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23. M채rz 2012


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Die Woche

3 Liebling der Woche

Rache ist Blutwurst: Der Ex-Bahnchef fühlt sich Zeit seiner Karriere von Journalisten verfolgt, jetzt streicht er ihnen bei Air Berlin den „Presserabatt“, wie es die Deutsche Bahn vorgemacht hat. Und Recht hat er. Denn ja, es wäre konsequent, wenn sich Medienvertreter denselben Maßstäben

unterwürfen, die sie von den anderen Akteuren des demokratischen Systems verlangen. Die Debatte kommt, aber naturgemäß etwas langsamer. Die Medien haben eben so viel zu kontrollieren, dass für die eigene Branche kaum Zeit bleibt. Anregungen von außen sind da ganz hilfreich.


Die Woche

4 Gewinner der Woche

Markus Peichl weil der Fernseh-Krisen-Spezialist bei der Aufgabe, Thomas Gottschalk zu retten, ziemlich viel richtig macht. Show statt Journalismus, Bühne statt Wohnzimmer, Zuschauer statt keine. Die Flugrouten des neuen Berliner Airports hat er als lautstarker Wortführer der Fluglärmgegner nicht verändern können, als Fernseh-Produzent könnte er mit einer ähnlich schwierigen Aufgabe erfolgreicher sein.

Freitag

16.3.2012

Der Presserat rügt das PC MAGAZIN, das seinen Lesern illegales Downloaden beigebracht hatte, BILD wegen der Missachtung der Privatsphäre eines Ermordeten und BUNTE wegen Schleichwerbung. Sonntag

27.2.2012

Der SPIEGEL berichtet, der STERN plane ein Rentnermagazin namens VIVA. Also eine Art NEON für Altenheimbewohner? Montag

19.3.2012

Verlierer der Woche

Die ZEIT

weil die allseits beliebte Wochenzeitung jedesmal nur knapp an einer Blamage vorbeischreibt, wenn es um Medienthemen geht. Redliche Redakteure wollen diese Woche einen Skandal daraus machen, dass „Gottschalk live“ von der Degeto abgewickelt wird. Das ist für Außenstehende merkwürdig, aber bekannt und normal. Wie wäre es damit, mal wieder eine Medienredaktion einzurichten, die vor Jahren abgeschafft wurde?

Die 1000. Ausgabe des Magazins FOCUS erscheint. Titelgeschichte: „Der große Wissenstest“. Montag

19.2.2012

BR-Intendant Ulrich Wilhelm setzt sich für ein Comeback der „Augsburger Puppenkiste“ ein. Der KINDERKANAL (KIKA) wird ihm wohl 2013 diesen Wunsch erfüllen.


Die Woche

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Zitat der Woche

„Wir mögen Deutschland sehr. Wir mögen Sie sehr.“

Montag

20.3.2012

Der FC Bayern startet ein eigenes Social Network: MYFCB. Es soll so ähnlich sein wie Facebook. Spieler dürfen sich nur noch dort betätigen, andere Social-Media-Aktivitäten sind ihnen seit einiger Zeit verboten. Montag

14.3.2012

Mahmud Ahmadinejad, iranischer Präsident, am Ende eines anstrengend anzusehenden Interviews mit ZDFAnchor Claus Kleber. Infografik der Woche

Leute, die über „Gottschalk live“ eine dezidierte Meinung haben ... ... haben die Sendung schon mal gesehen

Tina Browns NEWSWEEK erscheint anlässlich der jüngsten „Mad Men“-Staffel komplett im 60er-Jahre-Layout, inklusive Original-Logo und Anzeigen. STERN, sowas traut Ihr Euch nicht. Oder? Oder? gestern

... haben die Sendung noch nie gesehen

22.3.2012

DAPD übernimmt die Bildagentur Picture Press von Gruner+Jahr und syndiziert damit auch die Bilder des Verlags.


