STIPvisiten Venedig

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STIPvisiten

Venedig

Ein Reiseverf端hrer von Ulrich van Stipriaan 1


Venedig | Venice | Venezia Venedig in Bildern Eindrücke der Lagunenstadt – Fotostrecke mit 14 ganzseitigen Bildern Seite 4

Inhalt

Mit der Linie 1 durch die Stadt Der Canal Grande ist die pulsierende Wasserstraße Venedigs. Beitrag mit Bildern der vier Brücken über den Kanal und ­Aufnahmen vieler Palazzi. Außerdem: zwei Fußbummeleien durch San Marco und Dorsoduro Seite 21

Dorsoduro Eins der ursprünglichen Sestieri der Stadt – mit viel Studenten und vergleichsweise wenig ­Touristen Seite 39

S. Croce Impressionen aus einem der ruhigeren Sestiere Seite 34

San Marco Der touristische Mittelpunkt Venedigs – ein Eldorado für Taubenliebhaber und ein Platz, auf dem man mal gewesen sein muss.  Seite 43 Dogenpalast Das alte Zentrum der Macht – immer noch beeindruckend durch seine Kunst  Seite 57 Castello Von San Marco kommend wird es schnell ruhiger, wenn man sich vom Lagunenufer entfernt. Wir haben diesen Teil des Sestiere mit seinen Gassen und Kanälen besucht Seite 69

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Venedig | Venice | Venezia Cannaregio Ein Sestiere mit belebten Einkaufsstraßen und ruhigen Gassen. Beides kann man beim beschaulichen B ­ ummeln und mit schmackhaften Zwischenstopps ausgiebig erkunden Seite 73

S. Giorgio Maggiore Die Insel sieht man vom Markusplatz – ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!  Seite 99

San Trovaso Eine Werft für Gondeln, eine Kirche und eine feine Lokalität: Das sind die drei Hauptgründe für ein eigenes Kapitel über den Stadtbezirk San Trovaso Seite 109 Schlafen, Essen, Trinken Subjektiv und keineswegs repräsentativ: Eine Auswahl der Bars und Restaurants, die wir bei unserem Dreitagesbesuch kennen gelernt haben.  Seite 112

Impressum STIPvisiten von Ulrich van Stipriaan (Texte und Bilder) Band 1: Venedig Die Reisenotizen und Fotos vom 16. bis 19. März 2008 im Netz auf stipvisiten.de/venedig http://stipvisiten.de | uvs@stipvisiten.de

Für Sylke 3


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Anreise Rein in die 89, raus aus der 89, rein in die 76, raus aus der 76. Rein in den EC 370, der aus Wien kommt und bis nach Stralsund fährt. Die Wagen sind tschechisch, das Bordrestaurant auch – was erfahrungsgemäß eher ein Gewinn ist.

Canaletto-Blick

Die Ausfahrt aus Dresden ist immer wieder bezaubernd. Zuerst zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Neustadt die Elbüberquerung. In Fahrtrichtung nach rechts hat man nahezu den Blick, den der 1720 in Venedig geborene Bernado Belotto, genannt Canaletto, auf seinem großformatigen Bild festgehalten hat. „Canaletto-Blick“ heißt die Ansicht allgemein, bei der man Dresdens Altstadt mit dem Panorama zwischen Synagoge (links hinten auf dem Bild), Brühlscher Terrasse mit der alles überragenden Frauenkirch-Kuppel, dem Ständehaus, der Hofkirche mit dem Hausmannturm dahinter, der Semperoper und dem Sächsischen Landtag sowie dem Erlweinspeicher und dem Congress-Centrum als rechten Abschluss sieht. Freundlicherweise fährt die Bahn hier im

Schneckentempo, obwohl doch die Marienbrücke erst vor wenigen Jahren erneuert wurde. So hat man wenigstens was von diesem Teilstück.

es ist kalt – und für einen Hauptstadthauptbahnhof sehr unaufgeregt leer. Dafür erleben wir drei Berliner Wunder:

Fahrtrichtung rechts ist bei der Fahrt von Dresden nach Berlin sowieso die bessere: Schon bald nach Verlassen des Bahnhofs Neustadt lohnt sich ein erneuter Blick. Diesmal sind es die Weinberge von Radebeul, mit dem Spitzhaus und den hier recht steilen Hängen, an denen mittlerweile durchaus trinkenswerter Wein reift (das war nicht immer so, weil zu Zeiten des irreal existierenden Sozialismus Hobbywinzer im Zusammenspiel mit einer eher disengagierten Winzergenossenschaft nicht immer das Beste aus den Reben machten. Dass sie aber überhaupt was draus machten, kann man andererseits nicht hoch genug einschätzen – wer weiß, was sonst aus dieser Kulturlandschaft geworden wäre!).

Erstens: Wir haben von den vielen Ausgängen den richtigen erwischt.

Nach etwa einem Drittel des Wegs hält der Zug in Elsterwerda. Warum er das tut, weiß ich nicht, aber es steigen hier immer wieder mal Leute ein. Aussteigen habe ich keinen gesehen, woraus zu schließen wäre: Da will man nicht hin, da will man nur weg! Das sehe nicht nur ich so, sondern auch Die Höheren Mächte: Sie ließen einen sanften Nebel auf die nicht mehr so aufregende Landschaft fallen, durch die der Zug immer noch eher langsam glitt. Zeit für ein Nickerchen.

Die drei Wunder von Berlin Morgens ein Blick auf Dresdens Altstadt 18

Berlin! Hauptstadt der DDR, früher. Jetzt Hauptstadt für ganz Deutschland, mit großem Bahnhof. Der Zug fährt tief ein, wir steigen aus,

Zweitens: Trotz Streiks fahren Busse – bzw. unser TXL-Bus fährt (alle anderen interessieren uns nicht). Drittens: Der Fahrer des dort stehenden Busses scheint Pause zu haben und ist dennoch bereit, das Fenster für eine Auskunft zu öffnen. Er weist nett darauf hin, wo der Kollege mit seinem Bus Richtung Tegel wartet. Der Motor läuft bereits: Ab geht‘s. Unser Blaues Wunder erleben wir dann knapp eine halbe Stunde später nach dem Ein­ checken: Wenn man mal eben ein Häppchen vernünftig essen will und dazu vielleicht auch noch ein Glaserl Wein trinken möchte, kostet das ein Vermögen. Vitello Tonnato im Restaurant war mal glatt doppelt so teuer wie bei unserem auch nicht gerade mit Cash-and-Carry Preisen aufwartendem Lieblingsitaliener. Und da wir mutmaßten, dass es wahrscheinlich nur halb so gut schmecken würde wie dort, zogen wir weiter und landeten bei Leysieffer. Die sind auch nicht gerade für Schnäppchenangebote berühmt, und so verloren wir für zwei Tunfischsalate und zwei Glas Weißwein 35 Euro. Wein und Salat waren gut, der Salat wurde uns sogar frisch zubereitet und an den Tisch gebracht, abgeräumt wurde auch – da muss man


Anreise | Santa Croce für so einen hohen Preis einfach mal Verständnis haben.

nicht zu klatschen kam im Repertoire der gegebenen Antworten nicht vor.

Das Einchecken ist ja immer ein besonderes Vergnügen, wenn man ein wenig Technik dabei hat: Fotoapparat, Objektive und externe Festplatte im Fotorucksack, Stativ („was ist das für ein langes Ding an der Seite Ihres Koffers?“), Computer. Den musste ich nicht anmachen – wahrscheinlich hat der EEEPC nicht die Mindestmaße einer denkbaren Bombe. Dafür wurde ich gründlich abgetastet, mit „Machen Sie mal den Gürtel auf“ und Füße herzeigen. Und das, obwohl ich eigentlich auch nicht das Gardemaß eines potentiellen Bombenlegers habe.

