6 minute read

ACP-Therapie in Orthopädie und Sportmedizin: Innovative Operationsstrategien mit AutoCart™

Die Behandlung mit autologem konditioniertem Plasma (ACP) ist inzwischen ein anerkannter Therapiebaustein und aus dem Alltag der Mannschaftsärzte von Bundesligavereinen sowie europaweit in den Praxen der Sportärzte nicht mehr wegzudenken [1]. Der Einsatz hat sich vor allem bei arthrotischen Erkrankungen sowie im Bereich von Sportverletzungen etabliert. ACP bietet eine langfristig wirksame Alternative zu Therapieansätzen mit Kortikoiden oder Analgetika. Die Eigenbluttherapie ist dabei nicht nur eine wichtige Säule der konservativen Therapien, sondern wird auch im Rahmen innovativer, knorpelerhaltender Operationsstrategien eingesetzt (AutoCart™-Methode) [2]. Die ACP-Therapie basiert auf den Kenntnissen zu körpereigenen Heilungsprozessen und unterstützt die Selbstheilungskräfte des Körpers mithilfe konzentrierter thrombozytärer Wachstumsfaktoren [3]. Das Blutplasma fördert Regenerationsprozesse und Wundheilungsaktivitäten und kann damit einen natürlichen sowie gut verträglichen Beitrag zur funktionellen Wiederherstellung verletzter Strukturen leisten [4]. Das benötigte PRP (platelet rich plasma) lässt sich mit der Arthrex ACP®-Doppelspritze in wenigen Minuten einfach und sicher herstellen, die Trennung des PRP von den anderen Blutbestandteilen erfolgt dabei rein physikalisch (Abb. 1).

AutoCart™-Methode: ACP als Bestandteil der modernen Knorpelchirurgie

Advertisement

Der Einsatz von ACP im Rahmen innovativer, knorpelerhaltender Operationsstrategien mit der AutoCart™-Methode unterstreicht das regenerative Potenzial der in ACP enthaltenen Wachstumsfaktoren. So können beispielsweise intraoperativ Knorpelschäden in Gelenken wie Knie oder Sprunggelenk behandelt werden. Knorpel besitzt keine eigenen Blutgefäße, sodass dort körpereigene Regenerations- und Reparaturprozesse kaum vorhanden sind und das Beheben von Knorpeldefekten erschwert ist. Bei der AutoCart™-Methode werden mit Spezialinstrumenten Knorpelteile gewonnen und mit ACP aus dem Blut des Patienten zu einer Knorpelpaste gemischt. Durch die hohe Anzahl an Wachstumsfaktoren kann so an der schadhaften Stelle im Gelenk die Bildung von neuem Knorpelgewebe angeregt und ermöglicht werden.

Weniger Schmerzen und verbesserte Gelenkfunktion bei Arthrose

Im klinischen Alltag etabliert sowie durch eine gute Studienlage und Metaanalysen belegt ist die Anwendung von ACP vor allem bei Patienten mit leichter und mittelgradiger Arthrose (Grad 1–3). Insbesondere bei Gonarthrose hat sich die gute Wirksamkeit von ACP hinsichtlich Schmerzreduktion und Gelenkfunktion auch in wissenschaftlichen Analysen gezeigt: So belegt ein systematisches Review von 6 Studien mit insgesamt 739 Patienten mit Kniegelenk-Arthrose, dass die Anwendung von PRPPräparaten wie ACP bei den Probanden (817 Kniegelenke, 39% männlichen Geschlechts, mittleres Alter 59,9 Jahre mit einem durchschnittlichen Follow-up über 38 Wochen) gegenüber einer Behandlung mit Hyaluronsäure allein zu signifikanten klinischen Verbesserungen über einen Zeitraum von bis zu 12 Monaten nach der Injektion sowie zu einem insgesamt besseren Outcome führte [5]. Auch bei degenerativen, entzündlichen Prozessen an spinalen Komponenten wie Wirbelkörpern, Facettengelenken oder Bandscheiben kann ACP eingesetzt werden und akute oder chronische Rückenschmerzen lindern [6–9]. In einer auf 5 Monate angelegten Untersuchung bei 46 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen infolge eines Facettensyndroms war die Therapie mit PRP ab einem Zeitraum von 3 Monaten der Behandlung mit einem Lokalanästhetikum und Kortikoiden überlegen [6].

