VANGARDIST Mag # 42 (Deutsch)

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#42 / 03 / 2014

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wir sind nicht print! w w w. va n g a r d i s t. c o m Progressive Men's Magazine for Lifestyle, Fashion, Art & Design

Online und in der App!!


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g a t s am t neu na

im Mo


#42 Die in Artikeln get채tigten Meinungen obliegen der Verantwortung ihrer jeweiligen Urheber und entsprechen nicht notwendigerweise jenen von VANGARDIST.



Editorial Liebe VANGARDISTEN! Willkommen in der RAW-Ausgabe. Während wir uns immer weiter kultivieren und dabei versuchen, die Unwägbarkeiten des Lebens zu eliminieren, verrohen vor allem jene Teile der Gesellschaft, die nicht am Gesamtwachstum teilhaben. Wenn die Hoffnung gehört zu werden der Frustration weicht, beginnen die Menschen Fäuste statt Worte sprechen zu lassen. Der junge Fotograf Sergey Melnitchenko hat zahlreiche solcher Schicksale mit seiner Fotokamera begleitet und gibt einen tiefen Einblick in die aktuelle Situation ukrainischer Jugendlicher. Für sie zählt vor allem Stärke und Disziplin als Erfolgsfaktor in einer Welt, die nicht gerade vor Chancen wimmelt. Andernorts versucht man eine erfolgreiche Zukunft mit Studium und Feingeistigkeit zu sichern. Dabei ist eine Welt entstanden, in der Gewalt und Tod verdrängt werden, ohne diese Dinge hinter sich zu lassen. Das Töten von Tieren etwa wird in anonyme Fabriken ausgelagert, während ein Jäger gern mal als gewaltverherrlichender Waffennarr abgestempelt wird. Deshalb haben wir Studiosus „Jackass“ Hendrik mit einem erfahrenen Waidmann in die Wildnis geschickt, um uns von den Gefühlen beim Töten mehr oder minder wilder Tiere zu berichten. Auch das Fashion Department musste für ein Shooting in eine Fleischerei verlagert werden. Während im Hinterhof biologisch gezüchtete Schweine für den Sonntagsbraten ihr Leben ließen, posierte unsere vegetarisch lebende Anastasia an von der Decke hängenden Fleischerhaken. Viel Spaß mit dieser kontrastreichen Raw Issue wünschen Julian Wiehl und das verrohende VANGARDIST-Team



SHOOTINGS

themen Fassade

raDIOGRAFIA

110

Radar

Fassade

meat market

COVERY STOR

26

mit blossen Händen 14 Ein kurzer Artikel über das Töten

Fassade

Fassade

team leader

68

rohe Moderne Designer Oliver Ruuger im Interview

40


INDEX EDITORIAL

8

Fassade

Editor's Choice

82

Lieblinge aus der Redaktion Fassade

Shopzone

124

Balance

Beauty

128

Winterstürme Auf Achse

how to survive in medelLin

86

Ein kolumbianischer Geheimtipp Auf Achse

Places

132

Burger Places VangART

Hört das! VangART

144

Empfehlungen für Hörsinnige

immer in gesellschaft und trotzdem allein 50

Celebration

Sergey Melnitchenko Fotografie

Was geht ab in der Welt?!

Upcoming

146



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14

radar


Mit bloSSen Händen E i n

k u r z e r

A r t i k e l

ü b e r

d as

Text: Hendrik h. / illustration: Ruth Moosbrugger

T ö t e n


Steak und Telefonsex Ich, euer Jackass Hendrik, bin wie ihr. Für das Verrichten immaterieller Dienstleistungen (ich schreibe Artikel für euer Lieblingsmagazin) werde ich mit einem abstrakten Gut namens Geld entlohnt, das es mir wiederum ermöglicht, Dinge zu kaufen, die ich nicht verstehe. Ich weiß zwar, welche Knöpfe ich drücken muss, um via Face Time Telefonsex mit Bildübertragung haben zu können, aber wie das eigentlich funktioniert, ist mir völlig schleierhaft. Ob Auto, Anzug oder Beefsteak – ich muss nichts weiter tun, als das Endprodukt zu konsumieren. Meine Welt besteht aus Redaktionssitzungen, Partys, synthetischen Rauschmitteln und geklauter Musik aus dem Internet. Diese totale Zivilisation hat manchmal etwas dermaßen Unbefriedigendes, dass ich unlängst auf das Angebot eines Bekannten eingegangen bin, ihn bei etwas zu begleiten, was die meisten von uns brüsk ablehnen würden – bei der Jagd.

C l ash o f C u l t u r e s Es ist jetzt nicht so, dass ich voller Weltenekel durchs Leben schreite. Auch schmiede ich keine Aussteigerpläne für eine wahrhaftigere Existenz, in der ich mir nicht dauernd Unterhaltung kaufen muss, weil der Kampf ums Überleben genug Aufregung bietet. Aber es ist doch der Fall, dass ich im Grunde immer auf der Jagd nach existenziellen Erfahrungen bin – vermutlich, weil es die in einer industrialisierten, urbanen Konsumgesellschaft wie der unsrigen so selten gibt. Da hilft kein Motorrad, kein Box Club und kein Fallschirmsprung. Selbstverständlich hatte ich diese Gedanken nicht so bewusst ausformuliert, als ich vor einigen Wochen, auf dem Geburtstagsfest eines nicht so engen Freundes, dessen Vater Walter kennengelernt habe. Ob der Rundheit des Geburtstages hatte man sich für eine große, generationenübergreifende Festivität im Haus der Eltern entschieden, was einen in-


teressanten Clash of Cultures zur Folge hatte: Eine Horde etwa 30-jähriger Möchtegernkünstler, Marketingfritzen und Fashionvictims – unter ihnen einige VANGARDIST-Leser – wurde von Gastgeber-Papa Walter mit großen Mengen Alkohol und selbst erlegtem Wildschweingulasch bewirtet. Dabei war diese ungleiche Begegnung nicht im Geringsten seltsam. Vielmehr war Walter definitiv der Mittelpunkt des Gelages.


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Redneck mit Jeep und Waffe Dieser Mann – intelligent, gebildet und beruflich erfolgreich (für seinen Namen kann er nichts) – schien besonders von den Jungs angehimmelt zu werden. Groß, bärtig, mit einem nicht unerheblichen Bauch, aber muskulösen Armen und Händen wie Schaufeln hatte er die archaische Ausstrahlung eines glücklichen Mannes, der weiß, was es heißt, die elementaren Dinge des Lebens selbst in die Hand zu nehmen. Es gab durchaus einiges Befremden, als klar wurde, dass man da die Beute seiner liebsten Freizeitbeschäftigung – der Jagd – verspeiste. Man denkt dabei ja doch an rechtskonservative Redneck-Waffennarren in Trachtenjacken, die geil auf Geländeautos und aufs Töten sind. Aber es war klar zu spüren, dass die exotische Faszination für die Unmittelbarkeit dieser Art der Nahrungsbeschaffung die Empörung von uns Zivilisierten zumindest aufwog.

A n ach r o n i s t i sch e M ä n n l i ch k e i t Nun habe ich zum Töten von Tieren als Freizeitvergnügen nicht wirklich eine Meinung. Ich verdamme es nicht, es interessiert mich aber auch nicht. Zumal es von meinem alltäglichen Lebensstil zwischen Macbook, Supermarkt und Männermagazin so weit weg ist wie nur irgendwie denkbar. So waren es weniger die Beschreibungen der Jagderlebnisse selbst, die Walter den mehr oder minder verstörten Fragen der anwesenden Kreativwirtschafts-Bobos entgegenhielt, sondern die Art, wie er es tat. Die Rolle des Jägers, zweifelsfrei ein wichtiger Teil seiner Identität, verkörperte er mit einer anachronistischen Männlichkeit, die so sehr mit sich und der Welt im Reinen schien, dass mich ein unerwartetes Gefühl von Neid überkam. So gut wie alle Gäste auf der Party (mich eingeschlossen) waren von dem rast-


losen Trieb geplagt, irgendetwas Großes im Leben zu vollbringen, um ihre überflüssig gewordene Existenz im Konsum-Schlaraffenland Mitteleuropas zu rechtfertigen. Dieses Problem hatte Walter nicht. Darum war er glücklich. Darum war er sexy. Darum war er so faszinierend. Als mich Walter im Laufe des Abends ob meines offensichtlichen Interesses unverbindlich einlud, ihn doch einmal zu begleiten, war ich noch skeptisch. Nachdem bei der letzten Redaktionssitzung aber die Frage nach einer möglichen Titelstory für unsere Raw Issue aufgekommen war, musste ich es unbedingt versuchen.


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T e x as Ra n g e r Einen Anruf und drei Tage später sitze ich dann im lächerlichen Aufzug eines Großstädters, der einen auf Texas Ranger macht, am Beifahrersitz von Walters Jagdauto. Die Goretex-Jacke wird mir gleich mal abgenommen, weil das Geräusch, welches das Aufeinanderscheuern der wasserabweisenden Plastikhaut verursacht, viel zu laut für das feine Gehör des zum Tod durch Erschießen verurteilten Wildes ist. Stattdessen darf ich einen dicken, militärisch anmutenden Wollpullover aus dem Kofferraum überstreifen, der so authentisch riecht, dass ich mich gleich als ganzer Jäger fühle. Den Hut, den ich in einer lächerlich romantischen Anwandlung tags zuvor in einem Outdoorladen gekauft hatte, lasse ich dezent auf der Rückbank des Toyotas verschwinden. Das spöttische Grinsen meines Reiseleiters ist mir nicht entgangen.


Kunstwerk und M o r d wa f f e Nach zwanzigminütigem Schleichen durch einen morgendlich-feuchtkalten Laubwald sind wir beim Ansitz. Der ist direkt an einem Wechsel – quasi einer Wildschweinhauptverkehrsstraße – errichtet. „Wenn man ruhig und geduldig genug ist, kommen sie. Immer.“, erklärt mir Walter. Langsam beginnt der Ernst der Sache, als er seine Jagdwaffe vorsichtig aus dem Futteral zieht, in der sie bislang verborgen war. Das Ding ist ein richtiges Kunstwerk – Erbstück – und verströmt einen leichten Geruch von Nähmaschinenöl. Das Gewicht und die Kälte des Metalls holen mich aber zurück auf den Boden der Tatsachen. Das ist zwar eine hübsche Antiquität, aber in erster Linie ein brutales Mordwerkzeug. Auch die Größe der Munition wirkt schockierend, als Walter sie vorsichtig in die Verschlusskammer schiebt. Im Film ist das was ganz anderes, als wenn man

es wirklich berührt und sieht. „Das Gewehr ist zum Töten. Alle Tiere, wie die Menschen, leben gerne. Wenn, dann muss man schon den Anstand haben, es entschieden zu beenden.“ Natürlich darf ich nicht schießen. Und ich bin verdammt froh darüber.

Kleine Tiere, groSSe Wirkung Ich fühle mich elektrisiert, aufgeregt, sogar leicht verängstigt. Gebannt starre ich auf die kleine Wiese vor uns in der Morgendämmerung. Für etwa zwanzig Minuten. Dann holt mich eine typische Zivilisationskrankheit ein: die Ungeduld. Nach einer weiteren Viertelstunde ist diese einer herzlichen Langeweile gewichen und noch ein bisschen später bin ich eingeschlafen. Zum Zeitpunkt unseres Aufbruchs gehe


ich normalerweise erst (besoffen) ins Bett. Beharrlichkeit dürfte wohl eine Schlüsselqualifikation in der Wildtiererschießungsbranche sein. Für einen etwaigen Berufswechsel sehe ich eher schwarz für mich. Geweckt werde ich nicht von einem Geräusch, sondern von einem Gefühl der Spannung. Es ist etwas heller geworden und ich sehe Walter, das Gewehr im Anschlag, auf den Waldrand zielen. Ich kann aber nichts erkennen. „Jetzt muss sie sich nur noch drehen“, flüstert Walter, ohne den Kopf zu mir zu wenden. Und dann kracht es. Es kracht so verflucht laut, dass ich meine, ich werde nie wieder etwas hören. In diesem Bruchteil einer Sekunde erkenne ich auch das Opfer: Ein schwarzer Schatten auf langen, zarten Beinen, der mit einer so unbeschreiblichen Gewalt zu Boden geschleudert wird, dass ich nicht nur erschrocken, sondern auch erstaunt bin. So heftig hab ich mir das im Leben nicht vorgestellt. Walter schaut mich zufrieden an. Er sagt irgendwas. Ich höre ihn nicht.

Innere Werte Jetzt kommt der ekelhafte Teil. Wir gehen über die Wiese, das arme Vieh ist schnell gefunden. Warm und tot liegt es am Boden. Es ist kein Wildschwein, sondern ein Reh. Hab ich mir immer größer vorgestellt, die Tierchen. Die Eintrittswunde am Brustkorb sieht harmlos aus. Walter nimmt ein Messer aus der Tasche, schiebt es im Bereich des Unterleibs in die Bauchdecke seiner Beute und macht einen langen Schnitt bis zum Hals hinauf. Was für eine verdammte Schweinerei! Im Inneren des Tieres kann man die barbarische Zerstörungskraft einer Schusswaffe deutlich erkennen. So heil, wie es von außen wirkt, so zerfetzt ist das Ganze von innen. Noch einmal übertrifft die Realität auf heilsam schockierende Art die Vorstellung, die Leute wie wir aus Filmen haben. Die übrigen Details erspare ich euch, liebe Leser. Nur so viel: Man macht das mit bloßen Händen. Das ganze Innenleben muss raus. „Das ist für den Fuchs“, kom-


mentiert Walter sein Werk. Nachdem das erledigt ist, stecken wir dem erlegten Reh einen Fichtenzweig ins Maul (irgendeine Art von mystischer Respektsbezeugung), binden eine Schnur um seine Beine und schleppen es zum Auto. H a l b - e s o t e r i sch e E r l e u ch t u n g Nachdem wir unsere Beute in der Kühlkammer eines lokalen Försters gelagert haben, fahren wir schweigend zurück in die Stadt. Es ist neun Uhr morgens und die Leute sind gerade auf dem Weg zur Arbeit, gehen einkaufen, erbeuten mit gezückter Kreditkarte ihr tägliches Brot. Es ist interessant: Ich hatte mir gedacht, ich würde zurückkommen mit dem Gefühl, ein weiteres Abenteuer erlebt zu haben. Aber ich bin vor allem sehr nachdenklich und – ein großes Wort – irgendwie bewegt. Das war schon eine harte Nuss. Ich habe noch nie ein Säugetier sterben sehen,


geschweige denn es auseinandergenommen. Aber bei all der Gewalt und der Sauerei hatte die Sache so gar nichts Obszönes, Gemeines. Klar war das kein fairer Kampf, aber das Reh musste man sich erst durch den Akt des Tötens aneignen. Es war kein Ding, das schon im Leben verarbeitet wird, um als Produkt für ein paar Euros auf dem Teller eines Konsumenten wie mir zu landen. Die Spielregeln eines würdevollen Existierens wurden irgendwie eingehalten. Ich habe das starke Empfinden, etwas gemacht zu haben, dessen Ergebnis ich mit einem Gefühl von Befriedigung werde genießen können. Urbaner Jagdtrieb Walter setzt mich bei einer U-BahnStation ab, verabschiedet sich und verspricht, mich anzurufen, wenn das erlegte Reh essfertig ist. Hunger hab ich im Moment wirklich keinen, aber ich nicke artig und er lässt mich allein. Ich bin dankbar, dass er mich nicht mit

irgendeinem triumphierenden Machoscheiß vollgequatscht hat. Er ist eben kein Redneck-Trottel. Was man von dem Förster, dessen Kühlkammer wir in Anspruch genommen hatten, eher nicht behaupten kann. Der wirkte eher wie ein Waffennarr, der geil auf Geländeautos und aufs Töten ist. Nach zwei Bier im Dorfwirtshaus würde der mir vermutlich die Fresse polieren. Aber ich hab sowieso nicht vor, von VANGARDIST-Redakteur auf Jäger umzusatteln. Fleisch hab ich übrigens eine ganze Woche nicht gegessen. Und wenn bald mein kleiner Rehvorrat zur Neige geht, muss ich mich wohl nach einem kräftigen Naturburschen umsehen, der in Zukunft für meine fleischlichen Bedürfnisse sorgt, während ich am Laptop meinen Erfahrungsrohstoff zu publizistischen Konsumprodukten verarbeite. Wenn der dann in der Natur ist und ich in der Redaktion, können wir ja per Face Time existenzielle Erfahrungen austauschen.


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Magdalena Weyrer

fashion editor

Mirza Sprecakovic www.mirzasprecakovic.com

photography

Kidizin Sane www.kidizin.com

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models

Hendrik Garnschroeder bodyandsoul.at Anastasiia Shorshina bodyandsoul.at



making of

Kamera: Shooting Crew Schnitt: Cristobal Hornito Interpret - Track: Sung Eun Choi - 'Bach Prelude'


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Fassade

moderne Designer Oliver Ruuger im Interview

Text: Mirza Sprecakovic / Evelyn Hรถllrigl fotOS: Kollektion oliver ruuger



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Die Besonderheit des Einzelnen Ursprünglich war mit Avantgarde ein rein militärischer Begriff gemeint. Es ging um denjenigen Truppenteil in einem Kampf, der als erster vorrückt und somit zuerst Feindberührung hat. Nun aber bedeutet Avantgarde, im politischen und künstlerischen Sinn, vor allem eines: Fortschritt durch Radikalität. Und genau von diesem Blickwinkel aus werden die Werke und Kreationen des Designers Oliver Ruuger oft betrachtet, denn sie sind fundamental, zukunftsorientiert und progressiv. Geboren ist Ruuger auf einer Insel im westlichen Estland. Der Name der Insel lautet Hiiumaa und bedeutet übersetzt „Land der boshaften Geister“. Offensichtlich waren aber die Gespenster in seiner Heimat nicht nur böswillig, sondern auch erfinderisch und inspirierend, denn der Designer ist mit einer unglaublichen Gabe gesegnet: Er vermag das


Einzelne im Ganzen zu sehen und daraus Neues zu erschaffen. Zusammen mit Volker Koch hat Oliver Ruuger ein Designstudio eröffnet, welches sich auf die handwerkliche Herstellung von Highend-Accessoires spezialisiert. Besonderes Können legen die beiden bei der Konstruktion von Regenschirmen an den Tag. Mit einem unglaublichen Können erschaffen Ruuger und Koch Gegenstände – aber auch Skulpturen und Kunstwerke – von außeror-

dentlicher Hochwertigkeit. Ruugers Materialien sind roh und oft schwer bearbeitbar, wie Krokodilleder, Pferdehaar, Holz und Metallnieten. So versteht sich Ruuger als Meister der Verarbeitung des Groben. Die Kreationen des Jungdesigners werden zudem nicht nur verkauft, sondern auch ausgestellt, zum Beispiel im Museum der Modernen Kunst in Rom (MAXXI) oder der Zabludowicz Collection in London.

Der unsterbliche britische Charme Ruuger zielt auf das Erstmalige, das Ungesehene und Unerlebte. Er widerstrebt der Rationalität und sehnt sich nach dem Regen wie andere Menschen nach der Sonne. Die Skizzen, die der Designer malt, sind keine klassischen Entwürfe für neue Kreationen: Er zeichnet Bilder vom typischen englischen Gentleman mit all seinen Accessoires, Hut, Schirm, Gehstock und Aktentasche. Denn es sind genau diese Gegenstände, so meint Ruuger, welche die Zeit überdauern, da sie keinem Trend unterworfen sind. Der gebürtige Estländer schafft es, diese Alltagsgegenstände neu zu erfinden und ihnen einen unverwechselbaren Glanz zu verleihen.


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Ruuger: Ich betrachte Accessoires als Gegenstände, die für sich alleine stehen können. Ich sehe meine Stücke daher eher unabhängig vom eventuellen Outfit. In meiner Arbeit entferne ich Wir haben den Künstler mich eher von der Beobachtung des Ganzen. mit dem erstaunlichen Können zum Interview V: Du fertigst alle deine Kreationen von Hand an. getroffen und er hat uns Wie verläuft ein solcher Prozess? verraten, wieso er Lon- Ruuger: In unserem Studio in London begindon mag, was Luxus für nen wir nicht „klassisch“ mit der Skizze auf eiihn bedeutet und ob er nem Blatt Papier, vielmehr erbauen wir die im Privatleben auch so Stücke von Grund auf und experimentieren dagenau ist wie in seiner bei mit Materialien, Funktionalität und Form. Arbeit. V: Welches war das härteste und welches war das VANGARDIST: Lieber angenehmste Material zum Verarbeiten? Oliver, deine Accessoires- Ruuger: Es gibt weder „hart zu verarbeitenKollektion besteht aus de“ noch „schlechte“ Materialien. Es geht vielextravaganten Stücken mehr darum, wie man sie verwendet. Ich liebe – glaubst du, dass ein es allerdings, mit Leder und Holz zu arbeiten. gutes Outfit mit den richtigen Accessoires zu- V: Was ist im rohen Zustand perfekt? Ruuger: Steak! (lacht) sammenhängt?


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V: Was bedeutet Luxus für dich? Ruuger: Luxus hat viel mit Monofunktionalität zu tun. Die Vielfältigkeit eines Gegenstandes verstehe ich als das Gegenteil von Luxus. Ich würde mich immer für ein Luxusobjekt entscheiden, da dieses zwar nur für eine ganz bestimmte Sache gut ist, aber dort auch ausgezeichnet seinen Zweck erfüllt. V: Was ist der Unterschied zwischen nor-


malen Taschen und jenen von Oliver Ruuger? Ruuger: Da wir ein junges und unabhängiges Designstudio sind, experimentieren wir frei mit neuen Techniken und Materialien, ohne uns über Geld und kreative Restriktionen Gedanken machen zu müssen. Da wir auch wenig produzieren und nur ausgewählte Highend-Stores beliefern, haben wir die Möglichkeit, unsere Kreationen „maßanzufertigen“. Jedem Teil wurde eine besondere Zeit gewidmet. V: Du stellst wunderbare Luxusregenschirme her. Lebst du in London wegen des Wetters? Ruuger: Nicht nur. Aber ja, ich brauche Regen so, wie andere Leute die Sonne brauchen. Regen macht mich glücklich. V: Wie kamst du dazu, Schirme zu fertigen? Ruuger: Ich liebe ikonische, simple und zugleich komplexe Objekte wie zum Beispiel Fahrräder oder eben Regenschirme. V: In deiner Arbeit bist du ausgesprochen genau – ist das im Privatleben genauso?


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Ruuger: Ich wünschte, das wäre der Fall! V: Was würdest du an deiner Person ändern? Ruuger: Ich bin äußerst besitzergreifend, das kann manchmal gut sein, aber eben nicht immer. Ich denke, das ist eine Eigenschaft, die viele Designer an den Tag legen. V: Gibt es ein Motto, welches dir geholfen hat, zum Erfolg zu gelangen? Ruuger: Einen Gedanken zu rationalisieren bedeutet, ihn zu zerstören. V: Wir bedanken uns an dieser Stelle für das Interview und wünschen dir weiterhin viel Erfolg. Die Kreationen von Oliver Ruuger können auf seiner Webseite erstanden werden: www.oliverruuger.com.



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VANGART


Immer in Gesellschaft

und trotzdem

allein TEXT: Andrew Ăœtt / fotos: Sergey Melnitchenko


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Autodidakt

Sergey Melnitchenkos Karriere als Fotograf begann vor vier Jahren, als seine Mutter ihm zu seiner übergroßen Freude eine Kamera schenkte. Seine ersten Bilder zeigen seinen Heimatort Mykolaiv, eine kleine Stadt im Süden der Ukraine, nicht weit von der Krim. Da kleine ukrainische Dörfer jedoch nicht gerade die ergiebigste Inspirationsquelle darstellen, widmete er sich bald neuen Motiven, portraitierte Freunde, Familie und sich selbst. Als achtzehnjähriger Autodidakt verfügte er glücklicherweise von Beginn an nicht nur über eine ganz bestimmte Lebenssicht, die er zum Ausdruck bringen wollte, sondern auch über ein natürliches Verständnis für Bildkomposition. Seine Portraits von gewöhnlichen Menschen erinnern an die Dokumentarfotos Dorothea Langs – nur eben durchtränkt vom Geist einer modernen Jugend, die versucht, der Gesellschaft ihre eigene Identität entgegenzusetzen. Und Melnitchenko kennt ihre Konflikte: Schließlich wurde er selbst von seiner Mutter, die Wert darauf legte, dass er studiert – irgendwas, ganz egal was –, zu einem sechsjährigen Studium an einer Hochschule für Schiffsbau verdammt, wo er bald seinen Abschluss in Informatik machen wird.

Bei Melnitchenko ruft diese Tatsache übrigens wenig Begeisterung hervor, denn er sagt: „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung von diesem Bereich. Er interessiert mich nicht, kein bisschen.“

Erster Mentor

Nachdem er durch seine Portraits zwei Jahre an seiner Technik gearbeitet hatte, beschloss Melnitchenko, das Niveau anzuheben. Er schloss die Bekanntschaft Roman Pyatkovkas, eines Fotografen aus seinem Heimatort, der kürzlich



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bei den Sony World Photography Awards in der Kategorie Konzeptfotografie mit seinen Soviet Photos (doppelbelichteten Bildern von Pornozeitschriften aus dem Kalten Krieg) seinen ersten Preis gewonnen hatte. Melnitchenko hat von dieser Beziehung offensichtlich profitiert, denn er sagt: „Roman Pyatkovka ist ein toller Kerl und ein Wahnsinnsfotograf, und ohne seine Hilfe wäre ich nichts. Er ist eine ständige Inspiration, hilft mir bei Details in neuen und anstehenden Projekten und kritisiert mich, wenn es nötig ist.“

Mit Muskelkraft zur ersten Bilderserie

Es war denn auch mit Pyatkovkas Unterstützung, dass Melnitchenkos erste Serie entstand: Jugendliche im Fitnessstudio, positioniert neben einem der sie umgebenden Geräte. Die Serie mit dem Titel Schwarzenegger is my idol portraitiert verlorene junge Menschen, die ihre Identität in Hobbys wie Bodybuilding, Leichtathletik und Akrobatik suchen. Auf seiner Website beschreibt Melnitchenko sein Projekt: „Ich bat einen der Jungen, davon zu erzählen, was für eine Bedeutung sein Hobby in dessen Leben hat. Hier ist seine Erklärung: ‚Für mich ist Sport mein Lebensinhalt. Tägliche Disziplin und harte Arbeit werden mich zum Erfolg führen. Sport diszipliniert einen Mann und lehrt ihn den Wert von Arbeit und Entscheidungsfreiheit. Ich wollte schon immer mehr sein als all die gewöhnlichen Typen auf der Straße, etwas viel Größeres als die anderen Vertreter meiner Gesellschaft; also gebe ich im Sport mein Allerbestes, weil ich es bis zur Spitze schaffen will.’“ Diese Jugendlichen, die im Tauziehen zwischen




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Russland und der EU das metaphorische Seil darstellen, haben im Sport etwas gefunden, das sie erdet und Disziplin lehrt. Aber auch wenn ihr Herz und Verstand stark sind, so zeigen die Fotos doch auch eine Gleichgültigkeit und Erschöpfung an ihnen, die sicher nicht das Resultat ihres Trainings, sondern eher des wirtschaftlichen und politischen Verfalls der Gesellschaft sind, in der sie leben. Aus den Bildern im Format eines Diptychons spricht vor allem Einsamkeit, und die gräulichen Farben,

Staubflecken und leichten Schattenstellen an den Rändern zeugen von der prädigitalen Ära des billigen Farbfilms. Das Resultat sind holistischätherische Werke, die eine Stimmung von Unabhängigkeit vermischt mit Einsamkeit verströmen.


Kritischer Schiffbruch

Auf sein erstes Projekt folgten bald weitere, wie zum Beispiel die Serie Snowstorm im Stil eines ukrainischen Martin Parr und eine konstruktivistisch-modernistische Collage-Serie geprägt von Mode und Zeitschriften aus der Sowjet-Ära. Zeitgleich arbeitete Melnitchenko an einer Reihe provokativer Bilder mit dem Illustrator Kinder Album. Die Gemeinschaftsarbeit, bestehend aus Fotos mit direkt darauf gesetzten Zeichnungen, setzt sich kritisch mit Homophobie auseinander und illustriert die Einsamkeit

eines jungen Mädchens, das an seiner verlorenen Liebe leidet. Leider ist das Resultat konzeptionell nicht schlüssig und genügt auch Melnitchenkos eigenen Ansprüchen nicht




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(er bittet sogar in seinem Begleittext sein Publikum, die Bedeutung der Bilder selber zu diskutieren), denn sie wollen zwar einen Kommentar zu Homophobie darstellen, bleiben jedoch die Rechtfertigung der Rolle des Mädchens, das sich an den Liebesspielen der Jungs zu beteiligen scheint oder zumindest davon träumt, dem Betrachter gegenüber schuldig.

Tattoo-Mainstream

Mittlerweile ist der alte Melnitchenko zurückgekehrt. Im letzten Jahr hat er zwei Arbeiten produziert, die offensichtlich als Weiterentwicklungen seiner Schwarzenegger is my idol-Serie zu sehen sind. Die erste mit dem Titel Boys&tattoos gibt Einblick in eine Subkultur, in der es jungen Leuten vor allem darum geht, dem globalen Club der TattooTräger beizutreten, indem sie sich diese von Tattoo„Meistern“, aber auch von Amateuren verpassen lassen. Melnitchenko berichtet dazu: „In den letzten Jahren sind Tattoos unter den Jugendlichen hier zu einem immer größeren Trend geworden. Aber da sich viele von ihnen ein Tattoo eigentlich nicht leisten können, lassen sie sich ihre ersten von Freunden oder bei einem Pfuscher stechen.“ Die Bilder im bewährten Diptychon-Format werden begleitet von kurzen Texten, die beschreiben, wie

die meist zwischen 18und 24-Jährigen sich für ein bestimmtes Tattoo entschieden und dann zur Tat schritten. Die linke Seite zeigt stets eine Aufnahme des jeweiligen Jungen in seiner alltäglichen Kleidung irgendwo in seinem Lokalrevier und die rechte sein Tattoo in Nahaufnahme.

Gestochene Initiation

Es sind jedoch vor allem die individuellen Geschichten, die beeindrucken. Denn auch wenn diese jungen Männer auf den ersten Blick coole, hip gekleidete Jugendliche sind, so wird einem schnell klar, dass wir hier Berauschte vor uns haben



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– und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn bevor sie sich unter die Nadel begeben, lassen sie sich volllaufen. Melnitchenko erklärt, dass sie „trinken, damit es mehr Spaß macht, aber viele lassen sich das Tattoo auch nur verpassen, weil sie sich in einem mo-

mentanen Zustand von Euphorie befinden.“ Beim Lesen der Geschichten wird schnell klar, dass die meisten der Jungs sich nicht aus freiem Willen für eine Tätowierung entscheiden, sondern es vor allem machen, weil es alle anderen auch tun. Sie treffen sich mit Freunden, die Freunde schauen zu oder stechen das Tattoo sogar selbst, man besäuft sich – es ist wie ein Aufnahmeritual, das den jungen Männern Zutritt zu einer Welt jenseits ihrer eigenen Einsamkeit verschafft. Gleichzeitig sind die oft schlampig gemachten


Tattoos natürlich auch ein Spiegel der wirtschaftlichen Situation, in der sich viele ukrainische Jugendliche befinden. Die Folgen der Schuldenkrise, in der das Land aufgrund des Handelskonflikts zwischen der EU und Russland steckt, haben die jungen Männer gelehrt, dass es unkonventionelle und neue Methoden braucht, um das zu führen, was sie unter einem modernen Leben verstehen.

Digitale Einsamkeit

Was uns zu Melnitchenkos jüngster Serie Loneliness online führt. Der freimütig daherkommende Titel ist zwar etwas oberflächlich, aber nichtsdestotrotz spricht aus den Bildern eine gewisse Wahrhaftigkeit. Erneut im Diptychon-Format hat Melnitchenko


Screenshots aus Videochats neben Aufnahmen von Bäumen, die mit einer minderwertigen Kamera direkt von Google Images abfotografiert wurden, gestellt. Die hier dargestellten Männer suchen offensichtlich nach billigen Online-Begegnungen mit Frauen und zeigen sich oft nur flüchtig (vor allem, wenn sie einen Konkurrenten sehen), bevor sie sich weiter durch das Angebot klicken. Ihre Posen sind relaxt, ihre Körper oft durchtrainiert und statt dem Gesicht präsentieren sie nur ihre Oberkörper oder Genitalien, was ihre Körperform, Brustbehaarung, Penisgröße und die Farbe ihrer Unterwäsche zu den einzigen Unterscheidungsmöglichkeiten macht. „Ich habe zwei- bis dreihundert Männer fotografiert und dann die interessantesten von ihnen ausgewählt“, erklärt Melnitchenko, der über seine Arbeit in gewisser Weise selbst zu einem Mitwirkenden in seinem modernen Bordell geworden ist. Kontrastiert werden die jungen Männer auf der rechten Seite durch einen einsam dastehenden Baum, der nur von Landschaft umgeben ist. Genau wie das menschliche Gegenstück auf der linken Seite kann man die Bäume über ihre Form, die Farbe ihrer Blätter und die Größe ihrer Äste definieren. Gemeinsam ist beiden die vollkommene Einsamkeit.

Melnitchenko ist erst 22, und auch wenn er selbst eher selten einsam ist, widmet er sich dem Thema oft in seinen Serien, was vielleicht nicht nur als kritischer Kommentar gesehen werden sollte, sondern vielmehr als Ausdruck der Gesellschaft und der desillusionierenden Zeiten, in denen er lebt. Momentan arbeitet er an verschiedenen Fotoprojekten und wird sich bald an einer Reihe von Straßeninstallationen versuchen. Auf seiner Website cargocollective.com/melnitchenko findet ihr Informationen zu seiner nächsten Ausstellung, die in Kürze in der Ukraine stattfindet..



Ja cke v in tag e Th e Addr ess I de a

team l


leader


Dan : Boxe rsho rts C alv in Klein , Socken Paul F r a n k Th e A d d r e s s I d e a Filp : Bo xers horts N 2N, S ocken Pau l F ra nk The A d d re s s I d e a



Shi rt Reeb ok, Soc ken Stylist’s o wn



Da n: Jacke v inta g e Red skins , Boxersh o rt s C K Filip: K appe Mitchell AND Ness, S wea t shi rt Redskins



Vintag e Jac ken The Ad dres s I dea



Swea tshi rt Redski ns K mart, Boxersho rt s CK


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FASSADE

Editor‘S Choice:

style-

TIPP

Jacke von Magus Organic

Jacke von K.O.I


Slippers von Bottega Veneta bei AMICIS

Uhr von G-Shock

Shorts von Dsquared2 bei AMICIS

Rucksack von Gola

Schuhe von Palladium

Sneakers von K-Swiss


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Hemd von G-Star Raw

Hose von Balmain

Hemd von Mavi

Hose von Galan Organic


stylE-

TIPP

Look von gsus sindustries

Look von gsus sindustries


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AUF ACHSE


Š Juan David Jaramillo

Text: Juan D. Zamora


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Schwarze Vergangenheit, rosige Zukunft Als „Laie“ assoziiert man kolumbianische Städte wahrscheinlich zuallererst mit Begriffen wie Chaos, Hitze und Rückständigkeit. In Bezug auf andere Orte in diesem Land ist in dieser Vorstellung sicher noch immer etwas an Wahrheit enthalten, für Medellín jedoch gilt heute genau das Gegenteil. Wenn man in Medellín aus dem Flieger steigt, ist das Erste, was man bemerkt, das umwerfende Wetter. Bei näherem Hinsehen fällt einem außerdem eine urbane Struktur auf, die von städte-

planerisch ungewöhnlichen Maßnahmen zeugt. Die „Stadt des ewigen Frühlings“, als die sie gemeinhin bekannt ist, blickt auf eine in vielerlei Hinsicht einzigartige Vergangenheit zurück, die einerseits von Brutalität, andererseits aber auch von der beeindruckenden Zähigkeit ihrer Bewohner geprägt ist. Letztendlich haben beide Charakteristika dazu beigetragen, dass sie zu dem unvergleichlichen Ort werden konnte, der sie mittlerweile ist. Auch wenn sie heute eine selbstbewusste Stadt ist, so war Medellín


gewinnen, mussten die Verantwortlichen zunächst deren Lebensrealität verbessern, und so setzten sie vor allem in jenen Vierteln, in denen allein der gewöhnliche Schulbesuch lange Zeit eine utopische Vorstellung war, die verschiedensten Bildungsangebote und Architekturprojekte in Gang. Das Ergebnis sind Orte wie die Biblioteca España, deren Errichtung in einem der ehemaligen Problembezirke dazu beigetragen hat, diesen in eines der beliebtesten Touristenviertel der Stadt zu verwandeln. Läuft man heute durch Medellín, wird man überall Zeu-

© cartografiasdelazar / © Florian Sengstschmid

doch lange Zeit mit ein Grund für das schlechte Image Kolumbiens im Ausland. In den 80er Jahren war die Stadt das private Schlachtfeld der Drogenkartelle. Gleichzeitig stieg die Geburtenrate zu jener Zeit so drastisch an, dass es bald unmöglich wurde, ihr Wachstum zu kontrollieren, und bald führte die Regierung einen schier aussichtslosen Kampf gegen die wachsende Gewalt, die mit der ständig steigenden Arbeitslosigkeit und dem mächtigen Einfluss der organisierten Kriminalität einherging. Um die Bewohner für ihren Kampf zu


Š Juan David Jaramillo

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ge der Veränderungen, die aus einem positiven Umfeld erwachsen, und die wichtigste von allen ist, dass der neu erwachte Stolz der Bevölkerung dazu geführt hat, dass sie nicht mehr bereit ist, Gewalt und Verbrechen in ihrer Stadt zu akzeptieren. So steht Medellín, stolze Überlebende einer der gewalttätigsten Phasen in der Geschichte Kolumbiens, heute vor allem für positive Dinge wie Durchhaltekraft und Stärke und entwickelt sich immer mehr zu einem der wichtigsten Wirtschaftszentren in Südamerika. Mode! Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Stadt gehören Mode und Einzelhandel. Dank der preiswerten Produktionsmöglichkeiten in Medellín haben sich viele kolumbianische und internationale Unternehmen hier niedergelassen, die es in Sachen Auswahl und Preise zu einem Paradies für jeden Modeliebhaber machen. Einheimische Designer haben überall in der Stadt ihre Geschäfte, und man findet hier so viel wirklich Einzigartiges, dass man wahrscheinlich immer das Gefühl haben wird, man hätte eine größere Tasche mitbringen sollen. Lederwaren, Accessoires und typisch

kolumbianische Souvenirs gehören dabei sicher zu den häufigsten Mitbringseln. Auch internationale Labels findet man hier, allerdings zu höheren Preisen als in Europa und den USA. Am besten konzentriert man sich also auf einheimische Marken, lässt sich von den hiesigen Trends inspirieren und unterstützt so gleichzeitig noch lokale, aufstrebende Designer. Die Modemeile Via Primavera in Envigado ist der Haupttreffpunkt der Design-Fans, nicht zuletzt weil hier alles zusammentrifft, was sehen und gesehen werden will. Das Viertel ist das absolute Muss für Shopaholics, verfügt über einen etwas internationaleren Vibe und ist dabei trotzdem irgendwie typisch Medellín. Der Name Primavera (Frühling) lässt es schon erahnen: hier ist man umgeben von viel Grün. Außerdem gibt es natürlich jede Menge cooler Läden und schöner Cafés, die zur angenehmen Atmosphäre des Viertels beitragen. In Sachen Style haben die Bewohner Medellíns ganz besondere Vorstellungen. Man kleidet sich bevorzugt so leicht wie möglich, was zum einen natürlich mit dem Wetter zusammenhängt, zum anderen aber sicher auch mit der Tatsache, dass die Medelliner


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sich selbst für die sehenswertesten Vertreter ihres Landes halten. Kurvenreichtum und durchtrainierte Körper sind denn auch weit verbreitet, so dass man oft nicht genau weiß, was man zuerst anschauen soll: die schönen Menschen oder die attraktive Umgebung der Stadt. Juan Valdez and friends Medellín liegt inmitten der sogenannten Kaffeeregion, wo das trinkbare schwarze Gold bereits seit Jahrhunderten angebaut, verfeinert und gehandelt wird. Es gibt also keinen bes-

seren Ort, um den Exportschlager zu probieren, für den das Land in der ganzen Welt berühmt ist. Es gibt hier ein großes Angebot an organisierten Touren zu den schönen, traditionellen Fincas, wo Kaffee angebaut und hergestellt wird und wo man als Tourist den gesamten Herstellungsprozess von der Bohne bis hin zum fertigen Produkt besichtigen kann. Die Gegend rund um Medellín ist aber auch aus anderen Gründen sehenswert, denn die Stadt ist umgeben von atemberaubenden Bergen, und auch die besondere Bauweise der


© Omar Uran

hübschen, überall verstreuten weißroten Häuser sorgt für einen einzigartigen Anblick. Die Paisas (wie die Bewohner Medellíns auch genannt werden), sind leidenschaftlich und willensstark, und wenn man sie bei der Arbeit beobachtet – sei es bei der Kaffeeernte oder dabei, einen neuen Fashiontrend auf den Weg zu bringen –, merkt man schnell: Diese Menschen haben eine wahre Freude daran, die Grenzen des Möglichen zu verschieben, und sind fest entschlossen, sich nicht von Widrigkeiten aufhalten zu lassen.

Frittierte Schweinehaut und andere Köstlichkeiten Medellíns Küche ist sehr beliebt und basiert hauptsächlich auf einfachen Gerichten, die früher vor allem den Arbeitern Energie spenden sollten. Am häufigsten findet man die Bandeja Paisa, eine vollbeladene Platte mit Köstlichkeiten, die ein wenig an ein typisch englisches Frühstück erinnert. Bohnen, Reis, Spiegelei, Chorizo, Hackfleisch, Avocado und frittierte Schweinehaut machen sich gegenseitig den Platz darauf streitig. Zumindest ein Mal sollte sich


Š Florian Sengstschmid


diese nicht gerade kalorienarme Köstlichkeit jeder Besucher gönnen. Um Arepa kommt man in Kolumbien eigentlich kaum herum, und auch in Medellín gibt es die runden Brotfladen an jeder Ecke. Da die Fladen selbst nicht nach sehr viel schmecken, eignen sie sich perfekt als Beilage, auf die man dann nach Belieben Fleisch, Butter, Käse, Saucen oder Hogao, eine köstliche Salsa aus Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch, häufen kann. Arty Party Medellín ist das genaue Gegenteil all jener Orte, die so langweilig sind, dass man sie am liebsten schon nach einem Tag wieder verlässt. Hier finden sich überall verborgene Schätze, und die Vielfalt an künstlerischer Aktivität, der man hier begegnet, ist beeindruckend. Der weltberühmte Künstler Fernando Botero wurde hier geboren und 23 seiner unverwechselbaren, voluminösen Figuren zieren unter anderem die Plaza Botero, wo sie in Form von übergroßen Statuen den ehemals eher tristen Platz verschönern. Der Tango verleiht der Stadt etwas Nostalgisches und in den Straßen der Viertel Guayaquil und Manrique

wird die Erinnerung an den 1935 in Medellín verstorbenen argentinischen Musiker Carlo Gardel wachgehalten. Einmal im Jahr lädt die Stadt Besucher aus der ganzen Welt zu einem internationalen Tangofestival ein. Während dieser Zeit wird auf jedem Platz und in jedem Park der Stadt dem argentinischen Volkstanz die Ehre erwiesen. Die Sonnenbrille gegen den Glanz der Nacht Das Nachtleben in Medellín ist ein Abenteuer. Meist beginnt es mit einem Drink im oder um den Parque Lleras herum, wo man sich versammelt, um Pläne für den weiteren Verlauf des Abends auszuhecken. Allerdings wird hier jegliche Art der Planung eher entspannt angegangen, denn was ein echter Paisa ist, lässt sich am liebsten von den Ereignissen treiben. In Sachen Party gibt es eine schier endlose Auswahl an Möglichkeiten. Der Reggaeton (eine in Lateinamerika sehr populäre Musikrichtung, geprägt von ausdrucksstarken Texten und harten Beats) ist aufgrund seiner Beliebtheit in Kolumbien ziemlich häufig anzutreffen. Salsa ist eben-


Š morrissey

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Š Juan David Jaramillo

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falls ein ziemlicher Partyhit und was ein echter Kolumbianer ist, wird dafür sorgen, dass jeder Besucher am Ende seines Aufenthalts zumindest ansatzweise weiß, wie man sich dazu zu bewegen hat. Natürlich gibt es auch Elektro-Läden, aber die meisten davon gehören eher der gehobenen Preisklasse an, was all jene abschrecken dürfte, die eher „das echte Leben“ kennenlernen möchten. Obwohl die Stadt im allgemeinen sehr gay-freundlich eingestellt ist, herrscht in der hiesigen Szene noch immer ein ziemlicher Mangel an geeigneten Treffpunkten. Die Bar El Guapo ist in diesem Bereich deshalb eindeutig die beste Wahl; sie hat eine umwerfende Terrasse und definitiv den angenehmsten Vibe der Stadt (siehe Fact Box für weitere Details). Außerdem zu empfehlen ist die Envy Roof Top Bar auf dem Dach des Charlee Hotel. Von hier oben hat man den besten Blick über die beeindruckende Skyline der Stadt, und wenn sich die Augen erst einmal daran sattgesehen haben, können sie sich an der schönen Klientel weiden – kein Wunder, dass der Ort es bereits zu einschlägiger Berühmtheit gebracht hat. Die Schwulenszene in Medellín lässt

sich ungern auf einschlägige Bars beschränken, man trifft also in den meisten Lokalitäten auf die verschiedensten Arten von Leuten. Und wo man schon mal hier ist, sollte man auf keinen Fall die Gelegenheit zu einer echten Latino-Party versäumen. Im Kukaramakara ist die Musik live, und das Erlebnis, inmitten tanzwütiger kolumbianischer Zuschauer zu stehen, deren Lieblingssongs die Band gerade zum Besten gibt, ist ziemlich einmalig. Bei so viel Energie, Lichtern und Tanz fühlt sich mit Sicherheit jeder wie ein Latino – zumindest eine Nacht lang. Die sündigen Seiten der Stadt Noch immer ermöglicht eine bestimmte Art von Tourismus, die die Regierung mit Unterstützung der UNO mittlerweile hart bekämpft, denen, die es wünschen, Zugang zu jeder erdenklichen Art von Drogen oder Sexdienstleistung. Denn es mag zwar hart klingen, aber in Medellín ist vielerorts für Geld noch immer alles zu haben, und Spaß und Bedürfnisbefriedigung haben hier einen höheren Stellenwert als andernorts. Es sei denn, man sucht explizit danach, spürt man als gewöhnlicher Tourist


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von den dunklen Seiten der Stadt normalerweise nichts. Die Polizei ist in ihrem Bemühen, die Stadt zu säubern, nicht gerade zimperlich, und es ist allerorten spürbar, wie sehr man hier die dunklen Geister der Vergangenheit hinter sich lassen möchte. Ein kleiner Tipp: An die Taxifahrer in Medellín kann sich wenden, wer nach allem sucht, wonach man wahrscheinlich nicht in der Touristeninformation fragen sollte, denn sie haben den Ruf, die verschiedensten Arten von Dienstleistung vermitteln zu können. Aber immer schön vorsichtig bleiben!

Was man mit seinem Gewissen vereinbaren kann und was nicht, muss jeder selbst wissen, aber die eine oder andere blutige Nase kann es schon geben, wenn man sich auf hiesige Gangstersachen einlässt. Die Fusion-Revolution In den letzten zehn Jahren ist Medellín zum Epizentrum eines Trends geworden, der mittlerweile auch den Rest Kolumbiens und Lateinamerikas erfasst hat. Fusion-Cuisine ist unter internationalen Gastronomen schon länger beliebt, und auch hier ist die


Die kolumbianische Sternschnuppe Medellín ist die Art exotisches Reiseziel, das einfach alles an Annehm-

lichkeiten bietet: Von der Sinnlichkeit und dem Charme ihrer Bewohner bis hin zu der umwerfenden Landschaft, die sie umgibt, gibt es hier einfach für jeden Besucher etwas. Vielleicht ist es der sprudelnde Latino-Charakter gepaart mit der einzigartigen Infrastruktur oder auch das überall spürbare Zukunftsstreben einer Metropole, die trotzdem ihre Wurzeln und Traditionen nicht vergisst. Dieser Ort hat einfach einen ganz besonderen Charme und verdient seinen Ruf als Südamerikas neuer Shooting Star voll und ganz.

© juanktru / © Omar Uran

Kombination aus traditionellen kolumbianischen Gerichten und europäischen oder asiatischen Zutaten ein Hit auf vielen Speisekarten. Ihre gastronomische Abenteuerlust ist nur ein weiterer Beweis für die Aufgeschlossenheit der Bewohner Medellíns, von denen die meisten keine Scheu haben, Neues auszuprobieren und sich über Einflüsse von außen freuen.


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factbox Medellín

Restaurants: Delaire Sky Lounge www.delaire.co Eine klassische Auswahl an Gerichten in beeindruckender Atmosphäre. Die Dachterrassen-Lounge ist der perfekte Ort für ein entspanntes Abendessen mit Freunden, und außerdem bietet sie den besten Ausblick über ganz Medellín. Besonders beliebt unter den Einheimischen sind die hervorragenden Pizzas, zu denen man sich, je nach Belieben, die eine oder andere Flasche Wein teilen kann. elcielo www.elcielococinacreativa.com Eins der 50 besten Restaurants Lateinamerikas. Seinen Ruhm verdankt es hochwertigen biologischen Zutaten und der Tatsache, dass El Cielo


Carmen www.carmenmedellin.com Auf die Details kommt es bekanntermaßen an, und genau das ist auch die Philosophie dieses Familienbetriebs, der in seinen Gerichten die unterschiedlichsten Einflüsse aus aller Welt kombiniert und hochwertiges Essen in wunderschöner Umgebung bietet. Hier hat man die Qual der Wahl, denn die Speisekarte bietet von typisch kolumbianischen Gerichten bis zu „asiatisch inspiriert“ alles. Da ist sicher für jeden was dabei.

Bars/ Nightlife: El Guapo Calle 9 No. 43B - 22 el guapo auf facebook Freundliche Atmosphäre in stilvoller Umgebung. Für Cocktailliebhaber ist El Guapo die perfekte Wahl, denn hier gibt es eine große Auswahl an Drinks aus exotischen Früchten. Und wer plötzlich Appetit verspürt, kann sich eines der üppigen Gerichte mit Freunden oder dem sexy Kolumbianer teilen, der einen hierher eingeladen hat. Ein wirklich einzigartiger Ort. Die Kokosnuss-Caipiroskas sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Sinko Bar Rio Sur Mall - Cra. 43A No. 6 Sur - 26 sinko bar auf facebook Bestens geeignet, um bei einem leckeren Cocktail Leute zu beobachten

Luis Perez

sich auf seine kolumbianischen Wurzeln besinnt und dabei mühelos den internationalen Standards genügt. Die einzigartige Zusammenstellung der Gerichte und ihre originelle Darreichungsform machen das Essen hier zu einer himmlischen Erfahrung.


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(und selbst gesehen zu werden). Schöne Menschen, Livemusik und eine vielseitige Speisekarte machen die Sinko Bar zu einem Erlebnis, das man in Medellín nicht verpassen sollte. Außerdem ist sie der perfekte Ort, um sich in angenehmer Gesellschaft den Sonnenuntergang anzuschauen. Kukaramakara www.kukaramakara.com Wem der Sinn nach einer echt kolumbianischen Party steht, ist hier am richtigen Ort. Eine gute Kombination aus Livemusik und gutgelaunten Gästen ist einfach die beste Art, um die einheimischen Sitten kennenzulernen. Wer sich traut, sollte den Aguardiente probieren, ein typisch kolumbianischer Drink, der für eure Salsakünste sicher Wunder bewirkt!

Hotels: The Charlee Hotel Calle 9A No. 37-16, Parque Lleras www.thecharleehotel.com Die beste Adresse in ganz Medellín ist nicht nur wunderschön, sondern auch sehr bequem gelegen und hat den besten Ausblick über die Stadt – und zwar von jedem Zimmer aus! Wer Lust auf einen Drink hat, braucht sich nur in die hauseigene Bar namens The Envy Rooftop begeben: Hier wird die perfekte Kombination aus Musik, schöner Beleuchtung und Skyline geboten. Und da dies auch unter NichtHotelgästen eine der beliebtesten Locations der Stadt ist, braucht man für gelungene Abendunterhaltung nicht mal das Hotel zu verlassen.


Diez Hotel Calle 10A No. 34 - 11 www.diezhotel.com Ein charmantes Hotel mit dem besonderen Etwas, das man so eben nur in Medellín findet. Natürliche und farbenprächtige Textilien dominieren das Interieur und schaffen die perfekte Umgebung für einen entspannten Aufenthalt. Einfach in die Hängematte fläzen und den Blick über El Poblado, eines der schicksten Viertel der Stadt, genießen, und plötzlich verschwinden alle Sorgen wie von selbst.

Art Hotel Carrera 41 No. 9 - 31 www.arthotel.com.co Ein Boutique-Hotel, das alles bietet, was das kunstliebende Herz begehrt, sogar ein hauseigenes Kino! Seine loftige Atmosphäre und komfortable Ausstattung machen das Art Hotel zu einer der einzigartigsten Übernachtungsmöglichkeiten in Medellín. Und wem das immer noch nicht genügt – eine eigene Galerie, ein gemütliches Café und einen Spa hat es auch noch zu bieten!


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BALANCE

Beauty

Winter ist die härteste Jahreszeit für die Haut. Die Trockenheit setzt ihr zu und auch der alltägliche Kampf gegen Kälte und Lichtmangel hinterlässt Spuren, die es zu beseitigen gilt. Der kalte Wind gehört zu unseren schlimmsten Feinden, denn er sorgt für tränende Augen und auch aufgesprungene Lippen und trockene Haut sind überall gegenwärtig. Jetzt wird es Zeit, wie der Phönix aus der Asche emporzusteigen – mit diesen Produkten, die die Haut rechtzeitig zum Frühling wieder frisch und wie neu aussehen lassen.


REDAKTION: Juán danilo zamora

Wild Man Beard Conditioning Wir sind große Fans dieser Art von ungewöhnlichen Produkten. Und da der Barttrend immer mehr außer Kontrolle gerät (obwohl man zugeben muss, dass er zumindest in den harten Wintermonaten schön warm hält), solltet ihr Haargesichter wenigstens ein Produkt verwenden, das auch die Haut darunter schön pflegt. Dieses ätherische Öl ist einfach perfekt, um euer Gesichtshaar sauber zu halten und lässt der Haut darunter gleichzeitig die nötige Feuchtigkeit zukommen. Und nicht zu vergessen: Der holzige Duft ist männlich und sexy und die versteckte LavendelDuftnote hat aphrodisierende Eigenschaften. Klingt spannend, oder?

Kiehl’s Facial Fuel Anti-Aging Heavy Lifting Moisturizer Eine unserer Lieblingsmarken hat jetzt eine Formel entwickelt, die angeblich sogar die schlimmsten Auswirkungen trockener Haut beseitigen kann. Die einzigartige Mischung aus Hyaluronsäure und Aprikosenkernöl ist die beste Kur für alle, die sich ihre Babypoposanften Gesichter vom Sommer zurückwünschen, und mit Vitamin E enthält dieses Produkt außerdem noch eine Geheimwaffe gegen schuppige Haut. Und wer könnte etwas gegen die federhafte Leichtigkeit einwenden, mit der sich die Creme auf die Haut legt, und das frische Gefühl, das sie darauf zurücklässt? Wir sicher nicht.


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L'Oréal Paris Men Expert Comfort Max Anti-Dryness 24hr Moisturiser Ein Extremprodukt für ein extremes Problem. Kälte trocknet die Haut aus, lässt sie spannen und uns müde aussehen. Diese Anti-Fett-Formel ist der ideale Hauterfrischer, lässt sie geschmeidig aussehen und gibt ihr die Feuchtigkeit zurück, die sie dafür braucht. In nur 24 Stunden gewinnt sie den Kampf gegen hautschädliche Niedrigtemperaturen und trockene Heizungsluft, und bereits von der ersten Anwendung an werdet ihr eine Verbesserung feststellen. Sagt Bye-Bye zu eurer alten Haut.

PHYTO Phythéol Intense Anti-Dandruff Treatment Shampoo Weitere Teile von uns, mit denen die Kälte sehr unsanft umgeht und die wir häufig sträflich vernachlässigen, sind unsere Haare. Es mag viele von euch überraschen, aber niedrige Temperaturen sind mit ein Hauptgrund für sprödes Haar und Kopfschuppen. Aber kein Grund zur Panik: Um die unangenehmen Spuren der kalten Jahreszeit zu beseitigen, braucht es nur dieses Shampoo, das strapaziertes Haar wiederherstellt und Schuppen beseitigt


Men’s Malin+Goetz Lip Moisturizer Aufgesprungene Lippen gehören im Winter leider zum Stadtbild, auch wenn jeder weiß: Sie sind das Gegenteil von sexy. Und im schlimmsten Fall können sie zu ernsthaften Beschwerden führen. Aber dieses Gel bietet die Lösung, denn es verschafft sofortige Linderung und führt bei täglicher Anwendung zur vollständigen Regenerierung dieser zarten und empfindsamen Körperteile, die uns allen so sehr am Herzen liegen. Dank hervorragender Resultate ist dieses geruchsfreie und farblose Produkt mittlerweile ein echter Renner auf dem Markt.

Yves Rocher Men Fresh Anti Dryness Face Care Eine vollkommen natürliche Lösung gegen Hauttrockenheit. Aloe Vera ist die magische Zutat in diesem hochwirksamen Produkt, das die Haut von der ersten Anwendung an wieder geschmeidig und weich macht. Es zieht extrem schnell ein und ist, dank seiner natürlichen Inhaltsstoffe, perfekt geeignet für alle Hauttypen. Kamillenwasser beruhigt die Haut, nachdem sie so lange den Elementen ausgesetzt war, und Agave-Pflanzensaft bringt euren Teint wieder auf Vordermann.


r e g ur

b aces pl

The

Places

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Paris-New York by CUT Architectures Paris, Frankreich Fotos: David Foessel Text: Mario Kollinger

cut-architectures.com / pny-hamburgers.fr


CUT Architectures lieĂ&#x;en sich bei dieser brandneuen Ergänzung zur boomenden Burger-Restaurant-Szene in


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Paris von den blendenden Lichtern des Broadway und dem Stahlprofil-Gestell des Eiffelturms inspirieren. In Anlehnung an die großen Broadwaytheater sorgen hunderte an der pechschwarzen Decke angebrachte Glühbirnen für die


notwendige Beleuchtung. Die schwarzen und weißen Bodenfliesen erinnern dabei an die für Paris so typischen Stiegenhäuser.