In Venedig

Ein Bus der Linie 5 bringt uns dann ans Ziel: Venedig! Unser kleines Hotel liegt nur zwei Brücken vom Busbahnhof entfernt. Wir werden bereits von einem älteren Herrn erwartet – er steht in der Tür und begrüßt uns mit Namen. Zwölf Zimmer hat das Hotel, Kategorie ein Stern – aber bestens gelegen. Das Zimmer ist in etwa so groß wie das Bett, jenes scheint aber eine Spezialanfertigung für dieses Zimmer zu sein, jedenfalls baumeln die Füße immer am unteren Rand des Abgrunds. Aber ansonsten

ist alles in Ordnung: Saubere Dusche, ein netter alter Holzschrank mit ausreichend Ablage, auf der inneren Dachschräge ein aufgemalter Himmel, ein Beistelltisch und ein Fensterchen, das den Blick auf die Kirche San Nicolò da Tolentino freigibt, die morgens um acht dann auch wie erwartet den Wecker gibt und den Tag einglockt.

Rialtobrücke

Aber so weit ist es noch nicht, denn wir müssen – es ist ja erst neun Uhr abends – erst mal die Gegend erkunden. Der Fußweg durch die malerischen Gassen führt über etliche Brücken

Gleich nach der Leibesvisitation fällt man in Tegel im Abfertigungsteil D in die Karrikatur eines Duty-Free-Shops. Sehr sehr niedlich und so preiswert, wie man es gewohnt ist: gar nicht. Einen Buchshop gab‘s da oben nicht, wir sind ja schließlich in der Bundeshauptstadt und nicht in der Kulkturhauptstadt der Republik. Das kostenlose WLAN allüberall erlaubt den Zugriff auf die Flughafenseiten, der Rest ist kostenpflichtig und wurde deswegen nicht genutzt. Dafür habe ich den Strom des Flughafenbetreibers aus der Dose gezogen, um dieses hier zu schreiben. Er wird es überleben. Im Flieger kann man Glück haben und so sitzen, dass man viel sieht, etwas lesen oder Hörbuch lauschen kann. Oder man sitzt in Mitten einer Horde jugendlicher Weicheier, die ihre permanente Angst vor Beinbrüchen ob der eng gestellten Sitze mitteilen und sich am Ende des Flugs über die Reihen hinweg streiten, wann man denn nun klatschen soll. Die Möglichkeit

Abends an der Rialto-Brücke in Venedig 19


Venedig | Venice | Venezia nirgendwo hin und endet an der Rialto-Brücke. Das ist kein Zufall, denn die ist (wie auch der Markusplatz und – wichtig für unseren Rückweg! – der Piazzale Roma immer wieder ausgeschildert, so dass man schlendern kann ohne sich zu verlaufen.

Pane e Vino

Wer im Umfeld von Touristenattraktionen wie der Rialto-Brücke einkehrt, hat es nicht besser verdient. Wir haben etwas abseits eine Bar gefunden, in der es einfach und ordentlich mit vernünftigem Preis-Leistungsverhältnis zuging. „Pane e Vino“ – Brot und Wein und jede Menge

San Danielle Schinken, was will man mehr? Den Absacker gab‘s im Restaurant gleich neben dem Hotel (morgens wird da auch gefrühstückt). Das „Ristorante Ribo“ muss einen bedeutenden Inhaber haben, jedenfalls guckt der einen von mindestens 20 großformatigen Bildern immer strahlemannlächend an. Ich sah ihn über Sylke vor mir an der Wand hängend, garniert mit zwei Hübschen, die sicher immer viel zu wenig essen. Das Restaurant ist, der Speisekarte und den Preisen nach zu urteilen, eher gehobene Mittelklasse, so dass unser Wunsch nur nach einem Glas Wein zuerst auf Verwunderung stieß. Wir bekamen dann eine angebrochene Flasche mit

San Danielle Schinken boten sie hier an – mit Bildern der Produzenten an der Wand 20

just der richtigen Menge Rotwein (und bezahlten später ein fairen Preis – erhielten allerdings keine Rechnung, was in Italien ungewöhnlich ist und Sylke zu der Überlegung brachte, dass der Kellner sich auf diese Art sicher ein großzügiges Trinkgeld verschafft hätte). Uns war‘s egal, und die Unterhaltung mit dem Mann aus Bangladesh, der vor Jahren auch schon in Mainz gelebt hat (aber Dresden nicht mal dem Namen nach kannte), war ein nettes Schmankerl am Rande.


Canal Grande – San Marco – Dorsoduro

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Venedig | Venice | Venezia In einer Stadt mit rund 38 Kilometern Kanal ist der klassische Weg, sich dem historischen wie touristischen Zentrum zu nähern, der mit dem Boot. Die einfache Fahrt mutet mit 6,50 Euro teuer an, aber es gibt Tageskarten und solche für 36 oder 48 Stunden, und dann geht‘s: Wir hatten ausgerechnet, dass bei einer 36-Stunden-Karte das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für uns rauskommen würde und nutzten die Boote der ACTV spontan und freimütig. Und da das Geld (21 Euro/36h) einmal ausgegeben war, konnte es mit jeder Fahrt ja auch nur günstiger werden! Die Linie 1 fährt durch den Canal Grande nach San Marco, hält mal am einen und mal am anderen Ufer und bietet so die Möglichkeit einer ersten Stadterkundung vom Wasser aus. Die Linie 2 tuckert übrigens den gleichen Weg, hält aber nicht so oft und ist deswegen schneller am Ziel. Außerdem, das sei schon mal vorweg genommen, fährt die gleiche Linie 2 in anderer Richtung auch nach San Marco, aber nicht durch den Canal Grande, sondern außen herum – wir nutzten diese Gelegenheit am dritten Tag, dazu also später mehr. Die Boote sind in der Regel sehr voll, so dass man den Weg mindestens zweimal fahren sollte, um sich mal das eine und mal das andere Ufer anzusehen. Wer dabei fotografieren will, hat noch ein paar weitere Dinge wie den Sonnenstand und die viel zu hohe Geschwindigkeit der Boote zu beachten: Kaum hat man das Motiv erkannt, ist es auch schon aus dem Sucher verschwunden! Macht aber nichts, denn erstens kann man sich die Stellen ja merken und nochmal fahren und zweitens sollte man die Venezianischen Viertel nicht nur vom Boot aus erkunden, sondern auch zu Fuß. 22

Unterwegs auf dem Canal Grande, kurz vor San Marco Wobei die Viertel in Venedig nicht Viertel heißen, weil es derer sechs gibt. Also wohnt man dort in einem der Sechstel, oder, was viel besser klingt: Sestiere. Das bekannteste ist San Marco, hier neppt die Touri-Falle aufs Allerfeinste. Aber einmal muss man da ja gewesen sein, um sich den Dogenpalast, die Basilica di San Marco und die Piazza San Marco anzusehen. Angeblich ist es verboten, auf dem Markusplatz Tauben zu füttern bzw. auch nur das

Futter dafür zu verkaufen. Nicht verboten ist es, Georg Kreislers Lied vom Tauben vergiften im Park zu singen – aber weder an die Verbote noch an die Nicht-Verbote hält man sich hier. Gleich hinterm Markusplatz lässt die Anzahl der Touristen rapide nach, und wenn man gar in eins der anderen sestieri kommt, kann das Flair richtig gemütlich italienisch werden. So gibt es in Castello, dem größten der sechs Stadt-


Canal Grande | San Marco | Dorsoduro

teile, nicht nur Nobelhotels und das BiennaleGelände, sondern auch ruhige Gassen mit ganz normalem Leben (irgendwo müssen die etwa 65.000 Einwohner ihr Venedig ja auch für sich haben, und nicht alle wohnen in feinen Palästen). Eine spannungsgeladene Mischung findet man im Dorsoduro: Studenten prägen einerseits das Bild, wovon vor allem abends auch Besucher

profitieren, denn Studenten haben weltweit immer den Hang zu guten Kneipen! Tagsüber sieht man sie auch, und sie mischen das Bild, machen es jünger. Am Campo Santa Margherita treffen sich alle: Die Einwohner des Viertels, die besagten Studenten, aber auch Touristen. Der großzügige Platz lädt zum Verweilen ein, und die Restaurants drumherum schicken ihre Tourifänger aus. Sie rufen: „Kommen Sie näher, kommen sie ran, hier werden sie genau so

beschissen wie nebenan!“ Naja, in Wirklichkeit drücken sie es anders aus, aber als Kellner verkleideten Anmachern, von denen einige wie die Berufskollegen auf St. Pauli aussehen, muss man eigentlich nicht wirklich zuhören und schon gar nicht glauben. Aber das Essen war dann doch ganz passabel, und die Bedienung (lauter Männer übrigens, wie so oft in Italien oder auch Spanien) kleidet 23


Venedig | Venice | Venezia sich adrett mit schwarzem Anzug und weißem Hemd.

ohne uns die Adresse für den kommenden Tag zu merken!

Auf den obligatorischen Dolce-Gang verzichteten wir, weil wir die Figur nicht über Gebühr strapazieren wollten, wurden aber gleich um die Ecke unserem guten Vorsatz untreu und kauften ein leckeres Eis – Baccio in der Waffel, ein Gedicht in 500 Kalorien.

Schräg gegenüber (also neben der Kirche...) befindet sich die letzte Gondelwerft Venedigs. Ein vorüber gleitender Gondoliere erzählte seinen Passagieren, es sei die älteste der Stadt, was ja nicht schwer ist, wenn es die einzige ist. Auf jeden Fall hat sie gut zu tun, denn eine Gondel muss regelmäßig überholt werden.

(PS: Im Marco Polo steht zu einem Bild vom Campo Santa Margherita: ein ganz untouristisches Venedig. Das ist großer Humbug, aber man kann ja schon mal hunderte von Touris übersehen. Ansonsten sind die Karten das Beste am Marco Polo Venedig, denn über Sätze wie dem Folgenden kann ich nicht mal mehr den Kopf schütteln: „Die neue Hotel-Generation tuned herrschaftliche Häuser mit coolen Features“ (Seite 14, wer nachlesen möchte). Nicht mal ignorieren, kann ich da nur sagen!)

Fahren mit der Linie 1 gehört zu den Pflicht­ übungen eines Venedig-Besuchs. Am besten einmal hin und einmal her fahren – und das bei unterschiedlichem Sonnenstand! 24

Vom Campo Santa Margherita gelangten wir eher unbeabsichtigt zu zwei Nettigkeiten: Gegenüber der Kirche San Trovaso gibt es Cichetti, also leckere Häppchen. Dazu trinkt man gerne auch etwas, vielleicht ein kleines Glas Wein („Ombra“, 0,1 l für einen Euro) oder einen „Spritz“ (was dahinter steckt, verrate ich erst später, dazu ist es noch zu früh!). Die „Cantine del Vino Schiavi“ ist eins dieser wunderbaren Lokale, wo es hervorragenden Wein an der Theke gibt. „Al banco“ ist immer günstig (aber auf jeden Fall günstiger als sich sitzend bedienen zu lassen) und meistens etwas für Feinschmecker, egal ob früh am Tag mit einem Caffe oder eben später mit einem Wein. Wobei ich gerade schummele vor Begeisterung: Wir waren nämlich vom Essen und dem Rieseneis so pappsatt, dass wir vorüber gingen – nicht

Die Galerie dell‘Accademia lohnt sicher einen Besuch – aber so schlecht war das Wetter nicht, und wir wollten doch die Gassen und Kanäle von Venedig sehen. Als Schlechtwetter­ variante ist die weltweit größte Sammlung venezianischer Malerei von der Gotik bis zum Rokoko aber ganz sicher ein Tipp. Wir verpassten „L‘ultimo Tiziano e la sensualità della pittura“ als Sonderausstellung und gönnten uns statt dessen Außenansichten vor allem auf die Holzbrücke vor dem Museum. Die Brücke ist eine von vieren über den Canal Grande, und sie ist eigentlich ein Provisorium. Eins, das seit 1933 besteht – aber schön ist und wunderbare Aussichten offenbart (Fotografen haben allerdings für den schönen Blick auf die SaluteKirche meist gemeines Gegenlicht). Überquert man die Brücke, verlässt man den harten Rücken (Dorsoduro) der Stadt und kommt ins harte Zentrum des Tourismus: San Marco hat uns wieder – doch davon später mehr.

Bild rechts: Beim Anlegen des Vaporetto


Canal Grande | San Marco | Dorsoduro

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Venedig | Venice | Venezia

Br端cken 端ber den Canal Grande

Die Ponte degli Scalzi verbindet Santa Croce mit Cannaregio 26


Brücken über den Canal Grande

Ponte della Constituzione – hier noch im Bau (eingeweiht am 11.09.08)

Ponte dell’Accademia verbindet San Marco mit Dorsoduro

Ponte di Rialto zwischen San Marco und San Polo 27


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Links und rechts des Canal Grande

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Links und rechts des Canal Grande

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Links und rechts des Canal Grande

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Links und rechts des Canal Grande

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S. Croce

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Dachlandschaft der H채user am Fondamenta Minotto mit der Kirche San Nicola im Hintergrund 36


S. Croce

San Nicola im Stadtteil Santa Croce 37


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Fondamenta Minotto im Stadtteil Santa Croce. Der Kanal ist der Rio del Gaffaro. Statt Gondeln gibt es hier Arbeitsboote... 38


Dorsoduro 39


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Dorsoduro

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 San Marco

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Venedig | Venice | Venezia Die alte hölzerne Brücke an der Gallerie dell‘Accademia ist eine von den drei Brücken über den etwa vier Kilometer langen Canal Grande (eine vierte Brücke entsteht während unseres Besuchs unweit des Bahnhofes am Busbahnhof – mittlerweile ist sie eröffnet). Sie ist ein schönes Beispiel dafür, dass Provisorien am längsten halten – denn als Provisorium war die Brücke gedacht, als sie 1933 die vormals an dieser Stelle stehende Eisenbrücke ersetzte (den damals ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hatte übrigens eine Steinbrücke, aber ein Herr Miozzi durfte die Holzbrücke bauen – und zur gleichen Zeit noch zwei andere Brücken, die eine davon auch über den Canal Grande. Über den Ingeniere Miozzi habe ich erstaunlicherweise nichts gefunden. Vielleicht konnte er zu gut mit Mussolini und bekam deswegen Aufträge zugeschustert – was den Heutigen natürlich peinlich wäre). Von der Brücke hat man sehr schöne Blicke auf den Kanal – mit dem Palazzo Cavalli Franchetti links und der berühmten Barock­kirche Santa Maria della Salute rechts am Ende. Die Kuppel von Salute ist derzeit allerdings eingerüstet und macht so die Postkartenstimmung ein wenig kaputt. Dafür sieht es am anderen Ufer wieder ganz schön venezianisch romantisch aus. Der Palazzo wird heute vom Istituto Veneziano Scienze, Lettere ed Arti / CORILA genutzt – und man erkennt links neben ihm eine Rarität: einen der wenigen Privatgärten Venedigs! Und weißt du, wer hier 1836 starb? Ich wusste es auch nicht, aber es war Erzherzog Friedrich von Österreich. Am Ende der Brücke (wenn man sie bei der Accademia bestieg) liegt der Campo S. Vidal mit der ehemaligen Kirche, von der man, wenn man 44

Der Palazzo Cavalli Franchetti wird heute kulturell genutzt um die Ecke geht, ein schönes Portal mit einem eher profan wirkenden Haus dahinter sieht. Die Kirche wird für Ausstellungen genutzt. Die Häuser am Campo haben jenen diskreten Charme des schön vor sich hin kümmernden Venedigs, die diese Stadt so liebenswert machen. Man kann eben auch in Würde altern, selbst als Haus! Wir sind also wieder im Stadtsechstel San Marco – und prompt wird es voll, prompt werden viele (nicht alle!) Restaurants teurer und offensichtlich nicht wirklich besser dabei. Man kann, wenn man sich treiben lässt, viel verpas-

sen – und dabei viel sehen, was so oder gar nicht in irgendwelchen Führern steht. Gab es da nicht so ein berühmtes Theater in Venedig? Wir haben es nicht gesehen. Wir waren, um das vorweg zu nehmen, auch nicht in allen Kirchen, in die man hätte gehen können! Denn es gibt auch in San Marco stille Gassen, lauschige Ecken, gute Trattorien. Es gibt kleine Brücken (über 400) über schmale Kanäle (insgesamt rund 150), an denen die Häuser eng an eng stehen und sich (richtiges Licht vorausgesetzt) aufs Fotogenste im Wasser spiegeln. Immer wieder begegnen einem auch Gondeln.


San Marco Die meisten Gondolieres geben sich cool, sind es aber nicht wirklich. Ich habe keinen singen hören, was aber vielleicht durchaus als Vorteil bewertet werden kann. Die Boote durch die engen Kanäle zu gondeln ist sicher nicht leicht, und ein Hauch von Eleganz vermittelt sich dem unbeteiligten Betrachter, wenn die Herren Gondolieri sich und ihre Gondel mit dem Fuß von der Wand (oder auch einer entgegen kommenden anderen Gondel) abstoßen, um dem Gefährt so den richtigen Drall zu verschaffen. Eine Gondel kommt selten allein. Die Romantik kumuliert an den Hauptein- und -aussteigepunkten. Da jonglieren etliche der etwa 425 Männer mit den blauweiß quergestreiften Shirts heftig aneinander vorbei, und wenn sie jetzt zu singen begännen, dann sicherlich die Melodie des unvergesslichen Roy Black. „Du bist nicht allein...“ Aber Gesang ist keine Sache der Berufsehre, sondern der Bezahlung. Und ganz ehrlich: Wenn ich so einen Gondelheld schon zum Singen animiere und dafür zahle, dann soll er es gefälligst auch da tun, wo es kein anderer hört! Überhaupt gar nicht allein ist man natürlich auf dem Markusplatz. Denn neben einem sind noch einige Hunderte anderer Touristen dort und über wie hart neben einem Tausende von Tauben. Die Touristen haben es gerne, wenn ihnen die Tauben auf die Hand oder auf den Kopf steigen – einerseits. Andererseits sind Tauben, zumal in solchen Mengen, doch irgendwie igittigitt, so dass die Mädel kreischen und sich fürchten, während sie die Tauben füttern. Dabei lassen sie sich dann fotografieren und haben zu Hause ‘ne Menge zu erzählen.

Tauben füttern auf dem Markusplatz 45


Venedig | Venice | Venezia

Immer wieder gern dargestellt: Der Markus-Lรถwe von Venedig 46


San Marco

Der Markusplatz und seine Tauben... 47


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San Marco

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Auch im touristisch erschlossenen San Marco gibt es ruhige Winkel 50

Verwinkelter Blick auf den (schiefen) Turm der Chiesa di Santo Stefano


San Marco

Kanalblick auf die Chiesa di Santo Stefano

Hausschmuck in San Marco 51


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Der 98,6 Meter hohe Campanile San Marco 52


San Marco

Kuppeln des Markusdoms 53


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Markusplatz

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San Marco

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Verfallende Schรถnheit am Campo S. Vidal 56


Dogenpalast

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Dogenpalast

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Die Seufzerbrücke verbindet den Dogenpalast und das Gefängnis - unterschiedlicher kann man sich das Leben nicht vorstellen. Hier Licht und Pracht, dort nur Mauern um kleine Zellen ohne Tageslicht. Beim Weg über den etwa acht Meter breiten Rio di Palazzo, sagt man, hätten die Delinquenten gerne geseufzt, um so ihrem Seelenzustand beim letzten Blick auf die Lagunenstadt Ausdruck zu verleihen. Diesen Namen hat die Brücke allerdings nicht von Anfang an gehabt – erst die Romantiker haben den erfunden. Die elf Meter lange, weiße Kalksteinbrücke hat Antonio Contin zwischen 1600 und 1602 gebaut – er ist ein Neffe des berühmten Antonio da Ponte, dem Erbauer der Rialtobrücke. 60


Dogenpalast

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Dogenpalast

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Dogenpalast

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Dogenpalast

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Castello

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Venedig | Venice | Venezia Wenn Italien wie ein Stiefel aussieht (und darauf hat man sich ja mal geeinigt, dass dem so sei), dann sieht Venedig aus wie – ein Hühnerbein? Eine Stiefelette? Jedenfalls hat es unten auch so eine Hacke. Das ist, bis zum Knöchel hoch (haben Hühnerbeine Knöchel? Ich sehe, das Bild ist schief!), also bis zum Knöchel hoch ist es das Sestier Castello. Es beginnt famoserweise gleich hinter dem Markusdom, man muss nur einmal rechts um die Ecke und über eine Brücke gehen, schon ist man da. Wobei eine dieser Brücken zumindest früher nicht wirklich beliebt war: Die Seufzerbrücke führte vom Dogenpalast (Sestier San Marco) hinüber ins Gefängnis (Sestier Castello). Die anderen Brücken sind aber OK... Und was soll ich sagen? Wenn man sich quasi durchs Bein vorarbeitet und nicht zum Fuß runter geht, ist alles gleich vom Tourismus befreit und mit echten richtigen Italienern, wahrscheinlich sogar Venezianern, belebt. Ein Traum! Zur Fußspitze hin ist Castello noch fest in fremder Hand: Nobelhotels wie das Danieli, die Uferpromenade Riva degli Schiavoni, das Biennale-Gelände, die alte Schiffswerft Arsenale: Muss man gesehen haben – oder auch nicht, wenn die Zeit nicht reicht. Und die Calle al Ponto de l‘Anzolo, den Kanal an der Fondamenta Cavagnis oder den Gemüseladen im Hinterland des Ospedale muss man nicht gesehen haben – aber es ist schön, es zu sehen, wenn man sich dafür Zeit nimmt. Castello hat kleine Gassen von der Art, dass man besser im Gänsemarsch durch­ marschiert. Es gibt die bei uns so schmählich gemiedenen (und daher ausgestorbenen) Tante-Emma-Läden, die hier oft von Onkel Bruno betrieben werden. Natürlich waren wir 70

auch hier wieder in einer dieser famosen Bars, wo man „al banco“, also am Tresen stehend, alles bekommt, was einem Freude macht. Wir brauchten Caffé (Espresso, hier: doppio – ­ doppelten) zum Wachwerden und genossen dazu einen typisch italienischen Streit zwischen Mama am Kaffeeautomaten und dem Chef (ihrem Mann). Es fehlten uns einige Vokabeln, aber ich glaube, es ging darum, dass sie das Zauberwort mit den beiden tt beherzigen möchte, also bitte etwas flott zu sein. Gut fünf Minuten ging das Hin und Her, und in der Zeit ging schon mal gar nichts flott. Aber dann kam der Espresso, serviert von einer strahlenden Bedienung (nicht

Mama, eher ihre hüsche Tochter!), und alles war gut. Gegenüber vom Hospedale haben die Venezier eine Insel für die Toten. Ìsola di San Michele, laut Wikipedia „unbewohnt“. Da wir um Mitternacht nicht da waren, lassen wir das mal so stehen. Die nördliche Uferpromenade ist ganz im Gegensatz zum südlichen Prunkstück eher unauffällig, man kann bei gutem Wetter und richtigem Licht den ein oder anderen netten Blick auf St. Michele und Burano werfen. Aber, so im Vertrauen und unter uns: Wenn man den genießt, ist man schon nicht mehr in Castello, sondern im Sestier Cannaregio...


