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Martin Grubinger

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Jakub Hrůša

Jakub Hrůša

Happy Birthday and Goodbye! Der Starperkussionist feiert mit zwei bereits ausverkauften Konzerten seinen Geburtstag und zugleich den Abschied vom Konzertpodium. Für eine würdige Nachfolge im Zyklus Percussive Planet ist gesorgt

VON DÁVID GAJDOS

Die Kunst des Aufhörens, sie ist und bleibt eine Herausforderung. Jede:r von uns kennt deren Schwierigkeiten bei sich selbst – und kann sie bei Prominenten beobachten, die den Rückzug ins Private nur, ach, so selten zum richtigen Zeitpunkt vollziehen. Angela Merkel kann davon ein Lied singen, genauso Tennislegende Roger Federer, der, statt nach einem seiner späten Triumphe Adieu zum Court zu sagen, sich noch zwei Jahre lang durch Lockdowns und Verletzungen quälte.

Livemusik ist zum Teil auch Hochleistungssport, insbesondere bei Perkussionisten wie Martin Grubinger, bei denen das physische Element enorm wichtig ist. Irgendwann macht der Körper nicht mehr mit. Martin Grubinger verkündete, sich mit einem Auftritt zu seinem 40. Geburtstag von der Konzertbühne zu verabschieden. Aus seiner Sicht ist diese Entscheidung durchaus nachvollziehbar. Er hat in den letzten zwanzig Jahren alles erreicht, was er erreichen konnte, spielte mit den größten Orchestern in den prestigeträchtigsten Häusern, sei es die Carnegie Hall in New York oder das Concertgebouw in Amsterdam. Komponist:innen wie Friedrich Cerha oder Avner Dorman schrieben Stücke für ihn.

Das jüngste Ehrenmitglied

Im Rahmen eines grandiosen Konzerts mit dem Percussive Planet Ensemble überreichte Matthias Naske dem Perkussionisten am 28. Februar die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft der Wiener Konzerthausgesellschaft. Mit erst 39 Jahren ist er der jüngste, der in diese illustre Reihe von weltberühmten Interpret:innen und Komponist:innen aufgenommen wurde. Wie eng das Verhältnis Martin Grubingers in den letzten zwei Jahrzehnten zum Wiener Konzerthaus war, zeigt, dass er hier etwa achtzigmal auf der Bühne stand. Zum ersten Mal mit 19 Jahren, als ihn 2002 die Jeunesse mit Rafael Frühbeck de Burgos und dem Bergen Philharmonic Orchestra in den Großen Saal einlud. 2008 trat er mit Per Rundberg als Rising Star auf, zwei Jahre später mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien. Er spielte auch immer wieder mit seiner Frau, der Pianistin Ferzan Önder und ihrer Schwester Ferhan – und natürlich oft mit seinem Percussive Planet Ensemble.

Sein Erbe besteht fort

Dass sich die Percussion- und Musikszene während seiner aktiven Zeit entwickelt hat, ist auch ihm zuzuschreiben, und so kann diese trotz seines Rückzugs erwartungsvoll in eine Zukunft mit außergewöhnlichen Schlagwerktalenten blicken. Schließlich wird im Wiener Konzerthaus auch der Zyklus »Percussive Planet« fortgeführt – u. a. mit seiner Schülerin und »Great Talent« Vivi Vassileva, die mit ihrem energetischen Spiel das Publikum schon öfter begeistert hat.

Noch ist Martin Grubinger aber nicht weg, am 30. Mai, also am Tag nach seinem 40. Geburtstag, wird er im Konzerthaus sein Wiener FarewellKonzert geben, das er aufgrund der großen Nachfrage am 31. Mai wiederholt. Wer die »Freund:innen und Weggefährt:innen« sein werden, die diesen besonderen Anlass mit ihm feiern, wird man erst am Abend erfahren. Dass Tränen fließen werden, ist aber jetzt schon sicher.

WUSSTEN SIE, DASS …

… Martin Grubinger durch seinen Vater zum Schlagzeugspielen kam? Martin Grubinger sen. unterrichtete am Mozarteum Salzburg.

… Martin Grubinger zunächst Drummer in einer Band, dann Orchestermusiker und erst danach Schlagzeugsolist werden wollte?

… Martin Grubinger auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und nach Konzerten den frühestmöglichen Flug nimmt, um möglichst bald wieder aus den Großstädten herauszukommen?

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KONZERTINFO

Di, 30/05/23 & Mi, 31/05/23, 19.30 Uhr · Großer Saal

Martin Grubinger & Friends

Martin Grubinger, Multipercussion, Moderation

Ferhan Önder, Ferzan Önder Klavier

The Percussive Planet Ensemble sowie weitere Freund:innen und Weggefährt:innen Multipercussion

Werke von Igor Strawinski, Rod Lincoln, Michel Camilo, Avner Dorman, Sting, Martin Grubinger sen., Astor Piazzolla, Martin Grubinger, Peter Eötvös, Jaco Pastorius u. a.

Das Konzert am 31.05.2023 ist eine Benefizveranstaltung zugunsten von CAPE 10. Beide Veranstaltungen sind bereits ausverkauft!

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