visdp#232

Page 1

# 232

2. M채rz 2012


n

ANZEIGE

www.albrechts-patisserie.de


Die Woche

3 Liebling der Woche

Der Sohn von Rupert Murdoch zu sein, das stellen wir uns so anstrengend vor, wie der Sohn von Kim Jong Il zu sein. Ähnlich dem speckbackigen Neu-Diktator von Nordkorea muss James M. die Suppe auslöffeln, in die sein Vater ihm einige ekelige Klumpen gebrockt hat: statt Atomwaffen und Hungerepedemien eine korrupte Unternehmenskultur bei

den familieneigenen Zeitungen. Seinen Job als Verwaltungsratschef der Zeitungsholding News International ist Murdoch Jr. jedenfalls los. Gut, James dürfte nicht ganz unbeteiligt gewesen sein am Abhörskandal. Aber die BUNTE – zum Beispiel – hat noch immer eine Chefredaktion, die Privatdetektive einsetzte, um Politiker auszuspähen. So ungerecht!


Die Woche

4 Gewinner der Woche

Freitag

SPIEGELKulturredakteure

Mit einem offenen Brief protestieren WDR-Mitarbeiter unter dem Titel „Die Radioretter“ gegen geplante Veränderungen bei den Sender WDR 3 und WDR KULTUR. Inzwischen haben den Brief im Internet fast 5.000 Menschen unterzeichnet. Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz schickt wenig einsichtig eine „offene Antwort“ zurück.

weil sie nebenbei dazuverdienen – mit dem Verkauf von Promo-CDs. „Ich könnte Einige nennen, die sich ein Einfamilienhaus mit Promo-Exemplaren gebaut haben“, behauptet ein Hamburger Antiquar in der SÜDWEST PRESSE. Über solches Gebaren beschwert sich nun die Plattenfirma eines Jazz-Duos, dessen neue CD zwei Monate vor ihrer Veröffentlichung im Internet zu erwerben war. Ein Service des SPIEGELs. Verlierer der Woche

Kai Winckler

weil der Chefredakteur der FREIZEIT WOCHE ein absurdes Märchenblättchen macht (über das schwedische Könighaus: „Ja, es ist ein Junge!“ – nein, es ist ein Mädchen!), sich aber rührend bemüht, so zu tun, als ob es sich dabei um Journalismus handele und er einer Fehlinfomation aufgesessen wäre.

Samstag

24.2.2012

25.1.2012

Das ZDF wird seine beim ersten Mal wenig erfolgreiche Politiker-Castingshow „Ich kann Kanzler“ wiederbeleben. In der Jury sitzen Maybrit Illner, Politberater Michael Spreng und „Heute-Show“Moderator Oliver Welke – also eine würdige Konkurrenz zum RTL-Pendant mit Dieter Bohlen, Bruce Darnell und ... dieser Frau. Es moderiert der Marco Schreyl des ZDF: Jörg Pilawa. Dienstag

28.2.2012

Alexandra Jahr übernimmt die SpringerAnteile an ihrem Special-Interest-Zeitschriftenverlag Jahr Top Special (unter anderem ANGELWOCHE, GOLF MAGAZIN, MEIN PFERD).


Die Woche Zitat der Woche

„Namens der Chefredaktion der Zeit erkläre ich: Wir nehmen den Ball auf und werden alles in unserer Macht Stehende tun, dieser Forderung auch gerecht zu werden.“

5 Dienstag

28.2.2012

Die Testausgabe des Wohnmagazins COUCH hat sich so gut verkauft, dass Gruner+Jahr das Heft schon im Mai regelmäßig herausbringen wird.

Giovanni di Lorenzo verspricht, 30 Prozent der ZEIT-Führungspositionen mit Frauen zu besetzen – 350 Journalistinnen hatten das am Wochenende in einem offenen Brief an deut- Mittwoch 29.2.2012 sche Chefredakteure gefordert. Die bei einem Raketenangriff verletzte Edith Bouvier, die mit ihrem KolleListe der Woche gen William Daniels in der syrischen Rebellen-Stadt Homs festsitzt, bittet eine der Lieblingsüberschriften im Edel-Top-Journalismus lautet: „Der per Video-Botschaft um Hilfe. Medien berichten am Dienstag über eine gelunUnvollendete“. Hier eine Auswahl gene Flucht der beiden – eine Fehlinforder Titelträger der letzten Jahre, mation, die die Befreiungsbemühungen gesammelt von Jost Kaiser: offenbar erschwerten. Bei SPIEGEL ONLINE war der Bericht gestern noch Joschka Fischer immer zu finden. Michael Ballack Peter Alexander Josef Ackermann Axel Weber Oskar Lafontaine Edmund Stoiber Cristiano Ronaldo Franz Liszt Sebastian Deisler Friedemann Bach Der Tablet-Computer HP TouchPad Eden Hazard Donnerstag 1.3.2012 Wladimir Klitschko Berti Vogts VOX hatte im Februar im GesamtpuPiotr Trochowski blikum zum ersten Mal genausoviele Jacques Chirac Zuschauer wie PRO7: 5,7 Prozent MarktJoachim Löw anteil.


