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Musikreisen

Starke Stimmen und wichtige Botschaften – das eint die international gefeierten Künstlerinnen Lila Downs, ZAZ und Melody Gardot, die im Herbst im Wiener Konzerthaus gastieren. Auf den Spuren ihrer Musik begeben wir uns auf eine kleine Reise um die Welt.

VON BARBARA ALHUTER

1. Station: Mexiko

Lila Downs

© liladowns.com

Die Sängerin Lila Downs ist ein Superstar in ihrer Heimat. Fernab Mexikos erlangte sie zunächst durch ihre Mitwirkung und den Song »Burn It Blue« im Biopic »Frida« über die mexikanische Malerin Frida Kahlo Bekanntheit. Mit dem Album »Una Sangre« (2004) gelang ihr der internationale Durchbruch. Heute ist sie mit einem Stern auf dem Walk of Fame verewigt. Ihr Erfolgsrezept: Sie kombiniert traditionelle mexikanische Musik mit Pop, Jazz, Folk und Hip-Hop. Zu ihren künstlerischen Partner:innen zählen Caetano Veloso, Santana und Norah Jones ebenso wie Wynton Marsalis und sein Jazz At Lincoln Center Orchestra. Ob bei Cover-Versionen wie »This Land is Your Land«, Eigenkompositionen oder Volksliedern wie »La Cucaracha«: Lila Downs verknüpft sozialkritische Texte mit tänzerischen Melodien. Als Tochter einer mixtekischen Mutter und eines schottisch-amerikanischen Vaters tritt sie mit Liedern wie »La Línea« gegen die soziale Benachteiligung indigener Volksgruppen, die prekäre Lage von Migrant:innen auf und setzt sich für die Gleichstellung der Geschlechter ein. Nicht zufällig singt Lila Downs auf Englisch, Spanisch und in indigenen mexikanischen Sprachen, darunter Mixtekisch, Zapotekisch und Nahuatl. In einem Interview erläuterte die sechsfache Latin-Grammy-Preisträgerin: »In unserem Land traut man sich nicht zu sprechen. Ich hoffe, dass meine Musik zur Diskussion über Gerechtigkeit ermutigt.« Lila Downs gibt den unterschiedlichen Kulturen eine Stimme und eine Bühne – mit ihren neun preisgekrönten Alben, ihren schwungvollen Konzerten und ihrem Engagement. Anfang Oktober erfüllt sie den Großen Saal bei ihrem Konzerthaus-Debüt mit einem genialen weltmusikalischen Crossover, geprägt vom Credo: »Hier bin ich und dafür lebe ich!«

2. Station: Frankreich

ZAZ

© Yann Orhan

Von Mexiko führt die musikalische Reise nach Europa: »ZAZ hat eine starke natürliche Anziehungskraft, kann alles singen und dringt direkt zu deiner Seele durch«, so Charles Aznavour über Isabelle Geffroy aka ZAZ. Sie ist Frankreichs bekannteste Stimme des Nouvelle Chanson. Häufig wird sie in einem Atemzug mit Edith Piaf und Ella Fitzgerald genannt. Im Herbst 2021 ist mit »Isa« (betitelt nach der Kurzform ihres bürgerlichen Namens) ihr fünftes Album erschienen,

