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Ernst Molden im Interview
Demnächst spielt Ernst Molden mit dem Nino aus Wien »Zirkusmusik« im Mozart-Saal. Im Interview erzählt der Liedermacher von der gemeinsamen Zusammenarbeit, künstlerischer Inspiration und dem Wiener Konzerthaus.
Mit ihrem Album »Zirkus« liefern Sie und Der Nino aus Wien einen Soundtrack zu »Ein Clown, ein Leben« – einer Dokumentation über den Roncalli-Gründer Bernhard Paul. Welchen persönlichen Bezug haben Sie zum Zirkus?
Ich kann da nur für mich sprechen. Mein verstorbener Vater war zirkusnarrisch. Egal, ob ein Zirkus klein oder groß, berühmt oder obskur war, ist er mit uns hingegangen. Damals habe ich die Clowns gefürchtet und die Akrobaten eher weniger beachtet. Unkorrekterweise muss ich sagen, dass mich die Tiere immer am meisten erfreut haben, weil sie groß, gefährlich, geheimnisvoll waren und nach der Wildnis gerochen haben. Natürlich waren sie auch arm, aber das hat ihre Aura nicht verkleinert. Später habe ich mehr und mehr erkannt, dass der Zirkus als archaischste noch existente Form des Entertainment für jeden Künstler eine Inspiration darstellt. Und der Nino und ich haben in der fortschreitenden Arbeit dann irgendwann verstanden, dass uns Musiker schon etwas mit den Zirkusleuten verbindet: Wir sind alle fahrendes Volk.
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Der Nino aus Wien & Ernst Molden
© Stephan Mussil
Nach »Unser Österreich« ist »Zirkus« Ihre zweite Studioarbeit mit dem Nino aus Wien. Was verbindet sie künstlerisch miteinander?
Seit ich den Nino kenne, bin ich fasziniert von ihm. Seit wir befreundet sind, hat sich das noch verstärkt. Er ist ein wunderbarer Songwriter und Dichter, und ein lieber Mensch. Wir tauschen uns viel aus, über die Arbeit und die vielen inneren Vorgänge, die sich da ereignen. Es ist auch aufregend zu beobachten, wie der Nino schreibt: Er sitzt an den Ufern seines Bewusstseinsstroms und schaut, was vorbeikommt. Für die Zirkus-Arbeit haben wir erstmals gemeinsame Lieder geschrieben, das war sehr, sehr kameradschaftlich, geradezu romantisch.
Sie arbeiten in wechselnden Formationen mit einer Reihe an Persönlichkeiten der österreichischen Musikszene, haben aber auch bereits eine Vielzahl an Solo-Alben veröffentlicht. Wie bereichernd ist eine Zusammenarbeit im Duo bzw. im Kollektiv? Worin unterscheidet sie sich im Vergleich zur Arbeit an Ihren Solo-Projekten?
Man muss da zwischen Schreiben und Auftreten unterscheiden. Abgesehen von der Arbeit mit dem Nino aus Wien bin ich beim Schreiben sehr allein, und auch irgendwie sehr weit draußen. Wenn man die Sachen dann auf die Bühne trägt, wird es anders. Da ist es wunderbar, in Gesellschaft zu sein. Bands, ob jetzt Duo oder größere Formationen, sind ja immer auch Geheimbünde, Privatkirchen, Gefäße, in denen es wurlt. Das tut den Songs gut. Ob es mein Zen-Meister Willi Resetarits ist oder der Nino, mit denen ich singe, ob ich mit Ursula Strauss, mit dem Frauenorchester, mit Hans Theessink oder für mein neuestes Projekt mit Herbert Pixner arbeite: Es ist immer ein Bad für die Seele und ein Schub für die Lieder. Aber manchmal spiel ich auch sehr gern allein. Grundsätzlich gilt: Es darf dem Publikum nicht fad werden, mir aber auch nicht.
Wo suchen und finden Sie Inspiration?
Im Winter am Feuer, im Sommer am Wasser.
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Ernst Molden & Der Nino aus Wien
© Ronnie Niedermeyer
Welche Konzerte haben Sie zuletzt besucht?
Das letzte war die großartige Präsentation von Gerald Votavas Christine- Nöstlinger-Songs im Rabenhof, gemeinsam mit der Schlagzeugerin Maria Petrova. Ich kannte die Lieder schon, aber live hat es mich noch einmal überwältigt.
Was verbinden Sie mit dem Wiener Konzerthaus?
Wenn der Mensch in Wien auftritt, ist das Konzerthaus die hohe Schule. Hier sitzen die Feinspitze. Im Publikum und hinter den Kulissen. Man muss »anzaan« als Künstler, muss sich konzentrieren, darf nix anbrennen lassen. Aber hier zu spielen ist eine Ehre und eine Freude. Ich hab die Angewohnheit, im Konzerthaus, wurscht welcher Saal, nach dem Soundcheck sitzen zu bleiben und unverstärkt ein, zwei Lieder in diese großen, alten Räume zu schicken. Nur für mich, für meine Erbauung.
Sie entstammen einer bekannten Schriftsteller- und Intellektuellenfamilie – wie sehr haben Sie ihre familiären Wurzeln künstlerisch geprägt?
Nicht anders als ein Fleischhauerkind in fünfter Generation vom Erbe seiner fleischhauenden Väter und Mütter geprägt wird.
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Fr, 29/04/22, 19.30 Uhr · Mozart-Saal
Ernst Molden & Der Nino aus Wien
»zirkus & unser österreich«
Ernst Molden: Gesang, Gitarre; Nino Mandl: Gesang, Gitarre
Karten: konzerthaus.at/konzert/eventid/59267