3 minute read

The Clayton-Hamilton Jazz Orchestra

Von süß bis bissig – die Hammondorganistin Akiko Tsuruga und das Clayton-Hamilton Jazz Orchestra feiern den Swing

VON MIRIAM WEISS

Frauen an die Orgel! Genauer gesagt: an die Hammondorgel! Mit diesem eigenwilligen, nach seinem Erfinder Laurens Hammond benannten Instrument, das ausgehend von der Gospel-Musik seinen Siegeszug im Jazz und in weiteren populären Stilen wie Rhythm and Blues, Soul, Funk und Reggae antrat, gingen berühmte Organistinnen in die Jazzgeschichte ein bzw. schreiben diese fort: Ethel Smith, Organistin der ersten Stunde, brachte 1944 ihren legendären Cover-Hit »Tico-Tico« heraus. Shirley Scott bildete ein berühmtes Duo mit ihrem Ehemann, dem Tenorsaxophonisten Stanley Turrentine. Rhoda Scott (nicht mit Shirley verwandt) wurde von Count Basie entdeckt, ist für ihr Barfuß-Spiel auf dem Orgelpedal berühmt und tritt immer noch mit ihrem kraftvollen Hammondsound auf. Die gebürtige Münchnerin Barbara Dennerlein gilt als eine der wichtigsten Hammmondorganist:innen ihrer Generation.

In diese illustre Damenriege reiht sich die Japanerin Akiko Tsuruga ein. Tsuruga stürzte sich in den 2000er-Jahren in die New Yorker Jazzszene, spielte mit Größen wie Jimmy Cobb, Grady Tate und Lou Donaldson und etablierte sich schnell auf dem internationalen Jazzparkett. Mit dem 2021 verstorbenen Hammondorganisten Dr. Lonnie Smith hatte Tsuruga einen berühmten Mentor, der ihr ein poetisches Lob aussprach: »Akiko’s playing is like watching a flower blooming, a bird spreading her wings in the music world. Akiko is here to stay.«

Sie kann auf zahlreiche Albumveröffentlichungen sowohl in den USA als auch in Japan zurückblicken. Tsuruga swingt und groovt, dass es eine wahre Freude ist. Stets mit buchstäblich vollem Körpereinsatz – das Bedienen von zwei Manualen und Pedalklaviatur auf der Orgel ist eine koordinative Meisterleistung! –kitzelt die Japanerin den süßen bis bissigen Sound aus ihrer Hammond heraus, wobei sich ihre Spielfreude auf ihre Mitmusiker:innen und auf das Publikum überträgt. Mit Jazzschlagzeuger Jeff Hamilton spielt sie seit vielen Jahren in einer Formation, zu der kürzlich der Gitarrist Steve Kovalcheck stieß. Auch Hamilton schätzt ihre positive Energie und Fröhlichkeit: »Akiko plays her personality … intense, positive, energetic and joyous.« Da lag es nahe, dass er und sein langjähriger musikalischer Weggefährte, der Kontrabassist John Clayton der dynamischen Künstlerin auf der Galabühne samt Big Band den roten Teppich ausrollen.

The Clayton-Hamilton Jazz Orchestra
@ Luis Andrew

Im Jahr 1986 von Jeff Hamilton, John Clayton und dessen 2020 verstorbenem Bruder Jeff Clayton (Saxophon) gegründet, zählt das Clayton-Hamilton Jazz Orchestra (kurz CHJO genannt) zu den Spitzenformationen im Big-Band-Jazz. Dass die Hammondorgel früh zum guten Ton traditioneller Big-BandBesetzungen gehörte, lag sicherlich auch an einem ihrer prominenten Käufer: In den 1930er-Jahren sicherte sich Count Basie eine der ersten und war damit regelmäßig zu hören. Da die drei Chefs des CHJO während der 1970er- und 1980er-Jahre durch Basies Schule gingen und zu unterschiedlichen Zeiten in seiner Big Band engagiert waren, versteht es sich von selbst, dass das schwergewichtige Instrument nun auch in ihrer Band einmal die Hauptrolle spielen darf.

Gemeinsam mit Tsuruga bestreitet das CHJO seine aktuelle EuropaTournee und macht mit seinem fabelhaft swingenden Big-Band-Jazz auch Station im Wiener Konzerthaus, wo die Formation seit 2005 regelmäßig zu Gast ist.

:::::::::::::::::::::::::::::::::

KONZERTTIPP

10/10/23

Di, 19.30 Uhr · Großer Saal

The Clayton-Hamilton Jazz Orchestra feat. Akiko Tsuruga
»Jazz Power & Soul«

Jeff Hamilton Schlagzeug, Leitung
John Clayton Kontrabass, Leitung
Akiko Tsuruga, Hammondorgel

Karten:
https://konzerthaus.at/konzert/eventid/60610

This article is from: