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«Frölein, zahle»
Im Rettungsdienst gibt es manchmal Situationen, die nachträglich lustig erscheinen mögen. Obwohl es stets um Menschen geht, ist doch ab und zu mal manches etwas kurios. So zum Beispiel an diesem Vormittag mitten in der Woche, als ich zu einem Verkehrsunfall aufgeboten wurde. Am Abfahrtsort bei der Notfallstation wurden wir informiert, dass es sich um einen Töfflifahrer handelte, der nach einem Sturz bewusstlos am Boden liege. Die Fahrzeit war kurz und am Unfallort sahen wir zwar das Töffli, jedoch keinen verletzten Fahrer. Wir sind ausgestiegen, um Näheres zu erfahren. Ein Passant erklärte uns, dass der Mann im nebenan liegenden Geschäft zu finden sei. Wir schritten durch die Ladentür und dort sass tatsächlich ein Mann mit blutüberströmtem Kopf auf einem Stuhl. Wir versuchten, mit ihm zu sprechen, er wollte jedoch von uns nichts wissen, wir sollten verschwinden, er könne selber weitergehen. Uns stieg ein starker Alkoholgeruch des Verletzten in die Nase, er hatte wohl bereits frühmorgens tief ins Glas geschaut und deutlich einen «am Sender». Situationen mit einer Kopfverletzung und Alkoholeinfluss dürfen jedoch nicht unterschätzt werden. Das eine wie das andere kann bedrohlich verlaufen, und beides zusammen erst recht. Ich versuchte, dem Mann klarzumachen, dass er gestürzt war und sich eine grosse Kopfwunde zugezogen hatte. «Schnorr nid so blöd», war umgehend seine Antwort. Wie bei jedem Unfall kam die Polizei dazu, und einer der Polizisten kannte den Mann, forderte diesen auf, jetzt keine Schwierigkeiten zu machen und mit uns ins Spital zu gehen. Hoppla, das zeigte Wirkung, und unser Mann rief laut in den Raum hinaus: «Frölein, zahle!» Der Polizist erklärte ihm, dass schon bezahlt war. Von jetzt an ging alles sehr schnell, gemeinsam torkelten wir zur Ambulanz und setzten den Mann in den Patientenraum. An seine Tour und seinen Sturz wollte oder konnte er sich nicht erinnern. Kaum in der Notfallstation angekommen, wollte er sich hinlegen und endlich schlafen. Später teilte uns das Personal der Notfallstation mit, dass er in der Zwischenzeit am Kopf genäht worden war, das Röntgen eine Schädelfraktur zeigte und er auf der Intensivstation zur Überwachung lag.