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Magazin für Medienmacher

Lügen, intrigen, Verrat Die Spektakulärsten Erbfolgekriege in Deutschlands Medienadel

! R E H C A M U H C S Medienkritische Runden kann es nie genug geben, auf denen die immer gleichen Leute immer gleiche Schlimmer-Diagnosen stellen. Bald ist wieder MainzerMedienDisput (MMD), wobei der Titel irreführt, da beim Disput ja verschiedene Meinungen aufeinanderprallen. Diesmal geht es um „bestellte Wahrheiten“ und „amputierte Öffentlichkeit“ und Cheforganisator Prof. Thomas Leif wird mahnen, dass die Nähe von Journalisten zu Wirtschaft und Macht besorgniserregend sei. Häppchen, Limousinen und Honorare für die habituellen Empörer spendieren die Sponsoren und Wirtschaftspartner ING-DiBa, LBS, Lotto RheinlandPfalz, Post, AOK und Skoda, unterstützend tätig sind Staatskanzlei Rheinland-Pfalz (Kurt Beck wird beim MMD interviewt) und Friedrich-Ebert-Stiftung, deren Chefin begrüßt. Mangelnde Distanz zu Macht und Wirtschaft ist schlimm, Volks- und Kollegenverarschung ist schlimmer.


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Die bunten Themen dieser Woche: William, Prinz von Großbritannien und Nordirland, will bald seine Freundin Kate heiraten (die „Tagesschau” berichtet ausführlichst), und Konstantin, Prinz Karneval der Zeitungs-Dynastie Neven DuMont, wird frech zu seinem Vater: Er sei krank, führungsschwach und solle in den nächsten Wochen zurücktreten, sonst... Alfred, 83 Jahre alt, ballert am Dienstag nach Wochen des Schweigens schriftlich zurück, nun ist Konstantins Thronfolge wohl dahin. Beide Geschichten sind natürlich Festtagsbraten für die bunten Blätter, also auch für V.i.S.d.P. Konstantin Neven DuMont spielt eher die Rolle des Prince Charles als den William – er wartet für seinen Geschmack schon zu lange darauf, dass der da oben ihn machen lässt. Der Driss des ewigen Erben dröppelte erst in Internet-Kommentarfelder und dann

in die gedruckte Öffentlichkeit – und zwar in Form von Interviews mit BILD, dem ärgsten Feind des hauseigenen EXPRESS. Die Sache ist selbst Beobachtern inzwischen unangenehm. Die Klamauk-Komödie ist auf einmal ganz schön tragisch geraten. Der Familienärger bei DuMonts lenkt den Blick mal wieder auf die Tatsache, dass es dem deutschen Verleger-Adel bisher gut gelungen ist, unter sich zu bleiben: Im Einklang mit der deutschen Mittelstandkultur vererben sie ihr Business an die folgende Generation. Kleinlich kalkulierende Konzerne, aus Amerika zum Beispiel, haben es bisher nicht geschafft, in Europas größten Pressemarkt vorzudringen. Die dynastische Struktur der deutschen Verlegerwirtschaft bringt aber auch ein klassisches Mittelstandsproblem mit sich: Change-Management beim Generationenwechsel. Manche unter den wichtigen Familien haben das irgendwie hinbekommen, andere stecken mitten drin. Ein Überblick.

Die Springers Axel Springers umstrittenes Testament hätte seine fünften Frau und Erbin Friede um ein Haar die Macht im Konzern gekostet. Jahrelang kämpfte Axel Sven, Springers Lieblingsenkel, juristisch gegen eine Änderung des letzten Willens, den der Patriarch schon sterbenskrank hatte aufsetzen lassen. 2008 lehnte das Hamburger Oberlandesgericht die Klage ab. Da Friede Springer keine Kinder hat, ist nicht bekannt, wer eines Tages ihr Erbe antritt.


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Die Mohns Reinhard Mohn versprach einst erst seinem ältesten Sohn Johannes, dann auch dem jüngsten Sohn Andreas die Macht bei Bertelsmann – obwohl er 1977 eine Stiftung gegründet hatte, um der Familie den Zugriff auf das Unternehmen zu nehmen. Stattdessen übergab er nach geplatzten Börsenplänen 2002 seiner Frau Liz die Geschäfte. 2008 bestimmte er die gemeinsame Tochter Brigitte zur Liz-Nachfolgerin. Nach Reinhard Mohns Tod verfügte sein Testament wiederum, dass Liz Mohn im Alter von 75 Jahren entscheiden soll, wer ihr nachfolgt – nun hat auch Sohn Christoph, obwohl er mit dem Internet-Unternehmen Lycos geschäftlich scheiterte, wieder Chancen.


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Die Bauers Einer der reichsten Deutschen ist Heinz Bauer, 71, der sein Familienunternehmen in vierter Generation und an der kurzen Leine führt. Seine vier Töchter ließ er alle in der Firma arbeiten. Seit einem Jahr erst ist klar, dass Mirja, Nicola und Saskia zurückstehen müssen und Yvonne, die Zweitjüngste, das Familien-Casting gewonnen hat. Sie ist erst 34, sieht freundlich aus, soll in der Sache aber so knallhart sein wie der Vater. Und der ist wahrlich ein harter Hund.


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Die Burdas Einen „Schisser und Zauderer“ nannte der Unternehmensgründer „Senator“ Franz Burda einmal seinen jüngsten Sohn Hubert – oder „Schniggo“ –, dem man am wenigsten zutraute, dass er die beiden Brüder einmal ausbooten würde – bis er genau das tat. Hubert Burda ist ein barocker Schöngeist mit durchaus exzentrischen Zügen, dem es immer nutzte, unterschätzt zu werden. Das tut heute niemand mehr. Seine Kinder Jacob und Elisabeth aus der Ehe mit Maria Furtwängler sind noch zu jung, um dem inzwischen 70-Jährigen zu folgen, deswegen hat er ein Management eingesetzt, das den Laden verwaltet, bis die Erben reif sind.


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JOBWECHSEL

Rolf Schmidt-Holtz war mal WDR-, dann STERN-Chefredakteur, dann CEO des Plattenlabels Sony in New York. Nun zieht er ins Kuratorium der Bertelsmann-Stiftung ein. Martin Bialecki hält es offenbar ohne die DPA nicht aus: Erst vor einem Jahr war er von dort in die PR-Branche gewechselt, nun wird er Leiter der DPARedaktion Politik. André Uzulis wird Auslandschef der DAPD. Erst kürzlich hatte er während der Probezeit seinen Job als SÜDKURIERChefredakteur verloren. Thomas Schneider, den Branchendienste „Doc“ nennen, berät in Zukunft den Klambt-Verlag (OK!), nachdem er im vergangenen Jahr bei Bauer ausgestiegen war.

Schöner Chef sein Neues von Gruner+Jahr: Kerstin Bode, zuletzt Chefredakteurin von HEALTHY LIVING,wird Redaktionsleiterin des Magazins NATIONAL GEOGRAFIC WORLD. Der erfolgreiche SCHÖNER WOHNEN-Chefredakteur Stephan Schäfer übernimmt zusätzlich den Job von Katja Burghardt (bekannt aus der Sendung „Koch-Duell“) als ESSEN & TRINKEN-Chef.

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DIE MEDIENWOCHE Magazin für Medienmacher

Freitag: Tina Browns (TATLER, VANITY FAIR, NEW YORKER) defizitäre Webseite THE DAILY BEAST übernimmt das heruntergekommene Magazin NEWSWEEK. MONTAG: Eine ganz Doppelseite füllt die Gegendarstellung von Stefan Raab im FOCUS: „Hierzu stelle ich fest, dass ich nie Mettbrötchen mit Gurkenscheiben dazu esse“. DIENSTAG: Das iranische Fernsehen zeigt Bilder zweier BILD AM SONNTAG-Mitarbeiter, die wegen „Spionage“ festgehalten werden – sie waren ohne Journalistenvisum eingereist. Donnerstag: 20 deutsche Städe sind ab sofort bei Google Streetview zu sehen. Hier im Bild: Die V.i.S.d.P.-Zetrale.