Castello

Castello, keine f端nf Minuten vom Markusplatz entfernt

Gondelparkplatz nahe dem Campo S. Maria Formosa 71


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Enge Gasse in Castello 72

Gem端seladen (oben) | Fondamenta Cavagnis (unten)


 Cannaregio

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Venedig | Venice | Venezia Unverhofft kommt oft. Cannaregio, das Viertel hinterm Bahnhof, hatten wir uns – ähm: gar nicht vorgestellt. Auf dem Weg via Linea 2 von St. Marco kommend gab das spätnachmittag­ liche Spätwinterlicht sich allerdings alle Mühe, uns zu spontanem Handeln zu verleiten. Und was soll ich schreiben? Des Lichtes Mühen waren von Erfolg gekrönt! Eine Station vor der angepeilten Stazione Maritima am Busbahnhof sahen Sylke und ich uns an, nickten und stiegen aus: Ferrovia, der Stop am Bahnhof, hatte immerhin eine Brücke – eine von dreien (mittlerweile: vieren) über den Canale Grande. Die aus istrischem Kalkstein gebaute Brücke ist die zweite, die der Ingenieur Miozzi Anfang der 30er Jahre realisierte - die andere ist die Ponte dell‘Accademia. Auch diese Brücke ist (wie die Accademia) ein Ersatzbau für eine zuvor am gleichen Platz stehende Eisenbrücke. Das Licht zieht uns ins Viertel, das von Anfang an wenig von typischen Bahnofsvierteln hat: Die Straße mit dem netten Namen Rio Terá Lista de Spagna wartet mit einer Menge eher normaler Läden auf, die allenfalls ein wenig Tourineppig aussehen. Das „Rio“ im Namen deutet darauf hin, dass hier mal ein Kanal war, der zugeschüttet wurde – kein Einzelschicksal in der Lagunenstadt! Keine 300 Meter von der Brücke entfernt öffnet sich die Straße zu einem Platz: Am Campo San Geremia sieht man rechter Hand die gleichnamige Kirche und linker Hand das von uns am Vorabend besuchte Restaurant „Da Brindisi“. Die Kirche im Abendlicht ist ein Fotografentraum. Nebenbei bekommt man auch noch einen der ältesten Campaniles der Stadt mit aufs Bild – der Bau aus roten Ziegeln stammt, wie auch die Vorgängerbauten der 74

San Geremia mit einem der ältesten erhaltenen Campaniles der Stadt Kirche, aus dem 12. Jahrhundert. Die jetzige Fassade der Kirche stammt aus dem Jahr 1871, falls das jemanden interessiert. Geht man weiter, kommt man über die Ponte delle Guglie, die über den Canale de Cannaregio führt. Der zweitgrößte Kanal der Lagunenstadt (nach dem Canal Grande) war früher mal die Haupteinfallsstraße nach Venedig. Von der Brücke nach links geht es ins Jüdische Viertel, vorbei an der Brücke mit den drei Bögen – doch das ist ein eigener Spaziergang, dazu also später mehr). Geradeaus kommt die Einkaufsmeile, Abteilung Gemüsestände. Vor allem im

abendlichen Gegenlicht auch ein optisches Vergnügen – und immer ein Grund zum Neidischwerden: So viele Leckereien, so frisch, so toll präsentiert! Am Ende öffnet sich Rio Terra San Leonardo zu einem Platz, der wenigsten wegen zwei Dingen erwähnt werden muss. Rechter Hand liegt ein Schmeckleckerladen mit Suchtpotential. Hausgemachte Dolce, Schokolade, Mandorla, gebrannte Mandeln – das ganze Arsenal, das Zahnärzte in Verzückung versetzt, weil es so gut schmeckt, dass man alle Vorsichtsregeln vergisst. Beim ersten Bummel sind wir zufällig


Cannaregio Cantina Vecia Carbonera, eine Weinbar. „Andar per ombre“ – in den Schatten gehen, nennen die Venezianer ihre Ausflüge in die vielen sich anbietenden Gaststätten und Bars. Diese Cantina ist ein elendig langer Schlauch, wo es vorne an der Bar zum üblichen Spottpreis von 1 Euro den Schatten (ombra) gibt – trinkbarer Zechwein, weiß oder rot. Außerdem Spritz (Aperol, Weißwein, Prosecco, Kohlensäure) und natürlich Kleinigkeiten zu essen. „Cicheti“ zum Reinsetzen, was – wörtlich genommen – unvernünftig wäre, denn dann landet man ja mit einer Gegend auf den Leckereien, die sie eigentlich erst viel später zu Gesicht bekommen sollten. Schinken, Tintenfische, die beliebten Sardinen mit Geschmack (Zwiebeln und Rosinen, wir hatten das schon!) – ach, das einfache Leben kann so nett sein!

Belebte Bummelmeile: Rio Terra San Leonardo dran vorbeigekommen und konnten widerstehen, beim zweiten führte der Weg gezielt dorthin, und es war ein Traum! Schräg gegenüber ein sehenswertes Haus, zu dem ich bislang nichts gefunden habe: Teatro Italia steht an der Fassade. Was könnten diese Steine uns erzählen, wenn sie unsere Sprache beherrschten? Wir bewegen uns heute nur auf zugeschütteten Flüssen: Am Ende der Rio Tera de la Maddelena gibt es (das wundert jetzt nicht wirklich jemanden, oder?) drei Dinge: Eine Brücke mit Kanalblick (romantisch), einen Platz umsäumt von verfallenen Häusern (so typisch) und die

Wir haben uns, ohne es zu wollen, immer in gehörigem Abstand zum Canal Grande bewegt, aber nahezu in paralleler Linienführung. Da der Canal einen Knick macht, macht es nach unserem Kantinenausflug (!) auch die Straße – hinter der Brücke geht‘s rechts ab auf die Strada Nova. Noch mehr Einkaufsstraße! Wieder Marktstände, dieses Mal von der erheiternden Seite: Parfum-Fakes und andere Dinge, die man auch für kleines Geld nicht braucht! Die Kreativität bei der beinahe-Namensvergabe hat aber was: Water Ovanoff – Jommy – Chen Number 5 – DIK – Jeep Nigh – und so weiter und so fort. Klar, als Originalparfumer würd‘ mir das stinken, aber so fand ich‘s eher belustigend (wenn auch nicht kaufanregend). Die „Evangelische Kirche“ im Viertel heißt tatsächlich so, es ist hier keine Übersetzung: Ein Hinweis auf die ehedem starke deutsche Kolonie in Venedig. Es gibt auch das Handelshaus

der Deutschen (fondaco dei tedeschi) nahe der Rialtobrücke und eine Wohnung von H. Schmidt in San Marco - aber das scheint mir ein anderer als unser Altbundeskanzler zu sein... Die Sonne ist mittlerweile untergegangen, aber andar par ombre ist sonnenunabhängig zu verstehen: La Cantina ist das begehrteste Ziel an der Strada Nova, viel ChiChi mit BussiBussi und nicht nur Cicheti, sondern auch größere Häppchen, die Mitbesitzer Francesco Zorzetto mit Wissen um die Effekte in der offenen Miniküche zubereitet. Wenn er den Schinken an der mannshohen Handkurbelmaschine schneidet, wiegt sich sein Körper wie in der Ballettstunde, wenn er die Pfanne schwenkt, singt und pfeift er munter dazu. Stammgäste (und das sind hier alle, außer uns Eintagesgästen, hatte ich den Eindruck) werden geherzt und betuddelt. Die Spezialität des unkonventionellen Cichetimachers sind seine Käseplatten, aber wer ihm zusieht und nahe des Passes sitzt, an dem die Gerichte den Küchenbereich verlassen, möchte am liebsten alles probieren. Da das an einem Abend nicht geht und auch das Probieren aller 150 Weine (davon 40 offen serviert) kurzfristig nicht so sinnvoll ist, kommen alle wieder: voilá: Alles Stammgäste, sag ich doch!