15 ml Blut werden direkt in die Arthrex ACP-Doppelspritze entnommen Zentrifugierung für 5 Minuten

Das ACP wird in die innere Spritze gezogen Das ACP kann direkt aus der Spritze injiziert werden. Wird das ACP innerhalb von 30 Minuten nach Herstellung verwendet, ist kein Antikoagulans erforderlich.

Abbildung 1: Die Arthrex ACP®-Doppelspritze ermöglicht eine geschlossene, schnelle und einfache Herstellung von PRP (platelet rich plasma). 15ml Vollblut ergeben etwa 5–6ml PRP mit einer Thrombozytenkonzentration, die etwa um das Zweieinhalbfache höher ist als der Ausgangswert (©

Effektive Hilfe bei Verletzungen beim Freizeit- und Profisport

ACP ist seit Jahren auch fest im Behandlungsrepertoire von Sportmedizinern integriert und wird bei akut oder chronisch entstandenen Funktionsdefiziten an Bändern, Sehnen oder Muskeln eingesetzt. Für Indikationen wie Epikondylitis, Plantarfasziitis oder auch das Patellaspitzensyndrom belegen zahlreiche Studien die Wirksamkeit der ACP-Therapie [10–13]. Wie eine systematische Übersichtsarbeit zeigt, ist die Injektion von PRP-Präparaten bei der Behandlung von Tendinopathien der Steroidinjektion überlegen [14]. Auch bei Patienten mit Epikondylitis führte die Injektion von Kortikoiden zu schlechteren Ergebnissen als die ACP-Therapie.

Sichere und natürliche Hilfe – ohne synthetische Zusätze

Die ACP-Therapie ist zu 100% biologisch und es sind weder kurz- noch langfristige Nebenwirkungen bekannt [15–20]. Das Blutplasma fördert die Zell- und Geweberegeneration an den verletzten oder erkrankten Strukturen auf zahlreichen Ebenen. Therapeutisch wirksam sind dabei die hochkonzentrierten thrombozytären Wachstumsfaktoren und Zytokine, die zugleich antiinflammatorische und proliferative Effekte haben [2]. Neben der Schmerzlinderung wird auch die Beweglichkeit der erkrankten Körperareale verbessert. ACP ist aufgrund seiner Wirkweise im Vergleich zu anderen in der Orthopädie und Sportmedizin angewandten konservativen Behandlungsmethoden eine gut verträgliche Alternative [21]. Zu den etablierten Therapien gehören beispielsweise Kortikoide, die insbesondere bei Patienten mit Komorbiditäten wie Diabetes, Bluthochdruck oder einem Glaukom zu Komplikationen führen können. Entzündungshemmende NSAR sind hingegen bei Patienten mit Niereninsuffizienz kontraindiziert [22, 23, 24]. Die Behandlung mit ACP kann ambulant durchgeführt werden

und dauert insgesamt 30 Minuten. Meist umfasst die Therapie mit ACP mehrere Intervalle und ist für Ärzte und Patienten gut planbar. Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Rauch G. www.sportaerztezeitung.com/ rubriken/therapie/3224/ muskelverletzungen-im-profihandball; Beitrag vom 21.01.2022 2 Schneider S et al. Arthrosc Tech 2020;10: e97-e101 3 Obata S et al. Arthritis Res Ther 2012; 14:R241 4 Hodgkinson T et al. JOR Spine 2019;2: e1045 5 Meheux CJ et al. Arthroscopy 2016;32: 495-505 6 Wu J et al. Pain Pract 2017;17:914-924 7 Mohammed S et al. J Spine Surg 2018;4:115-122 8 Tuakli-Wosornu Y et al. PM R 2016;8:110 9 Mazzocca A et al. Am J Sports Med 2012;40:1742-1749 10 Zayni R et al. Muscles Ligaments Tendons J 2015;5:92-98 11 Murray DJ et al. J Hand Microsurg 2015; 7:320-325 12 Chiew SK et al. Res Med Sci 2016;14; 21:38 13 Shetty SH et al. J Foot Ankle Surg 2019; 58:42-46 14 Miller LE et al. BMJ Open Sport Exerc

Med 2017;3:e000237 15 Smith PA. Am J Sports Med 2016;44: 884-891 16 Cerza F et al. Am J Sports Med 2012;40: 2822-2827 17 Cole BJ et al. Am J Sports Med 2017;45: 339-346 18 Ford RD et al. Hand (NY) 2015;10:285291 19 Lebiedzinski R et al. Int Orthop 2015;39: 2199-2203 20 Chew KT et al. PM&R 2013;5:10351043 21 Weber AE et al. Int Orthop 2021;45:335344 22 Radi ZA et al. Inflamm Res 2005;54:358366 23 Mehallo CJ et al. Sport Med 2006;16: 170-174 24 Dahners LE et al. Am Acad Orthop Surg 2004;12:139-143

Follikuläres Lymphom: Mosunetuzumab als Monotherapie ab der 3. Therapielinie zugelassen

Die Europäische Kommission hat Mosunetuzumab (Lunsumio®) als Monotherapie für die Behandlung erwachsener Patienten mit rezidivierendem oder refraktärem follikulärem Lymphom (r/r FL), die mindestens zwei vorherige systemische Behandlungen erhalten haben, zugelassen. Mosunetuzumab repräsentiert als T-Zellen-rekrutierender Anti-CD20/CD3-Antikörper ein neues Wirkprinzip zur Therapie von B-Zell-Lymphomen und ist der erste und einzige bispezifische Antikörper zur Behandlung des FL.

Sehr gute Wirksamkeit: Primärer Studienendpunkt CRR erreicht

Im Rahmen der zulassungsrelevanten Studie GO29781 der klinischen Phase Ib/II wurde die sehr gute Wirksamkeit von Mosunetuzumab bestätigt: Unter einer Monotherapie mit Mosunetuzumab zeigte sich ein objektives Ansprechen (ORR) von 80%, wobei 60% der eingeschlossenen Patienten mit einer kompletten Remission (CR) auf die Therapie reagierten und damit der primäre Studienendpunkt erreicht wurde. Ein tiefes Ansprechen auf die Behandlung wurde rasch erreicht (median 1,4 Monate bis zum ersten Ansprechen; median 3 Monate bis zum Erreichen einer CR) und dauerte durchschnittlich 22,8 Monate an. In der Gruppe der Patienten mit kompletter Remission zeigten 76% auch nach 12 Monaten keinen Krankheitsprogress. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) der Patienten betrug 17,9 Monate (95%-KI: 10,1–nicht abschätzbar). Neben der hohen Wirksamkeit wurde für den Anti-CD20/CD3Antikörper ein gut handhabbares Nebenwirkungsprofil beschrieben. Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 im Zusammenhang mit Mosunetuzumab wurden bei 51,1% der Patienten dokumentiert. Zu den am häufigsten berichteten Nebenwirkungen zählten Neutropenie, Fieber und Hypophosphatämie. Ein CRS trat bei insgesamt 44,4% der Patienten auf und war in den meisten Fällen von milder oder moderater Ausprägung (Grad 1 oder 2) sowie überwiegend auf den ersten Zyklus beschränkt.

Mosunetuzumab

F. S.

Mosunetuzumab (Lunsumio®) ist ein vollständiger bispezifischer T-Zellen-rekrutierender Anti-CD20/CD3-Antikörper. Dieser wirkt als eine Art Brücke zwischen körpereigenen Abwehrzellen und bösartig veränderten B-Zellen und führt sie so zusammen. Das Wirkprinzip: Einer der beiden Antikörper-Arme bindet spezifisch an das B-Lymphozyten-Antigen CD20 auf der Oberfläche maligner B-Zellen. Über den anderen Antikörper-Arm werden durch spezifische Bindung an das CD3-Antigen zytotoxische T-Zellen gebunden. Dies bringt die körpereigenen Abwehrzellen in engen räumlichen Kontakt mit den malignen Zellen und begünstigt deren Abtötung.

This article is from: