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Secukinumab bei Spondyloarthritiden – ein früher Behandlungsbeginn kann Therapieansprechen verbessern
from Journal 4-2022
Menschen mit axialer Spondyloarthritis (axSpA) erhalten ihre Diagnose häufig erst spät – im Durchschnitt vergehen 7–10 Jahre [1], was in der Folge zu einem verzögerten Therapiebeginn führt und einen negativen Effekt auf das Therapieansprechen haben kann. Für die Betroffenen ist das doppelt bitter, denn wie neueste Daten aus Klinik und Praxis zeigen, verbessert gerade ein früher Beginn der Behandlung mit dem Interleukin (IL)-17A-Inhibitor Secukinumab (Cosentyx®) das klinische Ansprechen [2, 3].
Überzeugende Ergebnisse der PREVENT-Studie
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Aktuelle Post-hoc-Analysen der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten PREVENTStudie ergaben, dass die Wirksamkeit von Secukinumab 150mg bei jüngeren nicht röntgenologischen (nr)-axSPA-Patienten mit kürzerer Symptomdauer höher war als bei älteren Patienten: In Woche 104 erreichten 69,4% der Studienteilnehmer in der Altersgruppe 18–33 Jahre ein ASAS40-Anspechen, bei Personen im Alter von ≥52 Jahren waren es dagegen 52,4%. Neben dem Alter hatte auch eine kürzere Symptomdauer einen positiven Effekt auf die Wirksamkeit der Therapie: 75,0% der nr-axSpAPatienten mit einer Krankheitsdauer ≤2 Jahre zeigten ein ASAS40Ansprechen, bei den Teilnehmern mit einer Symptomdauer von >10 Jahren dagegen nur 51,3% [2].
Beobachtungsstudie AQUILA stützt die Befunde
Dass die Dauer vom Symptombeginn bis zur Diagnose einen deutlichen Einfluss auf den Therapieerfolg haben kann, wurde auch in der multizentrischen Beobachtungsstudie AQUILA deutlich, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Secukinumab im Behandlungsalltag bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis (AS) und Psoriasis-Arthritis (PsA) untersuchte [3]. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass Secukinumab in beiden Indikationen die Krankheitsaktivität und das allgemeine Funktionsniveau im Praxisalltag verbesserte. Männer und Frauen mit AS sprachen tendenziell gleich gut auf die Behandlung an. Der Therapieerfolg war jedoch besser, wenn die AS frühzeitig diagnostiziert und behandelt wurde. Bei Männern mit einer späten ASDiagnose war zu Beginn wie auch während der Studie eine höhere Krankheitsaktivität festzustellen. Bei den Patienten mit einer Diagnose früh nach Symptombeginn (<1 Jahr) sank der Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity
Secukinumab
Secukinumab (Cosentyx®) ist ein vollhumaner, monoklonaler Antikörper, der direkt gegen Interleukin-17A gerichtet ist. Dieses Zytokin ist an Entzündungsprozessen und der Entstehung von Psoriasis (PsO), Psoriasis-Arthritis (PsA) und der axialen Spondyloarthritis (axSpA) beteiligt. Der IL-17A-Inhibitor ist zugelassen für die Behandlung von erwachsenen Patienten sowie von Kindern und Jugendlichen ab 6 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer PlaquePsoriasis, die für eine systemische Therapie infrage kommen. Außerdem ist Secukinumab zugelassen für die Behandlung der aktiven Psoriasis-Arthritis sowie der ankylosierenden Spondylitis, wenn die Patienten unzureichend auf eine konventionelle Therapie mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) bzw. nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) angesprochen haben [4].
