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NACHHALTIGKEIT ALS BOOSTER FÜR RENDITE

Welche ESG­Strategien verfolgen nachhaltige Fonds?

Ist jetzt die richtige Zeit für einen Einstieg?

BRIEFING CHRISTOPH EISELE

Die nachhaltige Geldanlage ist aus dem heutigen Investmentuniversum nicht mehr wegzudenken. Das Interesse an grünen Produkten steigt nahezu ungebrochen. Besonders in Europa hat der Investmentansatz in der breiten Masse Einzug gehalten. Nach einem schwierigen Jahr mit einer strauchelnden TechBranche, zu der grüne Technologiewerte oft zählen, und der wiedererstarkten fossilen Energie hat der Wind wieder gedreht. Laut der Analyseplattform Morningstar ist der Zufluss in nachhaltige Fonds sowohl in Europa als auch in den USA wieder am aufsteigenden Ast.

2,5 Billionen US-Dollar waren mit Ende

2022 weltweit grün veranlagt. Mit 83 Prozent stammt das meiste Geld aus Europa, gefolgt von den USA mit elf Prozent. Die Kunst der Fondsmanager und Vermögensverwalter liegt nun darin, das Geld dorthin zu lenken, wo es dabei hilft, den Planeten zu schützen und gleichzeitig einen Mehrwert für die Anleger zu erzielen. Doch anhand welcher Kriterien wählen diese ihre Investments aus? Wo findet man aktuell günstige Einstiegsmöglichkeiten? Der Börsianer Grün hat bei vier Fondsmanager mit Fokus auf Nachhaltigkeit aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA nachgefragt, welche Strategien und Ziele sie verfolgen.

ÖSTERREICH

Clemens Klein

Erste Asset Management

Erste WWF Stock Environment

ISIN: AT0000705678

1. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? - Der Fonds investiert weltweit vor allem in Unternehmen aus dem Bereich Umwelttechnologie. Bei der Auswahl liegt der Fokus auf Unternehmen, die in den Bereichen Wasseraufbereitung und -versorgung, Recycling und Abfallwirtschaft, erneuerbare Energie, Energieeffizienz und Mobilität tätig sind. Renditeziel gibt es keines, aber ich bin überzeugt, dass die Themen und Unternehmen des Fonds auf Jahre deutlich stärker wachsen werden als die Gesamtwirtschaft.

2. Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Aktuell ist der Bereich erneuerbare Energien mit einem Portfolioanteil von 42 Prozent am stärksten gewichtet, gefolgt von Energieeffizienz mit 19 Prozent, Abfall und Recycling mit zwölf Prozent und Wasser mit acht Prozent. Die größten Positionen sind aus dem Bereich Solarenergie, weil ich hier aktuell das attraktivste Wachstumspotenzial sehe.

3. Wie ist die Aufteilung zwischen Europa und den USA allokiert? Gab es hier im Laufe der Zeit Veränderungen? - Titel aus den USA nehmen mit 42 Prozent den größten Anteil im Portfolio ein, gefolgt von Frankreich mit neun Prozent, japanische Unternehmen mit sieben Prozent und Norwegen mit sieben Prozent. Zuletzt wurden vermehrt Zukäufe in den USA getätigt, da der Inflation Reduction Act sehr attraktive Rahmenbedingungen für Bereiche wie Solar- und Windenergie, grünen Wasserstoff, Stromspeicher oder Elektromobilität bietet.

4. Wo sehen Sie derzeit günstige Einstiege? - Für den Fonds ist aktuell die Solarenergie das wichtigste Thema. Hier gibt es noch sehr viel Potenzial für weiteres Wachstum. Solaredge, Enphase, Sunrun und Sunnova sind hier einige Top-Holdings. Außerdem setze ich vermehrt auf die Bestrebungen Europas und der USA, bei Umwelttechnologien unabhängiger von China zu werden und eigene Lieferketten aufzubauen, wovon Unternehmen wie Meyer Burger oder REC Silicon profitieren sollten.

5. Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert? - Der Fonds bleibt auch künftig auf „Environment“ fokussiert. Darüber hinaus kommen auch strenge Kriterien in den anderen beiden Bereichen zur Anwendung. Die Qualität der Investments wird unter anderem auch durch Labels wie das Österreichische Umweltzeichen oder das Drei-Sterne-Rating beim FNG-Siegel bestätigt.

