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The Art of Piano

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Marisa Monte

Marisa Monte

Brad Mehldau zelebriert die poetischen Momente der Musik, ganz gleich, in welchem Genre er sich bewegt. Nun ist der Pianist mit drei Konzerten zu Gast, die einen Querschnitt seines Schaffens zeigen

VON MIRIAM WEISS

Bach und Beatles, Dur und Moll, formalistische Strenge und freie Improvisation – wie geht das zusammen? Gerade dort, wo dieses diffus schimmernde Zwielicht entsteht, wenn musikalisch vermeintlich Unvereinbares aufeinandertrifft, hält sich Brad Mehldau am liebsten auf. Der Pianist, dessen Diskographie genauso üppig gefüllt ist wie sein Konzertkalender, gilt heute als eine der einflussreichsten Stimmen des zeitgenössischen Jazz.

Im Gespräch mit Rick Beato, der zahlreiche Interviews mit Größen aus Rock, Pop und Jazz auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht, bezeichnete sich Mehldau rückblickend als »jazz snob«, der als junger Musiker alles, was kein Jazz war, links liegen ließ. Mit der Weisheit des erfahrenen Musikers blickt er heute auf diese Zeit zurück. »I think, the thing of being a snob for a while is that you need to see, why something is so great«, lautet seine Erkenntnis daraus.

Längst hat sich Mehldau von dieser Haltung distanziert und er, der die klassische Klavierliteratur genauso aufgesogen hat wie die komplette Jazzhistorie, der sich für Nirvana und Radiohead begeistert und schon immer die Beatles verehrte, kreiert nun aus all diesen Einflüssen sein sich ständig erweiterndes »personal songbook«. Spielend bewegt er sich durch den Jazzkanon, komponiert Bach-Präludien weiter, interpretiert Beatles-Nummern als intime Klavierminiaturen und lässt keinen Zweifel daran, dass Grunge-Rock eigentlich eine Erfindung vom Blues gezeichneter Romantiker war.

In der aktuellen Saison präsentiert Mehldau in drei Konzerten unterschiedliche Facetten seines Schaffens. Das erste Konzert im Oktober 2024 bestreitet er im Trio, derjenigen Formation, innerhalb der er zu einem der ausdrucksstärksten Pianisten des zeitgenössischen Jazz heranreifte. Mit der umfassenden Sammlung »The Art of the Trio« legte Mehldau zwischen 1996 und 2001 nicht nur eine beeindruckende Werkschau seiner Arbeit vor, sondern setzte auch neue Maßstäbe für das Spiel in dieser kammermusikalischen Besetzung. Während Larry Grenadier von den 1990er-Jahren bis heute Kontrabassist in Mehldaus Trio ist, folgte auf Jorge Rossy in den 2000er-Jahren schließlich Jeff Ballard am Schlagzeug. Für seine aktuelle Triobesetzung konnte Mehldau Rossy erneut gewinnen. Zudem hat er mit dem Dänen Felix Moseholm einen aufstrebenden jungen Kontrabassisten engagiert, der als Sideman von Samara Joy gerade für Furore sorgt. Mit diesem neuen Trio gastiert Brad Mehldau nun zum ersten Mal in Österreich.

Im Frühjahr 2025 kehrt Mehldau mit einem seiner aktuellen Soloprojekte zurück, »Après Fauré«, das sich im Spannungsfeld zwischen Komposition und Improvisation bewegt. Einer Auswahl von Gabriel Faurés Nocturnes stellt er dabei seine eigenen, von Fauré inspirierten Kompositionen gegenüber. Im letzten der drei Konzerte wird Mehldau im Juni 2025 mit Joshua Redman auftreten, seinem Freund und langjährigen musikalischen Gefährten. Neben Christian McBride und Brian Blade war Mehldau in den 1990er-Jahren Teil von Redmans Band, mit der der Saxophonist sein erstes unter eigenem Namen veröffentlichtes Album »MoodSwing« (1994) einspielte, das heute ein Klassiker ist. Im Duo begegnen sich Redman und Mehldau als zwei Giganten auf Augenhöhe, deren inspirierte musikalische Dialoge zum Erlesensten gehören, was diese intime Besetzung zu bieten hat.

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Mo, 21/10/24, 19.30 Uhr · Großer SaalBrad Mehldau TrioBrad Mehldau KlavierFelix Moseholm KontrabassJorge Rossy Schlagzeug

Karten:https://konzerthaus.at/konzert/eventid/61694

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Do, 20/03/25, 19.30 Uhr · Mozart-SaalBrad Mehldau»Après Fauré«Brad Mehldau Klavier

Werke von Gabriel Fauré und Brad Mehldau

Karten:https://konzerthaus.at/konzert/eventid/61941

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Mi, 18/06/25, 19.30 Uhr · Großer SaalJoshua Redman & Brad MehldauJoshua Redman TenorsaxophonBrad Mehldau Klavier

Karten:https://konzerthaus.at/konzert/eventid/62209

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