Die Monatliche - Ausgabe 58

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Polizist Andreas Weidinger tritt für die Volkspartei an. S. 6

Oberfeldstraße 60 4600 Wels

Eduard Schwabegger Ein Welser mit Durchblick. S. 11

Bakterien und Pilze in Masken Mund-Nasen-Schutz: Einmal tragen & wegwerfen wird empfohlen.

Teil 3: Historische Industriebauten Juwelen der Gründerzeit. S. 14

| Ausgabe 58 Unabhängige Zeitung für Wels Anzeigen: +43 680 23 622 16 Email: redaktion@monatliche.at

Foto: W+K Foto

Neuer Kandidat der ÖVP Wels

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Foto: Rene Hauser

Im Gespräch

Rabls großer Wurf? Neugestaltung des Kaiser-Josef-Platzes 2021. Wie der neue Platz aussehen wird und was die Anrainer dazu sagen. S. 4

S. 3


wir sind eww

Wir übernehmen Verantwortung. Jeden Tag. Für seine Freunde ist Michael Anlaufstelle Nr. 1 und das nicht nur beim Grillen. Den Fisch am Grill selbst zu angeln ist das eine, mehr noch freuen ihn die Momente draußen: Wasser ist seine Passion. Auch beruflich, wenn er als Wassermeister für quellfrisches Trinkwasser in den Welser Leitungen sorgt. Er ist da. Jeden Tag. #wirsindeww

Voller Energie für morgen: eww.at


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Masken sind oft reine Bakterienschleudern Kommentar

von Karl Schönberger

Wie das Schweizer Konsumentenmagazin K-Tipp bei einer Untersuchung herausfand, sind Gesichtsmasken sehr schnell mit Bakterien und Pilzen versetzt. Es wird empfohlen, Masken immer nur einmal zu benutzen.

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ei 20 Pendlern in Zürich wurden deren Einwegmasken untersucht. 11 davon wiesen über 100.000 Bakterienkolonien auf. Bei drei der Masken überstieg die Zahl sogar die 1-Millionen-Marke. Zum Vergleich: Stichproben der Touchscreens von Ticketautomaten an den Bahnhöfen wiesen nur 3 bis 69 solcher Kolonien auf. Staphylokokken, Schimmel- & Hefepilz Auf 14 von 20 Gesichtsmasken wurden Staphylokokken gefunden, berichtet der „K-Tipp“. In den Schleimhäuten von Menschen oder Tieren lässt sich dieses Bakterium meistens finden. Nicht jede Art ist gefährlich, doch manche können Lungen- oder Hirnhautentzündungen auslösen.

Auch Schimmelpilze wurden in 15 von 20 Masken gefunden. Diese können im schlechtesten Fall zu Asthma oder Bronchitis führen. Auch der Hefepilz wurde in einigen Masken gefunden. Dieser kann das Immunsystem schwächen. Masken nach einmaliger Benützung wegwerfen Auch wenn es ins Geld geht: Zu empfehlen sind nur Einwegmasken, die man nach einmaligen Gebrauch sofort entsorgt. Auch Stoffmasken sind nicht zu empfehlen. Maske keinesfalls mit Fingern berühren Die meisten Menschen benützen die Masken vollkommen falsch, indem sie mit ihren Fingern oft an der Maske herumzupfen. Das bringt weitere Bakterien auf das Gewebe. Auch Viren werden aufgefangen. Bevor man eine Maske berührt, sollte man sich davor unbedingt die Hände desinfiziert haben. K-Tipp-Tests fand auch heraus, dass die meisten Pendler dieselbe Maske über Tage oder sogar über Wochen tragen. Der Grund ist bei vielen gut gemeint: Sie wollen nicht viel Abfall produzieren. In diesem Fall riskiert man aber damit seine Gesundheit.

Auch wenn man damit viel Abfall produziert: Nach einmaligem Gebrauch sollte man die Maske sofort entsorgen. Sonst riskiert man seine Gesundheit. Die Maske auch nicht mit ungewaschenen Fingern berühren.

Zwischen Panik und Ignoranz pendelt derzeit das Tragen des sogenannten „Mund-Nasen-Schutzes“ in der Bevölkerung hin und her. Die Sinnhaftigkeit und der Schutz vor Covid 19 Viren wird sehr unterschiedlich gesehen und argumentiert. Während Studien in Deutschland zeigen, dass das Tragen von Masken in Kindergärten und Grundschulen völlig überflüssig ist, wird in Österreich hier das Allheilmittel gesehen. Laut Studien in unserem Nachbarland gehen so gut wie keine Infektionen vom schulischen Bereich aus, Ansteckungen erfolgen beinahe ausnahmslos außerhalb.

Maschendrahtzaun gegen Gelsen Es ist natürlich nicht völlig unsinnig den MNS zu tragen, die Verbreitung der Viren beim Ausatmen ist klar physikalisch erklärbar. Auch beim Niesen und Husten bringt diese Vorsorge einiges. Da, wo Menschen dicht an dicht treffen, wie in den Öffis und dergleichen, wird die Zirkulation sicher deutlich geringer sein. Ein namhafter Virologe erklärte wiederum erst kürzlich wie folgt: Die herkömmliche Maske bringt beim Einatmen fast keinen Schutz vor Covid 19 Viren und verglich durchaus bildlich: „Es wäre fast so, als würden Sie sich nachts gegen Gelsen mit einem Maschendrahtzaun vor dem Fenster schützen wollen!“ Wahrscheinlich liegen die Wahrheiten irgendwo in der Mitte.


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ach der Erneuerung der Ringstraße (2006/2007), der beiden Fußgängerzonen Schmidtgasse (2014) und Bäckergasse (2015) sowie des Stadtplatzes (2018) startete die Stadt Wels im heurigen März mit den Planungen für die Neugestaltung und Attraktivierung des Kaiser-Josef-Platzes. Den EU-weiten offenen Realisierungswettbewerb hat das Büro Steinkogler Aigner Architekten ZT GmbH aus Wien für sich entschieden. Wasser und Pflanzen Der Siegerentwurf überzeugte die Jury, weil die Stadtväter die Innenstadt nicht nur grüner machen, sondern auch mit viel Wasser das Mikroklima im Sommer angenehmer gestalten wollen. Das beginnt bei der Begrünung des Daches der Businseln bis hin zur Situierung der Brunnen sowohl im Ost- als auch im Westteil. Bushaltestelle bleibt aus praktischen Gründen am KJ Die zentrale Busdrehscheibe wird sich weiterhin am KJ befinden, jedoch wird diese vollkommen neu gebaut. Andere Standorte wie der Bahnhofsvorplatz wurden verworfen, da die meisten Buskunden in das Zentrum wollen und die Wels Linien einen Passagierrückgang im Falle einer Verlegung auf einen weniger zentralen Ort befürchteten. Auch der Standort Lokalbahnhof war nicht möglich, da man dort den Takt nicht einhalten könnte. Ein weiteres Argument für die Haltestelle am KJ ist so simpel

Fotos: Stadtarchiv Wels

Das Highlight des neuen KJ wird das begrünte Dach der beiden neuen Businseln. Auch sollen Wasserspiele den Platz behübschen und dessen Mikroklima im Sommer verbessern. Jedoch gibt es auch Kritik.

Foto: Stadt Wels

KJ Neu: Kompromiss, aber wen

Bürgermeister Rabl steht zwischen den Fronten. Zum KJ gibt es die unterschiedlichsten Meinungen. Er geht den Mittelweg und baut die Kompromisslösung. wie einleuchtend: Die Busse bringen Frequenz auf den Platz, auch wenn die großen Brummer keine Augenweide sind. Würstelstand oder Dachcafé kommt nicht Die Idee, einen Würstelstand am KJ anzusiedeln oder ein Caféhaus in der Tradition des Greif am Dach des neuen Amtsgebäudes zu errichten, scheint bei der Stadt auf taube Ohren zu stoßen. Zu sehr scheint der Fokus auf Begrünung zu liegen. Insider meinen, dass sich die Liebe der Stadtpolitik zum Grün aus Umfragen erklären lässt. Die Bevölkerung scheint sich das zu wünschen. Parkplatzanzahl bleibt gleich Rabl sagt, dass die Anzahl der Parkplätze gleich bleiben wird. Ein Kompromiss, da es in Wels zwei Gruppen gibt: Die einen hätten die Innenstadt lieber heute als morgen autofrei, die andere Gruppe spricht sich für mehr Parkplätze aus. Die einen meinen, dass die Kunden ger-

Bilder aus besseren Zeiten: Der KJ war vor dem verpatzten Umbau Mitte der 90er-Jahre der angesagteste Platz in Wels. Die Verkehrsberuhigung brachte den Niedergang zum Sorgenkind.


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Foto: Stadt Wels

nigstens etwas Neues

ne mit dem Fahrrad in die Stadt fahren, die anderen bleiben eher realistisch. Kein Supermarkt oder kein Einkaufszentrum in der Peripherie würde auf viele Autoparkplätze verzichten und stattdessen vor die Shoppingmall einen Garten samt Fahrradständer aufstellen. Stadtplaner wünschen sich autofreie Gesellschaft Der Trend der Stadtplaner richtet sich diametral gegen die Interessen der Mehrheitsgesellschaft: Die Menschen sollen in Zukunft auf das Auto verzichten. In vielen Städten bemüht man sich, es den Autofahrern so schwer wie möglich zu machen. Das beginnt

mit einer staufördernden Verkehrsführung bis zur absichtlichen Verhinderung von grünen Wellen bei Ampelschaltungen. In Wels wird nicht ganz so heiß gegessen wie von Stadtplanern gekocht. Viele Geschäftsleute schütteln trotzdem den Kopf: „In Wels gibt es fast nie Stau. Wir sind nicht London oder Paris. Die Kunden fahren einfach gerne mit dem Auto und wir hätten den Platz.“

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Abgesehen davon, dass genügend Steuergeld abseits der öffentlichen Diskussion für vollkommen sinnlose Projekte wie Straßenverengungen um hunderttausende Euros ausgegeben wird, welches man besser in so-

von lokaler Politik ist aktive Gestaltung Kommentar

von Christoph Brückl

Dir. Günter Stadlberger Raiffeisenbank Wels

»Es freut mich, dass die Verschönerung des KJ umgesetzt wird. Als Regionalbank liegt uns Wels ganz besonders am Herzen - daher begrüßen, unterstützen und initiieren wir Projekte zum Wohle unserer schönen Stadt.«

Nicolas Exl WINWIN

»Eigentlich ist es dasselbe wie vorher, nur mit mehr Grün. Sinn hätte es gehabt, wenn man mehr Parkplätze geschaffen hätte. Das ist das, was für Kunden zählt.«

Bürgermeister Georg Resch Resch&Frisch

»Ich begrüße jede Initiative, die zur Attraktivierung und Belebung des KJ beiträgt. Das Siegerprojekt gefällt mir gut, insbesondere durch die Begrünung und das moderne Erscheinungsbild.«

ziale Projekte investieren könnte - eine Investition in den meistfrequentierten Platz der Stadt ist im Sinne der Steuerzahler. Der KJ ist das Sorgenkind von Wels und hat eine Neugestaltung im Interesse aller Welser bitter nötig.

Die Existenzberechtigung

Stimmen zum KJ

Andreas Rabl

Denksteinhaus wird abgerissen Das Denksteinhaus - einst Bahnhof der Pferdeeisenbahn - am Ende der Bahnhofstraße wird abgerissen und durch einen Neubau und Park ersetzt.

nabhängig davon, ob man die Umsetzung des neuen KJ gelungen findet oder nicht. Eines steht fest: Der Platz hatte dringendst eine Umgestaltung nötig. Kaum wird endlich etwas in Wels angepackt, kommen auch schon die Kritiker aus ihren Löchern. Sollte man denn das Geld nicht eher Bedürftigen geben oder armen Eltern? Dazu gibt es eine klare Antwort: Nein!

Der Kaiser-Josef-Platz ist der letzte große Platz in der Innenstadt, der wachgeküsst werden muss. Die Innenstadt ist das Herz von Wels und auf dieses müssen wir schauen.

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Abgesehen davon müssen sich die Politiker unter den Kritikern eine Frage stellen: Wenn die Stadt ausnahmslos nur mehr in Kindergärten oder Altersheime investieren darf, wozu benötigt man dann eigentlich Kommunalpolitik? Für die Erhaltung und Neubau von Schulen, Kindergärten, Altersheimen oder die Instandhaltung von Straßen benötigen wir weder einen Bürgermeister, Stadträte oder einen Gemeinderat. So etwas kann

man zentral von Linz oder Wien aus regeln. Wenn in einem bestimmten Umkreis eine gewisse Anzahl an Menschen lebt, muss dann eben eine zentrale Stelle in Linz einen neuen Kindergarten oder eine Schule bauen - fertig. Für die Verwaltung und Basisaufgaben eines Staates könnten wir uns die gesamte Stadtpolitik sparen. Das einzige Argument für ein lokal ansässiges Politikgeschehen ist die Gestaltung einer Gemeinde - nicht ihre Verwaltung. Kein Linzer oder Wiener Politiker würde sich für die Neugestaltung eines heruntergekommenen Platzes einer Provinzstadt interessieren. Der dort ansässige Bürgermeister aber schon, zumindest, wenn er intelligent ist. Gut so!


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Über Verkehr, Vernunft und Sicherheit Im Gespräch. Mit Andreas Weidinger holt sich die Welser ÖVP einen erfahrenen Polizisten als Spitzenkandidat. Besonders seine Tätigkeit als Chefinspektor beim Verkehrsreferat der Welser Polizei soll ihm auch in der Politik nützen, da das Thema Verkehr und Sicherheit bei Umfragen hoch im Kurs der Bevölkerung liegt.

Herr Weidinger, bei der letzten Gemeinderatswahl hatte die ÖVP mit 17% ein überschaubares Ergebnis. Warum soll das diesmal anders aussehen? Die letzte Wahl hatte andere Rahmenbedingungen. Viele steckten ihre kompletten Hoffnungen in Andreas Rabl und die FPÖ. Jetzt, 5 Jahre später, gibt es auch bei vielen Ernüchterung.

Die ÖVP hat in Wels eine Art Stadtkoalition mit Rabls FPÖ. Ihre Partei konnte doch auch genügend einbringen. Hat sie auch, trotzdem sind wir aktuell nur der kleine Juniorpartner, und das Ressort Verkehr ist mit Klaus Hoflehner von der SPÖ besetzt. In diesem Ressort könnte gerade ich viel einbringen. Wir haben in Wels

Mehr Verkehrsspiegel stören niemanden, sind aber für viele Autofahrer eine Erleichterung. Was spricht dagegen?   Fotos: Rene Hauser   Location: francis

ein Raserproblem und viele kleine Nebenbaustellen in der Verkehrsplanung, wo nachgebessert werden muss. Zum Beispiel? Wenn es um Verkehrssicherheit geht. Oft geht es da um Kleinigkeiten wie Verkehrsspiegel an unsicheren Kreuzungen. Hier stellt sich die Stadt oft quer, was für mich unverständlich ist. Das Problem liegt oft darin, dass es eine Handvoll Querulanten gibt, die über die Planung bestimmen wollen. Das fängt beim Verkehrsspiegel an und endet bei unnützen Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Forderungen, im eigenen Wohngebiet die Straßen zu verengen.