» Das war wohl ein Fehler. «

Kate Middleton, weil sich die Zukünftige nach Informationen der SÜDDEUTSCHEN nicht dem traditionellen Jungfräulichkeitstest unterziehen muss. Oder kam das in der „Tagesschau“?

Der Autor Jörg Bobsin über ein von ihm persönlich erfundenes Interview mit Michael Douglas, das in BERLINER KURIER, HAMBURGER MORGENPOST und KÖLNER EXPRESS erschien.

40,4

Prozent Marktanteil holte am Samstag RTLs Dieter-BohlenSendung „Das Supertalent“ in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.

Gewinner Verlierer

Das Medientagebuch

LIEBLING der wochE Lieber Rainer Langhans, Sie gehen bestens vorbereitet ins Dschungel-Camp, schließlich üben Sie seit Jahrzehnten das öffentliche Rumgammeln. Und da Sie sich als Vegetarier zusichern lassen, nur nicht-tierische Maden und Stier-Hoden essen zu müssen, fallen Sie automatisch durch alle Dschungel-Prüfungen. Clever, diese Hippies.

Axel E. Fischer, weil die Forderung des CDUAbgeordneten nach einem „Vermummungsverbot im Internet“ nach hinten losging: Im Netz ist er nun der Depp der Republik.


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DIE MEDIENWOCHE Magazin für Medienmacher

Vorher

Preisfrage: Was ist das?

Antwort: Das neue VIVA-Logo. Kein Witz.

There‘s an app for that

Nachher

„Adolf Hitler SE“ ist ein Programm für iPad und iPhone – bis vor wenigen Tagen frei erhältlich in Apples Web-Shop iTunes. Wie nett.

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SONNTAG KARIKATURENPREIS, Schauspielhaus DRESDEN 10.000 Euro teilen sich die Sieger des „Deutschen Karikaturenpreises 2010“ der SÄCHSISCHEN ZEITUNG. Rudi Hurzlmeier aus München gewann mit „Kirche von hinten“ (rechts). Hauck & Bauer wurden Zweiter mit „Keine Kinder und keine Karriere“ und der Drittplatzierte ist Volker Kischkel (MOCK) mit „Twittern“. Den Preis für das Lebenswerk erhielt Reiner Schwalme.


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POSTSCRIPTUM Magazin für Medienmacher

Lieber Dipl.-Kfm. Kurt L. Kostinec, seit Wochen senden Sie uns handfrankierte Briefe mit dem Angebot, unsere Reichtümer in ein „Baulandprojekt in Kanada mit überdurchschnittlichen Gewinnchancen“ zu investieren. Gestern kamen gleich fünf davon, macht allein 2,75 Euro an Biefmarken. Dürfen wir vorschlagen, dass Sie auf E-Mails umsteigen?

UNd, wie waren wir? Wünsch Dir was: Ich wünsche mir an dieser Stelle eine neue Rubrik! Liebe Leser, Ihre Ideen für eine neue Kurz-Rubrik können Sie uns senden an info@visdp.de!

IMPRESSUM

Hier bitten wir Cheflektorin Carla Mönig um Ihre Meinung zur aktuellen Ausgabe. Sagen Sie uns Ihre: www.facebook.com/visdp.

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Der Tipp Wem es zu lange dauert, sich den NEW YORKER per Post nach Wanne-Eickel schicken zu lassen, der soll ihn eben auf dem iPad lesen. Hauptsache Sie lesen ihn, die neue Food-Ausgabe zum Beispiel. Mensch, dann gucken Sie wenigstens dieses fantastische PromoVideo mit Jason Schwartzman an.

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Herausgeber Dr. Hajo Schumacher Chefredakteur Sebastian Esser Stellvertreter des Chefredakteurs Wendelin Hübner Stellv. Chefredakteure Susan Mücke, Frank Joung Leitender Redakteur Patrick Weisbrod Leiterin Lektorat Carla Mönig Adresse Lietzenburger Straße 51, 10789 Berlin Telefon 030 2196 27287

FOTOS: S.2: DuMont Schauberg, Axel Springer (2); S.3: Bertelsmann AG; S.4: Bauer Media; S.5: Hubert Burda Media; S.6: Sony, DPA, DAPD, Bauer Media, G+J (2).

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