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FONDSGESELLSCHAFTEN
gebühr der in Österreich zugelassenen Fonds ausgewertet.
Produktpalette überzeugt
Neun von zehn Punkten holte sich Columbia Threadneedle Investments in der Redaktionswertung, auch bei den Kennzahlen punktete die US-Gesellschaft. Herbert Kronaus, Country Head Austria & CEE bei Columbia Threadneedle Investments, gibt Einblicke: Bei der Aktienwahl etwa stehen insbesondere Qualitätstitel mit langfristigen Wachstumsaussichten im Fokus. Gerade im aktuellen Umfeld könnten solche Titel mit ihrer Preissetzungsmacht, mit Wettbewerbsvorteilen und hohen Eintrittsbarrieren in ihren jeweiligen Märkten umso mehr punkten. Hinzu kommt ein stringenter Nachhaltigkeitsansatz.
Mit der jüngsten Übernahme von BMO Global Asset Management - vorbehaltlich der behördlichen Zustimmung - wird der Bereich der Nachhaltigkeit erweitert: Das gemeinsame nachhaltig verwaltete Vermögen erreicht damit rund 49 Milliarden US-Dollar. Vor allem die Senkung der Treibhausgasemissionen steht derzeit mit gezielten Investments hoch im Kurs. Doch auch der Bereich der Alternative Investments wird mit der Übernahme gestärkt. Alternative Investments umfassen etwa Immobilien- und Infrastrukturinvestments in ausgewählten Regionen, Private Equity und Hedgefonds. „Viele solcher Investments bieten einen Inflationsschutz und interessante Diversifikationschancen“, so Kronaus.
Bei der 3 Banken Generali Investment macht sich deren Geschäftsführer Alois Wögerbauer ebenfalls Gedanken zum aktuellen Umfeld: „Angesichts der seit Jahren kommunizierten These der Null-Zins-Zukunft haben wir viele Anleger in Aktienfonds oder Mischfonds übergeführt. Durchgerechnet auf die gesamte Gesellschaft liegt die Aktienquote inzwischen bei rund 45 Prozent.“ Die Weitsicht und entsprechende Fondslösungen haben die Redaktion überzeugt. Die 3 Banken Generali Investment erhielt als einzige Fondsgesellschaft zehn Punkte – und ist damit beste inländische Fondsgesellschaft. Freilich, Nachhaltigkeit steht ebenso im Fokus: Immerhin sind acht der Publikumsfonds Träger des Österreichischen Umweltzeichens.
Sonderpreise gehen an „Inländer“
Den Sonderpreis für Nachhaltigkeit erhielt Amundi Austria (Platz 43 / 52,83 Punkte). Die Bewertung der Kennzahlen fiel im Vergleich zu anderen Fondsgesellschaften bescheiden aus. Doch die Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit überzeugen. Bereits 2018 hat sich die Amundi-Gruppe mit einem Drei-Jahres-ESG-Aktionsplan verpflichtet, die ESG-Analyse in allen aktiv verwalteten offenen Fonds und der Abstimmungspolitik zu integrieren, sofern technisch möglich. ESG: „E“ steht für Environment also Umwelt, „S“ für Social also Soziales und „G“ für Governance, also gerechte Unternehmensführung. „Das Ziel wurde im ersten Quartal 2021 erreicht. Unseren neuen ESG-Plan geben wir Anfang Dezember bekannt“, sagt Gabriele Tavazzani, CEO Amundi Austria. Die Gruppe verwaltet per Ende September 2021 mehr als 800 Milliarden Euro in Responsible Investments, wobei der große Anstieg gegenüber Ende 2020 von 378 Milliarden Euro neben den Neun-Monats-Zuflüssen auf die Umsetzung des ESG-Aktionsplans zurückzuführen ist.
