INTERVIEW
«Unterseen, oberste Stadt an der Aare mit einer Altstadt, die lebt.» Der Verein Stedtlileist setzt sich – gemeinsam mit der Gemeinde und der Kirche – für eine attraktive, lebendige Altstadt ein.
Peter Wenger, seit ein paar Jahren helfen Sie im Stedtlileist mit, A nlässe zu organisieren. Unterseen und seine einmalige Alt stadt liegen mir am Herzen. Seit über 40 Jahren wohne ich zusammen mit meiner Familie nur ein paar Schritte vom Stadthausplatz entfernt, den Klang der vertrauten Kirchenglocken in den Ohren. Meine letzte Ruhestätte habe ich von meinem Schreibtisch aus im Blick. Grund genug, meine Zeit aktiv und sinnvoll einzusetzen. Die oberste Stadt an der Aare hat eine spannende Geschichte. Die einmalige Lage am Verkehrsweg zwischen dem Thuner- und Brienzer see führte 1279 zur Gründung der strategisch wichtigen Stadt. Wer Un
terseen beherrschte, kontrollierte auch das Hasli, die Pässe in die I nnerschweiz, ins Wallis und weiter nach Italien. 1402 nahm Unterseen das Berner Stadtrecht an … … und verfügte über ein eigenes Mass-, Gewicht- und Waagrecht. Die Stadt konnte Zölle erheben und in nerhalb seiner Mauern durfte Brot gebacken und Vieh geschlachtet wer den. Über Diebe und Frevler konnte der Schultheiss Gericht halten. Den Bernischen Truppen diente das Stedtli als sicherer Aufmarschort. Unterseen brannte 1470 bis auf die Grundmauern nieder. Nach dem Brand dauerte es nur kurze Zeit, bis Unterseen mit Berner Hilfe Bödeli / BrienzInfo 6
wieder aufgebaut war. Im Zentrum stand ein stattliches Kaufhaus, das heutige Stadthaus. Hier wurden Güter für den täglichen Bedarf feilgehalten. Gleichzeitig diente das stattliche Ge bäude als Gerichts- und Tagungsort der Stadt und des engeren Oberlandes. Auf den beiden Plätzen fanden Jahr märkte statt. Reisende auf ihrem Weg in die Innerschweiz nutzten früh das Stadthaus als Herberge. Später kehr ten erste Touristen auf ihren Reisen ins Oberland ein. Berühmte Gäste – Wolfgang Goethe 1779 und Felix Mendelssohn-Bartholdy 1831 – stie gen hier ab. Doch mit dem Bau neuer Strassen und der Erschliessung durch Schiff und Bahn führte der Touris tenstrom an Unterseen vorbei. Auch Edurard Ruchti hatte vor 150 Jahren