Spritz-Tour im La Cantina 75


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GemĂźsestand auf der belebten Rio TerĂ San Leonardo in Cannaregio 76


Cannaregio

Auf einen Ombra und Plausch in der Cantina Vecia Carbonera 77


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Venezianischer Verfall entlang der StraĂ&#x;e Rio TerĂ San Leonardo 78


Cannaregio

Strada Nova in Canareggio 79


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Cannaregio

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Immer wieder eine Freude: Das Angebot der Stände auf den StraĂ&#x;en 82


Cannaregio

Mit Wandschmuck nicht gespart 83


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Teatro Italia am Rio TerĂ San Leonardo 84


Cannaregio

Teatro Italia am Rio TerĂ San Leonardo 85


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Cannaregio

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Ponte delle Guglie 체ber den Canale di Cannaregio. Die 1580 gebaute Steinbr체cke verdankt ihren Namen den vier Obelisken am Ende der Gel채nder 88


Cannaregio

Ponte di Tre Archi in Cannaregio. 1688 als eine der raren dreibogigen Streinbr端cken seinerzeit errichtet 89


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Fondamenta S. Giobbe am Canal Cannareggio 90


Cannaregio

Campo Ghetto Novo 91


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Wasserstraßen in Cannaregio. Die Brücke rechts ist die Ponte de‘l Aseo. 92


Cannaregio

In Venedig wird seit Alters her viel schmutzige Wäsche gewaschen und kunstvoll auĂ&#x;er Haus getrocknet 93


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Kan채le in Cannaregio abseits der Haupttrampelpfade: Es sieht nach Wohnen und Arbeiten aus 94


Cannaregio

Eine feine Cicheteria: Taverna Ciardi in Cannaregio. Wir waren vormittags nur auf ein Ombra dort – aber abends lohnt es sich auch... 95


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Ausgewogene Mischung aus unscharfen Bildern mit scharfer Erinnerung an La Cantina... 96


Cannaregio

...und plĂśtzlich war‘s wie Sommer: Mittag vor dem Paradiso Perduto 97


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Abends im Al Brindisi Unser Reiseführer hatte das Restaurant Al Brindisi wärmstens empfohlen, und nicht nur wir waren offensichtlich deswegen dort – die Herrschaften am Nebentisch erwähnten ihn im trauten Zwiegespräch (ja, ich habe zugehört!) und zwei Tische weiter in die andere Richtung hatte die aufregend hübsch zurechtgemachte Freundin des auffallend unaufgeregt aussehenden Freundes ihn auch in der Hand – also den Reiseführer. Die Herrschaften nebenan meckerten: Sie müssten dringend dem Herrn Marco Polo schreiben, wie schlecht es hier sei im Vergleich zum Preis, also quasi kein Leistungsverhältnis, das da! Und wenigstens warm hätte man das Essen servieren können – ein Punkt, der uns aufhorchen ließ, denn manche mögen‘s heiß. Da die Herrschaften nebenan aber irgendwie einen so nörgeligen Eindruck hinterließen, beschlossen wir, nicht spontan zu gehen, sondern zu bestellen: Zweimal das Dreigangmenü. Und das war gut so!

Alles warm, alles sehr fein, und der Preis von 25 Euro kann in Venedig als sensationell günstig bezeichnet werden – zumal der Chef in der Küche mit guten Zutaten nicht geizte. Während wir drinnen gemütlich saßen und aßen, tobte draußen ein heftiges Gewitter. Wir hatten schon Angst um unsere Frisuren, aber kaum hatte der Regen so richtig angefangen, stand draußen vor der Tür ein Schirmverkäufer. Endlich mal was Praktisches, dachte ich und fand, dass auch die heimischen Rosenverkäufer auf Handtaschenschirme umstellen sollten – ist doch bei unserem Wetter ein krisensicherer Job! Ich überlegte mir schon, wieviel ich für so einen drei-Euro-Schirm zu zahlen bereit wäre... Aber als wir fertig waren, hatte der Regen aufgehört und der Schirm-Inder ging wieder Rosen anpreisen, so dass wir den Preis nie erfahren haben.

Sardine Saor

Spaghetti mit Meeresfrüchten

Es gab: * Venusmuscheln und Miesmuscheln in Weißweinsauce, mit dem Gewürz der Seligen. * Spaghetti in Tintenfischsauce * Gemischte Fischplatte und * Sardine Saor * Spaghetti mit Meeresfrüchten * Kalbsleber venezianische Art

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Kalbsleber venezianische Art


 S. Giorgio Maggiore

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E

Venedig | Venice | Venezia Es gibt schöne Tage und es gibt verregnete. Wir hatten das ausgesprochene Glück, beide zu erleben, und so war es uns vergönnt, die Serenissima auch einmal grau in grau zu erleben. Regen ist gut gegen Staub und harte Schlagschatten. Unser erstes Ziel (zu erreichen mit Booten der Linie 2): Die Klosterinsel Isola die S. Giorgio Maggiore. Sie liegt gegenüber vom Markusplatz und dem Dogenpalast – aber da Wasser zwischen diesen übervölkerten touristischen Anziehungspunkten und der Kircheninsel liegt, ist es hier bezaubernd leer. Dabei hat es die von Andrea Palladio entworfene (und erst nach seinem Tod gebaute) Kirche in sich: Unter anderem drei Bilder von Jacobo Tintoretto, wobei das „Abendmahl“ dank der Privatführung durch einen zufällig anwesenden Priester unsere besondere Aufmerksamkeit erhielt. Wir lernten schöne Details durch ihn – zum Beispiel die Einmaligkeit, dass bei diesem Abendmahl auch Frauen auf dem Bild zu sehen sind. Oder dass der Fußboden nicht nur ein wenig an Bilder von M.C. Escher erinnert... Der Geheimtipp auf S. Giorgio Maggiore schlechthin: Die Turmbesteigung. Erstens gibt’s keine 100

Warteschlange (gegenüber auf dem Markusplatz steht man sich mindestens eine halbe Stunde die Füße platt). Zweitens kostet der Aufstieg (was heißt hier Aufstieg? Es geht per Fahrstuhl hoch!) nur drei Euro gegenüber acht am Campanile de San Marco. Und drittens: Von hier aus sieht man den Marcusplatz mit dem Campanile – wenn man den bestiegen hat, ist der ja schlechterdings unter einem und daher nicht wirklich sichtbar. Von der Klosterinsel empfiehlt sich ein wenig Inselhopping, das klassische Venedig immer im besten Fotografierlicht (Sonne im Rücken ist des Fotografen Entzücken): La Giudecca heißt die Insel mit le Zitelle (lohnt sich nicht wirklich) und Redentore. Die beiden Kirchen von San Giorgio Maggiore und Il Redentore haben übrigens mit Andrea Palladio den gleichen Baumeister. Hier könnte man rein (wir haben es nicht gemacht), hier könnte man auch ein wenig bummeln (haben wir auch sein gelassen, obwohl die Häuserreihe durchaus viel versprechend aussah). Was also haben wir gemacht? Wir sind mit der Linie 2 zurück aufs andere Ufer zur Station Záttere gefahren. Natürlich nicht ohne Grund, denn am Vortag sind wir hier ja an zwei Punkten vorbei gekommen, die einen ausführlicheren Besuch lohnen...

Altar und Orgel von S. Giorgio Maggiore


S. Giorgio Maggiore

Klassische Ansicht vom Markusplatz auf S. Giorgio Maggiore 101


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Kuppel von S. Giorgio Maggiore 102


S. Giorgio Maggiore

Detail des FuĂ&#x;bodens von S. Giorgio Maggiore. War M.C. Escher hier? 103


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Blick vom Turm von S. Giorgi0 Maggiore auf La Guidecca 104


S. Giorgio Maggiore

Blick vom Turm von S. Giorgi0 Maggiore auf San Marco und Castello 105


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Blick vom Turm von S. Giorgi0 Maggiore in den (Üffentlich nicht zugänglichen) Innenhof 106


S. Giorgio Maggiore

Bรถgen und Kreise im Innenhof von S. Giorgi0 Maggiore 107


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Im Inneren von S. Giorgi0 Maggiore 108


 San Trovaso

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W

Venedig | Venice | Venezia Wir kamen vom anderen Ufer. Da war‘s auch sehr schön, aber wir hatten ein Ziel – bzw. korrekter: zwei Ziele. Zum einen wollten wir bei langsam blau werdendem Himmel noch einmal die letzte übrig gebliebene aktive Gondelwerft der Stadt ansehen, die ein sehr idyllisches Bild abgibt: Squero, die Werft, also Squero San Trovaso. Ziel Nummer zwei liegt schräg gegenüber der Gondelwerft und ist eine der typischen Bars, in denen es immer sehr angenehm zugeht. Cichetti und Ombra – kleine (und wenn man‘s richtig gefunden hat: feine) Leckereien und ein (leider auch kleines...) Glas Wein gibt es, wobei

man die in der Regel sehr netten Menschen hinter der Theke, an der man zum Bestellen steht, durchaus um ein größeres Glas bitten darf. Sie bekommen dann glänzende Augen, und wenn man dann auch noch einen richtig guten Wein bestellt, hat man einen neuen Freund!

gutem Wetter steht man draußen und blickt aufs (ins...) Wasser, schwatzt miteinander und den anderen, die hier zwangsläufig ähnliche Einstellungen zum Leben haben. Sie haben etwas mit Genießen können zu tun, mit Zeit haben, mit miteinander reden.

