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HIGH NOON IN ASIEN
Andreas Gerstenmayer ist stolz auf seine AT&S AG, mit der er einen erfolgreichen TrackRecord aufweist. Der Technologiekonzern reüssiert vor allem in Asien, wo in den nächsten fünf Jahren drei Milliarden Euro investiert werden. Das Potenzial des Unternehmens haben Marktleader wie Apple, Huawei und Intel längst erkannt.
INTERVIEW INGRID KRAWARIK, DOMINIK HOJAS FOTOS STEFAN BURGHART
Erleichtert. Andreas Gerstenmayer fühlt sich heute nach mehr als zehn Jahren bei der AT&S AG von Analysten besser verstanden.
VITA ANDREAS GERSTENMAYER
Vorstandsvorsitzender AT&S AG
Der gebürtige Deutsche (56) lenkt seit 2010 die AT&S AG. Rückzug findet der Vater dreier Kinder bei seinen Islandpferden in der Weststeiermark, sein Pferd hört auf den Namen Mosart. Vor seiner Zeit bei der AT&S AG hatte er verschiedene Führungspositionen in der SiemensGruppe inne.
HIGH NOON
IN ASIEN
Andreas Gerstenmayer steckt sich gern ambitionierte Ziele. Bis jetzt hat der Vorstandsvorsitzende der AT&S AG viele davon erreicht. Seit 2010 lenkt der gebürtige Deutsche die Geschicke des einzigen Technologie-Unternehmens an der Wiener Börse, das 80 Prozent seiner Wertschöpfung in Asien, und dort vor allem in China, erzielt. Sein nächstes großes Ziel lautet, den Umsatz in fünf Jahren auf 3,5 Milliarden Euro zu steigern. Dann könne man auch über einen größeren Börsenplatz nachdenken, sagt er. Dafür investiert er in den nächsten fünf Jahren rund drei Milliarden Euro in Asien und 500 Millionen Euro in den Standort Leoben.
Die Richtung stimmt. Das Unternehmen ist einer der global führenden Leiterplattenproduzenten und ein Schlüssellieferant für die mobile Telekommunikation mit Kunden wie Apple, Huawei und Intel, mit denen er auch gemeinsam an neuen Technologien forscht. Diese finden sich in Produkten wie Smartphones, Hörgeräten, Drohnen oder auch Herzschrittmachern. Der große Wachstumstreiber sind IC-Substrate, die Halbleiter mit der Leiterplatte verbinden und für deren Herstellung insgesamt 200 mechanische, lithografische sowie chemische Arbeitsschritte notwendig sind. Der Großteil der Investitionen fließt in die Substrateproduktion in China und Malaysia. Der Aktienmarkt hat den Erfolg des Unternehmens goutiert: Im Vorjahr war die Aktie der AT&S AG TopPerformer im ATX-Index. Die Börsianer-Chefredaktion trifft den sehr ruhig agierenden AT&S-Vorstandschef in den Räumlichkeiten der BDO Austria in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofs und hat mit dem passionierten Reiter über Hannes Androsch, den Investitionsreigen in Asien, Wünsche an die Politik und die Wachstumstreiber der Aktie gesprochen.
Herr Gerstenmayer, Sie weisen als Vorstandschef der AT&S AG einen exzellenten Track-Record auf, die Aktie der AT&S AG war 2021 mit plus 65 Prozent Top-Perfor-
mer im ATX-Index. Macht Sie das stolz? – Natürlich freut mich das. Es ist ein Ausdruck dafür, dass es uns nach vielen Jahren doch gelungen ist, unsere Story etwas verständlicher zu machen.
Und trotzdem ist das Unternehmen nicht fair bewertet. Was ist Ihre Erklärung dafür? – Das ist eine Mischung aus verschiedenen Elementen: Das Thema unserer Industrie ist für Analysten und Investoren
immer noch schwer greifbar. 90 Prozent des Wettbewerbs ist in Asien, nicht jeder veröffentlicht in Englisch. Es gibt weder in Amerika noch in Europa Unternehmen, die mit unserem vergleichbar sind, weder von der Größe noch von der Technologiebandbreite und den Applikationen her, das ist ein wesentliches Differenzierungsmerkmal der AT&S. Es ist wesentlich, dass man die Peergroup so schlecht greifen kann. Wir sind kein Halbleiter-Unternehmen, werden aber oft mit diesen verglichen.
