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Magazin für Medienmacher

09 / 10 / 09

NEU!

plus:

Rock‘n‘RollJournalismus &

viele schöne frauen und ein schöner mann

Was nun, Herr Schächter? der zdf-chef hat seinen sender in eine krise geführt. ihm bleiben jetzt nur noch fünf Auswege, sie zu beenden

! R E H C A M U H SC Flughafenbuchhandlung Frankfurt, 20 Stunden, nachdem in Stockholm der Nobelpreis für Literatur bekannt gegeben worden ist. Herta Müller? Gibt‘s hier nicht. In Berlin übrigens auch nicht. Ist es in Zeiten von Just-in-time und Super-Logistik vielleicht mal möglich, die Buchläden zügig zu beliefen? In den meisten deutschen Haushalten werden die Herta-Müller-Werke vermutlich nicht obenauf liegen, bisweilen nur knapp über den Thomas-LeifBüchern. Aber genau jetzt ist die Chance, sich mit etwas Neuem, Anderen, Spannenden zu befassen, Herta Müller eben. Der Preis, den Mann und Böll und Grass bekommen haben, ist nach wie vor besonders; die Tage danach öffen kurz das Aufmerksamkeitsfenster, um Literatur, selbst sperrige, in Schulen, Familien, Plauderrunden zu bugsieren, womöglich sogar ins Büro vom Rumänien-Experten Jürgen Rüttgers. Schön, dass alle stolz sind auf uns Herta – aber nur Lesen macht wirklich schlauer.


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TITELGESCHICHTE

Eklat, Protest und Blockade beim ZDF – und jetzt? Nach Informationen von V.i.S.d.P. rechnet Chefredakteur Nikolaus Brender selbst nicht mehr damit, eine Chance auf eine erneute Amtszeit zu haben.* Hier nun fünf Varianten, wie es bei der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt weitergehen könnte, darunter eine realistische.

Bellut, Hahne, Schausten, Frey, Brender Die Eklat-Variante

Schächter schickt Brender ins Rennen, der fällt durch. Daraufhin tritt der Intendant zurück. Die Ehre des ZDF wäre gerettet, der Sender Die unwahrscheinlichste Variante aber über Monate oder Jahre gelähmt, die Politik düpiert. Als NachIntendant Markus Schächter hält an folger stünde zwar Programmchef seinem Kandidaten Brender fest. Thomas Bellut bereit, aber auch Der ZDF-Verwaltungsrat tritt rasch der braucht eine Mehrheit. Der Ekzusammen und einigt sich mangels lat wäre der Beginn eines kalten Alternativen und unter öffentlichem Gremien-Krieges, wie er den FernDruck auf die Verlängerung von sehrat zuletzt bei Schächters IntenBrenders Vertrag. Die Unionsmehr- dantenwahl 2002 blockiert hat. Daheit ändert also ihre Meinung, inklu- ran hat niemand ein Interesse. sive der Ego-Alpha-Chefs Stoiber, Koch, Müller und, in der Rolle des Die heroische Variante langen Arms der Kanzlerin, Verwaltungsrat Willi Hausmann. Wie der Dieses Szenario hat Hartmann von Titel schon sagt: unwahrscheinlich. der Tann in der F.A.Z. ins Spiel gebracht, der ehemalige Chefredak* Sollten Sie, liebe Leser, den Überblick verloren teur der ARD. Intendant Schächter haben, finden Sie eine Analyse auf www.visdp.de

schlägt dem Verwaltungsrat demnach schnell Brender vor – wissend, dass dieser durchfällt. Statt zurückzutreten erhebt Schächter daraufhin Organklage beim Bundesverfassungsgericht, um prüfen zu lassen, ob der Verwaltungsrat seine Kompetenzen überschreitet. Viele Verfassungsrechtler halten die durch und durch politisierten Verfahren beim ZDF und seine parteipolitisch verseuchten Kungel-Gremien ohnehin nicht für vereinbar mit der Forderung nach Staatsferne des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Richter hätten die Möglichkeit, den Stall auszumisten und so allen gebührenfinanzierten Sendern zu mehr Unabhängigkeit zu verhelfen. Der Haken: Schächter müsste für solch eine Errungenschaft seine Karriere opfern.