SCHWEIZ

Anne Opitz

Bank J. Safra Sarasin

JSS Sustainable Multi Asset – Global Opportunitiesy

ISIN: LU005889294

1. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? – Das Ziel ist langfristiges Kapitalwachstum, indem global in verschiedene Anlageklassen investiert wird. Finanzrelevante ESG-Aspekte werden im gesamten Anlageprozess integriert, um ein überdurchschnittliches ESG-Profil zu erzielen. Angestrebt wird eine absolute Rendite von sechs bis neun Prozent pro Jahr über einen Konjunkturzyklus.

2. Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Der Fonds ist aktuell nahe an der Rezessions-Positionierung. 25 Prozent sind in Aktien, die in über 173 Einzeltitel mit niedriger Volatilität diversifiziert sind. Der Anleiheanteil beläuft sich derzeit auf rund 40 Prozent. Mit rund 30 Prozent an liquiden Mitteln bleibe ich flexibel und anpassungsfähig.

3. Wo sehen Sie derzeit günstige Einstiege? – Das Ziel besteht darin, Faktoren zu managen und idiosynkratische Risiken zu vermeiden. Daher hat das Portfoliomanagement keine Überzeugungen zu einzelnen Positionen, sondern eher auf Faktor-Ebene. Derzeit beträgt die Allokation 50 Prozent „Low Volatility“ und 50 Prozent „Quality“. Bei der Fixed-Income-Allokation bevorzuge ich derzeit einen Barbell-Ansatz, bei dem die lange Duration von Staatsanleihen mit der kurzen von Unternehmensanleihen kombiniert wird.

4. Wann fliegt ein Unternehmen aus dem Fonds? - Das Hinzufügen oder Veräußern einzelner Aktienpositionen wird durch den systematischen Anlageprozess gesteuert. Änderungen der sonstigen Portfolioallokationen werden im Rahmen des bankweiten Anlageausschusses und des Allokationskomitees beschlossen oder geschehen bei grundlegenden Änderungen im Wirtschaftszyklusmodell. Im Falle einer Herabstufung des ESG-Ratings müssen die Portfoliomanager die Positionen innerhalb von 30 Kalendertagen verkaufen.

5. Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert? - Umweltdaten waren die ersten, die von Unternehmen gesammelt und veröffentlicht wurden, um ein Verständnis für ESG zu entwickeln, daher konzentrierten sich die ersten ESG-Publikumsfonds eher darauf. Diese Faktoren spielen auch heute noch eine wichtige Rolle, wurden aber durch Soziales und Governance ergänzt. Unsere Analysten definieren die wichtigsten ESG-Themen für jede Unterbranche, an denen Unternehmen gemessen werden.

Deutschland

Paul Buchwitz

DWS Group

DWS Invest SDG Global Equities

ISIN: LU1891311430

1. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? - Der Fonds fokussiert sich auf Unternehmen, die einen positiven Beitrag zur Erreichung mindestens eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, kurz SDGs, leisten. Mittel- bis langfristig lautet das Ziel, mindestens gleich gut oder besser als der MSCI All Country World Index zu performen.

2. Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Der Gesundheitssektor spielt eine wichtige Rolle. Der Schwerpunkt liegt hier zum Beispiel auf Pharmaunternehmen mit Fokus auf Krebs, Alzheimer, Fettleibigkeit und Diabetes. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft Klimaschutz und erneuerbare Energien. Attraktiv erscheinen hier Unternehmen aus den Bereichen Solar, Batterie und Wasserstoff. Ebenfalls wichtig sind Unternehmen, die den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen ermöglichen, etwa über Filtertechnologien oder mithilfe von Pumpen und Leitungen.

3. Wie ist die Aufteilung zwischen Europa und den USA allokiert? Gab es hier im Laufe der Zeit Veränderungen? - Ich habe bereits 2021 begonnen, Investments in den USA zugunsten von Europa zu reduzieren, insbesondere aufgrund der attraktiven Bewertung europäischer Aktien. Derzeit haben wir einen US-Anteil von rund 40 Prozent, der Europaanteil liegt bei 50 Prozent. Ich glaube, dass die Zinserhöhungen Europa nicht so stark treffen werden wie die USA, deren Aktienmarkt höher bewertet ist und aufgrund der Technologielastigkeit sensitiver auf höhere Zinsen reagiert.