Wir haben viele neue Freunde gewonnen – und ich wüsste nicht, wo es nun wirklich am schönsten war. Aber zur „Cantine del Vino gia Schiavi“ würde ich immer wieder gehen. Dafür gibt es genau drei Gründe. Die Lage ist der erste: Direkt am Kanal mit Blick auf eine Brücke, eine Kirche und eine Werft – mehr Venedig kann man sich kaum wünschen. Bei

Der zweite Grund ist die Qualität der Cichetti. Da liegen sie in der Theke und – nein, Quatsch, sie lächeln einen nicht an: Essen lächelt nicht. Aber die Verkäuferin lächelt. Der Laden brummt (auch so ein komisches schräges Bild, wenn man drüber nachdenkt. Bären brummen, Läden tun das, was Cichetti tun – sie sind einfach da!) – also, der Laden ist rammelvoll. Also sollte es, rein umsatztechnisch, schon ein wenig vorangehen. Aber Senorina lächelt und gibt auch uns eine Chance, die wir am liebsten von allem etwas hätten, dann aber platzen würden, weswegen wir es vorziehen, kontrovers zu diskutieren. Aber was soll man nehmen, wenn es mehr als 30 gut aussehender Häppchen gibt: Fisch, Käse, Wurst – alles! Auf Brot und in der Not auch einfach so. Danach wird‘s nicht einfacher – das Weinangebot ist ebenfalls gigantisch. Hier bleibt aber immer noch die Möglichkeit (nein, nicht: alles durchzuprobieren...), den Hauswein zu verlangen. Das ist eigentlich für zwischendurch nie eine schlechte Wahl... So haben wir es dann also auch gemacht, was eine gute Idee war. Italiener kommen übrigens zu den lustigsten Zeiten hierhin: Vor dem Essen, beispielsweise. Um zu entspannen, wahrscheinlich. Um zu schwatzen, offensichtlich. Und bei vielen hatte ich den Eindruck: Einfach nur so, weil es nett ist...

Mittlerweile eine Rarität: Gondel-Werft Squero San Trovaso 110


San Trovaso

Kirche San Trovaso – unspektakulär und nicht von Palladio

Rio di San Trovaso 111


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Schlafen, Essen, Trinken Viele einschlägige Reiseführer empfehlen für eine Stadterkundung Museen, Kirchen und andere Hochkultur. Eigentlich tun das sogar die meisten, und irgendwie wollen die Leute ja auch dringend wissen, wie der Vater und der Bruder des Domenico Robusti hießen, und warum. So spannend und kulturgeschichtlich wertvoll die Anhäufung derlei Wissen auch sein mag – man kann sich einer Stadt auch anders nähern. Schlendernd, beobachtend und immer wieder einhaltend, um Land und Leute zu studieren. Und wie sollte das besser geschehen als bei einer Tasse Caffé oder einem Glas Wein? Hier nun also (in der Reihenfolge unseres Besuches) eine Zusammenfassung der einschlägigen Erlebnisse, subjektiv sowieso und keineswegs repräsentativ: Wir sind wirklich spontan und uninformiert in die Läden gegangen, die uns nett und gut erschienen – und nicht enttäuscht worden.

Pane Vino & San Daniele

Nicht weit von der Rialto-Brücke und deutlich touribefreit fanden wir Pane & Vino – ein kleiner einfacher Laden mit Holztischen und einfachem Angebot. Vorspeisenteller 7 Euro, zweiter Gang (bei uns: Hauptgang) 10 Euro – unspektakulär war‘s, wir hätten den Schinken nehmen sollen, denn der sah gut aus (bei der Antipasti war er auch dabei und schmeckte!). Eine Flasche Hauswein 11 Euro, und sie war genießbar! Calle dei Boteri 1544, S. Polo Tel. 03428700276

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Trattoria Pizzeria Antica Capon

Am Campo Santa Margherita findet man, weil es lange genug als Geheimtipp gehandelt wurde, genug Touristen, um es nicht mehr nett zu finden – aber auch ausreichend Einheimische und (dies vor allem abends!) Studenten, um doch zu bleiben. Über die Anmache der Tourifänger habe ich schon berichtet, dass es dennoch gut schmeckte, auch. Im Antica Capon lässt der Chef die Bedienung tanzen – er sieht nach dem Rechten und hält seine Jungs an, schnell zu servieren – wer fertig ist, geht und macht den Weg frei für neue Gäste. Wenn man sich aber nicht scheuchen lässt, lassen einen die Ober in Ruhe und man kann es locker angehen lassen und die Schönheit des Platzes genießen. Wir hatten Penne (7 EUR) und Pizza (8 EUR), und beides war in Ordnung, der Wein dazu auch. Campo S. Margherita Dorsoduro, 3004 Tel. 041/ 52.85.252 www.anticocaponristorante.com

Caffé in Castello

Oh wie peinlich, da habe ich keinen Namen. Es war am Campo S. Maria Formosa, wahrscheinlich an der Ecke zur Calle Lunga. Es gab jede Menge Außenplätze, und drinnen ging es venezianisch-rustikal zu, mit lautstarkem Dialog zwischen Cheffe und la Mamma. Wir nahmen nur zwei Caffé an der Theke und waren zufrieden. Und wie das heißt, krieg ich auch noch raus! (Es ist an einer Ecke, und es hat auf der grünen Markise „Bar Gelateria Pizze Toast ...“ stehen. Und es sind wohl nicht das Al Mascaron, Calle lunga Santa Maria Formosa, 5525, 30122 Venezia, Tel. 041 52 25 99 5, Calle Lunga S. Maria Formosa 5225, Castello, Tel. 04 15 22 59 95 und auch nicht die Enoteca Mascareta, Calle Lunga Santa Maria Formosa,Castello 5183, Venice, Tel. 041/523-0744)


Schlafen | Essen | Trinken Eine lange Theke, hinter deren Glas tatsächlich Leckereien lagen, an der Wand jede Menge Flaschen und reichlich Zettel mit lustigen Sprüchen oder Werbung fürs Essen und Trinken. Vor der Theke zwei, drei Einheimische, dahinter der Wirt mit hochgekrempeltem Hemd und Pullover – und Sonnenbrille, hoch ins schwarze Haar geschoben. Wir hatten so was wie eine Eckkneipe erwischt, nur dass sie nicht an der Ecke lag. Osteria Al Bomba

Osteria al Bomba

Die Calle de l‘Oca findet man garantiert nicht, wenn man gezielt nach ihr sucht – sie ist klein genug, um auf normalen Stadtplänen namenlos zu bleiben. Wenn man allerdings nur so durch Cannaregio läuft und auch mal links und rechts der Hauptstraßen einen Blick riskiert, findet man sie. Die Osteria al Bomba leuchtete in der einbrechenden Abenddämmerung bis zur Haupteinkaufsstraße des Sestiere Cannaregio, der Strada Nova – und wir fühlten uns irgendwie magisch angezogen, dort einmal nach Spritz und Cichetti zu schauen.