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Andreas Weidinger Spitzenkandidat der ÖVP Wels

Andreas Weidinger wurde am 29. August 1968 in Wels geboren. Nach einer Lehre als Großhandelskaufmann und dem Präsenzdienst wurde er 1989 Polizeibeamter und arbeitete sich bis zum Chefinspektor hoch. Heute leitet er das Verkehrsreferat bei der Welser Polizei. Seit 2003 sitzt er für die ÖVP im Welser Gemeinderat. Der verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern lebt im Welser Stadtteil Noitzmühle. Es ist immer eine Interessensabwägung. Aber bleiben wir einmal beim Beispiel Verkehrsspiegel. So etwas kostet nicht viel und stört auch niemanden. Auch eine Lärmschutzwand an der Autobahn stört nicht die Autofahrer, bringt aber eine bessere Lebensqualität für die Anwohner. Es geht eben um Ideen mit Hausverstand. Kommen wir zu den Rasern. Hier sind sich alle einig, dass hier Handlungsbedarf besteht. Reicht es aus, überall Radargeräte aufzustellen? Nein, leider. Eine fix verbaute Radaranlage löst das Problem nicht, da den Rasern meist die Standorte bekannt sind und davor abgebremst wird. Wir als Polizei müssen selbst mit der Laserpistole an den unterschiedlichsten Standorten stehen und strafen. Wir werden aber in Kürze die bestehenden Standorte der Radaranlagen analysieren und nicht gut laufende an andere Orte versetzen. Die Technik wird auch immer besser und es gibt schon sehr gute mobile Geräte, mit denen wir flexibler werden und den Tuningfreaks vielleicht auf Dauer doch die Lust an den Autorennen nehmen. Wenn es mehr Kontrollen gibt, werden aber nicht nur die Raser zur Kasse gebeten, sondern auch leichte Geschwindigkeitsübertretungen gestraft. Ja, dazu sind wir verpflichtet. Und hier sind wir dann wieder beim Knackpunkt. Dann können sich die Kollegen anhören, warum man den Autofahrer bestraft, der nur 10km/h zu schnell gefahren ist. Dann kommen diese üblichen Sager wie: „Aber die echten Rowdys straft ihr nicht.“ Ist es nicht möglich, bei Schwerpunktkontrollen nur die echten

Raser herauszufischen? Nein, das wäre Amtsmissbrauch. Man könnte sich aber beim Land Oberösterreich stark machen, die Toleranzgrenze wieder auf 10 km/h zu erhöhen. Diese wurde von Landesrat Steinkellner im Jahr 2018 auf 5km/h gesenkt. Wichtig ist, für die echten Raser die Strafen deutlich zu erhöhen und auch eine Raserdatenbank einzuführen. Nicht einsichtige sollten viel schneller den Führerschein verlieren. Diesen gehört auch sofort das Auto samt Kennzeichen abgenommen. Also ab einer Geschwindigkeitsübertretung von 5km/h muss die Polizei in Oberösterreich strafen? Ab 6km/h Übertretung wird gestraft. Die Toleranzgrenze bei Radar sind 5 km/h Messtoleranz, 5 km/h Toleranz seitens des Landes - vorher 10 km/h. Das werden sicher einige Bürger befürworten. Sicher, bis es sie selbst erwischt. Dann ändert sich schnell die Meinung. Wir hatten schon oft Fälle, bei der wir nach Anrainerbeschwerden in deren Straßen mit dem Radargerät gestanden sind und dann genau diese Anwohner zu schnell gefahren sind. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Manche sind in Wels für eine autofreie Innenstadt. Wie würde in diesem Fall die andere Seite der Medaille aussehen? Dass sich alle Einkaufs- und Fachmarktzentren in der Peripherie freuen, da sie dann die Kunden aus der Innenstadt abziehen. Wir haben in Wels eine schöne FUZO und einen verkehrsberuhigten Stadtplatz mit großer autofreier Zone im Osten. Wo findet man das in Wien außer

Drogensucht ist eine Krankheit. Eine Krankheit lässt sich nicht mit mehr Sanktionen heilen. Krankheiten heilt man mit Prävention und Hilfseinrichtungen. im ersten Bezirk? Dort verstehe ich es, wenn man in den engen Häuserschluchten außerhalb des Zentrums auch eine autofreie Straße als Mittelpunkt mit Gastgärten und Freiflächen wünscht. Das hat Wels bereits, samt Grünflächen und ein paar Gehminuten zum Naherholungsgebiet an der Traun. Wo wohnen Sie in Wels? In der Noitzmühle. Ein Stadtteil, der zu Unrecht so einen schlechten Ruf hat. Wir wohnen hier eigentlich mitten im Grünen mit sämtlicher Infrastruktur und sind in ein paar Minuten mit Auto und Fahrrad in der Stadt. Apropos Fahrrad. Sollen die Radwege ausgebaut werden? Ja, wenn man nicht Auto- und Radfahrer gegeneinander ausspielt. Es wird nämlich oft vergessen, dass Radfahrer auch an einem anderen Tag Autofahrer sein können. Und alle sollen sich gut bewegen können. Ein durchgehendes Radwegenetz wäre aber auch für die Verkehrssicherheit ein großer Gewinn. Kommen wir am Schluss noch zu einem sehr wichtigen Thema: Drogenkriminalität. Videoüberwachung, Polizei am KJ und Ordnungswache haben das Problem nicht gelöst. Law & Order hilft bei Leuten nicht, die süchtig sind. Die sogenannten „Junkies“ rund um den KJ sind Menschen mit einer Krankheit. Und eine Krankheit verschwindet nicht, nur weil man sie verbietet oder stärker überwacht. Das muss die Politik einmal verstehen. Wie bekämpft man Krankheiten? Durch Prävention und durch gute Behandlungsmöglichkeiten. Man müsste den Süchtigen abseits der Innenstadt eine Einrichtung zur

Verfügung stellen, in der sie sich unter Aufsicht und mit sauberen Spritzen ihre Dosis geben. Auch Möglichkeiten zur Überprüfung der Substanzen sind wichtig, da die Streckmittel oft gesundheitsschädlicher als die Droge an sich sind. So eine Einrichtung würde bei einigen Bürgern Empörung auslösen. Es würde vielleicht heißen, man unterstützt die Süchtigen noch in ihrem Konsum. Davor hat die Politik Angst. Das Ergebnis ist aber, dass sich die Süchtigen weiterhin auf vielfrequentierten Plätzen treffen, dealen und dann in privaten Innenhöfen oder WCs konsumieren. Ich frage die Bürger: Ist es Ihnen lieber, dass neben Ihren Kindern gedealt wird, oder dass wir die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Konsumationsräume schaffen und somit die Problematik am KJ und dessen Seitenstraßen entschärft wird? Wo wäre so ein Konsumationsraum denkbar? Nicht in der Innenstadt, in keinem Wohngebiet, aber gut mit Öffis zu erreichen. Es gibt genügend Ecken oder Gebäude, in denen dies möglich sein könnte. In so einer Gegend wäre der Standort optimal.


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Heiße Eisen

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ie 35 Mitarbeiter von FLW Leitner in der Porzellangasse 26 fertigen hier Metallteile für Anlagen-, Maschinen- und Fahrzeugbau. Die fertigen Werkstücke, egal, ob Einzelteil oder in Serie produziert, treten von hier ihre Reise zu Kunden im In- oder Ausland an. In 4. Generation Der Betrieb wurde 1938 von Franz Leitner, dem Urgroßvater des heutigen Geschäftsführers Ingo Spindler, auf dem Gelände einer ehemaligen Porzellanfabrik gegründet. Eine schmale Straße führt von der Porzellangasse zu dem etwas versteckt gelegenen Betrieb in unmittelbarer Umgebung der Westbahn. Sie mündet direkt im Werksgelände, das über die Jahre immer wieder erweitert wurde. Der Drahtwaschel Ab den 1940er Jahren wurden hier auf speziellen Strickmaschinen die sogenannten Drahtwaschel, also Topfreiniger, hergestellt. Gerade ältere Welser verbinden diese Haushaltshelfer aus Stahlwolle mit FLW Leitner. Verlässlicher Partner FLW Leitner bietet sich als verlässlicher Partner für Metallverarbeitung an, der hohes Augenmerk auf die Vielfalt von Produktionsmöglichkeiten sowie Dienstleistungen legt. Das Eingehen auf Sonderwünsche und Individualanfertigungen ist selbstverständlich.

