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2. Teil: Veranlagung
© TREVOR MAHLMANN
Das Geschäft mit Satelliten und Raketen steht erst am Beginn eines langen Trends. Die Renditechancen sind groß, die Schwankungen vieler junger Branchenplayer aber ebenso. Ein Überblick.
TEXT RAJA KORINEK
Investoren-Liebling. Die ELaNa-19-Mission von Nanosatellites 19 war die erste Mission von Rocket Lab für die Nasa.
KOSMISCHE RENDITECHANCEN
Die jüngsten Börsengänge wurden von einer Reihe Unternehmen aus dem Bereich des Weltraumgeschäfts geprägt – und das in Form von sogenannten SPACs. Das Akronym steht für Special-Purpose Acquisition Company. Dieses geht zunächst ohne wirtschaftliche Tätigkeit an die Börse. Danach sammelt ein SPAC Geld ein, um sich später mit einem privaten Unternehmen zusammenzuschließen oder es zu übernehmen.
Dies tat etwa Vector Acquisition Corporation mit Rocket Lab am 25. August 2021 und firmiert nun als Rocket Lab USA an der US-Technologiebörse Nasdaq. Gelistet wurden 32 Millionen Aktien mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von rund 500 Millionen US-Dollar. Im ersten Halbjahr 2021 erzielte Rocket Lab einen Umsatz von 29 Millionen US-Dollar nach neun Millionen US-Dollar im Vorjahresvergleich. Der Nettoverlust wurde allerdings auf 32 Millionen US-Dollar ausgeweitet.
Kleine Trägerraketen mit Potenzial
Worauf aber basiert das Geschäftsmodell? Der Konzern bietet kleine Trägerraketen namens Electron an, die in Neuseeland gestartet werden. Damit erzielt der Konzern den Großteil seiner Umsätze. Bereits 2022 sollen Electrons erstmals wiederverwertet werden. Weitere Pläne umfassen die neue Rakete Neutron: Sie soll ab 2024 mit einer Länge von 40 Metern ein um das 20-Fache größeres Gewicht als eine Electron tragen können. Damit sollen große Satelliten ins All gebracht werden, aber auch Robotik-Missionen zum Mond sowie zum Mars sowie die bemannte Raumfahrt ermöglicht werden. Doch das ist nicht alles. Mit Photon werden Satellitenplattformen angeboten. Sie bieten etwa Stromversorgung und Kommunikationsdienste für Satelliten an, damit diese funktionieren können.
Zu den Kunden von Rocket Lab zählen sowohl die US-Raumfahrtbehörde Nasa als auch Unternehmen wie etwa Spire Global. Der Satellitenkonzern wurde 2012 vom österreichischen Unternehmer Peter Platzer mitgegründet, er ist nun Vorstandsvorsitzender. Mitte August 2021 ging Spire Global mittels eines SPACs – Navisight Holdings – an die Börse. Knapp 134 Millionen Aktien wurden gelistet, die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt rund 1,3 Milliarden US-Dollar.
Dabei hat sich das Unternehmen auf die Sammlung und Auswertung von Daten mittels seiner Low-Earth-Orbit-Satellitenflotte, der Lemur2-Nanosatelliten, spezialisiert, wobei Lemur für Low Earth Multi-Use Receiver steht. Die mehr als 100 Satelliten sammeln unter anderem Wetterdaten, mit welchen deren Abnehmer Prognosen treffen können. Erst Ende August 2021 wurde mit National Oceanographic and Oceanic Administration aus den USA ein Vertrag unterzeichnet. Doch auch die Positionen von Schiffen und Flugzeugen werden von SpireGlobal-Satelliten verfolgt. Das Interessante: Die Daten werden auf Abonnementbasis verkauft, denn Spire Global
bietet seine Dienstleistungen als Spaceas-a-Service an und lukriert damit regelmäßige Zahlungsströme.
Zukunftsweisende Kooperationen
Um aber auch den zunehmenden Weltraumschrott erforschen und kartieren zu können, soll im vierten Quartal 2021 der Adler-1 starten. Dazu wird ein Lemur2Satellit verwendet, die dafür notwendigen speziellen Messinstrumente werden vom Österreichischen Weltraum-Forum gebaut. Initiator ist Investor Christian Federspiel mit seiner oberösterreichischen Findus Venture. „Die Gefahren von Weltraumschrott werden unterschätzt. Schon die kleinsten Partikel können großen Schaden anrichten“, begründet Willibald Stumptner, Obmann des Österreichischen Weltraum-Forums, die Mission.
Doch wie hat sich Spire Global bisher entwickelt? Ende Juli, noch vor der SpacFusion, wurden vorläufige Halbjahreszahlen für 2021 veröffentlicht, denen zufolge der Nettoverlust bei rund 47 Millionen US-Dollar liegt. Das Minus wird zum Teil auf die Kosten für die Fusion mit Navisight Holdings zurückgeführt.
Junge Finanzprodukte
Beide Aktien – Rocket Lab und Spire Global – sind jedenfalls Teil des LFDE Echiquier Space Fonds (FR0014002VF5), der im Mai aufgelegt wurde. Der Fonds nutzt unterschiedliche Chancen im wachsenden Geschäft mit der privaten Raumfahrtwirtschaft. Investiert wird in Unternehmen, die im Weltraum tätig sind, auf der Erde an der Entwicklung des Weltraumökosystems arbeiten oder mit universellen Technologien die Eroberung des Kosmos ermöglichen. Dazu zählt beispielsweise Iridium Communications aus den USA, das ein weltumspannendes Satellitenkommunikationssystem betreibt. Die Satelliten von Maxar Technologies werden hingegen vor allem zur Erdbeobachtung eingesetzt. Der US-Softwarehersteller Palantir Technologies sowie der taiwanische Chipproduzent TSMC sind ebenso Teil des Fonds.
Der Han Procure Space UCITS ETF (ISIN IE00BLH3CV30) bildet als Exchange Traded ETF kostengünstig den S-Network Space Index ab. Darin stehen Unternehmen im Fokus, die in den Bereichen Satellitenbau und -betrieb sowie im Raketenbau und im Geschäft mit dem Weltraumtourismus mitmischen. Dazu zählen Titel wie Globalstar aus den USA, das ein Satellitenkommunikationssystem in niedriger Erdumlaufbahn für Satellitentelefon- und langsame Datenkommunikation betreibt. Sirius XM ist Satellitenradiobetreiber. MacDonald, Dettwiler and Associates aus Kanada entwickelt elektronische Systeme für die Luft- und Raumfahrtbranche
Wertschöpfungskette im Fokus
Im Vontobel Solactive Space Technology Index (DE000VQ7BWA1) wird versucht, die gesamte Wertschöpfungskette der zivilen Raumfahrt abzudecken, erklärt Heiko Geiger, Zertifikateexperte bei der Bank Vontobel. Das umfasst die Entwicklung und den Betrieb von Satelliten, Trägerraketen und Raumlaboren, aber auch die Wissenschaft und Forschung, etwa auf Raumstationen. Weltraumtourismus ist ebenfalls ein Thema. Top-Holdings sind unter anderem Virgin Galactic Holdings, Boeing Company und der US-Satellitenkommunikationsbetreiber Loral Space & Communications.
% MEINE RENDITE
Immer mehr private Unternehmen, allen voran aus den USA, nutzen längst die Chancen des Weltraumgeschäfts. Ein Großteil der Konzerne ist im Betrieb von Satelliten tätig. Doch auch jede Menge notwendige Elektronikteile werden geliefert und auch Internetdienste angeboten. Viele der Unternehmen sind allerdings noch in einer jungen, aber aufstrebenden Phase tätig. Dementsprechend heftig können kurzfristig die Kursschwankungen ausfallen. n