Index (BASDAI) bis Woche 52 vom Ausgangswert 4,7 auf 3,2. Bei Patienten, die die Diagnose erst nach einem Jahr oder später erhielten, sank der BASDAI bis Woche 52 von 5,3 auf 3,8. Auch bei den an AS erkrankten Frauen nahm der Therapieerfolg mit ansteigender Dauer vom Symptombeginn bis zur Diagnose ab: Die mittlere Veränderung im BASDAI gegenüber dem Ausgangswert lag bei einer Diagnose <1 Jahr nach Symptombeginn bei –1,0, bei 2 bis <5 Jahren nach Symptombeginn bei –0,9 und bei >10 Jahren nach Symptombeginn bei –0,4 [3].
Fabian Sandner, Nürnberg
Olaparib – das erste Medikament für die zielgerichtete Therapie des Mammakarzinoms im Frühstadium mit BRCA1/2Keimbahnmutation
Im August 2022 wurde der PARPInhibitor Olaparib (Lynparza®) in der EU als Monotherapie oder in Kombination mit einer endokrinen Therapie für die adjuvante Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit BRCA1/2Keimbahnmutationen zugelassen, die an einem humanen epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 (HER2)-negativen Mammakarzinom im Frühstadium erkrankt sind und ein hohes Rezidivrisiko aufweisen. Die Patientinnen müssen zuvor mit einer neoadjuvanten oder adjuvanten Chemotherapie behandelt worden sein. Die Zulassung durch die Europäische Kommission stützt sich auf die Ergebnisse der Phase-III-Studie OlympiA, die im Juni 2021 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden, und folgt der Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) für die Zulassung von Olaparib in der EU in dieser Indikation.
Literatur
1 Lapane KL et al. BMC Fam Pract 2021; 22:251 2 Deodhar A et al. EULAR 2022, Abstract
AB0759 3 Benesova K et al. EULAR 2022, Abstract
AB0752 4 Fachinformation Cosentyx®; Stand: Februar 2022
Signifikante Senkung des Rezidiv- und Mortalitätsrisikos
Die doppelblinde, placebokontrollierte Studie OlympiA untersuchte die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Olaparib im Vergleich zu Placebo als adjuvante Therapie für Patientinnen mit frühem HER2-negativem Mammakarzinom mit hohem Rezidivrisiko und BRCA1/2-Keimbahnmutation, die eine lokale Behandlung und eine neoadjuvante oder adjuvante Chemotherapie abgeschlossen hatten. Die Patientinnen erhielten nach einer 1:1 Randomisierung über 12 Monate Olaparib oder Placebo. Patientinnen mit einem HR+/ HER2- Mammakarzinom konnten zusätzlich zum PARP-Inhibitor Olaparib bzw. Placebo eine endokrine Therapie erhalten. Der primäre Endpunkt der Studie war das invasive krankheitsfreie Überleben (iDFS), definiert als die Zeit von der Randomisierung bis zum Auftreten des ersten lokalen oder Fernrezidivs, eines neuen Tumors oder des Todes jeglicher Ursache. Wichtige sekundäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben (OS) und das fernrezidivfreie Überleben (dDFS), definiert als Zeit von der Randomisierung bis zum dokumentierten Nachweis des ersten Fernrezidivs oder des Todes jeglicher Ursache. In der Studie führte Olaparib zu einer statistisch signifikanten Verbesserung des invasiven krankheitsfreien Überlebens (iDFS). Das Risiko für eine invasive Erkrankung oder Tod wurde innerhalb von 3 Jahren um 42% gegenüber Placebo reduziert (HR: 0,58; 99,5%-KI: 0,41–0,82; p<0,0001). Unter der Therapie mit Olaparib kam es außerdem zu einer statistisch signifikanten und klinisch bedeutsamen Verbesserung des Gesamtüberlebens. Der PARPInhibitor verringerte das Sterberisiko gegenüber Placebo innerhalb von 4 Jahren um 32% (HR: 0,68; 98,5%-KI: 0,47–0,97; p=0,009). Das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil von Olaparib in dieser Studie entsprach dem, das in früheren klinischen Studien beobachtet wurde.
B. S.