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20. April 2012

Ab sofort gibt‘s hier für Euch 1x die Woche wieder unsere Krickel-KrakelKritzel-Zeitschrift: Coole Mode, a bissl Party- und Promi-Watching (wir sind ja oft unterwegs und haben dann immer noch unsere iPhones dabei), LifestyleTipps, peppige Lala (??). Yes we can, äh, klick! Ran an die Maus, rein ins Leben. Mädels, wir zählen auf Euch!


Die Woche

2 Liebling der Woche

Wer unser Cover nicht verstanden hat, der möge sich die neue Kolumne von Kai-Diekmann-Gattin Katja Kessler beim BILD.DE-Ableger STYLEBOOK anschauen: Im V.i.S.d.P.-Stil kritzelt, schnipselt und markert sie sich neuer-

dings jeden Mittwoch durch die Welt der Glamour-Tussis. Und weil die Frau komplett schmerzfrei ist, wenn es darum geht, offensiv und mit voller Absicht peinlich zu sein, macht das ziemlichen Spaß. Sayonara, Mädels!


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Die Woche

4 Gewinner der Woche

Sonntag

15.4.2012

Axel Sven Springer, Enkel und Miteigentümer, gibt dem SPIEGEL das erste Interview seines Lebens, um sein Buch zu bewerben. Es heißt ein wenig unbescheiden „Das neue Testament“ und macht Stiefmutter Friede Springer, mit der sich weil die 24-jährige Reporterin der amerika- Axel Sven jahrelang juristisch ums Erbe nischen Lokalzeitung PATRIOT NEWS in stritt, schwere Vorwürfe. Ach ja: Der 100. Geburtstag von Axel Springer wird Harrisburg den Pulitzer-Preis gewonnen am 2. Mai gefeiert, vor allem natürlich hat. Sie hatte einen KindesmissbrauchSkandal rund um den bekannten Football- von dem Verlag, den er gründete. trainer Jerry Sandusky aufgedeckt. Sie ist 16.4.2012 die zweitjüngste ausgezeichnete Journalis- Montag tin in der Geschichte des Preises.

Sara Ganim

Verlierer der Woche

Helmut Schmidt „Das Negative besteht meiner Meinung nach darin, dass das Internet zu Oberflächlichkeit verleitet, zu spontanen Reaktionen, hinter denen kein langes Nachdenken steckt“, sagt der weise Greise seinem ZEIT MAGAZIN. Drin war er allerdings noch nicht, in diesem Internet. Er empfindet es aber als „bedrohlich“. Man ist fast geneigt zu sagen: „Schmidt, ...“ genau.

Es ist soweit: LANDLUST (aktuelle Titelgeschichte: „Junges Gemüse“) knackt laut IVW im ersten Quartal 2012 die Million-Schallmauer – und das fast ohne die überall üblichen „sonstigen Verkäufe“. STERN, SPIEGEL und vor allem FOCUS träumen von solchen Auflagen. Dienstag

17.4.2012

Der WDR-Rundfunkrat fordert, eine der ARD-Talkshows einzustellen. Alaaf!


Die Woche Zitat der Woche

„Sie haben einen argumentativen Trick, die Freunde des gepflegten Mitessertums, die Sympathisanten des highway robbery:“ Peter-Matthias Gaede, GEO-Chefredakteur, über „jene vom Stamme Nimm“ mit ihren „in die Sessel gepupten Kommentaren“. Er will auch mitmachen beim Old-Media-Shitstorm unter dem Motto „Wutbürger für das Urheberrecht“. Besonders sachlich ist das nicht. Aber unterhaltsam.