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TITELGESCHICHTE

Die CDU-Variante

Die wahrscheinlichste Variante

Der unionsdominierte Verwaltungsrat verlängert Nikolaus Brenders Vertrag nicht. Intendant Schächter tritt trotzdem nicht zurück, obwohl seine Glaubwürdigkeit beschädigt ist. Ein SPD-naher Kandidat rückt der Proportz-Tradition gemäß auf: Peter Frey, der Leiter des ZDFHauptstadtstudios, der dann mit dem Stigma leben müsste, von Unions Gnade zu sein. Das macht den Weg frei für dessen erzkonservativen Vize Peter Hahne. Dessen neue Stellvertreterin könnte dann zum Beispiel die unter links gebuchte Bettina Schausten werden. Damit hätte die Kanzlerin das ihr von Kurt Beck unterstellte Ziel erreicht: ein rechter ZDF-Chef für Berlin.

Schächter lässt seinen Kandidaten Brender fallen. Es folgen einige Wochen Schamfrist, um die Glaubwürdigkeit eines Nachfolgers zu schonen. Das Zugeständnis der Union besteht nun darin, statt Frey einen anderen „roten“ Kandidaten zu berufen und so die Hauptstadtposten unangetastet zu lassen. Dieser

Es bleiben weitere Möglichkeiten: Zum Beispiel könnte Nikolaus Brenders Vertrag um lediglich zwei oder drei Jahre verlängert werden. Auch andere Kandidaten als Jörg Schönenborn sind natürlich denkbar und vielleicht notwendig, falls dieser ablehnt. Sicher scheint: Die Zeit ist gekommen für einen klassischen ZDF-Kompromiss; die Kungeleien im Schatten

» Der Name Jörg Schönenborn wird inzwischen hinter auffällig vielen vorgehaltenen Händen genannt « Kandidat könnte Jörg Schönenborn sein, der Chefredakteur des WDR. Sein Name wird inzwischen hinter auffällig vielen vorgehaltenen Händen genannt. Der Umfragen-Guru der ARD wäre ein Kandidat, der seine Kompetenz auf dem Bildschirm und hinter dem Schreibtisch ausreichend bewiesen hat.

blieben der breiten Öffentlichkeit verborgen, wie es war und wie es nach Meinung der beteiligten Strippenzieher aus der Politik sein sollte. Zurück bleibt ein in seiner Glaubwürdigkeit beschädigter Sender. Sebastian Esser (Dieser Text ist auch erschienen bei www.theeuropean.de)


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E P S JOBWECHSEL DER WOCHESUZZI IKF S MU

der,   Arne Willan LING L O R ls a 39, musste n von o h c s in te s e STONE-Urg zien e h c n ü M h c Hamburg na . Imn li r e B h c a n t hen, und jetz akteur d e R r e d n e it merhin als le edaktifr e h C r e d d und Mitglie sonst. m u s D C e h c on. Hauptsa

tny, o v o N ah c M i r e d d i n e i  J ich b e l g it h D c t a r m A , r 34 neue s l a ch gazine ar nicht einfa , G ätter l b r e t rector. s ja we h h c i c s S n ür fe d – die , r e g prin en. S h e e s d i e h b hnlic ä u z l l nicht a

Rainer Schmidt hat gerade erst „Liebestänze“ herausgebracht, einen Roman über die Techno-Bewegung – und übernimmt nun ausgerechnet Rockblätter, und zwar gleich zwei. ROLLING STONE und MUSIKEXPRESS ziehen von München nach Berlin. Schmidt, ein erfahrener Blattmacher, war zuletzt Vize-Chef von VANITY FAIR. Jetzt macht ihn Herausgeber Ulf Poschard selbst zum Chef.

Jörg Roh leder, 32, ist zwa r ideologis cher Schw be, berichte at aber aus a ll e Thompsone r Welt; als sker Repor ter erst fü FOCUS, zu r letzt VANIT Y F Roman ers AIR. Sein cheint näch stes Jahr, u dann wird nd er auch Viz e-Chefreda teur beim M kUSIKEXPR ESS.