6

Die Woche

Die Bundeskanzlerin hasst zu viel Maggi an Bratkartoffeln (und französische Chansons) Gestern Abend, ZDF NEO, Stuckrad Late Night: ein entfesselter SPD-Dino Ottmar Schreiner – im Kettensägenmassaker mit Stuckrad-Barre. Erst aß der Mann ein halbes Dutzend rohe Zwiebeln, zerlegte ein Plakat von Erzfeind Schröder mit der Motorsäge und plauderte dann Geheimnisse aus seiner Hausgemeinschaft aus – mit der Bundeskanzlerin. Schreiner wohnt nämlich eine Etage über der Kanzlerin „Am Kupfergraben“ in Berlin-Mitte. Und er packte aus: Wie Merkels Ehemann nachts im Pyjama vor der Tür steht und Dampf ablässt, und woran sich die Kanzlerin stört: „Die Beschweren gehen immer in Richtung

meiner französischen Chansons – sie ist eben eine Frau aus Templin.“ Insbesondere Schreiners Kochgewohnheiten sollen die Bundeskanzlerin in Rage gebracht haben. Merkel störe sich am Geruch seiner nächtlich zubereiteten Speisen. „Sie behauptet, dass ich deutlich zu viel Maggi verwende bei den Bratkarfoffeln. Sie hat gesagt: Der Geruch der Bratkartoffeln ist in mein Schlafzimmer eingedrungen und hat meine Nachtruhe empfindlich gestört.“ Versöhnlich endet Schreiner: „Angela Merkel ist eine gute Nachbarin – weil ich sie sehr selten sehe.“


Die Woche

Bleibt alles anders Journalismus kann so einfach sein: Im konkreten Fall hätte es genügt, die Titelgeschichte aus dem Sommer 2010 herauszukramen und noch einmal zu bringen. Nur die Frage der ZEIT: „Stärker als sie?“ würden wir heute anders beantworten müssen.

7


Bei Maite Kelly (1) hatten wir schon immer den Verdacht, dass sie besser ins Öffentlich-Rechtliche als zu RTL passt – und das ist als Kompliment gemeint. ZDF NEO verlegt ihre Show „Da wird mir übel“ nun ins Hauptprogramm auf Donnerstag 20:15 Uhr. „Satirisches Dokutainment“ nennt sich das Genre. Gemeinsam mit Theo West (2) geht sie darin Fragen zu Ernährung rund um die Themen Aromastoffe, Konservierungsstoffe, Zusatzstoffe und Farbstoffe auf den Grund.

Leute

Axel Telzerow (3) wird der Chef einer Gruppe, in der Axel Springer künftig alle seine Computer-Medien (COMPUTER BILD etc.) bündelt. Auch die OnlineRedaktion gehört nun dazu. Vorgänger Hans-Martin Burr verlässt Springer. Melanie Grün (4), heißt die Redaktionsleiterin der neuen ZDF-Satire „Leute, Leute!“ bei der Produktionsfirma Prime Productions, die auch die „Heute Show“ verantwortet. Grün kommt von Brainpool.

Fotos: ZDF/Stefan Menne, Axel Springer, Prime, Emotion, CHIP (3)

8


Leute

9

Silvia Feist (5) ist nun stellvertretende Stephan Goldmann (8) wird Chefredakteur Chefredakteurin der Psycho-Zeitschrift der CHIP-Sonderhefte und Chefredakteur EMOTION. Bisher war sie Textchefin und von ZEHN.DE. vertritt nun Julia Möhn, die in Elternzeit ist. Josef Reitberger (6) wird CHIP-Chefredakteur. Vorgänger Thomas Pyczak (7) ist kürzlich zum Oberchef und CEO der Chip-Gruppe aufgesteigen. Er widmet sich nun ganz dem Geschäftlichen.


