#38 / 10 / 2013
H A R D G U YS
Impressum: Herausgeber und Geschäftsleitung: VANGARDIST Ltd. & CO. KG Carlos Gómez & Julian Wiehl
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Herausgeber und Geschäftsleitung: Carlos Gómez & Julian Wiehl Chefredakteur: Julian Wiehl Produktionsleitung: Carlos Gómez Textchef: Klemens Gindl Moderedaktion: Mirza Sprecakovic Musikredaktion: Juán Danilo Zamora Redaktion: Ana Kaan, Klemens Gindl, David Aminger, Juán Danilo Zamora, Mario Kollinger, Andrew Ütt Fotoredaktion: Carlos Gómez Online-Assistenz: María José Villamil Rodríguez Fotografie: Verena Mandragora, Kidizin Sane Lektorat: Jay Bannmuller Übersetzung: Lisa Voigt Lektorat (Englisch): Andrew Ütt Produktion und Styling: Mirza Sprecakovic Fashion-Assistenz: Kevin Morocutti Grafische Gestaltung: Magdalena Weyrer Videoschnitt/Kamera: Cristóbal Hornito Making of: Margarita Asami Cristóbal Hornito Herzlichen Dank an alle, die durch ihren unermüdlichen Einsatz diese Ausgabe möglich gemacht haben. VANGARDIST Ltd. & CO. KG Mariahilferstraße 49 Top 15 - 1060 Wien
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Editorial Liebe VANGARDISTEN! Willkommen in der Hard-Guys-Issue. Eine unserer kontroversesten Ausgaben, denn was macht einen Mann schon richtig hart? Die Dichte seines Bizeps oder die Disziplin am All-you-can-eat-Buffet? Ist derjenige hart, der Entscheidungen über Leben und Tod mit emotionsloser Entschlossenheit fällt, oder jener, der Tiefschläge mit Humor und Lebensfreude nimmt? Klar ist: Wer mit dem Strom schwimmt, ist schon einmal aussortiert. Der hat vielleicht noch in der Kategorie geschleckter Traum-Schwiegersohn Platz, aber auch Schwiegermütter sind mit den Jahren wählerischer geworden. Wer sich hingegen seine Individualität bewahrt, hat schon einmal gute Karten. Kann man seine eigenen Visionen durch alle Umstände durchboxen, ohne zu frustrieren, hat man den Rubikon ebenfalls schon fast überschritten. Wir von VANGARDIST sagen: Härte ist, Individualist und gleichzeitig Teil der Gesellschaft zu sein. Wer sich in diesem Spannungsfeld behaupten kann, hat den Härtetest bestanden. Die Hard-Guys-Issue zeigt viele Facetten, die das Bild des starken Mannes ergänzen. Die Fotostrecken erzählen vom Verhältnis Mann und Krieg sowie Dominanz und Unterwürfigkeit. Unsere Redakteure Miki und Flo berichten von der Besonnenheit und inneren Härte, die erforderlich ist, um als gleichgeschlechtliches Urlaubspaar in Nordkorea entspannt zu bestehen. Viel Spaß mit der Hard-Guys-Issue wünschen Julian Wiehl und das härteste VANGARDIST-Team aller Zeiten
SHOOTINGS
THEMEN Fassade
no pain, no gain
COVERYSTOR
24
Radar
Progressive H채rte?
Fassade
down in the boondocks
Warum hart nicht out ist
96
Fassade
Fassade
bleak past
14
70
Sadak
Fashion History Reloaded
86
INDEX EDITORIAL
8
Fassade
Editor's Choice
82
Lieblinge aus der Redaktion Fassade
Shopzone
112
Balance
Beauty
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So geht der Bad Boy Look für nette Jungs
VangART
Der Drucker und der Kritzler
Auf Achse
104
Eine schöpferische Beziehung
how to survive in nordkorea
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Kontrollierter Abenteuertourismus im letzten stalinistischen Vorzeigeland Auf Achse
Places
120
Bunker
VangART
Hört das!
132
Empfehlungen für Hörsinnige
VangART
Pieter Hugo Männer mit Hyänen
Celebration
58
Upcoming
Was geht ab in der Welt?!
136
progressiv genug f端r unseren
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radar
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Text: Cordula Tippel und Bodo Stolz illustration: Magdalena weyrer
Männer dürfen keine Weicheier sein, sonst sind sie keine Kerle! Dieses erste unter den Männlichkeitsattributen scheint nach gefühlten Jahrtausenden, in denen es seine Gültigkeit hatte, endlich überkommen zu sein. Endlich vorbei die Zeiten der wortkargen, gefühlskalten Einzelgänger, die sich langweilen, wenn gerade kein Krieg vor der Tür steht, und die Schnaps nur pur, Kaffee nur schwarz und den coitus a tergo nur aktiv genießen können (dürfen). Zumindest für Leser und Macher progressiver Männermagazine dürfte diese Haltung gelten. Jetzt haben wir aber ein Heftthema, das sich um harte Jungs dreht. Warum? Weil wir das irgendwie geil finden. Weil wir uns seit Monaten auf die Fotoshootings zu diesem Topic freuen. Guilty pleasure? Oder ist das mit den toughen Kerlen doch nicht so anachronistisch, wie wir gerne behaupten?
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R at l o s i g k e i t
Als wir beschlossen hatten, den thematischen Fokus unserer Oktober-Issue auf die etwas härteren unter den Jungs zu richten, haben wir, zugegeben, in erster Linie an die Unzahl wunderbarer Möglichkeiten für unsere hauseigenen Fotostrecken gedacht. Als es dann daranging zu überlegen, was, abgesehen vom üblichen Eye Candy, da eigentlich drinnenstehen soll, waren wir aber schnell ein bisschen ratlos. Was verstehen wir denn eigentlich unter hart? Soldaten, Feuerwehrmänner, John McCain? Ist das nicht ein anachronistisches Männerbild, von dem sich gerade der VANGARDIST so gerne abgrenzen möchte? Meinen wir das vielleicht nur ironisch, wenn wir von der Hard-GuysIssue sprechen? Nicht nur: Denn bei aller Progressivität verstehen wir uns doch nicht als verweichlichte Sissys mit Penissen. Es muss doch möglich sein, ein progressiver harter Mann zu sein!
Harte Helden
Ganz offensichtlich haben wir es da mit ambivalenten Empfindungen zu tun, die unseren Eltern wohl noch weitestgehend fremd waren. Denn eins ist klar: Unsere Helden – sei es im Fernsehen, auf der Playstation oder im echten Leben – sind meist kernige Draufgänger, die nur ganz kurz mit der Wimper zucken, bevor sie über Beziehungen, Gesetze und Leichen hinwegschreiten. Das weltweit umsatzstärkste Unterhaltungsmedium ist seit Jahren eine gewalttätige Militärsimulation (Call of Duty), die am meisten beachtete Fernsehserie handelt von einem Chemielehrer, der zum ultimativen Bad-AssDrogenbaron wird (Breaking Bad), und der beliebteste Thronfolger der Welt war bis vor zwei Wochen Kampfpilot der Royal Air Force (klar, wer gemeint ist). Sicher kann man da jetzt sagen, dass das konservatives Mainstreamprogramm ist und wir als progressive
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Hart muss nicht
Ch a u v i s e i n
Männer über so etwas maximal lachen können, weil unsere Helden natürlich Barack Obama und Steve Jobs heißen. Aber ganz ehrlich: Wenn wir uns fragen, wie unsere Männlichkeitsvorbilder wirklich sind, dann üben diejenigen, die ohne links und rechts zu schauen durch die Hölle gehen und danach mit dem Motorrad in den Sonnenuntergang davonbrausen, doch eine erhebliche Faszination aus. Nur so richtig eingestehen können wir uns das nicht.
