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Gesund durch den Winter Livigno setzt auf Nachhaltigkeit und Fitness

Wie stärkt man sein Immunsystem am nachhaltigsten?

Mit Wintersport in einer nachhaltigen Umgebung! Das italienische Hochtal von Livigno – von drei Seiten vom Kanton Graubünden umgeben – bietet umwelt und gesundheitsbewussten Frauen und Männer das ideale Umfeld.

Text: Artur K. Vogel

Mit dem E-Bike sind wir am Dorfrand von Livigno unterwegs; wir sollen eine Alp erklimmen. Letizia Ortalli weist auf einen riesigen Hügel hin, der unter weissen Planen verborgen ist. «Dies ist unsere Schatzkammer», schmunzelt sie. Letizia ist bei der Tourismusorganisation von Livigno für das Marketing verantwortlich. Hier, im Hochtal auf rund 1800 Metern Höhe, lege man grössten Wert auf Nachhaltigkeit, betont sie. Ein Beispiel dafür ist, was sich unter den Tüchern in der «Schatzkammer» verbirgt: Schnee von gestern.

Tatsächlich wird Livigno auch das «Tibet der Alpen» genannt: Seine Höhenlage und sein Mikroklima garantieren von November bis Mai Naturschnee in rauen Mengen. Und von diesem hortet man so viel wie möglich während des Sommers, um schon im Herbst Langlaufloipen damit anzulegen, ohne dass man dafür energiefressenden Kunstschnee produzieren müsste.

Schneedepot für den Winter

Die innovative Methode der Schneespeicherung besteht darin, den Schnee nach starken Schneefällen im Winter zu sammeln. Im Tal wird dann ein Schneeberg aufgeschüttet, der mit Sägemehl bedeckt wird, das den Schnee vor den Sommertemperaturen isoliert. Darauf kommt eine geothermische Decke, welche die Sonnenstrahlen reflektiert. Sägespäne und Decke verhindern, dass der Schnee schmilzt. So können rund 80 000 Kubikmeter Schnee über die warme Jahreszeit konserviert werden. Die Methode nennt sich «Snow Farming» und gehört zu Livignos Massnahmen für einen nachhaltigen Tourismus.

EMobilität wird im ganzen Tal gefördert

In diesem Rahmen setzt Livigno auch auf E-Mobilität. So wurden diverse Ladestationen für Elektrofahrzeuge strategisch im Ort platziert, um im ganzen Gebiet das Aufladen von E-Autos und EMotorrädern, aber auch E-Bikes zu ermöglichen. Schon seit längerem bietet Livigno seinen Gästen und Bewohnern darüber hinaus als Alternative zum Privatfahrzeug ein kostenloses elektrisches Bussystem. Die Buslinien führen durch Livigno, hinauf nach Trepalle, einem höhergelegenen Ortsteil, und verbinden vor allem auch die Skigebiete Mottolino und Carosello miteinander und das ohne fossile Rohstoffe zu verbrennen.

Die Busse zwischen Livigno und der Schweiz wiederum sind in den Schweizer Verkehrsverbund integriert, weshalb man mit einem Schweizer Billett ohne Zusatzkosten nach Livigno fahren kann. So gibt es eine relativ schnelle Busverbindung ab dem Bahnhof Zernez, die rege genutzt wird.

2019 beschloss Livignos Stadtrat ausserdem, dass alle öffentlichen Einrichtungen auf Einwegprodukte aus Kunststoff verzichten und diese durch Alternativen aus biologisch abbaubaren oder kompostierbaren Materialien ersetzen sollen.

Auch das Sport- und Wellnesszentrum Aquagranda Active You!, eines der grössten in Europa, hat sich ein grosses Nachhaltigkeitsziel gesetzt: Dank Wind- und Solarstrom sowie Flüssiggas will es seine schädlichen Umwelteinflüsse auf null reduzieren.

Nachhaltige Olympische Spiele

Neben den alpinen Wintersportarten setzt Livigno auch auf Alternativen wie Schneeschuhwandern, Langlauf oder Tiefschneefahren. 2026 wird Livigno einer der acht Austragungsorte der Olympischen Winterspiele und Heimat eines Olympischen Dorfes. Freestyle Skiing in elf Disziplinen und Snowboard in sechs werden hier ausgetragen. Mit Milano Cortina 2026 soll der Gigantismus bei Olympischen Winterspielen beendet werden, der in letzter Zeit immer groteskere Formen angenommen hatte.

Für das Olympische Dorf wird es in Livigno keine Neubauten geben: Die Athletinnen und Athleten werden in drei bestehenden Hotels untergebracht, welche so umgerüstet werden, dass sie die Sicherheitsstandards des IOK erfüllen. Einige Gebäude werden renoviert, was ohnehin notwendig gewesen wäre: die Feuerwehrstation, das Erste-Hilfe-Zentrum und das Tourismusbüro.

Ein neuer Parkplatz ausserhalb des Ortes soll Privatfahrzeuge vom Zentrum fernhalten. Die Passstrasse über die Forcola de Livigno zwischen dem Puschlav und Livigno wird ausgebaut, um den Öffentlichen Verkehr zu erleichtern. Und schliesslich sollen die beiden Hauptskigebiete mit einer Gondelbahn verbunden werden, um die Skifahrer, die in beiden Gebieten Ski fahren wollen, von der Benutzung des Privatfahrzeugs abzuhalten.

▲ Downhill durch den Schnee. ▲ Reiten durch die Winterlandschaft.

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