5 Dienstag

17.3.2012

SKY und die ARD senden weiterhin die Bundesliga – allerdings für etwa 50 Prozent mehr Geld. 628 Millionen Euro erhalten die Vereine zwischen den Saisons 2013/14 und 2016/17, pro Saison! SKY hat zwar gewonnen, das letzte Gebot lag aber offenbar 20 Prozent über dem der Telekom. Ob sich der MurdochPay-TV-Sender verzockt hat, zeigen die nächsten Jahre. Eine Debatte über die Unmengen an Gebührengeldern, die die ARD einsetzte, gab es so gut wie nicht. Dieser Skandal ist inzwischen offenbar zu ermüdend. Dienstag

17.4.2012

„Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner lacht sich im Fernsehen kaputt, weil ihre Kollegen im Hintergrund die Champions League (SAT1) zu laut gestellt haben. Mittwoch

18.4.2012

Die ARD-Intendanten setzen Thomas Gottschalk zu Anfang Juni ab. Die Gäste gehen am Abend nicht darauf ein, denn sie wissen noch von nichts – „Gottschalk live“ war offenbar vor der Nachricht aufgezeichnet worden.


Leute

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Patrick Bauer (4) als neuer ChefDoppelpack.

Franziska Schenk (5) einst erfolgreiche Eisschnelläuferin und heute MDR-ModeMichael Ebert (1) verlässt die Zeitschriften ratorin, führt künftig durch die „SportNEON und NIDO (Gruner+Jahr), die er schau“ am Sonntag. mit-gegründet und erfolgreich gemacht hat, um Timm Klotzek (2) zum SZ MAGA- Thoralf Cleven (6) wird neuer ChefredakZIN zu folgen. Dort wird er spätestens teur der MÄRKISCHEN ALLGEMEINEN 2013 neben Spezi Klotzek ebenfalls Chef- ZEITUNG. Bisher leitete das Hauptstadtredakteur. Es folgen Vera Schröder (3) und büro der Madsack-Gruppe. Vorgänger

Fotos: G+J, MDR, RTL, Bauer, Spiegel Verlag

Drei Wochen Osterpause, da kommt so einiges zusammen. Deswegen heute gleich zwei Doppelseiten Leute-Meldungen.


Leute

Klaus Rost soll dem Verlag zuk端nftig als Berater erhalten bleiben. Dittmar Jurko (7) ist nun auch offiziell Chefredakteur der Zeitschrift DAS NEUE, die er seit einiger Zeit kommissarisch leitete. Stellvertreterin des Chefredakteurs wird Denise Diekmann. Uwe C. Beyer (8) wird Art Director des SPIEGELs. Diese Stellenberschreibung gab es bisher gar nicht. Beyer ist ein

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erfahrener und renommierter Zeitschriften- und Online-Gestalter, der auch schon fr端her f端r das Nachrichtenmagazin gearbeitet hat. Oliver Schablitzki (9) leitet den neuen Digitalsender RTL NITRO, auf dem seit 1. April vor allem Serien gezeigt werden.


Michelle Hunziker (10) und Dana Schweiger müssen sich ab dem 5. Mai neben Dieter Bohlen setzen, dann beginnt die möglicherweise jugendzersetzende RTL-Show „DSDS Kids“. „Ein kindgerechtes und empathisches Feedback“ verspricht der Sender den Kindern. Das warten wir erst mal ab.

Leute

tiv-Team der WIRTSCHAFTSWOCHE. 2009 erhielt sie den Recherche-HenriNannen-Preis. Verena Fels (12) moderiert bei N-TV künftig die Nachrichten am Vormittag zwischen 9 und 12.

Nikolaus von der Decken (13), langjähriMelanie Bergermann (11) gehört ab dem ger Kommunikationschef von Burda, Sommer gemeinsam mit Jungredakteur übernimmt die verlagseigene JournalisFlorian Zerfaß zu einem neuen Investiga- tenschule. Jens Schröter, der bisherige

Fotos: RTL, Wirtschaftswoche, N-TV, Burda, Weltkunst/Tobias Kruse, ZDF

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Leute

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Leiter, geht zur Beratungsgesellschaft Lisa Zeitz (16) ist Chefredakteurin der KPMG. Nachfolgerin wird nach SZ-Infor- Zeitschrift WELTKUNST (gehört zur mationen Silke Trösch („Kraft“). ZEIT). Bisher arbeitete sie vor allem für die FAZ. Vorgänger Holger Christmann Simone Emmelius (14), die bisherige will in Zukunft mehr schreiben. Redaktionsleiterin, wird neue Chefin von ZDF NEO. Vorgänger Norbert Himmler ist neuer ZDF-Programmdirektor. Heinz Klaus Mertes (15) wird Chefredakteur der Fachzeitschrift VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT.