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Steakhouse Meat & Wine Restaurant by Belenko Design Studio Odessa, Ukraine Fotos: Anatoliy Krinitsky

belenko.ua


Die diversen rostigen und abgenutzten K端chenbeile und Fleischermesser, die 端ber den Restaurantbesuchern an der


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Wand hängen, lassen wenig Zweifel darüber, dass es in diesem Ort vor allem um eine Sache geht, nämlich Fleisch. Das direkt an Odessas berühmter Deribasovskaya-Straße gelegene Meat & Wine glänzt nicht nur aufgrund seines rustikalen,


charmanten Interieurs – absolutes Highlight ist die Schauküche –, sondern ist seit Jahren die Destination für Wein- und Steakconnoisseurs schlechthin.


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Ginza Steak Tajima by Doyle Collection Tokio, Japan Fotos: Satoru Umetsu / Nacasa&Partners

doylecollection.jp


Mit Ginza Steak Tajima schuf das Architekturb端ro Doyle Collection ein aufs Wesentliche reduziertes Luxus-Steakhouse mitten im Zentrum der japanischen


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Metropole Tokio. Gäste kÜnnen dabei wählen, ob sie ihr butterzartes Kobe-Beef im stylishen Barbereich oder in einem privaten Dining Room zu sich nehmen wollen. Die Platten aus gemasertem Rosskastanienholz, welche den gesamten


Innenraum auskleiden, erhielten eine spezielle Oberfl채chenbehandlung. Dadurch wurde ein sonst f체r Marmor typischer Glanz erzielt und dabei trotzdem der von Natur aus w채rmende Charakter des Holzes beibehalten.


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VANGART

hört das!

r ü f n e g n u l h Empfe e g i n n i s r ö H

Major Lazer APOCALYPSE SOON Rammstein MADE IN GERMANY Eine Compilation der bekanntesten Songs der deutschen Band, die live zu den härtesten Acts weltweit gehört, beinhaltet, wie erwartet, gehaltreiche Texte, harte Gitarren und die unverwechselbare Stimme von Till Lindemann. Die Zeit bis zu ihrem nächsten Album, das angeblich noch dieses Jahr erscheinen soll, können wir uns also mit ihren besten Singles wie Du Hast und Sonne vertreiben.

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Ein Mix aus Dancehall- und Elektrobeats, der die Musikszene entzünden wird. Der Berufskontroversling DJ Diplo hat sich für dieses Werk mit bekannten Namen wie Pharrell Williams und Sean Paul zusammengetan, um uns allen zu zeigen, warum er seinen Ruf als neuer Bad Boy auch wirklich verdient. Die erste Single Aerosol Can lässt uns schon mal erahnen, warum diese Platte wahrscheinlich NSFW sein wird, und die zweite mit dem Titel Come To Me hat ihren Platz auf unserer SommerPlaylist schon sicher.

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Text: Juán D. Zamora

Marilyn Manson BORN VILLAIN

Die Antwoord TEN$ION

Die Band, die die Gruppe der kontMit ihrem ungewöhnlichen Look und roversen Bands in den 90ern mit ihrer Rap-Rave-Sound hat diese südafrikaunverblümten Sprache und krassen nische Band die Musikszene gründlich Musik angeführt hat, kehrt nun endlich aufgemischt. Und auch wenn ihr Album auf die Weltbühne zurück. Mit einem sich bisher nicht gerade gut verkauft, leicht gereiften Sound, der an klassihat es ihnen doch einen ziemlichen sche Rockbands wie Joy Division erinRuf und einiges an Aufmerksamkeit nert, bescheren uns Manson und seine eingebracht. Der Designer Alexander Gang jetzt wieder die Art von Songs, Wang hat einen ihrer Songs für einen die wir schon schmerzlich vermisst Werbespot verwendet und der Band haben: durch und durch lasterhaft und so zu einem gewissen Ruhm verholfen. dramatisch. Also freut euch schon mal Und auch wir zählen Songs wie I Fink U auf die Hauptsingles No Reflection, Freeky, Baby’s On Fire und Fatty Boom Hey Cruel World… und Slo-Mo-Tion. Boom bereits zu unseren Lieblingshits.

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CELEBRATION

UP Coming n ... ?! i b a t h e g s Wa

// WIEN TRICKY WOMEN / 12. – 16. März English Cinema Haydn Mariahilfer Straße 57 1060 Wien Kreative Frauen werden von 12. bis 16. März in Wien gesucht. TRICKY WOMEN heißt jenes Filmfestival, das eine ganz seltene Gattung Filmemacher sucht: Animationsfilmerinnen. Eine weltweite Einzigartigkeit, und so können sich die Organisatoren nicht über mangelndes Interesse beschweren. Nach 13 Jahren ist die Veranstaltung bereits zur Tradition geworden und dennoch eine Perle unter den zahlreichen Filmfestivals rundum den Globus geblieben. www.trickywomen.at

// NEW YORK CITY THE BLACK PARTY / 22. März Roseland Ballroom 239 West 52nd Street New York City, NY 1001 Zum Finale steht ein Event für die Hartgesottenen unter uns am Programm. THE BLACK PARTY in New York gilt als die Mutter aller CircuitPartys und ist auch eine der langlebigsten und meistbesuchten Veranstaltungen dieser Kategorie. Leder, Latex und Co. gehören genauso zum Dresscode wie Muskeln und Brusthaare. Zum 34. Mal werden bis zu 5.000 Gäste in den Hallen des Roseland Ballroom erwartet. Der Duft soll dank verschwitzter Körper in engen Rubber-Outfits ein ganz besonderer sein. www.blackpartyexpo.com


// LONDON THE TAVERN'S GOT TALENT / 21. März The Royal Vauxhall Tavern 372 Kennington Lane London SE11 5HY Talents are rare. Deswegen wird allerorts nach neuen Ausnahmeerscheinungen gesucht. Von den RTL-Studios in Köln über das Rockefeller Center in NYC bis zu kleinen Tavernen in der Londoner Innenstadt. Genauer gesagt sucht die Royal Vauxhall Tavern begnadete Sänger, Tänzer, Akrobaten und vieles mehr. Wer sich derzeit in der Hauptstadt an der Themse aufhält und das gewisse Etwas besitzt, sollte sich anmelden. Um die Sache abzurunden, gehen die Einnahmen des Abends an THE FOOD CHAIN, eine Organisation, die sich um die gesunde Ernährung von HIV-Kranken kümmert. www.rvt.org.uk

// BERLIN MADONNAMANIA / 22. März SchwuZ Rollbergstraße 26 12053 Berlin Madonna schaffte es damals ohne Talentshow zu Ruhm und Erfolg. Der Weg dorthin war kein leichter und hat auch ihr die obligatorischen Nacktaufnahmen abverlangt, die später für viel Geld um die Welt gingen. Eine Ikone ist sie trotzdem oder gerade deswegen geworden, und auch mit 55 Jahren hält sie tapfer mit Miley, Rihanna & Co. mit. Grund genug für die Berliner, die Königin der gepflegten Popularmusik tanzend, trinkend und feiernd zu ehren. Jährlich, versteht sich. So ein Event will wiederholt werden und lädt die treue Gefolgschaft der Madonna Louise Veronica Ciccone am 22. März ins SchwuZ. www.schwuz.de www.mammothgayski.com


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// ANTWERPEN EXTRAVAGANZA / 22. März Felix Pakhuis Godefriduskaai 30 2000 Antwerpen

// MELBOURNE WORLD NAKED BIKE RIDE / 30. März Alfred Crescent Fitzroy North Victoria 3068, Australien

Nacktheit alleine reicht für diese Veranstaltung nicht. Am 22. März sind ausgefallene Outfits und Kostüme im Felix Pakhuis gefragt. Das Lagerhaus am exklusiven Antwerpener Yachthafen wurde schon vor langem umfunktioniert. Neben einem Restaurant ist es auch das Zuhause diverser Veranstaltungen, darunter für Modemärkte und Partys der besonderen Art. Dazu zählt auch EXTRAVAGANZA, das dieses Mal unter dem Motto „The American Dream“ zum Feiern einlädt. Kostümideen sollte dieses Thema zur Genüge bieten. Ein wenig Kreativität vorausgesetzt. www.extravaganza-party.be

Während die einen in Cone Bra und dunklem Denim einem alternden Pop-Idol huldigen, verzichtet man in der südlichen Hemisphäre ganz auf jegliche Kleidung und schwingt sich zu Hunderten ganz ungeniert auf den Drahtesel. Zum einen, weil es Spaß macht. Zum anderen, um ein Zeichen gegen Autos, Aggressionen, Konsum und fossile Brennstoffe zu setzen. Es ist aber nicht Pflicht, alle Hüllen fallen zu lassen. „Come as bare as you dare“, lautet die Devise. Auf Helm und festes Schuhwerk sollte so oder so nicht verzichtet werden. www.asbareasyoudare.com




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