravel! Natürlich kennt Jede Jeden auf Alicudi – bei rund 130 Einwohnern ist das nicht weiter verwunderlich. Also bringt uns die Signora erst einmal um die Ecke zur Bar. Die hat zwar noch geschlossen, aber natürlich können wir uns setzen und bei Simone etwas trinken. Das heißt, ganz so einfach geht’s nicht: Wein ist noch nicht da, Bier ist warm, aber der Kühlschrank mit Alkoholfreiem läuft schon. Ist ja auch gesünder. Derweil besorgt Conchetta für die Koffer ein Muli – sie hat, wir wir schnell erfahren, da gute Beziehungen. Maultiere sind die Last-Taxis der Insel. Sie schleppen Sand hoch, sie transportieren Ziegel, sie nehmen im Ernstfall auch zwei Koffer Huckepack. Maultiere wiegen selbst bis zu 600 Kilo und schleppen problemlos bis zu 160 Kilo Zeugs die Stufen rauf und runter. Ein Viertel des Körpergewichts? Da hätte doch unsereins den 20-Kilo-Koffer auch selbst… nein, doch lieber nicht. Denn es

ist heiß heute auf Alicudi. Die Treppen speichern die Sonnenwärme, da lässt es sich schön schwitzen. Die Alicudari gehen gemächlich, nutzen sich ergebende Möglichkeiten zum Schwatz. Das könnte uns auch gefallen, doch zum Schwatzen reichen auch normale Italienischkenntnisse nur bedingt. Man spricht Dialekt. Mit ein wenig Glück hört man auf der Insel allerdings Deutsches: Es gibt, warum auch immer die sich ausgerechnet hier gefunden haben, eine Kolonie von Aussteigern und Möchtegernaussteigern. Letztere erkennt man daran, dass sie gar nicht das ganze Jahr auf der Insel leben, sondern nur einen netten Teil hier verbringen. Einheimische sind und werden sie nicht, die meisten leben als tedesci, als die Deutschen, auch im eigenen Ortsteil Pianicello oben auf dem Berg.


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Restaurant mit famoser Aussicht Ein Abend bei da Rosina alla Mimosa auf Alicudi Wieviel Treppenstufen es auf Alicudi gibt? Keine Ahnung. Bis hoch nach Pianicello ­seien es tausend, schreibt Peter Amman in seinem Reiseführer – wir haben nicht nachgezählt. Es geht jedenfalls immer mal wieder hoch und runter, manchmal mit und manchmal ohne Stufen. Das Bed&Breakfast liegt zwar (vorbei an der Dorfkirche Chiesa del Carmine auf dem Weg zur ehemaligen zentralen Chiesa S. Bartolo) fast am Ende des Hauptdorfes, ist aber vergleichsweise gemächlich zu erreichen. Wir waren am ersten Abend dort – und wen trafen wir? Genau: Unsere Wirtin Conchetta. Daher also die Empfehlung – man kennt sich auf Alicudi. Sie kocht mit und sie bedient mit – was gut zu wissen war, denn da trauten wir uns doch am nächsten Abend gleich einmal, das heimische Essen zu probieren! Das Restaurant hat eine famose Aussicht auf die anderen Inseln des äolischen Archipels bis hin zur Küste von Sizilien. Drinnen erlebt man eine interessante Mischung aus Rustikalem, äolischen Landhausstil und Inselkitsch sowie Wachstuch-Decken, Tongeschirr und geschmackvoll selbst geknüpften Bildern als Abdeckung für Wasweißich. Ein Kühlschrank im Gastraum, ein altes Radio, ein Sessel mit Schonbezug im Wachstuchmuster – alles perfekt. Das Essen aber (ich bin geneigt zu schreiben: natürlich) prima: 18

passabel frisches Brot, Tintenfischtuben im Rotweinsud, frittierte Auberginen, Oliven als Vorspeise, Spaghetti mit würzigem Sugo, Salat und etwas totgegarter panierter Fisch. Dazu Rotwein, Wasser: bene. [Restaurant besucht am 14. Mai 2011]


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Küsten-Berg-Wanderung auf Alicudi Was also kann man auf Alicudi tun? Wandern! Zum Beispiel die Kombi-Wanderung die Küste entlang und in die Berge hinein. Es geht

vorbei an der Chiesa del Carmine und den Hang entlang bis zur ­Bazzina – einer kleinen Siedlung am Meer. Im rechten Augenwinkel immer Filicudi und – weiter weg – Salina sowie – noch weiter

weg – Lipari. Der Strand bei Bazzina ist wie auch sonst meist geprägt durch groben Kiesel. Ein frischer Wind geht, also kein Badestopp, sondern hoch durchs ursprünglich terrassierte

Vaddi di Sgurbio zur Ansiedlung Sgurbio. Der Weg scheint nicht oft genutzt, denn er ist gut zugewachsen. Steil bergan führt er auch, da kommt Freude auf. Der übliche Lohn: Ausblicke, und zwar – pardon – geile: Das Archipel der Äolischen Inseln liegt uns quasi zu Füßen, Alicudi ist ja die westlichste der Inseln. Gute Sicht vorausgesetzt, hat man einen Überblick und kann (wenn ich das richtig sehe: bis auf Panarea, das sich hinter Filicudi und Salina duckt) alle sehen. Die Küste des sizilianischen Festlands taucht auch hin und wieder am Horizont auf, aber da gibt’s bessere Stellen als Sgurbio. Sei’s drum. Wir kraucheln hoch und finden das ziemlich anstrengend, zumal die Sonne sich dem Mittagshoch nähert und es unterwegs nicht wirklich Schatten gibt (ich weiß, richtige Wanderer gehen früher los – viel früher!). An einer Wegkreuzung ist uns beiden nach einer ausgiebigen Fotosession – obwohl wir doch man gerade erst zweihundert

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STIPvisiten Meter erklommen haben und noch hundert bis zur nächsten Pause an der Chiesa S. Bartolo bevorstehen. Aber wenigstens sind die Treppen jetzt ordentlich. Häuser gibt’s auch, natürlich eingezäunt und beschildert: Strada privata – man nennt es wohl Zivilisation oder so. Die Chiesa S. Bartolo ist dem Schutzpatron der Liparischen Inseln gewidmet. Da oben in etwas über 300 Metern Höhe war früher das Hauptdorf der Insel – man hatte es ja gerne für böse Angreifer etwas unbequem. Die Kirche aus dem Jahr 1821 steht auf den Ruinen eines Vorgängerbaus aus dem 17. Jahrhundert, sie wurde Anfang dieses Jahrtausends renoviert und gilt als das einzige Baudenkmal der Insel. Die Kirche war geschlossen, aber der Vorplatz lud zur Rast ein! Die währte nicht lange, denn wir wollten ja den alten Vulkankegel erleben und gegebenenfalls den Filo dell’Arpa erklimmen, mit 675 Metern die höchste Erhebung der Insel. Erst einmal aber gingen wir falsch und landeten beim Willi – aber das ist eine andere Geschichte. Zurück auf dem rechten Weg stiefelten wir Richtung Montagna, einem verlassenen Dorf in fast 500 Metern Höhe. Hoch geht es, 22

natürlich, über Treppen. Muss ein einträgliches Geschäft gewesen sein, die zu verlegen! Wenn Montagna nicht so wahnsinnig am Arsch der Welt läge, wäre es ein schöner Platz. Vendesi stand an den Häusern – vielleicht finden sich ja Interessenten, die sich da niederlassen am Rande des riserva naturale. Die Ausblicke sind auf jeden Fall grandios! Die sich anschließende Hochebene Dirittusu beginnt quasi hinter einem Tor. Zweisprachig bittet man die gelegentlich vorbei kommenden Wanderer, Si prega di chiudere il cancello (pascolo)– also Bitte die Pforte wieder schließen (Viehweide). Italienisch, naturalmente, aber auch

deutsch. So ist das auf Alicudi. Die Landschaft hinterm Tor hat einen ganz eigenen Charakter. Blumen blühen wie wild, es ist (gefühlt, ist man heutzutage geneigt zu erwähnen) noch ruhiger als eh schon auf der Insel. Wir sind im Krater des Vulkans, aber es ist sehr lange her, dass der entstand: 90.000 Jahre etwa. Die Ränder sind gut zu erkennen, und wenn man die Insel einmal überfliegt, sieht man’s noch deutlicher. Den Aufstieg auf den Filo dell’Arpa, den Inselgipfel, haben wir uns erspart: Fernsicht gab es eh nicht, und wenn die Wanderführer einen Weg als „mühsam“ und „anspruchsvoll“ einstufen, sollte man wenigstens mit guten Aussichten belohnt

werden. Außerdem sind die Wege hoch arg zugewachsen und wir hatten keine Macheten im Handgepäck. Dafür nahmen den reichlich wachsenden wilden Fenchel als Tischtuch für die mitgebrachten Tomaten und die Salami-Bemme zum Nachmittags-Imbiss. Irgendwann im Westen der Insel umzukehren, war aber auch aus ganz anderer Sicht noch ein Gewinn: Nach einem Abstecher Richtung Pianicello erreichten wir gerade noch rechtzeitig vor einem Regenschauer unsere Unterkunft und genossen abends das Essen bei Signora C. auf der Terrasse mit Blick auf den Fast-Vollmond.


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Der Aussteigertest Ein kleiner Wind ließ die Fähren ruhen – ein Tag länger auf Alicudi Draußen windet es ein wenig, aber als Ostfriese empfindet man den Seegang eher als normal: Eine steife Briese, überschaubare Wellen. Doch die weißen Schaumkrönchen auf dem Wasser reichen der Siremar, jeglichen Schiffsverkehr zu streichen. Bei den Tragflügelbooten, die ja übers Wasser gleiten wollen und daher windanfällig und wellenempfindlich sind, kann man das ja noch nachvollziehen, aber warum eine eine behäbige Fähre es nicht schaffen soll? Egal: Der unfreiwillige Verlängerungstag dient gleich als

Aussteigertest. Aha, so ist das also, wenn es kein frisches Brot gibt (das kommt immer mit dem ersten Aliscafo, wirklich frisches Brot gibt es auf der Insel also gar nicht). Aha, die Bar hat ja auch noch zu – der Wirt hatte ja schon bei unserer Ankunft von schlechtem Wetter gesprochen und dass es sich nicht lohnen würde (hat der ‘ne Ahnung: Neben uns blieb ja auch noch eine süddeutsche Truppe unfreiwillig auf Alicudi. Die hätten sicher alle gerne einen Caffè und was ordentliches zu Mittag gehabt!). Der Vorteil: Wir lernen auch noch die letzten Treppen der Insel kennen und

sind durch unsere Herumwanderei mittlerweile eine grüßenswerte Institution. Zumindest bei den Männern, die an unserem ersten Abend am Nebentisch aßen und durch unsere Wirtin informiert waren… Ach ja, die Wirtin. Sie scheint immer mehr zu wissen als die Anderen, aber sie redet natürlich nicht drüber. Als wir morgens am Tag der geplanten Abfahrt die Koffer gepackt und bezahlt hatten, grinste sie etwas zu spitzbübisch und sah auf Wasser heraus. Jaja, den Koffertransport mit dem Muli würde sie selbst-

verständlich organisieren! Als wir, weil den ganzen Tag gar kein Schiff fahren sollte, wieder hochgestapft waren zu ihrem Haus, standen die Koffer am gleichen Platz wie zuvor. Abgestellt und nicht abgeholt. Ob wir noch eine Nacht bei ihr schlafen und später was essen wollten? Neue Gäste kämen keine! Ja, wie auch! Wir nutzten den gewonnen Tag zwar, bislang noch nicht gegangene Treppenwege zu erkunden – die Ziele waren indes kaum neu: nach Sgurbio auf direktem Weg, der oberhalb der Küstenwanderung dann doch ganz neue (schöne!) Aus- und Anblicke gewährte. Die guten Erfahrungen mit Sackgassen veranlassten uns, ein wenig in Richtung Bazzina Alta vorzustoßen – aber man kann ja nicht immer Glück haben: Außer blühenden Landschaften war da nichts. Die aber immerhin! Draußen tobt das Meer wie wild – also geschätzt Windstärke vier bis fünf. Und Wellen von mindestens 50 Zentimetern

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Isole Eolie Höhe, einige sogar mit weißen Schaumkrönchen. Wir lobten die weise Entscheidung der Fährgesellschaften, einen Tag blau zu machen und hielten die Nasen in Sonne und Wind. Die Fischer der Insel mit ihren deutlich kleineren Booten waren weniger ängstlich und fuhren (küstennah zwar, aber immerhin) um die Insel herum. Kein Problem, zumal die See immer ruhiger wurde. Landeinwärts ist es auch schön: Blauer Himmel, weiße Wölkchen, ein bunter Blütenteppich vor der Chiesa San Bartolo – zu der natürlich ein Treppenweg führt. Wir gehen ihn heute bergab (weil wir uns der Kirche von Sgurbio auf dem schon einmal gelaufenen Weg genähert hatten). Aber wie immer bei derlei Gelegenheiten: Ab und an mal umsehen lohnt sich! Aber nicht allzu lange, denn die Treppenwege sind (natürlich!) ohne Geländer, und zumindest optisch enden die Treppen manchmal knapp überm Meer. In Wirklichkeit ist es allerdings alles gar nicht schlimm, schließlich befinden wir uns auf einem Hauptverkehrsweg der Insel. Der führt, manchmal durch nicht zu arg reizende Häuseransammlungen und vorbei an der Capella S. Giuseppe, bis in die

Tonna. Die terrassierte Hangfläche lässt erahnen, dass hier einmal intensivere Landwirtschaft betrieben wurde. Wein würde, so rein von der Lage her, prima passen. Derzeit macht die Natur sich mit weniger schmackhaften Dingen breit. Eine sehr schöne Treppe führt herunter zum einzigen Hotel der Insel, dem Ericusa. Es hat von Juni bis September geöffnet – im Mai war’s also noch geschlossen! Den aperitivo nimmt man dann etwa schlicht beim alimentari: Dort kann man den Wein, den man kauft, mit einem Glas auch am Tisch vorm Laden trinken, mit Blick auf den Trubel der drei Maultiere für Baulasten im Hafen. Ob am nächsten Tag irgendein Schiff kommen wird? Der Mann in der biglietteria zuckt am Morgen mit den Schultern. Er wüsste es auch gerne, schaut immer wieder Richtung Filicudi: Von da müsste es kommen. Nein, Karten will er uns erst verkaufen, wenn er wirklich sicher ist, dass ein Schiff kommt. Unser Argument, wir hätten doch die Koffer dabei, und ohne Schiff hätte unsere signora die sicher nicht runtertragen lassen, verstand er nicht. Sollte er sie wirklich nicht kennen? 27


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Beim Willi von Alicudi Der Wanderführer war mal wieder extrem hilfreich. „Wir folgen an der nächsten Gabelung der weißen Schrift Montagna“ ist ja ungemein präzise – zumindest so lange das Schild da steht. Der Mann hätte natürlich einfacher und quasi immerwährend schreiben können „an der Gabelung nach links“ – aber dann wären wir ja von Anfang an richtig gegangen und hätten uns nicht für den falschen Weg entschieden, der uns dann aber doch an den rechten Ort brachte, für den Augenblick zumindest. Denn nach einigen hundert Metern scholl uns ein fröhlich bayerisches „ja wo wollt’s ihr denn hin?“ entgegen. „Da hoch!“ als präzis-ungenaue Angabe reichte, um festzustellen: Wir sind auf dem falschen Weg. „Ja wollt’s an Wasser?“ Na klar, wer würde da nein sagen? Das orange gestrichene Haus at the end of nowhere wurde zur Raststation mitten am Tag, „Das ist eh keine gute Zeit zum Wandern!“ sagte unser Gastgeber. Willi aus Augsburg wohnt schon seit 30 Jahren auf Alicudi – lange genug um zu lernen, dass man viel besser um vier Uhr nachmittags losgeht, weil dann die Sonne tief genug steht, um die Felsen Schatten produzieren zu lassen. Theoretisch gaben wir ihm sofort recht, aber praktisch waren wir nun mal unterwegs und stellten obendrein wieder zu Hause so etwa um 17 Uhr fest, dass der Herr der Winde 30

genug Wolken zusammen getrieben hatte, so dass ein feiner Landregen niederging. Der hätte uns unterwegs weitaus weniger gefallen!

Willi bot uns Pfefferminztee und Kaffee an, und es ist erstaunlich, wie viel man in so kurzer Zeit voneinander erfährt. Beispielsweise über den Einsatz von Solarenergie auf der Insel. Sein Haus oberhalb der Kirche St. Bartolomä sei noch nicht ans Inselstromnetz angeschlossen, aber die Solarzellen auf dem Dach würden für ausreichend Energie sorgen. LED-Lampen und Kleingeräte wie Telefon und Computer verbrauchen so viel ja nicht, aber sogar für die Waschmaschine reicht’s. Wasser kommt aus der Zisterne – gesammeltes Regenwasser also. Als Tee und Kaffee hat’s geschmeckt, aber ob es am Ende des Sommers knapp wird, haben wir vergessen zu fragen. Überhaupt hätten

wir noch eine Menge Fragen gehabt, aber bei so einem Spontanbesuch traut man sich ja auch nicht gleich alles, und die Zeit rast auch irgendwie schnell vorbei. Willi kannte natürlich unsere Wirtin – wer kennt sie nicht auf Alicudi? Er fand sie irgendwie zwischen arrogant und ignorant und freute sich allerdings, dass sie ihn dieses Jahr – nach 30 Jahren immerhin – erstmals gegrüßt hat. Als wir Signora Conchetta von Willi erzählten, machte sie eine eindeutige Handbewegung, so hin und her vor dem Kopf. Beide haben in ihrem Urteil wahrscheinlich ein bisschen Recht und insgesamt vielleicht auch nicht: Zugereiste und Eingeborene tun sich meist schwer miteinander, aber das ist nicht nur auf Alicudi so… Stunden später auf dem Nachhauseweg kam uns dann noch so ein sportlicher Kunde entgegen. Irgendwie blieb’s nicht beim üblichen Hallo, sondern wir kamen auf dem Treppenweg ins Gespräch. Er habe gerade eine Woche beim Willi verbracht, so mit Kung-Fu und so, erfuhren wir. Ob wir den Willi auch kennen würden? PS: Nein, ich habe keine Bilder von Willi gemacht. Wir waren schließlich ungefragt zu Gast…


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Die Treppenmetro von Alicudi Die Metrokarte von Alicudi ist in vielerlei Hinsicht verblüffend. Zum einen fragt man sich als erfahrener Londoner Undergrounder oder Moskauer Metropolitener: Wo, bitteschön, ist Alicudi? Und seit wann um Himmels Willen haben die da eine Metro? Sehen wir uns das mal im Detail an. Dem Plan entnehme ich, dass Alicudi über 15 Li-

nien verfügt, die die wichtigsten Punkte der Insel miteinander verbinden. Die längste Line ist Linee 2. In die eine Richtung ist man 160 Minuten, in entgegengesetzter 86 Minuten unterwegs. 1.749 Treppen geht es hoch bzw. runter zwischen fast ganz unten bis ganz oben zur Station Montagnole. Von ganz unten, Station Piazetta am Hafen, müsste man umsteigen, gleich beim ersten Halt nach zwei Minuten. Piazetta ist die eine Endstation der Linie eins, die andere heißt Pianura und ist nach 141 Minuten erreicht. Rückzu geht’s auch hier schneller: 85 Minuten. Was gleich bleibt, ist die Taktzahl, natürlich: 1.368. Moment mal. Ist Alicudi nicht diese kleine Insel am westlichen Ende des Äolischen Archipels? Die, die erst seit 1990 Strom hat und überhaupt keine Straßen? Wieso haben die denn eine Metro – und dann auch noch mit 15 Linien? Ruhig, Brauner! Die Metro-Linien von Alicudi sind Treppenwege! Sie haben ja sonst nichts, verkehrsmitteltechnisch gesehen. Als wir die Insel besuchten, hatten wir keine Lust, Treppen zu zählen. Aber eigentlich haben wir uns immer gefragt: Weißt Du, wieviel Treppen gehen? Hier kommt Metro Gradini, die Treppenmetro von Alicudi, ins Spiel. Der kleine Verlag Arbatus, der auf Alicudi beheimatet ist und für

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jede der Äolischen Inseln einen (italienischsprachigen) Reiseführer veröffentlicht hat, hat sich diesen genialen Plan einfallen lassen. Die überschaubaren Wege der Insel (sie ist mit 5,2 km2 so klein wie die unbewohnte ostfriesische Vogelinsel Memmert) sind auf der einen Seite des Faltblatts (geöffnet im Format A2) auf ein Luftbild der Insel eingetragen – nix Besonderes. Auf der Rückseite hingegen finden sie sich in der abstrakten Form, wie man sie von großen U-Bahn-Systemen kennt. Von Station zu Station ist die Zahl der Stufen eingetragen – und wie lange man hoch bzw. runter braucht. Ich habe das mal mit unseren Geh-Erfahrungen verglichen. Ankunft im Hafen (Linie 2, Station 1), dann hoch zur Ferienwohnung (gleiche Linie, Haltestelle 3): 180 Stufen, 17 Minuten. Runterzu geht’s natürlich schneller, neun Minuten. Und die Daten unserer schönen Küsten-Berg-Wanderung kann ich nun schnell zusammenrechnen, wie geil ist das denn? Alicudi – Mappa Metro Gradini Arbatus Editrice Via Regina Elena 16 98050 Alicudi Tel. 090 9889899 www.arbatus.com


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Filicudi

Oktoberblatt des Kalenders 2014 Filicudi bietet Superlative: Eine Millionen Jahre alt! Und die am längsten besiedelte Insel des Archipels der Liparischen Inseln. Auf dem Capo Graziano, der Halbinsel im Südosten der drittkleinsten der sieben äolischen Inseln, haben vor 4.000 Jahren schon Menschen gelebt. Sie fühlten sich da sicher, so mit Wasser rundrum und steil aufsteigenden Bergen. Ich fand’s als bekennender Nicht-Schwindelfreier reichlich luftig und überhaupt nicht gemütlich, man könnte sogar sagen: aufregend. Allerdings hatten die Bronzezeitlichen aus ihren Rundbauten einen vorzüglichen Blick über die Insel, mit Sonnenaufgang zwischen Salina und Lipari – und wenn sie abends mal ein wenig chillten, sahen sie Alicudi im Sonnenuntergang. Touristisch ist Filicudi nur zur Hauptsaison umwuselt – ansonsten ist es ruhig bis sehr ruhig. Es gibt ein sehr schönes Hotel – La Canna – mit hervorragendem Restaurant. So gut, dass wir jeden Abend da waren (wir und Halbpension – eigentlich ein Widerspruch!) und uns mit solider fein gemachter Hausmannskost verwöhnen ließen. Das Hotel liegt überm Hafen, der täglich von den Siremar-Fähren (und im Sommer auch von den Schnellbooten) angesteuert wird. Das Rasseln der Ankerketten ist einer der Höhepunkte des Tagesablaufs: Kommen 36

Neue? Der Hafen ist, wenn das Boot kommt, regelrecht belebt: Bis zu zwanzig Menschen gleichzeit sieht man sonst nie auf Filicudi! Außer wenn man mit einer großen Wandergruppe unterwegs ist, vielleicht. Gleich am Hafen gibt es für die etwa 250 Bewohner der Insel einen Lebensmittelladen, eine (als wir im Mai da waren: geschlossene) Apotheke, ein nautisches Zentrum – natürlich auch geschlossen im Mai. Geöffnet sind die reichlichen Wege der Insel, teils über Treppen, teils als Maultierpfad. Manchmal teilt man sich den mit Kühen oder Ziegen, aber das macht denen offensichtlich nichts aus: Sie haben sich an die wenigen Menschen hier gewöhnt.


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Pecorini a Mare

Kleine Wanderung auf Filicudi “Filicudi? Muss ich diese Insel kennen – ist sie groß?” Interessante Verbindung bei dieser Doppelfrage, die sich mit einem Wort zwiefach beantworten lässt: Nein. Mit 9,5 km2 ist die Insel überschaubar. Wer sich bei deutschen Inseln auskennt: Rügen ist rund 100mal so groß, Sylt etwa zehnmal so groß und Juist oder Hiddensee jeweils

fast doppelt so groß (nicht ganz, falls jemand nachrechnet). Es gibt auf Filicudi eine etwa sieben Kilometer lange asphaltierte Straße, die vom Hafen aus die kleinen Orte der Insel verbindet. Praktisch, wenn man mit Gepäck anreist und abgeholt wird. Von Porto geht’s hoch nach Pecorini und über Valdichiesa wieder runter nach Pecorini a Mare. Dieser romantische Ort ist auch unser

Ziel – wenn möglich, unter Vermeidung der Asphaltstraße! Das lässt sich machen, denn auf Filicudi gibt es ein ausgeprägtes Wegenetz. Die alten Wirtschaftswege sind gut erhalten und werden von den Einheimischen genutzt. Wir trafen den Pfarrer von Filicudi ganz in schwarz, aber auch Rinder – ganz in weiß. Oben auf der Ebene Rocca Ciauli, wo unser Hotel La Canna liegt, geht’s schnell aus der leichten Bebauung im äolischen Stil hinein in die Landschaft. “Der antike Name der Insel lautete Phenicusa, da sie früher dicht mit Farn bewachsen war”, weiß die Wikipedia und weist bei der Gelegenheit auch darauf hin, dass “Filicudi mit 1 Million Jahre altem Lavagestein die älteste und zudem die zuerst besiedelte Insel der Äolischen Inselgruppe” ist. So arg viel Farn sehen wir nicht, aber Feigenkakteen, Zitronenbäume, Blumen und insgesamt viel Grün, um das mal stümperhaft unpräzis zu formulieren. Auf dem Weg nach Pecorini a Mare kommen wir erst einmal nach Valdichiesa mit seiner Kirche, die zartrosa und in hellem Ocker mit grünen Türen und Fenstern ein farbenfrohes Bild abgibt. Bei einem Erdbeben 1978 hat’s den Turm von Santo Stefano übrigens ein wenig verrutscht, wie dieses Bild aus dem Jahr 1995 von Boris Behncke zeigt – ebenso

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STIPvisiten wie die alten Farben, die ja auch ihren Reiz haben.

Salvator, gibt für Filicuri im Jahr 1890 exakt 1119 Einwohner an.

kriegen, wenn die Winterregen die Zisternen nicht gehörig gefüllt haben…

Von nun an geht’s bergab. Schmale Wege, von Steinmauern gesäumt, wechseln sich ab mit Feldern von Mohnblumen. Voraus die nächste Kirche, die Chiesa Parrocchiale di San Giuseppe. Zwei so relativ große Kirchen so nahe beieinander? Ein Stein gewordener Hinweis, dass auf Filicudi früher mehr Menschen lebten als die heute etwa 250. Anfang des vergangenen Jahrhunderts, schreibt der auch auf Filicudi lebende Berner Schriftsteller Robert Zoss in seinem “Die Insel hinterm Mond“, seien es 2.000 gewesen. Und unsere zuverlässige Quelle für das 19. Jahrhundert, Ludwig

Steil runter geht der Weg ans Meer, wo uns der zweite Hafen von Filicudi erwartet. Normalerweise nur für Fischerboote gedacht, legen hier manchmal auch Fähren an – Porto liegt auf der anderen Seite, so kann man dem Wind eins auswischen. Die Boote sind farbenfroh kräftig rot und blau, im Mix mit weiß und grün gibt es sogar (oder gerade!) dann ein schönes Bild, wenn die Farbe bereits ein wenig blättert. Bei unserem Besuch störte das Wasserschiff Antonello die romantische Optik ein wenig – aber bei der Gelegenheit wurde uns wieder einmal klar, dass diese Inseln zwar von Wasser umgeben sind, aber ihr Trinkwasser gebracht

Pecorino a Mare ist im Mai (wir waren an einem 15. Mai da) so was von tote Hose, dass es schon wieder schön ist. Die blaue Tür des Saloon: mit Vorhängeschloss gesichert. Die vorgedruckte handschriftliche Tafel des Restaurants La Sirena verheißt Leckeres, aber man hat nur vom Juni bis September geöffnet. Schade, denn einige Dinge lasen sich äußerst spannend! Wir sahen den einen oder anderen Fischer Boote an Land ziehen und ein seenahes Grab für Limonio, der nur zwanzig Jahre alt wurde. Im Sommer, so versichern Einheimische, sei hier mehr los. Aber da sind wir dann ja schon wieder fort…

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Capo Graziano Die Menschen waren schon immer doof. Statt sich an der Schönheit ihrer Umgebung zu erfreuen, kloppten sie aufeinander ein. “Die schwierige geopolitische Situation im Tyrrhenischen Meer” mag eine nette verbale Umschreibung der Situation auf Filicudi vor 5.000 Jahren sein – aber eigentlich ist das ja auch eine Bankrotterklärung an fünftausend Jahre nichts dazugelernt, wenn man sich das Aufeinanderlosdreschen an vielen Orten der Welt heute zur Konfliktlösung betrachtet. Wie auch immer: Dass die Menschen sich auf den Knöchel des Hühnerbollens (denn genau so sieht Filicudi doch aus der Luft aus, oder?) zurückzogen und sich somit der Sonne aussetzten sowie der Mühsal des Ab- und Aufstiegs, um ans Meer zu kommen, liegt an der berechtigten Angst vor Feinden. Das prähistorische Dorf auf dem Capo Graziano nimmt eine Terrasse ein. Man sieht, was nach fünftausend Jahren nicht weiter verwunderlich ist, nicht viel – aber an den übrig gebliebenen Steinen der Grundmauern erkennt man auch hier (wie auf Panarea), dass es unsere Altvorderen kuschelig eng liebten. Wir waren 2007 dort und, sagen wir mal so, wenig beeindruckt. Das kann am Ort gelegen haben, an der gnadenvoll brüten42

den Sonne, an uns – woran auch immer: Den Opferaltar auf dem höchsten Punkt von Capo Graziano (173 Meter) haben wir nicht gesucht und auch nicht gefunden. Es gab nach unserem Besuch, lese ich, 2009 erneute Grabungen, offensichtlich weiter unten. Noch ein Grund mehr, mal wieder nach Filicudi zu reisen! Die etwa zwanzig ovalen Hütten am Westhang des Hügels liegen rund 100 m über dem Meeresspiegel. Die Terrasse ist größer als alle anderen, so eine Art Balkon von Filicudi. Im Inneren der Hütten haben die Archäologen bei ihren Ausgrabungen Keramikprodukte gefunden, die man sich im Archäologischen Museum auf Lipari ansehen kann, das nach dem offensichtlich großartigen Luigi Bernabò Brea benannt ist – der

auf den Inseln seine Wissenschaft gründlich und erfolgreich betrieben hat. Eine Zweigstelle des Museums auf Filicudi bietet – so geöffnet – auch die Möglichkeit, sich den Scherbensalat anzusehen. Immerhin: bis zu fünftausend Jahre alt! Fünftausend Jahre! Was sind da etwas mehr als hundert? Viel: Denn als der von uns wegen seiner genauen Beobachtungen sehr geschätzte Erzherzog Ludwig Salvator 1895 sein fünftes Heft über die Liparischen Inseln Filicuri widmete, ahnte er noch nichts von den Schätzen, die sich auf dem Capo Graziano verbergen. Aber seine Ansicht aus der Ferne und die unsere lassen sich doch schön vergleichen. Wenn man davon absieht, wie leicht es Zeichner haben, den Dunst wegzuzaubern…


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Lipari Isole Eolie

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Lipari: Marina Corta

Januarblatt des Kalenders 2014 Die Chiesa delle Anime del Purgatorio an der Marina Corta, der kleinen Hafenbucht von Lipari, kommt nicht prächtig daher. Auch wenn die Lage im Wortsinn hervorragend ist, hat sie ihre Schattenseiten: Die Kirchenwand bietet den Mülltonnen für die Anrainer Schutz vor der prallen Mittagssonne. Dabei hat die kleine Kirche durchaus Geschichte und weiß sogar die Gemüter der UNESCO zu erregen. Die Kirche hieß (laut einem Dokument von 1681) sowohl Anime del Purgatorio als auch Madonna della Neve, also einerseits die Seelen im Fegefeuer und andererseits die Madonna des Schnees bemühte. Darüber ließen sich fürwahr lange philosophische Ergüsse predigen! Das Leben ist weniger philosophisch angelegt, nicht nur der Mülltonnen wegen. Morgens legen die Touri-Tagesausflugsboote im kleinen Hafenbecken rechts der Kirche an. Im linken Hafenbecken, das man auf dem Kalenderblatt sieht, sind die Fischer beheimatet. Sie kommen und gehen meist zu Zeiten, an denen unsereins nicht ans Arbeiten denkt. Dafür kann man dann morgens schon frischen Fisch kaufen und hat tagsüber die farbenfrohen Boote als Motivfüller im Vordergrund, wie hübsch. Die Chiesa di S. Guiseppe oberhalb der Marina Corta hat ein allerliebstes Glockenspiel. 48

So heiter, so fröhlich und mit verschiedenen Melodien spielt sie sich mehrmals täglich ins Bewusstsein der Bevölkerung. Nur beim Beerdigungsgottesdienst klingt die Totenglocke zwar hell, aber im eintönigen Klang doch traurig. Dann hält die Dorfgemeinschaft inne – denn nichts anderes als ein eigenes Dorf in der mit 5.500 Einwohnern größten Gemeinde des Archipels sind die Häuser der Marina Corta. Doch das Leben kann auch lustig sein, wie wir an einem Sonntag nach der Kommunion erlebten: Da kamen die ragazzi nach dem heiligen Akt herausgestürmt, und einer rockte sein Kreuz recht schwungvoll…


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Per pedes unterwegs

Septemberblatt des Kalenders 2014 Die klassische Wanderinsel ist Lipari nicht. Aber egal, man kann da wunderbar per pedes unterwegs sein! Großartig ausgeschildert sind die Wege nicht, aber es gibt ja Literatur zur Insel: Wir bekamen unsere Tipps von Thomas Schröder, der im Michael Müller Verlag ein Buch über die Liparischen Inseln mit Wandervorschlägen veröffentlicht hat. Es gibt da nur ein Problem: Als bekennende Mittagswanderer (vor elf schaffen wir es nie!) bemerkt man sehr schnell das weitgehende Fehlen von Schatten bei den Wanderungen. Kann (im Mai, wenn es schön blüht auf der Insel) sehr heiß werden. Zu den Wanderungen im Detail wird es noch eigene Berichte geben – an dieser Stelle nur einige Hinweise zu den Bildern auf dem Kalenderblatt. Lipari von oben kann man so sehen, wenn man die Wanderung um die Südspitze der Insel macht. Sie führt aus Lipari heraus immer an der Küste entlang bis zur Spitze, von der aus man einen grandiosen Blick auf Vulcano (nebst vorgelagerter Insel Vulcanello) und die Felsnadeln der Faraglioni hat. Der Rundweg um den Monte Guardia ist abwechslungsreich und bietet Blicke in die Ferne (Salina, Filicudi und bei guter Sicht auch Alicudi tauchen auf) wie auch auf die Stadt Lipari mit den beiden Häfen marina lunga (der größere der beiden, dort kommen 50

die Linienboote an) und marina corta sowie dem Burgberg mit der Burganlage aus dem 16. Jahrhundert. Am anderen Ende der Insel (im Norden) sind wir von Quattropani nach Acquacalda gewandert – mit Zubringerdienst sowie Heimfahrt per Bus. Ein Erlebnis für sich! ­Acqua­calda, warmes Wasser: das klingt nach romantischem Tourismus. Aber das langgestreckte Dorf (auf dem kleinen Bild unten in der Seitenspalte) ist noch weitgehend unberührt von Menschenmassen. Haupterwerb war lange Zeit der Bimssteinabbau, aber die Zeiten sind auch vorbei: Die Verladerampe, die 2007 zwar fotografisch anspruchsvoll vor sich hin rostete, aber ansonsten intakt aussah, stakste 2011 nur noch als Endstumpf aus dem Wasser.


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Quattro Occhi auf Lipari Novemberblatt des Kalenders 2014 Quattro occhi dovrebbero avere! – Vier Augen müsste man haben, um die Schönheit dieses Fleckchen Erde zu genießen, heißt es zur Erklärung des Namens Quattrocchi. Kein Problem: Wir waren zu zweit (also mit vier Augen!) da und haben einander erzählt, was wir sahen an diesem 200 Meter hohen Aussichtspunkt auf der Insel Lipari. Der grandiose Aussichtspunkt ist bequem zu erreichen: Der Bus von Lipari nach ­Pianoconte hält dort (und wenn man für den Rückweg nicht rechtzeitig an der Haltestelle ist: einfach winken – meist klappt das auf der Insel ganz gut und der Bus hält auch so). Man kann, wenn man mag und es Saison ist, aber auch runter gehen an die Spiaggia Valle Muria, von wo aus Giuseppe “Barnj” Manfrè Touris mit seinem Boot nach Lipari

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schippert. (Man kann auch laufen, aber das ist mühsam!) Was macht den schönen Blick aus? Zuallererst das Setting. Ruhiges, tiefblaues Wasser, im Hintergrund der große Krater des Vulcano und – bei entsprechender Sicht – Sizilien mit dem Ätna, im Mittelfeld die Felsnadeln Faraglioni. Dann die Details: Die Felsküste leuchtet gelb im Abendlicht – perfekter Kontrast zu Meer und Himmel! Dann gibt es Tore in den Felsen – kleine Boote kommen da durch, aber auch für große Yachten ist die Gegen reizvoll: Den Dreimaster sahen wir von Vulcano aus, auf halbem Weg hoch zum Krater – und wenn man dann ganz oben ist, hat man den Überblick über alle Inseln von Alicudi über Filicudi ganz im Westen über Lipari und Salina bis nach Panarea und Stromboli im Osten.