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Schumacher

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„Jetzt beginnt die Propaganda“ ... soll Anders Breivik bei seiner Festnahme gesagt haben. Er hat Wort gehalten. Redakteure, Eltern, Psychologen, Demokraten fragen sich nun: Wie umgehen mit diesem Prozess, diesen Bildern, diesem triumphierenden Schwachkopf? von Hajo Schumacher Man mag es sich kaum vorstellen, wie der Irre in seiner Zelle seit Monaten die eitlen Posen einstudiert hat, die Sprüche, den Blick. „Jetzt beginnt die Propaganda“, soll Anders Breivik bei seiner Festnahme gesagt haben. Er hat Wort gehalten. So kaltblütig, wie er den Massenmord plante, so gnadenlos zieht er nun seine offenkundig auf Wirkung hin eingeübte Show ab. Er weiß: Die Welt schaut zu. Die Medien machen mit. Die Menschen weiden sich. Er ist der Star des Grauens. Die Tat war womöglich eine Art Bühnenbau, nicht Ende, sondern Anfang eines teuflischen Plans, der gleichwohl viel Einsicht in die widersprüchlichen Mechanismen moderner, offener Gesellschaften zeigt. Das haben wir nun begriffen. Redakteure, Eltern, Psychologen, Demokraten fragen sich seither: Wie umgehen mit diesem Prozess, diesen Bildern, die-

sem triumphierenden Schwachkopf? Wo sind die Grenzen von Recht und Anstand und Qual und Wahnsinn? Natürlich hat die Öffentlichkeit ein Recht darauf, über das Massaker informiert zu werden. Für Angehörige, so sagen Trauma-Forscher, könne das Verfolgen des Prozesses sogar eine positive Wirkung entfalten. Das Grauen wird noch einmal erlebt, der Täter zugleich aber bestraft und somit ein formaler Schlussstrich gezogen, der zumindest die Chance auf ein emotionales Verarbeiten ermöglicht. Dass Breivik sich in zweideutigen Gesten übt, wird beim Bewältigen nicht helfen. Auf der anderen Seite steht Breivik selbst, und er hat die Falle weithin sichtbar aufgestellt. Selbst in einem Moment, da das normale menschliche Empfinden Anflüge von Reue erwartet, Einsicht, Mitgefühl, da brüllt der Mörder die Welt


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frech an: Spielt doch euer Spiel; ich aber spiele meines. Und in Wirklichkeit spielt ihr alle mit. Leider hat er recht. Keine Zeitung, kein Sender, der ihm nicht das gab, was er wollte – Aufmerksamkeit.

Schumacher

die Welt nun wirklich nicht. Es gibt Gerichtszeichner, es gibt Protokollführer, es gibt genügend Quellen, aus denen die Öffentlichkeit sich bedienen kann. Dem Grundrecht auf Informationsfreiheit ist mithin Genüge getan. Live-Show Bei allem Respekt vor den tapferen Nor- ist nicht nötig. wegern und ihrem besonnenen Regierungschef Stoltenberg, die sich von ihren Es wäre der Liberalität zu viel, Breivik demokratischen und liberalen Traditio- weiterhin auf den Leim zu gehen. Natürnen auch durch einen Breivik nicht lich weiß eine selbstbewusste Gesellabbringen lassen wollen, täten die Ent- schaft, den Hohn und die Verachtung einscheider in Norwegen gut daran zu über- zuordnen. Aber um den therapeutischen legen, ob die breite Öffentlichkeit nicht Effekt für uns alle geht es nicht länger. ausgeschlossen wird aus dem Gerichts- Wichtiger wäre es nun, dem Täter das zu saal. Angehörige und Menschen mit entziehen, was ihm am meisten bedeutet: einem berechtigten persönlichen Inter- Millionen Zuschauer in aller Welt. Es gibt esse dürfen der Verhandlung natürlich kein Grundrecht auf eine globale Horrorweiterhin beiwohnen. Bilder allerdings Show. Deswegen sollte man sie einfach oder Einlassungen in Echtzeit braucht verhindern.


