BR Juni 2018

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KOLUMNE

Ritalinkinder – Symptome einer Wohlstandskrankheit Gestatten, Tina Heiniger, 27 Jahre alt, Arbeitstätig, mag Hunde und ist ADS / ADHS diagnostiziert.

Ich möchte über ein schwieriges Thema schreiben. Ein Thema, welches viele von uns in irgendeiner Art betrifft. Sei es als direkt Betroffene oder als Angehörige. Die Diagnose, von der ich spreche, heisst ADS / ADHS, sprich: Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts­Sydrom. Was vor zwanzig Jahren noch eine eher seltene Diagnose war, entwickelte sich Ende des 20 Jahrhunderts zu einer Wohlstandskrankheit. Eine Kindheit ohne grosse Auffälligkeiten Ich war vielleicht ein seltsames Kind. Lebte oftmals in einer eigenen Welt, war eine Träumerin. Mochte Bücher und Farben. Liebte es zu zeichnen, las bereits mit 6 Jahren viele Bücher und spielte lieber mit meinen Plüschtieren als mit Kindern. Andere Menschen waren mir des Öfteren suspekt. Ich war die jüngste in der Familie und oft unsicher wo mein Platz war. Meine Eltern oder Geschwister trifft keine Schuld. Ich persönlich denke, dass es zur Familienstruktur gehört, dass man sich seinen Platz erst suchen muss. In der Schule war ich immer ziemlich gut. Ausser im Sport oder

Tina Heiniger Hünibach

Handarbeiten, aber das zählt ja nicht. Ständig machte ich mir Sorgen, dass ich den Leistungen meiner Geschwister ebenbürtig bin. Durch diese Unsicherheiten war ich oft blockiert und schwierig. Die Pubertät als Auslöser aller Probleme? Wie alle Kinder, kam auch ich mit ca. 12 Jahren in ein schwieriges Alter. Frau lotst Grenzen aus, wird wild und die Regeln der Eltern sind sowieso nur da, um gebrochen zu werden. In diesem Alter denkt, jeder Teenager, er habe die Weisheit mit Löffeln gefressen und er sei eine besondere kleine

Schneeflocke, wo Regeln und Gesetze nichtig sind. Ich behaupte von mir, dass diese Zeit bei mir besonders intensiv war und ich ziehe bis heute meinen imaginären Hut vor meinen Eltern, dass Sie es geschafft haben aus mir einen halbwegs anständigen Menschen zu machen. Die Schule interessierte mich kein bisschen mehr. Gute Noten waren eher ein Zeichen von Strebertum. Ich wurde laut und machte so ziemlich alles, was ein so junges Mädchen nicht tun durfte. Zudem hatte ich einen Hang zum dramatischen und zur Melancholie. Irgendwann wurde der Zustand so schlimm, dass ich eine Psychologin besuchen durfte. Der Weg zur Diagnose ADHS Nach einem kurzen kennenlernen zwischen der Psychologin und mir, kam schnell das Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts-Sydrom zur Sprache. Nun, die nette Dame empfahl uns eine Abklärung. Gesagt, getan. Es folgte eine Odyssee von Tests. Intelligenztests, Verhaltenstests, Befragung von Angehörigen und Lehrern. Für mich fühlte es sich so an, als wäre das Resultat von Anfang an klar.

«Wer nicht in die Welt zu passen scheint, der ist immer nahe dran, sich selbst zu finden.» – Hermann Hesse –

Bödeli / BrienzInfo 90


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