Soziologie Un-be-Dingt! Objekte als kulturelles Medium
50
Ab Frühjahr 2020 schien sich das Leben in virtuelle Räume zu verflüchtigen. Vorlesungen und Konferenzen finden auf Zoom statt, Einkaufsbummel im Internet anstatt in der Innenstadt, Küsschen landen auf WhatsApp, nicht auf der Wange. Dennoch leben wir ganz real und körperlich inmitten von greifbaren Dingen, die in dieser Zeit bedeutungsvoller wurden denn je. Die Toilettenpapier-Krise führte plastisch die Relevanz physischer Urfunktionen vor Augen, während keine Webcam die Aura eines vor Ort erlebten Kunstwerks zu substituieren vermag. Wenig verwunderlich zählen Baumärkte zu den Gewinnern der aktuellen Situation, um im zuvor vielleicht nur passager genutzten Zuhause die eigenen Vorstellungen von Lebenswelt zu realisieren. Das Essen, das Georg Simmel vor gut 100 Jahren als gemeinsamste und doch egoistischste Basis des Lebens charakterisierte, hat von selbst gebacken bis fertig geliefert Konjunktur, und Vorstellungen von «Dress Codes» wurden neu verhandelt. Was also hat es auf sich mit der materiellen Kultur vom banalen Alltagsgegenstand bis zum Kunstobjekt, mit all ihrer Symbolik, auch Statussymbolik, samt der Praxen ihrer Ökonomisierung zum «Produkt»? Sie ist un-ab-dingbares «Medium» der Gesellschaft!
Montag, 18.15 bis 19.45, Raum HSG 09-110 (Anmeldung erforderlich, siehe S. 4) 27. September
4. Oktober
11. Oktober
18. Oktober
Dozentin | PD Dr. Monika Kritzmöller, Lebensstil-Forscherin und Dozentin für Soziologie, Universität St.Gallen