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BANKEN
Siegerblick. „Mit Infrastruktur kann ich Existenzängste und Zukunftssorgen nehmen und Innovation gestalten“, sagt Vorstandschef Bernd Fislage über die Kommunalkredit Austria AG.
„Wir sind so etwas wie ein Feinkostladen.“
BERND FISLAGE
HOCHGEFÜHL TROTZ HÄRTETESTS
Der geplante Klimastresstest 2022 der Aufsicht wirft bereits jetzt seine Schatten auf die Banken und besiegelt die Richtung des Risikogeschäfts. Im goldenen Ranking der besten Banken sichert sich ein Spezialist gleich dreimal den Sieg.
TEXT INGRID KRAWARIK
Nach einem schwierigen Jahr 2020, in dem vor allem Universalbanken deutliche Ergebniseinbußen hinnehmen mussten, ist das Jahr 2021 für viele Banken fast schon eine „g’mahte Wiesn“. Im Rückblick wurden im Vorjahr zu hohe Risikovorsorgen gebildet. Die guten Ergebnisse spiegeln sich auch an der Börse wider. Die Aktien der Erste Group Bank AG und der Raiffeisen Bank International AG sind auf Einjahressicht um mehr als 50 Prozent gestiegen, die Addiko Bank AG kommt auf rund 50 Prozent plus, die Bawag Group AG auf mehr als 30 Prozent. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und ESG, also der Fokus auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, und deren Auswirkung auf das Risikomanagement der Banken haben das Thema Digitalisierung ein wenig in den Hintergrund gedrängt – auch in Vorausschau auf den Klimastresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) und der Europäischen Zentralbank (EZB) im nächsten Jahr. Viele Bankmanager haben angesichts der zu liefernden Daten noch viele Fragezeichen. „Ein wichtiger Punkt bei Banken ist etwa die Messung der Treibhausgasemissionen im Kreditportfolio, die bei vielen Instituten am Anfang steht. Eine Kernherausforderung ist dabei die Frage von Daten und Datenverfügbarkeit“, sagt Michaela Schneider, Partnerin beim Beratungsinstitut Zeb (Seite 42) zum Börsianer. Der Klimastresstest soll hier als Übung dienen. „Ich hoffe auf positive Überraschungen und dass wir Vorzeigemodelle daraus ableiten können. Derzeit veröffentlichen viele Banken Nachhaltigkeitsziele, aber nicht, wie sie diese erreichen wollen“, sagte Frank Elderson, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsgremiums der EBA bei der Aufsichtskonferenz der Finanzmarktaufsicht Mitte Oktober in Wien. Auf den Gesetzgeber, der durch einheitliche Standards ein „level playing field“ schaffen würde, könne man nicht warten, sagte Elderson, denn „Klimawandel findet bereits statt“.
Spannend sind auch die Ergebnisse rund um die regulatorischen Neuerungen durch Basel IV: Die Banken haben in Brüssel erfolgreich wegen der neuen Eigenkapitalvorschriften bei Industriebeteiligungen lobbyiert. „Beteiligungen innerhalb von Institutsgruppen und institutsbezogenen IPS dürfen weiterhin mit 100 Prozent unterlegt werden ebenso wie Beteiligungen, die schon mindestens sechs Jahre gehalten werden und bei denen ein wesentlicher Einfluss ausgeübt wird“, sagt Zeb-Partnerin Michaela Schneider. Das betrifft allerdings nicht Aktien, die künftig mit 250 Prozent unterlegt werden müssen. Spezialbank mit Triplesieg
Einem Härtetest mussten sich bereits heuer wieder 49 Banken im goldenen Ranking des Börsianer unterziehen – im Vergleich zu 58 im Vorjahr. Die Easybank AG ging etwa in der Bawag Group AG (Platz 19 / 59,87 Punkte) auf, die sich auch die Hellobank AG sicherte. Das Bankhaus Schelhammer & Schattera AG fusionierte mit der Capital Bank AG zu Schelhammer Capital Bank AG (65,56 Punkte) und kam auf Anhieb auf Platz zwei in der Spezialwertung Direktbanken, und die Allianz Investmentbank AG schloss sich mit der Allianz Invest KAG zusammen. Die Autobank AG meldete Insolvenz. Neben der Peergroup-Bewertung, die sich die Erste Group Bank AG (Platz 5 / 67,68 Punkte) sicherte, wurden Kennzahlen wie Kosten-ErtragsRelation, Jahresüberschuss und Eigenkapitalrentabilität abgefragt und verglichen. Zusätzlich musste ein Fragebogen mit Schwerpunkten zu Geschäftsstrategie, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation ausgefüllt werden. Das Fazit aus Letzterem: Das Thema Nachhaltigkeit ist bei den Banken omnipräsent und wird aus allen Winkeln betrachtet. Das führt zu spannenden Produktpaletten und schwierigen Risikoeinschätzungen. Zur Freude des Börsianer wurde das Kopf-an-Kopf-Rennen heuer bei den Banken besonders ernst genommen.