Joachim Hents chel, 40, war der beste Schreiber beim ROLLING STONE und R ock-Autor bei der FAS, dan n ging er zu GQ in die Kulturredaktion. Nun zieht er wie der mit dem alten Ma gazin nach Berlin .

r Re, e h d c n i o t af tK   Alber erfahrene Kr er Redakie nd und 47, ist d Er wird leite S S E . EXPR Haupt K I daktion S U die m M i e n i b t r i u m e t falls n e b e zieht stadt.

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L A ZI


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Das Medientagebuch  Montag: BRIGITTE-Chef Lebert verkündet, künftig auf professionelle Models zu verzichten und stattdessen „mit Frauen wie Ihnen und uns“ zu arbeiten. (Herr Lebert?) Dienstag: Es wird bekannt, dass sich Jürgen Kellermeier, bis 2004 Programmdirektor Fernsehen beim NDR, das Leben genommen hat. MITTWOCH: Konstantin Neven DuMont kündigt an, ab ungefähr nächstem Jahr Geld für Journalismus im Netz nehmen zu wollen. Heute: Liz Mohn übernimmt die Macht bei Bertelsmann. Ihr am Samstag verstorbener Mann hatte ihr schon vor seinem Tod alles übertragen.

Liebling der Woche Thilo Sarrazin ist der Agenda-Setter der Woche. Kaum dass vor lauter Schwarz-Gelb-Gekuschel Tiefschlaf drohte, reichten ein paar Sätze des ehemaligen Berliner Finanzsenators, um die Medien knallwach zu kriegen. Jetzt läuft die Empörungsmaschine gewohnt gut geschmiert. Kommentatoren von links bis rechts atmen auf: Endlich wieder was zu deuten.

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DIE MEDIENWOCHE


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» Wie nennt man eigentlich Herausgeber, die nichts herausgeben? Nicht einmal Honorare? « ­Journalist Michalis Pantelouris

ruft in seinem Blog „Print würgt“ dazu auf, Constantin von Rothenburgs QUALITY zu ignorieren, bis der Herr Herausgeber die Honorare für die vergangene Ausgabe bezahlt hat

Nanu?

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DIE MEDIENWOCHE

Auffallend viele Zuschauer merkten an, dass Markus Kavka bei seinen Auftritten am Wahlabend eine führergleiche Frisur gehabt haben soll. V.i.S.d.P. beweist: stimmt nicht.

Fragen Sie dr. anko  „Wie Sie sich glücklich durchs Leben improvisieren und alle Ihre großen Zielen erreichen – na gut, vielleicht nicht alle, aber doch einige davon, vielleicht sogar die wichtigsten ...“ Das ist der Untertitel von Christian Ankowitschs neuem Buch „Der kleine Seelenklempner“ – nach Angaben des Autors eine „Verteidigung des Durchwurstelns“. Am Montag Mittag treffen wir Dr. Anko zur Durchwurstel-Privatberatung. Er wird in seinem berühmten wienerischen Dialekt jede Frage zum Thema beantworten, die Sie, liebe Leser, uns bis dahin an info@visdp.de senden. Wir verlosen unter allen Fragestellern zwei signierte Seelenklempner-Exemplare.

die meistverlinkten blogs nach www.deutscheblogcharts.de www.netzpolitik.org www.spreeblick.com www.nerdcore.de www.lawblog.de stylespion.de www.basicthinking.de

TOP 6


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INFOGRAFIK DER WOCHE

Die neue brigitte-mode BIRGITTE verzichtet für Fotos auf Profi-Models und sucht „Frauen, die mitten im Leben stehen“. V.i.S.d.P. hilft dabei Sarah zeigt im Sommer freche, selbstgeflochtene Strohgürtel zum Nachbasteln. Dagmar trägt luftige BusinessFashion in schwarz, der lebhaften Tarnfarbe der Berliner Society.

