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VERWIRRUNG UM HERABSTUFUNGEN VON ESG-FONDS

Die EU-Kommission hat Mitte April 2023 ihre Leitlinien der Offenlegungsverordnung (SFDR), mit der die Fondsindustrie ihre Fonds je nach Nachhaltigkeitsgehalt in Artikel 6, 8 oder 9 klassifizieren kann, adaptiert beziehungsweise ist auf Fragen eingegangen. Der Klarstellung waren Ende 2022 Herabstufungen von Artikel9 und Artikel-8-Fonds mit einem Volumen von 175 Milliarden Euro vorangegangen, vor allem von passiven Produkten, nachdem die Regulierungsbehörden das Regelwerk nach den starken Kursverlusten infrage gestellt hatten. Die EU-Kommission nimmt mit der Adaptierung der Leitlinien die Fondsindustrie aber erneut in die Pflicht und will keine Mindestschwellen vorschreiben. Markt- teilnehmer werden erneut dazu aufgefordert, faire Angaben zu ihren Produkten zu machen und die Inhalte transparent vorzulegen – egal ob passiv oder aktiv verwaltet. Eine Reduzierung von CO2-Emissionen könne sowohl bei einer aktiven als auch passiven Anlagestrategie verfolgt werden und daher die Chance haben, als Artikel-9-Fonds klassifiziert zu werden, heißt es in der Beantwortung der Fragen. Fazit: Es fehlt weiterhin an klaren Regeln, der Interpretation von Nachhaltigkeit sind fast keine Grenzen gesetzt. Hortense Bioy, Global Director für Sustainability Research bei Morningstar, rechnet damit, dass herabgestufte Fonds damit wieder reklassifiziert werden können.

Swisscanto lancierte vor 25 Jahren ersten Swisscanto Equity Fund Green Invest

Pictet AM bringt mit ReGeneration Fonds Artikel9-Fonds auf den Markt

Franklin Templeton mit neuem Klima-ETF auf Schwellenländer im Rennen

Neuer Fonds fürs Universum: Amundi Öko Sozial Net Zero Ambition Bond hat Umweltzeichen +++

Invesco und UBS legen Sustainable Eurozone Equity Fund auf mit Fokus auf Transformation

ALLIANZ GLOBAL INVESTORS KREIERT EIGENE ESG-PLATTFORM

Allianz Global Investors hat eine Plattform für Nachhaltigkeitsdaten mit der Bezeichnung Sustainability Insights Engine (SusIE) eingeführt. Die Plattform berücksichtigt neben ESG-Daten diverser externer Anbieter auch eigene Nachhaltigkeitsratings und Research-Input von Allianz Global Investors. „SusIE ist für uns ein Gamechanger.

Die Welt der ESG-Daten wird immer größer und komplexer. Kunden erwarten zu Recht, dass ihre Vermögensverwalter sie bei der Auswahl und Nutzung der für sie auf Assetklassen-Basis relevanten Daten unterstützen“, sagt Matt Christensen, Global Head of Sustainable and Impact Investing bei Allianz Global Investors.

STUDIE. Nach den Studienergebnissen des Asset and Wealth Management Revolution Reports für 2022 von PWC wird sich das in ESG-Produkten veranlagte Kapital von 18,4 Billionen im Jahr 2021 auf mindestens 33,9 Billionen US-Dollar 2026 fast verdoppeln. Das größte Wachstum wird bei ESG-Fonds erwartet, deren verwaltetes Vermögen von 6,9 Billionen auf 14,3 Billionen US-Dollar steigen soll. In den USA planen 81 Prozent der institutionellen Investoren, ihren ESG-ProdukteAnteil in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen, das verwaltete Vermögen soll von 4,5 Billionen bis 2026 auf 10,5 Billionen US-Dollar steigen, befeuert durch die Investition von 390 Milliarden US-Dollar. In Europa sollen ESG Assets von 12,8 Billionen auf 19,6 Billionen Euro steigen.

