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„Unberechenbar“

„Wenig Ideen“

„Kein Star“

„Schräge Wahl“

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„Technokrat“

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„Freund der USA“

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„Sphinx“

„Populistisch“

! R E H C A M U H C S Ob Julian Assange ein guter Mensch ist, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Aber die internationale Gemeinschaft der staatlichen Häscher tut alles, um den WikiLeaks-Chef zu einem Heiligen zu machen. Wird der Server abgedreht und zu weltweiter Jagd geblasen, merkt auch der letzte Bürger, dass da mit Kanonen auf einen schrägen Vogel geballert wird. Es war die vom französischen Geheimdienst dilettantisch organisierte Versenkung der „Rainbow Warrior“ in Neuseeland, die den Ruhm von Greenpeace begründete. Die Rollen waren für alle Ewigkeit zementiert: hier die großen, bösen Mächte, dort die tapferen Piraten auf ihrem knarzenden Kutter. Assange ist auf dem besten Wege, von trotteligen Diensten gleichfalls mystifiziert zu werden. Die WikiLeaks ist heute, was die Öko-Kämpfer vor 30 Jahren waren: Protagonisten eines von Misstrauen gegen „die da oben“ getriebenen Zeitgeistes, der, wie einst das Grüne, unaufhaltsam in die Gesellschaft diffundiert.


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„Freund der USA“

t l l ü h t n E Die USA wissen womöglich viel über die Geheimnisse des deutschen Journalismus – sie bekommen vielleicht von überall heikle Interna zugetragen. Noch nicht enthüllte Depeschen könnten zeigen, wie kritisch die Elite der deutschen Presse eingeschätzt wird. V.i.S.d.P. liegen solche brisanten Dokumente zwar nicht vor, wir können sie uns aber lebhaft ausmalen.

„Sehr wenig eigene Ideen“ FOCUS-Chefredakteur Wolfram Weimer gilt den Amerikanern als Unsicherheitsfaktor, als ein Mann, der noch viel lernen muss für sein neues Amt. Als CICERO-Chef habe Weimer die USA kritisiert und dabei „sehr wenig eigene Ideen zur Lösung internationaler Probleme“ entwickelt. Der Journalist sei eine „Wild Card“ mit „überschäumender Persönlichkeit“, dessen Gestaltungsdrang zu Kompetenzrangeleien mit Herausgeber Markwort führen werde, der aber alsbald die TV-Show „Talk im Seniorenturm“ bei SAT.1 übernimmt.

BILD-Chefredakteur Kai Diekmann wird als „enger und bekannter Freund der USA“ bezeichnet. Schon als junger Reporter wird ihm das Potential zugebilligt, „dem Gossen-Journalismus etwas Glanz hinzuzufügen“. Als er BILD-Chef wird, wächst die Hoffnung auf ein größeres deutsches Engagement in Afghanistan. Diekmann pflegt laut den Dokumenten sehr engen Kontakt zu US-Vertretern, klagt dort über klagt dort über zu lange Döpfner-Essays und kritisiert die Schalke-Fixierung des Sport-Ressorts.


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„Unberechenbar“

STERN-Vize Hans-Ulrich Jörges halten die Amerikaner für einen „unberechenbaren Journalisten“ mit begrenztem Horizont. Er gilt als Populist, der seine Themen vor allem im Hinblick auf die STERNLeserschaft setzt. Außenpolitisch sei er weitgehend ahnungslos. Gelegentlich entschuldigen sich andere STERN-Journalisten für die unpassenden Äußerungen ihres Chefs bei US-Vertretern, etwa wenn Jörges alles mögliche kritisiert.

„Mangel an Star-Ambitionen“ SPIEGEL-Chefredakteur Georg Mascolo gilt als „auffallend disziplinierter Aktensammler“, der „einen erkennbaren Mangel an Star-Ambitionen“ habe. Der rote Teppich sei, anders als bei seinem Vorgänger, nicht sein Zuhause. Es fehle dem Blatt an der Spitze eine charismatische und haltungsfeste Führungsfigur wie etwa Matthias Matussek.