Bereits in 4. Generation wird bei FLW Leitner auf Kundenwunsch Metall in beliebige Formen gebracht. Hier wird unter modernsten Bedingungen gefräst, gedreht, geschweißt oder verzahnt. Auch Reparaturen gehören zum Service. Ingo Spindler, Geschäftsführer   Franz Leitner GesmbH Porzellangasse 26 4600 Wels, Austria

Tel +43(0)7242 451 83 office@leitner-flw.at www.leitner-flw.at

Breitgefächerte Kompetenz FLW Leitner setzt auf modernste Maschinen, aber auch auf hochmotivierte sowie topausgebildete Mitarbeiter, die das volle Potenzial dieser Maschinen nutzen können. Werkstücke, selbst in komplexen Formen, werden durch die CNC-Maschinen mit hoher Präzision automatisch hergestellt. Die Zeichnungserstellung und die Fertigungsdokumentation des gewünschten Werkstücks gehören zum Kundenservice von FLW Leitner. Folgende Möglichkeiten der Metallbearbeitung werden von den Mitarbeitern unter Verarbeitung von 2D- und 3D-Daten angeboten.


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Feuerschalen Die Feuerschalen von FLW Leitner sind auffällige Accessoires für Gartenbesitzer, die sich mit den Feuerschalen aus Stahl oder Edelstahl Lagerfeuer-Romantik oder ein Party-Feuer nach Hause holen wollen. Die unterschiedlichen Modelle sind ausschließlich Auftragsarbeiten.

Fräsen Fräsmaschinen kommen beim Fertigen von Teilen aller Art zum Einsatz. Der Fräsmaschinenpark von FLW Leitner ist sowohl für Einzelanfertigungen als auch für Kleinserien geeignet. Drehen Die flexiblen Drehmaschinen von FLW Leitner ermöglichen es, rasch auf Kundenwünsche zu reagieren. So ist die Produktion von Lang- und Futterteilen wie Wellen, Flansche, Rohre, Walzen oder Bolzen in beliebiger Stückzahl kein Problem. Verzahnen Auch Reparaturen sowie Neuanfertigungen werden bei FLW Leitner angeboten. Egal, ob gerade oder schräg verzahnte Stirnräder, Kegel- oder Kettenräder, Schnecken und Schneckenräder, Zahnriemenräder oder Keilwel-

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lenverzahnungen: Mit Zeichnung oder Muster ist alles machbar.

wird mittels Flammspritzen mit und ohne Schmelzverbindung durchgeführt

Schweißen FLW Leitner bietet Verbindungs-, Auftrags- und Reparaturschweißungen von Stahl, rostfreiem Stahl, Aluminium, Grau- und Stahlguss in den entsprechenden Verfahren an. Das Reparieren von Dicht- und Lagersitzen

Tiefziehen und Blechumformung Auch eine Vielzahl von Stanzund Tiefziehteilen aus Stahl, Edelstahl, Aluminium oder Kupfer werden in der Porzellangasse 26 gefertigt. Dazu gehören diverse Böden, gewölbte Scheiben oder Flansche sowie Schwimmbad-Komponenten.

Abnehmer in Asien und Amerika Diese Vielseitigkeit hat dem Betrieb einen breiten Kundenstock beschert. Auch wenn die Erzeugnisse bis nach Asien und Amerika geliefert werden, ist das für Ingo Spindler kein Grund, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Gesucht: Lehrlinge So stehen eine Erweiterung des Firmengeländes, ein Hallen-Neubau sowie die Anschaffung der neuesten Maschinen bevor. Auch werden immer Lehrlinge gesucht, die den Beruf des Zerspanungstechnikers lernen wollen, sodass dieser zukunftsträchtigen Branche nicht die fähigen Leute ausgehen.


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Capri Mode: Rabl als Model Jubiläum. Angefangen vor 12 Jahren in einem kleinen Geschäft in der Pfarrgasse, kaufte Karoline Prinz ein paar Meter weiter ein ganzes Haus für ihre modebewussten Kunden.

K

aroline Prinz trotzt der Corona-Pandemie mit viel Optimismus. Wegen des großen Interesses an ihrem Jubiläumsfest am 1. Oktober musste sie wegen der Beschränkung der Besucherzahl gleich die zwei darauffolgenden Tage ihre Modeschau

wiederholen, um allen Capri-Stammkunden die neue Winterkollektion präsentieren zu können. Bürgermeister Rabl als Model Neben den zahlreichen Hobbymodels wie auch Gastronom Franz Kupetzius musste auch Bürgermeister Rabl mit neuem Sakko eine Laufstegrunde gehen. Dass ihm ein Model-Auftrag bevorstand, wusste Rabl schon vor dem Besuch bei Capri - darum kam er extra ein

Karoline Prinz (Mitte) feierte mir ihren Kunden und den beiden Bürgermeistern Andreas Stockinger aus Thalheim (links im Bild) und Andreas Rabl aus Wels (rechts im Bild) wenig später, um dem Laufstegjob zu entkommen. Karoline Prinz durchkreuzte den Plan und kleidete den Welser Bürgermeister sofort neu ein. Auch Rabl konnte dem Charme der Modehaus-Chefin nicht widerstehen und fand kurz darauf große Freude daran, unter den

jubelnden Gästen die neue Mode vorzustellen, in der er sich auch sichtlich wohlfühlte.


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Ein Welser mit Durchblick Foto: W+K Foto

Seit 1991 führt Eduard Schwabegger das von seinem Vater übernommene Optik- und Hörakustikfachgeschäft in der Welser Ringstraße. Gegründet wurde das Traditionsunternehmen im Jahre 1880 und ist somit der älteste Optiker der Stadt.

Durchblick seit 1880 Vor 140 Jahren eröffnete der Optik- und Goldschmiedemeister Alois Aichberger ein Fachgeschäft am Stadtplatz in Wels. Seine Meisterprüfung absolvierte er in Jena bei Carl Zeiss und war damit ein angesehener Experte in seinem Fach. Aichbergers Sohn übersiedelte das Geschäft schließlich in die Ringstraße, bis es schließlich sein Schwiegersohn Eduard Schwabegger sen. Anfang der 1960er-Jahre übernahm. Angekommen am Ring Der damals 30jährige Eduard Schwabegger Junior kam schließlich Anfang der 90er ans Ruder und vergrößerte gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Helmut Maderthaner das Unternehmen mit Filialen in Lambach, Marchtrenk und Bad Schallerbach. Maderthaner selbst fing bei Schwabegger mit 15 Jahren als Lehrling an und ist

Foto: W+K Foto

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duard Schwabegger kennt man in Wels. Nicht nur als Dienstleister für hochwertige Brillen und perfekt eingestellte Hörgeräte, sondern auch als angenehmen und immer für einen Plausch aufgelegten Urwelser. Neben seinem Stammgeschäft in der Ringstraße 10 übernahm der Optiker vor zwei Jahren das ehemalige Geschäftslokal der Firma Kaiba in der Ringstraße 10, welches den Kunden noch mehr Verkaufsfläche und Service bietet.