Obendrein machen sich die Amundi-Experten besonders Gedanken über nachhaltige Rentenstrategien. Wenn schon die Renditen weltweit bescheiden ausfallen, können Anleger zumindest auf Zinsen mit gutem Gewissen setzen. Im April 2021 lancierte Amundi die Just-Transition-for-Climate-Strategie, eine Anleihestrategie, die zur Energiewende und zum sozialen Zusammenhalt beiträgt. Bereits im Februar wurde der Amundi Funds Emerging Markets Green Bond aufgelegt. Der Erlös aus grünen Anleihen ist grundsätzlich an Umweltprojekte zweckgebunden.
Der diesjährige Sonderpreis für Innovation und Digitalisierung ging an die Gutmann KAG (Platz 25 / 58,47 Punkte), bei der die künstliche Intelligenz (KI) zunehmend Einzug in der Vermögensverwaltung erhält. „Wir widmen uns verstärkt der Implementierung von Ma-
Innovativ. Der hauseigene Asset-Manager der Bank Gutmann, die Gutmann KAG, gewinnt den Sonderpreis für Innovation im goldenen Ranking des „Börsianer“.
„Sehen den Wettlauf um nachhaltige Assets kritisch.“
ALOIS WÖGERBAUER
ROBERT KARAS
„Wir wenden bei allen aktiv verwalteten Fonds ESGKriterien an.“
GABRIELE TAVAZZANI
schinenlernen in unseren Investmentstrategien“, konstatiert Robert Karas, Chief Investment Officer der Gutmann KAG. In den quantitativen Strategien wird seit rund 20 Jahren auf solche Ansätze zugegriffen. Seit Dezember 2020 setzt die Gutmann KAG die KI auch im engeren Sinne, damit in Form neuronaler Netze, für die Portfolioallokation im Gutmann-Vorsorgefonds ein. „Die Anwendung erstreckt sich von einer Sentimentklassifizierung von Nachrichtendaten bis hin zur Ertragsschätzung mehrerer Zeitreihen und Portfoliooptimierungen.“
Auch andere Häuser greifen inzwischen auf maschinelle Entscheidungshilfe zurück. Die DWS (Platz 5 / 69,20 Punkte) legte im März 2021 zusammen mit dem strategischen Partner Arabesque AI, der sich auf KI spezialisiert hat, den Aktienfonds DWS Concept ESG Arabesque AI Global Equity auf. Bei der Aktienauswahl nutzt das Portfoliomanagement Investmentsignale, die mithilfe von KI-Techniken generiert werden.
Kometenhafter Aufstieg
Auffällig ist auch der kometenhafte Tabellenaufstieg der Deutschen-BankTochter. Besonders hoch fiel die Redaktionsbewertung mit einer Neun aus. Schließlich hat die DWS zahlreiche Schritte gesetzt, um sich für das zunehmend raue Branchenumfeld zu wappnen, bei dem eben auch Fonds-Innovationen nicht fehlen dürfen. Oliver Trienes, Leiter Vertrieb Österreich und CEE der DWS, zieht ein grundsätzliches Fazit: „Die Vermögensverwaltungsbranche entwickelt sich konstant weiter und ist zunehmend geprägt von einem verschärften Wettbewerb, einem anhaltenden Margendruck und technologischen Umwälzungen vor dem Hintergrund verstärkter geopolitischer Spannungen und erhöhter Marktvolatilität, für den wir die DWS aber gut gerüstet sehen.“ Solche Umstände führen auch zu weiteren Konsolidierungen. Seit Anfang November 2020 ist die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Robeco SAM Teil von Robeco (Platz 14 / 64,67 Punkte). Der niederländische Vermögensverwalter hat im Übrigen einen ebenso fulminanten Sprung nach vorn zurückgelegt. Dies ist insbesondere auf solide Kennzahlen – mit der Note Neun - zurückzuführen. Im November 2021 übernahm Franklin Templeton (Platz 40 / 53,90 Punkte) Lexington Partners aus den USA, einen der weltweit größten Private-Equity-Anbieter.