GREENWASHING-VORWÜRFE GEGEN ZALANDO

Europas größter Modehändler Zalando wird mit schweren Greenwashing-Vorwürfen konfrontiert. Wie eine Investigativrecherche des SWR, „Flip“ und „Die Zeit“ offenlegt, wird retournierte Kleidung nicht wie vom Konzern angegeben zu 97 Prozent wieder über den Onlineshop weiterverkauft, sondern landet oftmals über weite Umwege bei Großhändlern in Asien und Afrika. Im Zuge der Recherche wurden GPS-Tracker in verschiedene Kleidungsstücke eingenäht und die Ware an Zalando retourniert. Die Auswertung zeigt, wie die Artikel zunächst kreuz und quer durch Europa geschickt wurden. Ein retournierter Babystrampler legte knapp 7.000 Kilo- meter zurück, bevor in Schweden der Akku des Trackers leer war. Eine getrackte grüne Weste war ebenfalls knapp 7.000 Kilometer unterwegs und landete in Spanien. Andere Signale kamen aus der Slowakei, Belgien, Italien und Polen. Zalando bestätigte daraufhin, „dass ein retournierter Artikel vergleichsweise längere Strecken zurücklegt, um den Wiederverkauf und somit die weitere Nutzung zu ermöglichen“. Derzeit wird rund die Hälfte aller bestellten Artikel bei Zalando wieder zurückgeschickt. Der norwegische Verbraucherverband hat den Modekonzern nun mit dem erstmalig vergebenen Greenwashing Award gekürt.

E-PORSCHE BLEIBT LADENHÜTER

Der DAX-Neuling Porsche AG ist beim Absatz von Elektroautos deutlich hinter der Konkurrenz zurückgefallen.

Während Mercedes und BMW ihre EAuto-Verkäufe 2022 mehr als verdoppelten, hinkt der Stuttgarter Autobauer mit einem Rückgang um 16 Prozent deutlich hinterher. Das bislang einzige elektrisch betriebene Modell, der Tycan, ging lediglich 35.000-mal über den Tre- sen. Porsche begründet den Rückschlag mit „Engpässen in den Lieferketten und einer eingeschränkten Teileverfügbarkeit“. Trotz eines Rekordabsatzes 2022 machte der Tycan nur elf Prozent davon aus, der Rest waren Verbrenner. Das Ziel von Porsche, dass bis zum Jahr 2030 vier von fünf ausgelieferten Autos in vollelektrischer Ausführung vom Band laufen sollen, rückt in weite Ferne.

Die vom WWF durchgeführte Studie unter 43 Schokoladenhersteller „Schokoladen-Scorecard 2023“ stellt den Schweizer Produzenten ein schlechtes Zeugnis aus. Mit Rang fünf landet der Baseler Hersteller Halba noch das beste Ergebnis unter den Schweizern. Erst im Mittelfeld folgen bekanntere Größen wie Nestle auf Platz zehn und Lindt & Sprüngli auf Rang 20. Weit abgeschlagen auf Platz 42 liegt das

WIE NACHHALTIG IST SCHWEIZER SCHOKOLADE?

Süßigkeitenkonglomerat Mondelez an vorletzter Stelle, hierzu zählt etwa die Marke Toblerone. WWF-Waldexperte Roman Deveze sagt: „Nachhaltige Schokolade bleibt ein süßer Traum.“ Der Kakaoanbau gelte als weltweiter Hauptverursacher für die fortschreitende Entwaldung und damit als starker Treiber für den Klimawandel wie auch für den Biodiversitätsverlust.

Gr Ner Stahl Nimmt Formen An

Die Voestalpine AG kommt ihrem Ziel, bis zum Jahr 2027 um 30 Prozent weniger CO2 auszustoßen, einen großen Schritt näher. Der Aufsichtsrat hat inzwischen das riesige Investitionsprogramm im Umfang von 1,5 Milliarden Euro freigegeben. Damit sollen bis 2027 zwei Elektrolichtbogenöfen zur Herstellung von Greentec-Steel fertiggestellt sein. Die Bagger werden bereits im kommenden Jahr anrollen, sofern bis dahin alles bezüglich der staatlichen Förderungen geklärt ist. Geplant sind je ein Hochofen in Linz und in Donawitz, die jährlich 2,5 Millionen Tonnen CO2-reduzierten Stahl auswerfen sollen. Dabei kommt ein neues Verfahren zum Einsatz, welches mittels Grünstroms auch deutlich effizienter sein soll. Langfristig wollen die Stahlkocher bis zum Jahr 2050 vollständig CO2-neutral werden.

