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MARTIN KWAUKA
GELD STINKT NICHT
Wenn die Karriere von Berufspolitikern abrupt zu Ende geht, beginnt das finanzielle Zittern. Mangels einschlägiger Erfahrungen in der freien Wirtschaft bleibt oft nur der Weg zu betuchten Sponsoren mit zweifelhaftem Renommee, die sich einen Politiker als Aufputz oder als Lobbyisten leisten wollen.
„Ohne abgeschlossene Ausbildung ist guter Rat teuer.“
VITA MARTIN KWAUKA
Finanzjournalist
Der leidenschaftliche Weinbauer (61) ist seit 23 Jahren Finanz und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.
Früher war alles so einfach. Politiker erreichten den Höhepunkt ihrer Karriere für gewöhnlich erst im reifen Alter. Am Ende erfolgte dann nahtlos der Wechsel in die auskömmliche Politikerpension. Schon ab neun Jahren im Amt gab es bis zu 80 Prozent vom Letztgehalt. Ab 1997 ist das ein Auslaufmodell, für Neueinsteiger wurden diese Sonderregeln abgeschafft. Dazu kommt: Heute kann man schon im zarten Alter Bundeskanzler werden und muss dann Jahrzehnte bis zum Pensionsantritt warten. Sebastian Kurz kann von Glück sagen, wenn er beim Milliardär Peter Thiel andocken darf. Thiel sieht Demokratie und Freiheit für unvereinbar und sponsert ehemalige und künftige Politiker, die seine radikalen Ideen teilen, gleich in Serie. Sein bisher größter Coup war Donald Trump, den er schon früh als US-Präsidentschaftskandidaten finanziell unterstützte und der wiederum Thiel nach gewonnener Wahl in sein Beraterteam aufnahm. Klar ist: Wer schon bei Trumps Affären beide Augen zudrückt, wird die Gründe für den unfreiwilligen Rücktritt von Sebastian Kurz nur als Peanuts empfinden.
In der zweiten Reihe fällt die Jobsuche erfahrungsgemäß schwerer. Da heißt es dann: Wer will mich? Die ehemalige Grünen-Chefin Eva Glawischnig verdingte sich als Lobbyistin ausgerechnet beim Glückspielkonzern Novomatic. Schon die Römer wussten es: Pecunia non olet – Geld stinkt nicht. Der eine füllt sein leeres Konto auf, der andere bekommt dafür einen seriösen Anstrich. Und wenn die Beträge hoch genug sind, lässt sich selbst die Prominenz erweichen. Apropos: Auch Christian Baha spielte einst in der ersten Liga. Zur Eröffnung seines SuperfundBüros in New York im Jahr 2005 war Bill Clinton für ordentlich Bares angesagt, der letztlich wegen Erkrankung absagte. Zum Zehn-Jahr-Firmenjubiläum 2006 ließ es sich Baha nicht nehmen, den deutschen Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder als Redner für den Gala-Empfang in der Wiener Hofburg einzukaufen. Gegen eine gute Gage gab Schröder, dessen Partei damals heftig gegen Hedgefonds-Heuschrecken wetterte, freundlich zu Protokoll, dass Superfund natürlich ganz etwas anderes als eine Heuschrecke sei. Baha konnte sich Schröders üppiges Salär locker leisten: Damals verwaltete Baha rund 1,6 Milliarden US-Dollar. Und im Jahr 2008 lag Baha im Ranking der bestverdienenden Hedgefonds-Manager der Welt mit 85 Millionen US-Dollar auf Platz 22.
Jetzt reicht es bei Baha nur noch für den ehemaligen Finanzminister Gernot Blümel, den er zum CEO machen will. Laut jüngstem Jahresbericht auf dem Stand von Ende 2020 hatten sämtliche Fonds in der Luxemburger Sicav-Fondshülle nur noch ein Gesamtvolumen von 94 Millionen Euro, Tendenz sinkend: Im Jahr 2019 waren es immerhin noch 103 Millionen. Wer zum Start des Superfund Green EUR im November 2014 Baha 1.000 Euro anvertraute, hatte am 20. Jänner 2022 das Geld bloß auf bescheidene 1.025,76 Euro vermehrt. Die seit 2013 laufende Zweitstrategie Superfund Red EUR steht sogar nur bei 720,23 Euro.
Baha hat in dieser Zeit trotzdem gut verdient: Die laufende Managementgebühr beträgt stolze 4,8 Prozent im Jahr. Und dank einer Königsidee, eine Fondsvariante an den Goldpreis zu koppeln, sprudelt beim Superfund Green Gold auch eine 20-Prozent-Gewinnbeteiligung. Dieser Fonds hält schon nach Abzug aller Kosten derzeit bei 52 Prozent Gesamtgewinn. Nicht aufgrund der Leistung des eigentlichen Handelssystems, sondern allein wegen des steigenden Goldpreises.
Wer im November 2014 eine Unze Gold um damals 943 Euro gekauft hätte, könnte diese heute um 1.627 Euro verkaufen. Das entspricht einem steuerfreien Profit von 73 Prozent. Bei Baha ist es deutlich weniger, weil er für einen steigenden Goldpreis ein Fünftel als Gewinnbeteiligung verrechnet. Warum das ein faires Geschäft für die Kunden ist, muss nun Gernot Blümel argumentieren. n