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Interview

„Ich gebe mir Mühe“ Thomas Heilmann ist bekannt als langjähriger Chef von Scholz & Friends – und als Investor: 2010 verkaufte er seine Anteile an Facebook. Seit 100 Tagen ist Heilmann nun für die CDU Berliner Justizsenator. Vorgänger Michael Braun musste nach elf Tagen im Amt gehen, weil er den Verkauf von Schrottimmobilien beurkundet hatte. Wie kommt die Verwandlung vom Werber zum Politiker voran? Herr Senator, wer hat Ihre Immobi- Ich gebe mir Mühe. In den ersten 100 Tagen ist es bislang jedenfalls gut lie notariell beurkundet? Herr Notar Neumann, warum fragen gegangen. Sie? Sie wollten Bildung, sie kriegten JusSie sind reich und berühmt – warum tiz. Nach 100 Tagen Erfahrung sammussten Sie da noch unbedingt Jus- meln: Hat Ihnen die CDU Ihr Amt als tizsenator werden? Strafarbeit auferlegt? Sie haben „schön“ in Ihrer AufzähDas müssen Sie vielleicht die CDU lung vergessen! Aber selbst reich und fragen. Falls es – was ich ausdrücklich berühmt sind mindestens maßlos über- nicht glaube – so gewesen sein sollte, trieben. In der MORGENPOST habe ich ist der Plan jedenfalls nicht aufgegangerade lesen müssen, dass mich 3/4 der gen: Mir macht das Amt nämlich sehr Berliner gar nicht kennen. Und nur für‘s viel Freude. Protokoll: Ich musste gar nichts werden, ich bin gefragt worden ... Ihr ewiger Rivale Sebastian Turner wird demnächst Bürgermeister in StuttUnternehmer in der Politik, das ist gart und will neben der CDU auch für noch nie gut gegangen. Warum sollte die Piratenpartei antreten. Machen Sie es bei Ihnen anders laufen? das irgendwann in Berlin auch so?


Interview

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Sie irren: Herr Turner ist kein Parteifreund, sondern seit mehr als 25 Jahren ein echter Freund. Echte Freunde sind keine Rivalen. Deshalb und auch aus sämtlichen anderen Gründen strebe ich keine Kandidatur an. Bitte beziehen Sie Position zu einigen strittigen Fragen dieser Tage: Medienbühne für Breivik oder Prozess hinter verschlossenen Türen? Natürlich tun die Bilder von Breiviks Selbstinszenierung weh und regen auf. Aber der Rechtsstaat ist stark. Er hält das aus.

Die Krawalle am 1. Mai stehen ins Haus: Knallharte Linie gegen Steineschmeißer oder Kuschelpädagogik? Weder noch: Die Henkel-Linie, die die bisherige Praxis fortschreibt, ist richtig!

Ein großes Problem der vielen Internet-Startups in Berlin: dubiose Abmahnschreiben von dubiosen Anwälten. Was tut der Justizsenator dagegen? Leider gibt es diese rechtsmissbräuchliche Abzocke. Das kann man dummerweise nur bundesgesetzlich ändern. Dauert also länger, aber wir sind in Volle Härte gegen Fahrrad-Rowdies Gesprächen! oder mehr Fahrradwege? Beides! Wobei ich eher „Konsequenz“ statt Härte sagen würde.


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V.i.S.d.P. – Magazin für Medienmacher Redaktion: Sebastian Esser Herausgeber: Dr. Hajo Schumacher Beratung: Markus Nowak Lektorat: Carla Mönig Adresse: Lietzenburger Straße 51, 10789 Berlin Telefon: 030 2196 27287 E-Mail: info@visdp.de

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