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ROTE FLAGGE FÜR VW
Langfristig größere Risiken für nichtnachhaltige Unternehmen
ESGStandards vereinheitlichen, Spielräume reduzieren
Grünen Blase droht bei unverhältnismäßig hohen Bewertungen
VITA
MATTHIAS MANSEL Geschäftsführer
Warburg Invest KAG
Seit 2012 verstärkt der 56-Jährige die 1987 gegründete Warburg Invest, die Kapitalanlagegesellschaft der Warburg-Gruppe mit Sitz in Hamburg, und verantwortet seit 2015 als Geschäftsführer das Portfoliomanagement. Davor war der Anleihenexperte Risikomanager und Portfoliomanager bei der LBBW Asset Management, er bringt über 25 Jahre Kapitalmarkterfahrung mit.
Jedes Unternehmen und jede Bank hat unterschiedliche Ansichten darüber, wie ESG-Faktoren in ihre Strategie integriert werden sollten. Eine Harmonisierung der Standards sei daher extrem wichtig, sagt Matthias Mansel im Gespräch mit dem Börsianer Grün.
Herr Mansel, ESGKriterien spielen eine immer größere Rolle für Investoren. Sehen Sie einen Zielkonflikt zwischen ESGkonformen Anlagen und renditestarken Investments? - Matthias Mansel: Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Unternehmen, die eine klare ESG-Strategie verfolgen, in der Regel besser geführt und risikoärmer sind, was zu einer stabileren und langfristigen Wertentwicklung führt. Eine sorgfältige Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Anlagestrategie steuert nicht nur die Risiken besser, sondern schafft auch langfristige Werte und ist somit im besten Interesse unserer Anlegenden.
Aber Ölkonzerne und Waffenhersteller verdienen derzeit besser. - Es ist richtig, dass einige nichtnachhaltige Unternehmen, wie Sie sie genannt haben, derzeit besonders hohe Renditen erzielen und die totgeglaubte Fragestellung wieder auf die Agenda kommt. Beim nachhaltigen Investieren jedoch geht es nicht um kurzfristige Gewinne. Es ist ein langfristiger Ansatz. Nichtnachhaltige Unternehmen sind auf längere Sicht mit größeren Risiken verbunden, beispielsweise aufgrund von regulatorischen Ein- griffen, Veränderungen in der öffentlichen Meinung oder klimabedingten Risiken. Als verantwortungsbewusster Investor betrachten wir ESG-Kriterien somit nicht als Zielkonflikt, sondern als Chance, um sowohl eine nachhaltige Entwicklung als auch eine positive Rendite zu erzielen.
Wie kommt es, dass jede Bank und jedes Investmenthaus die ESGRegeln selbst interpretiert? Eigentlich müssten sie doch für alle verbindlich sein. - Die ESG-Offenlegung ist zwar gesetzlich verankert, aber es gibt Spielräume bei der Umsetzung der ESG-Kriterien. Jedes Unternehmen und jede Bank hat unterschiedliche Ansichten darüber, wie ESG-Faktoren in Geschäftsentscheidungen und Anlagestrategien integriert werden sollten. Erschwerend kommt hinzu, dass es viele unterschiedliche und schwer zu vergleichende Standards und Bewertungsmethoden gibt, mit denen ein Unterneh- men seine ESG-Performance messen und bewerten kann.
Das ist die neue Unübersichtlichkeit! - Aus diesem Grund bemüht sich die Branche, die ESG-Regeln und -Standards zu harmonisieren und zu standardisieren. Verschiedene Organisationen wie beispielsweise das Carbon Disclosure Project arbeiten daran, einheitliche Standards und Leitlinien für die Berichterstattung und Bewertung von ESG-Faktoren zu schaffen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) bietet ebenfalls eine Lösung für diese Herausforderung, da es eine klare und standardisierte Methode zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Fonds bereitstellt. Fonds, die das FNG-Siegel tragen, müssen bestimmte Kriterien erfüllen, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.
Sind denn die ESGRegeln nicht ein bisschen schwammig? - Es gibt Spielräume. Die Verordnung lässt beispielsweise Raum für die Wahl zwischen mehreren Indikatoren, um die Nachhaltigkeit eines Produkts zu bewerten. Meiner Meinung nach ist die Offenlegungsverordnung ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsstandards in der Finanzbranche. Sie ist jedoch auch ein Teil eines größeren Prozesses zur Verbesserung der ESG-Regeln und muss in Zukunft weiterentwickelt und verbessert werden, um sicherzustellen, dass die Regeln für alle Beteiligten verständlich und konsistent sind.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt bereits vor einer grünen Blase, weil Investments in Nachhaltigkeit rasanter zunehmen als die be treffenden Firmen wachsen können. Ist das eine reale Gefahr? - Es ist richtig, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen in den letzten Jahren rapide gestiegen ist und weiterhin steigt – was mich ehrlicherweise freut. Das Wachstum der nachhaltigen Investitionen trägt jedoch in erster Linie dazu bei, dass jedes Unternehmen sich stärker an seinem Nachhaltigkeitsanspruch messen lassen muss. Unternehmen, welche die Notwendigkeit der Anpassung negieren, schaffen sich eigene Hürden beim Kapitalmarktzugang und verprellen unter Umständen sogar ihre eigenen Kunden. Gleichzeitig müssen Investoren ebenso sorgfältig und verantwortungsbewusst vorgehen. Die Gefahr einer grünen Blase kann bestehen, wenn Investitionen in nachhaltige Anlagen zu unverhältnis-
Dies ist eine Marketing-Anzeige. Bitte lesen Sie den Prospekt des OGAW und die Basisinformationsblätter, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen.
Threadneedle (Lux) European Social Bond
Verbindet positive gesellschaftliche Wirkung mit stabilen Finanzergebnissen n In Zusammenarbeit mit dem Sozialpartner INCO Group* suchen wir gezielt nach den vorteilhaftesten Projekten in Bereichen mit dem größten Bedarf n Wir stellen sicher, dass Anlageideen strenge finanzielle, ökologische, soziale sowie die Unternehmensführung und Liquidität betreffende Prüfungen bestehen n Wir gehen am schnell wachsenden Markt für soziale Anleihen proaktiv auf Unternehmen und Regierungen zu
Ein Investment-Grade-Anleihenfonds, der das volle Potenzial von Anleihen erschließt und eine positive gesellschaftliche Wirkung als auch finanzielle Renditen anstrebt.
Zu beachtende Risiken
Dieser Fonds unterliegt einer Reihe von Risiken, die sich aus den Wertpapieren ergeben, in denen er anlegt, und aus den Techniken, die er zur Erreichung seines Anlageziels anwendet. Anleger sollten den Verkaufsprospekt lesen, in dem sämtliche Risiken ausführlich beschrieben sind. Bevor sie sich für eine Anlage in dem beworbenen Fonds entscheiden, sollten Sie auch alle im jeweiligen Verkaufsprospekt beschriebenen Merkmale und Ziele dieses Fonds berücksichtigen. Die nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungen des Fonds finden Sie auf unserer Website: https://www.columbiathreadneedle.lu/en/retl/about-us/responsible-investment/
Verbundene Risiken www.columbiathreadneedle.com
Der Fonds kann aufgrund der Bedingungen an den Anleihenmärkten zusätzlichen Kredit-, Markt-, Zins- und Liquiditätsrisiken ausgesetzt sein.
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Der Fonds unterliegt Risiken im Zusammenhang mit der Anlage in Schuldtiteln, Derivaten und Währungen.
Typisches Anlegerprofil
Dieser Fonds eignet sich für Anleger, die über einen mittelfristigen Anlagehorizont moderate Risiken in Kauf nehmen können.
*INCO ist führend bei der Bewertung sozial nachhaltiger Unternehmen und arbeitet unter der Schirmherrschaft von Europas führendem Sozialunternehmen: Groupe SOS und Le Comptoir de l’innovation
Wichtige Informationen: Threadneedle (Lux) ist eine in Luxemburg gegründete Investmentgesellschaft mit variablem Kapital (“SICAV”), von Threadneedle Management Luxembourg S.A. verwaltet. Dieses Material ist nicht als Angebot, Aufforderung, Anlageberatung oder Empfehlung zu verstehen. Diese Mitteilung ist zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung gültig und kann ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Informationen aus externen Quellen werden als zuverlässig erachtet, es wird jedoch keine Garantie für ihre Richtigkeit oder Vollständigkeit übernommen. Der aktuelle Verkaufsprospekt der SICAV, die aktuellen Basisinformationsblätter und die Zusammenfassung der Anlegerrechte sind in englischer und deutscher Sprache und/oder in den jeweiligen Landessprachen (sofern verfügbar) bei der Verwaltungsgesellschaft Threadneedle Management Luxembourg S.A., International Financial Data Services (Luxembourg) S.A., bei Ihrem Finanzberater, auf unserer Website www.columbiathreadneedle.com und/oder in der Schweiz bei unserem Vertreter und unserer Zahlstelle in der Schweiz, RBC Investor Services Bank S.A., Esch-sur-Alzette, Zweigniederlassung mäßig hohen Bewertungen führen und nicht auf einer realistischen Analyse der betreffenden Unternehmen basieren. Letztendlich gehen wir davon aus, dass sich auch hier Angebot und Nachfrage sinnvoll ausbalancieren und keine Blasenbildung mit all ihren Folgen entsteht.
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Megatrend. Jetzt warnen Entwickler vor den ungeahnten Folgen. Sind KIUnternehmen ESGkonform? - Zunächst ist KI als Technologie an sich weder nachhaltig noch unsicher. Es hängt davon ab, wie nachhaltig und verantwortungsvoll sie eingesetzt wird. Es gibt KI-Anwendungen, die dazu beitragen können, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit zu verbessern, beispielsweise durch die Optimierung von Energie- und Ressourceneffizienz oder die Vorhersage von Naturkatastrophen. Auf der anderen Seite kann der Einsatz von KI auch mit Risiken verbunden sein, insbesondere wenn es um Themen wie Datenschutz, Diskriminierung oder menschliche Autonomie geht. In Bezug auf die ESG-Kriterien ist es uns wichtig, dass KI-Unternehmen die sozialen Auswirkungen von KI-Anwendungen berücksichtigen und eine starke Governance haben. Dazu gehört zum Beispiel, dass KI-Anwendungen transparent und verantwortungsbewusst entwickelt und eingesetzt werden und dass Unternehmen klare ethische Grundsätze für den Einsatz von KI haben.
Sie kennzeichnen Unternehmen, die gegen die ESGRegeln verstoßen, mit einer „roten Flagge“. Wie viele dieser „RedFlagUnternehmen“ haben Sie identifiziert?Wendet man unseren grundlegenden Nachhaltigkeitsfilter für Nachhaltigkeitsfonds auf den MSCI World an, dann sind aktuell 1.350 Unternehmen investierbar und 142 Unternehmen nicht.
Sie machen auch „AdhocAnpassungen“ – können Sie uns dafür ein Beispiel nennen? – Ad-hoc-Anpassungen sind Anpassungen an einem Anlageportfolio, die unmittelbar oder kurzfristig vorgenommen werden, um auf spezifische Marktbedingungen oder Ereignisse zu reagieren. Mit einem solchen Ereignis wurde die Warburg-Gruppe Ende letzten Jahres konfrontiert. Die Volkswagen AG, Bestandteil zahlreicher Portfolios der Warburg-Gruppe, verstieß gegen einen zentralen Grundsatz: „Emittenten dürfen keine sehr schwerwiegenden unternehmerischen Kontroversen aufweisen, die gleichzeitig einen Verstoß gegen die Prinzipien des UN Global Compact bedeuten.“ Volkswagen stand in der Kritik, zusammen mit dem chinesischen Staatskonzern SAIC seit 2013 eine Fabrik in Urumqi, der Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang in der Volksrepublik China, zu betreiben. Der Umgang des chinesischen Regimes mit den Uiguren ist hinlänglich bekannt. MSCI ESG Research nahm angesichts neuer Erkenntnisse eine Neubewertung Volkswagens vor und kam zu dem Ur- teil, dass das vorliegende Ausmaß der Gefährdung von Minderheiten zur Feststellung der bereits erwähnten kritischen Kontroverseneinstufung eben zur Red Flag führe. Das ESG-Gremium der Warburg-Gruppe würdigte diese Einstufung und veranlasste daraufhin den umgehenden und insbesondere den verpflichtenden Verkauf aller VolkswagenBestände.
Renditen. Ölkonzerne verdienen sich derzeit zwar eine goldene Nase. Aber „nichtnachhaltige Unternehmen sind auf längere Sicht mit größeren Risiken verbunden, beispielsweise aufgrund von regulatorischen Eingriffen“, sagt Matthias Mansel.
Können Sie Investoren helfen, die von all dem nichts wissen wollen und schlicht auf Rendite setzen? - Für Investoren, die frei von jeglicher moralischen Verantwortung nur nach der höchstmöglichen Rendite Ausschau halten, sind wir kein geeigneter Geschäftspartner. Als verantwortungsvoller Vermögensverwalter liegt es in unserer DNA sicherzustellen, dass unsere Kundinnen und Kunden nicht nur eine starke finanzielle Performance, sondern auch eine gute ESGPerformance erzielen. Und auch wenn ein Investor keine explizite ESG-Präferenz hat, bedeutet das nicht, dass ihm die Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen gleichgültig sind. Im Gegenteil: Eine solide ESG-Performance ist ein Indikator für eine nachhaltige Geschäftsstrategie und ein verantwortungsvolles Management, das sich langfristig positiv auf die finanzielle Performance auswirken kann.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Beim nachhaltigen Investieren geht es nicht um kurzfristige Gewinne. Nichtnachhaltige Unternehmen sind auf längere Sicht mit größeren Risiken verbunden, beispielsweise aufgrund von regulatorischen Eingriffen, Veränderungen in der öffentlichen Meinung oder klimabedingten Risiken. n