bis heute Eduards rechte Hand und Kompagnon. Modisch und qualitativ und ein G´spür für die Kunden Eduard Schwabegger legt selbst sehr viel Wert auf gediegenes Aussehen und stilvolle Kleidung, die er besonders gerne bei seinem Nachbarn Rudolfo kauft. Gerade Brillen sind nicht nur eine Lesehilfe, sondern schon lange auch ein modisches Accessoire geworden. Nicht immer fällt die Suche nach der zum eigenen Gesicht passenden Brille

Beim Fachoptiker gibt es auch einen Seh- & Hörtest gratis. leicht. Hier braucht es nicht nur einen Fachmann für die richtige Optik, sondern auch einen Menschen mit Gespür für Ästhetik. Schwabegger führt in Wels auch exklusiv einige Topmarken wie Chanel oder Lindberg. Von Welser Politikern bis zum Wiener Fernsehmoderator Auf Schwabeggers modisches Gespür setzen nicht nur viele bekannte Welser, der Kundenkreis des Optikers geht bis nach Wien. Im Fernsehen sieht man auch einen bekannten Fernseh-

Eduards Sohn Maximilian ist als Nachfolger vorgesehen.

moderator mit einer stilvollen Schwabegger-Brille. Die nächste Generation Schwabeggers 23-jähriger Sohn Maximilian kommt ganz nach dem Vater und absolvierte die HTL für Optometrie in Hall/ Tirol. Aktuell arbeitet Max gerade in Wien bei einem großen Augenarzt und Optiker, wird aber in den nächsten Jahren nach Wels zurückkehren und als Nachfolger die Tradition des guten Sehens in Wels weiterführen.



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Für Stammkunden, Jungfamilien & Kulinarik-Touristen Die Kunden am Welser Wochenmarkt sind wohl so vielschichtig wie die dort angebotenen Waren. Aber all jene, die hier ihre Einkäufe tätigen, sind von der Güte der Produkte überzeugt. Sie geben Direktvermarktern aus der Region die Chance, gegen internationale Lebensmittelkonzerne bestehen zu können.

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uch ist das Einkaufserlebnis am Welser Wochenmarkt viel persönlicher als es in einem genormten Supermarkt mit meist ahnungslosem Verkaufspersonal je möglich wäre. Stammkunden Tatsächlich gibt es gar nicht wenige Menschen, für die der Markt ihr Nahversorger ist. Hier werden am Samstag genaue Einkaufslisten abgearbeitet, die oft den Speiseplan für eine ganze Woche beinhalten. Vielleicht wird am Nachkauftag Mittwoch noch so manches erworben, das ausgegangen ist oder einfach frisch benötigt wird. Die Stammkunden kennen Stände und Standler meist schon jahrelang. Jungfamilie Viele urbane Jungfamilien entdecken den Welser Wochenmarkt immer mehr für sich. Einerseits ist der bunte Marktalltag ein Erlebnis für Kinder allen Alters, andererseits findet sich hier alles, was für eine vielseitige und ausgewogene Ernährung

benötigt wird. Die Herkunft und Qualität des Einkaufs sind nachvollziehbar, daher wird für hochwertige Ware aus der Region gerne ein fairer Preis gezahlt. Kulinarik-Touristen Der Welser Wochenmarkt ist auch eine beliebte Anlaufstelle für Touristen, die ihren kulinarischen Horizont erweitern wollen. Für sie gibt es viel zu entdecken, denn Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Brot und Gebäck

gibt es ja an vielen Ständen zu kaufen. Daher sieht man oft, wie sie sich gegenseitig etwas zum Verkosten anbieten. Sie nehmen für den Markt auch gerne Anreisezeiten in Kauf. Der Welser Wochenmarkt bietet allen eine Auswahl an qualitativ hochwertigen Produkten aus der Region und kaum jemand schafft es, mit leerem Korb nach Hause zu kommen. Es sei denn, das Erworbene wurde schon auf dem Weg verzehrt.


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Fotos: Stadtarchiv Wels

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b Mitte des 19. Jahrhunderts vollzog sich der gesellschaftliche Übergang von Handwerkserzeugung zur industriellen Fertigung. Unternehmergeist, Ausbau des Eisenbahnnetzes sowie Gewerbefreiheit sorgten in den Jahren der Gründerzeit für einen Innovationsschub, der auch die Lebensmittelerzeugung ergreifen sollte. Ein Gemischtwarenladen in Heilbronn Die Geschichte der Marke Knorr begann 1838 im deutschen Heilbronn, als der Gemischtwarenladenbesitzer Carl Heinrich Knorr nach Erwerb einer Konzession mit der Produktion von Ersatzkaffee aus Zichorien begann. Erste Erfolge hatte er mit Exporten von Dörrobst nach Ungarn. Der Bienenkorb als Zeichen des fleißigen Völkchens wurde zum Markenzeichen der Firma. 1875 firmierte die Fabrik als C.H. Knorr- Mühlenfabrikate, Landeprodukte, Fabrik von Suppenstoffen. In diesem Jahr starb auch der Firmengründer und die Söhne Carl Heinrich Eduard und Alfred Knorr übernahmen den väterlichen Betrieb. Experimente mit Rezepturen Es folgten Produktion von Mehlen aus Linsen, Erbsen, Bohnen, Grünkern sowie Tapioka und schließlich von Suppenpräparaten aus Hülsenfrüchten, Gemüse und Gewürzen. Die neuen Eigner experimentierten mit Rezepturen und so wurden Versuchsgärten angelegt, um die Suppenzutaten zu verbessern.

Erbswurst und Suppenwürfel Um die Jahrhundertwende brachte Knorr die Erbswurst auf den Markt. Mit dieser Mischung aus Erbsenmehl, Rinderfett, Speck und Gewürzen wurde sozusagen die Urform aller Instant-Suppen geboren. Fertigsuppen wurden auch in Pulver- und Tablettenform angeboten und schließlich auch als Suppenwürfel.

Suppenwürfel aus Wels Bereits über hundert Jahre ist die deutsche Lebensmittelmarke Knorr mit der Stadt Wels verbunden. Der Unilever-Konzern kündigte 2007 den Vertrag über die exklusive Herstellung von Knorr-Produkten. Mittlerweile werden hier unter dem Namen Landena Wels Suppenwürfel und Fertigprodukte für Supermärkte hergestellt.

Am Nordpol und ein Suppenwürfel im Kubik Seit 1892 bestand auch auch eine eigene Teigwaren-Produktion. Fridtjof Nansens Nordpol-Expedition von 1893 ernährte sich von Knorr-Produkten und auf der Heilbronner Gewerbe- und Industrie-Ausstellung 1897 wurde ein Suppenwürfel im Ausmaß von einem Kubikmeter präsentiert, der 70 000 Portionen Suppen ergab. Expansion in ganz Europa Ab der Jahrhundertwende expandierte Knorr und bald entstanden Niederlassungen in ganz Europa: 1901 wurde ein Vertrieb in Paris eröffnet, 1902 ein Lagerhaus in Berlin, 1907 eben eine Knorr-Fabrik in Wels und im eidgenössischen Thayngen. 1908 kam eine Niederlassung im schlesischen Breslau, 1909 eine Bouillon-Fabrik in Nancy und 1912 eine Suppenfabrik in Monza sowie ein Lagerhaus in Düsseldorf. Der Weg nach Wels Schon 1885 entstand eine Abpackstelle im Vorarlbergischen Höchst, mit der eine Erhöhung der Einfuhrzölle umgangen werden sollte. Dieser Betrieb übersiedelte schließlich 1907 aus logistischen


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Knorr-Produkte für Unilever hergestellt hat.

