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10. Februar 2012


Die Woche

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Die Woche

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Foto: RTL

Liebling der Woche

FOX stellt „Dr. House“ ein – nach der achten Staffel im Frühjahr ist in Amerika Schluss. In vielen Ländern der Welt war der schlechtlaunige, tablettensüchtige Arzt lange eine der meistgesehenen Serien. Bei uns basiert darauf der gesamt RTL-Seri-

endienstag. Die Quoten bröckeln allerdings auch in Deutschland – was neben den vielen Wiederholungen mit immer absurderen Drehbüchern zu tun haben könnte. Egal. „Dr. House“ ist längst ein Klassiker wie „Colombo“ oder „Magnum“.


Die Woche

4 Gewinner der Woche

Michelle Hunziker weil sie dem ZDF ein gutes Jahr Zeit gegeben hat, sich für die naheliegende Lösung zu entscheiden (Vgl. V.i.S.d.P. #193 „Nehmt Michelle“). Nun sagt sie verständlicherweise ab, weiterhin an „Wetten, dass...?“ beteiligt zu sein. Das ist schade und könnte dem ZDF noch leidtun, falls am Ende nämlich doch Joko und Klaas übernehmen und den Dampfer versenken.

Sonntag

5.2.2012

Mann, ist das modern: Die Sendung „Berlin direkt“ blendet den TwitterHashtag „#berlindirekt“ ein (falls Sie nicht wissen, was das ist: bitte „Gottschalk live“ gucken) und facht prompt die Online-Debatte an. Montag

6.5.2012

Verlierer der Woche

Dieter Bohlen

Der MDR verkauft seine indirekte Beweil wir zwar einerseits natürlicher keine teiligung am MDR-Fernsehballett (wir Chance auslassen, Bohlen zu bashen, erinnern uns: Erst kürzlich trat es vor andererseits „DSDS“ dem tschetschenischen Autokraten auf) auch objektiv an den Berliner Fernsehproduzenten betrachtet nur noch Peter Wolf. Die neue Intendantin Karola TV-Trash ist und Wille setzt Zeichen. jeglichen Glamour verloren hat, der Dienstag 31.1.2012 die Sendung trotz Moderator so 100.000 zahlende Abonnenerfolgreich ten hat Rupert Murdochs iPadgemacht hat. Bitte Zeitung THE DAILY seit ihrem absetzen. Start vor einem Jahr gewinnen können. Gar nicht schlecht, oder?


Die Woche Zitat der Woche

„So wie es Helmut Kohl nicht gelungen ist, aus dem Osten ruck, zuck ‚blühende Landschaften‘ zu machen, so wenig werde ich es schaffen, die ‚Todeszone’ des Vorabends in ein paar Wochen zu begrünen.“ Thomas Gottschalk in der BUNTEN. Seine „Todeszone“ vertrocknet allerdings zunehmend – siehe unten. Liste der Woche

Fotos: RTL(3), MDR

Die Quoten von „Gottschalk live“ in dieser Woche waren schlecht – selbst wenn man sie mit dem vergleicht, was vorher in der „Todeszone“ lief.

5 Mittwoch

8.2.2012

Günther Jauch verklagt seinen ehemaligen Werbepartner SKL auf 780.000 Euro, weil die Lotterie auch nach dem Ende des Vertrages mit seinem Gesicht geworben haben soll. Dienstag

8.2.2012

Online-Nachrichtenseiten sind so erfolgreich wie noch nie. Die IVW maß im Januar fast überall Rekorde. Vermutete Quelle des Interesses: Wulff-News. Donnerstag

9.2.2012

Die Jury veröffentlicht ihre Shortlist für die Vergabe der Henri-Nannen-Preise. BILD ist für die Wulff-Recherchen darauf zu finden. Ansonsten ergibt sich an der Spitze folgendes Bild:

SPIEGEL: 15 Nominierungen SÜDDEUTSCHE: 9 GEO/GEO KOMPAKT: 9 STERN: 8 DIE ZEIT: 7 Montag: 1,89 Millionen Zuschauer, ZEIT MAGAZIN: 7 SZ-MAGAZIN: 5 Marktanteil: 6,6 Prozent WELT/WAMS: 5 Dienstag: 1,20 Millionen, 4,3 Prozent Mittwoch: 1,35 Millionen, 4,8 Prozent FAZ/FAS: 5


