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Orchester & Violine: Eine filmreife Freundschaft
Eine filmreife Freundschaft
Anne-Sophie Mutter ist eine der besten Geigerinnen. Und sie liebt Filme. Mit dem Dallas Symphony Orchestra interpretiert sie das für sie komponierte 2. Violinkonzert der Filmmusiklegende John Williams, mit dem sie freundschaftlich verbunden ist
VON GERALD STOCKER
Für mich geht es in diesem Stück vor allem um Anne- Sophie Mutter und um die Violine als Meisterwerk der Geigenbaukunst … letztlich wurde diese große Künstlerin selbst zu meiner Inspiration und Antriebskraft.
JOHN WILLIAMS über sein 2. Violinkonzert
Es mag auf den ersten Blick nicht den Anschein haben, aber das Genre Filmmusik und einer seiner wichtigsten Vertreter – John Williams – sind eng mit der klassischen Musik verbunden. Die Väter der Filmmusik Max Steiner und Erich Wolfgang Korngold, die ursprünglich in den »goldenen« 1930er-Jahren für den »Sound of Hollywood« verantwortlich zeichneten, kamen aus Wien und wuchsen ihrerseits im klassischen Musikumfeld von Gustav Mahler und Richard Strauss auf, mit denen sie auch intensiv Kontakt pflegten.
Nach ihrer klassischen Ausbildung traten sie aus unterschiedlichen Gründen ihren Weg nach Amerika an, um in weiterer Folge die Filmindustrie mit ihren Arbeiten nachhaltig mitzuprägen. Im Laufe der kommenden Jahrzehnte wurden auf dem Sektor der Filmmusik die symphonischen Kompositionen immer mehr von zeitgenössischer Musik wie dem Jazz oder dem Easy Listening verdrängt und die großen, traditionellen Studio-Orchester, die man sich bis dato noch leistete, Zug um Zug aufgelöst.
Erst Ende der 1960er-Jahre kam es zu einer Rückbesinnung auf orchestrale Filmmusik, die vor allem dem späteren Großmeister John Williams zu verdanken ist. Und auch dessen Wurzeln gehen auf die klassische Musik zurück. Was wären die Soundtracks von »Star Wars« oder »Indiana Jones« ohne Wagnerianische Leitmotivtechnik?
Darüber hinaus war Williams stets darauf bedacht, Suiten aus den einzelnen Filmen zusammenzustellen, die er später in den wichtigsten Konzertsälen weltweit selbst dirigierte. John Williams arbeitete im Laufe seiner langen Karriere mit wichtigen Orchestern wie gerade unlängst den Wiener und Berliner Philharmonikern, New York und Los Angeles Philharmonic sowie dem Boston Symphony Orchestra zusammen, das London Philharmonic Orchestra spielte einen Großteil seiner Soundtracks ein.
Wie wichtig Williams’ Musik auch für klassische Solist:innen ist, zeigt der Umstand, dass zum Beispiel Geigenvirtuose Itzhak Perlman (»Schindlers Liste«, »Die Geisha«) oder der Cellist Yo-Yo Ma (»Die Geisha», »Sieben Jahre in Tibet«) zu wichtigen Interpreten seiner Kompositionen zählen. Mit Anne-Sophie Mutter, für die er zahlreiche Adaptionen seiner Filmmusik für Violine erstellte und diese bei vielen Konzerten gemeinsam zur Aufführung brachte, verbindet Williams darüber hinaus eine lange Freundschaft.
Das virtuose Konzert für Violine und Orchester Nr. 2, das von AnneSophie Mutter angeregt und von John Williams als Zeichen seiner großen Verbundenheit komponiert wurde, erlebte seine Uraufführung 2021. Mit dieser Komposition ging für Anne-Sophie Mutter, wie sie selbst sagt, ein großer Traum in Erfüllung. Und Williams betont, dass seine Inspiration für dieses Stück ganz in der Person der Stargeigerin selbst liegt.
Lassen Sie sich verzaubern von der Magie dieser außergewöhnlichen Komposition, die als symphonisches Großwerk in vier Sätzen angelegt ist! Verschiedene Musikstile werden darin verarbeitet, von Jazz über Walzer bis hin zu Impressionismus, und jeder einzelne Satz besticht mit einer Fülle an Stimmungen, Kontrasten und musikalischen Nebenfiguren.
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Mi, 12/06/24, 19.30 Uhr · Großer Saal
Dallas Symphony Orchestra · Mutter · Luisi
Anne-Sophie Mutter, Violine
Fabio Luisi, Dirigent
Angélica Negrón: What keeps me awake · John Williams: Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 · Peter Iljitsch Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6 h-moll op. 74 »Pathétique«
Karten: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/61005
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