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Zwischen Bims und Kaolin Dezemberblatt des Kalenders 2014 Die Fischer sind schon unterwegs, na klar. Aber sie haben keinen Blick für das morgendliche Schauspiel, wenn sich die Sonne als roter Feuerball aus dem Meer erhebt. Sie kommen herein in den Hafen Marina Corta, um den Fang der Nacht anzulanden. Was für die Fischer tägliche Müh’ bedeutet, ist für den Touristen beeindruckendes Spektakel: Mit der Chiesa delle Anime del Purgatorio im Vordergrund erhebt sich die Sonne erstaunlich schnell – nur zehn Minuten sozusagen von Null auf Tageslicht. Tage, die fotografisch bedingt so früh beginnen, lassen viel Zeit für allerlei Erkundungen. Besonders schön ist es morgens auf dem Burgberg. Die Akropolis von Lipari mit Castello und Cattedrale di San Bartolomeo ist auch noch zwischen acht und neun nahezu menschenleer, mit der Sonne im Rücken lassen sich die Marina Corta und die Ansiedlung rund um den Hafen wunderbar beobachten. Was natürlich besonders angenehm ist: die Bars haben schon geöffnet, einem caffèe steht also nichts im Wege (zweien auch nicht…). Eine Rundfahrt über die Insel ist möglich mit dem Taxi, mit dem Bus oder mit gemietetem Roller. Klare Empfehlung: Vespa – man kann sich die Stopps bequem einrichten und beispielsweise recht lange in Canneto verwei54

len. Schöne Häuser mit markanten Balkons, eine Basilica, aber vor allem natürlich eine wundervolle Gelegenheit zum Mittagssnack in der Bar Rosticceria Papisca – nicht nur wegen des kühlen Weißweins zum aperitivo und dem frittierten Fisch, sondern vor allem wegen des Eises. Das beste der Insel, sagen viele. Wir waren nicht überall, aber vortrefflich war’s schon! Etwas weiter nördlich befinden sich die aufgelassenen Reste der Fabriken des Bims­ stein­abbaus. Das war mal eine große Industrie auf Lipari – aber seit 2007 ist der Abbau eingestellt. Das Weiß des Bims kontrastiert sehr schön mit dem Rot der Felsen bei den Kaolingruben Cave de Caolino. Auch die Abbaustätte der Porzellanerde Kaolin an der Westküste in der Nähe von Quattropani wird nicht mehr genutzt – wir haben sie bei einer Wanderung von Pianoconte aus erkundet. Doch das ist eine andere Geschichte.


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Italienisch einkaufen (Teil 1) Das Beste vom Thunfisch So ein Urlaub will ja ordentlich vorbereitet sein – auch sprachlich. Also schnell noch einen Sprachkurs gekauft und auf den iPod geschmissen, so dass auf dem Weg zur Arbeit und beim Rückweg nach Hause das Hirn quasi subkutan mit Italienischem gefüttert wird.In unserer Ferienwohnung auf Lipari war die Küche gut ausgestattet, der Platz auf der Dachterrasse himmlisch und das Angebot an Frischem in den Alimentari göttlich. Also beschlossen wir eines Morgens, Fisch zu kaufen. Morgens, weil die örtlichen Fischer ihre Ware dort frisch anboten und meistens schon am späten Vormittag ausverkauft waren. Sylke empfahl “die beiden Läden am Ende des Hafens” – warum nicht? Wir also hin. Wir also da. Wir zögerten: Läden waren das nicht, eher, sagen wir: finstere Räume mit einer kleinen Tür davor und wiederum davor Männern, die fürchterlich viel und italienisch (was sonst?) palaverten. Gerade vor uns der Laden machte einen den Umständen entsprechenden guten Eindruck, der links daneben einen besseren.”Oder wollen wir doch lieber in die Stadt und dort…???” hub ich an, doch Sylke machte mir Mut: Ob wir nicht doch hier…??? Dottore Pescatore hatte uns bemerkt, kam und fragte (italienisch, wie sonst), was wir denn wollten und ob er uns helfen und überhaupt… Ich hatte natürlich alle Lekti56

onen vergessen und antwortete fließend im kleinkindlichen Einwortsatz: “Tonno!” Er nickte, ging in die finstere Höhle, ganz tief, noch weiter – und kam dann mit einem kompletten Tunfisch zurück. Wir sahen uns etwas entsetzt an, ich fasste mich und deutete, mehr mit Händen als wohl geformten Worten (wie denn auch: ohne iPod im Ohr???), an: Zwei Tranchen, due fetti, per piacere…

und uns lächelnd ansah, den kopflosen Tun vor der Brust. Ein englisch radebrechender dritter Mann tauchte auf und fragte, ob wir wirklich zwei Tranchen haben wollten. Er deutete auf die Mitte des Fisches, sagte: Könnten wir natürlich haben. Aber – er deutete auf die Seiten des Fisches – weitaus besser seien diese beiden Teile. Eigentlich würden sie die nie verkaufen, weil sie soooooo lecker seien.

Wir waren ziemlich verunsichert, ob das überhaupt möglich sein würde. Sah mehr aus wie ein Großhandel, dachte ich. “Sieht hier ja mehr aus wie ein Großhandel!”, sagte Sylke. Dottore Pescatore übergab den tonno completo einem Kollegen, der ihn (den Fisch), haste-nicht-gesehen-wiedas-blut-spritzt, einen Kopf kürzer machte

Nun bilden wir beide uns ja bekanntlich ein, einiges vom Essen und Kochen zu verstehen – aber “diese beiden Teile” kannten wir nicht. Aber da uns sechs italienische Männeraugen ehrlich anstrahlten, nickten wir: si, si… Wir zahlten zehn Euro fürs Pfund Seitenlappen, brachten die Tüte in den heimischen Kühlschrank und gingen wandern… “Es gibt,” sinnierte Sylke, “zwei Möglichkeiten: Entweder die lachen sich jetzt ins Fäustchen, wie doof doch Touris sind, den Abfall zu nehmen – oder es ist in der Tat ein tolles Stück!” – Und dann, wenig später: “Aber warum sollten die uns übers Ohr hauen?” – Und dann, noch später: “Glaubst Du, dass das gut schmeckt?” – Und dann, später: “Was ist, wenn das nun nicht gut ist?” – Und dann, später, am Abend, nach dem tonno aus der Pfanne auf den Tisch des Hauses kam: “Der beste Thunfisch meines Lebens!”


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Italienisch einkaufen (Teil 2) Reichlich vom Schwertfisch Ermutigt durch die guten Erfahrungen unseres ersten liparischen Fischeinkaufs wagten wir uns anderntags ein zweites Mal. “Heute gehen wir aber mal in einen richtigen Fischladen, so einen für die Hausfrauen und so!” schlug ich vor. Auch solche gab’s unweit der Wohnung, und so stapften wir los, um den morgendlichen panino-Kauf um pesce zu erweitern. Schwertfisch sollte es dieses Mal sein, und mutig bestellte ich due fetti de pesce spada. “Due?” fragte der Fischverkäufer, und wir nickten. Er drehte sich um, schnittt zweimal beherzt zu und präsentierte – Schwertfisch für eine Großfamilie. Sylke sah mich an, ich sah Sylke an, der pescivendolo sah abwechselnd uns und die Waage an. Wahrscheinlich hielt er uns für teutonische Vielfraße, obwohl wir doch beide eigens für den Urlaub und der Möglichkeit des Am-Strand-Gesehen-Werdens abgenommen hatten. “Si, si…” sagte ich, und als wir nach Begleichen der üppigen (aber reellen) Rechnung für ein knappes Kilo Schwertfisch nahezu ohne Knochen den Laden verlassen hatten, schwor ich, demnächst noch besser italienisch zu lernen, um Verkäufern von Schwertfisch zweifelsfrei die Mittteilung zukommen zu lassen, dass wir pesce per due brauchen… Sylke lachte und schlug vor, zwei Mahlzeiten draus zu machen: Eine für den Abend 58

und die andere für den nächsten Tag, falls der Fisch dann noch frisch sei. “Sei man unbesoargt,” beruhigte ich sie mit ostfriesisch-nordisch-seemännischem Akzent, “der ist morgen hier noch frischer als du ihn je in Dresden bekommst!” Und so war es dann auch: Am Abend des gleichen Tages teilten wir uns die eine Scheibe, am Mittag des folgenden Tages die zweite. Auch in Ferienwohnungen und mit wenigen Mitteln können die Ge-

schmacksrichtungen ja variieren, weswegen es abends Rucula, Tomaten mit Kapern (die waren warm, weil in der Pfanne) und einen Salat dazu gab. Die Mittagsvariante kam mit mit Zwiebeln, Knoblauch, Öl, Zitronensaft und der Äolischen Kräutermischung aus, die wir im Vorratsschrank hatten. Das ist eine Urlaubs-Mehrzweck-Würzmischung, die mal kräuterig, mal scharf, mal knofelig schmeckt – je nachdem, was man aus dem Vorratsglas fitscht und ans Gericht gibt.


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An der Marina Corta in Lipari Tourismus im Tagesausflugtakt Die Marina Corta ist der romantischere der beiden Häfen von Lipari. Kleinere Fischerboote dümpeln hier vor sich hin, aber die Zahl der Bars, Restaurants und Geschäfte mit touristischem Angebot lässt Schlimmeres ahnen. Richtig: Ab zehn Uhr spucken schon im Mai Spezialboote im Stundentakt Massen von Tagestouristen aus. Die wälzen sich dann an der Chiesa

delle Anime del Purgatorio vorbei auf die Piazza Ugo S. Onofrio und stürmen die Restaurants. Dort verbringen sie die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit auf der Insel, wundern sich vielleicht über das vergleichsweise ordentliche Angebot für so einen Ort sowie die relativ moderaten Preise und versuchen dann, die Insel zu erkunden.

Einige schaffen es links hoch zur Chiesa di S. Guiseppe und fragen sich (und gegebenenfalls vorbei eilende Touristen gleicher Sprache), ob’s denn hier irgendwo einen schönen Blick über die Stadt, die Insel und das ganze Archipel gäbe? Die Antwort befriedigt sie nicht wirklich: Ja, so etwas gibt es durchaus, aber dazu muss man ein wenig wandern, bergan zum Beispiel. „Ach, Herbert, wie schade, aber das Boot geht doch schon wieder in einer halben Stunde!“ Pech gehabt. Andere laufen rechts weiter, vorbei an kleinen Geschäften mit Allem: Liparische Spezialitäten! Weine der Region! Blusen! Nach wenigen hundert Metern wird’s dünner mit derlei Angeboten, und wer voreilig entscheidet, schafft es wegen mangelnder Attraktivität der Straße nicht mehr bis zur Treppe hoch zum Castello. Pech gehabt. Aber es gibt ja auch die, die nicht mit der zehn-Uhr-Touri-Barke anlanden. Die genießen die Zeit davor und die nach 16 Uhr, wenn wieder Ruhe einkehrt.

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Der Barbier von Lipari

…und andere wichtige Dinge für den Alltag Das Alltagsleben in italienischen Kleinstädten hat seinen eigenen Rhythmus. Die Melodie des Alltags beginnt für Viele morgens in der Bar mit einem caffè und einer pasta. Das eine ist ein Espresso, wie man ihn in Deutschland selten findet (ich habe ihn, ehrlich gesagt, so gut noch nirgendwo bekommen). Selbst im kleinsten Ort mit der rüdesten Bar steht eine riesige Espressomaschine, aus der ein ölig-cremig-starkes Gebräu kommt. Pasta, das hatten wir schon, ist ein Gebäck – vom Schokohörnchen über den Apfelplunder bis zum Blätterteig mit Cremé. Alles süß, aber wenn man das mag: alles vorzüglich. Im Sommer kommt auch die Mischung aus einer Granita mit einer Brioche gut. Granita aus Kaffee

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(dem starken!) oder Schokolade, Mandeln, Erdbeeren, Limonen – die Auswahl ist meist groß. In der Hafenbar Il Gabbiano genossen wir eine der besseren Varianten der Granita, natürlich mit echter Sahne und nicht diesem Sprühzeugs.In der Bar am Tresen geht’s schnell und ist preiswerter als drinnen oder gar draußen am Tisch. 80 Cent für einen caffè a banco sind eine Einladung, Stammgast zu werden. Wenn man partout seine Granitá draußen schlürfen möchte, geht das natürlich auch, der Aufschlag ist je nach Örtlichkeit allerdings beachtlich bis happig. Gleich neben der Bar gibt es den Barbier von Lipari. Ein ganz kleiner Laden, aber mit großem Angebot: Hier lassen sich die Männer tatsächlich noch rasieren, und keine Frage: Das ist die schaumige Nassrasur. Und die Haupthaare scheinen auch schnell nachzuwachsen auf Lipari, jedenfallls ist immer gut zu tun. Da italienische Männer sich immer etwas zu erzählen haben, geht es bei Carmelo Bertè natürlich meist lautstark zu. Duschen kann man hier übrigens auch,

signalisiert das großformatige Schild – das Angebot scheint aber weniger häufig in Anspruch genommen zu werden als Rasur oder Haarschneiderei. In einer kleinen Gasse unweit der Marina Corta gibt es ein ganz spezielles Laboratorium. Morgens um fünf wird hier bereits gewerkelt, und man kann im weiten Umkreis riechen, was hier hergestellt wird: Süßes! Die kleine und von außen unscheinbare Pasticceria öffnet morgens um sieben, bis dahin bersten die Auslagen mit Keksen, Törtchen, mit Eis gefüllten Waffeln, Canolli und allem, was dick macht. Sonntags ist die Kühlung voll mit Vorbestellungen, das Laboratorium im Familienbesitz scheint einen guten Ruf zu haben. Aber natürlich ist es nicht die einzige Institution ihrer Art in Lipari: Subba ist der Platzhirsch am Corso, groß und mit Tischen zum Frühstücken draußen. Das Eis ist eine Wucht in (leider recht geschmacklosen) Tüten: Ein cono kostet 2,50 Euro – dafür gibt es aber soviel Eis, dass theoretisch eine komplette Kleinfamilie davon ausreichend zu naschen hätte. Aber so wie es schmeckt ist keiner geneigt, etwas mehr als einen Probe­schleck abzugeben. Ebenfalls am Corso, aber deutlich unauffälliger: Oscar. Marzipanfrüchte sind hier die Spezialität, aber die anderen üblichen Schleckereien bekommt man dort natürlich auch.


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Leben im Bus Mit dem Bus kommt man von A nach B – und erlebt alles von C bis Z Natürlich gibt es einen Fahrplan für die Busse, die auf der Insel Lipari den Stadtverkehr besorgen sowie vorbildlich die Ortschaften miteinander verbinden. Konkret sieht das dann so aus, dass die Linea Bianca auf ihrem Rundkurs vom Busterminal übers Hospital beispielsweise um 10.30 Uhr von der Marina Corta über die Haltestelle Busterminal (die hier prägnant „Esso“ heißt, weil die Tankstelle für Benzintanker ein sehr zentraler Ort ist) zum Nachbarort Canneto fahren soll. Pünktlich um 10.45 Uhr kommt der Bus dann auch an. Kein Problem, wir haben ja Zeit. Der Fahrer schnappt sich den Kinderwagen, der vorne neben ihm stand, und dreht erst mal mit seinem bambino eine Runde. Derweil kassiert der Schaffner die vier Fahrgäste schon mal ab: Einfache Fahrt 1,50 – Hin und zurück 2,50. Wir haben ein Zehnerticket für 10,50 erstanden und werden pro Person einmal gelocht, zahlen also pro Fahrt 1,05 Euro.Während wir noch sinnieren, wie schön und ar64

beitsplatzschaffend es doch ist, wenn so ein kleiner Stadtbus mit 10 Sitz- und 22 Stehplätzen sich nicht nur einen Fahrer, sondern auch einen Schaffner leistet, kommt Papa conducente zurück und liefert das Baby bei seiner Frau (die im Bus gewartet hatte) und dem (sicher nicht zufällig) vorbeikommenden nonno ab. Nun hätte es ja eigentlich losge-

hen können, aber eine Gruppe von ungefähr 234 Schülerinnen und Schülern, die bislang brav auf der molo in elendig langer Schlange auf den Beginn des Stadtgangs gewartet hatte, hatte sich den gleichen Moment zum Abmarsch erkoren. Das war nun der große Moment für die beiden Politessen, die auf dem Platz für Ordnung sorgen. Mit

gebieterischer Handbewegung deutete die eine dem Busfahrer ein „Stop“ und den studenti ein „Go!“ Ungefähr bei Schüler Nummer 84 entschied die Hübsche aus unerfindlichen Gründen, den Spieß umzukehren: Schülerstopp und Busfreifahrt, wie schön! Es ist immer ein Erlebnis, durch enge Gassen zu fahren, zumal wenn dort Touristen unterwegs sind und ihren Teil der Straße beanspruchen. Seelenruhig kutschierte der Fahrer das Gefährt voran, bis ein kleines blaues Auto vor ihm stand. Der Fahrer betätigt die Hupe, das kleine blaue Auto bleibt stehen. Er hupt, es steht. Immer noch sehr gelassen verlässt der Busfahrer die Linea Bianca, öffnet die Tür des kleinen blauen Autos und fährt es einige Meter vor und weiter rechts heran. Der ältere Herr auf dem Beifahrersitz protestierte nicht, die Leute im Bus applaudierten nicht, die Fahrt ging weiter, als ob nichts passiert wäre…


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Die Kreuzfahrer kommen! Wenn über tausend Kreuzfahrer die Insel besuchen, ist was los… Morgens um acht, verheißt das Schild, sollen sie kommen. Es wird allerdings zehn Uhr, bis die ersten Passagiere mit den kleinen Rettungsbooten der Grand Mistral der Gesellschaft Ibero Cruceros an Land gehen können. Das 1999 gebaute Schiff ist 216 Meter lang und 28 Meter breit; acht Decks bieten knapp 1.200 Kreuzfahrern Platz. Sowas fällt schon auf in der Bucht vor der Marina Corta, die Seefahrerkirche Chiesa delle Anime del Purgatorio sieht richtig niedlich dagegen aus (oder das Schiff bedrohlich gegenüber der kleinteiligen Architektur, wenn man das einmal andersherum sieht). Vor der Ankunft des Schiffes war alles peinlichst vorbereitet: Absperrungen links und rechts, damit die Kreuzfahrer nicht versehentlich ins Wasser laufen statt die drei Stufen der Treppe hoch auf die Piazza Ugo. An Land warten Stadtführer, die Zahlentafeln in die Höhe recken: Gruppe 11? Gleich vorne links! Gruppe 13? Gleich dahinter. Alle Passagiere, die in drei der

Rettungsschiffe ausgebootet und an Land gebracht werden, haben Nummern an Hemd oder Bluse, das erleichtert die Zuordnung ungemein. Die Taxifahrer, die sonst am Haupthafen die Touristen nerven, hatten sich vorsorglich an der Marina Corta positioniert, um Rundfahrtwillige zu einer wahrscheinlich völlig überteuerten Tour rund um die Insel zu überreden. Aber wie soll das denn gehen? Wo doch jeder eine Nummer für eine Stadtführung zu Fuß hat? Der Besuch der Kreuzfahrer bescherte dem sonst eher beschaulichen und von Fischern, Tagestouristen und Wandergruppen geprägten Platz dann auch einigen Auftrieb, und die Stadt hatte das hübscheste Politessenpaar in chicer Uniform dienstverpflichtet. Da hatten die Franzosen wenigsten was zu gucken! Das Mutterschiff war, wie sich das seit einigen Jahren für Kreuzfahrer gehört, bunt angemalt. Immerhin konnte man den

Grundtenor weiß noch erkennen, lediglich eine orange Meerjungfrau, ein blauer Wal, ein orangener Sprinter, eine grüne Räkelnde, ein blauer Winkender und ein lila Pärchen signalisierten unbändige Freunde und Ausgelassenheit. Alle Figuren (bis auf den Wal) sehen aus wie muntere Zwanzigjährige, aus dem Boot kommen allerdings meist tapfere

50-70jährige – bereit, in Gruppen die Insel zu erobern. Naja, nicht die Insel, sondern das, was die guides ihnen in maximal vier Stunden Aufenthalt zukommen lassen. Die meisten tapern in den Grüppchen mit, nur vereinzelt begegnet man Indivídualisten. Um 14.45 lichtet der große Mistral die Anker, weiter geht’s Richtung Salina… 65


