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Mit 5.000 Gewalttätern

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Magazin für Medienmacher

Hart, aber höflich Unser Autor hat genug Von den immer gleichen Medien-Klischees über Asien und die Asiaten, wie sie auch beim G20-Treffen in Seoul die Berichterstattung prägen

! R E H C A M U H C S Soweit ist es schon, dass hier die Bundesfamilienministerin verteidigt wird. Kristina Schröder hatte dem SPIEGEL ein umfängliches Interview zu ihrer Sicht auf Feminismus und Frauenpolitik gegeben. Sie habe den kämpferischen Feministinnen zwar ihre Karriere zu verdanken, sagte die Politikerin, aber es sei nun an der Zeit, die Frau aus der hauptamtlichen Opferrolle zu befreien. Könnte man ja mal drüber reden. Geht aber leider nicht. Denn wie es um die Diskussionskultur in Deutschland bestellt ist, demonstrierte umgehend Alice Schwarzer. Die böse alte Frau des deutschen Trara-Journalismus, die als einziger Mensch im Land bereits weiß, was bei Kachelmanns wirklich vorgefallen ist, antwortete der Ministerin mit Plattheiten wie: „hoffnungsloser Fall“, „schlicht ungeeignet“, „rechtskonservativ“. Baring, Hochhuth, Schwarzer – wie plump muss Wutphrasendresche eigentlich sein, damit sie endlich die Gnade der medialen Ignoranz erfährt?


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Die Welt versammelt sich in diesen Tagen in Seoul zum G20Gipfel, und es ist höchste Zeit, dass sich unsere Aufmerksamkeit mehr und mehr auf diesen Kontinent richtet – das 21. Jahrhundert ist ein asiatisches. Kann es sein, dass noch nicht alle Journalisten das gemerkt haben? V.i.S.d.P.-Redakteur Frank Joung, der koreanische Eltern hat und in Deutschland geboren ist, legt die asiatische Zurückhaltung und Höflichkeit für einen Moment ab und möchte einiges klarstellen – von Kollege zu Kollegen. Erst einmal möchte ich mich bedanken, liebe Kollegen, dass Sie über Korea berichten. Sie müssen das nicht, aber Sie tun es immer häufiger. Das finde ich gut. Auch ich habe schon so einiges über das Herkunftsland meiner Eltern gelernt von den deutschen Medien. Aber ich sehe auch, dass so mancher Journalist noch nichts dazu gelernt hat. Dass die Koreaner ständig lächeln zum Beispiel und sich dauernd verbeugen, will doch kein Mensch mehr lesen.

Ich zumindest nicht, und ich ärgere mich des Öfteren über die Art und Weise, wie deutsche Medien über Korea berichten: von oben herab, ignorant, zuweilen respektlos. Man muss ja heutzutage nicht mal mehr in ein Flugzeug steigen, um Informationen aus „Fernost“ zu bekommen. Ein paar Klicks – auf die richtigen Seiten – reichen, um sich ein einigermaßen differenziertes Bild zu machen. Nie war es leichter sich zu informieren, und wahrscheinlich ist genau das das Problem. Dass Korea auf der DringlichkeitsAgenda von Zeitschriften, Magazinen, Internetseiten und Agenturen etwas weiter unten steht, verstehe ich. Aber auch wenn es nur ein einziges Mal im Jahr vorkommen sollte, dass das Thema in irgendeiner Art bei Ihnen in den Fokus rückt, wie in diesen Tagen zum G20-Gipfel in Seoul, wäre es nett, wenn Sie sich ein wenig mehr Mühe geben würden. Es stört mich nicht, dass Fehler passieren. Mich nervt die „Merktja-eh-keiner“-Haltung vieler Journalisten, wenn es um asiatische Themen geht. Wenn derart sorglos Vorurteile, Klischees und Ungenau-