Wir waren, nur wenige Schritte von der viel begangenen Strada Nova, in einer der besten kleinen Osterias des Viertels gelandet. Der Wirt empfahl „Spritz“ – und irgendwann muss man die Mischung aus Aperol, Wein und Kohlensäure ja mal probieren. Die Leute links und rechts neben uns an der Theke bestellten alle etwas zu essen, und es sah hinter dem Thekenglas auch sehr verlockend aus. Wir hatten für den Abend vor, ins Al Brindisi zu gehen – also gönnten wir uns nur einen Teller voll Pulpo-Salat. Es war: köstlich! So einfach gemacht, aber eben einfach gut! Calle de l‘Oca, Cannaregio | Tel. 041 5205175 | www.osteriaalbomba.it

Cantine del Vino gia Schiavi

Auch zum Al Bottegon, das viele eher unter dem Namen Cantine del Vino gia Schiavi kennen, weil das überm Eingang steht, gibt es einen ausführlichen Bericht (Seite 110), den man wie folgt zusammen fassen kann: Es lohnt sich, wieder hierhin zu gehen – auch wenn es manchmal sehr voll ist, weil sich das herum gesprochen hat. Bei gutem Wetter Außenplätze an der Kaimauer des Kanals! Al Bottegon / Cantine del Vino gia Schiavi Fondamenta Nani, Dorsoduro 992 Tel 041 523 0034

Al Brindisi

Dazu gibt‘s bereits einen ausführlichen Bericht (Seite 98) – ein empfehlenswerter und netter Ort für einen schönen Abend. Empfehlung: Das Menu Veneziano – auch wenn wir sonst strikt gegen Touristenmenüs sind... Wenn es wärmer ist, kann man sicher auch abends draußen sitzen und das pulsierende Leben am Campo mit Blick auf die Kirche genießen. Campo S. Geremia, Cannaregio Tel. 041 716968 113


Venedig | Venice | Venezia

Cantina Vecia Carbonera

Am Ende der Rio Tera de la Maddelena in Cannaregio lädt die Cantina Vecia Carbonera ein, eine Weinbar. „Andar per ombre“ – in den Schatten gehen, nennen die Venezianer ihre Ausflüge in die vielen sich anbietenden Gaststätten und Bars.

Caffé Belle Arti

Unweit der Accademia werden auch anderweitig die schönen Künste gepflegt – im Caffé Belle Arti mühen sich zwei Männer ungemein freundlich, dass sich im engen Laden die Touristen wohl fühlen. Wir waren nur auf eine Kaffee an der Theke dort und beobachteten das muntere Treiben, und ich glaube, dass ich dort auch nur für einen Kaffee (und nicht zum Essen) wieder hingehen würde. Das aber jederzeit! Dorsoduro | Calle Gambara (an der Accademia)

Diese Cantina ist ein elendig langer Schlauch, wo es vorne an der Bar zum üblichen Spottpreis von 1 Euro den Schatten (ombra) gibt – trinkbarer Zechwein, weiß oder rot. Außerdem Spritz (Aperol, Weißwein, Prosecco, Kohlensäure) und natürlich Kleinigkeiten zu essen. „Cicheti“ wie Schinken, Tintenfische, die beliebten Sardinen a saor. Weiter hinten gibt es eher gemütliche Räumlichkeiten. Ach, das einfache Leben kann so nett sein! Campo della Maddalena, Cannaregio 2329 Tel. 041 71 03 76

Osteria Al Bacareto

In San Marco, aber nicht so im Zentrum der Besucherströme gelegen, fanden wir die Osteria Al Bacareto. Rammelvoll, viele Italiener aus der Gegend, die hier ein Häppchen an der Theke oder auch am Tisch nahmen. Venezianisches ist im Angebot: Fisch, Gemüse – alles sah gut aus. Uns reizte das Vitello tonnato (9,50 EU), eins von der besseren Sorte, wie sich zeigen sollte, mit hauchdünnem zarten Fleisch und feiner Tun-Sauce. Wein und Espresso zu den üblichen Theken-Preisen (2 EU das Glas, 1 EU das Tässchen). Calle Crosera, S. Samuele 3447, San Marco | Tel. 041 5289336 114


Schlafen | Essen | Trinken

La Cantina

Paradiso Perduto

La Cantina ist das begehrteste Ziel an der Strada Nova, viel ChiChi mit BussiBussi und nicht nur mit Cicheti, sondern auch mit größeren Häppchen, die Mitbesitzer Francesco Zorzetto mit Wissen um die Effekte in der offenen Miniküche zubereitet. Wer will, kann auch nur ein Glas Wein trinken – die Auswahl ist reichlich, allein die etwa 40 offenen lassen keine Wünsche übrig (ausführlicherer Bericht Seite 75, Bilder S. 96). La Cantina | Campo San Felice/Strada Nuova, Cannaregio 3689 | Tel. 041 522 8258

Trattoria La Rosa dei Venti

Fernab der Touristenströme in der eher beschaulicheren Ecke Santa Croces sitzt man gar nicht so schlecht in der Windrose. Die Tische eher einfach-rustikal, das Essen eine Mischung aus der italienischen Varianten von „gutbürgerlich“ und „typisch venezianisch“ – nicht allererste Wahl, aber wenn das Hotel („unser“ Hotel!) gleich nebenan ist, ein praktischer Ort, den Abend angemessen zu verleben. Zum Preisgefüge: Vorspeisenteller (sehr gut) 9 Euro, Hauptgerichte zwischen zehn und 15 Euro, eine Karaffe Hauswein (halber Liter, wenn ich mich recht erinnere) 5 Euro, Espresso 1,50. Nette Bedienung – aber die hatten wir eigentlich überall!

Taverna Ciardi

Eine Cicheteria in Cannaregio, etwas abseits gelegen, aber man kann es gut in einen Cannaregio-Bummel einbauen. Wir waren zu einer unmöglichen Zeit da – so gegen elf am Vormittag. Unmöglich? Nicht für ein Gläschen Wein,

dort gereicht mit Oliven. Die Karte las sich so, dass man noch einmal abends hin sollte. Supernetter Wirt hinter der Theke – und siehe da: Eigentlich sind sie zu zweit, und offenischtlich greifen sie abends schon mal beide zur Gitarre und singen. Ordentliche Songs, ohne Italoschmalz. Calle dell‘ Aseo, 1885 | Cannaregio | 30100 Venezia | Tel. +39 041 5241026 http://www.tavernaciardi.it/ armando@tavernaciardi.it

Das „verlorene Paradies“ ist eher als SzeneTreff für gute Musik bekannt, wir fanden es in Cannaregio direkt am Rio della Misericordia. In der Küche steht ein Inder, der Chef selbst ist Trompeter – eine lustige Kombination. Uns hat‘s geschmeckt, und wir fanden es (anders als die Kollegen vom Max Cityguide) auch nicht zu teuer für venezianische Verhältnisse: großer guter Antipasti-Teller 12 Euro, Spaghetti mit Pesto 10 Euro, ein halber Liter Hauswein 6 Euro, Espresso 1,50. Wir saßen mittags draußen – zu den Toiletten (die etwas abenteuerlich sehr küchennah im Hof liegen, aber das hat man ja oft) geht‘s durch die Kneipe vorbei an Poster, Postkarten und anderem Ansehenswerten. Fondamenta della Misericordia 2540 Tel. 041 / 720581

Locanda Salieri

Übernachtet haben wir in einem kleinen Hotel, dem Locanda Salieri. Für venezianische Verhältnisse mehr als günstig – und für unsere Zwecke gut gelegen: Nahe am Busbahnhof, nahe am Canal Grande. Einfaches Zimmer unterm Dach, Frühstück nebenan – aber nettes Personal. Was also will man mehr? 160, Fondamenta Minotto - Rio del Gaffaro 30135 Santa Croce | www.hotelsalieri.com Ach ja, um noch einmal auf den Anfang zurück zu kommen: der Vater von Domenico Robusti war Jacobo Tintoretto, sein Bruder hieß Marco, und den Namen Tintoretto hatten die Robustis, weil Il Tintoretto „das Färberlein“ heißt – und das war der Beruf des Vaters von Jacobo. Werken des Malers Tintoretto begegnet man in Venedig quasi auf Schritt und Tritt. 115


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Das Venedigbuch als PDF Gedruckt gibt‘s das bei Blurb:

http://www.blurb.com/bookstore/detail/486795


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