„Schräge Wahl“ Alice Schwarzer (EMMA) sehen die US-Vertreter als Fehlbesetzung im Amt der Kachelmann-Prozessbeobachterin, eine „schräge Wahl“. Schwarzer bringe keine Qualifikation für ihr Fachgebiet mit und habe zudem selbst vorgeschlagen, BILD abzuschaffen. Die US-Botschaft urteilt: „Ihre bisherige Berufserfahrung umfasst weder acht Jahre als Fallschirmspringerin bei den deutschen Streitkräften noch fünf Jahre als Arbeitsvermittlerin in einem Heidelberger Arbeitsamt.“


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„populistische Ansätze“

„Mysteriöse Sphinx“ Aus Thomas Leif (Netzwerk Recherche) werden die US-Beobachter nicht so recht schlau: „Er bleibt die mysteriöse Sphinx.“ Leif könne für sich beanspruchen, der polarisierendste Medienmensch zu sein – selbst von einigen Genossen des Netzwerks werde er gehasst. Gilt als brillanter Vermarkter eigener Interessen unter dem Deckmantel des guten Onkels. Als einziger deutscher Journalist habe er gleich „drei große Organisationen an den Rand des Desasters gebracht - den SWR, das NR und die SPD.

RTL-Chefin Anke Schäferkordt wird von US-Vertretern skeptisch beurteilt: Sie „flirtet gelegentlich mit populistischen Ansätzen“. Wenn sie dazu ermutigt werde oder verzweifelt sei, „könnte sie versucht sein, Positionen einzunehmen, die problematisch für die USA sind“. Zwar bekunde Schäferkordt Affinität zu amerikanischem Fernsehen. „Doch sie spricht gut Englisch und scheint die Sender der Vereinigten Staaten nicht als wirtschaftliches, soziales oder politisches Vorbild zu betrachten.“

„Mehr Technokrat als Journalist“ Depeschen vor der Bundestagswahl 2009 zeigen, dass die USA Ulrich Deppendorf gegenüber Günther Jauch bevorzugt hätten. Der SPD-Mann gilt als verlässlicher, er sei „mehr Technokrat als Journalist“, mit allenfalls leichten Schwächen auf der Moderatorentribüne. Wie Vorgänger Thomas Roth schätzen US-Vertreter Deppendorf als „Realisten“ ein, allerdings habe die deutsche Berichterstattung unter der Konkurrenz der beiden gelitten.


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Magazin für Medienmacher

JOBWECHSEL

Gunnar Schupelius ist in Berlin legendär für seine grenz-bekloppten B.Z.-Kolumnen („Mein Ärger“). Zukünftig kann er sich für FOCUS ärgern: Er wird neuer Leiter des Haupstadtbüros. Peter Stefan Herbst, Chefredakteur der SAARBRÜCKER ZEITUNG, wird Sprecher aller Chefredakteure der Zeitungsgruppe (LAUSITZER RUNDSCHAU, TRIERISCHER VOLKSFREUND, PFÄLZISCHER MERKUR). Domenika Ahlrichs, Ex-Chefin der NETZZEITUNG, wird stellvertretende Chefredakteurin von ZEIT ONLINE. Manfred Fritz, Chef der RHEIN-NECKAR-ZEITUNG, geht in Ruhestand. Es übernehmen Inge Höltzcke und Klaus Welzel.

Bauer findet Frau Yvonne Bauer, 33 Jahre alt, übernimmt von ihrem Vater Heinz 85 Prozent der Anteile an der Bauer Media Group. Ihre Schwestern Mirja, Nicola und Saskia bekommen jeweils fünf Prozent. Persönlich haftender Gesellschafter soll aber vorerst Heinz Bauer bleiben. Die Bauers zeigen damit zum Beispiel den DuMonts, wie ein Generationswechsel funktioniert.

„Spredder bietet Qualität zum annehmbaren Preis. So soll Journalismus sein. Es lohnt sich, dort zu stöbern.“ Martin Busche, Redakteur FORUM-Magazin Saarbrücken

Online-Shop für Qualitätsjournalismus


DIE MEDIENWOCHE Magazin für Medienmacher

FREITAG: Egmont stellt seine Männerzeitschrift FHM ein. 14 Mitarbeiter sind betroffen. DIENSTAG: Die EU-Kommission leitet ein Missbrauchsverfahren gegen Google ein, um zu prüfen, ob der Konzern seine Suchergebnisse zu seinem Nutzen beeinflusst. DIENSTAG: Die Chefredakteure der Zeitungen des Verlags DuMont Schauberg distanzieren sich mit harschen Worten von ihrem Ex-Chef Konstantin Neven DuMont. Mittwoch: Der PERLENTAUCHER muss sich weiter gegen FAZ und SZ wehren: Der BGH hob ein früheres, günstiges Urteil im Urheberrechtsstreit um die Zusammenfassung von Rezensionen auf.

