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3. Teil: Interview

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WELTBLICK

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NOCH IST PLATZ IN DER UMLAUFBAHN

Rolando Grandi, Fondsmanager des Echiquier Space Fonds, erklärt, weshalb die kosmische Wirtschaft erst am Beginn einer langen, aber lukrativen Reise steht. Grandi nutzt Chancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom 3D-Druck hin zu Satelliten- und Raketenbauern.

TEXT RAJA KORINEK

Im Auge. Rolando Grandi beobachtet die Quantenkommunikation und Wiederverwertung von Raketen als mögliche Investmetns.

Die Meldungen rund um Weltraumaktivitäten häuften sich zuletzt, etwa rund um die Flüge US-amerikanischer Milliardäre. Doch was reizt derart am Kosmos? Rolando Grandi betont, dessen Erforschung sei zwar nichts Neues. Früher erfolgte sie allerdings vor allem zu militärischen Zwecken, etwa während des Kalten Kriegs. Inzwischen eröffnen sich aufgrund des technischen Fortschritts neue Geschäftsmodelle, an denen immer mehr private Unternehmen verdienen wollen.

Herr Grandi, wie sieht solch ein technischer

Fortschritt aus? - Ein Beispiel ist das 3DDrucken. Der Endmarkt ist breit gefasst, man kann praktisch alles drucken. Bislang wurden meist aber nur Prototypen für die weitere industrielle Herstellung angefertigt. Inzwischen kann sogar Titan verarbeitet werden, nun ist auch der 3DDruck von Satelliten und Raketenmotoren nmöglich. Solch ein Verfahren bietet einen Kosten- und logistischen Vorteil.

Spielt dieser Trend im Echiquier-Fonds eine

Rolle? - Der Fonds ist in die Aktien von 3D Systems investiert. Das Unternehmen hat Abnehmer aus verschiedenen Branchen, etwa aus dem Gesundheits- und Automobilsektor bis hin zu der Luft- und Raumfahrt. Letzteres Segment wächst dabei am stärksten. Weitere Investments in andere Branchentitel sind möglich, wir behalten Chancen gut im Auge. Auch das Geschäft mit den Satelliten blüht, etwa im Kommunikationsbereich. Inzwischen umkreisen rund 4.300 Metalltrabanten die Erde.

Wie viele Satelliten verträgt das All? - Derzeit wird die Zahl der Satelliten im All jährlich praktisch verdoppelt, noch ist reichlich Platz in der Umlaufbahn. Zudem werden neue Geschäftsmodelle entstehen, wie etwa die Wartung oder die technologische Aufwertung bestehender Satelliten.

Ein weiter stark wachsender Bereich ist die Sammlung und Speicherung großer Datenmengen von der Erde, etwa rund um den Klimawandel, oder von Cloud-basierten Unternehmensservern. Welche Chancen bietet dies? - Cloud-Anbieter wie Microsoft und Amazon entwickeln große Datenzentren, die später im All stationiert werden sollen. Es geht dabei um das sogenannte Orbit Computing. Noch sind die Zentren auf der Erde angesiedelt, wo aber größere Latenzzeiten bei der Datenübertragung aus dem All zu Problemen führen. Deshalb wird auch bei der Übertragungstechnologie im All an Verbesserungen gearbeitet.

Können Sie darauf näher eingehen? - Eine herkömmliche Übertragung findet mittels Radiowellen statt. Das soll künftig

mittels Laserlicht erfolgen, eine weitaus schnellere Technologie. Space X, das Weltraumunternehmen von Elon Musk, möchte all seine neuen Starlink-Satelliten damit ausstatten. Entwickelt werden solche Laserkommunikationsgeräte zum Beispiel von Mynaric aus Deutschland.

Welche neuen Entwicklungen gibt es noch?

- Im Bereich der Übertragung spielt auch die Quantenkommunikation mittels Satelliten eine wachsende Rolle. Dabei werden kryptografische Schlüssel erzeugt, die eine abhörsichere Datenverbindungen über weitere Strecken ermöglichen. Zu den weiteren Innovationen zählt die Wiederverwendung von Raketen, wie es Space X macht. Die Mehrfachverwendung macht aus der Kosten- und Umweltperspektive Sinn.

Inzwischen gibt es eine Reihe an Börsengängen von Space-Konzernen, zuletzt etwa mit Rocket Lab und Spire Global, an denen Ihr Fonds partizipierte. Wie hoch ist die Gefahr einer Spekulationsblase, wie man sie zur Jahrtausendwende bei Internetaktien

sah? - Damals gab es für neue Internetfirmen praktisch keine Eintrittsbarrieren. Das Geschäft mit dem Weltall setzt hingegen eine teure und hochwertige Infrastruktur voraus, etwa um die Schwerkraft mit Raketen zu überwinden oder die Kommunikation via Satelliten zu ermöglichen. Sowohl Rocket Lab als auch Spire Global haben sich bereits vor den Börsengängen etabliert. Dass es derzeit größere Kursschwankungen bei diesen Aktien gibt, ist normal. Viele Anleger loten die Geschäftsmodelle und künftige Chancen noch aus. Wir sind langfristige Investoren und tauchen kurzfristige Turbulenzen durch beziehungsweise kaufen dann unter Umständen zu.

Werden Sie auch auf den Zug des Weltraum-

tourismus aufspringen? - Das Geschäftsfeld hat eine Menge Potenzial. Menschen wollen stets reisen oder unterhalten werden. Dazu wird künftig ein Flug in den Kosmos zählen, sobald es für eine breite Masse leistbar wird. Wir wenden bei unserer Aktienselektion allerdings auch strenge Nachhaltigkeitskriterien an, die Anbieter wie Virgin Galactic derzeit nicht erfüllen. Der Hauptgrund liegt im Treibstoff, der verwendet wird, nämlich Kerosin.

Müssten dann nicht sämtliche Flugaktivitäten aus dem Fonds ausgeschlossen wer-

den? - Nein, denn es gibt interessante Fortschritte. Manche Unternehmen wie Space X treiben ihre Raketen inzwischen mit Methan an, was weitaus weniger umweltverschmutzend ist. Auch der Einsatz von Wasserstoff wird erprobt, ist aber noch sehr kostspielig. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass am Mond Wasser entdeckt worden ist. Dieses kann in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten werden. Dann wäre Leben auf dem gelben Erdtrabanten genauso wie ein Raketenstart möglich.

Inzwischen rückt der Mars zunehmend in

den Fokus. Weshalb? - Auf dem Mars dürfte es einmal ein ähnliches Ökosystem wie auf der Erde gegeben haben. Forscher können daraus womöglich einiges über den Klimawandel ableiten. Gut möglich, dass eines Tages Menschen auf dem Roten Planeten leben werden. Dies wäre insofern interessant, da die Weltbevölkerung stetig wächst und neuer Lebensraum geschaffen werde könnte. Man sieht, den Chancen im Weltall sind praktisch keine Grenzen gesetzt.

% MEINE RENDITE

Rolando Grandi, seit 2017 bei La Financiere de l’Echiquier (LFDE), managt den im Mai 2021 lancierten Echiquier Space Fonds. Im Interview mit dem Börsianer erklärt der Bolivianer, weshalb der Kosmos immer interessanter für private Unternehmen wird, welche Entwicklungen besonders vielversprechend sind – und weshalb er derzeit nicht in den Weltraumtourismus investiert. n

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