Der Grund, warum wir geneigt sind, das Klischee des harten Mannes eher abzulehnen, liegt vermutlich darin, dass wir es mit einem patriarchalischen Rollenbild verbinden, in welchem die Frauen den Herd bestellen und die Kinder betreuen müssen, während der Mann
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in Gesellschaft, Politik und Krieg die Existenzberechtigung seiner Familie erstreitet. Die aus dieser Rollenverteilung sich ergebenden Anforderungen an die jeweiligen Geschlechter – Mann grausam und kalt, Frau sanftmütig und warm – spiegeln eine gesellschaftliche Realität wider, die wir als fortschrittliche Wesen mit Stolz hinter uns gelassen haben. Umgekehrt bedeutet das aber nicht, dass überall, wo das Männerbild ein hartes ist, automatisch Patriarchatsalarm herrscht. Der antike Historiker Tacitus etwa beschreibt in seiner Germania die Geschlechterverhältnisse einiger gerade besiegter Barbarenstämme mit dem für einen römischen Macho-Chauvinisten gebührenden Erstaunen: Demnach waren die germanischen Männer im Krieg wahrlich die wildesten Hunde. Mit nacktem Oberkörper sind sie auf die römischen Legionen zugestürmt, während sich ihre Frauen barbusig an den Rändern der Schlachtenlinien postiert haben,
um ihre knallharten Toyboys anzufeuern (kein Scherz, lest selbst!). Zuhause hatten die Barbarenrambos aber nichts zu melden. Die Frauen waren die Chefs und als solche mit mehreren Männern gleichzeitig verheiratet, die wiederum schön brav auf die Kinder aufpassen durften, während die Girls über ClanPolitik gestritten haben. Trotzdem waren die toughsten Jungs wohl die begehrtesten. boys don't cry
Wenn wir es also schaffen, hart als Männlichkeitsattribut von einem ewiggestrigen Weltbild zu trennen, in dem Begriffe wie Gleichberechtigung, sexuelle Freiheit und Offenheit als Schimpfwörter gelten, sind wir der progressiven Nicht-Sissy schon einen bedeutenden Schritt näher. Nun bleibt aber noch ein zweites Problem, das uns verbietet, hart gut zu finden: dass es nämlich gleichgesetzt wird mit „keine Gefühle zeigen“. Boys don’t cry, singen The
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Cure, und was für ein Idiot der Typ in dem Song ist, nur weil er ein Mann sein muss, wissen wir alle. Aber auch in diesem Fall identifizieren wir das mit einem Männerbild, das nicht dem der Gegenwart entspricht. Männer dürfen ja mittlerweile weinen, und wenn das erlaubt ist, kann es auch nicht als allzu große Heldentat wirken, wenn man es sich trotzdem eisern verkneift. Es scheint also, als hätten wir Männer dank unseres zunehmend fortschrittlichen Lebensstils dem Hartsein die Grundlagen genommen: im Krieg andere Leute um die Ecke bringen müssen wir nicht mehr, Fleisch kann man im Supermarkt kaufen und um die Ehre brauchen wir uns auch nicht mehr duellieren, weil wir sie abgeschafft haben. Alle, die so tun, als ob sie jederzeit bereit wären, solche Dinge über sich ergehen zu lassen, wirken wie Sly Stallone in Rambo III – nicht hart, sondern lächerlich.
Integrity rulez
Damit wären wir beim Kern des Problems, das man als progressiver Mann mit der Toughness hat: Unsere allgemeine Vorstellung davon (die wir doch vor allem aus Actionfilmen haben) bezieht sich auf Umstände, die schlicht nicht unserer Lebensrealität entsprechen. Unsere Welt verändert sich permanent, weil wir sie gestalten, und mit ihr all die Dinge, die es zu erkämpfen und ertragen gilt. Und weil wir Jungs uns spät, aber doch – nach den Frauen – ebenfalls emanzipiert haben, gilt das auch für das Harte im Mann. Es geht nicht mehr um das Demonstrieren körperlicher Stärke – dicke Muckis und rote Stirnbänder sind selbstverständlich out –, sondern ganz allgemein um die Aura, die demjenigen anhaftet, der schon einmal unter den widrigsten Umständen seinen Mann stehen musste. Das hat ganz und gar nichts mit Schroffheit, Stumpfsinn und Gefühlsarmut zu tun. Es bedeutet nichts weiter als eine cha-
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rakterliche Integrität, die auch bei erheblichem Widerstand nicht über Bord geworfen wird. Harte Kerle sind also offenbar längst nicht mehr die, denen man obsolete Charaktereigenschaften, dafür aber gestählte Körper nachsagt, oder die sich unbedingt beweisen müssen, so wie sie es noch in ihrer Teenageroder Superman-Zeit machen mussten. Die, die gar nichts mehr beweisen müssen, sind die wirklich Harten, weil sie längst etwas geschafft haben – für sich oder andere. Sie zeigen einen viel härteren Widerstand und eine nicht unattraktive Konsequenz, weil sie sich über
manche schwierigen Dinge hinweggesetzt haben und sich nicht mehr richten müssen nach irgendwelchen lästigen Erwartungen dieser Gesellschaft. Das Gleiche gilt in Wahrheit natürlich auch für John Rambo – aber Vietnam ist einfach schon lange her. Progressive Härte ist eine Charaktereigenschaft, kein Rollenbild, dem man entsprechen muss. Und nachdem man diese moralische Message verdaut hat, kann man ganz getrost das Fotoshooting mit den harten Jungs ein paar Seiten weiter genießen. Ganz ohne ambivalente Gefühlsregungen.
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Mirza Sprecakovic www.mirzasprecakovic.com Kidizin Sane www.kidizin.com Daniel Wutzl www.danielwutzl.com Hannes Mayer/ stellamodels.com Nikola Weng / mmanagement.sk Crist贸bal Hornito
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aking-of M r h e M iPhone r e d n i s Foto App: und iPad hen hier anse
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Kamera: Crist贸bal Hornito Schnitt: Crist贸bal Hornito Interpret/ Track: Ben Othman / Espoire
42 AUF ACHSE
Text: Klemens gindl fotos: Florian Langhammer
Nur Chuck Norris macht Urlaub in Nordkorea? Zugegeben: Nach den jüngsten News, wonach der gegenwärtige Diktator Kim Jong-un seine ehemalige Geliebte und deren gesamte Popband exekutieren hat lassen, nur weil seine Frau (ehemaliges Mitglied derselben Band) ein wenig eifersüchtig war, überlegt man sich das wahrscheinlich zweimal. Passend zu unserer HardGuys-Issue können wir euch aber zwei progressive Bad Ass Motherf*****s präsentieren, die der (Gott sei Dank noch) lebende Beweis dafür sind, dass auch ihr eure nächsten Ferien im most mysterious country in the world verbringen könnt: Miki und Flo, zwei Freunde der Redaktion, waren vergangenen Sommer im Reich der Kims und können diese etwas abseitige Destination durchaus empfehlen…
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Nicht jeder darf rein Eines vorweg: Einfach so kann man da nicht hinfahren. Ohne Visum, Background-Check, zugewiesenem Fahrer und einheimischen Guides geht da gar nichts, und Journalisten sowie Inhaber eines südkoreanischen Passes können das Ganze überhaupt vergessen. Gehört ihr zu keiner der beiden Kategorien, ist die Erfüllung dieser Traumreise aber weniger schwierig, als man gemeinhin glauben würde. Persönliche Beziehungen zur nordkoreanischen Botschaft in Havanna sind dabei mitnichten erforderlich. Wer das letzte stalinistische Land der Welt von innen erleben möchte, kann es einfach so machen wie Miki und Flo:
Eine Gruppenreise mit Koryo-Tours (www.koryotours.com) buchen. Zwischen Respekt und Kuriositätenkabinett Diese Agentur mit Sitz in Beijing ist spezialisiert auf geführte Rundreisen durch die DPRK (Democratic People’s Republic of Korea) und übernimmt gegen Bezahlung sämtlichen Organisationsaufwand, von Transport über Einreiseformalitäten bis zu Unterkunft und englischsprachigen Guides. Das ist keine unheikle Angelegenheit, denn es gilt eine gewisse Balance zu halten zwischen einem respektvollen Umgang mit den kulturellen Gegebenheiten des Reiselandes und der
Erfüllung der Erwartungen der Reisenden, die sich gerne in ihrer vorgefassten Meinung über das Land bestätigt sehen möchten. Wenn Flo und Miki meinen, dass diese Balance recht gut gelingt, ist nicht ganz klar, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Die beiden haben jedenfalls mit dem Vorsatz gebucht, möglichst unvoreingenommen zu erkunden, ob die ganzen schrägen Legenden um dieses Land tatsächlich der Realität entsprechen. Die meisten Klischees bewahrheiten sich allerdings tatsächlich. Sie selbst zu erleben löst aber doch weit vielschichtigere Gedanken und Emotionen aus als die übliche, abschätzig-belustigte Häme, die man gemeinhin beim Lesen ei-
nes Nordkorea-Artikels in der Zeitung empfindet – behaupten zumindest unsere beiden Abenteurer. Burger, Bier und Propaganda Sind die Formalitäten erledigt, geht’s in Gruppen zu 12-20 Personen ab zum Flughafen und rein in die erstaunlich modernen A-320-Vögel der nordkoreanischen Airline. „You have to check in every will of self-determination“, bekommt man als guten Rat von Koryo noch mit auf den Weg. Danach ist man in der Gewalt der ausgesprochen freundlichen, einheimischen Führer – im Fall von Miki und Flo unter anderem der charmanten Ms. Kim. Im Flieger gibt’s obligatorisch Bier und kalte
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Kim Il-sung und Kim Jong-il
Hamburger – Ersteres hervorragend, Letzteres unterirdisch – und skurrile nordkoreanische Monatsmagazine, die mangels internationaler Berichterstattung (die gibt’s in der DPRK nicht) Trivialitäten des nordkoreanischen Alltags und auf Englisch übersetzte Lobeshymnen an die Errungenschaften der eternal sun of mankind Kim Il-sung enthalten. Der Jahrgang der verteilten Korea Today Ausgabe ist zwar 2013, wird aber mit 101 nach der JucheZeitrechnung beziffert – so viele Jahre ist der Geburtstag des großen Staatsgründers und Führers nämlich her. Andere Länder, andere Zeitrechnung. Pferdewagen und Limousinen Hauptattraktion der Reise ist selbstverständlich die Hauptstadt Pjöngjang. Die ist erstaunlich sauber, fast steril, und stellt für sich genommen das wohl bemerkenswerteste, weil zu 100 % konservierte Beispiel für die monumentale Megalomanie stalinistischer Urban-Architektur dar. Dabei fällt sofort auf: Jeder geht geschäftig irgendeiner Tätigkeit nach, niemand lungert untätig rum, keiner bettelt – sozialistische Betriebsamkeit. Auf mehrspurigen Boulevards, die teils als Flugzeuglandebahnen dienen könnten, regeln
sexy uniformierte Polizeihasen und -häsinnen den Fast nicht existierenden Verkehr. Dieses übrige Fast besteht aus Pferdewagen, ein paar Lastwagen, völlig übervölkerten Bussen, die schon beinahe auseinanderfallen, und schwarzen Regierungslimousinen – private Pkw gibt es keine. Passiert ein Wagen der Regierung oder des Militärs, erkennbar an der Farbe des Nummernschilds, eine der Verkehrslotsinnen, grüßen diese mit einem militärischen Salut und versteinerter Miene. Shock and Awe Die Tour ist straff organisiert, man wird von einer Sehenswürdigkeit zur Nächsten bugsiert. Fotografieren ist gestattet, allerdings wird man zur Einhaltung gewisser stilistischer Normen angehalten: Monumente und Ikonografien des großen Führers und seines Sohnes Kim Jong-il – von denen man einige gezeigt bekommt – dürfen nur im Ganzen abgelichtet werden. Den Vater der Nation mittels Bildkadrierung zu beschneiden wäre ein Affront, und am besten macht man die Bilder aus einem niedrigen Winkel, um den verströmten Eindruck der Allmacht besser wiedergeben zu können. Am stärksten wird man mit dieser natio-
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nalen Ehrerbietung beim absolut verpflichtenden Besuch des gigantischen Mausoleums der beiden verstorbenen Kims konfrontiert. Den Weg zur Grabkammer legt man auf einem hunderte Meter langen, quälend langsam laufenden Förderband zurück. Gehen ist dabei untersagt, um die an den Wänden platzierten Gemälde besser betrachten zu können, welche die ewige Sonne der Menschheit bei all ihren kleinen und großen Erfolgen darstellen. Kurz vor dem Allerheiligs-
ten wird man durch einen desinfizierenden Windkanal geschleust und erst dann ist es dem ausländischen Besucher gestattet, die mitgebrachten Blumen zu Füßen des Sarkophags niederzulegen. All das entspricht den gängigen Vorstellungen und hat auch Miki und Flo eher mit erheiterndem Befremden erfüllt. Aber da waren sie noch nicht Zeugen der alljährlich im großen May Day Stadion von Pjöngjang (dem größten der Welt) abgehaltenen Arirang Mass Games.
Arirag Mass Games
Überwältigend schöner Irrsinn Diese alljährlich stattfindende Massenveranstaltung ist eine gigantische musikalische Tanzperformance, an der bis zu 100 000 Menschen beteiligt sind. Benannt nach einem alten koreanischen Volkslied, erzählt die Show die Geschichte (Nord-)Koreas nach, die schließlich in der allgemein erhofften Zukunftsvision einer Wiedervereinigung der Halbinsel unter kommunistischer Führung ihr Grande Finale findet. Dabei machen die Tänzer und
Sänger auf der eigentlichen Bühne nur einen Bruchteil der Mitwirkenden aus. Die meisten sind auf einer Tribüne dahinter versammelt, um mit abertausenden in die Luft gehaltenen, farbigen Pappkartons gigantische bewegte Pixelbilder zu erzeugen – quasi ein riesiger menschlicher Flachbildschirm. Dass sie in ihrem Leben wohl nichts Beeindruckenderes gesehen haben, darüber sind sich Miki und Flo jedenfalls einig. Die Arirang Mass Games vermitteln auf eindrucksvolle
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Weise ein nationales Selbstbild, das weniger von Allmachtsfantasien als vielmehr von einem tief empfundenen Schmerz über die Teilung des Landes geprägt ist. Dieser kulminiert in der Hoffnung, dass die südkoreanischen Marionetten der US-Imperialisten irgendwann zur Vernunft kommen und eines Tages in den Schoß des wahren Korea zurückkehren werden. So weit, so Paralleluniversum. Zum Nachdenken hat es unsere beiden Jungs trotzdem angeregt. Und für einen kurzen Moment will man tatsächlich an die
Herrlichkeit des Sozialismus glauben. Schöner Schein Bei allem Idealismus, die Kargheit der Lebensverhältnisse ist nicht zu übersehen, auch wenn vonseiten des offiziellen Nordkorea alles unternommen wird, um eine bizarre Illusion von Fortschritt und Wohlstand aufrechtzuerhalten. Deutlich wird das bei der Exkursion zur Metro von Pjöngjang, dem Stolz der Hauptstadtinfrastruktur, die 90 Meter unter der Erde begraben liegt und im Falle eines Nuk-
Arirag Mass-Games
learangriffs übrigens auch als “Fallout Shelter“ dienen könnte. Die drei Stationen, welche im Rahmen eines wohlkoordinierten Ausfluges gezeigt werden, atmen wahrhaft imperiales Grandeur: Die Kristallluster, Ornamente und Mosaike lassen die Moskauer U-Bahn im Vergleich ziemlich alt aussehen. Fragt man allerdings nach der Anzahl der vorhandenen Stationen, bekommt man höchst widersprüchliche Antworten – von acht bis siebzehn reichen die Angaben. Noch gespenstischer wirken die bunt
erleuchteten Fenster der riesigen Plattenbauten in der Hauptstadt. Die Tatsache, dass das beste Hotel von Pjöngjang damit wirbt, mehrere Stunden am Tag Strom und heißes Wasser zu haben, lässt die elektrifizierte Festbeleuchtung der einfachen Wohnungen mehr als inszeniert erscheinen. Schein und Realität sind in Nordkorea überhaupt schwer auseinanderzuhalten und man wendet viel mentale Kraft auf, den Wahrheitsgehalt der im Laufe eines Tages vermittelten Informationen für sich persönlich zu bewerten
U-Bahn Station
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und sich im Nachhinein zu fragen, in welchen Momenten man möglicherweise erfolgreich getäuscht wurde. Der ominöse fünfte Stock Wer auf der Suche nach Kuriosem und Geheimnisvollem ist, wird auch im Hotel nicht enttäuscht. Im 50-stöckigen Yanggakdo Hotel, eines von drei offiziellen Touristenhotels, das auf einer Halbinsel im Taedong-Fluss fernab jedes Kontakts zur innerstädtischen Bevölkerung Pjöngjangs liegt, sucht man den fünften Stock vergeblich. Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass sich dort jenes Personal und Equipment befinden könnte, welche für eine 24/7 Überwachung der ausländischen Gäste geeignet wäre. Dass Miki und Flo sich in ihrem Hotelzimmer bezüglich partnerschaftlicher Aktivitäten nobel zurückhielten, versteht sich mit dieser Information im Hinterkopf von selbst. Kalter Krieg, Mineralwasser und neue Errungenschaften Nach dem ausgiebigen Besuch der Hauptstadt hat die Rundreise noch ein paar andere Destinationen zu bieten, darunter die DMZ (demilitarized zone), die letzte verbliebene Grenze
im Zustand des Kalten Krieges, ein riesiger Staudamm und Kaesong, die gemeinsam mit dem Süden betriebene Sonderwirtschaftszone, wo Nordkoreaner all jene südkoreanischen Elektronik-Gadgets fertigen, mit deren Hilfe ihr vermutlich gerade den VANGARDIST lest. Die meisten Sehenswürdigkeiten der Tour sind seltsam inszeniert wirkende industrielle Errungenschaften der heimischen Planwirtschaft. Ein Highlight ist dabei der Besuch einer MineralwasserAbfüllanlage, die aus einem etwa 50 cm breiten Quellschacht die angebliche Menge von 10.000.000 Litern pro Tag in (kein Scherz) alte Heineken-Flaschen abfüllt – die Etiketten wurden umsichtigerweise abgemacht, dem international geeichten Biertrinker fällt so was aber trotzdem auf. Inzwischen hat übrigens auch Nordkorea eine heimische Version des iPads herausgebracht. Das Gadget verfügt über „Internet“, das heißt, es gestattet Zugang zu einer Anzahl im Browser festgelegter Websites, die vom Regime gefüttert werden, sowie über eine Antenne – Gott weiß warum. Faszinierenderweise wurde als Standardhintergrund der Start einer Rakete gewählt.
