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Licht des Nordens

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Martin Grubinger

Martin Grubinger

Lisa Batiashvili präsentiert mit dem Violinkonzert von Jean Sibelius eines ihrer dezidierten Lieblingswerke

VON CHRISTIAN HEINDL

Es ist ein seit jeher gepflegtes und liebgewonnenes Spiel zwischen dem Wiener Publikum und den Interpret:innen: Kennt man sie nicht, wird zunächst meist skeptisch die Nase gerümpft. Hat man sie dann zum ersten Mal live erlebt, stellt sich nahezu immer die Liebe aufs erste Hören ein. Eine Liebe, die in gleich hohem Maß von den Künstler:innen retourniert wird. Zwischen Lisa Batiashvili und dem Wiener Konzerthauspublikum besteht diese Liebe spätestens seit 1996, als sie zum ersten Mal im Mozart-Saal mit Mozarts Violinkonzert D-Dur K 218 in Erscheinung trat. Oft war sie seither in unserer Stadt zu Gast und jeder ihrer Auftritte wurde zum Ereignis. Solokonzerte von Beethoven, Brahms (Doppelkonzert), Bartók, Schostakowitsch, Mozart, Haydn und Kammermusik standen im letzten Vierteljahrhundert auf dem Programm, darüber hinaus Werke aus ihrer georgischen Heimat.

Im Wiener Konzerthaus beeindruckte sie im Februar mit dem Royal Concertgebouw Orchestra unter dem Dirigat von Paavo Järvi mit einer hinreißenden Interpretation von Beethovens Violinkonzert, im Mai und Juni stehen zwei weitere Projekte bevor: Mit Stipendiat:innen der Lisa Batiashvili Foundation präsentiert sie eine Sonate von Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Werke des 22-jährigen Sandro Nebieridze und des 13-jährigen Tsotne Zedginidze, was spannende Gegenüberstellungen von Bekanntem und hierzulande noch nicht Erklungenem verspricht.

Davor steht Batiashvili mit einem ihrer Erfolgsstücke und einem Höhepunkt der spätromantischen Konzertliteratur auf der Bühne: Mit den Wiener Philharmonikern und Philippe Jordan spielt sie das Violinkonzert von Jean Sibelius, eines ihrer dezidierten Lieblingswerke. Und die Wienerinnen und Wiener? Sie dichteten der Musik aus den nordischen Ländern, und insbesondere der von Sibelius, oft das Image des »Düsteren« und »Tragischen« an. Dabei gibt es dieses wunderbare Gegenbeispiel des Violinkonzertes, das zwar auch seine Melancholie in Moll-Farben zu verströmen weiß. Aber von der versonnenen Erhabenheit des Stirnsatzes über das naturverbundene Idyll im Adagio bis zum (von Sibelius inoffiziell so bezeichneten) virtuosen »Danse macabre« des Finales umreißt es Akseli Gallen-Kallela (1865–1931): »Schlittschuhläufer am Ufer von Kalela«, 1896. Gallen-Kallela war mit Jean Sibelius befreundet und fertigte mehrere Porträts von ihm an einen unaufhaltsamen Weg von den dunklen Akzenten des Lebens bis zu einer, wenn man es so deuten mag, mitreißenden Apotheose des Lebens. Ohne Zweifel: Einmal mehr wird Lisa Batiashvili das Publikum davon überzeugen, dass Sibelius, der Komponist aus Hämeenlinna, nordisches Licht erstrahlen lässt.

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So, 28/05/23 & Mo, 29/05/23, 11.00 Uhr · Großer Saal

Wiener Philharmoniker · Lisa Batiashvili, Violine · Philippe Jordan, Dirigent

György Ligeti: Atmosphères; Jean Sibelius: Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47; Robert Schumann: Symphonie Nr. 2 C-Dur op. 61

Ticketbezug: https://konzerthaus.at/Content/Abonnements/Portr%c3%a4ts202223/LisaBatiashvili

So, 18/06/23, 19.30 Uhr · Mozart-Saal

Lisa Batiashvili & Freund:innen

Felix Mendelssohn Bartholdy: Sonate F-Dur für Violine und Klavier sowie ein Klaviertrio und Werke von Sandro Nebieridze, Tsotne Zedginidze u. a.

Ticketbezug: https://konzerthaus.at/Content/Abonnements/Portr%c3%a4ts202223/LisaBatiashvili

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