BAYER:

Aktivistischer Investor Im Nachhaltigkeitsrat

Die Bayer AG hat den aktivistischen Investor Jeffrey Ubben in den Nachhaltigkeitsrat berufen. Ubben und weitere zwei Mitglieder sollen ihre Fachkompetenz in den Bereichen Menschenrechte und nachhaltiges Finanzwesen einbringen. Der externe Nachhaltigkeitsrat wurde 2020 ins Leben gerufen und trifft sich zweimal im Jahr mit Mitgliedern des Vorstands. Der Hedgefondsmanager hat zu Beginn des

Jahres über seine Investmentgesellschaft Inclusive Capital einen Anteil von 0,8 Prozent an der Bayer AG erworben und den Konzern im ersten Schritt dazu gedrängt, einen Nachfolger für den scheidenden Vorstandschef Werner Baumann zu finden. Die Berufung in das nachhaltige Beratergremium sei ein weiterer Ansporn für die bedeutsame Investition in Bayer, so Ubben.

Nordex erhält Auftrag über 106 Megawatt aus Litauen +++

Roche baut CO2-neutrales Logistikzentrum für europaweite Belieferung

+++ Nestle testet Papierverpackung für Kitkat-Schokoriegel

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Lenzing will bis 2025 Recyclingquote auf 50 Prozent erhöhen +++

Wienerberger: Erneuerbare Energien machen Hälfte des elektrischen Energieverbrauchs aus +++ Aktivisten stören Berliner Fashionweek mit Kampagne gegen Adidas

AUFHOLBEDARF BEI ESG-PERSONAL

STUDIE. In Österreich geben jedoch noch immer vier von zehn Unternehmen mit 250 bis 500 Mitarbeitern an, keinen Hauptverantwortlichen für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsagenden im Unternehmen zu haben. Die Marktforscher von Tietoevry Austria haben Geschäftsführer und Bereichsleiter von insgesamt 100 Unternehmen zur Umsetzung im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit befragt. Auch bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern haben 26 Prozent keine eigene Jobposition für die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Betrieb. Zwei Drittel der Befragten führten zudem an, Externe mit Nachhaltigkeitsthemen zu befassen.

RWE-AKTIE PROFITIERT VON ENERGIEWENDE

Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs schätzen das Wachstumspotenzial des deutschen Energiekonzerns RWE AG hoch ein. Als Grund dafür geben sie die staatlichen Förderungen für erneuerbare Energie in den USA und Europa an. Die RWE-Aktie haben sie daher auf „buy“ gestellt. Das Kursziel wird mit 56 Euro angegeben. Nach Schätzungen von Goldman Sachs werden sich die Investitionen der RWE AG bis 2027 fast verdoppeln. Als Risiko sehen die Analysten die unterschiedlichen Kapitalkosten im RWE-Portfolio und Ertragsrückgänge im Bereich Erdgas, Braunkohle und Kernkraft.

Australien Forscht An Billigerem Gr Nem Wasserstoff

Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Hergestellt mittels Ökostrom, wird Wasserstoff als wichtige CO2-freie Energiequelle gehandelt. Doch noch ist die Erzeugung des grünen Wasserstoffs zu teuer, als dass er sich am Markt durchzusetzen vermag. In Australien haben Forscher nun ein Verfahren entdeckt, mit dem grüner Wasserstoff deutlich günstiger erzeugt werden kann. Laut den australischen

Forschern kommt ihr neues Verfahren auf einen Gesamtwirkungsgrad von 95 Prozent, bisherige Verfahren liegen bei 75 Prozent. Der neue Aufbau nennt sich Kapillar-Elektrolyse. Dieses braucht weniger Wasser und Energie als bisherige Verfahren. Die Wissenschaftler haben nun das Unternehmen Hysata gegründet, mit dem das neue Verfahren verfeinert und marktfähig gemacht werden soll.

