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Flamenco Nuevo

Der mit einem Latin Grammy dekorierte Gitarrenvirtuose José Fernández Torres alias Tomatito aus Andalusien revolutionierte mit Camarón de la Isla den Flamenco

VON MANFRED HORAK

Tomatito wurde mit nur 15 Jahren von Paco de Lucía und der Sängerlegende Camarón de la Isla entdeckt und gilt als einer der begnadetsten Gitarristen unserer Zeit. Das musikalische Vokabular des Flamenco hat Tomatito um Bestandteile aus anderen Genres wie Jazz, Rock, Blues und Bossa Nova erweitert und so der spanischen Musiktradition seit den 1980er Jahren zu neuem Schwung verholfen.

Tomatito, zu deutsch »das Tomätchen«, stammt aus einer Dynastie von Flamencogitarristen. Schon sein Großvater und sein Vater, beide El Tomate genannt, waren bekannte Musiker. »Mein Vater, der selbst Gitarre spielte«, so Tomatito im Interview, »brachte mich nach Málaga, denn in Almería gab es damals keine Lehrer. Ich begann im ›La Taberna Gitana‹ zu arbeiten, und dort gab es den Gitarrenlehrer Pedro Blanco. Er lehrte mich und zeigte mir alles, was er konnte, und so fing ich an, Gitarre zu spielen.«

Mittlerweile ist Tomatito 65, und tatsächlich wirkt er mit seiner dunklen Lockenmähne und dem sanftmütig-charmanten Lächeln gar nicht so viel älter als in seinen jungen Jahren als Begleitmusiker des Flamencosängers Camarón. Nach dessen frühem Tod entschied sich Tomatito für eine Solokarriere. Das war 1992. Seither veröffentlichte er 13 Solo-Alben, als letztes eine Einspielung des »Concierto de Aranjuez« (2019).

Auf die Frage, ob man Flamencomusik auch als »Fremder« erlernen könnte, meint Tomatito: »Auch Ausländer können Flamencogitarre lernen. Mit dem Gesang ist es komplizierter, aber die Gitarre ist universeller. Den Leuten, die Flamenco lernen wollen, rate ich, den Gitarrist:innen auf die Finger zu schauen, aber auch viel Cante (Gesang) zu hören. Notenlesen kann auch helfen.« Er selbst versuchte natürlich, seine Gitarrenkunst ständig zu verbessern. Ob ihm das gelinge, müssten andere beurteilen, so Tomatito, aber generell möchte er ständig neue Dinge lernen und sein Publikum damit überraschen.

Im Zusammenspiel mit seinen zumeist recht jungen Mitmusiker:innen wird Tomatitos gleichermaßen traditionsbezogene wie der Moderne gegenüber offene Haltung jedenfalls deutlich spürbar oder, wie er erklärt: »Was ich live in einem Konzert spiele, übe ich zu Hause nicht. Meine Bandmusiker:innen schätzen das sehr, da es für sie ebenfalls immer Überraschungen gibt und es so zu keinen Wiederholungen des Immergleichen kommt. Es wäre ja das einfachste, Abend für Abend dieselben Stücke gleich zu spielen.«

Vermutlich macht genau diese Haltung das Geheimnis seines Erfolgs aus: Dass der Stargitarrist, basierend auf Grundstrukturen von Liedern, sich alle Freiheiten für musikalische Überraschungen herausnimmt, um so Energie und Freude beim Live Spielen aufrecht zu erhalten.

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So, 07/05/23, 19.30 Uhr · Großer Saal

Tomatito y Grupo »Tournee 2023«

Tomatito & Cristy, Gitarre · Kiki Cortiñas & Morenito de Illora Gesang, Palmas · El Piraña, Percussion

Ticketbezug: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60135

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