SYMPOSIUM Neue Brücke am Niger als Beispiel
Großbrückenbau in Nigeria von Georg Merzenich
Über den 1.200 m breiten Fluss Niger zwischen den Städten Asaba und Onitsha in Nigeria wird eine 2 x dreispurige Autobahnbrücke gebaut. Diese Brücke ist Kernstück der geplanten Südumgehung, um die bestehende Flussquerung und die angrenzenden Stadtstraßen zu entlasten. Zur Brücke gehören in der beauftragten Phase 1 weiterhin etwa 10 km Straßenbau, eine Mautstation und ein Autobahnkreuz. Aufgrund der Randbedingungen, wie unter anderem der Auslandsbau, das Klima und die Flussdynamik, ergeben sich nicht-alltägliche Anforderungen an die Planung und die Bauausführung von Brücke und Straße, die für den Projekterfolg entscheidend sind.
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1 Einführung 1.1 Projektvorstellung Der Niger ist mit 4.184 km der drittlängste Fluss Afrikas und bildet insbesondere in seinem nigerianischen Teil von ca. 1.100 km eine natürliche Barriere für das Straßennetz: Lediglich sieben Straßenbrücken überspannen derzeit den Fluss. Eine dieser vorhandenen Nigerbrücken verbindet die Städte Asaba, Delta State, und Onitsha, Anambra State, im Süden Nigerias (Bild 1). Sie stammt aus dem Jahr 1965 und ist den heutigen Anforderungen bei weitem nicht mehr gewachsen. Bevölkerungswachstum und Industrialisierung in Nigeria und der damit verbundene Anstieg des Straßenverkehrsaufkommens erfordern den Ausbau der Infrastruktur vor allem der wichtigen Verkehrsknotenpunkte. Der Großraum Asaba-Onitsha hat heute eine Bevölkerungszahl von etwa zwei Millionen und wächst weiter. Die neue »zweite« Nigerbrücke soll nach Fertigstellung die Region stärken und den Stadtverkehr entlasten.
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BRÜCKENBAU | 1/2 . 2020
Nigeria mit Lage der geplanten Second River Niger Bridge © Julius Berger International GmbH
Einteilung der verschiedenen Projektphasen © Julius Berger International GmbH
Die gesamte Infrastrukturmaßnahme hat eine Länge von 47 km und ist in die Phasen 1, 2 a und 2 b unterteilt (Bild 2). Im August 2018 wurde Julius Berger Nigeria PLC (JBN) mit der Ausführung der Phase 1 beauftragt. Hierzu gehören: – die Flussquerung mit einer Länge von 1.590 m, – insgesamt 10,30 km Straßenbau in weichem Gelände inklusive der zugehörigen Bodenverbesserungsmaßnahmen, – eine Mautstation, – ein Autobahnkreuz mit einer Vierfeldbrücke, – zwei kleine Brücken mit jeweils 24 m Spannweite. Die Bauzeit beträgt 42 Monate. Vorausgegangen waren seit 2014 vier »Early-WorksPhasen«, in denen die Grundlagen für die jetzige Umsetzung der Baumaßnahme ermittelt wurden.
Die Gesamtverantwortung, operativ und planerisch, für das Projekt trägt JBN. Julius Berger International GmbH (JBI) als Tochterunternehmen der JBN ist für die Planungsleistungen, die Koordinierung von externen Planungsbüros, für Materialbestellungen bis hin zum Export und für technische Dienstleistungen, wie zum Beispiel Arbeitsvorbereitung und Schalungsplanung, zuständig.