Anzeige


Schumacher

11

Die Krümel kullern Angela Merkel hat in diesem Winter die Höhen der Macht erklommen. Ganz Europa macht Männchen, in der Partei lauert nirgendwo ein Rivale, die Opposition ist auf Distanz. Das Tückische am Machtgipfel: Überall geht’s nur bergab. Text: Hajo Schumacher Lawinen beginnen oft zufällig. Fast nie fallen anfangs große Brocken, vielmehr kullern zunächst Krümel vom Gipfel hinab. Angela Merkel hat in diesem Winter die Höhen der Macht erklommen. Ganz Europa macht Männchen, in der Partei lauert nirgendwo ein Rivale, die Opposition ist auf Distanz. Das Tückische am Machtgipfel: Überall geht‘s nur bergab. Der Niedergang des Bundeskanzlers Schröder kündigte sich an, als er die Wiederwahl 2002 geschafft hatte, auf dem Höhepunkt des Ruhms. Ministerpräsident Stoiber war wenige Monate nach dem historischen Zweidrittelsieg erledigt. Zufall, dass in Berlin erste Krümel kullern? Die machtschlaue Kanzlerin weiß um die Sprengkraft jener symbolischen Momente, die nach Erosion aussehen. So schmerzte sie beim Ringen um den Bun-

despräsidenten weniger die Person Gauck als der Nimbus der Allmacht, der plötzlich dahin war. Ausgerechnet der Machtpraktikant Rösler führte die Hilflosigkeit der Chefin vor und kommentierte ihre Niederlage auch noch frech. Röslers überraschender Triumph wird noch brutalstmöglich bestraft werden, gleichwohl dürfte sich nicht nur in der FDP die Angststarre auflösen, die den übergehorsamen Westerwelle noch gelähmt hatte. Auch die notorisch profilierungshungrigen Bayern entdecken die Lust am Kanzlerinnenquälen. Kalkuliert zirkelte der ansonsten nicht sehr auffällige Bundesinnenminister Friedrich seine Bedenken zur Griechenlandhilfe auf den Tag der Abstimmung, garantiert mit Wissen der Münchner Zentrale. Die Bundesverfassungsrichter mögen ebenfalls verstohlen gegrient haben, als sie dem parlamentarischen Sondergremium


12

Schumacher

zur EU-Rettung die Legimität absprachen nicht vorbei. Da ist die Rebellenrolle alleund mithin die Kanzlerin in die Schran- mal werbewirksamer. Die Kanzlerin hatte ken wiesen. nun mal das Pech, sowohl bei Gauck als auch bei Griechenland nicht mit der Halb so schlimm, wenn Koalitonspartner Mehrheit im Bunde zu sein. oder Institutionen quengeln – das gehört dazu. Bedrohlich wird die Lage, wenn die Wie im Wolfsrudel erkennen die CDUeigene Partei die Gefolgschaft verwei- Freunde kleinste Schwächen sofort, sie gert. Die Selbstverständlichkeit, mit der zerren hier, sie beißen da, sie gucken, CDU-Abgeordnete gegen das Griechen- wie stark die Leitwölfin wirklich ist. land-Paket stimmten, darf man getrost Macht hat zuweilen mit Gewalt um der als Respektlosigkeit gegenüber der Par- Gewalt willen zu tun. Wer oben sitzt auf teivorsitzenden interpretieren. Über den dem Felsen, muss jeden Anschein von Wiedereinzug in den Bundestag wird Schwäche vermeiden. Macht-Routinier eben nicht im Kanzleramt, sondern im Helmut Kohl spürte sofort, dass da was Wahlkreis entschieden. Und dort sind in Bewegung kommen könnte und die Milliarden für Athen kaum zu erklä- sprang der Vorsitzenden bei. Wer die ren. Konsequenzen? Muss kein Abgeord- Kanzlerin als Nächster herausfordert, neter fürchten. Im schlimmsten Fall darf sich auf ziemlichen Zorn gefasst kommt Angela Merkel im Wahlkampf machen.


ANZEIGE


14

Frauenquote? Absolut!

V.i.S.d.P. – Magazin für Medienmacher Redaktion: Sebastian Esser Herausgeber: Dr. Hajo Schumacher Beratung: Markus Nowak Lektorat: Carla Mönig Adresse: Lietzenburger Straße 51, 10789 Berlin Telefon: 030 2196 27287 E-Mail: info@visdp.de

Ende


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.