4. Wann fliegt ein Unternehmen aus dem Fonds? - Zum Beispiel wenn es das festgelegte Kursziel erreicht hat, wenn sich die Geschäftsaussichten massiv eingetrübt haben oder es keinen SDGBeitrag mehr leistet, etwa durch Abspaltung von entsprechenden Unternehmensteilen oder einer strategischen Neuausrichtung.

5. Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert? - Die Gewichtung der SDGs ergibt sich aus den Renditeaussichten. Wir investieren in Vorreiter aus allen Branchen. Es findet keine Bewertung statt, ob es wichtiger ist, das Klima zu schützen oder Krankheiten zu besiegen. Der Gesamtbeitrag zu den SDGs sollte auf Umsatzebene im Portfoliodurchschnitt 50 Prozent betragen.

INTERNATIONAL

Francesco Conte

JP Morgan Asset Management

JPMorgan Climate Change Solutions Fund

ISIN: LU2394008846

1. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie, und welches Renditeziel streben Sie dabei an? - Wir fokussieren auf fünf Themen, die Lösungen für die Ursachen des Klimawandels bieten. Der Fokus liegt auf Unternehmen, deren Produkte sich in der Phase der Massenanwendung befinden. Langfristig ist es das Ziel, den breiten Aktienmarkt zu schlagen.

2. Was sind derzeit die größten Positionen und Schwerpunkte in Ihrem Fonds? - Die größten Chancen sehe ich bei erneuerbaren Energien und im Bereich der Elektrifizierung. Der elektrische Betrieb von Autos, Geräten und Heizungsanlagen ist ein wesentlicher Bestandteil der Reduktion von Treibhausgasemissionen. Hier wird in Unternehmen investiert, die die Technologien für den Übergang zur Elektrizität entwickeln, etwa mittels intelligenter Netzlösungen oder Hochspannungskabeln.

3. Wie ist die Aufteilung zwischen Europa und den USA allokiert? Gab es hier im Laufe der Zeit Veränderungen? - Bei der regionalen Aufteilung des Portfolios wird ein Bottom-up-Auswahlprozesses verfolgt. Die Hälfte davon ist in Europa und etwa ein Drittel in den USA investiert, da viele der auf Energieeffizienz ausgerichteten Lösungen für den Industriesektor in Europa angesiedelt sind. Führende Unternehmen in Bereichen wie Heizung, Lüftung und Klimatisierung sind in den USA ansässig. Die USA sind untergewichtet, da viele amerikanisch BigTech-Aktien nicht zur nachhaltigen Anlagethese passen.

4. Wann fliegt ein Unternehmen aus dem Fonds? - Das Thema „Climate Change Solutions“ wird langfristig gesehen, daher ist der Portfolioumschlag relativ gering. Die Konzentration liegt auf Unternehmen, die hohe Eintrittsbarrieren vorweisen. Positionen werden geschlossen, wenn ein Unternehmen keine hohe Preissetzungsmacht mehr hat oder wenn eine Aktie nicht mehr mit der Anlagethese übereinstimmt. Wenn sich ein Unternehmen gut entwickelt hat, werden auch Gewinne mitgenommen, wie etwa im letzten Jahr bei den Anbietern von Landwirtschaftsmaschinen.

5. Wie ist die Balance zwischen Social und Governance gegenüber Environment, hat sich diese mit der Zeit verändert? - Im gesamten Investitionsprozess ist ein strenger ESG-Rahmen integriert. Das Hauptziel des Fonds liegt mit Fokus auf die Bewältigung des Klimawandels am ehesten bei Umweltfragen. Bei der Bewertung werden aber alle drei Kriterien berücksichtigt.

#REPORTING

Proteste. Aktivisten aus der Zivilgesellschaft halten die EU-Maßnahmen gegen Greenwashing für unzureichend. Viele Unternehmen leiden allerdings unter den verschärften Berichtspflichten der CSRD.

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