Was für ein Unternehmen sind Sie denn? – Wir machen das klassische Geschäft eines Produktionsdienstleisters. Wir stellen Technologien zur Verfügung, dass die Produkte unserer Kunden, wie etwa Smartphones, Hörgeräte, Herzschrittmacher, selbstfahrende Autos, Drohnen oder Satelliten, produziert werden können. Wir machen das zunehmend proaktiv und versuchen, ins Lösungsanbietergeschäft hineinzukommen, und bieten auch technische Lösungen aktiv an.
Zum Beispiel? – Wir lösen Probleme. Wir bieten nicht nur Hardware an, sondern Komplettlösungen, vom Design über Simulation bis zu Fertigung und Test. Das sind etwa Verbindungslösungen zwischen den Halbleitern oder PackagingLösungen für die Halbleiterindustrie.
Das versteht kaum jemand. – Man könnte sagen, unsere Produkte sind das Nervenzentrum elektronischer Geräte. Diese entstehen aus der Kombination von einzelnen Bauelementen. Die elektrische und mechanische Verbindung dieser Komponenten leistet die Leiterplatte oder auch das IC-Substrat. Unsere Produkte sehen unspektakulär aus, aber auf wenige Mikrometer die Toleranz dieser Dinge herzustellen, mit nasschemischen Prozessen und der Kombination mit zahlreichen anderen Technologien, das ist komplex. Bis das Produkt am Ende rauskommt, sind 200 Arbeitsschritte notwendig. Die Herausforderung liegt im Design unserer Kunden, die in ihren Produkten immer mehr Funktionalität integrieren wollen. Das erfordert immer kleinere Strukturen. Wir sind effizient, weil wir in diese Lösungsprozesse früh eingebunden sind.
Richtungswechsel.
Das Geschäftemachen in China habe sich stark verändert. „Das Land will nicht mehr die verlängerte Werkbank des Westens sein, sondern selbst Technologien entwickeln“, sagt Andreas Gerstenmayer.
#FINANZEN
in tausend Euro
Umsatz
Bruttogewinn Betriebsergebnis
Ergebnis vor Steuern
Konzernjahresergebnis
Ergebnis je Aktie in Euro
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit
Eigenkapital
AT&S AG ZAHLEN
2020/21 2019/20
1.188.223,97 1.000.577,33 166.985 102.909
79.760 47.402
59.621 38.747
47.423,8
1,01
184.651 19.814
0,30
185.123
802.013 760.259
QUELLE: UNTERNEHMENSANGABEN
Fehlt der Sex-Appeal, weil Sie nicht über
Ihre Kunden sprechen dürfen? – Im Prinzip weiß doch jeder, wer unsere größten Kunden sind. Wer will, weiß es.
Emotion entsteht durch Anwendung. Die AT&S liefert jetzt die Elektronik für Körpertemperaturpflaster. Ein Pflaster hat Emo-
tion. - Deshalb reden wir ja auch über unsere Applikationen und Endgeräte.
Der Börsenplatz stand in der Vergangenheit immer wieder zur Diskussion. Steht das
noch auf der Agenda? – Aktuell steht das Thema nicht auf unserer Agenda.
Auffällig ist, wie gut bei der AT&S AG Aufsichtsrat und Vorstand miteinander harmonieren. Aufsichtsratschef Hannes Androsch ist auch Kernaktionär. Was ist für ein gutes Verhältnis wichtig? – Vertrauen ins Management, das muss berechenbar und verlässlich sein. Wir liefern, was wir sagen. Wir haben das gleiche Interesse: Wir wollen die Firma entwickeln und weiterbringen, den Wert für Aktionäre steigern. Unsere beiden Kernaktionäre sind sehr langfristig orientiert. Wir brauchen häu-
fig sehr schnell Entscheidungen, und unser Aufsichtsrat ist in der Regel sehr flexibel und schnell erreichbar.
Gab es denn über die Jahre Übernahme-
angebote für die AT&S AG? – Erstaunlicherweise wenig.