Anke Schäferkordt (1) , wird ab Mitte April gemeinsam mit dem ganz offensichtlich für diesen Job eingekauften ehemaligen Prosiebensat1-Chef Guillaume de Posch die RTL-Group führen. Nach neun Jahren wechselt Gerhard Zeiler zu Time Warner. Zum Verständnis: Ja, das ist die Firma, die in Deutschland die RTLSender betreibt. Aber insgesamt gehören europaweit 45 TV-Sender dazu. Ob jemand, und wenn ja, dann wer und wann, Schäferkordt als Senderchefin folgt, ist noch nicht raus.

Leute

Matthias Stapf (2) ist neuer Programmchef bei SWR4 RHEINLAND-PFALZ. Vorgänger Wolfhard Klein befindet sich bereits in Ruhestand. Boris Henn (3) – vom Bildschirm vielleicht bekannt als Moderator des Boulevard-Magazins „Explosiv“ – ist nach 13 Jahren zurück bei RTL – als Executive Producer in der Unterhaltung. Christian Renz (Fahndungsfoto No 6) wird Ressortleiter Unterhaltung bei GRAZIA.

Fotos: Boris Henn / Immo Fuchs, RTL, SWR/Monika Werneke, NDR

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Leute

Ingo Zamperoni (7), Moderator des ARD„Nachtmagazins“, vertritt künftig statt Susanne Holst die „Tagesthemen“-Moderatoren, sollten diese anderweitig verhindert sein. (Wenn Buhrow oder Miosga zum Beispiel vergessen sollten, ihren Urlaub im Kalender einzutragen, die Oma erkrankt oder der Hund die Moderationskarten gefressen hat. Sowas.)

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reich und Zentraleuropa. Bisher war Kamp in Peking stationiert.

Was kommt im RTL-Universum nach dem „Dschungelcamp“? Richtig, „Let‘s dance“. Neu in der Jury: Vorjahressiegerin Maite Kelly. Kandidaten sind Joana Zimmer, Stefanie Hertel (9), Rebecca Mir, Gitte Haenning, Magdalena Brzeska, Mandy Capristo, Patrick Lindner (10), Patrick Matthias Kamp (8) leitet künftig das Büro Bach, Ardian Bujupi, Uwe Fahrenkrog-Peterder WIRTSCHAFTSWOCHE in München. sen, Lars Riedel, Marc Terenzi. Kennen Sie Von dort aus berichtet er auch über Öster- nicht? Geht uns ähnlich.


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Schumacher!

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Ein Typ, kein Vorbild Rudi Assauers Zuhause war stets die Bühne, und genauso geht er jetzt mit der Krankheit um – als Ego-Show. Wo verläuft die Grenze zwischen Mitgefühl und Voyeurismus? Text: Hajo Schumacher Krankheiten, zumal unheilbare, sind eine höchstpersönliche Angelegenheit. Niemandem, außer dem Betroffenen, seinen Nächsten und den Medizinern, steht ein Urteil zu. Moralische Ferndiagnosen verbieten sich, Therapie-Ratschläge sind mit Vorsicht zu erteilen. Kranke stehen unter Schutz. Gut so. Wenn Patienten allerdings auf ihre Privatheit verzichten, wenn sie eine niederschmetternde Diagnose womöglich gar benutzen, dann liegt die Sache anders. Und wer aktiv öffentlich wird, der muss sich auch Kritik stellen. Der Fußball-Manager Rudi Assauer war zeit seines Berufslebens immer großzügig mit intimen Details. Jetzt wird sein Leben als Alzheimer-Patient nach den klassischen Regeln des medialen Zugewinns publiziert: Buch, Titelstorys, TalkshowAuftritte, am Dienstagabend eine ZDFDokumentation mit überraschend guterQuote und alsbald womöglich noch ein hübscher Job aus der Pharma-Ecke. Eilends wurde die PR-Maschinerie früher gezündet als geplant, der Krankheitsver-