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Miki und Flo
Vom Mondschein ins Neonlicht Die Rückreise nach Beijing bestritten die beiden mit der Bahn. Die grellen Neonlichter der chinesischen Reklameboards hinter der Grenze waren nach den Tagen im markt- und daher werbefreien Nordkorea ein kleiner Schock. An die Abwesenheit von Konsum kann man sich anscheinend recht schnell gewöhnen. Auswandern würden Flo und Miki aber trotzdem nicht. Denn eines bleibt klar: Hinter der aufgeräumten Fassade der sorgfältig ausgewählten Reisedestinationen verbirgt sich ein bitterarmes Land, das von einer unmenschlich brutalen und dabei fast grenzenlos weltfremden Elite beherrscht wird, die Begriffe wie Freiheit und Gleichheit auf sehr eigentümliche Weise interpretiert.
Das heißt aber nicht, dass alle Nordkoreaner verrückt sind, nur weil sie in Gegenwart von Fremden die teils haarsträubenden Geschichten und Weltanschauungen äußern, die wir gemeinhin aus den Zeitungen kennen. Abgesehen von der Diktatur, die sie zweifelsfrei dazu zwingt, verbirgt sich dahinter wohl ein Streben nach Würde, das wir ihnen mit selbstgefälligem Elendstourismus nicht absprechen sollten. Das ist es zumindest, was Miki und Flo, abgesehen von vielen schrägen Erlebnissen und Eindrücken, von ihrer Reise ins Herz der Finsternis mitgebracht haben. VANGARDIST möchte sich dieser Haltung ausdrücklich anschließen. Im Sinne einer respektvollen Interaktion sei ein Trip nach Nordkorea also wärmstens empfohlen.
FACTBOX Offizielle Bezeichnung: Demokratische Volksrepublik Korea Gegründet: 1948 Hauptstadt: Pjöngjang Regierungsform: Einparteiensystem Staatsoberhaupt de jure: Kim Il-sung (gestorben am 8.7.1994) Staatsoberhaupt de facto: Kim Jong-un Einwohner: ca. 24 000 000 Informationen zu Unterkünften, Shopping, Restaurants und Party können wir an dieser Stelle nicht geben, da es ausländischen Reisenden zu jeder Zeit untersagt ist, auf eigene Faust den jeweiligen Aufenthaltsort zu erkunden.
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VANGART
M채nner mit Hy채nen Pieter hugo Fotografie
Pieter Hugo Nura Garuba and friend with their monkey Abuja, Nigeria, 2005
TEXT: Andrew Ütt fotos: Pieter Hugo Aus der Serie "The Hyena Men" © Pieter Hugo, Courtesy Yossi Milo Gallery, NY
Man könnte meinen, wenn man wilde, gefährliche Tiere in die Zivilisation bringt, ist der Ärger vorprogrammiert. Warum also kommt eine Gruppe Männer auf die Idee, wilde Hyänen an die Kette zu legen und mit ihnen über einen gutbesuchten Markt in Nigeria zu spazieren? Die nachdenklichen Bilder des südafrikanischen Fotografen Pieter Hugo zeigen die Mitglieder einer ziemlich ungewöhnlichen Familie – allesamt Betreuer wilder Tiere.
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Pieter Hugo Abdullahi Mohammed with Mainasara Ogere-Remo, Nigeria, 2007
Als Allererstes sollte hier erwähnt werden, dass Pieter Hugo aus Afrika stammt. Warum das so wichtig ist? Der afrikanische Kontinent wurde über tausende von Jahren von einer Heerschar verschiedener Nationalitäten, unter anderem von Holländern, Franzosen, Briten und Italienern, kolonialisiert. Eine Folge der andauernden Fremdherrschaft war natürlich die Ausbeutung und Korrumpierung von Bevölkerung, Politik, Ländereien und Bodenschätzen. Gleichzeitig jedoch hat die Vermischung der verschiedenen europäischen mit den indigenen afrikanischen Zivilisationen überall auf dem Kontinent, von Südafrika (Hugos Geburtsland) bis nach Kenia und Nigeria, auch eine Vielzahl kultureller Besonderheiten entstehen lassen. Da ist es nicht verwunderlich, dass seit Jahrhunderten ausländische Journalisten und Wissenschaftler ausziehen, um die anthropologische Entwicklung Afrikas zu studieren und zu erforschen. Das Resultat dieser Forschungen ist jedoch stets die Darstellung der einheimischen Kultur durch Fremde gewesen. „Als Künstler fühle ich mich nicht dafür zuständig, ein Urteil darüber abzugeben, wie der Rest der Welt Afrika wahrzunehmen oder nicht wahrzunehmen hat“,
erklärte Hugo einmal in einem Interview mit der Zeitschrift Vice. „Ich befasse mich eigentlich gar nicht so sehr mit Afrika. Es ist nun einmal der Ort, an dem ich arbeite, und so ist es zu einem Fortsatz meines eigenen Lebensraums geworden. Ich finde es jedoch gefährlich, Afrika in dieser Art zu ghettoisieren, denn wenn man bestimmte Dinge als ‚ausschließlich Afrika zugehörig‘ ansieht, erreicht man dadurch nichts anderes, als auf gewisse Weise die bestehende Vorstellung des afrikanischen ‚Andersseins‘ zu erhalten.“
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Pieter Hugo Mummy Ahmadu and a snake charmer with a rock pytho Abuja, Nigeria, 2005
Ein Stil wird defin ier t Der heute 37-Jährige begann seine künstlerische Arbeit in den 90ern, einer Zeit, in der Südafrika nach dem offiziellen Ende der Apartheid weitreichende politische Veränderungen durchlebte, und ihm ist natürlich bewusst, dass Politik für viele südafrikanische Fotografen eine Inspirationsquelle ist. Auch Hugo arbeitete zunächst als Fotojournalist, stellte jedoch bald fest, dass ihm das Thema Krieg nicht lag. Er kaufte sich also eine Großformat-Kamera und wandte sich der Portrait-Fotogra-
fie zu, die ihm zusagte, weil sie ihm Raum und Zeit für die Auseinandersetzung mit seinen Modellen ließ. Die hier gesammelten Erfahrungen sowie eine Residency in Italien in der Fabrica, einem von Benetton betriebenen Zentrum für Kommunikationsforschung, trugen zu der Entwicklung des Stils bei, der sich bereits in seiner ersten Fotoserie Albino Portraits manifestierte. Aus seinem ersten Streifzug in die Forschung resultierte außerdem eine ganze weitere Reihe von Fotoserien, die sich thematisch mit afrikanischen Subkulturen auseinandersetzten. Hugo ist natürlich bewusst, dass er als Weißer in einem Land mit vorherrschend schwarzer Bevölkerung zur Minderheit gehört. Für ihn ist die Fotografie eine Reaktion „auf die allgemeine Darstellungsweise von Dingen und eine originelle Ausdrucksform, um sie zu kommentieren.“
N ur e in paar P y thons, ni ch t s we i ter Nach Vollendung seiner ersten Serie setzte sich Hugo in Arbeiten wie Rwanda 2004: Vestiges of a Genoci-
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Pieter Hugo Mummy Ahmadu and a snake charmer with a rock python Abuja, Nigeria, 2005