VERBUND UNTERSTÜTZT ENERGIEWENDE-START-UPS

Österreichs größter Energieversorger Verbund AG investiert in grüne Start-ups. Dazu hat er eine eigene Corporate Venture Capital Unit gegründet, die sich in innovativen Unternehmen im Bereich Climate-Tech engagiert. Nach der Investition in Hallosonne, einen Anbieter von PV-Anlagen in Miet- und Kaufvari- anten, hat der Verbund nun 1,5 Millionen Euro in UBIQ investiert. Das Unternehmen bietet Softwarelösungen für das Flottenmanagement im Bereich Carsharing an. Verbund-Chef Michael Strugl plant, europaweit mit jungen Unternehmen, die im Bereich nachhaltiger Energiezukunft arbeiten, zu kooperieren.

SCHWEIZ: PV-MODULE ZWISCHEN BAHNSCHIENEN

Das Start-up Sun-Ways plant, Solarmodule wie einen Teppich zwischen Bahnschienen in der Schweiz auszurollen. Gestartet werden soll im Mai in der Nähe des Bahnhofs von Butten in der westlichen Schweiz. Zwar experimentiert auch die Deutsche Bahn mit einem ähnlichen Projekt, doch Sun-Ways ist nach eigenen Angaben das erste Unternehmen, das in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Lausanne ein abnehmbares System patentieren ließ. Das sei wichtig, weil die Gleise regelmäßig gewartet werden müssten, erklärt CoGründer Baptiste Danicher.

BP will Investitionen in Öl- und Gasförderung erhöhen

36 Milliarden Tonnen CO₂ stammen jährlich aus Industrie und Kraftwerken weltweit

Fl Ssiggas Als Ersatz F R Erdgas

Als erster Energieversorger in der Schweiz hat die Solothurner Regio Energie einen Pilotversuch zum Einsatz von Flüssiggas statt Erdgas gestartet. Das Flüssiggas wird per Lkw aus Belgien angeliefert und in Solothurn in gasförmigen Brennstoff umgewandelt. Das Unternehmen, das die Stadt Solothurn und Umlandgemeinden mit Strom und Wärme beliefert, hält diesen Schritt aus Gründen der Versorgungssicherheit für notwendig. In Basel, wo ein ähnliches Projekt geplant war, regt sich allerdings Widerstand in der Bevölkerung. Denn Gas ist in jeder Form ein fossiler Brennstoff, der CO2 produziert.

E.ON investiert 33 Milliarden Euro in den Netzausbau

Anteil Erneuerbarer Deutschlands von 19,1 auf 20,4 Prozent gestiegen +++

KARRIERE

Susanne Zapreva verlässt den Vorstand des hannoveranischen Versorgers Enercity in den Vorstand des österreichischen VerbundKonzerns.

Investieren in grünen Strom

Die WEB Windenergie AG (W.E.B) erntet in acht Ländern auf zwei Kontinenten die Energie aus Wind und Sonne und gewinnt daraus grünen Strom. Mit ihrem stetig wachsenden Kraftwerkspark liefert die W.E.B einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlich effizienten Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen.

In diese Zukunft kann man investieren. Mehr dazu unter

Michael Lewish

übernimmt mit 1. Juli den Vorstandsvorsitz des krisengeschüttelten deutschen Uniper-Konzerns und soll neuen Schwung reinbringen.

Schweizer BKW investiert eine Milliarde Franken in Erneuerbare +++

Oberösterreichs Energie AG erweitert Windpark

Kobernaußerwald bis 2030 ohne Umweltschäden – geht das?

GEHT BAUEN AUCH KLIMAFREUNDLICH?

Bauen ist ein Klimaschädling. Doch bei Zuzug und steigendem Wohnbedarf ist Nichtbauen keine Alternative. Aber eines ist klar: Bauen muss nachhaltiger werden. Das sagt auch die Branche selbst, wie etwa Thomas Winkler, CEO der UBM Development AG. „Auf die grüne Wiese zu bauen ist nicht dauerhaft leistbar“, sagt auch Felix Jansen, Marketingmanager der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Ein Problem, welches beide ansprechen: Meist wird zu groß gebaut. Und dann gibt es noch das Thema Altbestand. Wird der Altbestand genutzt, muss darauf geachtet werden, nicht zu viel abzureißen. Alte Baustoffe sind oft umweltbelastender Abfall. „Vieles von der Gebäudesubstanz, vor allem die Fassaden, sollte bestehen bleiben. Denn da steckt viel CO2 drin“, gibt Jansen zu bedenken. Das Thema Dämmung und Baustoffe gewinnt dabei an Relevanz. Wobei wichtig ist, einzelne Baustoffe nicht per se zu verteufeln.

Oberflächlich zu sagen: Holz statt Beton ist nach Ansicht von Jansen nicht zulässig. Zumal Beton für Fundamente weiterverwendet wird und es mittlerweile auch klimafreundliche Verfahren zur Betonherstellung gibt. Grüne Fassaden haben übrigens auch eine Schattenseite. Der Wasserverbrauch steht oft nicht im Verhältnis zum Klimanutzen. Mehr zum Thema gibt es im Climate-ActionPodcast des Börsianer Grün zum Thema nachhaltiges Bauen.

Neue Investchancen

FÜR IMMOFONDS

Offene Immobilienfonds können in Deutschland leichter in Erneuerbare-Energien-Anlagen wie Photovoltaik investieren. Das sieht das Zukunftsfinanzierungsgesetz vor, das im Herbst in Kraft treten soll. Es wird den Erwerb über den Betrieb bis hin zum Verkauf des damit generierten Stroms ermöglichen. Derzeit können offene Immobilienfonds keine Grundstücke kaufen, auf denen sich ausschließlich Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien, aber keine Gebäude befinden. Um den Charakter der Immobilienfonds zu wahren, wird dabei aber ein Grundstücksbezug erhalten bleiben. Für den Immobilienfonds sollen also nicht Anlagen erworben werden, die sich auf Grundstücken ohne Bezug zum Immobilienfonds befinden.

Geb Ude Bis

2050 KLIMANEUTRAL

Gebäude in der EU müssen bis 2050 klimaneutral sein. Dafür sorgt eine schrittweise europaweite Harmonisierung von Energieeffizienzklassen. Alle bestehenden Wohngebäude sollen bis 2030 auf einer Skala von A bis G bewertet werden, wobei G die schlechtesten 15 Prozent des Gesamtbestands des jeweiligen Mitgliedslands darstellt. Bis 2033 soll dann kein Gebäude schlechter als Klasse D sein. Bis 2050 müssten rund 97 Prozent des europäischen Gebäudebestands energetisch saniert werden, der eine schlechtere Energiebilanz als A ausweist, erklärt die Denkfabrik Buildings Performance Institute Europe (BPIE). Das führt zu gewaltigen Finanzierungsfragen und ungewöhnlichen Partnerschaften. Die Deutsche Bank AG arbeitet mit dem WWF zusammen, um nachhaltige Gebäude zu finanzieren.

Allreal Holding begibt Green Bond über 150 Millionen Franken

Neue Standards Im Bauen

Die auf Nachhaltigkeit spezialisierten österreichischen Immobilienunternehmen United Benefits Holding und Rhomberg Ventures arbeiten zusammen. Sie haben dafür das als One-Stop-Shop konzipierte 50:50-Joint-Venture United Climate gegründet. Es soll einen ganzheitlichen Entwicklungsansatz für Bestands- und Neubauprojekte entwickeln. United Climate wird dabei sämtliche Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette anbieten. Das geht von der Beratung über die Planung bis hin zur Umsetzung mit direkt und indirekt damit verbundenen Unternehmen. Das Ziel ist klar: Unternehmen soll geholfen werden helfen, ihre Bestands- und Neubauprojekte ökologisch, sozial und ökonomisch zu optimieren. Viele Bestandshalter und Entwickler von Immobilien sind im Zuge des Klimawandels und der damit einhergehenden Regulierung des Finanzmarktes vor Herausforderungen wie Offenlegungspflichten und komplexe ESG-Standards gestellt.