Gründen nach Wels in die ehemalige Pasch-Mühle und wurde zum Erzeugungsort der deutschen Firma. Damals wurden an diesem Standort nur Haferbiskuits und Paniermehl hergestellt, ab 1912 auch Eierteigwaren. Wachsendes Sortiment Das Sortiment der Knorr-Produkte wuchs stetig an. Das Werk in Wels produzierte Suppenerzeugnisse, darunter die bekannte Knorr Erbswurst, Hafernährmittel, Semmelbrösel, Knorr Himmeltau und Backmalzpräparate. Das Areal wurde baulich dementsprechend erweitert. An den Gleisen der Industriebahn Die wachsende Lebensmittelproduktion in der Linzer Straße war auch mit zwei Parallelgleisen sowie mit einem rückläufigen Stumpfgleis an die 1922 gegründete Welser Industriebahn angeschlossen. 1930 wurde ein neuer Getreidesilo am Werksgelände errichtet. Neuer Besitzer Das Familienunternehmen wur-

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Neuorientierung Nach dem plötzlichen Ausstieg des Unilever-Konzerns und mit ihm der Marke Knorr musste sich Landena schnell neu orientieren. Die gesamte Produktion war im 3er-Schichtbetrieb auf die Produktion von Knorr ausgelegt, der Unilever-Konzern war der einzige Kunde. In einer ausverhandelten Übergangszeit wurden neue Kunden gesucht und neue Produkte entwickelt.

Der Unilever-Konzern, der Knorr Wels aufgekauft und kurz darauf an eine steirische Genossenschaft weiterverkauft hatte, kündigte 2007 den Vertrag über die exklusive Herstellung von Knorr-Produkten. Mittlerweile werden hier unter dem Namen Landena Wels Suppenwürfel und Fertigprodukte für Supermärkte hergestellt. de 1960 vom amerikanischen Lebensmittelkonzern Corn Products Company übernommen, der 2001 im britisch-holländischen Konsumgüter-Riesen Unilever aufging.

Aus Knorr wird Landena Zwei Jahre später kaufte die steirische Landgenossenschaft Ennstal mit Firmensitz in Stainach den Standort Wels, der unter dem Namen Landena Wels bis 2007

Palmölfrei, ohne Glutamat, halal In Zusammenarbeit mit dem Lebensmittelhandel entstanden neue Rezepturen, die ohne Glutamat und künstliche Aromen auskommen und damit den Nerv der Zeit treffen. Landena Wels ist derzeit der einzige Anbieter von palmölfreien Suppeneinlagen und produziert mittlerweile auch Halal-Produkte, durch die neue Märkte in Europa, Afrika und Asien erschlossen werden konnten.


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Die Welser Papierfabrik 400 Jahre Industriegeschichte Die Papierfabrik wird oft fälschlicherweise als ältester Industriebetrieb der Stadt bezeichnet, lässt sie sich doch bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Zwar wurde damals an dieser Stelle eine Papiermühle am Mühlbach errichtet, doch eine industrielle Fertigung im eigentlichen Sinn kann man an diesem Standort erst ab Ende des 19. Jahrhunderts nachweisen. Heute befindet sich die Spedition Englmayer auf dem Gelände.

Fotos: Stadtarchiv Wels,

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er Salzburger Papiermacher Jakob Stallegker handelte 1553 in Wels mit dem Ratsmitglied Wolfgang Hofinger einen Vertrag über den Bau einer Papiermühle aus, die auf dem Grund Hofingers in der Hochpoint gebaut werden sollte. Er stellte das Mühlengebäude samt Behausung, während Stallegker für Mühlen-Einrichtung samt Räder, Stampfl und Leimkessel aufkommen musste. Eine Mühle wird gebaut Die gesamte Anlage am Mühlbach sollte in das Nutzungseigentum des Papierers übergehen, dafür musste er an Hofinger jährlich eine festgesetzte Abgabe entrichten. Den Partnern wurde vom Rat der Stadt Wels zugesichert, dass weder im Stadtgebiet noch in der Jurisprudenz der Stadt weitere Papiermühlen erbaut werden dürfen. Ende der grundherrschaftlichen Bindung Bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es einen regen Wechsel der Besitzverhältnisse dieser Papiermühle in der Hochpoint, die sich auf der Grundherrschaft der Stadtpfarre Wels befand. Die Aufhebung der Grundherrschaft

im Revolutionsjahr 1848 beendete die grundherrschaftlichen Bindungen der Welser Papiermühle an die Stadtpfarre Wels. Falkensammer übernimmt Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Papiermühle an eine in Wels sehr bekannte und weitverzweigte Familie verkauft: Kaufmann Leopold Johann Nepomuk Falkensammer erwarb 1884 den Betrieb in Hochpoint und baute den Handwerksbetrieb zu einer tatsächlichen Fabrik aus. Die eigentliche Gründung der Papierfabrik fand somit erst in den Jahren der Gründerzeit statt.

Verkauf an die Elbemühl AG Falkensammer führte die Welser Papierfabrik ins 20. Jahrhundert und lotste sie durch die Wirren des Ersten Weltkriegs. Sohn Leopold arbeitete im väterlichen Betrieb bis zum Verkauf der Fabrik mit, zuletzt als Direktor derselbigen. Anfang der 1920er Jahre wurde der Betrieb an die Elbemühl AG mit Sitz in Wien verkauft. Zwei Brüder in der Welser Industrie Leopold Seniors zweiter Sohn, Ferdinand, war am Welser Industrie-Parkett ebenfalls kein


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Der Industriebetrieb musste im Zuge der damaligen Wirtschaftskrise und der Rezession auf dem Papiermarkt 1978 schließen.   Fotos: Stadtarchiv Wels

Unbekannter: Er wurde 1908 zum Geschäftsführer der Adler GmbH ernannt, in die der Familienbetrieb der Lederfabrik Adler aufgrund schlechter Finanzlage umgewandelt worden war. In der Zeit seines Wirkens erreichte der Betrieb seinen Zenit. An den Gleisen der Industriebahn Die Welser Papierfabrik war auch an den Gleiskörper der 1922 gegründeten Welser Industriebahn angeschlossen. Der östliche Ast der Bahn führte vom Areal der heutigen eww AG über die Osttangente und mündete schließlich am Gelände der Papierfabrik. Verkauf und Rückkauf Im Jahr 1933 kaufte ein ehemaliger Mitarbeiter von Elbemühl AG, Karl Landegger-Angeli, die Papierfabrik Wels und führte den Betrieb bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Da Landegger-Angeli jüdischen Glaubens war, wurde der Produktionsbetrieb in Wels zwangsverkauft. Käufer war der einstige Verkäufer: Elbemühl AG kaufte die Welser Papierfabrik zurück. Kein Rückstellungsverfahren Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu keinem Rückstel-

lungsverfahren zwischen Landegger-Angeli und Elbemühl AG, da beide Parteien einem Vergleich zugestimmt hatten, der einen langwierigen, kostspieligen und vor allem ergebnisoffenen Prozess ersparen sollte. Wiederinbetriebnahme und Ende Die Wiederinbetriebnahme der Welser Papierfabrik erfolgte 1947, und bereits 1950 wurde eine jährliche Ausstoßmenge an Holzschliff von ca. 4500 t erreicht. Aber der Betrieb war angezählt: 1978 stellte die Papiererzeugung in der Wiesenstraße 71 endgültig den Betrieb ein. Heute befindet sich am ehemaligen Gelände der bekannte Speditionsbetrieb Felbermayer. Auch Ende der Industriebahn Das Ende der Welser Papierfabrik hatte auch das Ende der Industriebahn-Genossenschaft eingeläutet. Nach dem Aus der Papierfabrik waren zwar einige Speditionsfirmen wie Panalpina oder Engelmayer auf dem Areal der Fabrik untergebracht, welche auch die Gleise benutzt hatten. Doch wurde der Betrieb mit genossenschaftseigenen Loks unrentabel und daher von der ÖBB übernommen.