Weitere Neuerungen: C-Quadrat Asset Management firmiert nunmehr als Impact Asset Management (Platz 39 / 53,93 Punkte), um den Schwerpunkt auf nachhaltige Finanzprodukte zu betonen. Die ehemalige Spängler Iqam Invest tritt seit dem Kauf durch die Deka Bank im Vorjahr nunmehr als Iqam Invest (Platz 35 / 54,79 Punkte) auf. Neuerungen gibt es auch in den Führungsetagen: Ab Jänner 2022 folgt Andreas Witzani nämlich Martin Bruckner in der Geschäftsführung der Allianz Invest KAG (Platz 49 / 50,30 Punkte).
Ausgelöst durch anhaltende Konsolidierungen bis hin zum schrittweisen Ende der ultralockeren Geldpolitik und dem Wandel zu einer nachhaltigeren Welt warten noch weitere Veränderungen. Alois Wögerbauer von der 3 Banken Generali Investment mahnt dennoch vor zu viel Euphorie rund um letzteren Trend: „Grundsätzlich sehen wir den Wettlauf, wer mehr nachhaltige Assets hat, auch kritisch. Es wird zu viel über die Quantität und zu wenig über die Qualität geredet.“ Damit sei die Gefahr des Greenwashings gegeben. n
#ETF
GÜNSTIG UND GRÜN
Nachhaltigkeit hat auch die Welt der ETFs (Exchange Traded Funds) erreicht, bei denen es sich um börsengehandelte und kostengünstige Indexfonds handelt. Nachhaltige ETFs sorgten anfangs für Kontroverse. Das Anlageuniversum bezog sich auf wenige Indizes wie etwa den MSCI World ESG Screened Index, in dem unter anderem Ölkonzerne wie Exxon Mobil und Chevron enthalten sind.
Inzwischen ist eine Vielzahl nachhaltiger ETFs auf den Markt gekommen, die vor allem Lösungen für den Klimawandel im Fokus haben. Heuer lancierte Amundi mit dem Amundi MSCI World Climate Paris Aligned PAB UCITS ETF DR den ersten Klima-ETF mit Österreichischem Umweltzeichen. Auch bei der BNP Paribas Easy – die ETF-Strecke der BNP Paribas Asset Management (Platz 11 / 65,21 Punkte) – verweist man auf neue nachhaltige Strategien etwa in den Bereichen Low Carbon, Kreislaufwirtschaft sowie die Blue Economy, die sich mit der Meeresökologie befasst.
Und was alle ETFs grundsätzlich vereint: Anleger haben volle Einsicht in die Titelselektion. Und können anhand dessen entscheiden, ob der Index mit ihren eigenen Nachhaltigkeitszielen vereinbar ist. „Für Anleger ist es weniger relevant, wer die Selektionskriterien festlegt, sondern vielmehr, dass transparent gemacht wird, wie die Kriterien funktionieren und welche Auswirkungen ihre Anwendung auf das Produkt haben“, sagt Fabian Behnke, Senior Sales Executive bei Vanguard (Platz 37 / 54,33 Punkte) in Deutschland und Österreich. Im Übrigen machen ETF-Anbieter meist auch Gebrauch von Stimmrechten. Ebenso erfüllen sie oftmals auch Artikel 8, teils auch Artikel 9 der neuen EUOffenlegungsverordnung, die Nachhaltigkeit für Anleger transparenter darstellen soll.
#INTERVIEW
Michael Schützinger,
Vorstandsmitglied und Chief Investment Officer der Schoellerbank Invest AG
Herr Schützinger, die steigende Inflation rückt zunehmend in den Fokus. Ist dies ein Thema bei der Schoellerbank Invest AG? – Wir wurden bereits früh auf die Entwicklung aufmerksam und reagierten entsprechend. Ein Beispiel ist unser gemischter Dachfonds Schoellerbank Global Pension, in dem wir seit Anfang März einen Teil der Anleihequote über einen Subfonds in inflationsgeschützte Anleihen guter Bonität investieren. Nominale und Kupon werden bei diesen Produkten an die Inflationsrate angepasst, weshalb sie sich als Schutz eignen.