Immofinanz AG führt Green-Lease-Verträge ein

Siemens Real Estate: 30 Millionen Euro für Standort für nachhaltige Technologien

Klimareduzierte Baustelle

Die in Wien ansässige Süba AG, eine Tochtergesellschaft der Hallmann Holding, setzt immer wieder nachhaltige Akzente auf internationalen Baustellen. So zum Beispiel durch einen Testlauf mit einem mobilen Generator, der mit Wasserstoff betrieben wird. Seit Jänner 2023 betreibt das Unternehmen zudem die erste windbetriebene Baustelle Europas, die sich in Wien-Simmering befindet und von 16 Windturbinen mit Strom versorgt wird. Die modularen Windkraftanlagen stammen vom Berliner Clima- te-Tech-Unternehmen Mowea, einem Spin-off der Technischen Universität Berlin. Die Leistung der 16 Windturbinen liegt bei bis zu 16.000 Kilowattstunden pro Jahr, was laut Angaben der Betreiber ausreicht, um vier Haushalte mit Strom zu versorgen. Für den Betrieb der Baustelle reicht dies jedoch nicht ganz aus. Für die Windturbinen wird zudem keine zusätzliche Fläche versiegelt oder ein neuer Mast benötigt, da sie flexibel auf bestehender Infrastruktur - in diesem Fall auf Baukränen - installiert werden.

THOMAS KOHLER Director PWC Strategy &

PROBLEME BEI ESG-TRANSFORMATION

Laut einer aktuellen PWC­Studie ist die ESG­Transformation für Versicherer eine der zentralen Herausforderungen. Wo liegen die Probleme? - Thomas Kohler: Versicherer gehen die ESG-Transformation oftmals nicht holistisch an und versäumen eine konsequente Priorisierung entlang der Führungsebenen. Zudem wird das Thema ESG häufig mit einem reinen Fokus auf regulatorische Vorgaben forciert – mögliche Wachstums- und Differenzierungsansätze bleiben daher meistens unberührt. Im Markt ist darüber hinaus zu beobachten, dass in der ESGTransformation die stringente Kundenzentrierung fehlt. Viele der Kunden kennen daher nicht einmal die spezifischen ESGAktivitäten und -Angebote ihrer Versicherer.

Warum scheitern ausgerechnet in der Versicherungsbranche viele ESG­Transformationsprojekte? - Grundsätzlich scheitern Transformationsprojekte in der Versicherungsbranche nicht öfter als in anderen Branchen. Unsere Studie zeigt jedoch, dass sich wesentliche Kennzahlen von Finanzdienstleistern auch nach jahrelanger Transformation kaum positiv verändert haben. Wie bei anderen Transformationsprozessen ist es auch bei ESG-Transformationen entscheidend, die gesamte Organisation mitzunehmen. Dies kann dabei nicht ohne eine systematisch aufgebaute Kommunikations- und Change-Strategie erfolgen. Hinzu kommt, dass es in der Versicherungsindustrie historisch sehr lange Entwicklungszyklen für neue Produkte gibt und das Kundenmanagement oftmals nicht systematisiert und zentralisiert ist. Die stark fragmentierte und teilweise alte

IT-Landschaft vieler Versicherer und die damit historisch gewachsene systemseitige Abhängigkeit sind eine weitere Hürde, die insbesondere hohe Umsetzungsaufwände verursachen.

Warum scheitert es so oft an der Datenverfügbarkeit? - Viele Versicherer verfügen über keine unternehmensweite Datenstrategie oder Datengovernance, da nach wie vor ein sehr starkes Silodenken vorherrscht und somit eine unzureichende Vernetzung zwischen einzelnen Unternehmensbereichen, zum Beispiel Vertrieb und Operations, existiert. Dementsprechend besteht ein sehr hoher Kosten- und Zeitaufwand für die Datenaggregation aufgrund unterschiedlicher Datenquellen und -systemen sowie Datenformaten für Versicherungsunternehmen.

Welche Dimension von ESG spielt für Versicherer die größte Rolle? - Der Fokus liegt aktuell vor allem auf der Umweltdimension, also dem E in ESG. Durch ihre hohen Investmentvolumina hat die Versicherungsindustrie hier eine relevante Verantwortung und zugleich eine signifikante Steuerungswirkung. Viele Kunden assoziieren mit dem Begriff Nachhaltigkeit oder ESG noch immer primär die ökologische Nachhaltigkeit, sodass die Fokussierung auf diese Dimension den größten Hebel bei der Außenwirkung verspricht. In Zukunft wird es jedoch immer wichtiger, auch die S- und G-Dimensionen zu adressieren, um sich einerseits im Wettbewerb zu differenzieren und andererseits die nächste Stufe der Kundenerwartungen zu erfüllen.