» Das bewegt sich zwischen banal und anal. «

ARD-Programmchef Volker Herres über das erfolgreiche RTL-Programm. Sein Gegenrezept: mehr Talkshows.

19,8

Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe erreichte RTL im November, soviel wie seit 1997 nicht mehr.

Gewinner Verlierer

Das Medientagebuch

SWR und PHOENIX, weil die S21Schlichtung, in voller Länge hier zu verfolgen, zwar oft sehr langatmig war, aber manchmal auch so spannend wie Court TV. Demokratie live, das ist die beste Talkshow.

LIEBLING der wochE Lieber Hans-Olaf Henkel, Menschen in Ihrem Alter wissen manchmal nicht viel mit sich anzufangen. Um Sie aber konkurrieren in Zukunft gleich fünf ARD-Talkshows, weil Klarredner mit vielen Meinungen gesucht sind. Leute wie Sie. Motto: Fahren Sie mich irgendwo hin, ich werde überall gebraucht.

Dirk Niebel, weil manchmal die üblichen Ablenkungsmanöver einfach nicht helfen. „Eine schräge Wahl“, das saß. Mit Datenschutz hat das erst mal nichts zu tun.


Magazin f端r Medienmacher

FREITAG Bundespresseball, Berlin Einmal, nur einmal im Jahr d端rfen Journalisten gut aussehen. Sie versuchen es zumindest. Aller Glamour, den dieser Berufsstand zusammenkratzen kann, landet in diesem einen Abend voll Tanz und Essen in einem riesigen Haupstadt-Hotel. Hier die Bilder.

Die Neuen


Magazin f端r Medienmacher

Herr und Frau Gesundheitsminister, Herr und Frau Regierungssprecher, Herr und Frau SPIEGEL-Chef


Magazin für Medienmacher

Die Niebels, Die Ramsauers, die Brüderles, die Schröders


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POSTSCRIPTUM Magazin für Medienmacher

Unter BILDs „nervigsten Talkshowgästen“ war gestern auch Ex-BAMS-Chefredakteur Michael Spreng, der sich zuletzt in V.i.S.d.P. kritisch über BILD geäußert hatte. Leider stimmt der Text dazu nicht: Für die Abwahl von Jürgen Rüttgers war Spreng nicht mehr zuständig, stattdessen für den Wahlsieg 2004.

UNd, wie waren wir? WikiLeaks, sehr gelacht. Patricia Riekel fehlt mir.„Fahren Sie mich irgendwohin,...“, sollte man mal ausprobieren auf der nächsten Taxifahrt. Und wann wird endlich die dritte Staffel „Damages“ geliefert??

IMPRESSUM

Hier bitten wir Cheflektorin Carla Mönig um Ihre Meinung zur aktuellen Ausgabe. Sagen Sie uns Ihre: www.facebook.com/visdp.

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Der Tipp „Damages – im Netz der Macht” Glenn Close als Staranwältin, die über Leichen geht. Eine junge, ehrgeizige Anwältin beginnt ihre Karriere bei ihr und gerät in ein Netz aus Verwicklungen, Intrigen und Mord. Da qualmt einem der Kopf, und der Winter draußen ist für einige äußerst spannende Stunden vergessen. Super besetzt und sehr zu empfehlen, die Staffeln 1 und 2 haben wir bereits für Sie getestet.

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Herausgeber Dr. Hajo Schumacher Chefredakteur Sebastian Esser Stellvertreter des Chefredakteurs Wendelin Hübner Stellv. Chefredakteure Susan Mücke, Frank Joung Leitender Redakteur Patrick Weisbrod Leiterin Lektorat Carla Mönig Adresse Lietzenburger Straße 51, 10789 Berlin Telefon 030 2196 27287

FOTOS: S.1-4: Ringier, Axel Springer, SWR, RTL. WDR, G+J, Spiegel Verlag, Archiv; S.5: Burda, Saarbrücker Zeitung, ZEIT VERLAG, RNZ, Bauer; S.6: WDR, FDP; S. 6-10: www.marcourban.de, Bundespresseball GmbH / Fotograf: Christian Augustin; S.11: HBO.

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Der nervt


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