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Kastrationsresistenz beim Prostatakarzinom vermeiden

Kastrationsresistenz beim Prostatakarzinom vermeiden

Für Patienten mit Prostatakarzinom (PCa) spielen im Verlauf der Erkrankung zwei Entwicklungen eine besondere Rolle, da sie die weitere Therapie und die Überlebenschancen maßgeblich beeinflussen: der Nachweis einer Metastasierung und die Entwicklung einer Kastrationsresistenz. Beide Ereignisse sind prognostisch ungünstig und für den betroffenen Patienten emotional stark belastend [1]. Das Risiko einer Kastrationsresistenz lässt sich jedoch durch die Therapiewahl signifikant beeinflussen.

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Neue Generation der Hormontherapie für Patienten mit mHSPC

Beim Entstehen der Kastrationsresistenz verändert sich das Karzinom in der Prostata derart, dass trotz nicht messbarem Testosteronspiegel im Blut aufgrund einer chirurgischen oder medikamentösen Kastration die Erkrankung weiter voranschreitet – typischerweise steigt dann der Marker prostataspezifisches Antigen (PSA) im Blut an. Deshalb blicken Arzt und Patient im Rahmen der Nachsorge regelmäßig und mit Argusaugen auf den PSA-Wert, und dessen Übermittlung durch den Arzt ist für viele Patienten eine angsterfüllte Situation. Wird bei einem Patienten eine Metastasierung festgestellt und der Tumor spricht noch auf eine Androgendeprivationstherapie (ADT) an, liegt ein metastasiertes hormonsensitives PCa (mHSPC) vor. In dieser Situation steht seit mehr als 50 Jahren die ADT als Therapieoption zur Verfügung. Zudem kann auch mit einer klassischen Chemotherapie behandelt werden. Seit mittlerweile einigen Jahren gibt es allerdings auch nicht steroidale Androgenrezeptor-Antagonisten der zweiten Generation („neue Generation der Hormontherapie“), die zusammen mit einer ADT gegeben werden können. Nun wurde in einem aktuellen Daten-Update der ARCHES-Studie gezeigt, dass genau diese Kombination aus Enzalutamid (Xtandi™, ein Vertreter der Androgenrezeptor-Antagonisten der zweiten Generation) und ADT das Risiko für das Eintreten einer Kastrationsresistenz um 61% reduzieren konnte [2].

Vorteile der Kombination aus Enzalutamid und ADT

In ARCHES wurden 1.150 Patienten mit mHSPC randomisiert entweder mit Enzalutamid 160mg 1× täglich + ADT oder Placebo + ADT behandelt. Die Studie wurde in einem Cross-over-Design angelegt, wobei Patienten des PlaceboArms nach der geplanten Entblindung in den Enzalutamid-Arm wechseln konnten. Neben dem primären Endpunkt, einer signifikanten 43%igen Senkung des Gesamtsterberisikos unter Enzalutamid (adjustiert nach Cross-overPatienten), zeigte sich vor allem, dass Patienten mit Enzalutamid signifikant seltener eine Kastrationsresistenz entwickelten: Unter Placebo + ADT trat die Kastrationsresistenz im Median nach 14,0 Monaten ein, unter Enzalutamid + ADT war der Median noch nicht erreicht, das Ereignis also noch nicht ausreichend häufig eingetreten, um diese statistische Kennzahl zu berechnen (HR: 0,39; 95%-KI: 0,33–0,47) [2].

Fazit

Für die Patienten mit mHSPC bedeuten diese Ergebnisse, dass die Kombination aus Enzalutamid + ADT und insbesondere der frühzeitige Enzalutamid-Einsatz das Risiko für den Eintritt einer Kastrationsresistenz und das Fortschreiten eines mHSPC zum mCRPC (metastasiertes kastrationsresistentes PCa) signifikant reduzieren kann, sodass ihnen eine Veränderung bzw. Intensivierung der Therapie erspart bleibt [1, 2]. Fabian Sandner, Nürnberg

Literatur

1 Armstrong AJ et al. J Clin Oncol 2022; doi:10.1200/JCO.22.00193 2 S3-Leitlinie Prostatakarzinom; Version 6.2; Oktober 2021; AWMF-Registernummer: 043/022OL

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