Der Spartipp: Brille ohne Zuzahlung. Model Maybrit führt‘s vor: Schwarz ist das neue Magenta. Michaela (klein im Bild) ist zwar noch etwas schüchtern vor der

Kamera, darf aber für C&A Hosenanzüge präsentieren, Modell „Stonebraker“. Im Frühling 2010 ist überraschend Grün total angesagt. Caren trägt die pfiffigsten Blusen.


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STELLENANZEIGEN

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Mittwoch  schneider-preis, stuttgart Die Industrie- und Handelskammern verleihen einen mit der schönen Summe von insgesamt 60.000 Euro dotierten Ernst-Schneider-Journalistenpreis der deutschen Wirtschaft. Es morderierte SWR-Sportchef Michael Antwerpes.

Dagmar Gaßdorf, Andreas Richter; Technikpreis-Gewinner Axel Engstfeld

Alle streichen Stellen, Achim Achilles stellt ein. Für das Online-Portal Achim-Achilles.de sucht der Laufgott eine/n

OnlineRedakteur/in

Ganz schön hell im Porsche-Museum

Tilo Gummel und Rebecca Gudisch

e n i e s e t r s e I d » pe o s? « Lu so wa Joachim Dorfs, Stuttgarter Zeitung-Chef, mit Preisträger Michael Ohnewald

Stellenanzeigen bei V.i.S.d.P.. Für nur 140 Euro die ganze Branche erreichen – Erfolg garantiert. info@visdp.de


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STELLENANZEIGEN

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letzten Mittwoch   goldene Henne, berlin

Alle streichen Stellen, Achim Achilles stellt ein. Für das Online-Portal Achim-Achilles.de sucht der Laufgott eine/n

Jetzt bitte keine blöden Ossi-Bemerkungen. Die Goldene Henne ist inzwischen vielleicht wichtiger als zum Beisiel der Fernsehpreis oder sogar der Goldene Prometheus. Die Kanzlerin war da (ja, auch die ist ein Ossi) und selbst einige Wessis wie der unwiderstehliche Peter Hahne. Urst cool.

OnlineRedakteur/in

Kanzlerin mit Scorpions

Andrea „Weight Watchers“ Kiewel und Peter „Women Watcher“ Hahne

a n n a w I , i e v w i o l » Kmake ... « u o y to Peter Escher; die Dieter, die Thomas ,die Hecks

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WOCHENENDE!

Die frage der fragen

Langeweile?

Beantworten Sie irgendeine Frage, hatten wir gebeten. Danke, hierfür Heidi Atzler: Welche Frau sprang als erste den 3fachen Axel beim Eiskunstlaufen? Midori Ito. Senthuran Sivananda: Die Antwort lautet b) - also nicht Günther Jauch. Philipp Olbrich: Wer prägte den Begriff „Schwarzes Loch“? John Archibald Wheeler. Johannes Schnitter und Thorsten Schäfer: 42 (die beiden kennen den Sinn des Lebens!). Anja Neufert: Welches ist das Erstlingswerk von Fritz Dinkelmann und wann ist es erschienen? „Denn wo ich Spuren fand waren es Bremsspuren“ von 1973. Per Los gewonnen hat „Die Kanzlerin“ von Fritz H. Dinkelmann: Andrea Franzetti aus Eichstätt.

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• Es gibt ein neues kostenloses PDF-Magazin über Autos: www. sprit-magazin.de. • Den an dieser Stelle oft empfohlenen Jon Steward schreibt man ohne h, und nicht, wie wir schon zwei Mal, mit. Danke für den Hinweis, liebe Leserin Kathrin Rauschning.

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FOTOS: S.1/2: ZDF; S.3: WDR, G+J, Handelsblatt; S.4: Axel Springer; S.5: G+J, DuMont, Bertelsmann, Archiv; S.6: MTV, privat; S.7: ARD, RBB, Archiv (2), NDR; S.8: Ernst-Schneider-Preis, S.9: Burda.

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Redaktion Sebastian Esser (verantwortlich) Wendelin Hübner Susan Mücke Patrick Weisbrod

Kolumnist Dr. Hajo Schumacher Anzeigen info@visdp.de


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