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Die Welser Porzellanfabrik in der Porzellangasse Nur ein unscheinbarer Straßennamen erinnert noch an die Welser Porzellanfabrik, die sich in Lichtenegg in direkter Nähe zur Westbahn befand: Die Porzellangasse wurde nach der Porzellanfabrik benannt, die in den 1920er Jahren als erste in der neugegründeten Republik Österreich ihren Betrieb aufgenommen hatte.

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n der Fabrik wurde elektrotechnisches Porzellan, aber auch Geschirr für den Alltag erzeugt, ehe das Werk im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1930 schließen musste. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Gelände der Metallverarbeitungsbetrieb FLW Leitner. Österreich ohne Porzellan-Industrie Durch den Zerfall der k.u.k.-Monarchie stand das geschrumpfte Österreich ohne eigene Porzellan-Industrie da, weil die gesamte Produktion ausschließlich im Sudetenland angesiedelt war, das mittlerweile aber zur Tschechoslowakei gehörte. Der österreichische Porzellanbedarf musste daher teuer importiert werden. Das galt für Geschirr des täglichen Bedarfs, aber auch für elektrotechnische Komponenten aus diesem Werkstoff. Die Schaffung neuer elektrischer Energiequellen aus Wasserkraft benötigte ebenfalls große Mengen an elektrotechnischem Porzellan. Oberösterreichische Porzellan-Industrie AG Um diesen Umständen Rech-

nung zu tragen, aber auch um Märkte außerhalb von Österreich zu erschließen, wurde 1922 vom Wiener Braun-Stammfest-Konzern in der damals noch eigenständigen Gemeinde Lichtenegg in direkter Nachbarschaft zur Westbahn eine Porzellan-Industrie errichtet. Die verkehrstechnisch günstige Lage von Wels erklärt auch die Standortwahl des Wiener Konzerns. Das modernste Werk seiner Zeit Man war sich bewusst, dass nur dann der Weltmarkt erobert werden konnte, wenn die Oberösterreichische Porzellan-Industrie AG, so der Name, auf dem neuesten Stand der Technik erzeugen würde, daher musste der komplizierte Weg vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt schnell und effizient gestaltet werden. Neue Öfen Hauptaugenmerk wurde auf den Bau der Öfen gelegt. Die klassischen Rundöfen ersetzte man durch kontinuierlich arbeitende Tunnelöfen, die damals modernsten Ofenanlagen. Die Welser Porzellanfabrik war dank seiner Ausstattung damals das modernste Werk seiner Zeit.

Geschirr und elektrotechnisches Porzellan Zuerst gingen Isolatoren und andere elektrotechnische Erzeugnisse aus Porzellan in Produktion. Bald folgte die Abteilung für Geschirr-Erzeugung. Die Nachfrage war enorm, sodass schnell und bei laufender Produktion ausgebaut werden musste. Bereits 1923 wurde eine betriebseigene Malerei unterhalten und 250- 300 Mitarbeiter beschäftigt. Die Produktion umfasste damals in der Elektroabteilung Isolatoren für Niederspannungen und andere Teile aus elektrotechnischem Porzellan. In der Geschirrabteilung wurde hauptsächlich Gebrauchsgeschirr, Geschirr für Hotel- und Kaffeehaus-Einrichtungen sowie weiße oder dekorierte Services erzeugt. Übernahme und Stilllegung Von 1927 bis 1929 war die Welser Porzellanfabrik ein Filialbetrieb der Wiener Porzellanfabrik Augarten AG, und diese wurde in den turbulenten Zeiten der Weltwirtschaftskrise von der tschechischen Porzellanindustrie unter der Führung der EPIAG übernommen. Bereits 1930 wur-


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de der Betrieb in Wels stillgelegt und sämtliche Mitarbeiter entlassen. Metall folgt Porzellan Auf dem ehemaligen Fabriksgelände gründete Franz Leitner 1938 den Metallverarbeitungsbe-

trieb FLW Leitner, der seinerzeit für die Erzeugung von “Drahtwascheln” bekannt war und in 4. Generation bis heute besteht. Zwei Gebäude von damals Das Fabriksgelände wurde über die Jahre hinweg baulich dras-

tisch verändert, sodass nur mehr zwei Gebäude aus Zeiten der Porzellanerzeugung vorhanden sind, die Verwendung als Mehr-Parteien-Wohnhäuser gefunden haben. Eines davon wird nächstes Jahr einem Firmenanbau von FLW Leitner weichen.

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Fotos: Stadtarchiv Wels


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Storch landete in der FUZO Ein zweijähriger Jungstorch landete an einem September-Tag in der Schmidtgasse und wurde zum Hingucker für Passanten. Nach einer Stunde und zahlreichen Handyfotos konnte er wieder eingefangen werden.

tern das Federvieh bestaunten. Die Ordnungswache und die Polizei waren schnell zur Stelle, fingen den Stroch aber nicht ein. Zufällig spazierte Stadträtin Jossek-Herdt vorbei und verständigte die Mitarbeiter des Tiergartens. Der Storch schien ruhig, zitterte jedoch ein wenig. Das Team des angrenzenden Ca-

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er Storch aus dem Welser Tiergarten wurde auf seinem Ausflug in die Innenstadt schnell zum Liebling der anwesenden Kinder, die mit ihren El-

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»Von Steyr-Daimler-Puch ist nichts übrig geblieben.« Autopapst Helmut Moser wurde in Steyr geboren, bevor er mit 4 Jahren mit seiner Familie nach Wels übersiedelte. Die Schließung des MAN Werkes geht ihm besonders nahe.

Herr Moser, die Steyr-Daimler-Puch AG war das drittgrößte Industrieunternehmen Österreichs mit etwa 17.000 Beschäftigten. Umstrukturierungen sowie die Auslagerung von Teilen der Produktion auf mehrere Nachfolgeunternehmen ließen diese Zahl bis auf 8.900 im Jahr 1991 sinken. Wie konnte das passieren? Naja, da hat der damalige SPÖ-Wirtschaftsminister Streicher einen schlechten Streich gespielt. Es werden ja gerne die Privatisierungen unter „Schwarz-Blau 1“ kritisiert. Jedoch hat gerade die SPÖ die größten industriellen Goldschätze der Republik verscherbelt. Das liegt auch daran, dass sowohl SPÖ als auch ÖVP seit Mitte der 80er-Jahre den Weg in die EU wollten. Und um Mitglied der EU zu werden, musste der Staatsanteil an großen Leitbetrieben abgebaut werden. Das ist eben die Ideologie der EU. Alles muss privat sein, selbst wenn ein Staatsbetrieb gut läuft, so wie es auch bei Steyr-Daimler-Puch der Fall war. Aber man filetierte den Konzern lieber, um ihn dann stückweise zu verkaufen. Der verbliebene Rest der SteyrDaimler-Puch AG wurde ja dann 1998 von der Bank Austria an Frank Stronach verschachert. Genau, die Bank Austria schnappte sich ja zuvor die viel größere

Die Gewerkschaften machen die Sache mit Drohungen sicher nicht besser. Creditanstalt, die von der Regierung Viktor Klima verschleudert wurde. Die Industriebeteiligungen der CA wurden dann sofort von der Bank Austria verkauft. Von einer für Österreich überdimensional großen und anerkannten Bank wie der CA ist dank der SPÖ nichts mehr übrig geblieben. Zuerst an die rote Bank Austria, die dann von der Gemeinde Wien an eine schwächelnde deutsche Bank verkauft wurde, die wiederum von der italienischen UniCredit geschluckt wurde. Jetzt haben wir in Österreich nichts mehr zu entscheiden. Weder bei der größten Bank des Landes noch bei den ehemals größten Industriebetrieben des Landes. Das Werk der Steyr Nutzfahrzeuge verblieb ja unter Führung von MAN in Steyr - bis jetzt. Nun wird es geschlossen. Ja, wenn man sich die Spinner von der Gewerkschaft ansieht. Diese haben jahrelang immer mehr und mehr gefordert. Sogar jetzt, da das Werk fix geschlossen wird, drohen sie noch reflexartig mit Streik und sonstigen Aktionen. Jeder Unternehmer weiß, dass man aus einer Firma nicht mehr herausnehmen kann als reinkommt. Aber Betriebswirtschaft ist nicht die Stärke der Gewerkschaft.