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Vom Fisch, der beinahe eine Kuh wurde Besuch im Filippino auf Lipari Das Filippino ist eine Institution auf Lipari. Seit 1910 gibt es das Restaurant, das zu den beständig Guten der Insel zählt. Es ist, wie so oft in Touristenorten, kein kuscheliger Ort, eher groß und mit Wartesaal-Atmosphäre. Da helfen auch nett eingedeckte Tische und eine Heerschar von Bedienpersonal nichts. Also bitte Berührungsängste ablegen und munter hineinspaziert, auch wenn noch nicht viel los ist (weil wir auch um halb neun Uhr abends für liparische/süditalienische Verhältnisse noch zu früh sind)! Wir können einen Tisch wählen und werden von zwei, drei Kellnern bedient. Im Laufe des Abends merke ich: Die haben kein Revier, sondern werden den Gästen nach Sprachkenntnissen zugeteilt. Also bekamen wir einen supernetten Kellner alter Schule, der uns wunderbar auf deutsch beriet. Er hatte deutsch in der Schule gelernt – aber wo? “In Krakau!” Sein junger Kollege kam von den Inseln und freute sich, mit uns zweisprachig kommunizieren zu können: wir versuchten uns mit unseren Italienisch- und er mit seinen Deutschkenntnissen – so lernten beide Seiten was dazu. Man könnte auch sagen: es war eine sehr angenehme Atmosphäre, zumal nach unseren anfänglichen Bedenken. Besonders lustig geriet der Abend, als uns der nach langen und ausführlichen Empfeh66

lungen bestellte Fisch gezeigt wurde: „Ah“, freute sich Sylke, „la mucca!“ Der Kellner schüttelte sich vor Lachen, sein Kollege, der gerade mit unserem Wein, einem vorzüglichen 2012 Ottoventi Grillo Selezione (Cantina Mazzara, 22 €) hantierte, tat es ihm gleich. Oh, pardon: mucca ist doch die Kuh, na klar. Der Fisch aber ist ein mupa (was immer das für einer ist: lecker war er). Wir hatten, weil wir den Fisch beinahe zur Kuh gemacht hatten, gemeinsam unseren Spaß – und die Sache sprach sich beim Personal rum: alle strahlten uns mit einem Augenzwinkern an. Vom Wein nahmen wir übrigens zwei Flaschen: die erste hatte deutlich Kork – das scheint bei Ottoventi kein Einzelfall zu sein, denn später auf Salina passierte es uns noch einmal. Die zweite Flasche aber war toll, ein hundertprozentiger sehr frischer Grillo (eine Traube, die aus Apulien stammt und heute hauptsächlich auf Sizilien angebaut wird). Selbstredend gab’s keinerlei Probleme bei der Reklamation – eher so ein Bedienergrummeln, weil man sich mit Korkschmeckern ja auch den frischesten Wein versauen kann. Nach zwei Grüßen aus der Küche gab’s ein Menü, das wir mal wieder komplett 1:2 aufgeteilt hatten, so dass es genussvoll und nicht belastend war: von den Vorspeisen eine Cruditè di Pesce Spada, roher Schwert-

fisch mit Zitronenzesten, Kräutern und Zitronen-Öl-Marinade (12 €). Sehr erfrischend, wobei dort das Wort frisch selbstredend als wesentlicher Bestandteil enthalten ist. Unter den primi entschieden wir uns für Risotto Nero con Calamaretti (15 €). Das, merkten wir sehr schnell, ist zu Recht eine Spezialität des Hauses: Risotto im richtigen Biss-Schmelz-Verhältnis, Calamaretti – ähm: vorhanden, in Ordnung, aber nicht das, weswegen wir diesen Gang bemerkenswert fanden. Der Clou war nämlich die nachgereichte scharfe Sauce, die es in sich hatte. Nur nicht zuviel davon! Und dann die Kuh, die keine war. Mupa alla Griglia (6 €/100g) kam ganz und wurde fix und fachmännisch vom Personal filiert, wobei man die Haut auch abnahm (später lernten wir: derlei Fische nie von den Schuppen befreien und dann logischerweise ohne Haut servieren): soooo saftig, so schmackhaft. Lediglich ein wenig frisches Olivenöl übers Filet geträufelt – ein Frischetraum. Da kommt keine Kuh mit! Dolce müssen sein: Crespelle con uva passa e malvasia (6 €) mit hauchdünnem ­Crêpe-ähnlichem Pfannkuchen und Süßweinschaumtraum – und dann, aufs Haus, ein Glas Malvasia mit Sesam-Keksen. Filippino Piazza Municipio 98055 Lipari


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Panarea Isole Eolie

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Panarea

Augustblatt des Kalenders 2014 Die kleinste der sieben Inseln des Archipels ist Panarea. Nach dem Motto klein aber fein ist sie allerdings diejenige mit dem größten Chi-Chi-Anteil. Die Reichen mit ihren Schönen haben die Insel für sich entdeckt, weswegen sie vorwiegend zur Sommerzeit sündhaft und teuer ist. Außerhalb der Urlaubssaison ist Panarea dann aber einfach nur schön. Wir besuchten die Insel nur als Tagesausflügler, was zur oberflächlichen Erkundung reicht. Man kann die Insel quasi rundwandern, vom Hafen San Pietro durch schmucke Gassen nordwärts über den Ortsteil Ditella und bei Palisi ab in die Pampa über den 421 Meter hohen Punta del Corvo zum Punta Milazzese. Die Punta kann man aber auch bequemer und ohne Wanderschuhen erreichen: einfach andersrum gehen, nämlich vom Anleger in San Pietro durch nicht minder

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schmucke Gassen südwärts Richtung Ortsteil Drauto. Der Ortsname ist übrigens ein Zeichen von sehr frühem, ähm: Tourismus. Der Korsar Turgut Reis (auch Dragut genannt) suchte und fand wohl im frühen 16. Jahrhundert auf Panarea Unterschlupf, und aus Dragut soll dann Drauto geworden sein. Wie auch immer: Die Bucht Spiagetta dei Zimmeri hat einen wunderbaren Sandstrand, ist aber leider sehr schnell sehr gut besucht (was auch am Restaurant am Rande der Bucht liegen soll, das wir aber nicht probiert haben). Mit Baden war dann auch nichts: Quallen im Wasser, aber heftig! Und statt der Grundmauern von 23 Rundbauten des bronzezeitlichen Dorfes auf dem Capo Milazzese sahen wir uns die schnieke restaurierten Häuser an, die adrett weiß getüncht sind und mit blauen Fenstern etwas Griechisches haben…


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Rund um und über die Insel

Panarea lässt sich bei einem Tagesausflug prima erkunden Einmal um die Insel gehen und dabei auch gleich so hoch rauf wie möglich: Auf Panarea ist das machbar. Die kleinste der Liparischen Inseln bietet außerhalb des Haupt- und Hafenortes San Pietro himmlische Ruhe und eröffnet ergötzliche Blicke – auf sich selbst und bei entsprechender Sicht auf die benachbarten Inseln. “Panaria, obwohl die kleinste, ist entschieden die anmuthigste unter den Liparischen Inseln, ein wirklich idyllischer Erdenwinkel. Ueberall sind schöne Vordergründe, überall die kleinen Häuser mit den weissgetünchten Säulen und den schönen Reben-Prieguli, neben welchen entweder ein üppiger Feigenbaum oder ein Johannisbrotbaum steht, und aus denen man die weite Aussicht auf das Meer geniesst.” Das schreibt Ludwig Salvator 1895 im vierten Heft zu den Liparischen Inseln, das sich Panarea widmet. Anmut und Schönheit erlebt man bei der Inselumrundung. Ankunft am Hafen mit dem Aliscafo. Mit an Bord ein wesentlich wichtiges Wesen: Telefonino am Ohr, Schal um den Hals, Lederaktentasche. Beim Verlassen des Aliscafo freundlich den Leuten an Land zuwinkend. Wahrscheinlich alles Schulfreunde. Auf Panarea, der kleinen, kennt man sich. Der erste Teil der Wanderung ist quasi ein Stadtrundgang – pardon: Dorfrundgang durch den östlichen Teil von San Pietro. 72

Hauptstraße nennt Peter Amann in seiner Wander-Schilderung diesen Weg, woran man sieht, dass alles relativ ist. Auf jeden Fall passt eine Ape kratzig durch, das reicht. Rechter Hand lohnt sich immer wieder mal ein Durchblick, bei richtiger Perspektive rückt Basiluzzo ins Feld. Uns ereilte in einem dieser romantischen Momente ein Bautrupp mit Bagger und so, da hört dann die Romantik auf. Spätestens bei einem Abzweig in der Siedlung Ditella holen uns dann aber wieder die Schönheit und Ruhe ein. Von Blicken und Ausblicken wird noch häufiger die Rede sein. Die machen – neben den schönen Vordergründen! – den Reiz dieser Wanderung aus. Hier nun also: Erstmal den Stromboli sehen. Der Fuß des Vulkans hüllt sich heute in Seenebel. Es gibt für dieses Phänomen im heimischen Dialekt sogar ein eigenes Wort: iancura sagt man auf den Inseln, wenn Himmel und Meer nahtlos ineinander überzugehen scheinen (haben wir auf Salina vom Winzer Andrea Hauner gelernt, der einen ganz feinen Weißwein so genannt hat – aber das, kann man sich vorstellen, ist eine andere Geschichte). Der permanent vor sich hin fauchende Stromboli und die unbewohnte Felseninsel Basiluzzo, die zu den jüngsten vulkanisch


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STIPvisiten gebildeten Inseln des Archipels gehört, werden uns noch eine längere Wegstrecke begleiten, aber immer wieder aus anderen reizvollen Perspektiven. Den Gang runter zum Strand ersparen wir uns, riskieren lediglich einen Blick hinunter zur Spiaggia Fumarole. Der Name legt es nahe: dort blubbert es, dort ist es warm. Was für ein Publikum sich dort zum Baden niederlässt, konnten wir nur erahnen: wir sahen einen Steinkreis sowie aus Muscheln und Seilen gelegte Zeichen. Wir führten es auf die Magie des Ortes zurück, mit vulkanischer Aktivität quasi unter einem und strombolianischer Aktivität voraus. Vorbei geht’s an einem Hubschrauberlande­ platz (wenigstens einen anderen gibt es noch – wie schon einmal erwähnt, leben im Sommer die Reichen mit ihren Schönen auf Panarea, da lohnt sich das!). Bis hierhin ist – natürlich – der Weg noch eine strada principale, man will ja als Anflieger schnell weiter zum eigenen Haus oder zum Hotel. Zehn Minuten später beginnt dann der Wanderweg, der uns teilweise in den Bergziegenmodus versetzen wird. Zuerst geht’s munter bergauf von etwas über 90 Metern auf den höchsten Berg der Insel, den 421 Meter hohen Punta del Corvo. Ein Traumweg, der alle paar Meter zum Fotostopp zwingt. Es gibt einerseits (im Rücken, da muss man sich also umdrehen) Stromboli und die niedlichen Felsen vor Panarea, andererseits den Weg hoch mit reichlich Vegetation (je höher, je farbiger: some like it cool). Rechter Hand tut sich erstens das Tyrrhenische Meer in seinen Türkisund Blautönen in nahezu unendlicher Weite 74

auf, und zweitens platziert sich auch hier ein Felsen äußerst fotogen als Vordergrund. Scoglio la Nave heißt diese Klippe, die bei Schiffen sicher eher nicht beliebt ist. Dafür mögen die Vögel den Fels und umschwirren ihn wie Motten das Licht. Kurz vor dem Gipfel ändert sich die Landschaft noch einmal. Grüne Wiesen mit Ginster, Zistrosen und Wermut hatten wir nicht mehr erwartet. Und auch das Auftauchen zweier anderer Inseln des Archipels kam dann für uns eher überraschen: Salina und Lipari schoben sich plötzlich in den Focus (und bei klarer Sicht könnte ich mir vorstellen, auch Filicudi und gegebenenfalls Alicudi zu erahnen). Wenige Minuten später sind wir dann oben: Ein kleine Plattform, ausreichend für mittelgroße Wandergruppen, wie praktisch. Wir waren dort fast alleine, noch praktischer! Schatten gibt es nicht, dafür aber einige Steine als Rastplatz. Die hier heimischen Eidechsen sind Tagesausflügler gewohnt und sehen sich schon mal die Kameras an, von denen sie sonst fotografiert werden. Wie es sich für einen ordentlichen höchsten Berg gehört, kann man sich hier nett umsehen. Neu im Angebot: Vulcano, wenn auch eingenebelt. Im Nahbereich neben der Eidechse noch die Fähre von der NGI, die einen eigenen Anleger ansteuert. Im Hintergrund kann man sich dann einige der anderen Felsen ansehen, die sich vor Panarea tummeln: Dattilo, Le Guglie (die Türme), Le Formiche (die Ameisen), Bottaro, Lisca Bianca (die weiße Gräte) – unbewohnt

sind sie alle, aber nette Namen haben sie bekommen! Der Abstieg ist, nun ja: abwechslungsreich. Der Pfad geht immer an der Kante lang, rechts fällt die Insel steil und unwirsch ab ins Meer. Der Blick zurück ganz ohne Zorn rückt noch einmal Stromboli ins Blickfeld, danach bleibt’s bei Vulcano, Lipari, Salina und nun tatsächlich Filicudi. Schon erhebend, das. Auch nicht schlecht der Nahbereich mit Felsformationen, reichlich Macchia mit hin und wieder herausschauenden Wandersleut-Köpfen und immer klar-blau-türkisem Wasser. Da kann man sich gar nicht satt genug dran sehen! Ein Tor in einem Fels öffnet den Blick ins bläulich verschwimmende Nirgendwo – iancura! Manche Löcher entstehen auf wundersame Weise, andere sind offensichtlich handgemacht: An einer Kreuzung war in einen Kaktus ein Pfeil geschnitzt, und der Blattkollege darunter war als smiley gestaltet. Das half bei der Entscheidung, wie wir weitergehen sollten – denn vorhandene und auf Karten eingezeichnete Wege müssen ja nicht immer begehbar sein: die Natur holt sich gerne zurück, was man ihr geraubt hat. Irgendwie sah es auch gar nicht mehr weit aus zur nächsten Etappe, der Punta Milazzese… …aber der Schein trog. Abwärts ging’s, vorwärts ging’s, teils auch etwas abenteuerlich – aber immer weiter an der laaaaangen Westseite der Insel. Uns wurd’s ja schon etwas mulmig im Bauch, so mit der unausgesprochenen Frage: Ob das jemals gut


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STIPvisiten enden wird? Just da kam uns der Wandersmann entgegen, den wir schon vom Gipfel kannten. Der Weg nähme schier kein Ende, er wolle einen anderen versuchen… Wir entschieden uns in alter ostdeutscher Tradition für das Motto “vorwärts immer – rückwärts nimmer!” und kamen uns vor wie in der alten Volkswagen-Werbung für den Käfer: “und läuft und läuft und läuft”.

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Die Dialoge wurden skurril-surreal. “Was ist eigentlich, wenn es hier nur schön ist?” – “Das ist eine Insel, irgendwann kommt man immer da an, wo es losging!” Und richtig: Irgendwann machte der Weg dann den vorhergesagten Linksknick, alles war schon immer gut. Der Weg hätte breiter sein können, aber auch zugewachsener: Wir kamen problemlos durch. Eine gut ausgeschilderte

Kreuzung führt die beiden Wege zusammen, die sich oben am Wegweiser-Kaktus getrennt hatten. Wir hatten ihn manchmal von unserem Weg weiter unten gesehen – da war er frei. Das scheint aber nicht überall so zu sein, denn als wir später den nun schon mehrfach getroffenen Wanderer sahen, klang er nicht begeistert und murmelte was von anspruchsvoll.


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Punta Milazzese, Strandbar, Aperitivo Abschluss der Rundwanderung um Panarea Die älteste Insel des Liparischen Archipels ist auch die kleinste: Panarea. Man könnte ja nun sagen: Alter Stein, wie schön – aber was soll’s? Darauf gibt es eine begehbare Antwort: Die Landzunge der Punta Milazzese ist ein Ort, an dem schon vor etwa dreieinhalbtausend Jahren Menschen gelebt haben. Das mag ja schon erstaunlich sein, vielleicht auch schwer vorstellbar – ist ja

ein ganz schönes Stück Zeit. Aber noch verwunderlicher ist, dass das prähistorische Dorf von der Punta Milazzese erst vor sehr überschaubarer Zeit entdeckt wurde: Luigi Bernabò Brea, ein bekannter Archäologe und Namensgeber des Museums auf Lipari, hat 1947 bis 1950 auf Panarea geforscht und ist fündig geworden.

Der Ort war unter dem Gesichtspunkt optimaler Verteidigung hervorragend gewählt: nur ein schmaler Isthmus verbindet die Punta Milazzese mit der Restinsel – und die Ebene fällt rund 50 Meter steil ab ins Meer. So war die Landzunge leicht zu verteidigen – aber wenn man sich die Reste der 23 gefundenen Hütten ansieht, dann fragt man sich schon, warum die sich da so eng zusammenfanden. Gefroren werden sie doch nicht haben? Und ob’s Bäume gab, damals, um Schatten zu spenden? Das sind so Fragen, die wohl schwer zu beantworten sind. Leichter sind andere Beobachtungen zu deuten: “Die Tatsache, dass Töpfe und andere Gegenstände in situ in vielen der Hütten gefunden wurden, zeigt, dass das Dorf die gleiche gewaltsame Zerstörung erlitt, die während dieser Zeit für alle Äolischen Siedlungen festgestellt worden ist”, lesen wir auf der Panarea-Seite des Forschers. Die Eroberer des 21. Jahrhunderts sind Touristen, und die sind offensichtlich sehr willkommen: Es gibt einen gepflasterten Weg, es gibt Infotafeln – und es gibt unten in der Bucht einen regen Bootsverkehr, denn baden kann man hier ganz vorzüglich. Für die, die mit dem Boot kommen, bietet die Cala Junco vorzügliche Bedingungen. Wer per Pedes unterwegs ist, kann da zwar auch hinunterstapfen, ist aber an der sandigen

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STIPvisiten Spiagetta dei Zimmari bestens aufgehoben (die natürlich auch von Seglern und anderen Booten angefahren wird). Dieses Mal gab’s erfreulicherweise auch keine Quallen, das hatten wir schon anders erlebt. Das Ristorante Zimmari am Anfang der Bucht lädt zum Wein ein. Und während das Essen wie überall auf Panarea ein wenig teurer ist als auf den anderen Inseln, konnten wir beim Aperitivo nicht meckern: Es gab zum schön frischen und kühlen Weißwein ein Schälchen Pistazien, eine treffliche Aussicht auf Badebucht und Geschichtsfelsen – und das alles für akzeptable 10 Euro.

Der Weg zurück zum Hafen ist ein schöner Spaziergang. Die Häuser von Panarea sind schnieke, alle offensichtlich jährlich mindestens einmal geweißt. Vom Hauptweg führen hin und wieder Stichstraßen zum Meer: unbedingt mal reingehen und die Aussicht genießen! Die Kirche von San Pietro wurde 1681 errichtet und seitdem mehrfach umgebaut. Sie ist immer einen Besuch wert – innen gegebenenfalls aus profanen Gründen, weil es so angenehm kühl dort ist und außen, weil man mal wieder diese schon mehrfach erwähnten einzigartigen Blicke genießen kann. (Merke: immer wieder und einzigartig schließen sich offensichtlich nicht aus!) Man möchte bis

zum Sonnenuntergang bleiben – wenn das Boot nicht wieder zurück fahren würde. Also machen wir, was alle machen: Richtung Hafen gehen und dort eine der vorhandenen Bars aufsuchen, bis das Aliscafo sich nähert. Unsere Wahl fiel auf die Bar da Carola. Die ist unter anderem bekannt für ihre Granite, die sich durch zwei Dinge auszeichnen: sie sollen vorzüglich schmecken und sie sind mit bis zu fünf Euro doppelt so teuer wie die extrem guten granite bei Alfredo auf der Nachbarinsel Salina. Aber die muss man ja nicht nehmen – wir entschieden uns für eine neue Runde aperitivo. Zu den beiden Weißweinen (Donna Fugata bianco) kamen hier ein Keramikschälchen mit Chips und ein Teller mit fünf bruschette. So einen Service lob’ ich mir – und mit zehn Euro wahrlich nicht überbezahlt. Das Boot kam (ich bin geneigt zu schreiben: natürlich, denn so spät abends im letzten Turn haben wir es nie pünktlich anknattern hören auf Salina) zu spät. Eigentlich eine gute Idee, denn so ist noch Zeit zum Abschied nehmen. Ein Blick gen Stromboli, der in der Abendsonne den Nebel fast abgestreift hat, dafür aber deutlich Rauchsignale gen Himmel schickt. Außerdem warten wir ja nicht allein: Die piazza wird zum Wohnzimmer. Die E ­ lektro-Taxen stehen zu dritt nebeneinander und blockieren die Straße, was keinen stört, denn wer will schon hin, wer will schon weg – solange das Aliscafo nicht da ist? Vor der Enoteca Tesoriero sitzen die Männer auf der Treppe. Sie haben sich viel zu erzählen, es war ja ein langer Tag…

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Märzblatt des Kalenders 2014 Salz gewinnen sie in den Salinen von Salina schon lange nicht mehr. Die Insel lebt eher vom Süßwein, von Kapern und vom Tourismus. Die zweitgrößte der Äolischen/Liparischen Inseln ist vulkanischen Ursprungs – aber man merkt’s nicht mehr, ausgeraucht hat sich’s dort. Aber rein optisch prägen die Zwillingsvulkane Monte Fossa delle Felci (962 m) und Monte dei Porri (860 m) doch das Bild der Insel. Allerdings bekommt man das nur mit, wenn man sie von weiter weg oder von oben sieht, als Überflieger beispielsweise. Unten am Strand von Lingua, in der Nähe der alten Saline, hat man allerdings einen guten Blick auf Stromboli in der Ferne, zu erkennen an dem Rauchwölkchen über dem perfekten Kegel. Die Ortschaft ist vom Hauptort Santa Marina Salina bequem zu Fuß zu erreichen, immer am Meer entlang (streng ­genommen oberhalb die Straße entlang, erst zum Schluss geht’s direkt ans Wasser). Man läuft kurzweilig, den Vulkan zur Rechten, das Meer mit der Nachbarinsel Lipari und, weiter weg, Panarea und Stromboli im Blick. Einmal macht die Straße einen kleinen Bogen ins Landesinnere und zurück: Von dort aus sieht man die alte Brücke, die diesen Küsteneinschnitt früher überwinden half. Da war man denn zu Fuß mindestens eine Minute schneller in Lingua! Oder im Weingut von Carlo Hauner, der vorzüglichen Inselwein produziert. 86

Lingua ist der Ort, der Lipari am nächsten kommt – und er ist mit den alten Salinen sozusagen verantwortlich für den Namen der Insel. Der kleine Ort hat viel Charme: kleine Badebuchten, eine Starndpromenade (als wir 2007 dort waren, gab es eine temporäre Ausstellung mit Figürlichem und Abstraktem aus Bambus, Holz und so. Eine sehnsüchtige Meerjungfrau hatte es mir da besonders angetan… Ausdauernder als Kunst auf Abruf ist da Alfredo, eine Bar im Zentrum von Lingua. Berühmt für seine granite und pane cunzato. Ein Ort, den man täglich mehrfach ansteuern könnte (sollte!). Früher gab’s von Lingua mal einen Fußweg nach Rinella, aber der ist nach Felseinstürzen nicht mehr durchgehend vorhanden. Also sind nun beide Orte Sackgassen (wobei Rinella auch von Schiffen angesteuert werden kann, der Hafen gibt’s her). One way geht’s auch nach Pollara: Das ist das Dorf diagonal entgegengesetzt von ­Lingua. Pollara hat: Einen sehr schönen Strand, einen dieser fotogenen Fels-Wasser-Bögen (man sieht ihn auf dem Kalenderblatt), viele Kapern und eine gewisse Berühmtheit, weil hier Il Postino gedreht wurde. Zusätzlich fanden wir: Keine geöffnete Bar, kaum Touristen außer uns – aber einen traumhaften Platz für einen 1-A-Sonnenuntergang.


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“Wir machen Wein und Malvasia!” Besuch beim Winzer: Andrea Hauner Als Carlo Hauner 1963 einmal nach Salina kam, da wollte er – der Künstler und Innenarchitekt aus Brescia im Norden Italiens – eigentlich nur eine Ausstellung besuchen. Aber es gab für ihn mehr zu erleben als optische Genüsse: Hauner entdeckte für sich den Malvasia, den die Leute auf Salina freilich für sich schon jahrhundertelang als Spezialität liebten. Carlo Hauner beschloss damals, Winzer zu werden und begründete so eine Firma, die mittlerweile in dritter Generation betrieben wird und mit die besten Inselweine produziert.

Wir trafen Andrea Hauner im Weingut, das im kleinen Örtchen Lingua auf Salina liegt. Bevor wir ihn aber seine Geschichte (und die der Weine) erzählen lassen, muss erst ein wenig Namens- und Aussprachkunde betrieben werden. Andrea ist im Italienischen durchaus ein Männer-Vorname – bei Andrea Bocelli (Time to Say Goodbye!) haben wir uns dran gewöhnen können. Und Hauner spricht sich im Italienischen nicht so, wie wir es in Deutschland täten: das H bleibt stumm, was aus dem Mund kommt ist ein au’när. Sodele, nun aber. Die Kellerbesichtigung gestaltet sich unspektakulär wie fast immer in modernen Betrieben. Blitzeblanker Stahl, die üblichen Hilfen zum Pressen, Stahltanks für Weißwein, Rotwein und für Malvasia hier und ein Keller mit italienischen und französischen Barriques gleich

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nebenan. Malvasia, lerne ich beim Gespräch mit dem 32 Jahre alten Andrea, wird immer extra genannt. „Ende August ernten wir den Wein, Mitte September den Malvasia“, sagt er beispielsweise. Wobei die Ernte sich mittlerweile diffiziler gestaltet als zu Beginn der Azienda Hauner. Das lieg an der Größe des Betriebs und der Verteilung der Rebflächen. 20 ha sind es auf Salina, verteilt auf verschiedene Orte der Insel. Unterschiedliches Mikroklima macht sich da im Reifeprozess der Trauben bemerkbar: „Zwischen Malfa an der Küste und dem 290 Meter hoch gelegenen Valdechiesa kann es bei gleichen Trauben schon bis zu einer Woche Unterschied geben!“ meint Andrea Hauner. Der ist übrigens studierter Winzer, hat in Mailand gelernt und in Brescia eine zusätzliche Sommelierausbildung durchlaufen. „Mein Großvater hatte vom Weinmachen keine Ahnung, als er 1968 damit anfing. Er hat sich alles selbst beigebracht!“ Zu den 20 Hektar auf Salina kommen noch zehn weitere auf Vulcano. Hauner hat dort nur rote Sorten. Wir probierten einen 2012 Hierà, der wunderbar samtig und rund ist und dem man die 13,5% Alkoholgehalt nicht anmerkt. Drei Rebsorten sind im Hierà (das griechische Wort bedeutet die Heilige und ist der alte Name für die Insel Vulcano) kombiniert: 60% Nero d’Avola, 30% Alicante und


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STIPvisiten 10% Nocera. “Dieser Wein lag zwei Monate im Barrique und hat dann noch einige Monate Zeit, sich in der Flasche zu entwickeln. Deutlich wuchtiger ist der Rosso Antonello. Neben den lokalen Rebsorten Nero d’Avola und Corinto Nero ist da auch Sangiovese drin, was man auch deutlich merkt. Zwölf Monate reift der Wein im Barrique und weitere zwölf Monate in der Flasche. Eine kleine Granate! Von den Weißweinen hatte es uns der Iancura besonders angetan. “Den haben wir zum ersten Mal gemacht, weil wir so eine gute

Malvasia-Ernte hatten”, sagt Andrea Hauner. Der ist zu 90% da drin (die restlichen zehn Prozent sind Inzolia). Wir staunen, denn die Salina-typischen Malvasia sind ja eher was zum Dessert, mit Restsüße und einer gewissen Wuchtigkeit. Der Iancura aber ist leicht und – pardon: – süffig. Iancura übrigens ist ein schönes Wort aus heimischem Dialekt und bezeichnet das inseltypische Phänomen, wenn man keinen Unterschied mehr zwischen Himmel und Meer ausmachen kann, die beiden Blau ineinander übergehen. Auf dem Etikett kann man das ganz gut erkennen (und wir sahen bei unseren Wanderungen auf Panarea auch reichlich iancura).

“Und nun, seid Ihr bereit für die Malvasias?” fragt Andrea Hauner uns. Wir sind geneigt, sächsisch-knapp mit “Nu!” zu antworten, aber wir unterhalten uns ja italienisch und englisch, also nicken wir nur in großer Vorfreude. Malvasia macht die Hälfte der Produktion bei Hauner aus – es gibt drei Qualitäten: Malvasia, Malvasia Passito und Malvasia Riserva. Ihnen gemein ist der Traubenmix: 95% Malvasia delle Lipari und 5% Corinto Nero. Dass die sehr eigenständigen Saliner ihren Wein Malvasia delle Lipari nennen müssen, ist auch so ein Scherz der Weingesetzgebung. Wo doch alle Inseln zu Lipari gehören und eine Gemeinde sind – außer Salina, da gibt es drei Gemeinden! Nach der sehr späten Ernte (September bis Oktober) werden die Trauben auf Stroh getrocknet – beim einfachen Malvasia etwa zwei Wochen, beim Passito etwa eine Woche länger. So entstehen Rosinen – und ein, pardon, geiler Schluck mit einem Maul voll Aromi. “Das alles, und noch viel mehr”, sang Rio Reiser – und vielleicht dachte er dabei auch an den Riserva, denn der hat von allem noch mehr: noch ausgelesenere Trauben, noch sorgfältigere Behandlung – und wir stellten voller Vergnügen fest: er schmeckt noch nachhaltiger, runder, göttlicher… Carlo Hauner Azienda agricola Via Umberto I 98050 S. Marina Salina Tel. +39 090 9843141 www.hauner.it

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Genuss für alle Sinne

Besuch bei Mamma Santina auf Salina Veröffentlicht am 26. Juni 2014 von Ulrich van Stipriaan in Äolische Inseln // 0 Kommentare Das Hotelrestaurant Mamma Santina im Inselhauptort S. Marina Salina liegt etwas versteckt an einer der vielen Gassen – ist aber bestens ausgeschildert. Wir hatten es 2007 schon mit Freuden besucht und wurden auch dieses Mal nicht enttäuscht. Gegessen wird unter der überdachten und in der (für sizilianische Verhältnisse) kühleren Jahreszeit auch mit Fensterplanen rundum geschlossenen Dachterrasse. Tagsüber kann man hier eine prima Aussicht gen Panarea und Stromboli genießen, abends ist es dunkel und der Genuss bleibt dem Essen vorbehalten! Die flinken Bedienungen sind sprachgewandt: Amerikaner scheinen das Haus zu lieben, also reden die camerieri englisch. Eine Gruppe von Franzosen war auch da, also reden sie französisch. Und auch uns wurde ein freundliches „Guten Appetit“ zugerufen – ansonsten versuchten wir natürlich, uns auf italienisch zu verständigen. Die Karte ist umfangreicher als die Wirklichkeit: das Tagesangebot findet sich darauf 92

wieder – aber es gibt nicht alles. Auch ein Weg, Gedrucktes und Frisches übereinander zu bringen. Der Chef erklärt, was es gibt, wir wählen als erstes: alle Gänge einmal bestellt und dann geteilt für zwei – was erstens meist gut geht und zweitens dazu führt, dass man auch nach dem Probieren von allen Gängen nicht nudeldick nach Hause rollt… Der Vorspeisenteller Antipasto Misto (14 €) ist eine Zusammenstellung aller antipasti des Hauses und ein wunderbarer Auftakt des Abends: Fisch und Gemüse in schmackhaften Variationen, wobei uns marinierte Sardellen, Fisch mit Zwiebeln und das Brot mit Kapernaufstrich besonders gefielen. Vom bunt gemischten Angebot blieb nichts übrig, was ja eigentlich genug sagt… Bei einem zweiten Besuch probierten wir neben unserem Liebling pesce con cipollata (einzeln: 7 €) auch noch eine Frittata mit Saubohnen – was abenteuerlich klingt und erstaunlich fein schmeckt. Aus dem Angebot an Primi wählten wir einmal Spaghetti alle 13 Erbe (14 €), bei denen wir beim besten Willen nicht heraus bekamen, welche 13 Kräuter sich da zusammengefunden hatten. Das lag wahrscheinlich daran, dass statt der dreizehn dieses Mal 14 Kräuter drin waren! Auf jeden Fall waren die

bissfesten Spaghetti reichlich von der grünen Sauce a la Mamma Santina überzogen und ein Gedicht (ausdrücklich angekündigt war übrigens, dass diese Spaghetti nicht scharf sind – was ja auch mal eine Variante ist!). Beim zweiten Besuch begeisterten uns Spaghetti con le sarde (13 €) fast noch mehr: die sarde mit gebröseltem Brot zernüschelt und offenbar in reichlich Öl (oder Butter, wer weiß) zum sugo gemacht war (für uns allemal) mal ein ganz neuer Geschmack. Von den frischen Fischen des Tages hatten wir uns beim ersten Besuch für Mupa entschieden, den es ja schon auf Lipari gab. Auf Salina scheint es Brauch zu sein, derlei Fische nicht zu schuppen – als wir auf der Insel ankamen und pesce fresco an einer Ape gekauft hatten, bekamen wir dies als Empfehlung mit auf den Weg, der Küchenchef von Mamma Santina hielt es ebenso. Da die Haut eh nicht gegessen wird, scheint es dem Fleisch zu bekommen: es bleibt saftig. Den nackschten Fisch (300 g, 18 €) reicherten wir mit einem Salat an, der einfach war, aber passte: Tomaten, Eisbergsalat, Kapern, Oliven-Zitronen-Dressing. Beim zweiten Besuch entschieden wir uns für Filetto occhiata (16 €), geschmacklich auf zweierlei Weise interessantes Neuland. Die occhiate (auch so ein Fisch, den wir namentlich nicht eindeutschen können) in einer sehr würzigen


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STIPvisiten Panade, das Filet bis auf zwei kleine Ausrutscher grätenfrei. Aber die Beilage war der Hit: Eigentlich nur kleine Tomatenstückchen, (gut) gewürzt wie zum Salat – das aber im Förmchen zusammengehalten und mit einer Kapernpaste bedeckt. Prima prima! Geht da noch was? Na klar: Dolce! Semifreddo al pistacchio von der geschmackvoll-cremigen Sorte und Tortino al cioccolato, das außen Torte und innen flüssige Schokolade war, ließen uns dahin schmelzen (beide Desserts hausgemacht, je 5 €). Und beim zweiten Besuch der Klassiker auf den Inseln: Cannoli Siciliani ( 4,00 €), geteilt in der

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Mitte, weil durchaus nicht kalorienarm. Aber sowas von lecker… Eine Anmerkung noch zum Wein: Die Karte ist umfangreich mit Schwerpunkt auf Salina und Sizilien. Weil uns auf Lipari der Ottoventi Grillo so gefallen hatte, wollten wir einen anderen dieser Cantina probieren. Der Bianco 2012 ist eine Cuvée aus den Reben Grillo, Cataratto und Zibibbo – im Prinzip ein toller Begleiter zu einem fischlastigen Menü. Unsere Flasche entpuppte sich aber (mal wieder) als korkig. Beim Probierschluck ging’s noch, je mehr der Wein atmen konnte, desto schlimmer wurde es. Vielleicht sollten

auch die Sizilianer mal über Schraubverschlüsse nachdenken! (Natürlich wurde die Reklamation anstandslos akzeptiert, aber wir schwenkten dann um auf den Hauswein, der zwar einfach war, aber frei von Problemen!) Mamma Santina Via Sanita 40 Santa Maria Salina Tel. +39 090 9843054 www.mammasantina.it [Besucht am 20. Mai 2014 | Lage]


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Schattig rauf und rutschig runter

Wanderung um den Monte dei Porri von Pollara nach Rinella Die Busse fahren nicht oft, aber zuverlässig. Wobei zuverlässig nicht unbedingt nach Plan bedeutet: Wir sitzen im kleinen blauen CITIS-Bus in Santa Marina Salina am Hafen und warten aufs Aliscafo, das man schon anrauschen sieht. Die Reisenden, die zu spät ankamen und dennoch weiter kom-

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men nach Malfa, freuen sich, wir anderen sind nicht böse. Busfahren auf Salina ist eh entspannend: Haltestellen sind nur zur Orientierung da, natürlich lässt der Fahrer die Ankömmlinge mit ihrem Gepäck so nah wie möglich an den Hotels raus, die sie beim Einsteigen angaben. Auch wir hatten ein

Sonderziel: Kurz vor Pollara am Semaforo sollte die ­Wanderung beginnen – ob wir da bitte aussteigen könnten? Natürlich! Vor dem Semaforo gibt es in der Spitzkehre eine kleine Anlage, die man zum Tourstart nicht versäumen sollte: Grandiose Ausblicke


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STIPvisiten kann man von hier aus genießen – auf alles, was uns später auch noch erfreuen wird, aber zusätzlich auch noch auf die Steilküste unter uns. Die Straße wuselt sich in zahlreichen Kehren bergab nach Pollara – wir haben (bewusst, natürlich) für unser Pano­ ramafoto am Anfang dieses Beitrags den blauen CITIS-Bus gleich zweimal erwischt und täuschen so regen Busverkehr vor! Das alte Marineobservatorium verfällt, was schade ist. Man darf nicht, kann aber drin rumkrabbeln: das wäre der ideale Ort für

ein schönes kleines Boutique-Hotel mit angeschlossener Trattoria! Von hier aus kann man sich gut umsehen: Nach Malfa mit Panarea und dem Stromboli in der Ferne, nach Pollara mit Filicudi und Alicudi im Dunst. Und abends gibt es hier die grandiosesten Sonnenuntergänge überhaupt! Da sind wir noch weit von entfernt, noch steigt die Sonne ihrem Mittagshoch entgegen – und wir steigen auf den kleineren der beiden alten erloschenen Vulcane von Salina. Der Monte dei Porri ist 860 Meter hoch

und – wie sein Nachbar Fossa delle ­Felci – ein perfekter Kegel, was man freilich am besten von oben oder aus der Ferne sieht. Von diesen beiden Prachtkerlen leitet sich übrigens auch der alte griechische Name der Insel ab: Didyme, was Zwilling bedeutet. Wo wir gerade dabei sind: Salina ist natürlich lateinischen Ursprungs und stellt den kleinen Salzteich bei Lingua in den Mittelpunkt des Interesses. Unsere Tour führt uns nicht auf den Berg, sondern drumherum. Der Anstieg ist nicht so arg steil, er ist auch dank reichlicher Vegetation schattig. Dennoch müssen wir alle Nase lang pausieren: Blicke! Blicke! Blicke! Und, weil wir ja die Fotografen sind: klickklickklick. Ein Panorama jagt das nächste – und wenn man bedenkt, dass so ein Pano aus bis zu zwölf hochformatigen Einzelbildern besteht, ahnt man, wie die Speicherkarte glüht. Aber es lohnt sich. Der Blick ins Tal von Pollara macht klar: Auch das ist ein veritabler Krater! Wir sind am Rande der einen Hälfte, die andere ist im Meer abhanden gekommen. Eine Katastrophe für die, die auf jener Hälfte lebten, aber für uns heute ergibt sich der Anblick eines wunderschönen Natur-Amphitheaters! Der Weg bleibt ordentlich und schattig und führt bis auf 600 Meter Höhe – lächerliche 150 Meter mehr als im Wanderführer von Peter Amann (Liparische Inseln, Iwanowski 2010:241) beschrieben und gefühlt auch noch mehr als in der Korrektur, die zwar im gleichen Buch ist (eingeschoben zwischen den Seiten 138 und 141, gerne überlesen)

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STIPvisiten und mit “mehr als 100 m höher” im Unverbindlichen verweilt. Danach geht’s bergab, und zwar einem Schild Richtung Valle Spina folgend. Der Abstieg ist lang, länger, nicht enden wollend und nicht unanstrengend. Der Weg ist rutschig, manchmal mit größeren Felsstufen. Alles machbar, aber wir waren froh, Wanderstöcke dabei zu haben – und steckten die Kameras vorübergehend weg, weil sie im Wege baumelten. Auch mit Schatten war’s vorbei, die Nachmittagssonne brannte uns fröhlich auf den Pelz. Aber schlimm, wirklich schlimm, war’s nicht – im Gegenteil. Salina ist eine bunte grüne Insel, hier wächst und blüht es am

Wegesrand. Ginster hebt sich fotogen gelb vom Meeresblau ab, Zistrosen und reichlich blühende Sträucher der Sorte “Weißnichtwiedieheißen” sorgen für Farbtupfer. Filicudi gibt den Hintergrund, Alicudi hat sich zwar nicht aus dem Staub gemacht, aber im Dunst weitgehend versteckt. Der Weg ist schmal und scheint manchmal abrupt aufhören, sich ins Meer stürzen zu wollen – aber er geht dann doch weiter.

Olivenbaum am Wegesrand lädt zur Pause ein. Aussicht gibt es auch, einmal auf den langsam zuwuchernden Olivenhain, der hier früher wohl mal besser gepflegt war. Dann lohnt sich aber auch ein Blick in die Luft: Eleonorenfalken soll es in der Gegend geben. Wir rätseln, ob der elegante Gleiter da oben einer ist, bekommen aber auch auf Nachfrage (“Du Eleonore? Wir die Fotografen!”) keine Antwort.

So geht es mühsam runter, bis auf etwa 200 Metern Höhe alles gut wird: Der Weg wird breiter, begehbarer – zumindest vorübergehend. Ein Schild Richtung Leni versichert uns: Ihr seid auf dem richtigen Weg! Ein

Wir nähern uns nun Leni. Das Gelände ist terrassiert, sieht auch intakt aus – aber wo so viel Ginster wächst, scheint es keine aktive Landwirtschaft zu geben. Voraus schieben sich Vulcano und Lipari ins Bild, rückblickend kann man den Monte dei Porri und Filicudi/Alicudi noch einmal genießen. Da Leni ungefähr 200 Meter über dem Meer liegt, erfreuen wir uns an neuerlichen 50 Metern sonnigen Anstieg. Die Bar von Salvatore Chiofalo (16, V. Liberta) kommt gerade zur rechten Zeit für eine Fast-am-Ziel-Erfrischung. Es gibt dort einfachen Hauswein, Eis, Kleinigkeiten zu essen. Am Nebentisch palavern drei Wichtigpupichtige – einen von ihnen erkennen wir wenig später auf einem Plakat zur Europawahl wieder. Die Kirche von Leni lassen wir aus, uns zieht es runter ans Meer. In Rinella gibt es, direkt neben dem Hafen, eine Badebucht (eigentlich ist der Hafen wie der Badestrand Teil der Bucht!). Die Vorfreude wird jedoch spontan eingetrübt, denn im kristallklaren Wasser erblicken wir unsere Freunde, die Feuerquallen. Und zwar in reichlicher Population. Dann eben nicht!

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Die Saline von Salina

Toller kleiner Spaziergang mit Insel-Ausblicken Die Saline, die der Insel Salina ihren heutigen Namen gab, gibt’s nur noch als Tümpel. Das war natürlich nicht immer so – wäre die Salzgewinnung unbedeutend gewesen, hätte man der Insel sicher nicht den schönen griechischen Namen Didyme (Zwilling, für die beiden Vulkane) genommen. Ludwig Salvator, der genau beobachtende Erzherzog und Naturwissenschaftler, schreibt 1893 in seinem zweiten Heft zu den Liparischen Inseln, dass “die Salinen, von einem sandigen Rande umgeben, bloss den rückwärtigen Theil der Punta d’ ‘a Lingua einnehmen”. Wie man Meersalz gewinnt, ist seit Jahrhunderten im Prinzip die gleiche Prozedur: Das Meerwasser wird in ein Beckensystem geleitet und verdunstet in einem sehr schönen Zusammenspiel von Wind und Sonne. Aber von dem System (Ludwig Salvator: “Es gibt fünf Reihen zu drei Feldern, jedes mit kleinen Beeten gegen den Pantanu zu, und vier Felder mit unregelmässigen Beeten gegen Renella hin”) erkennt man nichts mehr. Der Tümpel hat dennoch eine gewisse Anziehungskraft: Zugvögel nutzen ihn und Touristen. Die ersteren zum Rasten, die zweiten zum Umrunden mit Besuch des Leuchtturms an der Spitze, der auch munter vor sich hin rottet und schon mal bessere Zeiten gesehen hat. Aber der Weg dahin lohnt schon deshalb, weil sich von hier das 108

zweit­schönste Panorama mit Saline eröffnet: Der mit 962 Metern höchste Berg des Archipels, der Monte Fossa delle Felci, bildet von hier aus den perfekten Hintergrund. Noch schöner ist die Saline nur von weiter oben! Der Weg hoch ist bezaubernd, aber leider eine Sackgasse. Früher verband er mal die Orte Lingua und Rinella – aber irgendwann gab es Erdrutsche, und der Weg war futsch. Der erste Teil von Lingua aus führt hoch ins Vallone d’Ogliastro und gehört zu den schönsten Spaziergängen, die man auf der Insel unternehmen kann. Schuld daran sind – natürlich – die Ausblicke! Nicht der auf die Müllverbrennung gleich am Anfang, da sehen wir drüber weg und gucken einfach mal in die andere Richtung. Aber dann geht es Schlag auf Schlag. Wir haben: einen gemütlich breiten Weg – mit Zaun, wow! Der ist hier zwar nicht nötig (später, wo es für uns Schwindelerregte kribbelig wird, ist natürlich keiner), aber nett anzuschauen. Dann gibt’s einige nette Häuser, die zu bewohnen man sich nicht weigern würde. Und einen wunderschönen Olivenhain, von Menschenhand angelegt und gepflegt. Der Nahbereich ist zwar noch längst nicht ausgelotet, aber die Ferne bietet auch ihren Reiz. Zuerst: Blick auf Panarea und Strom-

boli. Dann, man muss sich nur weiter drehen und zurück schauen, Lipari und Vulcano mit der Küste Siziliens im Hintergrund. Und, soviel sei schon verraten, am Wendepunkt dieser Tour, Alicudi und Filicudi gibt es auch noch. Da Salina natürlich immer unter unseren Füßen und im Vordergrund ist, haben wir mithin auf diesem kleinen Spaziergang (250 Meter hoch, zwei Kilometer etwa hin – zurück genau so lang, nur runter) alle Inseln des Archipels im Blick, wenn auch nicht gemeinsam. Man kann ja nicht alles haben.


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Stromboli

Februarblatt des Kalenders 2014 Manchmal grollt es grummelhaft. Dann ist es eine Zeit lang ruhig, aber man sieht Rauch ziehen. Einmal nur in einer Woche sahen wir aber, dass auch Vulkane wie der auf Stromboli die hohe Kunst des Kreise Paffens beherrschen. Nicht schlecht!

Quellen sagen: 918 oder 968) Meter hohen Berges erst ganz verboten und ist seit 2004 nur noch als geführte Begehung möglich. Der alte Weg ist futsch, der neue Weg geht steil hoch: Den sind wir mit Stock und Hut (pardon: Helm) gegangen.

Stromboli ist die östlichste und nördlichste der sieben Inseln, die das Archipel der Liparischen Inseln / Äolischen Inseln bilden. Es ist die perfekte Insel, von der Form her: Ein kleiner Kegel, auf dem oben regelmäßig die Post abgeht. Der Vulkan ist aktiv. Alle paar Minuten lässt er die Sau raus – aber alles ist gut, meistens. Wenn’s nicht gut geht, fliegen Felsbrocken durch die Luft, durchaus unangenehm. Die 572 Menschen der Insel (Stand der Volkszählung 2001) finden’s gut, wenn alles unter Kontrolle ist. Einige von ­ihnen haben sich auf Führungen spezialisiert, ohne die man nicht mehr hochkommt auf den Berg, aus dem die Feuer speien. Die Touristen (also auch wir!) lieben die Mischung aus Sicherheit und Gefahr: Sicher hoch und wieder runter, oben angelangt der Gefahr aber ins Auge blicken.

Vorerst sind wir unten, genießen die Mischung aus Ursprünglichkeit und touristischem Anflug von Luxus im Hauptort Stromboli, der eigentlich aus den Ortsteilen Scari, San Vincenzo, Ficogrande, Piscità und San Bartolomeo besteht. ­Ginostra im Südwesten haben wir nur durch kurzes Andocken der Fähre an der Mole erlebt: Der kleinste Hafen der Welt sei das, sagen sie. Ein schöner Superlativ für die nur 30 Einwohner des ­Ortes! An der Nordwestseite der Insel liegt die Sciara del Fuoco („Feuerrutsche“) unterhalb des Kraters: Da rutschen die Felsbröckchen und die Lava runter, wenn die Ausbrüche der vier Vulkankrater normal sind. Bei erhöhter Aktivität sprengt der Stromboli alle Grenzen und macht mit den Felsbomben, was er will. Da fliegen dann eben mal die Steine durch die Luft, die „Brotbomben“ genannt werden. Aber sie sind deutlich größer als Brote!

Früher war alles anders: Da konnte man hoch und oben bleiben über Nacht. Vulkan­ ausbrüchle mit Sonnenuntergang – ä Traum! Aber seit den größeren Eruptionen 2002 und 2003 war das Besteigen des 926 (andere 116


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Die Fischer von Stromboli Juniblatt des Kalenders 2014 Die Fischer von Stromboli sind ganz besonders markante Typen. Solche, um die man als Reporter oder Tourist gar nicht herumkommt. Ob sie es gerne haben, wenn sie fotografiert werden? Wir haben gefragt und erhielten die vordergründige Antwort: Wir dürften schon… Aber wenn man dann zum Beispiel die Frau des Fischers fragt, sagt sie vielleicht: Schön findet er’s nicht, aber wehren kann er sich doch auch nicht! Die Familie Cusolito hat sich einfach dran gewöhnt, dass man ihre Typen für typisch hält, diese gar nicht so großen, aber kräftigen Körper, die (früher mal pechschwarzen, mittlerweile schlohweißen) reichlich vorhandenen Wuschellockenhaare, die Bärte, die braun gegerbte Haut. Barfuß gehen sie arbeiten, barfuß gehen sie durchs Dorf, um ihren Fisch zu den Restaurants zu bringen, die ihn vorbestellt haben. Fotogen, fotogen! Wir hatten auf Stromboli beim Fischer eine Wohnung gemietet für die Zeit unseres Aufenthalts. Es ist eins dieser kleinen Kubus-Häuser der Eolen: Man baut ein Würfelhaus und baut, wenn’s zu eng wird, an. Die Unterkunft war nicht luxuriös, aber sie war typisch für Stromboli: anders als wir wohnten die Insulaner auch nicht. Also war’s richtig! Vor allem, weil es auf Stromboli, der Insel mitten im Meer, keinen Fischladen gibt. Man kauft, wenn man früh genug aufge118

standen ist, direkt am Strand. Es gibt, was die Fischer in den frühen Morgenstunden gefangen haben – abzüglich dessen, was sie bereits vorab den Restaurants der Stadt versprochen haben. An manchen Tagen ist das nicht viel, manchmal läuft’s besser. Local catch lohnt sich ja immer, und wenn er direkt vom Fischer kommt, allemal. Wir bekamen sechs Fische (insgesamt ein Kilo) für 15 Euro. Sie glitzern schön in Blautönen, aber die Schuppen müssen vor dem Verzehr fort, und ausgenommen wollen die Fische auch werden! Es gibt da einen (bei den Katzen des Viertels sehr beliebten) Platz vorm Fischerhaus – also in aller Öffentlichkeit. Und natürlich sehen alle Nachbarn zu, wie wir uns abmühen, man schuppt ja nicht alle Tage. Es gab anerkennende Blicke (hauptsächlich von den Katzen) und einen Nörgler (ein ausgewanderter Deutscher, der gaaaanz wichtigpupichtich tat). Wir gaben den Katzen gezielt Abfälle und dem Menschen kein Wohlgefallen. Der Fisch hat dann über den Umweg einer olivenbeölten Pfanne den Weg auf den Tisch gefunden und gemundet.


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Rrrummsfauchkrabumm Juliblatt des Kalenders 2014 Und stündlich rungst der Berg. Mindestens. Von vielen Punkten der Liparischen Inseln aus hört man nichts, sieht aber die Rauchwolken und, manchmal, nächtens ein rotes Glühen. Wenn man auf der Insel ist, donnert es noch häufiger, manchmal weniger, manchmal mehr. Das ist normal. Nicht normal waren die Eruptionen 2002, deren letzte (am 29. Dezember) zu einem Tsunami führte. Die Insel wurde für zwei Monate evakuiert. Der Berg tobte immer mal wieder, Lava floss die Sciara del Fuoco, der Feuerstraße am Hang der (aus gutem Grund!) nicht bewohnten Inselseite, ins Meer. Ganz klar, dass in dieser Zeit das Besteigen des Stromboli nicht gestattet war. Seit 2007 ist’s wieder erlaubt – allerdings nur mit Führer. Kontrolliert wird auch: Sehr sportliche Typen hirschen durchs Gelände und kassieren 500 Euro Bußgeld von jedem, der nicht zu einer Gruppe gehört. Da ist es dann doch günstiger, 25 Euro zu bezahlen. Wir wählten die symphatischen Jungs von Magmatrek, deren Büro praktischerweise gleich neben der Chiesa di San Vincenzo liegt, an der die Touren beginnen. Wer mag, kann ja vorher rein – aber ob’s bei dem knapp tausend Meter langen Aufstieg hilft? Zu den Bedingungen des geführten Aufstiegs gehört: Kleine Gruppen. Und nicht 120

länger als 30, maximal 45 Minuten oben am Krater stehen. Aber da sind wir ja noch lange nicht, denn erst mal geht’s hoch. Steil hoch. “Wer den Teil schafft, schafft auch den Rest!” hatte der Bergführer versprochen und uns damit Mut gemacht: Wir waren gleich am ersten Abend den führerfreien Weg zur Sciara del Fuoco entlang gewandert: Bis 400 Meter geht’s ohne Begleitung, und dieser Weg endet bei 390 Metern. Gut gemacht! Wir marschieren aber weiter, den neuen Weg aus dem Jahr 2004 hoch, den man sich nach den Ausbrüchen von 2002 ausgedacht hat. Der andere war teils weggebrochen, teils wohl zu gefährlich. Ein bissel Angst muss sein: “Bis hierhin könnten die Steine fliegen, wenn der Stromboli jetzt ausbräche!” Tut er aber nicht, vielen Dank dafür. Im Gänsemarsch geht’s stramm hoch, mit zwei Pausen. Nach drei Stunden etwa sind wir am Gipfel, es fehlen nur noch wenige Meter – da macht es rrrrrummmsfauchkrabumm. Diesen wahrscheinlich wunderschön anzusehenden Ausbruch haben wir also verpasst! Oben angekommen, bauten sich alle in Reih und Glied auf: Stative raus, Kamera drauf, ausrichten auf einen der vier aktiven Krater und warten. Zack – natürlich geht einer der anderen drei los. Bevor man’s merkt und die Kamera ummotiviert hat, ist es zu spät (und mit ein wenig Glück

macht zwischenzeitlich der ursprünglich fixierte Krater los). Für die Vulkanführer ist es abendliches Brot, für die Touris Nervenkitzel. Die Stimmung oben ist eine eigenartige Mischung aus Ehrfurcht vor der Natur und Proll-TV-Sensationsgeilheit. Der Berg wird ausgeschimpft, wenn er nicht Feuer spuckt und angehimmelt, wenn er fotografenfreundlich Magma speit. Idealerweise nur so viel und so lange, dass Fotos und Filme für die Freunde im Kasten sind und keinesfalls so verwegen reichlich, dass es Asche regnet. Die gute Ausrüstung! Tja, die gehört für den Rückweg sowieso gut verpackt, denn bergab geht’s (nun im Dunkeln, also bitte Taschenlampe oder noch besser Stirnlampe nicht vergessen) durch ein Aschefeld Rina Grande im Osten der Insel. Hei, das stiebt so fein! Halb rutschten wir, halb stapften wir – und kamen dann doch fröhlich vergnügt und feuerbeseelt am Ausgangspunkt der Wanderung an, wo sich – welch göttlicher Zufall! – die Allroundgaststätte von Ingrid befindet. Ritrovo Ingrid ist Bar, Restaurant, Pizzeria oder, in einem Wort, das Wohnzimmer der Insel, das immer einlädt: morgens zum caffèe, mittags zur Pizza, nach der Vulkanbesteigung zum zischenden Bier.