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Die Woche


Die Woche

Oliver Wurm und Alexander Böker haben es wieder getan: Seit gestern gibt es ein neues Panini-Album, diesmal für Schleswig-Holstein. Das Album kostet 1,50 Euro, ein Tütchen mit fünf Stickern 50 Cent. Sieben Städte und eine bundesweite Ausgabe haben die beiden

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Journalisten seit 2009 herausgebracht, der Erfolg war groß. V.i.S.d.P. verlost unter allen Bewerbern drei Sets mit jeweils 250 Stickern und einem dazugehörigen Album. Bitte Interesse anmelden bei facebook.com/ visdp, oder per Mail an info@visdp.de.


Lisa von Houtem, Stefanie Höfle, Julia Müller und Veronika Zweckerl (1) füllen bei BRIGITTE.DE künftig einen Beautyund Modeblog namens „StyleNotes“. Huhuhu! Die manchmal – ehrlich gesagt – etwas trutschige BRIGITTE kopiert damit das Format der jungen Modeblogger(innen) und wird jetzt schlagartig hip und jung. Béla Anda (2) gibt seinen Job als Pressesprecher der Ex-Maschmeyer-Firma AWD auf. Der Posten ist nach einer

Leute

Übernahme des Finanzdienstleisters durch Swiss Life nicht mehr von Nöten. Die Älteren erinnern sich: Anda diente Gerhard Schröder mal als Regierungssprecher. Die noch Älteren erinnern sich: Davor war er Hauptstadt-Büroleiter bei BILD. Carola Jung (3) heißt die neue Programmchefin von RADIO PSR. Sie kommt von ENERGY SACHSEN. Dort übernimmt den Programmdirektor-Posten Oliver Harrington.

Fotos: , Screenshot Brigitte.de, AWD, PSR, ZDF/Carmen Sauerbrei), Presserat,

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Leute

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Norbert Himmler (4), Kult-Chef des Ablegers ZDF NEO, wird Programmchef beim großen ZDF und folgt auf Thomas Bellut, der ja der neue Intendant ist.

Alexander Gutzmer (6), Chefredakteur des Architekturmagazins BAUMEISTER, bekleidet den neu geschaffenen Posten zusätzlich.

Ursula Ernst (5), Politik-Redakteurin bei der AUGSBURGER ALLGEMEINEN, ist neue Sprecherin des Deutschen Presserates. Sie wurde vom DJV entsandt und löst Bernd Hilder ab.

Jana Hensel (7) wird stellvertretende Chefredakteurin der Jakob-AugsteinWochenzeitung FREITAG. Sie wurde 2002 mit dem Buch „Zonenkinder“ bekannt und arbeitete zuletzt vor allem als Autorin für die ZEIT.

Der Münchner Verlag Georg D.W. Callwey bekommt einen Editorial Director:


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Schumacher

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Kiez ist, was man verteidigt Eigentlich wollten BMW und Guggenheim für viel Geld in Berlin-Kreuzberg eine temporäre Kunsthalle aufstellen, ein „mobiles Laboratorium“. Nach Krawall und Protest sagten die edlen Spender nun ab. Und ganz Deutschland fragt sich mal wieder: Spinnen die Hauptstädter? Im Gegenteil. V.i.S.d.P.-Herausgeber Hajo Schumacher erklärt. In Zehlendorf werden bald die Häuschen zwangsgeräumt. Ein russischer Immobilienfonds hat ganze Straßenzüge gekauft. Auf dem Teufelsberg soll das größte Wellnessbad Europas entstehen, die Rutsche reicht über Hausdächer hinweg bis zur Avus. Und in Schmargendorf wird eine Kart-Bahn durch die 30er-Zonen gelegt - ein total innovatives Projekt, Kunst und Wissenschaft und so. Damien Hirst hat die Rennwägelchen mit Halbedelsteinen beklebt und Karl Lagerfeld den Auspuff gestaltet. Könnte sein, dass sich der Berliner bei solchen Projekten sträubt. So wie er sich gegen Fluglärm und Wasserpreise gewehrt hat. Oder jetzt gegen den temporären Pavillon von BMW und Guggenheim auf einer Kreuzberger Freifläche.

