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VERSICHERUNGEN

GREGOR PILGRAM

Vorstandschef Generali Versicherung

GENERALI WILL GRÜNER UND DIGITALER WERDEN

Gregor Pilgram, Vorstandschef der Generali Versicherung, hat dem Börsianer die Schwerpunkte der neuen Strategie skizziert.

Welche Themen sind Ihnen in der neuen Strategie am wichtigs-

ten? – Die Generali will 2022 als Lifetime-Partner nachhaltig wachsen und Innovationen vorantreiben. Dazu gehören Investitionen in personalisierte Produkte und die Errichtung eines digitalen Direktgeschäfts. Kunden können Verträge mit Handy-Signatur, mit Face-ID oder Fingerprint unterzeichnen. Routineaufgabe werden von Robotic Process Automation übernommen. Die Generali Group wird 1,1 Milliarden Euro bis 2024 in Technologien und die digitale Transformation investieren.

Was versprechen Sie sich von der

neuen Strategie? - Der Kern besteht aus drei Säulen: nachhaltigem Wachstum, Ertragsprofil verbessern und Innovationen anführen. Dazu sollen die Bruttoprämien in nachhaltige Produkte um 25 Prozent gesteigert werden. Bis 2025 sollen 8,5 bis 9,5 Milliarden Euro in grüne Investments fließen. Ertragswachstum soll durch Marktanteilssteigerung vor allem im Bereich Gesundheit und KMU erreicht werden.

Was soll das dem Unternehmen und

den Aktionären bringen? - Im Bereich der Mitarbeiter liegt der Fokus auf der Aus- und Weiterbildung sowie auf Hybrid-Arbeitsmodellen – Büro und Homeoffice. Für Aktionäre soll die starke Finanzbasis und das profitable Wachstum eine erstklassige Rendite bringen. Die nächsten Wochen werden den Vorständen der Vienna Insurance Group AG (VIG) einiges an Verhandlungsgeschick abverlangen. Startet doch die Intensivphase der Gespräche mit der ungarischen Regierung über den Einstieg bei der ungarischen Aegon-Versicherung. Die VIG wollte diese im August des Vorjahres zur Gänze erwerben, stieß dabei jedoch auf das Veto der Ungarn. Einen Tag vor Weihnachten konnte ein Memorandum of Understanding erreicht werden, in dem der ungarischen Staatsholding ein Anteil von 45 Prozent an Aegon Ungarn zugesichert wurde. Jetzt geht es um die Details dieses Einstiegs: Bewertungen, Mitspracherechte, Besetzung der Gremien. 830 Millionen Euro hatte die VIG für die Aegon-Gesellschaften in Ungarn, der Türkei und Rumä-

AEGON-DEAL: VIG STARTET INTENSIVE VERHANDLUNGEN MIT UNGARN

nien in Aussicht gestellt. Jetzt muss der ungarische Teil – der größte unter diesen drei Aegon-Gesellschaften – eigens bewertet werden. Ungarn hatte sich mit dem Veto gegen einen weiteren Ausverkauf der Versicherungswirtschaft des Landes gestellt. Nur rund fünf Prozent Marktanteil hält die einzig wesentliche ungarische Versicherung. Der Rest ist in ausländischer Hand, wobei die VIG mit Aegon und ihrer bestehenden ungarischen Tochter Union Marktführerin ist. Die VIG kann der Beteiligung der ungarischen Staatsholding an Aegon durchaus Positives abgewinnen: „Mit dem Staat an Bord können wir die Themen private Altersvorsorge, leistbares Wohnen und InfrastrukturInvestments besser an die Kunden bringen“, sagt VIG-Sprecher Wolfgang Haas.

NIEDERÖSTERREICHISCHE VERSICHERUNG SETZT AUF ÖKOFONDS

Die Niederösterreichische Versicherung hat für die Kunden der fondsgebundenen Lebensversicherung eine neue Nachhaltigkeitsoption. Der Öko Fondsplus investiert in Fonds, die gemäß der EUOffenlegungsverordnung als nachhaltig klassifiziert sind. Damit ist Greenwashing ausgeschlossen, betont die Versicherung. Anleger könnten damit mittel- und langfristig Kapital gemäß nachhaltigen Kriterien aufbauen. In der Fondsauswahl können sie mitbestimmen – je nach Risikobereitschaft. Ein Umstieg in andere Fonds oder eine Neuaufteilung des eingezahlten Kapitals während der Laufzeit ist möglich. Generaldirektor Stefan Jauk ist überzeugt, dass Nachhaltigkeit auch in der Versicherungs- und Veranlagungsbranche noch stärker an Bedeutung gewinnen wird.