Helmut Moser mit einem Bild eines alten Steyr-LKW. 1989 wurde der Traditionshersteller von Lastwagen an die deutsche MAN verkauft. Davor war die LKW-Produktion ein Teil der Steyr-Daimler-Puch AG, die von Motoren, Fahrrädern, Mopeds, Bussen, Traktoren bis Waffen ein breit aufgestellter Konzern war und unter der damaligen SPÖ-Regierung zerschlagen wurde.

Sie sind in Steyr geboren. Was verbindet Sie noch mit der Stadt? Ich bin zwar schon sehr früh mit meiner Familie nach Wels gezogen, hatte aber immer meine Verbindungen nach Steyr. Als Jugendlicher hatte ich auch viele Freunde, die bei Steyr-Daimler-Puch arbeiteten. Damals hat auch meine Liebe zu großen Fahrzeugen begonnen. Da hat mich die Steyrer Fahrzeugschmiede sehr beeinflusst. Sehr schade ansehen zu müssen, wie sich so ein traditionsreicher Konzern vollkommen aufgelöst hat und auch das LKW-Werk vollkommen verschwindet. Auch die Gegenwart scheint nicht rosig. Private Unternehmen leiden unter Corona. Meinen Sie, dass bald viele in Konkurs gehen werden? Glücklicherweise stellt sich bei meiner Firma das Problem nicht. Ich habe einerseits Reserven gebildet, versuche aber auch immer neue innovative Projekte wie zum Beispiel das Portal www.wels-report.at zu starten. Gerade in der Krise muss man zwei Schritte nach vorne machen. Trotz allem kann man das nicht in jeder Branche. Die Regierung kann sich nicht nur auf das Virus fokussieren, es geht um viele Existenzen, die durch die Maßnahmen zerstört werden.


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Hört der Föderalismus in Linz auf ?

Kommentar von Martin Stieger

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er großartige Erfolg, für Oberösterreich Standort einer neuen Technischen Universität mit Schwerpunkt

Digitalisierung zu werden, hat naturgemäß die genauere Standortfrage ausgelöst. Neben dem – auch von der Landespolitik – favorisierten Standort Linz – begründet auch mit der Nähe zur Johannes- KeplerUniversität – haben sich auch andere Städte ins Spiel gebracht. Auch Wels. Wels ist Standort der FH Oberösterreich und hat den damaligen Wettbewerb darum mit einem guten Konzept gewonnen. Warum soll Wels daher nicht auch Standort der neuen Technischen Universität werden? Oberösterreichs Landespolitiker fordern zu Recht Föderalismus

für den Bundesstaat Österreich ein und da hört man dann, dass bei der Ansiedelung von Bundesbehörden sehr drastisch aufgezeigt wird: „In Österreich sind nur drei dieser Stellen außerhalb von Wien angesiedelt, in Deutschland hingegen sind 80 Bundeszentralen gleich auf 24 Städte verteilt, und in der Schweiz findet man 45 Bundesbehörden in elf verschiedenen Städten.“ Leider hört die Diskussion über Föderalismus dann auch schon auf, und man übersieht dann ganz leicht, dass Oberösterreich nicht nur aus der Landeshauptstadt Linz besteht. Gerade die Nähe zur FH Oberösterreich und das industrielle und technische Umfeld prädestinieren Wels für eine TU. Die nötige und sinnvolle Zusammenarbeit der neuen TU mit der

Universität Linz würde darunter sicher nicht leiden. Den oberösterreichischen Lehramtsstudierenden wird zugemutet, Teile ihres Studiums an der Universität Salzburg (!) zu absolvieren, warum sollte daher die neue TU am Standort Wels nicht mit der JKU kooperieren können? Und wenn wir schon den Vergleich mit Wien suchen, der räumliche Abstand TU Wels und JKU wäre auch nicht größer als derjenige einzelner Institute der Uni Wien, die in der ganzen Stadt verstreut angesiedelt sind. Wichtig ist beim Wettbewerb der Standorte nun auch noch, dass nicht jeder Welser Kommunalpolitiker den in Aussicht genommenen Welser Standort in den Medien kritisiert, sondern dass verantwortungsbewusst an einem geeigneten Konzept gearbeitet wird – denn das hat schon einmal geklappt – siehe Ansiedelung der FH OÖ in Wels.


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Vom Linzer Bahnhof schneller bei der FH Wels als zur JKU

Genglers Seite von Peter Gengler

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ede Krise ist eine Chance für etwas Neues. In Oberösterreich soll eine „Computer-Universität“ für neue Technologien entstehen sehen wir uns einige Kriterien für den Standort an. Erreichbarkeit: Vom Linzer Hauptbahnhof ist man schneller in der Welser Fachhochschule als am Gelände der Linzer Universität. Vom Flughafen Linz

ebenso. Und mit dem Auto von der Westautobahn braucht man im Stau auf der Linzer Stadtautobahn oft länger als auf der A25 nach Wels. Wohnraum: Um den Preis einer Eigentumswohnung am Linzer Stadtrand bekommt man in Wels ein Einfamilienhaus. Auch Mietpreise in Linz sind höher. Erholungsraum: Zur international geschätzten Ferienregion Salzkammergut ist es von Wels aus auch näher als von Linz. Bruno Buchberger, Universitätsprofessor und Gründer des Softwareparks Hagenberg bei Linz, bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: Der Standort muss einen „internationalen, innovativen, vibrierenden, zukunftsorientierten Lifestyle entwickeln“, um die besten Professoren und Studenten aus aller Welt anzuziehen. Mit Metropolen wie Wien oder

München kann weder Linz noch Wels konkurrieren. Aber wenn wir LinzWels als einen einzigen städtischen Großraum begreifen, werden wir uns dazwischen behaupten können. 11 Minuten fährt der Zug zwischen Linz und Wels. In Wien fährt man oft länger mit der U-Bahn in einen anderen Stadtteil, weil dort gerade etwas los ist. Linz und Wels sind also Stadtteile, und die Hauptbahnhöfe sind U-Bahnstationen. Vielleicht hilft diese Vorstellung, um die bisherige provinzielle Kleinkrämerei in der Raumplanung zu überwinden. Wenn Neues entsteht, geht immer auch Altes unter. Krampfhaft Betriebe ohne Zukunft erhalten zu wollen, wird am Ende zur Riesenpleite führen. Der Staat, also unser Steuergeld, muss jetzt das fördern, was Zukunft hat. Unter dem Stichwort

„Digitalisierung“ entstehen neue Arbeitsplätze und auch medizinische Technik, Pharma, Biotechnologie und Alternativenergie sind im Kommen. Flexibel zu sein und öfter mal den Arbeitsplatz zu wechseln, ist nichts Schlechtes. Heutzutage muss man fast in jedem Beruf immer etwas dazulernen. Wer sich bemüht, wird davon profitieren. Die Stahlindustrie kocht derzeit auf Sparflamme, daher bin ich beruflich auf die Pharma-Industrie ausgewichen. Regelmäßige Dienstreisen nach Wien und anfänglich längere Arbeitszeiten sind lästig. Aber eine neue Arbeitsumgebung und Erfahrungen, die auf lange Sicht das Einkommen sichern, gleichen das aus. Statt zu jammern und zu schimpfen, habe ich die Krise als Chance für etwas Neues genutzt. Machen Sie das auch!

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