de und Messina/Musina zunächst mit Themen wie Geschichte, Politik, Rassen- und Klassenzugehörigkeit sowie Nationalität auseinander. Es war 2005, als er zufällig auf das Bild einer Gruppe von Männern stieß, die wilde Hyänen an Ketten eine Straße hinunterführten. Irgendwie gelangte das Bild kurz darauf in eine südafrikanische Zeitung und zog die wildesten Gerüchte nach sich, die die Männer zu Bankräubern, Bodyguards, Drogendealern oder Schuldeneintreibern stilisierten. Kurz darauf saß Hugo
im Flugzeug nach Nigeria, um den Journalisten Adetokunbo Abiola zu treffen, der ihn der berüchtigten Gruppe vorstellen sollte. Nachdem sie sie glücklos in verschiedenen nigerianischen Städten gesucht hatten, fanden Hugo und Abiola die Gruppe, zu der außer den Männern ein kleines Mädchen, drei Hyänen, vier Paviane und einige Felsenpythons gehörten, schließlich in den Shantytowns außerhalb einer Stadt namens Abuja, und konnten sie endlich fragen, warum sie gerne mit wilden Tieren an der Leine durch die Gegend spazierten. Die simple Antwort der Männer lautete: Sie waren Schausteller, die die Leute auf der Straße belustigten, um ihnen dann ihre traditionelle Medizin zu verkaufen (die zum Teil auch gegen wilde Tiere schützen sollte). Außerdem waren sie alle professionelle Tierbetreuer aus Familien, in denen der Umgang mit wilden Tieren Tradition hatte und in denen das Wissen darüber schon lange von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Seine Erfahrung als Portrait-Fotograf kam Hugo zugute, als er nun begann, die Männer einzeln mit ihren
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Pieter Hugo Nura Garuba and friend with their monkey Abuja, Nigeria 2005
Nob l e W i l d e ? S i cher n i c h t ! „Haustieren“ zu fotografieren: mit einer Python um den Hals, im Spiel mit einer Hyäne, mit einem Pavian an der Hand oder eine massive, baumelnde Kette haltend, an deren Ende sich irgendeine auffällige Kreatur befand. Beim Betrachten der Bilder stellt sich die Frage, wer hier wohl wilder ist: das Tier oder der Mensch, der es beherrscht; gleichzeitig erkennt man in ihnen eine merkwürdige Mischung aus Verspieltheit und Autorität.
Auf die meisten Betrachter üben die Bilder der Hyena Men zwar sofortig eine starke Faszination aus, aber es drängen sich auch Fragen auf à la: Wie um Gottes willen kann man nur mit Hyänen leben? Wie kann ein Vater zulassen, dass sich seine Tochter eine Python um den Hals wickelt? Und vor allem: Wird auch der Mensch zu etwas Wildem, wenn er eine wilde Kreatur auf seinem Motorrad mitfahren lässt, mit ihr die Straße hinunterspaziert und seine Schlafstätte mit ihr teilt? Wenn wir uns die Hyena Men jedoch als starke, muskulöse Männer vorstellen, die mühelos ein wildes Tier beherrschen können, stellt sich einem doch die Frage: Was braucht es, damit wir alle mehr oder weniger friedlich in dieser Welt zusammenleben können? Verständnisvolle Worte, Achtsamkeit und Rücksicht, oder doch eher Muskelkraft und Stärke, um das Wilde zu beherrschen? Der Journalist Abiola schrieb, dass die Hyena Men
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glauben, der Mensch sei fähig, sich „in ein Tier, zum Beispiel eine Hyäne zu verwandeln, was auch das Bedürfnis nach Dingen wie Voodoo-Zauber und Beschwörungen erklärt.“ Sie benutzen Kräuter, verschiedene Arten von Gebräu, Pulver, Beschwörungsformeln und andere mystische Formen der Kontrollausübung, aber in Wirklichkeit ziehen sie die meiste Macht aus ihren Stöcken. Jeder der Männer trägt einen Stock bei sich, um damit dem Tier auf den Kopf zu schlagen, wenn es aggressiv wird. Und sie schlafen zwar direkt neben ihren Tieren, nur
befinden sich diese in Käfigen. Um zu erkennen, dass diese Männer mit wilden Tieren arbeiten, genügt ein Blick auf ihre narbenübersäten Gesichter, Beine und Hände. Ihre größte Stärke ist jedoch die mentale, denn sie leben jeden Tag mit dem Wissen, dass die Tiere, mit denen sie leben, sie angreifen und möglicherweise auch töten könnten. Pieter Hugo studiert weiterhin die verschiedenen Subkulturen seines Kontinents, und im Rahmen eines seiner jüngsten Projekte hat er sich in einer Serie mit dem Titel Kin (zu Deutsch: Familie, Sippe, Verwandtschaft) mit seiner eigenen Familie auseinandergesetzt. Die dazugehörige Ausstellung in der Yossi Milo Gallery in New York läuft bereits, Ende des Monats werden die Bilder auch in Kapstadt und Johannesburg gezeigt. Hugo hatte bereits Ausstellungen rund um den Globus, und seine Bilder sind Teil zahlreicher Museumskollektionen. Aber das ist natürlich nicht der einzige Grund, warum man diesen Künstler im Auge behalten sollte. Viel wichtiger ist, Afrika hat uns noch viel zu zeigen, und Pieter Hugo ist bereit, es uns durch seine Augen sehen zu lassen.
Pieter Hugo,Mallam Umaru Ahmadu with Amita, Nigeria, 2005
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Fassade
SADAK
fashion History Reloaded
Text: Ana Kaan fotOS kollektion: DANIEL BOLLIGER-SAMO (AW), Lee Wei Swee (WW) Portrait: Kiko Dionisio
Das Label SADAK ist Inbegriff des Kosmopolitischen. Gegründet vom serbischen Designer Saša, der in Berlin lebt, hat es seinen Schwerpunkt vor allem im asiatischen Raum. In seinen Kollektionen provoziert Sadak mit auffälligen Prints und einer Vielzahl kultureller Kleidungsstücke, die er auf moderne Art und Weise zu poetischen Kollektionen verarbeitet.
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Verfremdete Drucke
/ Balkan Wurzeln
Nach seinem Studium an einer Berliner Kunsthochschule folgte 2009 sein Durchbruch bei der Mercedes-Benz Fashion Week. Saša, der ursprünglich aus einem kleinen serbischen Dorf stammt, lebt und arbeitet seitdem in Berlin. Der Name Sadak leitet sich von der Bezeichnung einer ärmellosen, reich bestickten Wolljacke aus der Balkanregion ab. Vergangene Zeiten und Kostüme sind eine wichtige Inspirationsquelle für Saša, besonders seine auffälligen Prints sind Frucht eingehender Recherchen und werden zur Weiterverarbeitung ihres folkloristischen Kontexts beraubt und verfremdet. Und das auf eine oft recht verstörende Art: Im Sommer 2012 präsentierte er Drucke mit Totenköpfen und Folterszenen an voll gesichts- und körpertätowierten Models. Diese dramatische Ader rührt vielleicht auch von seinem zweiten künstlerischen Standbein her: Neben den Frauen- und Männerkollektionen für sein Label Sadak arbeitet er auch viel im Theater und Kostümbereich – dazu aber später mehr!