PENSIONS UND VORSORGEKASSEN GEHEN GEMEINSAMEN WEG

Die acht überbetrieblichen Pensionskassen in Österreich und die Vorsorgekassen (Abfertigung neu) verstärken ihren öffentlichen Auftritt. Durch die Zusammenlegung der beiden Fachverbände zum Vorsorgeverband erhofft sich Obmann Andreas Zakostelsky mehr Gehör bei Politik und einer breiten Öffentlichkeit. Der neue Verband vertritt mehr als vier Millionen Anwartschafts- und Leistungsberechtigte mit einem veranlagten Volumen von 43,8 Milliarden Euro. Das Ziel sei eine private Zusatzpension für alle Arbeitnehmer. Derzeit hat nur rund ein Viertel der Beschäftigten Anspruch auf eine. Um dem Ziel näherzukommen, fordert der Verband die steuerbegünstigte Übertragung der Abfertigung auf die Pensionskassen. Und steuerbegünstigte Eigenleistungen der Arbeitnehmer. Dabei setzt Zakostelsky Hoffnungen in Finanzminister Magnus Brunner. Dieser betonte kürzlich, dass Steuerentlastungen für Investitionen in die private Altersvorsorge kommen müssten. Das begrüßt auch der Versicherungsverband.

EIGENMITTEL DER VERSICHERUNGEN DOPPELT SO HOCH WIE ERFORDERLICH

Mehr als zwei Drittel der Versicherungen in Österreich verfügten Ende des drittens Quartals 2021 über mehr als doppelt so hohe Eigenmittel als vorgeschrieben, hält die FMA in ihrem Quartalsbericht fest. Weiter gestiegen sind die Prämieneinnahmen, das versicherungstechnische Ergebnis aber sank. Dafür ist das Finanzergebnis kräftig nach oben geschnellt. Im Detail: Die Versicherungsunternehmen in Österreich konnten in den ersten drei Quartalen 2021 ihr Prämienvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,84 Prozent auf 15,22 Milliarden Euro erhöhen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wuchs um kräftige 55,12 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Dabei ist das versicherungstechnische Ergebnis zwar um 10,12 Prozent auf 529,6 Millionen Euro gesunken, das Finanzergebnis machte dieses Minus aber mehr als wett. Es kletterte um 56,56 Prozent auf 2,28 Milliarden Euro. Mehr als 80 Prozent dieses Ergebnisses stammen aus der Schaden-/Unfallversicherung, 3,4 Prozent aus der Lebensversicherung und knapp zehn Prozent aus der Krankenversicherung.

KARRIERE

Matthias Gerbavsits

hat mit Jahresbeginn die Leitung des Exklusivvertriebs von Generali Österreich übernommen. Er löst Michael Heinzl ab.

TICKER

Handelsgericht kippt zwei Klauseln der DAS Rechtschutzversicherung

Arag Österreich widmet sich verstärkt der Prävention von Streitigkeiten

Verdreifachung der Unwetterschäden 2021 laut Wiener Städtische

Helvetia-Kernaktionär Patria gründet Idea Stiftung für soziales und nachhaltiges Engagement

Risikospezialist Greco übernimmt Versicherungsmakler Westreicher

DIE SORGEN DER VERSICHERER

STUDIE. Das internationale Beratungsunternehmen PWC hat gemeinsam mit dem Center for the Study of Financial Innovation auch 2021 600 Versicherungsexperten aus 47 Ländern (26 aus Österreich) über ihre Zukunftssorgen befragt. Die Studie, genannt Insurance Banana Skins 2021, führt die fünf in den Augen der Versicherungsmanager größten Risiken auf. Nummer eins: Cyberkriminalität. Platz zwei und erstmals unter den Top-dreiRisiken nimmt der Klimawandel ein. Gleich dahinter rangiert die Angst vor rasch steigenden Zinsen. Mit dem erwarteten Ende der Pandemie und der Erholung der Wirtschaft dürften die Zinsen bald steigen. Die Lebensversicherung erwarten dies allerdings sehnlichst, den anderen Sparten bereitet diese Aussicht dagegen große Sorgen.

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