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Vulcano

Aprilblatt des Kalenders 2014 Was für ein wundervoller Krater! Wie aus dem Bilderbuch, wie gemalt. Passenderweise heißt die Insel auch noch richtig: Vulcano! „Vom Namen der Insel ist das heutige Wort für Vulkan abgeleitet. In der römischen Mythologie galt die Insel als Schmiede des Vulcanus, des römischen Gottes des Feuers“, weiß die Wikipedia. Was sie nicht wirklich verrät, ist: Da oben auf dem Vulkan stinkt’s viehisch. Schwefel entweicht den Fumarolen – genau genommen: Schwefelwasserstoff. Man sollte seine Nase nicht in so ein Loch hineinhalten – neben dem Geruch nach faulen Eiern (hat übrigens schon mal jemand fleißige Eier gesehen bzw. gerochen?) notieren die Chemiker nämlich auch, dass diese Gase giftig sind. Aber selbst bei gehörigem Abstand kann’s einen erwischen: wenn der Wind plötzlich dreht, steht man nicht mehr hinter der Stinkewolke, sondern mittendrin. Luft anhalten und schnell rausrennen (nur: wo ist draußen?) ist die einzige Lösung – ein ordentliches Wanderbier nach derlei Erlebnissen reinigt die Kehle. Der Weg hoch zum Vulkankrater kostete bei unserem letzten Besuch (2011) drei Euro, 2007 war’s kostenlos. Wir verfuhren nach der Devise „nicht ärgern, nur wundern“ und bereuten es dennoch nicht, zumal der Krater in der Regel (d.h.: wenn’s nicht allzu arg dampft) komplett umrundet werden kann. 124

Der Weg selbst ist sehr schattenarm – das junge Paar, das in Badekleidung hochging, bildet allerdings dennoch die Ausnahme. Auch nicht empfohlen: Durch die Wolken des Kraters oder gar hinunter in den Krater zu gehen. Heildämpfe gehen anders. Unten am Meer gibt’s (gleich neben dem Hafen) das Tote Feld: Zwischen dem Vulkan Fossa und der vorgelagerten Insel Vulcanello suchen manche Menschen den Grund­ wasser­schlammpool auf. Schön warm ist er, matschig sowieso – und natürlich soll das Baden im Tümpel gut sein gegen Hautkrankheiten, Rheumatismus und Arthritis. Mag ja sein, aber erstens stinkt’s da auch gewaltig, zweitens tritt auch hier der giftige Schwefelwasserstoff aus und drittens – ja, drittens ist so schön in der Wikipedia formuliert, dass ich mit großem Vergnügen zitiere: “Im Fangotümpel findet fast kein „Wasseraustausch“ statt, so dass sich organische Stoffe anthropogener Herkunft in ihm sammeln (Urin, Hautschuppen, Haare usw.)”. Guten Appetit!


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Begegnung mit dem Bullen Tolle Aussichten am Capo Grillo… Wir hatten uns bei Luigi ein Quad gemietet, um schneller an die entlegenen Ecken von Vulcano zu kommen. Gelso – die älteste Siedlung der Insel und so weit es geht vom Vulkan entfernt – war ein Ziel, das Capo Grillo mit seiner traumhaften Aussicht auf alle Inseln des äolischen Archipels das andere. Aber da es zwischendurch immer mal wieder was zu sehen und zu erlaufen gab (und, zugegeben: in Gelso auch was zu essen!), kamen wir in den Genuss des spätnachmittäglichen Seenebels, als wir das Capo Grillo erreichten. Der quadbreite Weg endet hier, ein schmaler Pfad mit Zaun links und Abgrund rechts führt links ab zu noch besseren Aussichtspunkten – theoretisch. Also notierten wir: Da sieht man nicht Stromboli, dort nicht Panarea, vorne in den Wolken erkennen wir Lipari und gut bedeckt Salina, nix Filicudi und schon gar nichts mit Alicudi. Aber über uns dräuten die Wolken in affenartiger Geschwindigkeit, so dass wir beherzt entschlossen: Erst mal heeme, aber morgen früh ist auch noch ein Tag, da fahren wir wieder hin. Tagsdrauf war morgens um sieben die Welt wieder in Ordnung: Klare Sicht, klare Entscheidung: wir knattern erneut die 420 Meter hoch. Sind ja nur knapp neun Kilometer, und Morgenluft ist doch mal was Schö126

nes! Den Weg kannten wir ja schon, einen Stamm-Parkplatz fürs Quad am Grillencap hatten wir ja auch schon. Aber statt der Grillen sahen wir – neu für uns! – hinterm Zaun eine Kuh mit ihrem Kalb. Wenig später erspähten wir noch mehr Kühe – und einen Bullen. In solchen Momenten lobt man die Erfindung des Zauns, blickt hoch und erfreut sich dank klarer Sicht am Inselblick: Da sieht man Stromboli, dort Panarea, vorne erkennen wir Lipari und dahinter Salina, sogar Filicudi schiebt sich ins Bild. Nur Alicudi liegt hinterm Berg. Aber es gibt ja noch den bereits erforschten Pfad!

einen Schritt schneller als das muhende Ding hinter uns zu sein.

Wir hatten gerade ein Viertel des Pfades hinter uns gebracht und eine Heuschrecke portraitiert, just um die Ecke auch schon Alicudi entdeckt und uns schon auf ein großartiges Panorama gefreut, als es vor uns muuhte. “Oh!”, sagte Sylke. “Oh!”, sagte ich. “Hhmmuuuh!” sagte Mutter Kuh und begann, sich auf schmalem Pfad uns von vorne im leichten Trab zu nähern. Es gibt Momente, da diskutiert man nicht lange. Offensichtlich war der Zaun vorne am Quadparkplatz nur das Muster einer Verkaufsausstellung für Zäune, aber keineswegs Teil eines geschlossenen Systems, das Kühe mit ihren Kälbern und Bullen von Menschen zu trennen beabsichtigte. Also vollzogen wir ratzfatz eine 180-Grad-Wendung und beeilten uns, immer

Puh, alles noch mal gut gegangen. Natürlich mussten wir die Geschichte erzählen, als wir das Quad bei Luigi und Nidra abgaben. “Wir hatten ein Problem mit den Bullen!”, begann ich den Bericht. “Ach,” meinte Nidra, “mit den Bullen? Aber ihr hattet doch Führerschein und Papiere dabei!”

Cowboygleich besprangen wir das Quad, das natürlich nicht sofort ansprang (vielleicht hätte ich den Zündschlüssel gleich in die richtige Position bringen sollen!) und ritten helmlos nicht nach Laramie, sondern erstmal weg vom Capo delle Mucche. Mutti Kuh mit mutmaßlich Tochter und Besamer im Schlepptau hatten es längst schon nicht mehr auf uns abgesehen, aber das sollte unsere Herzen nicht an erhöhter Pumpfrequenz hindern. Das kam natürlich nur vom Laufen!


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Luigi e Luigi

Freundliche Begegnungen mit zwei Zugereisten auf Vulcano Manche Tage meinen es gut mit uns, andere eher nicht. Zuerst hatte das Aliscafo Verspätung, was ja nicht wirklich schlimm ist, wenn man im Urlaub unterwegs ist. Aber wenn deswegen logischerweise auch die Ankunft am Ziel später erfolgt und es just beim Aussteigen zu regnen anfängt, dann sagst Du Dir schon: Wäre das Boot in Salina S. Marina pünktlich gewesen, säßen wir vielleicht schon bei einem Glas Wein im neuen Quartier auf Vulcano! Wäre, säßen, vielleicht: So war’s also nicht. Stattdessen eben: Regen – und kein Abholer. Der hatte, wie sich später rausstellte, jemand anders aufgegabelt und durch Vulcano kutschiert. So ist das, wenn Boote Verspätung haben. Als Luigi uns dann nach SMS und Telefonat aufgabelte, fiel das Resümee sehr sizilianisch aus: Wie lange wir gewartet hätten? Dreißig Minuten? Das sei doch quasi nichts, für italienische Verhältnisse! Unser leichter Groll war schnell verzogen, weil Luigi so herzhaft lachte und sich die kleinen schwarzen Löckchen im Haar vor Freude noch mehr zu kringeln schienen. Wir fuhren mit Luigi zum Haus („Keine Sorge, das ist fertig!“) und weiter die paar Meter bis zum Porto di Ponente, dem kleinen Hafen mit der großen Badebucht gleich nebenan. Schwarzer Sand – Vulkan und so, ist klar. 130

Dann zurück am Haus vorbei („It’s up there and ready for you!“) und weiter: Da ist der Bäcker, um die Ecke gleich der nächste. 500 Meter bis zum Haus. Weiter Richtung Zentrum von Vulcano Porto, vorbei am Porto di Levante – da hatten wir uns am Anleger der Linienschiffe vor einigen Minuten doch getroffen?! Um die Ecke, Stopp beim Autovermieter: „Das ist auch ein Luigi, Luigi due sozusagen!“ Luigi II ist da, großes Hallo: „Ciao Luigi!“ – „Ciao Luigi!“ Der andere Luigi hat mit unserem nichts zu tun, außer dass sie sich kennen. Andreas-Luigi Segatta, der Alles-was-Räder-hat-Vermieter, kommt aus dem Schwarzwald, aus Furtwangen. Er ist Kind deutsch-italienischer Eltern und lebt seit zwanzig Jahren auf Vulcano, wo er zusammen mit Nidra Haupala sowas wie ein touristisches Informationszentrum mit praktischen Anwendungen betreibt. Die reichlichen Infos gibt’s gratis, aber von irgendetwas Leben muss man ja auch: Da kommt dann Nolo Sprint da Luigi ins Spiel, wo es Fortbewegungsmittel auf Rädern gibt. Und für die Wanderer auf den Vulkan findet man auch die passende Ausrüstung, damit man im Zweifelsfall nicht in Badesachen hochschlurfen muss. Luigi I empfahl uns Luigi II und kutschierte uns weiter in Heim. Luigi Bonanno, der

Ferienhaus-Vermieter, kommt eigentlich aus Messina auf dem sizilianischen Festland. Häuser vermietet er auf Vulcano schon seit einiger Zeit – insgesamt zwanzig sind es, wenn wir uns da richtig verstanden haben. „Mai, Juni ist für mich mit die schönste Zeit – weil es nicht nicht so voll ist auf der Insel und wir uns auch um die Gäste individuell kümmern können!“ sagte er – bei einer sehr individuellen Betreuung: Luigi hatte uns eingeladen, vom zweithöchsten Berg Vulcanos auf den Krater und die anderen Inseln zu gucken: „Vom Monte Saraceno könnt ihr alle sieben Eolische Inseln sehen!“ Aber das ist eine eigene Geschichte! Nolo Sprint da Luigi Via Provinciale 98050 Vulcano Porto Tel. +39 347 7600275 Luigi Bonanno Tel. +39 090 9852157, +39 335 6040045 www.baiadiponente.it/


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Einfach Küche mit Geschmack Ristorante Al Cratere in Vulcano Porto Die äußere Anmutung wirkt nicht einladend, wenn man Tourifallen meiden möchte. Großes Plakat mit großer Schrift und dem Angebot der Örtlichkeit – gedruckt, nicht handgeschrieben, dafür mit Essens-Bildern. Aber wir hatten das Restaurant unabhängig voneinander von zwei Leuten empfohlen bekommen – also gingen wir einfach hinein und wunderten uns ein wenig über uns selbst. Tische mit Decken, die mit Sturmklammern festgehalten werden – darauf muss man im Innenraum erst mal kommen. Eine wilde Anordnung von Bildern, ein pultartiger Schreibtisch auf Rädern für die Bedienung, eine große Plastikmülltonne daneben. Die Bedienung in Kittelschürze. Aber: nebenan hinter der offenen Tür neben dem Getränkekühlschrank kocht Mamma! Die Karte lässt uns noch einmal kurz zweifeln: ein Bilderbuch, vierfarbig in vier Sprachen und alles mit Fotos garniert – so wie wir das von italienischen Eisdielen in Deutschland kennen. Aber: Cucina Tipica ­Eoliana steht da auch – also sind wir vielleicht gar nicht so mutig, sondern die üblichen Genießer. Und die bestellten Antipasto della Casa (7,50 €) – nix mit Meer, sondern ricotta fresca, olive, bruschette, melanzane, zucchine. Einfache Küche, aber so, wie wir sie lieben: mit Geschmack! 132

Zum Hauptgang sollten wir Fisch bestellen, hatten unsere Informanten empfohlen (die beiden Luigi, unabhängig voneinander) – und zwar nicht gezielt aus der Karte, sondern “die, die es gerade gibt”. Catch of the day, pescato del giorno – da weiß man zwar nie, was man hat (denn wer kennt schon die vielen kleinen Mittelmeer-Fischarten?) – aber man weiß, was man bekommt: garantiert frischen Fisch! Der Fang des Tages kostete 16,50 € und hatte nur einen kleinen Nachteil: alles war gleichartig paniert. Zwar mit einer schmackhaft-würzigen Panade, aber eintönig. Wir nahmen’s hin, war eben nach Art von Vulcano! Zum Fisch hatten wir einen Insalata di Vulcanara (4,50 €) mit Kartoffeln, Tomaten, Oliven und Kapern bestellt. Vor allem mit den Kartoffeln – schlichte Pellkartoffeln – eine köstliche Bereicherung (ja, wir lieben Kartoffeln, wenn sie Geschmack haben!). Das Dessert ließen wir uns etwas von unserer Bedienung empfehlen. Sette vele schmeckte nussig und schokoladig. Wir hatten auf Fertigprodukt getippt, aber waren uns bei dem Geschmack dann nicht mehr sicher – und wenn es convenience war, dann richtig gut gemacht! Da waren wir dann doch froh, uns nicht von Äußerlichkeiten geleitet haben zu lassen – sollte man sich als Lektion vielleicht merken. Ein Wort noch

zu den Getränken: Hauswein ordentlich für sechs Euro den Liter, Amaro und Limoncello danach für 2,50 €. Ristorante Al Cratere Via Provinciale, 31 98050 Vulcano Tel. +39 090 9852045 Geöffnet: täglich 12.30 – 14-30 und 20 – 22.30 Uhr [Besucht am 25. Mai 2014]


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Wandern auf der Antica Via Reale

Erkundungen auf einem neu freigelegten Wanderweg Wir wollten ins Valle della Roja, das auf Vulcano zu den schönsten und aufregendsten gehören soll. Eine “wilde Schlucht mit vielen malerischen Partien” nennt Ludwig Salvator, der famose Erzherzog mit dem Blick fürs Detail, das Tal. Luigi der Alles-was-Räder-hat-Vermieter hatte uns die Tour empfohlen und auf einer kleinen Karte skizziert sowie mit viel Worten erklärt. Allerdings meinte er auch, dass das Gelände unübersichtlich sei, vor allem eine Abstiegs-Stelle nicht immer leicht zu finden. “Aber ihr schafft das schon!” Zuversichtlich schritten wir wacker fürbass. Der Anfang ist eher puppsch, denn der Einstieg zur Wanderung an der auffälligen Schirmpinie kam uns bekannt vor: da geht’s links ab hoch zum Gran Cratere, dem aktiven Vulkan. Wir gehen dieses Mal aber rechts ab, um den Vulkan quasi von hinten zu umarmen. Ein bisschen Inselgeschichte muss jetzt sein, um dieses ganze Vulkangemenge zu verstehen. Vor etwa 136.000 Jahren begann sich ein Vulkan aus dem Meer zu erheben, der bis zu tausend Meter hoch war. Davon geblieben ist letztendlich der große südliche Teil der Insel mit Erhebungen bis zu 500 Metern (Monte Aria; der Monte Saraceno ist 481 Meter hoch – da waren wir 134

später auch drauf) und einer großen Ebene – ­Piano heißt die. Vor rund 13.000 Jahren kam nordöstlich ein zweiter Vulkan hinzu, der wie der erste später in sich zusammenstürzte. Den Kraterrand kann man heute noch am M ­ onte Lentia (187 m) erkennen. Der heutige Liebling der Touristen ist der Gran Cratere, 391 Meter hoch und auf dem Grund dieser jüngeren Caldera entstanden. Richtig wäre es übrigens, den großen Krater Fossa II zu nennen, er ist der der jüngere von zwei sich überschneidenden Kegeln. Fossa I ist seit dem 6. Jahrhundert nicht mehr aktiv, Fossa II zählt noch zu den aktiven Vulkanen. 1888 bis 1890 gab es eine Serie von heftigen Ausbrüchen – seitdem ist scheinbar Ruhe, nur die Fumarolen dampfen vor sich hin. Wir sind also auf der jüngeren Caldera und umschleichen Fossa II. Am Morgen waberten noch die Wolken rund um Berge, dieses Spiel mit dem Wechsel zwischen blauem Himmel und tief hängenden Wolken blieb uns den ganzen Tag über erhalten. Aber egal – wir hatten ja ein Ziel! Und der Weg dahin: voller Eindrücke. Linker Hand immer die Fossa: roter Stein, schwarze Asche, hin und wieder erkennt man stecknadelkleine sich bewegende Punkte. Das sind Menschen, die gerade hoch gehen zum Krater, immer schön in der Sonne. Etwas weiter nur sieht man,

wie sich die Natur den Berg zurück erobert: Ginster! Ginster! Ginster! Ein gelber Teppich, der sich fotografisch einwandfrei mit dem Blau des Himmels und dem Rot des Felsens arrangiert. Das war vor hundert Jahren schon mal so, bevor – wie Ludwig Salvator zu berichten weiß – “bei der letzten Eruption von 1888-90 der Vulcan seine alte zerstörende Herrschaft über Alles erlangte.” Rechter Hand erkennt man den Schüsselrand des Kraters. Im nahen Gestrüpp beißt sich eine Ziegenherde durch – weniger romantisch geht auch, denn Baufahrzeuge haben hier ihr Materiallager. Wir haben zwei Beschreibungen: Eine schriftliche von Peter Amann, dem ausgewiesenen Sizilien-Kenner. Sein Insel- und Wanderführer ist zwar 2010 schon in 5. Auflage erschienen, aber keineswegs fehlerfrei, manchmal vom Verlag auch miserabel lektoriert. Aber da es nichts Neueres mit Wanderungen gibt, hatten wir ihn mit: Tour 29 hätte die Grundlage unserer Wanderung sein können. Sie war es aber genau so wenig wie die mündlichen Hinweise von Luigi, unsere zweite Quelle. Dem Iwanowski waren wir böse, dem Luigi nicht, und das kam so. Amann schreibt, dass sich “linker Hand der Monte Saraceno


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STIPvisiten erhebt”, was er leider nicht tut: er ist rechts vom Wanderer (weil ja links immer die Fossa ist). Dann merkt er an, dass “wir an einer der Messstationen vorbei kommen” – was richtig ist. Aber es waren etwa fünf, also nicht wirklich hilfreich. Nun sollen wir “an einer Gabelung den mittleren breiten Weg” nehmen – nee, nee, nee: soviel Quatsch in vier Zeilen ist schon hart. Bei einer Gabelung

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dachte ich ja immer, dass man die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten hat (die Italiener sprechen daher ja auch von biforcazione). Derlei Abzweige sahen wir auch, ein flotter Dreier mit der Wahl des breiten Mittleren blieb uns verborgen. So geht das weiter. Nur dass wir “links ein lauschiges Plätzchen” unter Steineichen nicht erreichten, werfen wir Amann nicht vor: Der Weg dahin war bei

unserem Besuch offensichtlich zugewachsen, das muss ja 2009 beim Schreiben nicht so gewesen sein (in OpenStreetMap ist er auch noch verzeichnet). Fast möchte ich schreiben: natürlich fanden wir auch den Abstieg ins Tal nicht. Aber das ist eh der kritische Punkt, wie Luigi uns schon vorab gesagt hatte, und auch seine


Isole Eolie blumige Beschreibung führte uns nicht zum Ziel. Die GPS-Aufzeichnung der Tour zeigt: Wir sind wie verrückt hin- und hergelaufen, hatten auch einen Verdacht, haben uns da aber nicht getraut: Das sah uns zu wild aus. Also stapften wir einfach hoch Richtung Erst­vulkan­kraterebene (da den Einheimischen das Wort zu lang ist, nennen sie die Piano).

Das war zwar nicht der Plan, geriet dann aber doch zu grandiosen Ausblicken und Erlebnissen. Unterwegs gab es Begegnungen mit Ziegen und Schlangen – und die Frage, ob man eine Ziege beim Kötteln ungefragt fotografieren darf, beantwortete ich lässig mit si. Die Ziege und ihr Begleiter guckten allerdings so, als ob sie uns “doofe Touris!” zumeckern wollten. Im Ge-

gensatz zu Bullen und Kuhmüttern verhalten sich Ziegen allerdings eher freundlich und hauen ab, wenn man kommt – also gab’s keine Probleme. Und die Schlangen von Vulcano, die trotz ihrer schwarzen Färbung Gelbgrüne Zornnattern heißen, sind auch eher harmlos und machen sich meist schnell vom Acker, wenn sie einen bemerken.