igkeiten über Amerikaner oder Franzosen verbreitet würden, wäre die Empörung zu Recht groß. Das Klischee „Asiaten sehen alle gleich aus“ etwa ist im 21. Jahrhundert noch weit verbreitet – es begegnet mir leider immer wieder. Nur: Können Sie Schweden und Dänen zweifelsfrei unterscheiden? Oder glauben Sie, Koreaner können Christian Wulff und Guido Westerwelle auf einen Blick auseinanderhalten? Auch diese Attribute möchte ich im Zusammenhang mit Koreanern nicht mehr lesen, bitte: „höflich“, „fleißig“, „demütig“, „wieselflink“, „kollektiv“. Sie würden mir auch einen großen Gefallen tun, liebe Kollegen, wenn Sie die Wörter „Gleichschaltung“,

und „Dauerlächeln“ künftig vermeiden könnten. Ein Detail, das nur vermeintlich banal ist, ärgert mich schon seit Langem. Eine journalistische Grundregel besagt: „Die Namen müssen stimmen“ – und das sollte auch für koreanische Namen gelten, finde ich. Mit den Namen nämlich habe ich so meine Probleme – nicht etwa mit den koreanischen, sondern mit dem Silbensalat in vielen deutschen Artikeln. Es ist natürlich nicht einfach: Koreanische Namen sehen für Deutsche oft so aus, als hätten Analphabeten Scrabble gespielt. Interessanterweise wird selten ein Name falsch geschrieben, nur leider haben die meisten Journalisten Pro-

» Die journalistische Grundregel „Namen müssen stimmen“ sollte auch für koreanische Namen gelten «


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bleme mit der Reihenfolge der Namensbestandteile. In vielen Fällen variiert die Schreibweise innerhalb eines Artikels. Kann man da nicht irgendwo nachfragen? Beim Asia-Imbiss um die Ecke zum Beispiel – dazu müsste man nur wissen, wo der Betreiber genau herkommt... „Schweinefleisch süß-sauer“ ist nicht zufällig koreanisch? Die bittere Wahrheit ist meist: So etwas interessiert die Leute nicht. Wenn es schon egal ist, ob jemand Koreaner, Vietnamese, Chinese oder Japaner ist, wen kümmert dann die richtige Schreibweise koreanischer Namen? Zum Beispiel: Eine Redakteurin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schrieb einen Artikel über die koreanische Bergsteigerin Oh Eun-sun. Die Schreibweise ist okay: Nachname („Oh“), Vorname erster Teil (Eun), Bindestrich (-), zweiter Teil klein (sun). Meinetwegen. Aber dann wurde die Bergsteigerin nur noch mit dem Vornamen genannt. Ob Reinhold Messner es gut findet, wenn man ihn in einem Artikel ständig nur „Reinhold“ nennt? Um mal für Klarheit zu sorgen:

Der Familienname wird zwar in Korea vorangestellt. Aber für die Berichterstattung über Koreaner in deutschen Medien ist es durchaus legitim, die Reihenfolge umzudrehen und sie damit den hiesigen Gepflogenheiten anzupassen. Also im Falle der Bergsteigerin: Eun-sun Oh zu schreiben. Man muss es nur einheitlich machen. Eine Merkhilfe ist: Der Bindestrich steht immer im Vornamen. Falls er fehlt, hilft vielleicht folgende kurze Auflistung: Kim, Park, Lee, Chung, Oh, Son, Song, Cho, Choi, Kang, Lim. Damit dürfte man geschätzte 80 Prozent der koreanischen Familiennamen abgedeckt haben. Noch ein Beispiel: Kürzlich war in einer Berliner Tageszeitung ein Asiate vor einer Wand mit koreanischen Schriftzeichen abgebildet. Das Bild sollte eine Messe in China illustrieren. Chinesische Schriftzeichen sehen den koreanischen in etwa so ähnlich wie das deutsche Alphabet dem Kyrillischen. Merkt so etwas niemand? Es gibt doch wohl im Jahr 2010 in der Redaktion einer großen Tageszeitung jemanden, der schon mal einen Chinesischkurs belegt