Theatralischer
Mix
Ein Hang zum Theatralischen ist auf jeden Fall auch in seiner aktuellen Herbst/Winter 2014 Kollektion „Mendes“ zu sehen. Inspiriert von der Geschichte eines Freundes, der als Kind Bosnien verlassen und nach Holland emigrieren musste, verfolgt die Kollektion die stilistische Entwicklung dieses
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Freundes. Diese ist durchwachsen von den Street Styles sowohl aus Holland als auch aus Bosnien, kombiniert mit einem kr채ftigen Schuss exotischer Fantasie: orientalisch anmutende Schuhe, bedruckte Keffiyehs und bunte Fezzes gemixt mit modernen Materialien und speziellen Gesichtsbemalungen. Abenteuerlich und ziemlich wild.
Baseball & Kopftuch
/ Kulturclash
In der Kollektion spiegeln sich diese Einfl체sse wider und es entsteht ein sehr opulenter Look mit vielen verschiedenen Elementen, die zu einem Ganzen verschmelzen. Styles in Gold und Beige, arabisch inspirierte Kopfbedeckungen und japanische Zehensandalen wer-
den von Models mit dunkel aufgemalten Symbolen im Gesicht präsentiert. Andere Models sind ganz in Schwarz gehüllt und tragen Fezzes. Ein weiterer Look mit einem Hundeprint wird von einem Model mit einer „Death and Glory“-Tätowierung auf der Stirn präsentiert. Weitere Kreationen sind ganz in einem orangefarbenen grafischen Print gehalten oder kommen als hellblauer Total Look im amerikanischen Baseballstil, gekreuzt mit einer orientalischen Tuch-Kopfbedeckung, daher.
Eine Geschichte für viele
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Neben der Emigration, die Sašas Freund erlebte und die sinnbildlich für die Geschichte vieler Menschen vom Balkan steht, gibt es für den Kollektionsnamen „Mendes“ aber auch noch eine andere Inspiration, ebenfalls historischen Ursprungs. Der Name „Mendes“ war in Bosnien und Kroatien ein häufiger Nachname zur Zeit Maria Theresias. Serbien war damals unter osmanischer Herrschaft, und die Kaiserin bezahlte serbische Militärwachen, um
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ihr eigenes Reich vor den Osmanen zu schützen. Der Name „Mendes“ wurde Serbisch-Orthodoxen gegeben (neben anderen Nachnamen wie Guzina und Bundalo), die ihre Loyalität zur österreichischen Krone unter Beweis stellen mussten, indem sie ihre Religion zugunsten der katholischen aufgaben, und damit auch ihre Geburtsnamen.
Die Japan Connection /Asiatische Avantgarde
Trotz Basis in Berlin ist Japan ein wichtiger Referenzpunkt für Sadak. Er hat dort schon bei der Tokyo Fashion Week präsentiert (VANGARDIST hat berichtet) und verkauft seine Kollektion in mehreren Shops in Japan. Neben finanziell motivierten Gründen für seine Konzentration auf den japanischen Raum (nach den USA der größte Retail-Markt) ist seine Verbindung zu Japan sicher auch eine auf mentaler Ebene. Er bewundert Designerinnen wie Rei Kawakubo (Comme des Garçons) für ihre eigenständige Vision und ihren futuristischen Ansatz. Einige seiner Entwürfe könnten durchaus auch als asiatisch inspiriert
aufgefasst werden, obwohl viele Referenzen aus dem serbischen Raum kommen. Seine aussagekräftigen, kantigen Looks und sein Hang zu theatralischen, provokanten Inszenierungen finden bei den jungen japanischen Avantgarde-Kunden viele Anhänger.
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Interview Wir haben Saša bei der Arbeit an seiner neuen Kollektion erwischt und ihm drei kurze Fragen gestellt.
Woran arbeitest du zurZeit? Saša: Ich arbeite gerade an meiner nächsten Herbst/Winter 2015 Kollektion „Balkan Erotic“. Außerdem
arbeite ich für ein neues Theaterstück mit dem österreichischen Regisseur André Heller und zugleich an einer Inszenierung von Yui Kawaguchi, die 2014 in Osaka Premiere hat.
V: Welche drei inspirierenden Dinge bekommst du derzeit nicht
aus dem Kopf ?
Saša: Vine (App), Opanak (traditionelle serbische Schuhe) und Toiles-de-Jouy (französische Baumwollprints aus dem 18. Jahrhundert).
Träume Zukunft?
V: Was sind deine deine
für
Saša: Einen Investor für mein Label zu finden, zu wachsen und mehr an Theater- und Filmprojekten zu arbeiten.
Alle Kollektionen von Sadak findet ihr auf Sadak.de!
down in the boondocks
s t y l ing
& Fashion Design
models
p h otography
Chantal Weber Theresa Gras, NdumbĂŠ Kompane Sarah Bestek
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VANGART
Jean-Michel Basquiat & Andy Warhol Bananas, 1985
Privatsammlung © Foto: Galerie Bruno Bischofberger, Schweiz © The Estate of Jean-Michel Basquiat und The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. © VBK, Wien, 2013
ADVERTORIAL
der drucker und der kritzler E ine sch ö pferische B eziehung TEXT: David Aminger
Mitte der 80er Jahre begegneten sich Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat, um gemeinsam Werke zu schaffen, die für die Kunstwelt bis heute von großer Bedeutung sind. Der weltbekannte Popart-Künstler und der junge, aufstrebende Afroamerikaner beeinflussten sich gegenseitig in ihren Schaffungsprozessen.
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W
ährend der weißhaarige Warhol bereits ein etablierter Kunst-Superstar war, immer noch mit zu wenig Selbstbewusstsein ausgestattet und unter seiner Erscheinung leidend, schaffte Basquiat den Durchbruch als afroamerikanischer Künstler in der hauptsächlich weißen Kunstwelt. In New York aufgewachsen, zählte seine Familie zur aufstrebenden Mittelschicht. Er besuchte eine katholische Privatschule. Seine Mutter malte selbst und war sehr an Kunst interessiert, später erkrankte sie psychisch. Mit seinem Vater gab es immer wieder Probleme. Er riss des Öfteren von zuhause aus. Hochtalentiert war Basquiat schon immer. Mit elf Jahren sprach er neben dem amerikanischen Englisch perfekt Spanisch und Französisch. Er spielte Klarinette und Synthesizer in der Noise-Band Gray und war ab 1979 regelmäßig Gast in der UndergroundPunk-Rock Show mit Glenn O’Brien, dem Musikkritiker von Andy Warhols Magazin „Interview“. Über ihn lernte Basquiat dann auch Warhol kennen.