Gut so. Die Menschen müssen nicht jeden Firlefanz mitmachen, den sich berlin-besoffene Immobilien-, Marketingund Wachstums-Strategen ausdenken. Kiez ist, was man verteidigt. Heimat. Damit eines klar ist: Es geht hier keineswegs um Verständnis für das wirre Treiben selbsternannter Rächer, die die Freiheiten der Demokratie missbrauchen, um Demokratie zu demontieren. Gewalt ist nie hinzunehmen. Es geht vielmehr um den schützenswerten Kern Berlins. Die Frage lautet: Wie wollen wir auf diesen paar Quadratkilometern Sand auskömmlich zusammenleben? Und wer darf mitmachen? Wird für die oder mit der Hauptstadt geworben, dann tauchen zuverlässig


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zwei Bilderwelten auf: hier das Preußische, mit Brandenburger Tor und LindenFassaden, dort das Punkige, tätowierte junge Leute ohne Bausparvertrag. Punk und Preußen, das sind die Pole, und dazwischen liegt noch so einiges Andere. Liberalität macht Berlins Reiz aus, der manchmal Geduld erfordert. Zusammenleben meint nicht multikulturelles Straßenfest, sondern lebenswerte Kieze, wo jeder seinen Platz findet. Wer weder Graffiti noch Döner mag, bleibt weg aus Kreuzberg. Frohnau ist auch schön, aber eben anders. Gerade wegen dieser einzigartigen Mischung zog es den Automobilkonzern und style-bewusste Kunst-Kuratoren ja auf die Brache am Wasser. Die kleinen Läden, die schrägen Leute, all das ungezügelt Kreative sollte die Kulisse bilden für..., ja für was eigentlich? Moderne Urbanität? Denkfabrik? Unsinn. Natürlich ging es um Marketing. Fakt ist: In der Stadt der Zukunft wird es nicht mehr, sondern weniger Autos geben. Und in kunstvollen Pavillons will die Industrie nun eben mitmischen bei dieser Debatte, weniger aus Freude am Menschen als aus Sorge um Umsatz. Der Pavillon ist kein Weltkulturerbe, sondern macht schlaue Werbung, in ureigenstem Interesse. Das ist völlig in Ordnung. Was aber genauso in Ordnung ist: Die Kreuzberger, wie viele andere Berliner auch, sind ebenfalls in Sorge, allerdings nicht um die Automobilindustrie, sondern um ihr Leben. Mieten steigen. Der Sanierer rückt näher. Menschen müssen wegziehen. Kieze kippen, während Senatoren

Schumacher

Kindergarten spielen. Exakt die bunte Mischung, die die Reklame-Menschen so exotisch finden, wird vertrieben, siehe Prenzlauer Berg. Wer aber Angst um seine Bleibe hat, empfindet von Sicherheitsdiensten abgeschirmte Limousinen-Flotten mit Blingblings im schwarzen Rolli nicht als Geschenk des Fortschritts. Man kann den Pavillon auch als Provokation begreifen, so wie ein Occupy-Zelt vorm U-Bahnhof Dahlem. Es war entweder Unverständnis oder Krawall-Lust, was die Planer getrieben hat. Wer die Stadt wirklich versteht, der findet eine Brache für jeden Marketing-Schnickschnack. Berlin ist eben auch, wenn der Mensch sich nicht alles gefallen lässt, weder am Wannsee noch im Wedding. Es tut der Stadt und ihrem Ruf gut, wenn sich Bürger auch mal sperrig zeigen und nicht jeden Zirkus mitmachen. Wer es in Berlin schafft, der schafft es überall, hat Harald Juhnke gesungen. BMW und Guggenheim haben es hier nicht geschafft. Die Nächsten werden es klüger anstellen.


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2 Uhr nachts – heute und damals

V.i.S.d.P. – Magazin für Medienmacher Redaktion: Sebastian Esser Herausgeber: Dr. Hajo Schumacher Beratung: Markus Nowak Lektorat: Carla Mönig Adresse: Lietzenburger Straße 51, 10789 Berlin Telefon: 030 2196 27287 E-Mail: info@visdp.de

Ende


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