Nicht süß, sondern sauer hat? Im Übrigen: Als koreanischstämmiger „Frank“ hat man es auch nicht so leicht. „Wieso heißt du Frank?“, musste ich mir schon so oft anhören, dass ich gar nicht mehr ernsthaft antworte. Denn die meisten wollen die Antwort gar nicht hören, nämlich, dass meine Eltern schon Jahre vor der Geburt ihrer Kinder nach Deutschland kamen und diesen dann neben einem koreanischen eben auch einen deutschen Namen geben wollten. Die meisten wollen eigentlich nur zum Ausdruck bringen: „Zu deinem asiatischen Aussehen passt eigentlich ein komplizierter Namen, den man als Deutscher nicht aussprechen kann und den man sich deshalb gar nicht zu merken braucht.“ So Ching Chang

Chong. Hihi. Interessant ist auch Folgendes: Der einzelne Asiate wird in den Medien eher als harmlos beschrieben und oft belächelt. Anders sieht es aus, wenn es um Kollektive geht, dann ist schnell von der „Gelben Gefahr“ die Rede. Kurzum, liebe Kollegen: Es gibt Koreaner, Japaner, Thailänder, Chinesen und so weiter, die deutsche Zeitungen und Zeitschriften lesen – und die die deutsche Sprache so gut beherrschen, dass sie Fehler bemerken und sich darüber ärgern. Und, ob Sie es glauben oder nicht: Wir Asiaten sehen nicht alle gleich aus und wir sind es auch nicht. Schauen Sie mal genauer hin. Frank Joung


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JOBWECHSEL

Klaas Heufer-Umlauf ist seit Jahren im Musikfernsehen und im StefanRaab-Universum unterwegs, bekommt nun aber eine Chance bei Harald Schmidt: Ab dem kommenden Jahr soll er regelmäßig auftauchen. Christoph Seils wird neuer Online-Mann des Magazins CICERO. Zuletzt schrieb er als freier Autor für ZEIT, TAGESSPIEGEL und so weiter. Christian Baulig ist neuer stellvertretender Chefredakteur von CAPITAL. Er kommt von der FTD. „Deutschlands klügste Kinder“ und „Deutschlands klügste Blondinen“ heißen zwei Sendungen, die Bärbel Schäfer im nächsten Jahr für RTL2 moderieren wird.

Chef weg Malte von Trotha, Geschäftsführer der DPA, hat offenbar einen besseren Job gefunden und will darum zum Jahresende aufhören. Seinen Vertrag, der bis Ende 2011 läuft, will er nicht verlängern. Trothas Aufgaben übernimmt ab Januar zusätzlich der weitere Geschäftsführer Michael Segbers.

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MONTAG: SPIEGEL TV ohne Aust gerät in die Krise, die Aufträge fehlen. 40 feste Stellen werden gestrichen, 15 Prozent der Belegschaft. FREITAG: Der in der vergangenen Woche wegen eines kritischen Berichts „freigestellte“ Regionalchef der SCHWÄBISCHEN ZEITUNG, Ulrich Mäule, kehrt an seinen Arbeitsplatz zurück.

Mittwoch: Der Prozess um Jörg Kachelmann zieht sich in die Länge und wird immer kurioser: Ein DPAMann wird vorübergehend verhaftet, weil er zufällig vor dem Fenster des Richters stand. Mittwoch: Claus Kleber wird der HannsJoachim-FriedrichsPreis für Fernsehjournalismus verliehen.

» Das Klopapier war von RTL, dort wird mehr Scheiße produziert als bei uns (-; «

Konstantin Neven DuMont, weil er es immer schafft, noch ein bisschen peinlicher zu werden. Nun tritt er nicht zurück, sondern macht Urlaub, auf unbestimmte Zeit. Oder so.

Gewinner

Eine offizielle Twitter-Nachricht des ZDF, während bei „Wetten, dass...?“ Klopapierrollen durch die Luft flogen.

Verlierer

Das Medientagebuch

700.000 Leute haben sich das YOUTUBEVideo „Schäuble macht seinen Pressesprecher zur Schnecke“ bisher angeschaut. Opfer Offer trat am Dienstag zurück. „Manche sagen: schon wieder zu spät“ spottete Caren Miosga in den „Tagesthemen“.