Weil man sie nicht einordnen kann? – Unsere Reputation in der Branche ist exzellent, sonst hätten wir nicht so tolle Kunden. Es gibt andere Barrieren. Die Frage ist, was gewinnt man, wenn man sich bei uns beteiligt? Im Wesentlichen Technologie. Dass das noch keiner so genutzt hat, ist dem Umstand zuzuschreiben, dass strategische Investoren bei uns eine starke Position haben, uns kann man nicht so einfach übernehmen. Hier bringen Kernaktionäre Stabilität.
Derzeit läuft bei Ihnen eine Investitionsoffensive, vor allem in Asien. China ist für Sie einer der wichtigsten Märkte. Wie viel hat die AT&S AG in die Standorte Schanghai und Chongqing bisher investiert? – Da sind wir nahe an der Zwei-Milliarden-Grenze, 800 Millionen bis eine Milliarde Euro in Schanghai, 700 Millionen in Chongqing, zwei Werke dort sind ausinvestiert, in das dritte Werk investieren wir 1,2 Milliarden Euro. Dieses haben wir im Rahmen der Covid-Pandemie gebaut, die volle Kapazität wird im Jahr 2023 erreicht werden. In Schanghai, wo wir Leiterplatten produzieren, wollen wir den Technologielevel halten, Chongqing jetzt und künftig Kulim in Malaysia ist mit den IC-Substraten unsere Wachstumsgeschichte.
Welche sind die wesentlichen Standortvor-
teile von Chongqing? – Vergleiche ich den Standort mit Europa, sind es die Personalkosten. Energiekosten sind ein großes Thema, ebenso die Verfügbarkeit von Mitarbeitern. Die Geschwindigkeit, mit der ich dort neue Kapazitäten schaffen und ein Werk bauen kann, ist natürlich immens, auch regulatorisch und behördlich. Das dritte Werk in Chongqing ist mit 65.000 Quadratmeter Produktionsfläche das größte Werk, das wir je gebaut haben. Und das während der Pandemie! Wir sind im Herbst 2021 mit der ersten Produktionslinie live gegangen. Innerhalb von zwei Jahren so ein Gebäude zu bauen, das schaffen Sie in Österreich nicht.
Um wie viel können Sie in Chongqing güns-
tiger produzieren als in Österreich? – Das kann ich nur theoretisch vergleichen, weil es um komplett andere Technologien geht. Wir bauen derzeit in Leoben ein R&D-Zentrum mit Kleinserienfertigung, da brauche ich deutlich mehr Ingenieure, in Chongqing haben wir eine großvolumige Fertigung und hochautomatisierte Fertigungsprozesse. Aber wenn Sie so wollen, die Lohnkostentangente in Österreich zur zentralchinesischen Lohnkostentangente beträgt in China im Schnitt acht bis zwölf Prozent, in Österreich 30 bis 35 Prozent.
„Wir holen Leute mit dem Bus aus Slowenien.“
ANDREAS GERSTENMAYER
Im Vorjahr hat der chinesische Staat TechKonzerne stärker an die Kandare genom-
AT&S AG
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21.1.17 21.1.22
men. Wie hat sich das Geschäftemachen in China in den vergangenen zehn Jahren ver-
ändert? – Vor ein paar Jahren war es für ausländische Investoren noch viel einfacher. Es gab das Selbstverständnis der Regierung und des Landes, die verlängerte Werkbank des Westens zu sein. Das ist lang vorbei. Die Chinesen wollen selbst Technologien entwickeln und zur Verfügung stellen. Wenn die Vorhaben genauso umgesetzt werden, wie sie im Fünf-Jahres-Plan festgeschrieben sind, werden sich gewisse Industrien Gedanken machen müssen, wie sie sich in Zukunft in China positionieren. Gerade im Commodities-Bereich, da zähle ich auch die Automobilindustrie dazu, wird es für ausländische Investoren schwieriger. Beim Thema E-Mobility wird China meiner Meinung nach führend sein. Weil dort eine Geschwindigkeit bei den verschiedensten Technologien an den Tag gelegt wird, nicht nur bei Batterien, sondern auch bei Wasserstoff. Dem Technologiesektor, dazu gehört die Mikroelektronik, rollt man nach wie vor den roten Teppich aus. Bei Substraten sind wir die Einzigen, die auf diesem Qualitäts- und Technologieniveau in China produzieren.