FRAUENQUOTE: SCHWEIZ VOR ÖSTERREICH

Vielfalt ist in Führungsteams ein Vorteil – diese Behauptung belegen Studien, und das wissen auch viele internationale Konzerne. Die größere internationale Ausrichtung der Schweizer Wirtschaft ist damit auch ein Grund, warum Frauen in Führungsebenen deutlich häufiger vorkommen als in

Österreich. 24 Prozent der Vorstandsmitglieder im Schweizer Börsenindex SMI vertretener Unternehmen sind weiblich. In Österreich sind nur 8,5 Prozent der Chefetage der börsennotierten Firmen Frauen, in Deutschland sind es immerhin 22,4 Prozent.

DAX 40: 84 PROZENT BERICHTEN ÜBER TAXONOMIEFÄHIGKEIT

Die Taxonomieverordnung ist ein wichtiger Bestandteil des Green-Deal der EU und dient auch der Klassifizierung und Definition nachhaltiger Finanzprodukte, welcher die entsprechende Einordnung von Unternehmen und deren Produkten und Dienstleistungen zugrunde liegen muss. Seit dem Geschäftsjahr 2021 sind bereits zwei der Umweltziele von den Unternehmen zu berücksichtigen: Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. Eine Studie von BDO und Kirchhoff zeigt, dass

84 Prozent der Dax-40-Unternehmen in ihren Berichten bereits die Taxonomiefähigkeit „betrachten“. Sechs Prozent sind bereits jetzt schon so weit, die Taxonomiekonformität zu „beschreiben“. Die weiteren vier Umweltziele: nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung sowie Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme.

Finanzbranche Muss

DEN WALD ENTDECKEN

Die Naturschutzorganisation WWF richtet in ihrer im April 2023 erschienen Studie „Den Wald vor lauter Bäume sehen“ einen eindringlichen Rat an die Finanzbranche. Die globale Entwaldung bedeute erhebliche Risiken, auch finanzielle Risiken. Die Wälder werden nämlich viel zu schnell abgeholzt und gingen für zukünftige wirtschaftliche Nutzungen verloren. Finanzinstitute sind in hohem Maße den Auswirkungen der Entwaldung, Umwandlung von Ökosystemen und damit verbundenen Risiken für die Menschenrechte ausgesetzt.

Diese Risiken können in drei Kategorien eingeteilt werden. Übergangsrisiken treten auf, wenn neue politische Rahmenbedingungen greifen und etwa zu Rechtsstreitigkeiten führen. Das systemische Risiko bezieht sich auf die größere Gefahr des Zusammenbruchs eines ganzen Systems. Es setzt sich in der Regel aus einer Kombination von Kipppunkten zusammen, die zu einer Vielzahl von physischen und Übergangsrisiken führen. Um mit diesen Bedrohungen umzugehen, gelte es zunächst, diese zu verstehen und ein Risikoprofil zu erstellen, worauf dann eine Entwaldungsstrategie folgen soll, deren Fortschritte laufend evaluiert werden. Letztlich sollen auch Kunden und Investoren einbezogen werden, und entsprechend soll auch berichtet werden –mit dem Ziel, in grüne Anleihen oder Aktien in dem Bereich zu investieren.

Erdgas in Taxonomie: NGOs reichen Klage beim EuGH ein

KPMG: Bewusstsein für Klimawandel als finanzielles Risiko nimmt zu

Kienbaum: Unternehmen investieren mehr in Benefits für Mitarbeiter

Ausbildung für Sustainable Finance ab Herbst 2023 an der FH Wien

HOHE AKZEPTANZ FÜR AUSBAU VON ERNEUERBAREN

STUDIE. Oft werden Widerstände in der Bevölkerung gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien ins Treffen geführt. Eine Befragung von Deloitte und der WU Wien sieht für Österreich eine noch nie dagewesene Akzeptanz in der Bevölkerung, was den Ausbau von Wind, Solar oder Wasserkraft anbelangt. Kleinwasserkraft- und Windkraftanlagen konnten vor allen an Beliebtheit gewinnen und Akzeptanzwerte von 78 Prozent beziehungsweise 69 Prozent erreichen. Fast neun von zehn Österreichern befürworten den Ausbau von Photovoltaik in der eigenen Gemeinde. Auch der Ausbau der Freiflächen-Photovoltaikanlagen findet mit 71 Prozent große Zustimmung. 65 Prozent der Befragten wünschen sich einen Vollausbau von Photovoltaikanlagen auf Dachflächen oder Fassaden. Im Jänner 2023 wurden dafür 1.000 in Österreich lebende Erwachsene befragt.

