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KREDITE OHNE KOHLE

Wie gelingt Banken die Dekarbonisierung ihres Kreditportfolios?

Welche Zielkonflikte ergeben sich im Alltag mit Kunden?

Innovative Ansätze aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

BRIEFING RAJA KORINEK

Der Klimawandel muss gebremst, die Erderwärmung eingedämmt werden. Nur so können die Pariser Ziele erreicht werden, zu denen die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs bis 2030 auf höchstens 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zählen. Bei der Transformation spielen Banken als Kreditgeber eine wichtige Rolle.

Tatsächlich beginnen immer mehr Banken allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der DACH-Region, auf die Dekarbonisierung ihrer Kreditportfolios zu setzen. Wie weit fortgeschritten die Bemühungen sind, lässt sich aktuell noch schwer quantifizieren, erklärt Frank Mrusek, Senior Manager bei der deutschen Unternehmensberatung ZEB Consulting. „Viele Banken haben erst 2022 begonnen, Zahlen zu veröffentlichen. Es gibt noch wenige Vergleichswerte zu den Vorjahren.“

Ambitionierte Dekarbonisierungsziele

Der Börsianer Grün hat mit Finanzhäusern in der DACH-Region gesprochen, sie verweisen auf durchwegs ambitionierte Ziele. Romina Schwarz, Leiterin der Fachstelle Nachhaltigkeit der Zürcher

Kantonalbank (ZKB), meint: „Für unser Finanzierungsgeschäft orientieren wir uns insbesondere an den Zielsetzungen des Bundes und des Kantons Zürich mit Blick auf die Umsetzung der Agenda 2030 und die Erreichung der Treibhausgasneutralität 2050.“ Die ZKB strebt im eigenen Betrieb Netto-Null-Emissionen bis 2030 an, über alle Geschäftsbereiche die Netto-Null bis 2050. Die Bank schloss sich deshalb im Dezember 2022 der NetZero Banking Alliance an. Dieser gehört etwa auch die Unicredit Bank Austria AG – wie die Unicredit insgesamt - an. „Im Finanzierungsbereich kooperieren wir zudem mit dem WWF und sind Mitglied sowohl bei der Green Finance Alliance als auch beim Klimaaktiv-Pakt“, ergänzt Dieter Hengl, Vorstand Corporates der Unicredit Bank Austria AG. Zudem wird mit dem WWF Österreich an der Verankerung von Nachhaltigkeitszielen im Kreditvergabeportfolio gearbeitet.

Die Green Finance Alliance vom österreichischen Klimaschutzministerium sieht die freiwillige Selbstverpflichtung von Finanzunternehmen zu den Pariser Klimazielen vor, wobei die PortfolioAusrichtung der Banken am 1,5-GradZiel spätestens 2040 erreicht sein muss. Dabei umfasst der Kriterienkatalog vor allem den Ausstieg aus fossilen Energie- trägern, den Ausbau grüner Geschäftsaktivitäten sowie eine jährliche Klimaberichterstattung.

Hebel bei Wohnbau und Energie

Die Hypo Oberösterreich AG, die einen bedeutenden Marktanteil im oberösterreichischen Wohnbau hat, konnte das Volumen der nachhaltigen Wohnbaufinanzierungen - vor allem im freifinanzierten Großwohnbau von Bauträgern und Genossenschaften - von rund 526 Millionen Euro im Jahr 2021 auf rund 630 Millionen Euro im Vorjahr um fast 20 Prozent erhöhen können. 21.900 Tonnen CO2 wurden so eingespart. „Im Bereich der Immobilienfinanzierungen liegt ein wesentlicher Hebel, um den CO2-Fußabdruck durch die nachhaltige Sanierung und Errichtung energieeffizienter Wohngebäude zu verbessern. Es ist eine große Herausforderung, einen guten Datenhaushalt für das Monitoring und Berichtswesen aufzubauen. Also eine entsprechende Datenqualität über die zu finanzierenden Gebäude zu erlangen, sodass der CO2-Effekt konkret nachgewiesen werden kann“, erklärt Vorstandschef Klaus Kumpfmüller dem Börsianer Grün

Auch in Deutschland arbeitet die Finanzwelt an der Transformation. Bei der Commerzbank AG liegt der Fokus bei der

Dekarbonisierung der Kreditportfolios derzeit auf den CO2-intensiven Sektoren wie Energieerzeugung, gewerbliche und private Immobilien, Automobilherstellung, Eisen und Stahl, Zement und Luftfahrt. So will die Bank etwa den CO2Ausstoß in ihrem Portfolio der privaten Baufinanzierungen, die einen großen Teil des Kreditportfolios mit Privat -und Unternehmerkunden ausmachen, bis 2030 um mindestens 57 Prozent reduzieren.

Im Energieportfolio, das Kredite für Stromproduzenten enthält, soll der CO2-Ausstoß um 74 Prozent gesenkt werden, bei den gewerblichen Immobilienfinanzierungen sind minus 68 Prozent als Ziel angepeilt, in der Zementindustrie 20 Prozent und in der Luftfahrt 22 Prozent. „Unsere ambitionierten CO2-Reduktionsberechnungen sind von der Science Based Targets Initiative, einem der führenden internationalen Standardsetzer, geprüft und bestätigt worden. Das gibt uns Rückenwind, dem bereits eingeschlagenen Net-Zero-Pfad auch weiterhin konsequent zu folgen“, sagt Marcus Chromik, Risikovorstand der Commerzbank zum Börsianer Grün. Herausfordernd ist für Marcus Chromik „mit Sicherheit die Datenverfügbarkeit. Wir haben einen klimarelevanten Datenhaushalt und eine ei- gene Einheit für ESG-Daten im Bereich Big Data and Advanced Analytics aufgebaut.“ Derzeit verfügt die Bank über umfangreiche Datensätze von mehr als 2.000 Unternehmen. „Wir müssen den Weg zur grünen Finanzierung mit unseren Kunden gemeinsam gehen“, sagt Chromik. Das heißt, die Commerzbank AG „befähigt ihre Kunden zu einer nachhaltigen Transformation“. So der Plan. Die Bank prüft in Einzelfällen etwa über ihren Reputationsrisiko-ManagementProzess. Werden Richtlinien oder Mindeststandards nicht reflektiert, kann das zur Ablehnung eines Geschäfts oder gar einer Geschäftsbeziehung führen. Ähnlich herausfordernd sieht Geschäftskunden-Vorstand Peter Lennkh von der vorwiegend in Osteuropa agierenden Raiffeisen Bank International AG (RBI) den Weg zur Dekarbonisierung, denn auch er sagt, dass die ESG-Daten der Kunden, „die wir zur Berechnung von Risiken benötigen“, oft schwer zu eruieren sind. „Eine neue Richtlinie zum Corporate Sustainability Reporting wird hier zwar in der Zukunft eine Verbesserung der Datenlage bringen, aber aktuell ist das Sammeln von strukturierten ESGDaten schwierig. Ein pragmatischer Ansatz ist ein gemeinsames Projekt österreichischer Banken mit der OeKB zur Schaffung einer Plattform, des ESG Data Hub, zur zentralen Bereitstellung relevanter Kundendaten“, sagt Peter Lennkh zum Börsianer Grün, der seinen Kunden ein Netzwerk von ESG-Experten zur Seite stellt. „Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen, die den Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung nicht mit uns gehen wollen, werden wir leider tatsächlich hinterfragen oder sogar been-

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