lauf diktiert nun mal das Marketing. Schwer zu beurteilen, inwieweit Assauer Herr des Verfahrens ist. Unglücklich wirkt er jedenfalls nicht, schließlich ist er im Fernsehen, und alle sind nett zu ihm. Nein, verboten ist das nicht. Ja, das Publikum nimmt teil und kauft bereitwillig das Buch zum Siechtum und die linksdrehenden Kräuter-Tropfen gleich dazu. Natürlich darf jeder, der die Chance hat, ein paar Euro verdienen und ein therapeutisch sicher wertvolles Blitzlichtgewitter mitnehmen. Es hieße allerdings, den alten Medien-Fuchs und sein Team zu unterschätzen, würde man allein die herzerweichende Story vom verwirrten alten Mann sehen, der immer so ein Herzensguter war und Schalke den UEFA-Cup schenkte. Natürlich wird in den vielen Assauer-Rückschauen seine Vita nun deutlich weicher gezeichnet als sie in Wirklichkeit war. Bei allem Mitgefühl bleibt dennoch festzuhalten, dass der Fußball-Manager gleich zweimal im Unfrieden vom FC Schalke schied, dass er für


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sinistre Zockerbude warb oder seine einstige Partnerin Simone Thomalla öffentlich züchtigte. Die ewige Zigarre kann man für Kult halten, muss man aber nicht. Er ist ein Typ, aber kein Vorbild. Assauers Zuhause war stets die Bühne, und genauso geht er jetzt mit der Krankheit um – als Ego-Show. Die wahren Helden des Alltags aber sind die Hunderttausenden, die mit wenig Geld, wenig Platz und ohne promi-gestützte medizinische Versorgung ein ähnliches Schicksal meistern, ohne dass irgendwer ihre Leistung zur Kenntnis nimmt. Vielen Alzheimer-Erkrankten mag der öffentliche Patient Assauer eine Stütze sein, weil er

Schumacher!

die Aufmerksamkeit auf die tückische Krankheit lenkt. Ein paar Euros Spende aus dem Buchverkauf würden darüber hinaus ganz praktisch helfen. Immer bleibt Beklommenheit, wenn Prominente ihr Leiden ausbreiten: Schlingensiefs Krebs, die öffentliche Reha von Monika Lierhaus, Gaby Kösters Schlaganfall – wo verläuft die Grenze zwischen Mitgefühl und Voyeurismus? Wo fängt Pietät an, wo hört eiskaltes Marketing auf? Wie viel Autonomie darf man bei den Kranken vermuten? Hinzu kommt der ins Peinliche spielende Zeigestolz mancher Medienvertreter, verbunden mit schleimiger Betroffenheits-Dackelei. „Exklusiv“ kann der


Schumacher!

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Sender nicht oft genug betonen, während der Zuschauer anteilnehmend darauf wartet, dass sich der gute Rudi ein weiteres Mal mal nicht erinnern kann. Wäre einfach nur schön, wenn all diese mitfühlenden Menschen sich ebenso einfühlsam um die demente Dame aus ihrer Nachbarschaft kümmerten.


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Poker Passion Falls Sie am Sonntag nichts vorhaben (wer hat das schon?), möchten wir Ihnen statt Tatort und Jauch den ARTE-Themenabend „Poker Passion“ ans Herz legen. Regisseur Rolf S. Wolkenstein, Freund des Hauses V.i.S.d.P. und selbst seit mehr als drei Jahrzehnten Pokerer, stellt drei unterschiedliche Typen von Pokerspielern vor, die das Spiel mit Leidenschaft betreiben und damit auch zu Geld kommen. In einigen Fällen sehr viel Geld. „Von Haien und Fischen“ ist sein Film über die Leidenschaft und die Psychologie des Pokerspielens. Es geht ums Fressen und ums Gefressenwerden: Wer ist der Hai? Und wer der Fisch?

Empfehlung der Woche


Empfehlung der Woche

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Als „Journalisten des Jahres 2011“ zeichnete Reporter ohne Grenzen (ROG) im Dezember den syrischen Karikaturisten Ali Fersat aus. Im Sommer hatten ihm Sicherheitkräfte beide Hände gebrochen – nun lebt er im Exil in Kuweit.

V.i.S.d.P. – Magazin für Medienmacher Redaktion: Sebastian Esser Herausgeber: Dr. Hajo Schumacher Design: Markus Nowak Lektorat: Carla Mönig Adresse: Lietzenburger Straße 51, 10789 Berlin Telefon: 030 2196 27287 E-Mail: info@visdp.de

Ende


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