Lohnt sich solch ein Investment überhaupt noch? – Wir räumen inflationsindexierten Anleihen mittelfristig weiterhin gute Chancen ein. Während die Inflationsrate zulegt, dürften sich die Zinsanstiege zumindest in nächster Zeit in Grenzen halten. Dies ist für die Anleihequoten in den Portfolios derzeit ein großes Thema. Denn mit normalen, fixverzinsten Anleihen ist die Gefahr eines realen Wertverlusts durchaus gegeben, während inflationsindexierte Anleihen von solch einem Umfeld aufgrund ihrer Anpassung an die Inflationsrate tendenziell profitieren.
Auch die Nachhaltigkeit rückt verstärkt in den Fokus. Die Begrifflichkeiten lassen aber reichlich Spielraum für Eigeninterpretation, trotz der neuen Taxonomie und der Offenlegungsverordnung in der EU. Wie problematisch ist dies? – Die Begrifflichkeiten sind teilweise nicht eindeutig definiert. Die Offenlegungsverordnung ist ein Schritt in die richtige Richtung, bei dem beispielsweise Artikel 8 und Artikel 9 relevant sind. Diese schaffen Vorgaben unter anderem zur Offenlegung der Nachhaltigkeitsziele der Fondsstrategien. Fraglich ist, ob Anleger die Nuancen zwischen diesen zwei Artikeln heute ohne weitere Erklärung verstehen. Da gibt es noch eine gewisse Unschärfe, weshalb der Regulator gefordert wäre, solche Definitionen eindeutiger zu formulieren.
In Ihrem Haus gibt es vier nachhaltige Fonds. Ist dies nicht ein wenig bescheiden? - Nur auf den ersten Blick. Bei unseren Spezialfonds für institutionelle Anleger wenden wir eine Reihe Nachhaltigkeitskriterien an. Diese Fonds scheinen aber auf der Liste der Publikumsfonds nicht auf. Grundsätzlich gehen wir bei dem Thema Nachhaltigkeit sorgsam vor und beobachten zunächst die weiteren Entwicklungen des Regulators. Sobald die Kriterien klarer definiert werden, und hier erwarte ich mir Nachbesserungen in den kommenden zwei bis drei Jahren, werden wir unsere nachhaltige Fondspalette erweitern. Wir treffen ohnedies erste Vorkehrungen, wobei es schon jetzt große Überschneidungen mit unseren hauseigenen Nachhaltigkeitskriterien gibt.
Einer der vier nachhaltigen Fonds wurde mit dem Österreichischen Umweltzeichen prämiert. Wie wichtig sind solche Gütesiegel, zu denen etwa auch das FNG-Siegel zählt? - Sie sind wichtig und senden ein klares Signal nach außen, wobei wir bei den anderen Fonds mit der Einreichung zunächst abwarten. Es findet gerade ein Transformationsprozess auf europäischer Ebene statt, bei dem voraussichtlich neue EU-Gütesiegel ins Leben gerufen werden. Diese Entwicklungen wollen wir abwarten, um zu sehen, welche Kriterien und neue Siegel sich letztendlich durchsetzen.
Seit heuer spielt auch der neue Beirat für Ethik und Nachhaltigkeit eine Rolle bei der Selektion nachhaltiger Titel – sowohl in der KAG als auch in der Bank. Was steckt dahinter? – Die Idee zu diesem nächsten Schritt bei unseren Nachhaltigkeitsengagements gab es schon länger. Der Beirat setzt sich aus neun Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Klerus zusammen, zu denen unter anderem Helga Kromp-Kolb, emeritierte Professorin an der Universität für Bodenkultur, und Markus Hengstschläger, Professor an der Medizinischen Universität Wien, zählen. Sie alle kommen dabei nicht aus der Finanzwissenschaft, bringen somit eine andere Sichtweise ein und regen Diskussionen an. Dies ist in Zeiten einer wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit umso wichtiger. Nicht immer gibt es vor allem bei kontroversiellen Themen eine klare Antwort. Ich denke da etwa an die Atomkraft, die in manch einem europäischen Land reichlich Unterstützung erfährt. n