Es gab das knappste Ergebnis in der Geschichte des goldenen Rankings und gleich drei neue Banken unter den ersten drei. Die Kommunalkredit Austria AG (71,39 Punkte) sichert sich um 0,02 Punkten vor der Schoellerbank AG (2. Platz / 71,37 Punkte) nicht nur den Platz an der Sonne als beste Bank 2021, sondern heimste auch gleich die Wertungen als beste Spezialbank und als beste Direktbank ein. Ein Triplesieg sozusagen. Grund für den Sieg war der herausragende Fragebogen. Bernd Fislage, der im September 2018 das Ruder beim Kommunal- und Infrastrukturfinanzierer übernommen hat, wird nach 2019 und 2020 voraussichtlich auch heuer wieder mit einem Rekordergebnis aufwarten. „Je kleiner ich als Bank bin, desto fokussierter muss ich sein, sonst bin ich verwechselbar. Wir sind so etwas wie ein Feinkostladen“, umreißt Bernd Fislage im Gespräch mit dem Börsianer die Stärke seiner Bank, und er fügt hinzu: „Infrastruktur ist nichts anderes als ein Bindeglied, das zeigt, wie Gesellschaft funktioniert. Mit Infrastruktur kann ich Existenzängste und Zukunftssorgen nehmen und Innovation gestalten. Und das machen wir.“
Die größten Finanzierungen sind eine Biomassenanlage in den Niederlanden, eine Windkraftanlage in Finnland, der Breitbandausbau in Deutschland oder etwa auch die Errichtung des TrIIIple, das mit einer ökologischen Energiezentrale in Wien-Erdberg punktet und Wasser aus dem Donaukanal zum Kühlen und Heizen verwendet. 2020 erfolgte der Beitritt zur Wasserstoffallianz, die „uns Visibilität gebracht hat. Die OMV ist dadurch an uns herangetreten, und jetzt investieren wir gemeinsam in die größte Elektrolyseanlage Österreichs in Schwechat. Wasserstoffabnehmer wird der sein, der CO2-Strafen zahlt“, verfolgt Bernd Fislage in Gedanken seine, wie er sagt, zukunftsbejahende Strategie.
Fokus auf Solar und Eigenkapital
Im ersten Halbjahr 2021 erfolgte die Gründung einer eigenen Projektentwicklungsgesellschaft mit den Energiewerken Wels (EWW), um Infrastruktur- und Energieprojekte durch Eigenkapitalbeteiligungen voranzutreiben. Das Ziel ist eine deutliche Kostenersparnis gegenüber dem konventionellen Strombezug. „Wir wollen klassische Flachdächer mit Solar ausstatten und haben dafür mit EWW eine Firma gegründet. EWW bringt die technische Kompetenz fürs Bauen, Designen, Warten und Betreiben, wir stellen das Geld zu Verfügung und unterstützen bei Genehmigungen und Förderungen. Wir müssen mindestens fünf Megawatt erzielen, um profitabel zu sein. Ich denke da schon größer, wie etwa 200 Megawatt für 200 Gemeinden. Das Risiko muss ich nehmen“, erklärt der umtriebige Banker.
Der europäische Infrastrukturmarkt war 2020 200 Milliarden Euro schwer, 35 Prozent davon entfielen auf erneuerbare Energie. Bernd Fislage will an diesem Momentum mitpartizipieren. „Es muss nicht 100 Prozent Eigenkapital sein. Wir haben unsere Asset-Management-Plattform Fidelio für Fremdkapital im Hintergrund. Gleichzeitig säe ich aber jetzt schon die Samen für eine Eigenkapital-Asset-Management-Plattform, damit sich Dritte mit Eigenkapital beteiligen können. Deshalb haben wir eine Holding darübergesetzt.“ Auch das Thema Nachhaltigkeit verfolgt die Spezialbank akribisch. Derzeit arbeitet die Kommunalkredit Austria AG mit einem Kunden, der ein Tool anhand ausgewählter SDG-Kriterien entwickelt hat, um den Impact des jeweiligen Investments qualitativ und quantitativ messbar zu machen. So kann der Investor seinen Impact konstant überwachen.