Jean-Michel Basquiat & Andy Warhol Win $ 1'000’000, 1984
Sammlung Bischofberger, Schweiz © Foto: Galerie Bruno Bischofberger, Schweiz © The Estate of Jean-Michel Basquiat und The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. © VBK, Wien, 2013
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In den Jahren 1984 und 85 arbeiteten die beiden sehr eng zusammen. Warhol hatte zu dieser Zeit seine Phase des Siebdruckes, in welcher er sich Konsumgüter und Motive der realen Welt angeeignet hatte, schon hinter sich. Sofort erscheinen einem hier „Campbell’s“
Jean-Michel Basquiat & Andy Warhol Florida, 1984
Privatsammlung Courtesy Galerie Bruno Bischofberger, Schweiz © Foto: Galerie Bruno Bischofberger, Schweiz © The Estate of Jean-Michel Basquiat und The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. © VBK, Wien, 2013
Suppendosen und bunte Konterfeis von Marilyn Monroe vor dem imaginären Auge. Warhol kehrte wieder zu seiner persönlichen Handschrift zurück. Er produzierte vor allem handschriftliche Bilder in Schwarzweiß. Ursache dafür ist sicher die Kollaboration mit Basqui-
at und dessen energische Weise, Kunst zu erzeugen. Basquiats Werke wurden von Kunstkritikern immer gerne dem Graffitistil zugeordnet – eine Tatsache, mit der sich der Künstler nie so richtig anfreunden konnte und der er stets entgegenwirken wollte. Bis 1981 lebte
Jean-Michel Basquiat Dried Flowers, 1984
Galerie Bruno Bischofberger, Schweiz © Foto: Galerie Bruno Bischofberger, Schweiz © The Estate of Jean-Michel Basquiat © VBK, Wien, 2013
er bei Freunden in SoHo und produzierte in einem enormen Tempo Bilder, die oft noch vor der Fertigstellung verkauft wurden. Galerien auf der ganzen Welt machten seine Kunst immer bekannter. Mitte der 80er Jahre wurden Basquiats Werke detaillierter und
kleinteiliger, was die Motive anbelangt. Er übersäte seine Zeichnungen mit textlichen und gegenständlichen Spuren. Nach dem Tod Warhols im Jahre 1987 geriet Basquiat in eine schwere Krise. Er stellte über ein Jahr lang nicht aus. Die
geplante Reise an die Elfenbeinküste, wo er von Schamanen von seiner Drogensucht geheilt werden sollte, fand nicht mehr statt. 1988 starb Basquiat mit nur 27 Jahren an einer Überdosis.
Andy Warhol Retrospective (Reversal Series), 1978
Sammlung Bischofberger, Schweiz © Foto: Galerie Bruno Bischofberger, Schweiz © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. © VBK, Wien, 2013
In einer großen Werkschau präsentiert das Bank Austria Kunstforum Wien nun zahlreiche gemeinsame Arbeiten, die in den Jahren 1984/85 entstanden EL DUELO, 2008 sind, als auch ein breites Spektrum an Einzelwerken der beiden Künstler. Die Ausstellung läuft von 16. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014.
Infobox: Warhol/Basquiat 16.10.2013 – 02.02.2014 Bank Austria Kunstforum Wien Freyung 8, 1010 Wien www.bankaustria-kunstforum.at
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BALANCE
Beauty Auch als harter Kerl kann man natürlich sanft mit seiner Haut umgehen, denn heutzutage gibt es reihenweise Pflegeprodukte, die uns wie Bad Boys aussehen lassen, ohne dass wir dafür unsere körperliche Gesundheit aufs Spiel setzen müssen. Du willst dir eine Glatze rasieren, dich tätowieren oder dir ein Piercing stechen lassen? Wir sagen: Tu dir keinen Zwang an! Vergiss jedoch nicht, gerade nach solch radikalen Körperveränderungen braucht deine Haut besondere Pflege. Aber mit diesen tollen, speziell dafür gedachten Produkten lassen sich unnötige Entzündungen oder andere Schäden ganz einfach vermeiden. Also sei ein guter Junge und pflege deine Haut – deinem Bad Boy Look wird das sicher keinen Abbruch tun.
REDAKTION: Juán danilo zamora
Dovo Striglia Kopfrasierer Eine Kopfrasur kann entweder den Bad Boy Look abrunden, oder sie bietet eine gute Lösung bei drohender Glatzenbildung. Leider kann die alltägliche Nachrasur schnell etwas unangenehm werden, denn schließlich bearbeitet man hier mit einer Klinge Bereiche der eigenen Kopfhaut, die bisher immer im Verborgenen lagen. Mit diesem Rasierer ist das allerdings kein Problem mehr, denn dank des speziellen Designs lassen sich die Klingen perfekt kontrollieren. Schieb die Finger in seinen bequemen, amorphen Griff, und schon kann die 100 % gründliche und schnittfreie Rasur beginnen.
Easypiercing Body Piercing Aftercare Das Piercen kann zwar eine schmerzhafte Angelegenheit sein, aber eine Entzündung danach ist noch viel schlimmer. Weshalb stets gilt: Pflege dein neues Accessoire gut und befolge alle Anweisungen des Experten. Es ist wichtig, dass die Wunde gut verheilt, und deshalb empfehlen die meisten Piercer, sie mit Salzwasser oder Ähnlichem zu reinigen. Mit diesem neuen Spray von Easypiercing kann die Reinigung jetzt jedoch sehr viel einfacher und effizienter über die Bühne gehen. Es sorgt erwiesenermaßen für eine raschere Heilung (nach zwei Wochen anstatt wie üblicherweise einem Monat) und ist außerdem so klein und praktisch verpackt, dass man es überallhin mitnehmen kann.
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Tattoo Goo Tattoo Aftercare Lotion Bei einem neuen Tattoo sollte man natürlich vor allem die Anweisungen des Tätowierers befolgen, und der wird einem sagen, dass der Verband nach zwischen 2 und 24 Stunden (je nachdem, wie groß das Tattoo ist) entfernt werden kann und man dann beginnen muss, der armen, strapazierten Haut etwas Pflege zukommen lassen. Tattoo Goo ist der Spezialist unter den NachTätowierungspflegeprodukten, denn mit seinen natürlichen Inhaltsstoffen ist es genau dafür gemacht. Von VaselineProdukten ist dagegen eher abzuraten, weil sie die Poren verstopfen können. Diese Lotion beinhaltet den natürlichen Feuchtigkeitsspender Olivenöl, das den Heilungsprozess beschleunigt, die Haut geschmeidig hält und sie gleichzeitig atmen lässt. Ein weiterer Vorteil des Goo: die Tätowier-Tinte behält ihre ursprüngliche Farbe und bleicht nicht aus.
Billy Jealousy – Hydroplane Super-Slick Rasiercreme Und hier noch ein Tipp für angehende Haarlose: Da die Kopfhaut bekanntermaßen besonders empfindlich ist, benötigt sie nach einer Rasur auch spezielle Pflege, um Trockenheit vorzubeugen. Diese Rasiercreme lässt die Klinge extra sanft und mühelos über die Kopfhaut gleiten, wirkt gleichzeitig feuchtigkeitsspendend und verhindert Hautirritationen. Sie ist frei von Alkohol und kann deshalb auch für eine Ganzkörperrasur verwendet werden. Zusätzlich verleiht ihr leichter Citrus-Duft der täglichen Dusche eine ganz besonders erfrischende Note.
Magic Tattoo Aftercare Lotion Der schwierigste Teil einer Tätowierung ist, ihr untätig beim Blasserwerden zusehen zu müssen und daran zu denken, dass einem irgendwann das schmerzhafte Nachstechen bevorsteht. Mit dieser von Experten empfohlenen Lotion aus Aloe und Vitamin E bleiben Tätowierungen länger leuchtend frisch. Am besten schon während der Anfangsphase zur Unterstützung des Heilungsprozesses verwenden, denn der ist ausschlaggebend dafür, ob die Tätowierung ihre Ausgangsform und Farbe behält.
Rocco's Old School Tattoo Aftercare Kit Die perfekte Kosmetik für alle Bad Boys: Die kalifornische Naturproduktmarke bietet von Deos bis hin zu Feuchtigkeitscremes alles an, was das böse Jungenherz begehrt; zum Beispiel auch in Form dieses praktischen Kits, das alles hat, was man braucht, um ein frisches Tattoo zu säubern und zu pflegen. Obendrein geben die Hersteller ein noch nie dagewesenes Versprechen, nämlich, dass die Tätowierung in 2 bis 3 Tagen geheilt sein wird! Das klingt nur so lange verrückt, bis man sich die im Kit enthaltenen Produkte mal genauer anschaut – Tattoo Balsam, antibakterielle Waschlotion, Feuchtigkeitslotion, ein Lippenpflegestift und Sonnenschutz.
b
r e k un
The
Places
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Bunker Aufstockung by INDEX Architekten Frankfurt, Deutschland
Text: mario kollinger
www.index-architekten.de
©Wolfgang Günzel ©NOSHE
In einem von Schutthalden geprägten Teil des Frankfurter Osthafens ließen INDEX Architekten einen als Wohnhaus getarnten Bunker zu einem Ort der Kultur und als solchen zum Motor für städtische Transformation werden. Aufgrund der enormen
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Abrisskosten entschied man sich dafür, eine hölzerne Box auf das bestehende Gebäude zu setzen, die heute Künstlerateliers und das Institut für neue Medien beherbergt. Im schweren Betonkern wurden Übungsräume für Musiker untergebracht.