LIEBLING der wochE Lieber Helmut Thoma, im WAMS-Interview berichten Sie von Ihrer Vergangenheit als Freimaurer, Grabräuber in Syrien und erzählen, wie Hans Mahr einmal nackt zu Ihrer Frau ins Bad geschlichen ist, „weil er seine Freundin so lang nicht mehr gesehen hatte“. Als Leute wie Sie noch RTL gemacht haben, war alles irgendwie saftiger.

Julian Assange, weil der WIKILEAKSGründer seinen Hang zum Größenwahn nun auslebt, indem er sich zum „TIME-Man of the year“ krönen lassen will.


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Stick it to me Wer V.i.S.d.P. regelmäßig liest, wird gemerkt haben, dass wir unermüdliche Verfechter der Panini-Städtealben-Idee der Medien-Tausendsassas Oliver Wurm und Alexander Böker sind. Nun gibt es für Sticker-Sammler aus Köln, Hamburg, Frankfurt, München und Düsseldorf eine neue FacebookTausch-Seite und daran angeschlossen endlich auch einen Webshop. Und aus diesem Anlass verlosen wir unter allen V.i.S.d.P.-Facebook-Freunden, die kommentieren, aus jeder Stadt zwei Alben und einen Karton mit 250 Bildern. www.facebook.de/visdp

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MONTAG 6 SeiteN 1, Kiosk Es gibt sie noch, die politischen Grenzen, die die gedruckte Öffentlichkeit in links und rechts teilen. Ganz wie in den seligen 80ern urteilten die Titelseiten der großen Tageszeitungen über die Anti-AtomProteste entweder so oder so, aber immer nach dem vermuteten Geschmack der Leserschaft. Wer die Ereignisse ungefiltert erfahren wollte, musste mehrere Blätter kaufen.


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Von „fünftausend Gewalttätern“ berichtet die FAZ, ein einsamer Held in Einsatzkleidung wacht im Wald über Recht und Ordnung. In der SZ dagegen kuscheln sich ein paar von den schwarzen Männern Bedrängte eng aneinander.


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Anteil der Mitarbeiter des RTLNewspools, die mit ihrer Bezahlung zufrieden sind: 4 Prozent. (Quelle: SPIEGEL)

UNd, wie waren wir? Wichtiges Titel-Thema anstelle von Schäuble, Markwort oder sonstigem schon zu oft Gelesenen. Schönes Foto von Herrn Thoma, passend zum Text! Und bitte, wann gibt’s ein Panini-Album für Berlin?

IMPRESSUM

Hier bitten wir Cheflektorin Carla Mönig um Ihre Meinung zur aktuellen Ausgabe. Sagen Sie uns Ihre: www.facebook.com/visdp.

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Herausgeber Dr. Hajo Schumacher Chefredakteur Sebastian Esser Stellvertreter des Chefredakteurs Wendelin Hübner Stellv. Chefredakteure Susan Mücke, Frank Joung Leitender Redakteur Patrick Weisbrod Leiterin Lektorat Carla Mönig Adresse Lietzenburger Straße 51, 10789 Berlin Telefon 030 2196 27287

Der Tipp Auf besonderen Wunsch des Herausgebers empfehlen wir an dieser Stelle gern die soeben von Fotograf Ralf Spangenberg herausgegebene „Kulinarische Reise durch das Münsterland“. Darin zu finden sind Rezepte wie etwa das für eine „Westfälische Graupenpaella mit Flusskrebsen, Stielmus und gebratener Perlhuhnbrust“. Aber auch leckere Sachen sind drin, wie ein ReibekuchenGrundrezept. Mmm, Reibekuchen. Wir verlosen ein Exemplar des Werks unter allen, die bei Facebook Interesse bekunden. www.facebook.com/visdp FOTOS: S.1/2: Stockfoto; S.4: Scholz&Friends, MTV, THE EUROPEAN, G+J, RTL2; S.5: ZDF, DuMont, cc Espen Moe/Flickr; S.5: promo; S. 8-10: MEEDIA.

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