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Benjamin Bernheim
Ein Porträt des lyrischen Tenors aus Frankreich, dessen Stimme bisweilen mit der Luciano Pavarottis verglichen wird. Er selbst begreift sich als musikalischer Geschichtenerzähler. Mit seinem klangfarbenreichen Gesang ist er nun erstmals im Großen Saal zu erleben
VON ANNA SCHORS
Begonnen hat Bernheims musikalische Reise schon im zarten Alter von elf Jahren. Als Chorknabe am Genfer Konservatorium schnupperte er bei einer Aufführung von Leoncavallos »Pagliacci« im Grand Théâtre de Genève zum ersten Mal Bühnenluft und erkannte instinktiv: Hier ist mein Platz.
Es folgten lange Jahre der Ausbildung am Konservatorium in Lausanne und erste professionelle Gehversuche im Studio des Opernhauses Zürich, wo er 2010 ins Ensemble aufgenommen wurde. Dort schulte er Stimme und Schauspielhandwerk zunächst in Nebenrollen wie jener des Spalanzani in »Hoffmanns Erzählungen« und des Narraboth in »Salome«, gab mit Rodolfo in Puccinis »La Bohème« aber auch seine erste Hauptrolle zum Besten. 2012 debütierte er bei den Salzburger Festspielen unter William Christie in Mozarts »Il re pastore«.
So stieg sein Komet langsam, aber stetig. Inzwischen ist er regelmäßiger Gast an renommierten Häusern wie der Opéra national de Paris und der Wiener Staatsoper. Erst 2022 gab er mit dem Herzog von Mantua sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York.
Stimmlich und musikalisch ist der gebürtige Pariser vor allem in der französischen Romantik zuhause. Die zögerlich-zaudernden Denker und verzweifelt liebenden Helden wie Massenets Werther oder Gounods Roméo, aber auch die träumerischen Mélodies von Duparc und Berlioz veredelt er mit großer Eleganz in der Phrasierung sowie mit verblüffender Textverständlichkeit. Wer so frei ist in seinen gesangstechnischen Möglichkeiten wie Benjamin Bernheim, ist es eben auch in der künstlerischen Gestaltung.
Bernheim ist seit 2019 beim traditionsreichen Label Deutsche Grammophon unter Vertrag. Im selben Jahr erschien sein erstes Album »Benjamin Bernheim« – eine Sammlung besonders schöner sowie schwieriger Tenor-Arien und Visitenkarte seines sängerischen Könnens. Sein zweites Album erforscht indes die enge Beziehung zwischen der italienischen Oper und der Weltstadt Paris (um dem Geschmack des tonangebenden Pariser Publikums gerecht zu werden, ließen zahlreiche italienische Komponisten des 19. Jahrhunderts ihre Werke dort auf Französisch aufführen): Unter dem Titel »Boulevard des Italiens« hat Benjamin Bernheim Arien von Verdi, Donizetti, Puccini, Cherubini und Mascagni in seiner Muttersprache eingesungen. So trifft italienisches Drama auf französische Finesse. Sein 2024 erschienenes Album »Douce France«, das in Zusammenarbeit mit der Pianistin Carrie-Ann Matheson entstanden ist, widmet sich der langen Tradition französischer Liedkunst, indem es auf reizvolle Weise romantische Klavierlieder von Chausson, Berlioz & Co mit Chanson-Klassikern von Jacques Brel und Charles Trenet kombiniert.
Auch außerhalb des Tonstudios erforscht Benjamin Bernheim Gefilde jenseits des Opernrepertoires, so gab er etwa im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses, bei den Salzburger Festspielen, beim Verbier Festival, am Münchner Prinzregententheater und am Théâtre des Champs-Elysées Liederabende, für die er von Presse und Publikum vor allem für seine Natürlichkeit und unprätentiöse Bühnenpräsenz gelobt wurde. Wer so atemberaubend schön singen kann wie Benjamin Bernheim, hat eben keine große Show nötig. Es reichen der Wohlklang seiner Stimme und die Anmut seines Ausdrucks, um allen, die ihm zuhören, Welten der unverfälschten Klangpoesie zu bescheren.
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Do, 14/11/24, 19.30 Uhr · Großer Saal
Benjamin Bernheim Tenor · Hélio Vida Klavier
Arien und Lieder von Hector Berlioz, Henri Duparc u. a.
Karten unter: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/61731