Pilotversuch ge-
glückt. Die Austrian Anadi Bank AG holt sich im goldenen Ranking den Sonderpreis für Innovation. Ende 2022 sollen in 300 Trafiken Österreichs Bankdienstleistungen unter der Marke Marie angeboten werden.
Starke Spezialbanken
0,29 Punkte hinter der Kommunalkredit Austria AG platziert sich die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) mit 71,10 Punkten auf Platz drei. Der OeKB kam während der Covid-Pandemie eine bedeutende Rolle zu, stellte sie doch im Auftrag des Finanzministeriums (BMF) Österreichs Exportindustrie einen Kreditrahmen in der Höhe von drei Milliarden Euro zur Verfügung, der unter dem Namen Sonder-KRR lief. „Der wesentlichste Punkt ist sicher, dass wir bisher keinen einzigen Ausfall im Sonder-KRR hatten. In Anbetracht der jetzt wieder gestiegenen Unsicherheit nicht nur durch die vierte Welle, sondern auch durch unsichere Lieferketten und der Notwendigkeit, höheres Working Capital zu finanzieren, besteht ein erhöhter Bedarf, die ausgereichten Mittel noch länger zu nutzen. Das BMF hat dies ermöglicht, in-
„JEDER ZWEITE EURO FLIESST IN NACHHALTIGE FONDS“
© IAN EHM
MANFRED BARTALSZKY,
Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung
Immer mehr Menschen sehen mittlerweile auch in der Geldanlage einen wichtigen Hebel, um Umwelt und Klima zu schützen und für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Denn: Mit nachhaltiger Vorsorge lässt sich nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten, sondern sie lohnt sich auch.
NACHHALTIGKEIT: VOM TRENDTHEMA ZUM DAUERBRENNER
Die sich verschärfende und immer stärker persönlich erlebbare Klimakrise sowie politische Kampfansagen wie der EU Green Deal sorgen dafür, dass das Thema Nachhaltigkeit im Bewusstsein der Menschen angekommen ist. Der Finanzwirtschaft kommt dabei die Rolle eines „game-changers“ zu: Versicherungsunternehmen verwalten Milliarden an Prämien für ihre Kunden. Allein dadurch, nach welchen Kriterien sie diese Gelder veranlagen, kann schon sehr viel in Richtung Nachhaltigkeit bewegt werden. „Die Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden nach Möglichkeiten auch mittels finanzieller Vorsorge zum Umweltgedanken beizutragen, ist in den letzten Jahren stark
gestiegen“, erklärt Manfred Bartalszky, Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung.
VORSORGE UND KLIMASCHUTZ
Die Wiener Städtische hat das Nachhaltigkeitsthema sehr früh aufgegriffen und als erster österreichischer Versicherer mit dem Produkt Eco Select Invest eine nachhaltige Fondspolizze auf den Markt gebracht, die mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurde. „Mittlerweile fließt bei uns jeder 2. Prämieneuro bei Neuabschluss einer fondsgebundenen Lebensversicherung in nachhaltige Fonds – Tendenz steigend“, so Bartalszky. Mit dem Eco Select Invest lässt sich für das Alter und die Familie vorsorgen und man übernimmt Verantwortung für Umwelt, Gesellschaft und künftige Generationen.
GRÜNE FONDSPOLIZZEN ALS PERFORMANCE-CHANCE
Die Fondspalette der Wiener Städtischen beinhaltet Top-Performing Nachhaltigkeitsfonds wie den Erste WWF Stock Environment Fonds, der ein Plus von 77,4 Prozent im Jahr 2020 erwirtschaftete. Damit zählte der Fonds auch 2020 zu den besten nachhaltigen Fonds des Landes. „Nachhaltige Unternehmen wirtschaften oftmals auch besser, weil sie langfristige Ziele verfolgen, in der Regel innovationsfreudiger sind und Zukunftsmärkte erschließen“, ergänzt Bartalszky. Österreichweit haben sich die Zuflüsse in grüne Geldanlagen in den letzten Jahren zum klaren Trend entwickelt.
www.wienerstaedtische.at