©Wolfgang Günzel
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Project Biennial of Contemporary Art, D-0 ARK Underground Konjic, Bosnien
www.bijenale.ba
© Almin Zrno
Der von der jugoslawischen Armee zwischen 1953 und 1979 erbaute Atombunker war ursprünglich als Hauptstützpunkt für Militäreinsätze und als Zufluchtsort für Präsident Josip Broz Tito im Kriegsfall gedacht. Durch das Biennale-Projekt
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gibt man internationalen Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke in diesem besonderen Ort zu zeigen – eine ideale Kombination aus Erhaltung von wertvollem kulturellem Erbe und Schaffung von neuem, künstlerischem Wert.
Š Almin Zrno
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Sammlung Boros im Reichsbahnbunker FriedrichstraĂ&#x;e by Realarchitektur Berlin, Deutschland
www.realarchitektur.de, www.sammlung-boros.de
©NOSHE
In den 90er Jahren wurde der Luftschutzbunker in Berlin-Mitte zu einem Hardcore-Techno-Club transformiert, in dem zu dröhnenden Beats die Partycrowd auf bis zu vier Etagen feierte, als ob es kein Morgen gäbe. Nach mehreren Razzien
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kam es 1996 zur Schließung des Clubs. Heute befindet sich darin die Sammlung Boros – eine Privatsammlung an zeitgenössischer Kunst, welche auf 3.000 m2 Ausstellungsfläche nach Anmeldung bewundert werden kann.
©NOSHE
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hört das!
en Empfehlung für Hörsinnige
Goldfrapp TALES OF US
Placebo LOUD LIKE LOVE
Alison Goldfrapps sanfte Stimme war schon immer wie ein Zauber, der uns in seinen Bann zieht, aber auf ihrem neuen Album übt er eine düstere, fast schon unheimliche Wirkung auf uns aus. Tales Of Us wirkt mit seinen starken Texten und orchestralen Arrangements wie der Soundtrack zu einem traumähnlichen Film, auf dem die erste Single Drew wie ein düsteres Schlaflied anmutet. Das gesamte Album besteht aus ausgeklügelt-anspruchsvollen Songs und geht weit über die Musik, die uns das Duo auf seinen bisherigen Alben präsentiert hat, hinaus. Lasst euch also verzaubern von Songs wie Annabel, Clay und Stranger und tretet ein ins dunkle Goldfrapp-Märchenland.
Gefehlt haben sie uns, die alternativen Rocker und Brian Molko mit seiner einzigartigen Stimme. Aber jetzt sind sie zurück mit einem Album voller mitreißender Stücke über existenzielle Themen wie Liebe, gebrochene Herzen und das Internet. Die erste Single Too Many Friends handelt zum Beispiel davon, wie das Internet unseren Umgang mit der Welt, in der wir leben, beeinflusst hat, und wie wir uns trotz steigender Vernetztheit immer mehr voneinander entfernen. Placebo kommt diesmal deutlich erfrischender daher, als der leicht depressive Sound vergangener Alben erwarten ließ, und Songs wie Rob The Bank, Loud Like Love und Exit Wounds sind musikalisches Zeugnis, dass sich die Band in einer neuen Phase befindet und sich darin auch offensichtlich sehr wohlfühlt.
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Text: Juán D. Zamora
Janelle Monáe THE ELECTRIC LADY
MGMT MGMT
Unsere liebste psychedelische Rockband hat mit ihrem einzigartigen Stil Eine außergewöhnliche Diva mit einer und Sound eine neue Dimension erunverwechselbaren Stimme. Schon in ihr letztes Album The Arch Android reicht. Sie befindet sich jetzt in der Art haben wir uns hoffnungslos verliebt, von experimenteller Phase, in der es sie und nach Electric Lady sind wir uns nicht schert, ob irgendjemand versteht, was sie sagen möchte. Aber wir vernun endgültig sicher: Miss Monáe ist sicher keine Eintagsfliege. Ihr neues stehen sie! Your Life Is A Lie, die erste Album lässt sich am besten als retro- Single des neuen Albums, ist eine Ode futuristisch beschreiben und beinhal- an die heutige „Fake-Gesellschaft“, die tet großartige Gemeinschaftsarbeiten den Menschen selbst dann noch den mit Musikgrößen wie Prince, Erykah Mythos des perfekten Lebens verkauft, Badu und Miguel. Ihre Hauptinspira- wenn alles im A… ist. Das ist zwar eine tionsquelle sind die apokalyptischen harte Ansage, aber uns gefällt sie, auch Zeiten, in denen wir leben, angesichts wenn die Jungs damit die schöne Bladerer sie vor allem zu einem Schluss se platzen lassen, in die sie uns bisher mit ihren verträumten Sounds verkommt: Sterben müssen wir eh alle, also lasst uns tanzen. Und das unserer setzt haben. Weitere bemerkenswerte Meinung nach am besten zu all den akustische Auseinandersetzungen des tollen Songs auf ihrem neuen Album, Indie-Rock-Duos mit tiefsinnigen Sorgenthemen sind Alien Days, Mystery wie Q.U.E.E.N, Givin’ ‘Em What They Disease und I Love You Too, Death. Love und Dance Apocalyptic.
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// Wien Waves Vienna / 3. – 10. Oktober
// Berlin Porn Film Festival / 23. – 27. Oktober Das Porn Film Festival Berlin zeigt nicht nur Spielfilme, sondern auch Dokumentarfilme, die sich um die menschliche Sexualität in all ihren verschiedenen Facetten drehen. Kurzfilme, Experimentalfilme, Lustiges, Nachdenkenswertes, Gezeichnetes, Animiertes, Aufrüttelndes, Informatives – das Porn Film Festival Berlin zeigt, was zeigenswert ist, greift aktuelle Trends auf und wird die zukünftigen bestimmen. www.pornfilmfestivalberlin.de
Das Waves Vienna hat sich neue Musik groß auf den Unterarm stechen lassen – direkt neben dem obligatorischen Anker-Tattoo. Die Veranstaltung versteht sich als Showcase-Festival – das heißt, es geht darum, neue Bands zu entdecken, solche, die sich mehr Aufmerksamkeit verdient haben, die über internationales Format verfügen, aber aus dem einen oder anderen Grund noch nicht nach ganz oben gespült worden sind. Trotz einiger bekannter und gehypter Bands im Lineup heißt es bei mehr als 80 Acts stets auch: sich von Club zu Club treiben lassen und hie und da in die verschiedenen Musikbiotope reinschnuppern. www.wavesvienna.com
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// Berlin Sticks & Stones Karrieremesse / 26. Oktober
An diesem Wochenende haben Gäste des jährlich stattfindenden Festivals freien Zugang zu architektonisch anspruchsvollen Gebäuden in der ganzen Stadt. Über Privathäuser, Wahrzeichen, Industriegebäude und Rooftop-Farms bis hin zu nachhaltigen Wolkenkratzern gibt es eine Menge zu sehen. Inkludiert sind außerdem Behind-the-ScenesTouren. Wer tiefer in die Geschichte und Vielfältigkeit der New Yorker Architektur eintauchen will, sollte dieses Ereignis nicht verpassen! www.ohny.org
Kreativität, Individualität, Andersartigkeit – die STICKS & STONES will mit dem Bild der veralteten, immergrauen Jobmesse brechen. Sie will Leuten die Gelegenheit geben, einen (neuen) Arbeitgeber zu finden, der vorurteilsfrei an den Interessen und speziellen Begabungen eines jeden Einzelnen interessiert ist – ungeachtet ihrer sexuellen und sonstigen Orientierung. Der Rockstar unter den Karrieremessen findet am 26. Oktober 2013 im Music & Lifestyle Hotel nhow statt. ww.sticks-and-stones.me
// Byron, Australien Byron Bay Festival / 25. – 27. Oktober Das jährlich stattfindende Byron Bay Festival spricht besonders die kreative Surf-Community an: Surf-Kunst, Fotografie, Livemusik, Filme, Workshops und vieles mehr. Byron Bay ist die perfekte Location dafür. www.byronbaysurffestival.com
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