das sie neben Hits wie »Je veux«, »On ira« und »Qué vendrá« bei ihrer »Organique Tour« im Wiener Konzerthaus präsentiert. Sowohl der Album- als auch der Tour-Titel geben einen Hinweis darauf, worum es der Sängerin, deren Künstlername das Alpha und Omega symbolisiert, geht: um die Rückbesinnung auf das Wesentliche. Bereits vor der pandemiebedingten Pause zog sich die vielfach ausgezeichnete Französin von der Bühne zurück. Mit »Isa« zeigt ZAZ, dass sie nicht nur Meisterin der musikalischen bonne humeur ist. Sie singt über Umweltschutz und das Recht auf Bildung, für die sie sich u. a. mit ihrer Stiftung Zazimut oder der Pariser Organisation Colibri engagiert. »Wenn es eine Zukunft geben soll, werden wir sie selbst schreiben müssen, mit der Tinte unserer Entscheidungen«, singt sie in »Imagine«. Die folkig-poppigen Chansons von »Isa« bergen eine Vielzahl intimer Momente: Indem ZAZ nachdenklich-melancholische Anklänge (wie in »Les jours heureux« oder »Comme tu voudras«) mit der für sie typischen Lässigkeit und mitreißenden Lebensfreude verbindet (u. a. in »Exister« und »De couleurs vives«), vermittelt sie positive Energie und gute Laune. Und da das Konzert Teil unseres neuen Formats der »Stehkonzerte« ist, darf auch nach Lust und Laune getanzt werden.

3. Station: USA

Melody Gardot

© melodygardot.co.uk

Wenige Tage später geht es über den Großen Teich nach New Jersey, dem Geburtsort der Singer-Songwriterin Melody Gardot, die am 30. Oktober ebenfalls ihr Konzerthaus-Debüt gibt. Ihre Musik changiert zwischen Jazz, Pop, Rock, Blues und Chanson und weiß auch brasilianisches Flair zu verbreiten. »Melody Gardot singt mit einem der schönsten und erotischsten Vibratos der Gegenwart«, so Der Spiegel über die gerne mit Billie Holiday, Nina Simone und Peggy Lee verglichene US-Amerikanerin. Nach einem schweren Verkehrsunfall musste sie für eine lange Zeit im Krankenhaus liegen. Sie begann sich für Jazzgesang als Teil einer Musiktherapie zu interessieren und lernte Gitarre. Mit 19 Jahren entschied sie sich bewusst für eine Musikkarriere, kurze Zeit später folgte ihr Debütalbum. Ihr Album »Sunset in the Blue«, veröffentlicht im Oktober 2020, ist ein Kind seiner Zeit: Im (ersten) Lockdown entstand u. a. die Single »From Paris with Love« mit dem virtuellen, von ihr organisierten Global Digital Orchestra. Nachdem der Vorgänger »Currency of Man« (2015) politisch inspiriert war, handelt »Sunset in the Blue« von der Liebe. Es ist ein musikalischer Tribut an die »eine große Familie«: an Künstler:innen aller Sparten sowie an den Geist des Zusammenhalts – entstanden in Zeiten der pandemiebedingten Isolation. Für »Sunset in the Blue«, in dem Gardot Arrangements von Klassikern wie »Moon River« und »You Won’t Forget Me« mit eigenen Werken vereint, arbeitete sie mit dem Jazzmusiker und Arrangeur Vince Mendoza, dem Trompeter Till Brönner, dem Fado- Sänger António Zambujo und dem mehrfach Grammy-prämierten Songwriter Jesse Harris zusammen. Das Albumcover ziert ein aquamarinblaugoldenes Gemälde der zeitgenössischen US-amerikanischen Malerin Pat Steir. Und wenn Melody Gardots samtig-rauchige Stimme englische, französische und portugiesische Texte intoniert, scheint die Musik ins Unendliche zu fließen. »Sunset in the Blue« vermittelt ein Lebensgefühl, das Ende Oktober nicht willkommener sein könnte!

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04/10/22, Di, 19.30 Uhr · Großer Saal

Lila Downs: Gesang & Band

Karten: konzerthaus.at/konzert/eventid/59755

Auftakt zum Zyklus World: konzerthaus.at/2223WO

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27 & 28/10/22, Do & Fr, 19.30 Uhr · Großer Saal

ZAZ »Organique Tour«

Karten: konzerthaus.at/konzert/eventid/59693

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30 & 31/10/22, So & Mo, 19.30 Uhr · Großer Saal

Melody Gardot »Sunset in the Blue«

Auftakt zum Zyklus Jazz: konzerthaus.at/2223JAZ

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