Gibt es bei der AT&S AG Kontrollen durch
den chinesischen Staat? – In der Regel haben wir sehr enge Kontakte zu den regionalen Behörden. Das ist mehr eine Partnerschaft. Besonders in Chongqing bekommen wir jede Unterstützung, die wir brauchen. In Chongqing haben wir demnächst nahezu 10.000 Mitarbeiter.
Ihr nächstes großes Werk für IC-Substrate wird derzeit für 1,7 Milliarden Euro in Malaysia gebaut. Waren die Entwicklungen in
China dafür ausschlaggebend? – Das hat sicher auch mitgespielt, wir hatten aber schon ein großes Exposure in China. Wir haben für das neue Werk etwa 200 Locations in mehr als 30 Ländern analysiert, auch Österreich.
Wieso haben Sie sich für Malaysia entschieden? – Malaysia hat viele Jahre Erfah-
rung in der Elektronikindustrie. Es gibt professionell geführte Industrieparks in Kulim, alles was Rang und Namen in der Mikroelektronik hat, ist dort. Österreich wäre mit allen potenziellen Förderungen 20 bis 25 Prozent zu teuer gewesen. Es sind nicht nur Arbeitskosten. Da geht es auch um die Supply-Chain. In Europa bekomme ich keine Maschinen, kaum Spezialchemie, das heißt, sie importieren alles. Man darf uns nicht mit der Halbleiterindustrie vergleichen, die hat aufgrund ihrer Technologie und Produkte andere Möglichkeiten zu automatisieren. Unsere Anlagen, die teilweise 70 bis 80 Meter lang sind mit diversen Bädern und Chemie, muss man permanent instand halten, warten und reinigen.
Wie hoch ist die Auslastung? – 80 bis 100 Prozent, der mobile Endgerätebereich ist sehr kurzzyklisch. Bei den IC-Substraten sind wir ausverkauft, auch vorausblickend. Alles, was wir jetzt bauen, ist bereits verkauft. Kunden kommen zu uns und lassen sich Kapazitäten reservieren. Wir bekommen bei der Hälfte unserer Investition von 1,7 Milliarden Euro Unterstützung durch die Kunden. Das trägt natürlich zur Risikoreduzierung bei. Wir haben früher alles vorfinanziert und aufs eigene Risiko genommen, das ist jetzt schon angenehmer. Das Commitment der Kunden hilft uns bei großen Investitionsentscheidungen.
Nun bauen Sie riesige Werke für tausende Mitarbeiter. Haben Sie überhaupt kein Pro-
blem, Fachkräfte zu bekommen? – Wir reden nicht mehr über Fachkräftemangel, wir reden über Arbeitskräftemangel. Wir bekommen vor allem in Österreich auch Produktionsmitarbeiter nicht.
Welche Folgen hat das? – Wir betreiben einen unheimlichen Aufwand, Mitarbeiter zu bekommen. Produktionsmitarbeiter sind schwieriger, weil die nicht so flexibel sind, bei Ingenieuren kann man globale Märkte anzapfen. Wir haben in Leoben einige aus den Philippinen, aus Asien, sicher über 45 Nationen am Standort. Das funktioniert im Arbeiterbereich nicht so leicht. Wir holen Leute mit dem Bus aus Slowenien, die pendeln hin und her.
Konzentriert. Andreas Gerstenmayer erklärt der „Börsianer“Chefredaktion das Geschäftsmodell der AT&S AG.
Kann man das als Unternehmen allein bewerkstelligen? - Wer soll Ihnen helfen?
Die Politik könnte Rahmenbedingungen
schaffen. – (lacht) Dazu machen wir ein zweites Interview. Wir sind dabei, mit Behörden und Verwaltung in Leoben ein internationales Schulsystem aufzubauen, mit englischsprachigem Kindergarten und englischsprachigen Klassen, da gibt es nichts in der Region. Wir brauchen in Kulim, bis das Werk 2024, 2025 ganz oben ist, 6.000 Mitarbeiter. In Leoben brauchen wir in einem kürzeren Zeitraum 700 zusätzliche. Die Herausforderung, 700 zu bekommen, ist mindestens so groß, wie 6.000 zu bekommen.