TICKER

Novak Djokovic investiert in Wiener BrausewürfelStart-up Waterdrop +++

Reallabor-Rahmengesetz soll in Österreich Gründer in der Frühphase unterstützen +++

Ex-Wikifolio-Vorstand

Stefan Kainz wird CEO von Crowd4Climate +++

Vealo Ventures steigt bei Berliner Longevity-Start-up Epigenics ein

CO2-TRACKING BEIM EINKAUF: KAMPF UM DIE BESTE LÖSUNG

Zum Wiener Start-Up Inoqo steigt mit Myimpact ein neuer Konkurrent in den Ring. Beide Unternehmen zielen darauf ab, mit dem Bankkonto verknüpft direkt den CO2-Fußabdruck des täglichen Einkaufs zu messen. Das in Berlin und Zürich beheimatete Start-up Myimpact wagt nun neben der Schweiz auch in Österreich und Deutschland den Markteintritt. Die App soll dabei nicht nur helfen, Alternativen aufzuzeigen, sondern die Nutzer auch aktiv zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten bewegen. „Wich- tig ist, dass wir als Individuen durch Verhaltensveränderungen selbst zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Dafür bieten wir das einfachste Tool, mit dem Nutzer die Verantwortung für ihr Handeln selbst in die Hand nehmen und Hilfe für einen nachhaltigeren Konsum erhalten“, sagt Myimpact-CEO und Gründer Christian Sutter. Es gilt nun den österreichischen Platzhirsch Inoqo vom Thron zu stoßen, dessen konzeptgleiche App wurde 2021 noch zum Retail-Startup des Jahres gewählt.

Schweizer Digitalbank Radicant Strauchelt

GENDER-BIAS BEI DER START-UP-FINANZIERUNG

STUDIE. Start-ups mit mindestens einer Frau im Gründungsteam erhalten weniger Investments als jene mit ausschließlich männlichen Gründern. Der sogenannte

Female-Funding-Gap lässt sich sowohl international als auch in der österreichischen Investmentlandschaft messen, wie der jährliche Female Start-up Funding Index von EY offenlegt. Soziale Homophilie bezeichnet den Effekt, dass Menschen andere bevorzugen, wenn sie einem selbst ähnlich sind. In der Start-up-Welt mit großteils männlichen Investoren führt das zu einer strukturellen Benachteiligung von Gründerinnen. In Österreich haben in 2022 nur zwei Prozent von rein weiblich geführten Start-ups frisches Geld erhalten.

Die zur Basellandschaftlichen Kantonalbank gehörende grüne Neobank Radicant könnte bereits vor ihrem geplanten Markteintritt wieder Geschichte sein. Nachdem deren CEO Anders Bally im April 2023 mit sofortiger Wirkung entlassen wurde, hat man den großangekündigten Startschuss auf unbestimmte Zeit verschoben. „Ein

Unterschiedliches Führungs- und Kommunikationsverständnis“ wird von der Bankmutter als Grund für die kurzfristige Entlassung Ballys angeführt, zudem wird von ausgearteten Kostensteigerungen berichtet. Interimistisch haben Produktchef Rouven Leuener und Finanzchef Roland Kläy die Leitung übernommen.

ÖKO-FINTECH

Tomorrow Strukturiert Sich Neu

Die in Hamburg ansässige Tomorrow Bank setzt das Ziel der Profitabilität an oberste Stelle und baut dafür einiges um. Nachdem bereits ein Viertel des Teams entlassen wurde, haben die drei Gründer sowohl für Neukunden als auch für Bestandskunden neue Bezahlmodelle eingeführt. Die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Bank zählt inzwischen rund 120.000 Kunden mit 374 Millio- nen Euro an Kapitaleinlagen, von denen bereits mehr als 140 Millionen Euro in nachhaltige Projekte investiert wurden. Noch ist die Neobank aber weit davon entfernt, schwarze Zahlen zu schreiben. Im Jahr 2022 lag der Verlust im achtstelligen Bereich. Von der Community haben sich die Hamburger inzwischen die dritte Charge an frischem Geld mittels Crowdfunding geholt.

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