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STIPvisiten Wir landeten auf einer der wenigen Autostraßen der Inseln – und fanden schnell, was wir nicht gesucht hatten, aber schon aus einer Erzählung kannten: Luigi Segatta und Nidra Haupala sind nämlich nicht nur Autovermieter und inoffizielles Touristenbüro, sie haben in den Wintermonaten auch richtig geackert und den alten Königsweg freigelegt. Mit Freunden haben sie das Unterholz weggehackt, die alte Wegführung tatsächlich wiedergefunden – und ausgeschildert, so dass unsereins den Weg auch ohne Vorwarnung findet. Der Pfad schneidet, kann man sich ja denken, die autofreundlichen Kehren und ist daher zwar steiler, aber kürzer. Schöner sowieso! Wir gingen ihn ein Stück bergan und dann runter bis ins Tal, zu unserem Ausgangspunkt.

Ein Schild bestätigt, was wir wussten: Wir sind im Bezirk von Piano. Jemand hatte Bank und Tisch dahin gestellt, was wir selbstredend fürs alljährliche Urlaubs-Selfie nutzten. Im Hintergrund sollte man Fossa II sehen, aber wir haben uns zu breit gemacht – kann ja mal passieren. Obendrein gab’s reichlich schöne Blicke zurück auf das Wegenetz, wobei wir erleichtert feststellten, auch aus der Distanz nicht schlauer zu werden als wir es im Detail waren. Nächstes Mal gibt’s dann halt die geführte Wanderung, die uns Luigi eh zu Gesprächsbeginn empfohlen hatte.

darf sich nicht durch Zäune abhalten lassen, wenn man erkennt, dass davor und dahinter ein Trampelpfad sind. Zuerst standen wir auf einem Felsen – über dem Loch, was wir da nur vermuteten, aber noch nicht wussten. Aber mit ein wenig Rumsuchen und Runterkrabbeln eine Ebene tiefer war es dann plötzlich vor uns: das Fenster von Vulcano. Das heißt nicht wirklich so, aber da es nirgendwo einen Namen hat, muss man dem Loch ja einen geben – und uns gefiel, was unser unermüdlicher Informant Luigi uns zu dem Thema gesagt hatte.

Von unten hatten wir bereits so einen wunderschönen Felsen mit Loch gesehen – den wollten wir finden. Mit Gefühl und Augenschlag gelang uns das dann auch – man

Vom Fenster von Vulcano runter gingen wir also den alten Königsweg. Man kann die ehrenamtliche Plackerei gar nicht laut genug preisen und beklatschen, denn was die Freiwilligen da im Herbst vergangenen Jahres mit ihrer Entwucherungs-Aktion geschaffen haben, ist ein wunderbarer Wanderpfad. Wenn es nicht so platt wäre, könnte man schreiben: ein königlicher… Runter zu, so wie wir ihn gingen, mit permanent grandiosen Ausblicken auf Alles: die ginsterbestandene Fossa voraus, rechts davon erahnt man das von uns nicht geschaffte Valle Roja, links schiebt sich alsbald Salina ins Bild mit den Zwillingsbergen. Wer einen Blick zurück riskiert, erblickt das Grün der Ebene von Piano, wer scharf links den Berg hochsieht, kann kriechende Wolken und kletternde Ziegen auf dem Grad des Monte Saraceno beobachten (für beide Dinge gilt: nur auf Nachfrage und bei Verfügbarkeit).

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Mediterranes mit einem Hauch Indien

Bei Maurizio gibt‘s Cumquat und Kardamom statt Limoncello Ein Hauch von Orient schimmert durch: Kardamom, Zimt. Das passt erstaunlich gut zur mediterranen Küche, ergänzt sie sogar vorzüglich. Diese Erkenntnis verdanken wir Maurizio und seinem Team, die auf Vulcano eine geschmacksbombige Küche servieren. Maurizio, der mit dem Käppi auf dem Kopf, bedient schnell und sprachgewandt: Als wir auf seine Frage, welche Sprache wir bevorzugen würden – italienisch, deutsch, englisch, französisch –, wahrheitsgemäß antworteten, im Deutschen nahezu unschlagbar gut zu sein, wechselte er ins Deutsche und blieb dann auch dabei. Nach kurzer Beratung entschieden wir uns für ein Degustationsmenü (das mit einem Viertelliter Wein, einer Flasche Wasser und einigen Zugaben des Hauses 30 € kostete) plus einen zusätzlichen Hauptgang – den Rest teilten wir uns. Zum Brot und den schnell servierten Vorspeisen Stuzzichino alla Maurizio gab es Salz, Öl und etwas, was die Bedienung „Griechisches Heu“ nannte, Bockshornklee also. Lecker war’s! Die restlichen Vorspeisen hauptsächlich aus der Gemüseküche (Ausnahmen: ein frittiertes Fischbällchen, ein Ricotta-Stück) ließen die Gewürzlieben bereits anklingen – nicht vordergründig, sondern dezent, aber immer präsent. 146

Spaghetti alla Eoliana mit Tomätchen, ­Kapern, Kräutern und (die leichte Schärfe ließ es vermuten) wohl auch Peperoncini machten zwar leider wieder satt, auch in kleiner Portion. Aber drauf verzichten hätten wir nicht wollen! Und die Idee, statt geriebenem Parmesan zerbröselten gekochten Ricotta zu reichen, merken wir uns! Eine Überraschung waren die Involtini di pesce spada – kleine Rouladen vom Schwertfisch. Die Rouladenfüllung mit Curry angeschärft, die sehr dünnen Schwertfischteile durch, aber nicht zäh. Merken! Eine ähnliche (oder die gleiche, das konnte ich beim Naschen nicht rauskriegen) Füllung beim zweiten Hauptgang: Calamari ripieni, gefüllte Tintenfische. Auf jeden Fall gleich bei beiden Gerichten: Caponata e insalata mista. Ein großer frischer Salat (eher ä ­ olisch im Geschmack) und Auberginen (mit Gewürzgruß aus dem Orient, perfekt und nicht – wie leider sehr oft – vor Öl triefend). Von der Menge her mehr als genug, auch hier hätte uns eine Portion für zwei gereicht. Aber wir sind ja kein Maßstab. Zum Dessert gab’s Biscotti della casa e malvasia, eine vom Namen häufig zu lesende Position. Aber diese biscotti waren wirklich mal was Anderes. Wir schmeckten Trockenfrüchte, Kardamom, Mandeln – die

komplette Weihnachtsbäckerei im Mai. Die Kekse waren so gut, dass wir gleich noch ein halbes Pfund zum Naschen auf unseren Wanderungen kauften. Die Creme mit Zimt, die es auch gab, war freilich nicht unser Ding – obwohl doch Zimt glücklich machen soll! Wir waren durch mit dem Degustationsmenü – und während wir es für uns gerade noch einmal Revue passieren ließen, kam der nette Kellner und brachte etwas, was verdammt aussah wie in Limoncello. War es aber nicht: Es war ein Likör aus Cumquat und Kardamom. Was für ein krönender Abschluss! Ristorante Maurizio Strada Provinciale 45 98050 Vulcano Tel. +39 339 1379107 Geöffnet: täglich 12-15 Uhr und 19–23 Uhr [Besucht am 26. Mai 2014]


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Gelso – ein Fischerdorf mit Atmosphäre Inselerkundung von Vulcano außerhalb der Touri-Mengen Vulcano erleben die meisten Touristen nur als Tagesbesucher. Und da kommt man erfahrungsgemäß nicht weit: Hoch auf den Gran Cratere, das ist Pflicht. Und dann noch mal an den Strand mit seinem schwarzen Sand und den warmen Quellen. Wenn man viel Zeit hat, vielleicht noch nach Vulcanello.

Das kleine Vulkänchen hat vergleichsweise viele neue Hotels, einen lustigen Monsterpark und den jüngsten Vulkan der Insel. So jung, dass es sogar einen Augenzeugenbericht von der Entstehung der kompletten Insel gibt: den römische Historiker Polybios, der natürlich drüber schrieb. Zweimal gab’s kleinere Ausbrüche mit Landvergrößerung, ein großer Ausbruch 1550 machte aus der Insel Vulcanello eine Halbinsel, denn sie verschmolz mit Vulcano. Es gibt aber noch mehr! Die Hochebene Piano beispielsweise, auf der viele der Inselbewohner leben (naja, “viele” ist relativ bei insgesamt nur 715 Einwohnern, die bei der Volkszählung 2001 herauskamen). Oder es gibt, aus der Sicht der Hafenbewohner von Vulcano Porto: am anderen Ende der Welt, Gelso. Ein Fischerdorf mit

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einer Trattoria, einer Kirche aus dem 18. Jahrhundert (der ältesten der Insel) und einem Leuchtturm. Dieses Dorf sollte unser erstes Ziel sein, genauer: Die Trattoria. Ein feiner Ort zum Ankommen, bei dem man erst einmal in vollen Zügen die Ruhe des Orts genießen kann. Das ist auch nötig, denn man hat eine kurvenreiche Abstiegsfahrt hinter sich, bei der man sich von 425 Metern Höhe herunterschraubt auf nahezu Meeresniveau. Die höchste Erhebung Vulcanos, den Monte Aria (500 m), lassen wir dabei etwas links liegen, aber die Hänge des ältesten Strato-Vulkans Vulcano-Primordiale nach Gelso hin sind auch nicht ohne. Was sich dabei natürlich ergibt: fabelhafte Aussichten! Nach dem vorzüglichen Essen und der freundlichen Bewirtung bei da Pina erkundeten wir Gelso. Zuerst ist da einmal der Steg, der ins glasklare Wasser führt. Vier Fischerboote dümpeln vor sich hin, Wellen gibt es an diesem Tag nur, wenn ein Motorboot vorbeirauscht und welche protzerisch an den Strand schickt. Vom Steg sehen wir zwei Badebuchten: eine direkt neben dem Fischerdorf, mehr Steine als Sand. Aber einfach zu erreichen. Die andere etwas weiter weg, feiner schwarzer Sand – aber mühevoller zu erreichen. Ein Weg führt aus etwa hundert Meter von der Strada Provinciale 178 flott runter an den Strand – was auf


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STIPvisiten dem Hinweg noch geht (da hat man ja ein Ziel: den Strand!), aber auf dem Rückweg die Bade-Frische sofort wieder entzaubert. Der Esel-Strand gilt dennoch als ein Tipp ohne geheim davor, denn im Sommer ist es rappelvoll. Wie gesagt: Wir sahen Asino Beach nur vom Anlegesteg in Gelso aus, mit ganz wenigen Badegästen Ende Mai. Weit sind wir ja noch nicht, immer noch auf dem Steg. Wir sehen uns eins der Boote an und gucken runter ins Wasser. Glasklar, schrieb ich, sei es. Naja: streng genommen war es quallenklar, denn die so liebevoll uns erwärmenden Tierchen tummelten sich in bezaubernd anmutiger Weise in beacht-

licher Menge dort herum. Badewetter hin, Badewetter her: Plötzlich waren wir nicht mehr so brennend auf diese Erfrischung aus. Aber so aus der Entfernung ist das Ballett der Quallen doch interessant anzuschauen. Wie sie sich elegant fortbewegen und wie sie gemeinerweise ansehnlich lange Tentakel hinter sich herziehen. Da die für das Juckpulver verantwortlich sind, sollte man also genügend Abstand halten. Oder gleich einfach mal nicht baden gehen. Eine Staffelei am Strand macht aus jedem Betrachter vorzügliche Maler, denn sie hat einen Rahmen, aber keine Leinwand. Bitte den richtigen Ausschnitt wählen und sich ein Bild machen, wahlweise von der spiaggia dell’asino im Hintergrund mit Felsen im Vordergrund. Mit etwas Geschick platzieren wir den sogar in den Goldenen Schnitt, Zufall kann das alles nicht sein. Unser endgültiges Bild bekam dann den Tiel “Some Sicilian Blue”, weil es deutlich mehr als drei Farben Blau in sich trug und die Küste Siziliens im Hintergrund erahnen ließ. Mehrfach ausgezeichnet ist der Weg zur äl-

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testen Kirche Vulcanos – na klar, wenn Gelso die älteste Ansiedlung ist. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert, verheißen die Schilder, aber in der Kirche hängt ein Info-Blatt, wonach sie 1865 gebaut wurde. Ende 1700 (da passt dann XVIII!) migrierten Bauern von anderen Inseln nach Vulcano, sie kamen aus Alicudi, Filicudi und Sizilien. Natürlich wählten sie diesen Teil der Insel, denn einerseits ist er diametral entgegengesetzt zum aktiven Krater und außerdem konnten sie an den sonnigen Hängen hervorragend Weinberge, Obstgärten und Kapern anbauen. Es gab, lesen wir, den Leuchtturm, der schon “früh” telegraphisch Lipari angeschlossen sein soll. Eine Grundschullehrerin wird auch erwähnt – und “langes Warten auf die Kirche”, deren Bau der Bischof im Jahr 1853 verfügte. Besonders attraktiv ist die Chiesa della Madonna delle Grazie am zweiten Sonntag im Juli, wenn die traditionelle Prozession auf dem Meer stattfindet. Die Madonna mit dem Kind auf dem Arm kann man aber auch sehen, wenn man außerhalb der Prozession die Kirche besucht: Die “feine Schnitzerei aus Südtirol” ist in einem Nebenraum zwischengelagert. Weiter führt der Pfad zum Leuchtturm. Da könnte man ein chices Hotelrestaurant draus machen (Name: Il ristorante alla fine del mondo). Es gibt Seeblick (mit Sizilien und dem Etna im Hintergrund) und Landschaftsgarten-Zimmer “mit Blick auf den ältesten Krater Vulcanos”, oder so ähnlich. Als dritte Blickrichtung können wir noch den nach oben anbieten: blauer Himmel, garniert mit Schäfchenwolken. Das war es dann aber


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STIPvisiten auch schon, wir gehen zurück. Gelso ist überschaubar… Der Weg zurück ist erst einmal der gleiche wie hinunter – es gibt nur diese eine Verbindung nach Gelso. Oben auf der Ebene von Piano kann man dann aber schon aus zwei, drei Straßen wählen: Piano hat kein wirkliches Zentrum, sondern hier mal ein Haus und dann dort mal ein Restaurant. Auf dem Weg zum Capo Grillo hat das Il Diavolo del Polli einen guten Ruf – aber wir haben’s nicht geschafft (müssen also noch einmal wiederkommen!). Statt Restaurantbesuch gab’s einen Stop an wunderschöner Land-

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schaftsformation mit Steineichen und wie wild auf uns losgaloppierender Ziegenherde. Ich weiß nicht, was die sich versprochen hatten – vielleicht wollten sie ja auch nur einmal ins Fernsehen (haben es aber nur ins Blog geschafft, so ein Pech). Am Capo Grillo hatten wir dann Pech, denn Eolos schob die Wolken zusammen. Schlechte Sicht auf alle Inseln ist nicht so der Hit, weswegen wir gen Unterkunft quadronierten – nicht ohne den einen oder anderen Zwischenstopp zu machen, um wilde Fotografen in reifenverzerrenden Spiegeln abzulichten oder auch nur noch einen Blick auf

­ ulcanello zu genießen. Vielleicht aber auch V nur, um festzustellen, dass der Dunst sich verzog, so schnell ging wie er gekommen war. Ärger? I wo! Freude über klare Sicht bis Salina und Vorfreude auf einen möglicherweise tollen Sonnenuntergang…


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Trattoria da Pina: Mut zum Geschmack Das kleine Restaurant am Ende der Insel Vulcano Gelso am anderen Ende von Vulcano (aus Sicht derer, die im Hafen der Insel ankommen), ist ein Ort mit mehr Buchstaben im Ortsnamen als Häusern im Ort. Naja, wahrscheinlich ist das wieder nur so eine journalistische Übertreibung, aber wenn man nach langer kurvenreicher Fahrt aus 425 Meter Höhe den kleinen Hafen im Süden von Vulcano erreicht, sieht man quasi nur eine Handvoll Häuser. Darunter aber das Ziel der Reise: Die Trattoria da Pina.

erfreulichen Dingen der italienischen Küche gehört, dass die antipasti meist so gut vorbereitet sind, dass sie wahnsinnig schnell serviert werden – sehr gut bei möglichen Hungerästen! „Wir haben die so arrangiert, dass sie sich besser teilen lassen!“ lautete der Kommentar beim Servieren, was übersetzt wohl heißt: manchmal lagen zwei Dinge drauf, obwohl es normalerweise nur Solitäre sind. Wir bedankten uns artig für diese nette Geste.

Wir hatten bei Luigi (dem aus dem Schwarzwald) ein Quad gemietet und die Chance genutzt, ihn um einen Anruf bei da Pina zu bitten: Sie sollten bitte nicht zumachen, wir würden auch Gas geben und wirklich kommen! Also gab’s auch um zehn vor drei zur besten deutschen Kaffee-und-Kuchen-Zeit noch was Richtiges zum Essen.

Die Auswahl war so, das wir permanent „großartig!“ murmelten. Warum? Weil die Küche im da Pina Mut zum Geschmack beweist. Bruschette mit Tomaten – kann jeder. Naja. Aber so, dass eine ganz feine hinterfotzige Schärfe dabei ist – das kann eben nicht jede. Oder frittierten Stängelkohl (cime di rapa) so servieren, dass man am Ende am liebsten noch einmal neu begonnen hätte! Auberginen, Zucchini, Tintenfisch, Sarde (süß-sauer): alles prima.

Der Senior sah (oder hörte!) uns anknattern und deckte prompt den für uns vorgesehenen Tisch. Wasser, Wein, Brot (erstaunlich frisch und lecker, dafür dass Gelso gefühlt so weit ab vom Schuss ist) komplettierten das Setting, dann kam der Junior mit der Karte und auf unseren Wunsch mit Empfehlungen. Denen zu folgen hat sich nie als falsch erwiesen bei Restaurant-Besuchen in Italien, also hörten wir genau zu und nahmen (natürlich) Antipasto della Casa (9,50 €). Zu den 154

Spaghetti alla Siciliana (11 €) werden wir so nie nachkochen können, leider. Natürlich schaffen wir es, die Nudeln al dente zu garen. Aber die Sauce? Woher wilden Fenchel nehmen? Wie diese Cremigkeit hinbekommen? Keine Ahnung. Aber man muss ja auch jönne könne, wie der Rheinländer sagt – und genießen. Ähnliches gilt für die Spaghetti

mit frischem Thunfisch, die nicht auf der Karte standen, aber angepriesen wurden. Sie schmeckten eben nicht vordergründig nach Fisch, sondern nach vollreifen Tomaten, frischem Basilikum, erneut schöner Schärfe und natürlich wegen der vielen kleinen Fischstücke nach tonno. Allein dafür würden wir jederzeit wieder den Weg nach Gelso machen! Und was ist mit dolce? Kann man machen (ich tat’s und probierte sorbetto alla limone), muss man aber nicht. Das Urteil lag uns auf der Zunge, und die Begründung kam per LKW: Nestlé Österreich liefert bis ans Ende der Welt… Trattoria da Pina di Francesco Maniaci & C. Gelso 98050 Vulcano Tel: +39 368 668555 [Besucht am 27. Mai 2014]


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STIPvisiten. Die Reiseverf端hrer.

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