Was wäre für Sie ein Quick Win bei der
Standortpolitik? – Der größte Vorteil wäre, wenn wir endlich nur einen Ansprechpartner für alle Belange hätten, was die Verwaltung betrifft. Ich vergleiche das mit Malaysia, die haben eine Ansiedlungsagentur, die ist international vertreten und ein One-Stop-Shop. Die unterstützt uns in allen Belangen. Wir hatten in kürzester Zeit Kontakte in die hohe Politik, Zugang zum Wirtschaftsministerium und zum Premierminister, aber auch zu allen Ansprechpartnern, die für die administrativen Prozesse und Genehmigungen wichtig sind.
So wie ein Service-Center? – Ja, ein nationales Service-Center. Als wir das Scouting gemacht und Österreich analysiert haben, hat das hier kaum jemanden interessiert. Wir wollten 1,7 Milliarden investieren! Hinterher waren alle ganz aufgeregt, warum wir uns nicht für Österreich entschieden haben. Ich habe mir damals schon erwartet, dass sich der eine oder andere aus Wien meldet und fragt: Wie können wir helfen? Extrem geholfen haben die Auslandsorganisation der Wirtschaftskammer, die haben uns mitten in der Pandemie ermöglicht, mit den Handelsdelegierten all die Länder zu screenen, das war sehr produktiv.
Und trotzdem bauen Sie jetzt auch in Leoben
ein R&D-Zentrum für IC-Substrate. – Wir wollten an einem neutralen Standort die europäische Ingenieursausbildung nutzen und in die Waagschale werfen. Die Lösungskompetenz, die damit vermittelt wird, ist international schon ein Wettbewerbsargument.
Sie sehen sich als Technologie-Innovator,
wie viel Aufwand ist das? - Wir investieren derzeit acht bis zehn Prozent vom Umsatz in R&D.
Leiterplatten. Die AT&S AG ist der zweitgrößte HDILeiterplattenHersteller der Welt.
„Unsere größten Investitionen fließen in die Mikroelektronik. “
ANDREAS GERSTENMAYER
Welche Sparten sind die Wachstumstrei-
ber für die AT&S AG? - Momentan fokussieren wird uns auf die Mikroelektronik und damit auf die Substrate und das Packaging, dort fließen auch die größeren Zukunftsinvestitionen hin. Wir reden alle von einer digitalen Gesellschaft und gigantischen Datenmengen, diese müssen in jeder Stufe prozessiert werden. Ich brauche also smarte, intelligente Geräte, ich muss die Datenübertragung sicherstellen, deren Transport, genauso wie die Weiterverarbeitung in den Datencentern und der Cloud. Und am Ende muss das gespeichert, und die Daten müssen analysiert werden. In all diesen Bereichen brauche ich eine sehr hohe Leistung an Mikroprozessoren, sonst könnten wir die ganzen Datenmengen nicht mehr bewältigen.
Können Sie ein Beispiel nennen? – Das autonome Fahren. Da brauche ich Echt-
China. Das dritte von drei AT&SAGWerken in Chongquing umfasst 65.000 Quadratmeter Produktionsfläche.
zeitprozesse, um die Sicherheit zu gewährleisten. Da geht es um die Geschwindigkeit der Datenübertragung und die Menge der Daten in den Geräten. Das Datenmanagement als Kern wird Anforderungen an die Mikroelektronik stellen, die signifikant höher sind als in vergangenen Jahren. Unsere Substrate, die die Halbleiter mit der Leiterplatte verbinden, müssen in Zukunft leistungsfähiger, komplexer sein und die Kommunikation zwischen den einzelnen Bausteinen und der Außenwelt herstellen. Wir müssen also die Wertschöpfungskette erhöhen und breitere Technologien zur Verfügung stellen. Diesen Wettbewerbsvorteil wollen wir im R&D-Zentrum in Leoben entwickeln.
Wir haben über vieles gesprochen, aber
noch gar nicht über Nachhaltigkeit. – Kreislaufwirtschaft steht bei uns hoch auf der Agenda. Immer schon. Recycling machen wir seit 20 Jahren, weil wir sehr viele wertvolle Materialen verarbeiten wie Gold, Kupfer, Palladium, Silber. Wer sich für uns interessiert, weiß das. Ich sehe keine Notwendigkeit, dass wir die AT&S von außen grün anpinseln, wir haben das Thema Nachhaltigkeit oder umfassende ESG bei uns in der AT&S frühzeitig etabliert. n